Kapitel 3
Bis zum Abend überlegen Luna und Sophie, was es mit dem Lied auf sich haben könnte. Sie haben nach Pferden gesucht und zufällig andere Musikstücke auf dem MP3-Player angehört, auf dem sich neben einigen anderen Liedern größtenteils nur Rauschen befindet.
Jetzt sitzen die Beiden mit knurrenden Mägen in der Pausenhalle.
"Ich hab' Hunger."
"Ich auch. Wir müssen etwas zu essen finden."
"In der Stadt waren wir schon überall, die Physiksäle und der Pausenverkauf sind abgeschlossen, aber vielleicht sollten wir mal in den Jungs- und Lehrerklos nachschauen.", schlägt Luna vor.
Sophie zweifelt: "Ja, aber als ob das Essen wirklich auf der Toilette ist."
Als sie ankommen, stellt sich heraus, dass Luna tatsächlich Recht hatte. Auf dem Fensterbrett des Lehrerklos stehen zwei Brotzeitboxen. Bei näherem Betrachten erkennen sie auf einer von ihnen ein "L" und auf der anderen ein "S". Also sind sie wohl für sie vorgesehen und keine von anderen Menschen, die sie vergessen haben.
"Denkst du, man kann das essen?"
"Ich vermute schon, er kann uns ja nicht verhungern lassen. Sollen wir probieren?"
"Ja, okay."
Jede öffnet ihre Box, in Lunas ist ein Salamisandwich mit Gurken, in Sophies ein Salat-Käse-Brot.
"Oha, woher weiß er, dass ich Vegetarierin bin?", fragt Sophie.
"Ich weiß nicht, aber ich mag ja auch Salami und Gurken."
"Das ist gruselig und garantiert kein Zufall. Der Typ stalkt uns."
"Egal, wir können nichts machen. Lass einfach essen."
Bevor sie den ersten Bissen nehmen, schauen sie sich noch einmal zweifelnd in die Augen. Zu ihrem Glück ist es nicht vergiftet, sondern schmeckt sogar erstaunlich gut.
Nach dem Essen bemerkt Luna: "Ich bin voll müde."
Sophie stimmt gähnend zu: "Ja, lass dann schlafen gehen und morgen weitermachen."
Also machen sie es sich in der Physik-Vorbereitung so gemütlich wie nur möglich, da sie sich dort irgendwie am sichersten fühlen.
Am nächsten Morgen frühstücken sie Rührei, welches sie wie am Tag zuvor in ihren Boxen gefunden haben. Dabei kommt ihnen eine Idee: In Neuburg gibt es vor einem roten Tor, welches in die Altstadt führt, einen Graben. Vielleicht hat es etwas damit zu tun. Sogleich machen sie sich auf den Weg.
"Und jetzt? Sollen wir da etwa runter?", fragt Luna, als sie angekommen sind. Der Graben ist tiefer als sie ihn in Erinnerung hatten. Ohne Leiter werden sie sicher nicht herunterkommen. Und man darf auch nicht vergessen, dass es vielleicht eine falsche Spur ist und das Rätsel gar nichts damit zu tun hat.
"Gibt es vielleicht in der Physik-Vorbereitung eine Leiter?"
"Oder zumindest etwas, woraus wir eine bauen können?"
"Lass mal nachschauen gehen."
Zu ihrer Enttäuschung finden sie dort leider keine Leiter. Aber viele Schnüre, mit welchen ihr Physiklehrer Longitudinalwellen erzeugt hat. Diese könnte man eventuell zusammenknoten, sodass ein dickes Seil entsteht, an welchem eine die andere abseilen könnte.
"Das müsste funktionieren.", sagt Sophie, "Hilf mir mal alle Schnüre zu sammeln."
Luna beginnt sogleich in allen Schänken zu suchen, während ihre Freundin die Seile aneinanderknotet.
Mit dem fertigen Seil begeben sie sich zurück zum Graben.
"Ich mache es dann.", erklärt sich Luna bereit.
Sophie stellt sich breitbeinig, um eine standfeste und stabile Position zu erlangen an den Rand des Grabens.
"Halt aber gut fest.", sagt Luna bevor sie beginnt an den verknoteten Seilen hinunterzuklettern.
,,Natürlich.", versichert ihr Sophie.
Nach einigen Minuten springt Luna auf den Boden und schaut sich danach genauer im Graben um, sofern es die Dunkelheit zulässt. Auf einmal entdeckt sie eine kleine Box, so wie sie sie aus Kreut kennt. Schnell begibt sie sich in ihre Richtung und steckt sie in ihre Jackentasche. ,,Zieh mich wieder hoch!", befielt sie Sophie.
Doch diese stößt plötzlich einen Schrei aus. Luna bemerkt nur, wie sie das Seil nach unten fallen lässt und dann vor etwas wegrennt. Besorgt bleibt sie im Graben zurück.
Sophie rennt währenddessen vor einer Taube weg, die sie gerade attackiert hat. Es handelt sich um eine etwas größere, aber an sich gewöhnliche graue Stadttaube. Sophie vermutet bereits, dass das nicht ganz normal ist und dass Peter da seine Hände im Spiel hat. Hoffentlich kann sich dieses Tier aber nicht verwandeln, wie der Hund letztes Mal in einen Werwolf.
Panisch rennt Sophie weiter durch die Gegend und versucht die Taube abzuhängen. Doch diese fliegt ihr weiterhin mit einem konstanten Tempo hinterher und scheint im Gegensatz zu ihr nicht müde zu werden.
Schließlich schafft es Sophie, sich in einen kleinen Spalt zwischen zwei Häusern zu drängen und die nun an ihr vorbeifliegende Taube loszuwerden.
Schleunig macht sie sich auf den Weg zurück zu Luna.
"Bist du noch da unten?", schreit sie ihr zu als sie an der Stelle ankommt, an der sie zuvor gestanden hat.
Von unten hört sie ein Schluchzen, gefolgt von einer Zustimmung.
"Weinst du?", fragt Sophie und Luna erklärt darauf, dass sie sich Sorgen gemacht habe, als ihre Freundin das Seil fallen und sie alleine unten im Graben gelassen hat.
Sophie erklärt ihr, was passiert ist und kann sie trösten, nachdem sie zurück an der Oberfläche ist. Nach einer Umarmung beschließen sie die Rätselbox zu öffnen.
Darin befindet sich ein Zettel mit einem kurzen Text: "Schön, Mädels, dass ihr das auch herausgefunden habt. Super. Viel Spaß noch!" Am Rand steht eine kleine ,,49".
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