8 | Almosen & Schlagzeilen
Erstaunt blicke ich auf die Uhr, als am späten Samstagsnachmittag jemand an unserer Tür klingelt. Calvin kann es nicht sein, weil dieser mit Jason in seinem Zimmer sitzt und eines seiner dämlichen Spiele am Computer spielt.
Sadie und Nola hätten sich ebenfalls angemeldet, wenn sie vorgehabt hätten mich zu besuchen. Abgesehen davon habe ich beiden gesagt, dass ich dieses Wochenende damit beschäftigt sein würde, die Wohnung zu putzen und ein wenige Brainstorming bezüglich dieser Firmenfeier zu unternehmen. Ich habe wirklich nicht viel Zeit und ich habe noch nie für so viele Menschen eine derart große Feier ausgerichtet. Meine Organisationstalente, die Rebecca so sehr schätzt, gelten für ein kleines Umfeld. Aber für das eine großen Zahl an Gästen, die mich wartet? Ich weiß ja nicht...
Nichtsdestotrotz stehe ich auf, um den Summer zu betätigen, damit die Person hinauflaufen kann. Danach öffne ich die Tür und höre schwere Schritte im Raum. Vor meinen Augen taucht ein Mann in einem schwarzen Anzug auf, der ein mittelgroßes Paket in seinen Händen hält.
»Sind Sie Ms. Michaels?«, fragt er mich und ich sehe ihn verwirrt an, bevor ich mich räuspere und nicke. Er drückt mir das Paket in die Hand.
»Das kommt von Rebecca Ashton. Sie duldet keine Widerrede«, sagt er und ich runzele die Stirn, als er mich anlächelt, ehe er auf dem Absatz kehrt macht und mich vor meiner Tür stehen lässt.
Ich runzele die Stirn und werfe einen Blick auf das Paket. Es ist in einem edlen Geschenkpapier eingepackt und ich frage mich wirklich, was da drin sein könnte. Ich weiß, dass Rebecca mir zum Geburtstag und zu Weihnachten eine Kleinigkeit schenkt, aber da wir Mitte April haben, stehen beide Ereignisse noch nicht auf der Tagesordnung. Mein Geburtstag ist erst Ende Mai – es gibt also keine Begründung, warum sie mir etwas schenken könnte.
Einen kleinen Augenblick denke ich, dass es von Trevor sein könnte, aber das wäre absoluter Bullshit. Trevor schenkt mir nichts und wird es auch niemals tun. Wieso sollte er auch? Nachdem, was vorgestern im Büro passiert ist, hoffe ich, dass so eine Situation niemals wieder entstehen wird. Ich spüre noch immer das Kribbeln auf meiner Haut, die seine Hände hinterlassen hatten, dabei sind schon fast 48 Stunden vergangen und ich sollte wirklich aufhören an ihn zu denken. Das bringt mir nichts.
Widerwillig schließe ich die Tür hinter mir und setze mich auf das Sofa im Wohnzimmer. Der Fernseher läuft nebenbei leise im Hintergrund und ich höre die Jungs in Calvins Zimmer fluchen, weil sie vermutlich gegeneinander spielen und sich virtuell umbringen. Vorsichtig beginne ich das Paket zu öffnen und reiße ein Stück vom Geschenkpapier ab. Eine schwarze, dunkle Box kommt zu Vorschein, die ich an der entsprechenden Lasche öffne.
Ich ziehe scharf die Luft ein, als ich erkenne, was sich darin verbirgt.
Trevor hat erzählt, dein Handy ist kaputt. Ich dachte, ich könnte dir etwas Gutes tun damit. Calvin wird sich sicherlich auch freuen 😉
-Becca
Oh, nein. Das kann sie vergessen. Niemals werde ich zwei brandneue iPhones annehmen können. Niemals. Allein der Wert beider Smartphones zusammen, ist höher als das, was ich in einem Monat verdiene. Das kann nicht ihr Ernst sein. Ich nehme eine Schachtel vorsichtig heraus und öffne Karton. Das Display des Handys glänzt. Kein einziger Kratzer ist vorhanden. Das ist wahnsinnig.
