13 | Atmosphäre & Bilder
Die Lichterketten sorgen für eine fantastische Atmosphäre und tauchen den Ballsaal in ein gemütliches Licht. Nur die beiden prunkvollen Kronleuchter, die ich beim ersten Mal schon so sehr bewundert hatte, erleuchten den Saal an den entsprechenden Stellen ein wenig heller. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meiner Arbeit.
Die Dekoration ist wunderschön, das Essen schmeckt vorzüglich und die Stimmung ist gut. Selbst Rebecca ist zufrieden, was mir eine gewisse Erleichterung verschafft. Es war ein wenig stressig, die letzten Wochen, doch die Arbeit hat sich gelohnt, sodass ich sicher sein kann, dass die Feier ein voller Erfolg wird.
Der Saal ist rappelvoll und vor dem Gebäude wimmelt es nur so vor Presseleuten, die allesamt auf einen Skandal scharf sind und sicherlich genau beobachten werden, wer mit wem diese Feier verlässt. Zumindest war es bisher immer so.
Ich stehe mit Sadie und Nola in einer Runde, als ich Rebecca dabei beobachte, wie sie mit ihrer Familie für den Fotografen posiert und ein strahlendes Lächeln auf ihren Lippen trägt. Erstaunlicherweise ist Trevor nicht mit von der Partie und ich habe ihn heute auch noch nicht sonderlich viel gesehen. Augenblicklich frage ich mich, wo er steckt, verwerfe diese Gedanken jedoch direkt wieder und bewundere Rebeccas Kleid, das wirklich wunderschön ist.
Sie trägt ein weißes Kleid, das mit lauter Strasssteinen verziert ist und dazu eine passende Maske. Ihre blonden Haare hat sie zu eine aufwendigen Frisur hochstecken lassen, während ihre Lippen in einem leichten rosa geschminkt sind. Sie sieht fantastisch aus.
»Hallo, Ladies!«, höre ich eine vertraute Stimme sagen und ich fahre mit dem Kopf in die Richtung, aus der diese Stimme gekommen ist.
Trevor steht vor uns und trägt einen dunklen Anzug, der ihm wieder einmal ganz fantastisch steht. Dazu trägt er eine schwarze dunkle Maske. Die, vom letzten Maskenball. Dem Maskenball, auf dem wir uns begegnet sind.
»Trevor, wie schön dich zu sehen«, höre ich Sadie sagen, als ich nicht reagiere. Ich sehe, wie er meine Freundinnen höflich begrüßt und beiden die Hand reicht, bevor er vor mir stehen bleibt und mich anlächelt.
»Du siehst wunderschön aus«, flüstert er leise, als er sich vorbeugt und mich auf die Wange küsst. Mein Atem stockt und ich muss mir ein Seufzen verkneifen, bei dem Gefühl, dass seine Lippen auf meiner Wange hinterlassen.
»Danke«, sage ich leise und wende meinen Blick ab, weil mir bewusst ist, dass Sadie und Nola uns gerade beobachten. »Solltest du nicht bei deiner Freundin sein und ebenfalls in die Kamera lächeln?«, sage ich und zwinge mich zu einem Lächeln. Dieser Satz kommt mir nur sehr schwer über die Lippen.
»Ehrlich gesagt habe ich keine Lust den ganzen Abend ihr Schatten zu spielen und nur für Fotos in Erscheinung zu treten. Sie ist damit einverstanden, weil sie weiß, dass ich nicht sonderlich gerne auf solchen Veranstaltungen bin. Sie hat mir sogar angeboten nicht kommen zu müssen«, erklärt er. Jetzt sehe ich ihn doch an und runzele die Stirn.
»Und dann bist du trotzdem hier?«
»Ja, ich glaube, ich habe einen gute Grund hier zu sein«, sagt er und lacht leicht. Ich nicke.
»Natürlich – Rebecca«, schlussfolgere ich.
Trevor nickt leicht, weshalb ich den Blick abwende und an meinem Sektglas nippe.
Eine Weile herrscht in unserer Gruppe Stille, doch glücklicherweise retten meine Freundinnen die Situation und verwickeln Trevor in ein Gespräch, damit ich meine Gedanken ordnen kann. Natürlich hat er einen guten Grund hier zu sein. Seine Freundin, die er liebt, veranstaltet diese Party. Wieso sollte er auch nicht hier sein, auch wenn er solche Veranstaltungen nicht mag.
Ich trinke erneut einen Schluck meines Glases und leere es endgültig, bevor ich es auf den Stehtisch vor mir abstelle und mich wieder der Unterhaltung der anderen widme.
»Da bin ich wieder«, höre ich auf einmal die Stimme meines Bruders und werde von ihm leicht zur Seite gedrängt. Sein Arm wandert zu meiner Schulter, wo er sich ablehnt. So, wie er es immer macht, weil es für ihn genau die richtige Höhe ist. Sein Blick gleitet einmal durch die Runde und bleibt an Trevor hängen. Sofort schießt sein Kopf in meine Richtung.
»Hey, was macht das Model von deinem Hintergrund denn hier?«, fragt er lachend und sieht mich fragend an, bis sich ein breites Grinsen auf seine Lippen schleicht. »Wusste ich es doch. Du bist wohl vergeben und hast es deswegen als Hintergrund eingestellt!«
Ich schlucke, als er mich ansieht und nickt.
