
22 | Beste Freunde & vergangene Nächte
Trevors Sicht
Sobald ich einige Blocks von Haileys Wohnung entfernt bin, ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche. Bisher habe ich mich noch nicht getraut einen Blick darauf zu werfen und das aus gutem Grund.
Rebecca hat mich dutzende Male versucht anzurufen. Sie hat mir Nachrichten geschrieben, in denen sie fragt, wo ich bin. Eigentlich war es abgemacht, dass ich die Nacht bei ihr verbringe, aber ich konnte Hailey nicht länger widerstehen. Als wir uns geküsst haben, war jegliche Widerstandsfähigkeit dahin und mein Verstand hat sich ebenso verabschiedet.
Natürlich fühle ich mich schlecht, weil ich Rebecca derzeit etliche Male schon betrogen habe, aber Hailey löst etwas in mir aus, was ich nicht beschreiben kann.
In der einen Sekunde raubt sie mir den Atem mit ihrer Schönheit, ihrem Charakter und ihrer Selbstlosigkeit und in der anderen Sekunde weiß ich, dass es falsch ist, Rebecca zu hintergehen.
Und doch kann ich einfach nicht anders.
Mittlerweile ist mir klar, dass ich diese Beziehung zu Rebecca nicht weiterführen kann. Ich weiß allerdings noch nicht, wie ich Rebecca diese Situation erklären soll. Ich weiß noch gar nichts bezügliche dieses Vorhabens.
Dass Hailey für Rebecca arbeitet macht die ganze Sache nur noch komplizierter. Ich weiß, was für Hailey auf dem Spiel steht und ich weiß, dass es ihre größte Angst ist, Calvin nicht ausreichen versorgen zu können. Ihr ganzes Leben ist ihm gewidmet und ausgerechnet ich habe das Glück bekommen, ein wenig Aufmerksamkeit von ihr zu bekommen.
Dass Hailey und ich die Nacht miteinander verbracht haben, war wirklich kein Ziel von mir. Ich wollte es gar nicht erst soweit kommen lassen, solange ich noch in einer Beziehung bin und ich bin mir sicher, dass es nicht einfach werden wird, Rebecca von der Trennung zu beichten, aber in einer Sache bin ich mir sicher – Hailey ist es wert.
Sie hat es nicht verdient eine Affäre zu sein und ich hoffe wirklich, dass bald der richtige Zeitpunkt kommt, damit ich die Beziehung zu Rebecca beenden kann und mit Hailey einen Neuanfang wagen kann.
Ihr Leben würde sich zwar ändern, aber ich würde alles dafür tun, dass sie und Calvin es gut haben. Ich würde wirklich alles geben, um sie glücklich zu machen.
Aber damit all das geschehen kann, brauche ich einen freien Kopf und den kriege ich nur, wenn ich Rebecca besänftige. Nach dieser Nacht kann ich ihr noch nicht gegenübertreten, weshalb ich ihre Nummer wähle, um sie anzurufen.
Ich laufe weiter zur nächsten Metrostation, steige die Treppen allerdings nicht herab, sondern bleibe vor ihnen stehen.
»Trevor?«
Rebeccas verschlafene Stimme ertönt in meinem Ohr und ich räuspere mich.
»Hey. Es tut mir leid, dass ich gestern einfach gegangen bin. Hailey hatte irgendeinen Notfall wegen Calvin und ich wollte sie nicht allein durch die Stadt zur Metro gehen lassen. Es war ja schon recht spät«, erkläre ich direkt.
»Ich habe mir Sorgen gemacht. Wieso habt ihr nicht geschrieben? Sadie und Nola haben sich ebenfalls gefragt, wo Hailey ist«, sagt sie und in ihrer Stimme schwingt eine Spur Vorwurf mit sich.
Ich kann es ihr ja nicht einmal verübeln. Ich hätte mir auch Sorgen gemacht, wenn meine Freundin spurlos verschwindet, ohne sich zu melden.
»Ich bin nach Hause gegangen und direkt auf der Couch eingeschlafen«, lüge ich und mein Herz sticht. Es sagt mir, dass es falsch ist, dass ich sie anlüge, aber es geht nicht anders. Noch nicht.
»Und wo bist du jetzt?«, fragt sie mich.
»Ich war joggen und bin jetzt auf dem Weg nach Hause. Ich werde mich gleich mit Aiden treffen«, erwidere ich.
»Oh, ach so. Ich dachte, wir würden den Tag miteinander verbringen... oder die Nacht«, murmelt sie und wird zum Ende hin leiser.
