5「Sehyoon」
"Bist du noch sauer auf mich?", fragte Byeongkwan, überrascht sah ich ihn an. "Warum sollte ich sauer auf dich sein?".
"Ich hab dich einfach sitzen lassen, bin abgehauen ohne dir überhaupt die Möglichkeitzu geben, es zu verstehen.", antwortete er, als er sich neben mich auf die Couch fallen ließ.
Ich sah ihn einen Moment an, als ich den großen Becher annahm, der mit einem Deckel und Strohhalm verschlossen war. Er selbst hatte einen kleineren, wahrscheinlich mit etwa halb so groß.
"Du hattest deine Gründe, und ich kann dich verstehen, weshalb du es gemacht hast. Ich bin manchmal einfach überfürsorglich, worunter du wahrscheinlich auch oft leiden musstest.", gab ich zu, lächelte ihn an. "Ich bin froh dass wir darüber reden können, wirklich, und wenn ich dir helfen kann dann-", sagte ich brach jedoch ab, als Byeongkwan heftig anfing zu husten, als er einen Schluck aus dem Becher trank. Sofort klopfte ich mit der flachen Hand auf seinen Rücken, sodass er sich relativ schnell wieder fing.
Angeekelt verzog der Grauhaarige das Gesicht, wodurch seine nun spitzen Eckzähne zum Vorschein kamen. "Alles gut?", fragte ich, sah erst zum Becher, dann wieder zu Byeongkwan. "Ich glaub ich will gar nicht wissen was das hier ist.", murmelte er, stellte den Becher auf den Tisch. "Hat Hanse mir mitgegeben, er meinte ich solls probieren und schauen ob es wirkt.", sagte er, seufzte dann enttäuscht: "Das werde ich nie im Leben auf Dauer trinken.".
Mitfühlend sah ich ihn an, hielt ihm dann meins hin: "Du kannst auch-". "Das wird nichts bringen, Sehyoon...", murmelte er mit einem kurzen Seitenblick auf mich. Seufzend lehnte er sich zurück und zog die Knie an seinen Körper. "Ich hasse es, warum kann ich nicht einfach normal sein?".
"Du bist normal, Kwannie, und sonst, was ist mit mir? Du hast mein Blut schon einmal getrunken, daher sollte es doch eigentlich funktionieren, dass du für eine Zeit wieder menschlich bist.", überlegte ich, Byeongkwan sah mich mit großen Augen an, wandte den Blick jedoch schnell wieder ab. "Das geht nicht, Sehyoon. Ich sollte nichts machen wovon er nicht Bescheid weiß, und ich will nicht, dass er weiß, dass wir wieder Kontakt haben. Er wird herausfinden, dass ich Vampirblut getrunken habe, und dann holt er mich ab.", erklärte er.
"Du darfst nichts machen wovon er nicht weiß, aber gleichzeitig willst du mich vor ihm geheim halten? Byeongkwan, selbst wenn er herausfindet, dass du meins getrunken hast, was sollte er denn machen, du musst nunmal einen Weg finden deine menschliche Gestalt zu behalten.", erwiderte ich, legte zwei Finger an sein Kinn und drehte sein Gesicht zu mir. "Du kannst so nicht einmal rausgehen. So sehr ich es hasse, das zu sagen, wir müssen einfach warten bis Hanse eine Lösung findet, und bis dahin musst du so klarkommen. Ich habe kein Problem damit, mein Blut abzugeben.", sagte ich noch, als er sich neben mich auf die Couch kniete. "Ist das wirklich okay?", fragte er noch einmal, ich nickte. Byeongkwan zeigte auf meinen Schoß. "Darf.. ich?", fragte er nun mit verunsicherter Stimme, wieder nickte ich, also setzte er sich auf meinen Schoß.
Einen Moment schaute ich ihn wie gebannt an, die leichte Röte auf seinen Wangen, bis er leicht den Blick abwandte. "Schau mich nicht so an, Sehyoon...", murmelte er, ich lächelte und senkte meinen Blick. Er war schon immer so gewesen, wollte nicht, dass man ihn ansah, und dass ihm vieles unangenehm war. Als Byeongkwan sich vorbeugte und ich seinen Atem an meinem Hals spürte, bekam ich Gänsehaut, automatisch kamen die Erinnerungen an unsere Beziehung hoch. Würde es je wieder so werden?