»Das hättest du mir doch wirklich sagen können, Hailes. Ich bin Calvin, Haileys Bruder, und jetzt wohl sowas wie dein Schwager in Spé«, stellt er sich Trevor vor.
Spätestens jetzt wünsche ich mir einen Loch im Erdboden, dass mich verschlucken und nie wieder ausspucken wird.
Ich traue mich kaum Trevor anzusehen, als Sadie und Nola in Gelächter ausbrechen und ich kann es ihnen nicht einmal verübeln. Diese Situation ist mehr als peinlich und ich weiß nicht, was ich tun soll. Trevors Miene ist ernst und zeigt mir genau das, was ich erwartet hatte. Er ist sauer oder peinlich berührt. Wer würde das nicht sein? Immerhin weiß er nun, dass ich ihn als meinen Hintergrund eingestellt habe und er bei mir zuhause schon Thema gewesen ist. Ich spüre, wie mir das Blut in die Wangen schießt. Ich kann nicht länger hier stehen bleiben. Ohne es zu wollen, hat Calvin mich blamiert und ich kann ihm nie wieder unter die Augen treten.
Ohne eine Sekunde länger zu zögern, laufe ich los, mitten auf die Tanzfläche, um von ihnen loszukommen. Ich kann nicht länger an diesem Tisch stehen und mir diese Blöße geben. Noch nie war mir etwas peinlicher als das gerade eben.
Ich spüre, wie Tränen in meinen Augen brennen und kämpfe mich durch die tanzenden Menschen, als ich plötzlich an meiner Taille herumgewirbelt werde. Ich stoße gegen eine harte Brust und keuche erschrocken auf, als ich Trevors Blick begegne, den ich nicht deuten kann. Doch das macht auch nichts. Ich muss hier weg, weg von ihm, weshalb ich mich losreißen will.
So weit kommt es jedoch nicht, denn Trevor wirbelt mich erneut um und zieht mich an sich. Ohne ein Wort zu sagen, fängt er an sich leicht zum Rhythmus der Musik zu bewegen und ich kann nichts anderes tun, als es ihm gleichzutun.
»Warum bist du weggelaufen?«, fragt er leise, doch obwohl die Musik so laut ist, kann ich es trotzdem verstehen.
Ich lache verzweifelt, weil es mir so unfassbar unangenehm ist, was passiert ist.
»Du musst denken, dass ich vollkommen bescheuert bin«, gebe ich zu und sehe ihm in seine strahlendblauen Augen, die mit meinen verankert sind. Ich erkenne Wärme in ihnen, aber auch lauter Verwunderung und vielleicht ein kleines bisschen Wut.
»Das tue ich tatsächlich«, sagt er und dreht mich, bevor ich wieder nah an seinem Körper bin. Ich seufze leise und wende meinen Blick ab.
»Du solltest zurückgehen«, sage ich. »Rebecca sucht dich bestimmt.«
»Das ist mir gerade ziemlich egal. Ich spreche und tanze gerade mit dir, Hailey«, erwidert er nur und ich schlucke leicht.
»Willst du mir erklären, was dein Bruder damit gemeint hat?«
»Eigentlich nicht«, erwidere ich schnell.
Er lacht leicht, schüttelt jedoch mit dem Kopf und sieht mich dann auffordernd an.
»Ich habe... dich gegoogelt und womöglich ein paar Bilder angesehen. Ich weiß nicht einmal genau, wie ich das geschafft habe, aber als ich das Fenster geschlossen hatte, warst du auf einmal das Hintergrundbild. Calvin hat das gesehen und mich damit aufgezogen und weil ich nicht wollte, dass er etwas Falsches denkt, habe ich gesagt, dass du nur ein Model wärst und kein Mann, an dem ich Interesse habe«, erkläre ich und senke den Kopf zum Ende hin.
»Du hast Interesse an mir?«
»Was? Nein, ich... ich habe nur nach dir gegoogelt«, gebe ich zu. »Ich m-meine, es ist schon komisch, wenn dich ein fremder Mann plötzlich auf einen K-Kuss anspricht, den er mit einer anderen Frau hatte, die nicht seine Freundin ist. Abgesehen davon, dass ich diese Frau ebenfalls nicht gewesen bin«, sage ich leise. Trevor sagt nichts dazu. Stattdessen wirbelt er mich erneut durch die Gegend, bevor unsere Körper danach wieder zueinander finden. Seine Hand liegt an meiner Taille, während die andere in meiner rechten Hand liegt. Ich wende den Blick von ihm ab und bin froh, dass er nichts zu meiner Antwort sagt. Wir tanzen einfach weiter und hören auf zu sprechen und ich bin noch nie dankbarer darüber gewesen.
Doch dann bleibt er in seiner Bewegung stehen und hält mich dicht bei sich. Dann sieht er mir in die Augen.
»Wie lange willst du diese Scharade noch aufrecht erhalten?«
Ich zucke zusammen bei seinen Worten.
»W-was meinst du?«
»Ich will die Wahrheit hören. Ich will hören, dass du es gewesen bist, die ich auf dem ersten Maskenball geküsst habe. Hailey, ich will die Wahrheit hören. Jetzt. Keine Ausreden, sondern nichts als die Wahrheit!«
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Trevor verlangt die Wahrheit. Scheint so, als hätte er die liebe Hailey von Anfang an durchschaut, hm? 🤔
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Ich hatte spontan Lust ein neues Kapitel zu posten. Ich hoffe, es hat euch gefallen! ❤️
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