»Es tut mir leid, Becca.«
»Schon gut. Wir sehen uns ein anderes Mal. Ich liebe dich«, sagt sie und klingt im nächsten Moment schon wieder fröhlich.
Doch ich schaffe es nicht, es übers Herz zu bringen und es zu erwidern. Das schaffe ich schon eine ganze Zeit nicht.
»Bis bald«, erwidere ich und lege in der nächsten Sekunde auf.
∞
Nach einer kalten Dusche und einem Espresso, stehe ich nun letztendlich vor Aidens Tür. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er noch nicht wach sein wird, weshalb ich mit meinem Ersatzschlüssel hineingehe.
Mein bester Freund hat das Glück ein talentiertes Arschloch zu sein. Aiden ist das was man einen Fuckboy nennen würde. Er hat alle zwei Tage eine neue Frau in seinem Bett. Eigentlich halten sich Aidens Frauen ausschließlich nur dort auf, es sei denn, er findet andere Plätze, wo er sie vögeln kann.
Dadurch, dass er ein allseits geliebter Rockstar ist, mangelt es ihm auch nicht an neuen Frauen, mit denen er noch keine Bekanntschaft gemacht hat und somit auch nicht wissen können, dass er ihnen den Himmel verspricht und sie danach rauschmeißt. Auch, wenn er mein bester Freund ist, unterstütze ich diese Art von Hobby nicht.
»Aiden, wo bist du?«, rufe ich ins Loft hinein. Die Rollläden sind hochgefahren, sodass die Sonne in sein Wohnzimmer scheint. Ich erkenne zwei Bierflasche, die auf dem Tisch stehen. Alles hier ist ruhig, weshalb ich mich auf den Weg in sein Schlafzimmer mache.
Hier hingegen ist alles dunkel. Es riecht nach Alkohol und die Luft ist verbraucht, weshalb ich einmal unter den Lichtschalter drücke und die Rollläden hochfahren lasse. Dann laufe ich zu seiner Fensterfront herüber und öffne beide Fenster.
Erst dann drehe ich mich um und mich trifft die Erkenntnis, dass er nicht allein in seinem Bett liegt.
Dunkle Haare verteilen sich auf seiner Brust, während ich den nackten Oberkörper einer Frau von hinten entdecke. Die Decke haben beide nur bis zu Hüfte liegen, sodass ich mir ziemlich sicher bin, was hier letzte Nacht abgelaufen ist.
Mein bester Freund schreckt auf, als er sich fragend umsieht und zieht die Decke über seine Eroberung, die sich brummend wegdreht und ihren Kopf in meine Richtung dreht. Ich ziehe scharf die Luft ein, als ich sehe, wer sich als Aidens Aufriss entpuppt.
»Fuck, was willst du denn hier?«, fährt er mich an.
»Ist das dein Ernst? Du fickst Sadie Maxwell?«, zische ich leise.
Aiden seufzt und schlägt die Decke von sich, sodass er splitternackt vor mir steht.
»Deine Shorts liegen da«, brumme ich und deute vor mir auf den Boden, ehe ich sein Schlafzimmer verlasse und mich auf seiner Couch im Wohnzimmer fallen lasse. Kurz darauf kommt er in Boxershorts heraus und sieht mich fragend an.
»Was pisst du dich denn so an?«
»Du hast Haileys beste Freundin aufgerissen. Ist dir eigentlich klar, was das bedeutet?«, fahre ich ihn an.
»Bro, ich finde, dass du mal einen Gang runterfahren sollst. Du kennst mich. Ich ficke halt gern, na und? Nur, weil ich es dir nicht gleich tue und mich auf eine oder in deinem Fall zwei Frauen beschränke, musst du nicht angepisst sein«, zischt er, ehe er sich neben mich fallen lässt.
»Ich habe seit Wochen nicht mit Rebecca geschlafen, okay? Nicht mehr, seitdem ich...«
»Seitdem du und Hailey euch geküsst habt, ich weiß«, beendet er meinen Satz und sieht mich abwartend an. »Bist du mit ihr plötzlich verschwunden?«
»Ja, ich habe ihr den Ring gegeben und dann sind wir zu ihr«, erkläre ich. Aiden nickt und seufzt.
»Dir ist klar, dass du Rebecca verlassen musst, oder?«
»Natürlich ist mir das klar. Wieso gibst ausgerechnet du mir den Ratschlag? Du bist doch derjenige, der die Frauen reihenweise flachlegt«, erwidere ich.
»Du vergisst da ein wichtiges Detail. Ich hintergehe sie nicht. Ich sage ihnen vorher, was sie von mir erwarten können und was nicht. Wenn ihnen das gleichgültig ist und sie mir trotzdem am Arsch kleben, kann ich da wirklich nichts für.«
Ich seufze leise.
