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OS »Für immer«

Das Geschrei eines Kindes riss mich zum zweiten Mal in dieser Nacht aus dem Schlaf, übernächtigt und schlecht gelaunt setzte ich mich im Bett auf und wollte gerade aufstehen, als ich eine Hand auf meinem Rücken spürte.

»Lass gut sein, Schatz, ich kümmere mich um ihn«, hörte ich TIms sanfte Stimme und lächelte dankbar, auch wenn er es in der Dunkelheit wohl nicht sehen konnte. Ich hörte ihn die Nachttischlampe anknipsen und aufstehen, zu dem kleinen Kinderbett an der Wand gehen und Emilio herausheben. Leise auf den Kleinen einredend verließ er das Schlafzimmer und ich konnte seine Schritte bis ins Wohnzimmer verfolgen. Erschöpft ließ ich mich wieder in das plattgelegene Kissen fallen, fand jedoch keinen Schlaf mehr. Genervt tastete ich nach dem Wecker auf meinem Schreibtisch und ließ mir die Uhrzeit ansagen, fünf Uhr neunundfünfzig. Da ich wohl eh nicht mehr einschlafen können würde, fasste ich einen Entschluss und stand auf. So leise wie möglich, um die Mädchen nicht zu wecken, tapste ich barfuß in die Küche. Tim hätte in einer halben Stunde eh aufstehen müssen, so konnte ich ihm wenigstens noch Frühstück machen. Die Fliesen unter meinen Füßen waren kalt, so dass ich meinen rechten Fuß auf meinem linken platzierte, um möglichst wenig Standfläche auf dem kalten Boden zu haben. Gerade schnitt ich das Brot auf, als Tim sich mir von hinten näherte. Ich wendete mich leicht zu ihm um, als er auch schon zu sprechen anfing:

»Milo ist wieder in seinem Bett, er schläft wieder. Tut mir leid, dass er dich geweckt hat.«, erklärte er mir. Ich konnte nicht anders als glücklich zu lächeln.

»Ist doch nicht deine Schuld. Danke, dass du dich um ihn gekümmert hast. Außerdem haben wir beide zusammen entschieden, dass wir ihn wollen.«, versuchte ich, ihn zu beruhigen und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen, bevor ich mich wieder dem Brot widmete. Ich spürte Tims Arme, die sich von hinten um meine Taille legten und vor meinem Oberkörper verschränkten und seinen warmen Atem auf meinem Nacken.

»Ich glaube, ich sage dir viel zu selten, dass du wirklich der Allerbeste bist«, hauchte er in mein Ohr und automatisch wanderten meine Mundwinkel nach oben. Schließlich gab ich das Brot ganz auf, legte das Messer beiseite und drehte mich in Tims Umarmung ganz zu ihm um. Vorsichtig strich ich mit einer Hand seine Gesichtszüge nach, genoss das Gefühl seiner weichen Haut unter meinen Fingern.

Wie gerne ich ihn einfach angesehen hätte, wenn ich gekonnt hätte. Leider war das unmöglich. Andererseits hätte ich ihn damals ohne meine Blindheit wohl nie so gut kennengelernt. ›Damals‹... Es war ganze zehn Jahre inzwischen her, dass Tim mir in der schweren Zeit nach meiner Erblindung zur Seite gestanden ist, zehn Jahre, seitdem ich ihn das erste Mal geküsst habe. Zehn Jahre, in denen er nicht nur mein bester Freund war, sondern auch mein fester Freund. Meine große Liebe. Und auch wenn inzwischen fast nichts mehr wie damals war, das würde sich nie ändern.

»Ich liebe dich«, lächelte ich ihn glücklich an, stellte mich etwas auf die Zehenspitzen, um ihm einen sanften Kuss auf die Nasenspitze zu drücken. Ich konnte hören, wie ernst er es meinte, als er glücklich zu einer Antwort ansetzte:

»Ich dich auch, mein kleiner Dino, ich dich auch«, versicherte er mir, was ich eh schon längst wusste, was er mir jeden Tag zeigte.

