93. Kapitel
Triggerwarnungen: Schimpfwörter.
Drei Tage bis zur College-Party.
Askan
„Wie sieht der genaue Plan aus?", möchte Clarins wissen. „Wir müssen ja wohl irgendetwas tun, um die Mädchen zu schützen."
„Ich würde vorschlagen, dass Otilia den Köder spielt", meldet sich Cadi zu Wort.
„Cadi...", murmle ich ihr von der Seite zur.
„Nur weil sie sehr attraktiv ist und niemand sie kennt. Aber natürlich nur, wenn sie das möchte. Wobei...", sie hält für eine Sekunde lang inne. „...mich kennen sie im Grunde ja auch nicht."
„Wie meinst du das? Wir haben dich doch schon mitgenommen..." Rose wirft Cadi einen verwirrten Blick zu. „Allerdings hat Clint sie frühzeitig von der Party gezerrt..."
„Stimmt. Und ich glaube nicht, dass sie mich wieder erkennen würden. Immerhin bin ich ja nur...", bevor Cadi ihren Satz beenden kann, stürmt Jackson den Raum, greift nach Cadis Taille und drückt ihr einen Kuss auf den Mund. „Atemberaubend, Baby. Du bist atemberaubend."
Mir klappt so heftig die Kinnlade runter, dass mein Kiefer vermutlich wieder eingerenkt werden muss. Und obwohl ich Clint nicht sonderlich mag, sieht er mich fragend an.
Wie kann er es nur wagen, in einer derart ernsten Lage so zu reagieren? Und was zum Teufel haben wir verpasst?! Erst Clint, dann ich und jetzt Jackson?! Cadi war nie sein Typ gewesen, er hatte stets ein Auge für Blondinen. Und überhaupt, was findet sie an ihm?!
„Ja genau. Würdest du mich bitte...", sie schiebt ihn sanft von sich. „Danke", flüstert sie, als Jackson grinsend von ihr ablässt. „Jedenfalls könnte ich meine Haare verändern und andere Klamotten anziehen."
Na super! Meine Gedanken kreisen gerade nur noch um Jackson, wie er Cadi ganz ungeniert berührt. Fuck! Krieg dich wieder ein, Askan! Wir sind hier nicht bei Game of Thrones! Oder... sind wir das vielleicht doch?
„Da mach dir mal keine Sorgen", erwidert Sarah. „Die Kerle sind strunz dumm, haben also mehr Glück mit ihren Elternhäusern, als Verstand."
Game of Cadis Heart...
„Gut, dann steht es also fest! Ich mache es!", beschließt Cadi.
In mir zieht sich alles zusammen. Wegen Jackson, aber vor allem wegen Cadis Beschluss, sich als Lockvogel zur Verfügung zu stellen.
„Ich würde das gerne machen", alle Blicke richten sich auf Otilia. „Ich möchte etwas Gutes und Sinnvolles tun. Und ich finde es sehr mutig und ehrenhaft von euch, dass ihr uns einweiht, um jemandem in Not zu helfen."
„Bist... du dir sicher? Ich meine... was, wenn wir nicht rechtzeitig einschreiten können...", merke ich an.
Cadi verschränkt währenddessen ihre Arme vor ihrem Oberkörper und schnaubt einmal kräftig.
„Was, wenn Otilia und ich es gemeinsam durchziehen", schlägt sie dann vor.
Eine Person zu beschützen ist schon schwierig, aber gleich zwei? Andererseits könnten sie sich dann auch gegenseitig helfen, bis jemand von uns zu ihnen durchdringt.
„Und was, wenn sie euch trennen..." Rose scheint sichtlich besorgt zu sein. Cadi geht auf sie zu und nimmt sie in den Arm.
„Mach dir keine Sorgen, Rosie. Du bist diejenige, die beschützt werden muss. Wir sorgen schon irgendwie dafür, dass einer der Jungs gezogen wird. Wir müssen nur...", Cadis Blick trifft meinen und wir sagen gleichzeitig: „Irgendwie Harry's Namen in den Feuerkelch werfen!"
Alle um uns herum starren uns mit ratloser Miene an.
„Bitte was?", möchte Clarins wissen.
Wie hohl kann man bitte sein? Aber, dass Clarins die Harry Potter Reihe weder gelesen, noch sich die Filme gesehen hat, ist bei seinem Wissensstand ja kein Wunder.
„Harry Potter und der Feuerkelch?" Cadi ist die Empörung darüber, dass keiner von den hier anwesenden Harry Potter zu kennen scheint, nicht nur deutlich anzusehen, sondern auch anzuhören. „Scheiße in welcher Welt lebt ihr?! Gottverdammte Muggel...", flucht sie.
