23 | Mamas Chili & Versprechen
Trevor:
Würden Sie mir bitte Ihre Tür öffnen? Ich bin in zwei Minuten da und das Essen ist verdammt schwer!
Ich grinse breit, als ich die Nachricht von Trevor lese und schicke ihm schnell einen Daumen hoch, bevor ich mich ungeduldig an die Tür stelle. Es ist unfassbar, wie sehr man einen Menschen vermissen kann. Obwohl wir uns zuletzt am Samstag gesehen haben, waren die letzten drei Tage ohne ihn furchtbar langweilig. Ich weiß nicht wie, aber ich habe es erfolgreich geschafft vor meiner Chefin ein Pokerface zu bewahren, aber es ist definitiv nicht einfach meine Gedanken an Trevor während der Arbeit abzuschalten. Noch dazu plagt mich noch immer ein schlechtes Gewissen Rebecca gegenüber und das ist wirklich der einzige bittere Beigeschmack, die bei dieser Sache zwischen mir und Trevor mitschwingt.
Noch am Samstag haben wir telefoniert und über Gott und die Welt geredet, dabei haben wir uns am Morgen erst voneinander verabschiedet. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so schwer fallen würde, ihn nicht zu sehen, weil wir uns vorher auch nur selten gesehen hatten. Aber mittlerweile ist auch nichts mehr wir vorher – wo es nur bei Küssen geblieben ist. Wir sind uns auf einer ganz anderen Ebene näher gekommen und ich würde lügen, würde ich sagen, dass diese Ebene keine Gefühle beinhaltet – denn das tut sie.
»Sag mir bitte, dass du nicht wie ein verliebter Trottel durch den Türspion nach deinem Typen Ausschau hältst«, höre ich meinen kleinen Bruder mit einer gequälten Stimme sagen.
Ich spüre, wie meine Wangen sich rot färben.
»Was, wenn doch?«
»Dann kann ich dir nur raten, dass du sowas ändern musst. Männer stehen nicht auf Frauen die klammern«, meint er grinsend. Ich verdrehe die Augen.
»Das sagt der richtige, hm? Wer hat nochmal wegen eines Mädchens die Schule geschwänzt?«
»Das ist doch schon ewig her. Ich bin jetzt viel reifer und erwachsener«, versucht er es abzustreiten, doch wir beide wissen, dass ihm die Sache etwas ausgemacht hat.
»Und seit wann ist mein kleiner Bruder ein Mann? Nur, weil du nächste Woche siebzehn wirst, heißt es nicht, dass du ein Mann bist«, ziehe ich ihn grinsend auf. Wieder rollt er mit den Augen und seufzt.
»Ich halte es mit dir nicht mehr lange aus, Hailes«, teilt er mir mit, was mich zum Lachen bringt. Grinsend blicke ich ihm hinterher, als er in seinem Zimmer verschwindet. Augenblicklich nehme ich den Geruch seines Deos und seines Aftershaves war und muss sogar im Flur husten.
»Weniger ist manchmal mehr, Kleiner«, rufe ich, als er es klingelt. Augenblicklich bildet sich ein breites Lächeln auf meinen Lippen aus, ehe ich die Tür öffne.
Trevor lächelt mich an, als ich ihn wenig später auf der letzten Stufe der Treppe erblicke. In seiner rechten Hand hält er zwei Flasche Wein, während er in der anderen Hand eine große Papiertüte hält.
»Hey«, begrüße ich ihn lächelnd und nehme ihm die beiden Weinflaschen ab. Trevor erwidert es und beugt sich zu mir runter, um unsere Lippen zu vereinen. Mir entfährt ein leises Seufzen und augenblicklich breitet sich ein leichtes Kribbeln in meinem Bauch aus.
»Hallo, meine Schöne«, flüstert er leise, als wir uns voneinander lösen und streicht mir einmal über die Wange. Allein diese Geste bringt mein Herz dazu schneller zu schlagen.
»Was hast du alles gekauft?«, frage ich ihn, als ich zur Seite trete, um ihn in meine Wohnung zu lassen.
»Na, alles, was du mir diktiert hattest. Ich will doch schließlich in den Genuss des Chilis kommen, dass deine Mom euch immer gekocht hat«, erwidert er und sieht mich an, als wäre es doch vollkommen klar, was er gekauft hat.
Eine Sache, die bei unserem Telefon-Date am Samstag ebenfalls zur Sprache kam, waren meine Eltern. Trevor war ganz erpicht darauf mehr von ihnen zu erfahren und so kamen wir irgendwann auf Mamas Chili zu sprechen, das Calvin, Dad und ich immer so geliebt hatten. Glücklicherweise hatte sie mir oft genug gezeigt, wie ich es kochen musste, aber ich fürchte, es würde nie an ihre Kreation heranreichen.
»Und wieso ist die Tüte dann so schwer?«, frage ich kichernd und lotse ihn in die Küche. Dort habe ich bereits alles aufgeräumt und die Spülmaschine leer gemacht, damit wir uns damit nachher nicht aufhalten müssen.