Irgendwann lösten wir uns wieder voneinander und Tim wollte mir mit dem Frühstück helfen, doch ich schickte ihn ins Bad. Ich war eh schon fast fertig und so ging ich leise zurück ins Schlafzimmer, als die letzten Griffe erledigt waren. Vorsichtig beugte ich mich über das Kinderbett und lauschte den gleichmäßigen Atemzügen des Einjährigen. Emilio schlief. Lautlos schloss ich die Tür wieder hinter mir, bevor ich ins benachbarte Zimmer huschte. Dort tastete ich nach dem Lichtschalter und legte ihn um, worauf sofort ein Murren vom Bett aus ertönte.

»Morgen, Lou«, strahlte ich Louna glücklich an. Die Siebenjährige war seit zwei Jahren unsere Tochter und ich war jeden Tag aufs Neue unglaublich stolz und glücklich über sie.

»Aufstehen, hopp. Morgen ist Wochenende, dann kannst du ausschlafen. Aber heute geht es noch mal in die Schule«, erinnerte ich sie und ging wieder rückwärts in den Flur raus. Louna würde noch liegen bleiben, bis ich mindestens noch drei Mal zu ihr ins Zimmer kommen würde, um sie zu ermahnen, das wusste ich. Aber zuerst ging es darum, Mina zu wecken und fertig zu machen.

Nicht gerade leise betrat ich das Zimmer der Vierjährigen und schaltete auch hier das Licht an.

»Guten Morgen, Süße«, begrüßte ich meine Nichte und trat an ihr Bett. Als meine Schwester ungewollt schwanger geworden war, war Abtreibung für sie keine Sekunde in Frage gekommen. Da sie mit ihrem Beruf als Stewardess aber keineswegs in der Lage war, ein Kind großzuziehen, andererseits aber finanziell abhängig davon war, hätten Tim und ich und ihrer Tochter angenommen. Jetzt wohnte Mina seit vier Jahren bei uns und war genauso sehr eine Tochter für uns geworden wie Louna und Emilio. Ich hatte immer Kinder gewollt und so schien es die optimale Lösung, dass Mina bei uns wohnte. Als es so gut geklappt hatte, hätten wir nach zwei Jahren auch Luna zu uns geholt und in diesem Jahr Emilio.

Gerade wurde ich fröhlich von Timber begrüßt, dem liebsten Labrador den man sich vorstellen konnte und zudem ein perfekt ausgebildeter Blindenhund. Wie so oft schien sie die Nacht an Minas Bett verbracht zu haben, zwischen Hund und Kind schien hier eine ganz besondre Beziehung zu herrschen. Beruhigend streichelte ich der aufgekratzten Hündin, die unbedingt ihr Frühstück wollte, über die Ohren, während ich Mina half, die Klamotten anzuziehen, die Tim wie immer am Vorabend über den Schreibtischstuhl gelegt hatte. Schließlich ging ich mit einer lachenden Mina auf dem Arm und einer fröhlich herumspringender Timber neben mit zurück in die Küche, wo ich mir erstere von Tim annehmen ließ und letzterer Futter in ihren Napf schüttete. Sobald ich ihr die Erlaubnis gab, stürzte die Hündin sich darauf und begann, lauthals zu fressen.

»Lou«, rief ich erneut nach unserer Ältesten, die immer noch in ihren Zimmer zu sein schien. Von Tim holte ich mir die Uhrzeit und beeilte mich, den Kleinsten zu füttern und Lou an den Esstisch zu kriegen.