»Heilige Scheiße. Woher kommen die denn?«
Als ich Calvins Stimme höre, lasse ich den Karton samt Handy in meiner Handy fast fallen, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass Calvin die nächste Zeit sein Zimmer verlassen wird.
»Meine Chefin. Ich habe dir ja gesagt, dass mein Handy kaputt gegangen ist und sie wollte mir... uns wohl eine Freude machen«, erkläre ich.
»Wie geil ist das denn?«, fragt er und lässt sich neben mir fallen.
»Dir ist ja wohl klar, dass wir das nicht annehmen können, oder? Es sind die teuersten Modelle der Serie, die somit ganz klar meinen eigentlich Verdienst bei Rebecca übersteigen und du willst es annehmen?«
»Ich habe dir schon oft gesagt, dass du das ganz entspannt sehen muss, Hails. Diese Frau hat nun wirklich keine Geldsorgen und es ist ja nicht so, als hättest du sie um Ersatz geben, oder?«
»Nein. Natürlich nicht!«
»Siehst du. Also kannst du das Geschenk ruhig annehmen«, sagt er und ich rolle mit den Augen.
»Ich brauche niemanden und schon gar keine Almosen, okay? Ich kann uns zwei auch gut allein versorgen und ein Handy ist nicht zwingend notwendig für mich«, sage ich und Calvin seufzt.
»Sie hat gesagt, sie will uns eine Freude machen. Das solltest du akzeptieren, Hailey«, sagt er und ich rolle mit den Augen.
»Welche Farbe möchtest du? Weiß oder schwarz?«
∞
Während Calvin mit seinem Handy längst fertig ist, bin ich nach Stunden noch immer dabei meine Bilder herunterzuladen und auf das neue Gerät zu übertragen. Jason ist längst gegangen und nun sitzen wir gemütlich auf dem Sofa, essen eine Pizza und schauen fern. Mein Laptop von der Arbeit habe ich auf den Knien vor mir, während ich im Internet ein paar Klamotten und Schuhe ansehe, die mir gefallen könnten. Allerdings werde ich mir erst zu meinem Geburtstag ein paar neue Sachen gönnen. Vorher muss ich Calvins Klassenfahrt noch bezahlen.
Während ich allerdings merke, dass ich allmählich keine Lust mehr habe, nach Klamotten zu suchen, kommt mir ein anderer Gedanke, den ich schnellstens wieder verwerfen sollte. Wirklich dringend.
Trevor Smith zu Googlen ist nichts, was ich tun sollte. Es würde mir nicht helfen ihn aus meinem Kopf zu entfernen und es würde mir nicht gut tun Bilder von ihm anzusehen.
Nichtsdestotrotz öffne ich ein neues Tab im Internet und gebe seinen Namen ein. Sofort ploppen ein paar Social Media Accounts auf, die seinen Namen tragen. Darunter ein paar Artikel und Schlagzeilen aus der Vergangenheit, die ihm irgendwelche Skandale nachsagen, die mich nicht weiter interessieren. Als ich weiter nach untern scrolle, entdecke ich jedoch einen Artikel, der mich mehr als nur interessiert.
Trevor Smith exmatrikuliert wegen Affäre mit Tanzlehrerin.
Ich reiße die Augen auf, als ich diese Worte lese und klicke sofort auf den Artikel, um ihm mir durchzulesen.
Nach viele Spekulationen ist es nun von einem Insider bestätigt worden. Trevor Smith (21), Sohn von Harold (51) und Geraldina Smith (49), wurde exmatrikuliert. Eine Affäre mit seiner Tanzlehrerin Mariella Sanchez (45), Dozentin an der NYU, ist der Grund dafür. Es ist somit das zweite Studium, dass Smith abbrechen muss. Was wird nur aus dem Rebellen und gleichzeitigen Erben der Smith Group? In der Vergangenheit hat sein Vater Harold des Öfteren angedeutet von einer Zukunft als professioneller Tänzer nicht angetan zu sein. Wir dürfen gespannt sein, was Smith für seine Zukunft ohne abgeschlossenes Studium geplant hat.