»Eventuell habe ich einfach die doppelte Menge geholt, damit ich etwas davon mit nach Hause nehmen kann?«, entgegnet er grinsend und setzt die Tüte auf der Arbeitsfläche ab, damit ich sie ausräumen kann. Trevor zieht indes seine Jacke aus und scheint Calvin auf dem Flur zu treffen. Die beiden beginnen augenblicklich ein Gespräch, was mich zum Lächeln bringt. Es freut mich wirklich, dass sie sich gut verstehen, weil es einiges erleichtert.
Ich lausche ein wenig, während ich beginne die verschieden Zutaten auszuräumen, als ich auf einmal eine verdächtige Verpackung in den Händen halte.
Was zum...
Warum kauft er Kondome und packt sie in die Einkaufstüte, wenn er genau weiß, dass Calvin zuhause ist?
Ich verkneife mir ein Lachen und suche nach einem Versteck, um diesen Teil des Einkaufs vor meinem kleinen Bruder zu verstecken. Als ich jedoch höre, wie beide in die Küche kommen, tue ich das, was ich in diesem Moment für sinnvoll erachte.
Ich öffne den Backofen, werfe die Packung hinein und schließe ihn, bevor ich schnell ein Handtuch über den Griff hänge. Im selben Moment betreten Trevor und Calvin die Küche und ich blicke sie ertappt an. Meine Wangen färben sich rot, als sie mich mustern.
»Alles klar?«
»Natürlich. Wir können anfangen«, erwidere ich und versuche meine Verlegenheit zu überspielen.
»Ich mach mich vom Acker und schlafe bei Jason«, erwidert mein kleiner Bruder.
»Was? Wieso das denn?«, frage ich ihn. »Ich dachte, wir wollten Mamas Chili kochen?«
»Das könnt ihr auch gerne tun. Freu dich doch, dass ich so aufmerksam bin und mich vom Acker mache, damit ihr Zeit für euch habt«, meint er und grinst mich wissend an.
Ich seufze leise. »Morgen ist Schule und ich-«
»Und ich verspreche dir, dass ich morgen zur Schule gehe. Ich schicke dir ein Beweisbild, okay?«
Ich gebe mich endgültig geschlagen und nicke.
»Na gut. Wenn nicht, kannst du dich darauf gefasst machen, dass ich dir den Arsch aufreiße, kapiert?«
»Kapiert«, meint er bloß grinsend und wendet sich zum Gehen. Kurz vor der Tür hält er noch einmal an. »Lasst mir trotzdem was über, ja?«
»Wir werden dir definitiv etwas überlassen. Trevor hat für eine Großfamilie eingekauft«, erwidere ich, was Trevor zum Lachen bringt.
»Endlich jemand, der mitdenkt«, höre ich ihn noch sagen. Kurz darauf ruft er noch, dass er jetzt geht und dann sind wir allein.
»Du packst Kondome in die Einkaufstüte, obwohl ich dir geschrieben habe, dass Calvin ebenfalls anwesend ist?«, fahre ich Trevor an und boxe ihn gegen die Schulter.
Trevor lacht nur, als er meinen bösen Blick sieht.
»Er wird wohl verkraften können, dass seine Schwester Kondome hat, oder?«
»Vermutlich. Trotzdem will ich nicht, dass er sie sieht«, erwidere ich und öffne den Backofen, um die Packung herauszuholen.
Trevors Gelächter wird nur noch lauter, was mich zum Schmollen bringt.
»Baby, wenn ich gewusst hätte, dass es dir unangenehm ist, dann hätte ich sie nicht in die Tüte gepackt, okay? Fürs nächste Mal weiß ich Bescheid«, versucht er mich zu besänftigen. Ich lächle leicht und gebe mich geschlagen.
»Na gut«, murmele ich und drehe mich herum, um weiter auszupacken, damit wir endlich anfangen können.
»Du kannst schon mal den Wein öffnen«, weise ich ihn an, als ich ihn ganz dicht hinter mir spüre. Seine Hände legen sich an meine Taille und ich erschaudere, als ich seinen heißen Atem an meinem Hals spüre und kurz darauf seine Lippen wahrnehme, die federleichte Küsse platzieren.
»Trevor...«, murmele ich, kann jedoch auch das Gefühl, das es mir dadurch beschert nicht ausblenden.
»Hm?«
»Stopp!«, sage ich und kann nicht fassen, dass meine Stimme dermaßen abgelenkt klingt. Einfach unfassbar, was er binnen Sekunden mit mir anstellen kann.
Ich höre sein Lachen erneut, dieses Mal jedoch ganz nah an meinem Ohr. »Ich hoffe, diese Einstellung wirst du im Laufe des Abends noch los«, raunt er und ich grinse schief, ehe ich die Augen verdrehe.
»Ach, du meinst, weil wir jetzt eine Großpackung Kondome besitzen?«
»Und es wäre doch sehr schade, wenn wir diese Möglichkeit nicht nutzen, oder?«
»Hm, na gut«, erwidere ich grinsend, stoße ihn dann von mir. »Jetzt kochen wir aber. Ich verhungere sonst und halte nicht einmal das Vorspiel durch«, teile ich ihm grinsend mit.