»Na komm, nimm den Rest mit und ess ihn unterwegs«, forderte ich sie auf, als sie um Viertel nach sieben immer noch zu essen schien, »Tim muss los.« Nachdem sie endlich Schuhe und Jacke angezogen hatte, drückte ich sie zum Abschied und wünschte ihr viel Spaß. Auch von Tim verabschiedete ich mich, drückte ihn einen Kuss auf den Mund, bevor ich ihm Lous Schultasche in die Hand drückte und ihn sanft in Richtung Türe schob. Sobald die beiden außer Haus waren, ging ich wieder in die Küche, während Tim Lou zur Schule brachte auf seinem Arbeitsweg, müsste ich mit Mina mit der U-Bahn zum Kindergarten fahren. Also ließ ich den Tisch unabgeräumt, dafür würde ich schon später noch genug Zeit haben, und half Mina, Gummistiefel, Matschhose und Regenjacke anzuziehen, während ich Milo auch ein warmes Jäckchen und Socken überzog, bevor ich ihn vor der Tür in seinen Kinderwagen legte. Aus dem Flur schnappte ich mir noch schnell meine Schlüssel und Sonnenbrille, die ich mit aufsetzte. Bei dem Nieselregen draußen musste das recht suspekt wirken aber zusammen mit der gelben Binde mit den drei schwarzen Punkten an meinen Arm musste der Sinn ja wohl allen klar sein. Auf dem Langstock würde ich verzichten müssen, da ich mit Kinderwagen unterwegs war. Dank Timber allerdings kaum ein Problem. Ein weiteres Mal ließ ich mir von meiner Uhr per Knopfdruck die Zeit ansagen und griff dann nach Minas Hand, um uns auf den Weg zu machen.

»Stegi, hier«

Ich wandte mich zu der vertrauten Stimme um, die mich gerufen hatte und tastete mit Hilfe des Langstockes mir meinen Weg zwischen den Tischen und Stühlen hindurch in die Richtung, aus der ich sie vermutete. Mit Schwung hob ich Milo auf meinem Arm höher, um ihn sicher im Griff zu haben, während Timber geduldig wartete.

»Hier«, hörte ich erneut, bevor ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.

»Grüß dich, Stegi«, lachte mein Gegenüber und zog mich in eine freundschaftliche Umarmung, in der mein eigenes »Hi« unterging. Ich merkte, dass er penibel darauf achtete, Milo nicht zu erdrücken, der bis jetzt brav und still gewesen war.

»Na, Kleiner«, hörte ich die freundliche Stimme sagen, am Tonfall konnte man klar erkennen, dass er mit dem Kind sprach.

»Kennst du Onkel Patrick noch, Milo?«, fuhr er fort und ich musste grinsen. Palle war schon immer ein Kindermensch gewesen und hatte sich auf Anhieb in unseren Jüngsten verliebt. Ich konnte mir ihn selbst gut als Vater vorstellen.

»Setz dich doch schonmal hin, Stegi, die Bedienung hat uns schon gesehen, müsste gleich kommen. Und wir haben ja noch einiges vor, also sollten wir keine Zeit verlieren.«

Tatsächlich hatte ich mich mit Patrick hier in diesem Café nicht zum Reden verabredet. Also nicht nur. Wir hatten vor ein paar Tagen eine Idee gehabt, die wir nun in die Tat umsetzen wollten. Wir planten, zu TIms Geburtstag in ein paar Wochen eine große Überraschungsparty zu machen. Ich liebte Überraschungspartys und war deswegen Feuer und Flamme. Auch jetzt konnte ich es kaum mehr erwarten und freute mich schon jetzt auf Tims Reaktion auf unseren Plan. Aufgeregt hatte ich mich auf einen der Stühle um den Tisch fallen lassen und mir Milo von Patrick abnehmen lassen, der jedes Mal ganz begeistert war, wenn er den Kleinen auf den Arm hatte. Gedankenverloren streichelte ich dem Hund neben mir über den Kopf.

»Er ist so groß geworden seitdem ich ihn das letzte Mal gesehen habe!«, schwärmte er gerade wieder, was mich zum Lachen brachte.

»Du warst doch letzte Woche erst bei uns und hast ihn gesehen! Wie sehr kann er denn seitdem gewachsen sein?«, machte ich mich über ihn lustig. Palle jedoch schnaubte nur und beachtete meine Worte nicht. Eine Kellnerin kam und nahm unsere Bestellungen auf, bevor sie sich leicht genervt an mich wandte:

»Entschuldigen Sie bitte, Hunde sind hier drinnen nicht erlaubt. Ich möchte Sie bitten, das Tier vor der Tür anzubinden.«

Ich seufzte auf.

»Hören Sie, das ist ein Blindenhund. Ich möchte Sie bitten, einsichtig zu sein, ich bin auf das Tier angewiesen.«

»Ich folge nur meinen Anweisungen. Und die lauten: Keine Hunde hier. Das ist eine Sache der Hygiene. Tut mir leid.«

Die Bedienung klang inzwischen genervt, auch wenn sie es zu verbergen versuchte.