Ich beiße mir auf die Lippen, als ich diese Zeilen lese.
Sein Talent, das er mir auf dem Maskenball gezeigt hat, stammt also nicht irgendwo her. Seine Tanzlehrerin scheint ihm einiges beigebracht zu haben, nicht nur das Tanzen. Ich klicke mich weiter durch die Artikel finde jedoch keine besonders spannenden Story über ihn, weshalb ich zu den Bildern übergehe.
Gucken ist doch erlaubt, oder?
Ich klicke mich durch ein paar Bilder durch bis ich plötzlich an einem Bild hängen bleibe, dass er auf seinem Instagram Account gepostet hat.
Die Sonne scheint ihm ins Gesicht. Er trägt bloß eine Badehose und seine muskulöse Brust löst ein paar Wellen aus, die direkt in meinen Unterleib wandern und dort ein angenehmes Ziehen hinterlassen. Er sieht so unverschämt gut aus, dass es schon fast lächerlich ist, dass ausgerechnet ich ihm aufgefallen bin auf einem Maskenball auf den andere Frauen ihm sicherlich ebenfalls nicht abgeneigt waren.
Ich tippe unbewusst auf dem Mauspad herum und beiße mir auf die Unterlippe, weil mir in diesem Moment wieder bewusst wird, dass er vergeben ist und es auch nach wie vor auf dem Maskenball war.
Ich schlucke leicht und schließe das Fenster. Im nächsten Augenblick entfährt mir jedoch ein Schrei.
Das Bild, was ich eben angesehen hatte, prangert nun als Hintergrundbild auf meinem Bildschirm des Firmenlaptops.
»Scheiße!«, fluche ich und versuche die Einstellungen zu öffnen. Augenblicklich nehme ich jedoch Calvins Lachen wahr und spüre, wie das Blut in meine Wangen schießt.
»Hast du mir etwas zu sagen, Schwesterchen?«
»Gott, nein. Natürlich nicht. Ich wollte das nicht, wirklich!«, sage ich hastig und klicke weiterhin irgendwelche Menüs durch, finde jedoch nichts, womit ich diese Katastrophe beenden könnte.
Calvin lacht nur noch mehr und nimmt mir den Laptop aus der Hand. In wenigen Sekunden ist wieder das alte Hintergrundbild hergestellt und ich atme erleichtert aus.
»Ist das ein Freund von dir?«
»Nein, er- er ist ein Model«, sage ich und Calvin grinst mich wissend an, ehe er nickt.
»Er ist wirklich ein Model, okay? Ich habe mir nur ein paar Bilder angesehen, das ist alles«, sage ich und versuche mich rauszureden.
Calvin nickt, wird dann jedoch ernst.
»Bist du zurzeit an jemandem interessiert?«
Ich sehe Calvin mit großen Augen an und will den Kopf schütteln, als er weiterspricht.
»Ich frage nur, weil... du immer allein bist. Ich glaube, es würde dir gut tun, wenn du jemanden an deiner Seite hast«, sagt er und ich schlucke, zwinge mich dann jedoch zu einem Lächeln.
»Aber ich habe doch jemanden an meiner Seite. Dich, Calvin«, murmele ich, doch er lacht leicht, schüttelt nur mit dem Kopf.
»Du weißt, wie ich das meine, oder?«
Ich seufze leise und klappe den Laptop zu.
»Ich weiß, Calvin, aber ich habe momentan wirklich keine Zeit für eine Beziehung«, sage ich und er nickt.
Schweigen breitet sich in mir aus und das Gefühl der Einsamkeit ebenso. Calvin hat Recht. Ich bin allein, aber es ist wie ich sagte. Eine Beziehung fordert Zeit und Energie, die ich für Calvin und die Arbeit benötige.
Außerdem habe ich nach der Sache mit Trevor auch kein Interesse an so etwas wie einer Beziehung.
Was auch daran liegt, dass ich ihn einfach nicht vergessen kann.
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Ich dachte mir, dass ich heute mit einem neuen Kapitel beehre.
Hoffentlich gefällt es euch! ♥️
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