16 | Geburtstage & Freundschaft
1 Monat später
»Ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag!«
Während ich diese Worte ausspreche, ziehe ich Nola in eine feste Umarmung und wiege mich grinsend mit ihr hin und her. Sie kichert und bedankt sich bei mir, ehe wir uns vorsichtig voneinander lösen und ich in ihr grinsendes Gesicht blicken kann. Ich überreiche ihr ein kleines Päckchen, dass Sadie und ich gemeinsam besorgt hatten und bin gespannt, was sie zu unserem Geschenk sagen wird.
»Vielen Dank!«, meint sie, ehe sie uns deutet, am Tisch Platz zu nehmen.
Da sie ihren Geburtstag nicht großartig zelebrieren wollte, haben wir uns heute in einem Restaurant in Manhattan getroffen und ausnahmsweise habe ich nicht über ihre Auswahl beschwert. Es ist einfach so, dass meine Freundinnen beide aus einer wohlhabenden Familie stammen und dementsprechend auch mehr Geld zur Verfügung haben. Meistens passen sie sich nach einer Beschwerde meinerseits auch an mein Budget an, doch ich muss grundsätzlich darüber diskutieren, warum sie mein Essen nicht mitbezahlen werden.
Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt und kann selbst entscheiden, ob ich mir ein Essen leisten kann. Auch, wenn meine Freundinnen dreifach so viel Geld im Monat ausgeben, wie ich verdiene, möchte ich nicht, dass sie denken, dass ich nur deswegen mit ihnen befreundet bin. Ich bin ihre Freundin, weil sie immer für mich da sind und wir uns blind verstehen, nicht wegen ihres finanziellen Status.
Heute lädt Nola aber nicht nur mich ein, sondern auch Sadie, was auch der Grund ist, warum ich mich heute nicht weiter beschwere. Es ist ihr Geburtstag und den feiern wir heute.
»Du kannst das Geschenk ruhig öffnen«, erwidere ich, als sie es vor sich platziert und über das edle Papier streicht, dass ich extra für sie besorgt habe.
»Ja, genau. Ich möchte endlich wissen, was du dazu sagst!«, pflichtet Sadie mir bei und ich grinse schief. Sie ist noch ungeduldiger als Nola, die in der nächsten Sekunde das Geschenkpapier in tausenden Fetzen zerreißt, weil auch sie es kaum noch erwarten kann. Die beiden hätten mit ihrer Neugierde, die nun mal ein Teil von ihnen ist, sowieso nicht länger widerstehen können.
Es dauert nicht lange, da hält sie eine mittelgroße Schmuckschatulle in ihren Händen. Ihre Augen funkeln, als sie diese öffnet und ihr Mund klappt auf, als sie sieht, was wir ihr gekauft haben.
»Freundschaftsarmbänder? Oh, wow. Sie sind wunderschön«, staunt sie und spricht leise, als könne sie nicht glauben, was sie da gerade in ihren Händen hält.
»Es war Haileys Idee. Wir haben zusammengelegt und uns dreien jeweils ein Armband gekauft, damit wir immer miteinander verbunden sind«, erklärt Sadie und ich lächle, weil ich diesen Gedanken nach wie vor sehr schön finde.
Wir kennen uns schon seitdem wir kleine Kinder gewesen sind und zusammen im Sandkasten im Central Park Schlösser gebaut haben. Meistens haben wir den ganzen Nachmittag damit verbracht, Geschichten von Prinzessinnen erfunden, die auch mal den Prinzen retten durften. Wir gingen zwar nicht zur gleichen Schule, blieben aber immer in Kontakt miteinander, auch weil unsere Familie miteinander befreundet waren. Besonders Sadies Eltern waren gute Freunde von meiner Mom und später auch meinem Dad, sodass wir nicht nur beste Freundinnen, sondern auch Familie sind. Wir halten immer zusammen und ich bin fest überzeugt, dass sich daran auch nichts mehr ändern wird.