»Ja, das verstehe ich, aber das gilt nicht für Blindenhunde. Sollte das ein Problem darstellen, würde ich gerne mit dem Geschäftsführer sprechen, wenn das möglich ist.«

Diese Bitte half normalerweise immer, doch heute anscheinend nicht.

»Das sollte möglich sein. Warten Sie bitte einen Augenblick«, hörte ich die Bedienung aufgesetzt höflich antworten, bevor ihre Schritte sich entfernten. Ich seufzte erneut. So einen Auseinandersetzung war leider kein Einzelfall, wobei das Recht in diesem Fall leider nicht eindeutig genug war. Jedoch stellten hygienische Gründe keine Vorraussetzung dar, einen Blindenhund eines Geschäfts zu verweisen, solange er, wie in Timbers Fall angeleint oder im Führgeschirr war. Das besagten zumindest die Lebensmittelhygienevorschriften. Außerdem gab es noch genug andere Ansätze, mit denen ich Argumentieren konnte, wenn der Geschäftsführer sich gleich bereiterklären würde, mit mir zu sprechen. Da ein Blindenhund Eigentum der Krankenkasse ist und dem Besitzer nur die Aufsichtspflicht unterliegt, würde diese verletzt werden, würde man den Hund vor der Tür anbinden. Und im Zweifelsfall konnte man immer auf die Tatsache der Diskriminierung hinweisen. Laut Gesetz dürfen Blind enicht benachteiligt werden. Wer Timber rausschmeißen würde, würde auch mich rausschmeißen, da ich auf sie angewiesen war. Und damit würde ich benachteiligt werden. Im Zweifelsfall bekamen die meisten Geschäftsleute spätestens an diesem Punkt Angst vor rechtlichen Konsequenzen und ließen mich und Timber in Ruhe. Auf genau so eine Diskussion stellte ich mich ein, als ich jetzt auf den Geschäftsführer wartete, jedoch wurde ich positiv überrascht. Als der Geschäftsführer, der sich als eine Geschäftsführerin entpuppte, eintraf, entschuldigte sie sich sofort vielmals für das Verhalten der Bedienung, die es einfach nicht besser wusste und stellte klar, dass meine Hündin natürlich bleiben dürfte. Als Entschuldigung lud sie mich und meine Begleitung auf ein Getränk aufs Haus ein. Ich bedankte mich höflich für ihr Verständnis und lächelte. Es gab eben doch gute Menschen auf dieser Welt, auch wenn die schlechten viel mehr auffielen. Als unsere Getränke kamen entschuldigte sich auch die Bedienung selbst etwas zerknirscht bei mir und versicherte mir, sie hatte sich bloß an ihre Anweisungen gehalten, jeden Hund rauszuwerfen, ohne diese Spezialregelung zu kennen. Ich winkte ab, es sei ja halb so schlimm. Sogar Timber wurde eine Schale mit Wasser gebracht, über die sie sich auch sogleich hermachte.

»Also, sag an. Gibt es etwas Neues bei dir?«, erkundigte ich mich, als wir wieder allein waren bei Palle, bevor ich zu dem eigentlichem Grund unseres Treffens kommen wollte. Der Planung.

»Ob du es glaubst oder nicht, ja.« Palle hatte sich nun wieder mir zugewandt, seine Stimme hatte die Baby-art abgelegt und klang wieder klarer, er sah mich an beim Sprechen. Milo auf seinem Schoß gluckste leise.

»Sag an«, forderte ich ihn leicht neugierig auf.

»Gestern habe ich einen Anruf bekommen. Von Freddie.«

»Unserem Freddie? Sturmwaffel-Freddie?«, vergewisserte ich mich. Kurz schwieg Palle.