„Was Cadi sagen möchte...", ich räuspere mich kurz, um die Aufmerksamkeit wieder auf mich zu ziehen. „Wir müssen dafür sorgen, dass ausschließlich meiner, Clarins und Jacksons Name in diesem Kelch landen. Dann müssen sie einen von uns ziehen."
„Du Schlaumeier", zischt Clint. „Und was, wenn sie zweimal denselben Namen ziehen? Hast du dir darüber mal Gedanken gemacht?"
Daran habe ich tatsächlich nicht gedacht.
„Fraglich ist zudem auch, wie viele Neuanwärter generell anwesend sind", merkt Sarah an. „Allerdings können wir als Seniors eine Empfehlung abgeben. Seid ihr drei die Einzigen, befinden sich lediglich eure Namen in dem Kelch."
„Vermutlich nur eine Empfehlung, oder?", hakt Jackson nach. Sarah nickt zustimmend. Alle im Raum schweigen. Die Ratlosigkeit ist jedem einzelnen anzusehen. „Ach, ist doch scheiße!", Jackson stößt sich vom Tisch ab und lässt seine Hände in die Hosentasche gleiten.
„Und wie wäre es mit einer kleinen, anonymen Spende?" Otilias Idee ist gar nicht so schlecht, um ehrlich zu sein. „Mein Vater ist ziemlich wohlhabend, also dürfte eine kleine Finanzspritze kein Problem sein. Schließlich würde er alles tun, damit ich glücklich bin. Wenn Cadi und Rose mit zu mir kommen würden - damit ich glaubhafter erscheine - könnten wir sagen, dass es für einen guten Zweck ist. Für die Schule... für eine zukünftige Schwesternschaft...", grinsend sieht sie zu Sarah rüber.
„Das ist brillant, Otilia. Aber würde ein Vater denn mal eben einen Scheck ausstellen?" Nun wirkt der Ausdruck in Sarahs Stimme wieder skeptisch.
„Das wird er. Macht euch darum mal keine Sorgen", versichert sie.
„Ja, aber was ist mit potentiellen Opfern? Was ist, wenn deine komische Freundin jemanden findet und mitbringt?" Cadis Einwand ist an dieser Stelle durchaus berechtigt.
„Kein Thema, ich mische ihr ein klein wenig Abführmittel ins Frühstück, dann ist sie erstmal beschäftigt. Und das mit dem Anwärterkelch lasst mal meine Sorge sein. Ich bearbeite Hasher und sorge dann dafür, dass die restlichen Namen verschwinden", schlägt Sarah vor. Rose greift nach ihrem Shirt und sagt schnaubend: „Sarah... Rob wird dich... ich meine er wird dir... wehtun."
Sarah schmunzelt.
„Keine Sorge Schwesterherz... ich hatte nicht vor mich auf Rob einzulassen, sondern Abervant rum zu bekommen. Er hat dem Anschein nach eine Schwäche für Blondinen."
Clint schluckt schwer, denn auch Nathalie ist blond. Zumindest war sie das mal, sollten Cadis Erzählungen stimmen. Sarah wendet sich Clint zu und legt ihm ihre Hand auf die Schulter. „Mach dir keinen Kopf. Wir schaffen das gemeinsam." Er presst seine Lippen aufeinander und nickt schweigend.
„Gut, dann ist es beschlossene Sache", Cadi zückt einen Stift. „Hier ist meine Nummer... ich schreibe sie auf diesen Block. Wer sie noch nicht hat, speichert sie bitte ein. Ich eröffne eine WhatsApp-Gruppe und formuliere die einzelnen Schritte des Plans... natürlich so, dass nur wir verstehen, was gemeint ist."
„Nur wir? Denkst du etwa, dass wir von den Behörden ausspioniert werden?", werfe ich Augenrollend in den Raum.
„Das Darknet - die NSA - ehemalige KGB-Mitglieder... wer weiß das schon? Sicher ist sicher", sie atmet tief ein und aus. Ihr auf den Boden gerichteter Blick fährt durch den Raum. „Ich möchte euch allen im Namen von Nathalie danken. Ich weiß, dass ihr euch alle in große Gefahr begebt... aber wenn wir das alles schaffen, beweisen wir nicht nur, dass Nathalie die Wahrheit gesagt hat, sondern schützen auch zukünftige Opfer."
Die beklemmende Stimmung ist deutlich zu spüren. Erst als die das Leuten der Schulglocke ertönt, wachen alle aus ihrem trenceartigen Zustand auf.
„Wir sollten in den Unterricht gehen...", meint Clarins abschließend und verlässt als Erster den Raum. Alle anderen folgen ihm.
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