»Hier«, meint Nola und greift nach meiner Hand, ehe sie mir das Armband umlegt. Es ist Silber und hat einige kleinere Anhänger, unter Anderem den ersten Buchstaben unserer Namen. Dann gibt es noch ein Herz, sowie ein Unendlichkeitszeichen.
Ich lächle leicht und streiche mit meinem Finger darüber, als Nola meine Hand freigibt und sich daran macht Sadie ihr Armband anzulegen. Danach tut Sadie es ihr gleich, sodass wir wenig später alle ein identisches Armband an unseren Handgelenken tragen. Ich grinse schief.
»Ich liebe euch, ihr Freaks!«, sage ich lachend und lehne mich zurück.
»Wir lieben uns alle«, erwidert Sadie, was Nola zum Lachen bringt, ehe sie mit dem Kopf schüttelt.
»Also gut – ich liebe euch aber, aber bitte sucht euch was zum Essen aus. Ich sterbe vor Hunger«, fordert Sadie uns dann auf und ich grinse schief, ehe wir zur Karte greifen.
∞
Seit gefühlten Stunden sitzen wir im Restaurant und reden miteinander, lachen was das Zeug hält und trinken jede Menge Wein, als mir jemand plötzlich auf die Schulter tippt. Verwirrt drehe ich mich um und blicke nach oben, nur um Rebecca zu entdecken, die mich mit einem breiten Lächeln begrüßt.
»Rebecca, hi. Was machst du denn hier?«, frage ich überrascht. Ohne zu fragen, setzt sie sich auf den Stuhl neben mich und lächelt in die Runde.
»Ich muss leider noch auf meine Bestellung warten bis ich nach Hause fahren kann und als ich euch entdeckt habe, dachte ich, ich komme mal rüber und sage Hallo«, erklärt sie und ich nicke nur. Ihr Blick fällt in die Runde und als sie Nola anblickt und das Geschenkpapier vor ihr sieht, scheint sie scheinbar zu verstehen, weswegen wir hier sind.
»Du hast Geburtstag, nicht wahr? Herzlichen Glückwunsch«, gratuliert sie ihr. Nola lächelt sie dankend an und nickt.
»Danke. Willst du etwas trinken?«
»Oh, nein. Ich muss ja noch fahren. Wie gesagt, ich warte nur bis mein Essen fertig ist und ich damit nach Hause fahren kann«, erwidert sie grinsend und augenblicklich muss ich daran denken, dass mit Zuhause nicht nur ein Ort gemeint sein könnte, sondern auch eine Person.
Wir haben uns nicht mehr gesehen, seitdem er das Büro verlassen hat. Entweder ich habe es nicht mitbekommen oder er war wirklich seitdem nicht mehr im Büro, was vermutlich auch besser für mich gewesen ist. Wenige Tage später nachdem Trevors Rosen schon verwelkt waren und Rebecca es in ihrem Büro nicht mehr ausgehalten hat, durfte nämlich ich alle Blumen und Vasen entsorgen.
Ich muss nicht betonen, dass es absolut demütigend gewesen ist, die romantische Aktion des Mannes zu beseitigen mit dem man selbst etwas am Laufen gehabt hatte. Aber ich möchte mich nicht beschweren. Seit diesem Tag hält Trevor sich von mir fern und auch, wenn ich noch immer ein schlechtes Gewissen täglich mit zur Arbeit bringe, habe ich es geschafft nicht mehr so oft an ihn zu denken. Trotzdem geistert er noch immer irgendwo in meinem Kopf herum und ich kann nichts dagegen tun.
»Seit wann kann man hier Take Away bestellen?«, fragt Sadie Rebecca und zieht fragend eine Augenbraue in die Höhe.
»Das wusste ich auch nicht, dass es das hier gibt, aber Trevor hat mich beauftragt, es abzuholen, damit wir uns einen schönen Abend machen können. Scheinbar kennt er den Besitzer«, erklärt sie. Mein Herz zieht sich zusammen, als sie ihr weiteres Vorhaben für heute erwähnt, weshalb ich zu meinem Glas greife. Der Wein soll gefälligst meine Gedanken abschalten.
»Wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass er mir bald einen Antrag machen wird. Wir beide sind im heiratsfähigen Alter und er ist schon dreißig. Worauf wartet er also noch?«, erzählt sie lachend.
Spätestens jetzt ist mir zum Heulen zumute und ich weiß nicht, was ich erwidern soll. Sadie und Nola bedenken mich beide mit einem Blick, als wüssten sie, wie es gerade in mir aussieht. Dabei wissen sie noch immer nicht, was beim Maskenball 2.0 passiert ist. Ich habe erfolgreich Schweigen darüber bewahrt, dass wir uns geküsst haben und ich ihm mein ganzes Leben offen gelegt habe, obwohl er in einer Beziehung mit meiner Chefin ist.
»Das klingt ernst«, sagt Sadie und lächelt, doch das Lächeln ist nicht einmal ansatzweise ernst.
»Das ist es auch. Ich bin fest überzeugt, dass dieser Mann mein Traummann ist und der Vater meiner Kinder wird«, schwärmt sie.
Bevor jemand etwas erwidern kann oder muss – nicht, dass ich dazu gerade im Stande wäre – ruft im nächsten Moment einer der Kellner nach ihr und sie steht mit einem quietschen des Stuhls aus, ehe sie uns anlächelt.
»Na, egal. Wir sehen uns dann, Ladys. Viel Spaß euch noch!«, sagt sie, bevor sie in einem Paar High Heels wegläuft und ihr Essen abholt.
Kaum ist sie außer Reichweite greife ich nach der Weinflasche und will nachschenken, als Sadie mich daran hindert.
»Was ist los? Du bist so komisch, seitdem sie Trevor erwähnt hat«, sagt sie und sieht mich mit einem prüfenden Blick ab.
»Nichts ist los. Gib mir den Wein«, versuche ich ihr auszuweichen, doch sie glaubt mir nicht einmal ansatzweise.
»Erzählst du uns endlich, was auf dem Maskenball passiert ist, bevor ich dich angerufen habe?«
»Wir haben uns geküsst, okay? Ich habe ihm von allem erzählt und er weiß, dass ich ihm die ganze Zeit etwas vorgemacht habe. Übrigens bin ich dir sehr dankbar, dass du mich angerufen hast – bevor noch mehr passiert wäre«, erkläre ich. »Kann ich jetzt den Wein haben?«
Sadie seufzt leise.
»Scheiße, das tut mir leid, Hailes«, erwidert sie und ich zucke nur mit den Schultern.
»Du magst ihn sehr, oder?«, fragt Nola und ich schüttele den Kopf.
»Das tut nichts zur Sache. Wir haben uns länger nicht gesehen. Genau genommen nicht mehr seit dem Montag nach dem Ball, wo er Rebeccas Büro mit Rosen vollgepflastert hat und sich dafür entschuldigt hat, dass ich das sehen musste«, erwidere ich und gieße mir ein Schluck Wein ein, bevor ich das Glas auf Ex leere. Danach stelle ich es auf dem Tisch ab und fahre mir durch meine Haare, die ich heute offen trage.
»Was für ein Arschloch!«
Ich lache leicht.
»Ist schon okay. Ich will keine Beziehung und schon gar nicht mit ihm«, sage ich mehr zu mir selbst als zu ihnen. Meine Freundinnen sehen mich traurig an, doch ich winke ab.
»Schon okay. Ich komm klar«, sage ich und zwinge mich zu einem Lächeln.
Sie sehen mich zweifelnd an und ich seufze.
»Okay, Themenwechsel. Ich halte diesen Gesichtsausdruck von euch nicht länger aus«, erwidere ich.
Sadie und Nola lächeln leicht und belassen es glücklicherweise dabei.
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