»Wow. Krass.«

Wir hatten seit mehreren Jahren keinen Kontakt mehr zu unseren früheren Youtube-Freunden, ich hatte nach der Erklärung, warum bei mir keine Videos mehr kommen würden noch ab und zu mal etwas getwittert oder twittern lassen, aber auch immer weniger. Tim hatte das Youtube-Ding noch bestimmt ein Jahr lang durchgezogen aber auch irgendwann die Lust daran verloren. Als er verkündet hatte, dass nun auch er seinen Kanal stilllegen würde, kam tatsächlich das erste Mal seit kurz nach meinem letzten Video mein schon lange vergessener Name wieder im Internet auf, das erste Mal seit Monaten wurde wieder von #Stexpert gesprochen. Allerdings beruhigte sich auch die Situation wieder, Tim geriet wie ich irgendwann in Vergessenheit und auch wenn wir uns zu anfangs noch regelmäßig mit unseren alten Freunden unterhielten und auch mehrmals getroffen hatten, brach der Kontakt schleichend immer mehr ab. Nach und nach gaben viele von ihnen bekannt, ihre Kanäle ebenfalls stillzulegen, einen neuen Weg zu gehen, ein neues Leben zu beginnen, einen neuen Lebensabschnitt. Bloß in einem waren wir uns alle einig: Es war eine tolle Zeit gewesen, wir waren eine tolle Truppe gewesen. Wir alle. Aber es war Zeit, loszulassen. Ja, beinahe niemand der Youtuber unserer Zeit war mehr aktiv, natürlich gab es ein oder zwei Ausnahmen, aber auch die hatten stark an Zuschauern verloren. Wir waren zu alt geworden, unsere Zuschauer waren zu alt geworden. Alte Youtuber gingen, neue kamen. Es gab jetzt neue Spielkinder, neue Brudis, neue Fungus, neue Ungeheuer, neue Nudeln, neue Edgarianer und neue Ficker. Wir waren Geschichte, kaum einer erinnerte sich mehr an uns und wenn fielen unsere Namen in nostalgischem Schwelgen in Jugenderinnerungen. Tatsächlich hatte ich mit niemandem aus dieser Zeit mehr Kontakt, die einzige Ausnahme bildete da Patrick und natürlich Tim. Patrick hatte nach der Aufgabe seines Kanals versucht, ein vollkommen neues Leben anzufangen und um alles hinter sich zu lassen hatte er auch einen Umzug gebraucht. Dass er in unsere Nähe gezogen ist hatte mir erst ein etwas mulmiges Gefühl gegeben, schließlich gehörte er zu dem alten Leben, das wir alle hinter uns lassen wollten. Inzwischen war ich aber mehr als froh darum, Palle war zu einem unserer besten Freunde geworden. Dass Freddie sich jetzt noch so vielen Jahren wieder bei ihm gemeldet haben sollte, brachte mich zum Nachdenken. Viellecht war es damals doch nicht die richtige Entscheidung gewesen, diese Zeit vollkommen hinter uns zu lassen, schließlich waren es mit die schönsten Jahre unseres Lebens. Vielleicht hatte bloß auch die Erinnerung an diese Zeit, an die letzten Jahre meines Lebens, in denen ich noch sehen konnten zu sehr geschmerzt.

»Was wollte er?«, fragte ich zögernd.

»Bloß reden. Es war irgendwie merkwürdig, nach all der Zeit. Er sagt, dass er es schade finden würde, dass wir irgendwann keinen Kontakt mehr gehabt hätten. Und dass er sich gerne Mal wieder treffen würde, einfach der alten Zeiten willen.«

Ich überlegte. Wie hätte ich reagiert an Patricks Stelle?

»Was hast du gesagt?«

Palle schwieg eine Weile, bevor er wieder das Wort ergriff:

»Ich will es mir überlegen. Ich weiß es nicht. Vielleicht sollten wir uns alle zusammen nochmal treffen? Also wer Lust hat.«

Ich überlegte, bevor ich ernst nickte.

»Vielleicht. Es wäre schon irgendwie schön, zu sehen, was aus den Anderen geworden ist.«

»Denke ich auch.«

In diesem Moment kam eine verrückte Idee in meinem Kopf auf. Ich versuchte zuerst, sie zu verdrängen, doch dann begann ich, darüber nachzudenken.

»Du, ich habe gerade so einen Gedanken gehabt. Sag mir bitte ehrlich, was du davon hältst«, begann ich Palle von dieser Idee zu erzählen.