Nur wenige Augenblicke später fuhr ein stechender Schmerz von meinem Hals aus durch meinen Körper. Ich konnte die noch immer andauernde Unsicherheit Byeongkwans förmlich spüren, also legte ich eine Hand auf seinen Rücken und flüsterte: "Halt dich nicht zurück, Kwannie, es ist alles gut.". Nur Sekunden später schlang Byeongkwan seine Arme um meinen Hals und begann gierig zu schlucken. Dass er dadurch seinen Körper fest an meinen presste, ließ mich etwas rot werden. Einige Augenblicke schloss ich meine Augen, um den aufkommenden Schwindel zu unterdrücken, da vibrierte Byeongkwans Handy. So gut es eben ging, schaute ich auf den Bildschirm des Handys, das neben mir lag. Ich biss die Zähne zusammen, als ich Hanses Namen sah.
'Deine Werte gehen hoch, was ist bei dir los?'.
Als ich die Nachricht las, klopfte ich leicht auf Byeongkwans Rücken. "Byeongkwan, ich glaube..", murmelte ich, da ließ der Grauhaarige bereits von mir ab. "Ich sagte doch, er wird das herausfinden.", meinte er nur, als irgendetwas leise anfing zu Piepen, lächelte mich dann an. "Danke, Sehyoon, aber mach dir keine Sorgen um mich, ich habs mir selbst eingebrockt.".
Bevor ich fragen konnte, was er meinte, ertönte der Klingelton seines Handys. Ohne ein Wort stand Byeongkwan auf und ging ran.
"Nein, es ist alles gut... Ja, habe ich... ich weiß.", sagte er. Leider konnte ich nicht verstehen was Hanse sagte, doch Byeongkwan ging hin und her, biss sich immer wieder auf die Lippe. Er war verdammt nervös. "Nein, es hört niemand mit.", murmelte er, schaute mich kurz an, wandte dann den Blick ab, doch dass der Grauhaarige von der Gesichtsfarbe gerade einer Tomate glich, übersah ich nicht.
"Ich weiß, dass ich das nicht tun soll, aber- ja, habe verstanden, ich bin auf dem Weg. Wie bitte? Nein, du musst nicht herkommen, ich fahre sofort- Ja, ist okay, ich warte.". Mit diesen Worten legte er wieder auf, seufzte dann. "Wie konnte er das herausfinden?", fragte ich, und er zeigte mir sein Handgelenk. Erst jetzt fiel mir das dünne Armband auf, dass um seinem Handgelenk lag.
"Das ist ein hochmodernes Armband, das direkt mit dem Hauptquartier verbunden ist, oder wie jetzt, mit Hanse. Da wird alles aufgezeichnet, mein Puls, meine Aktivität, ob ich schlafe oder nicht und noch einiges mehr. Wenn einige der Werte zu hoch sind, dann weiß er direkt Bescheid.", erklärte er. "Und nein, ich kanns nicht abnehmen, leider.".
"Und was hat er jetzt vor?", fragte ich nun besorgt, doch Byeongkwan wandte sich nur ab und zuckte die Schultern.
"Wahrscheinlich hält er mir ne Standpauke oder so, mach dir keine Sorgen. Ich mache mich fertig. Und danke, Sehyoon, wirklich.", sagte er und verschwand nach oben.
Nur wenig später stand er in der typischen Uniform wieder neben mir, stopfte sein Oberteil in die Hose, schnallte den Gürtel etwas enger und knöpfte dann den letzten Knopf seines Hemdes zu.
Es dauerte nicht lange, bis ein Sportwagen vor dem Haus hielt, und Byeongkwan die Tür öffnete. Hanse musterte Byeongkwan, ein kurzes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, dann sah er mich.
"Du bist wieder da.", stellte er kühl fest. "Lass uns einfach fahren.", sagte Byeongkwan, fügte dann ein "Bis später." an mich gerichtet hinzu und folgte dem Schwarzhaarigen dann zum Auto und ließ mich allein zurück.
Ich hatte ein ungutes Gefühl dabei, Byeongkwan einfach gehen zu lassen, doch Hanse würde ihm hoffentlich nicht weh tun.
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