»Tut mir leid. Das Ganze ist alles so kompliziert. Wenn Rebecca erfährt, dass ich sie mit Hailey betrogen habe, verliert sie ihren Job, den sie braucht, um Calvin zu versorgen«, erwidere ich und fahre mir einmal durch meine Haare, ehe ich meine Arme auf meinen Knien abstütze.
»Und wo ist das Problem? Du bist stinkreich, Trevor. Du könntest sie und ihren Bruder plus die zehn Kinder, die ihr mal haben werdet, versorgen. Besorg ihr eine Kreditkarte, steck ihr einen Verlobungsring an den Finger und die Sache ist geritzt«, schlägt er vor.
Die Vorstellung von gemeinsamen Kindern, lässt mein Herz schneller schlagen. Auch, wenn es viel zu früh ist, überhaupt nur daran zu denken, aber ich kann es kaum erwarten eigene Kinder zu bekommen. Dass Aiden mich in diesem Vorhaben unterstützt, obwohl er einen ganz andere Lebensweise als ich lebt, zeigt mir einmal mehr, dass er der beste Freund ist, den man sich nur wünschen kann
Als ich ihm vor ein paar Wochen von Hailey erzählt habe, hat er mich nicht verurteilt, weil ich meine Freundin betrogen habe. Er hat mir gesagt, dass ich eine Lösung finden muss und dann gefragt, ob das Mädchen etwas besonderes ist. Meine Antwort war sofort klar – ja, und wie.
»Und wie kläre ich das mit Rebecca? Mal ganz abgesehen davon, dass Hailey ein Arbeitstier ist. Die letzten Jahre hat sie nichts anderes getan als zu arbeiten«, erwidere ich.
Aiden seufzt und zuckt mit den Schultern.
»Mit Rebecca machst du es am Besten wie mit einem Pflaster. Du ziehst es kurz und schmerzlos herunter. Alles andere regelt sich. Sie könnte in deiner Firma anfangen zu arbeiten oder ihr Studium beenden«, meint er. Ich sehe ihn einen Moment lang an, ehe ich eine Stimme höre.
»Aiden?«
Auf Aidens Gesicht bildet sich ein fettes Grinsen, als auch er Sadies tiefe Stimme hört. Ich kann verstehen, dass er auf sie abfährt. Diese Frau ist zwar eine Bombe, aber ihre beste Freundin ist eine Granate.
»Fuck, was machst du denn hier?«, fährt sie mich an und sieht wütend zu Aiden herüber. Sie trägt eine Shorts von Aiden, sowie ein weißes Shirt von ihm. Ihre Haare stehen in allen Richtungen von ihrem Kopf ab und ich erkenne Reste ihrer Schminke, geprägt von tiefen Augenringen.
»Ich wollte mit Aiden reden und du?«, erwidere ich grinsend.
»Ach, sei still, Smith. Du hast es doch ebenso mit meiner besten Freundin getrieben«, erwidert sie und lässt sich auf dem Sessel vor uns fallen.
»Der Unterschied dazu ist aber, dass ich mehr als Sex mit Hailey möchte«, entgegne ich und entlocke ihr damit ein kleines Grinsen. In der nächsten Sekunde zieht sie ihr Handy hervor und schenkt es ihre volle Aufmerksamkeit.
»Dann schlage ich vor, dass du mal Nägel mit Köpfen machst und ihr das auch zeigst. Sie denkt nämlich, du bist bei Rebecca«, erwidert sie, blickt jedoch noch stur auf das Handy herunter.
»Nein, er ist bei seinem besten Freund und heult sich aus«, wirft Aiden ein und bringt Sadie zum Lachen. Er grinst sie ebenfalls an.
Ich blicke zwischen den beiden her und beschließe, dass es Zeit wird zu gehen. Auch, wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob es wirklich nur Sex ist, will ich nicht dabei sein, wenn es das nächste Mal passieren wird.
Ich stemme mich auf meine Füße und laufe Richtung Tür.
»Wir sehen uns. Immer schön anständig bleibe, Leute«, flöte ich mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Gerade als meine Hand die Türklinke berührt, höre ich noch einmal Sadies Stimme.
»Das gilt für dich ebenso, Smith. Wenn du Hailey weh tust, tue ich dir weh, verstanden?«
»Ja, Sir«, rufe ich nur, bevor ich endgültig durch die Tür trete und sie hinter mir zufallen lasse.
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Sadie und Aiden? Hoppla?
Hättet ihr gedacht, dass Aiden so über Hailey und Trevor denkt?
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