»Das wäre ebenfalls sehr, sehr schade, nicht?«, höre ich ihn murmeln, als er sich daran macht, die Zutaten anzublicken.
∞
Mit einem Glas Wein machen wir es uns letztendlich auf dem Sofa gemütlich und ich könnte nicht glücklicher sein. Der Abend war bisher einfach traumhaft und ich will nicht, dass er jemals endet. Trevor bei mir zu haben ist wunderschön und ich will mir nicht vorstellen, wie es ist, wenn es nicht mehr so sein sollte.
Ich kuschele mich an ihn, als er es sich in meinen Kissen bequem macht und lege meinen Kopf an seiner Brust ab.
»Ich wollte noch mit dir über diese Situation reden«, sagt er und sieht zu mir herab. Ich erwidere seinen Blick und nicke.
»Ja, das sollten wir wirklich tun«, erwidere ich, auch wenn ich ein wenig Angst davor habe. Ich kann von ihm nichts verlangen und schon gar nicht, dass er seine Freundin wegen mir verlässt. Ich bin nur die Nummer Zwei. Leider fühlt es sich gerade aber viel zu schön an.
»Ich möchte nicht, dass du dir vorkommst wie eine Affäre, die ich verheimlichen möchte. Das möchte ich nicht. Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt Rebecca zu verlassen und werde dies auch tun, wenn sich die nächste Gelegenheit bietet. Ich möchte so etwas nicht am Telefon besprechen, das verstehst du, oder?«
»Ich verstehe es. Ich würde es sogar verstehen, wenn du sie nicht verlassen würdest. Ich... Ich bin eben nur die zweite Frau und kann im Vergleich zu Rebecca nicht mithalten«, sage ich leise.
Trevor versteift sich unter mir und setzt sich auf, sodass ich gezwungen bin, es ihm gleichzutun.
»Was redest du denn da?«, fragt er mich und sieht mich verwirrt an. »Ich habe euch nie miteinander verglichen, weil du mir vom ersten Moment an den Kopf verdreht hast, Hailes. Von der ersten Sekunde war ich dir verfallen und ich habe nicht einen Moment daran gedacht, dich und Rebecca zu vergleichen, okay? Ich möchte nicht, dass du dich als die Nummer Zwei siehst. Ich will, dass du die Nummer Eins in meinem Leben bist und deshalb werde ich mich auch von Rebecca trennen«, sagt er und sieht mir tief in die Augen.
Ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll. Zwischen uns hat sich einiges abspielt und ich hätte nicht damit gerechnet, dass er sich sofort von Rebecca trennen möchte.
»Du willst sie wirklich verlassen?«
»Ja, verdammt. Ich kann nicht mit ihr zusammen bleiben, wenn ich nur dich allein an meiner Seite will, oder?«
»Es ist kompliziert. Ich würde sicherlich meinen Job verlieren und das... das kann ich nicht zulassen«, erwidere ich leise.
Rebecca würde mich im Hohen Bogen hinauswerfen und ich würde nie wieder eine andere gleichwertige Stelle bekommen.
»Darüber habe ich mir ebenfalls Gedanken gemacht. Du könntest einige Zeit von mir versorgt werden und bei mir in der Firma arbeiten. Ich verspreche dir, dass wir eine Lösung finden, aber ich möchte mit dir zusammen sein, Hailey. Ich verspreche es dir«, sagt er.
»Ich kann mich doch nicht von dir... versorgen lassen«, erwidere ich und schüttele den Kopf. »Das geht nicht.«
»Ich habe mehr als genug Geld und was nützt es mir, wenn ich es nicht mit dir und Calvin teilen kann?«, entgegnet er und ich lächle leicht.
»Trevor, ich liebe dich dafür, dass du mir so etwas anbietest, aber ich möchte selbst für mich und für Calvin sorgen. Ich möchte nicht zu Beginn unserer Beziehung von dir finanziell abhängig sein. Kannst du das verstehen?«
»Ja, aber ich möchte doch nur, dass es dir gut geht«, erwidert er. Ich lege eine Hand an seine Wange und nicke lächelnd.
»Und ich bin dir dafür auch sehr dankbar. Vielleicht könntest du mich einfach aus dem Spiel lassen? Zumindest solange, bis ich eine neue Stelle gefunden habe? Ich kann ja mal Ausschau halten«, schlage ich vor.
»Okay. Das klingt nach einem Plan. Aber du sollst wissen, dass ich es ernst meine«, erwidert er lächelnd und ich nicke.
»Das weiß ich. Ich meine es auch ernst«, erwidere ich lächelnd. Trevor erwidert meinen Blick und überbrückt den Abstand zwischen unseren Mündern, ehe ich seine Lippen auf meinen spüre. Sofort versinke ich in dem Kuss und klammere mich an ihn, bevor er sich in die Kissen gleiten lässt und mich mit sich zieht.
——
Was sagt ihr zu Haileys Ängsten?
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