»Was hältst du davon, wenn wir die Jungs alle zu der Party einladen? Tims Überraschungsparty. Dann sind viele Leute da, es ist nicht so unangenehm, wenn man doch nicht ins Gespräch finden sollte, sie können sich jederzeit verziehen, wenn es ihnen zu viel wird und sollte es wirklich gut laufen, könnte man ja am nächsten Tag sich nochmal nur in unserer Runde treffen. Ich denke, vielleicht würde Tim das freuen.«

Palle schwieg, schien zu überlegen.

»Ja. Ja, du hat recht, das könnte schön werden. Wen würdest du denn einladen? Die kleine Runde oder mehr?«

»Ich denke, fürs erste Mal nicht zu viele. Lass es uns langsam angehen. Sollte es wirklcih super laufen kann man das ja mit Mehreren wiederholen. Aber ansonsten vielleicht erst einmal nur Tobi, Rafi und Freddie?«

Palle stimmte mir zu. Ja, diese paar Leute würden in der großen Runde aus Tims Arbeitsfreunden, ehemaligen Kommilitonen, mit denen er noch Kontakt hatte, ein paar Kindheitsfreunden, seinem Bruder und seinen Cousins, und dem ein oder anderen, den er von sonst irgendwo her kannte nicht auffallen. Ja, es würde eine große Feier werden.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir damit, diesen Tag zu planen, bevor ich mich gegen Abend verabschiedete um zuerst Mina von einer Freundin und dann Lou aus dem Hort zu holen, in den sie zwei Mal die Woche nachmittags ging, damit ich etwas mehr Ruhe hatte. Tatsächlich verlief es nicht immer problemlos mit drei kleinen Kindern und Tim, der gerade die letzten Monate immer mehr in der Arbeit zu tun hatte und immer öfters spät heimkam. Hinzu kam natürlich noch meine Blindheit, an die ich mich inzwischen zwar vollkommen gewöhnt hatte, ohne die vieles aber trotzdem problemloser verlaufen würde. Da tat ein Tag wie heute, wenn die Mädchen Nachmittags nicht Zuhause waren und ich mich nur um unseren Jüngsten kümmern musste, umso besser. Als ich nach Hause kam war Tim wie ich vermutet hatte immer noch in der Arbeit, was in mir etwas sich zusammenziehen ließ. Ich sah ihn tatsächlich immer weniger und auch wenn ich ihn dafür in jeder Sekunde, die wir zusammen verbrachten abgöttisch liebte und er jede gemeinsame Minute allein durch seine Anwesenheit zu etwas Besonderem machte, tat es trotzdem irgendwo weh, ihn immer weniger zu sehen. Zu wissen, dass er erst spät nachhause kommen würde und in der Früh mit den Kleinen das Haus wieder verlassen würde. Zu wissen, dass unsere Kinder ihn kaum sahen, da sie meistens schon im Bett waren, wenn er endlich kam. Zu wissen, dass er keine Zeit mehr für mich hatte.

Ich setzte ein Lächeln auf und die Mädchen vor dem Fernseher ab, den inzwischen schlafenden Emilio legte ich in sein Bettchen, bevor ich die Tür leicht anlehnte und in die Küche ging. Ich setzte Wasser auf, würde etwas ganz einfaches zum Abendessen machen. Nudeln mit Tomatensoße. Ein Essen, dass beide Mädchen liebten und für mich auch blind keine Schwierigkeit war. Auch Tim mochte Nudeln in jeglicher Ausführung, würde er also noch etwas essen wollen, wenn er nachher heim kam, würde auch er sich wohl nicht beklagen. Tatsächlich kam es aber ein wenig anders als geplant, ich war gerade dabei, die Nudeln in das blubbernde Wasser zu schütten und mein Handy per Spracheingabe anzuweisen, mir in sechs Minuten einen Timer zu setzen, bevor ich erneut die frische Soße umrührte, die auf niedrigster Stufe nur noch warm gehalten wurde, als ich einen Schlüssel in der Haustüre hörte. Schnell streifte ich mir die dünnen Wollhandschuhe von den Fingern, die ich vor einigen Jahren beim Kochen für mich entdeckt hatte. Zu Anfangs war es zwar ungewohnt gewesen, in der Wohnung selbst im Sommer Handschuhe zu tragen, allerdings verbrannte ich mich so nicht bei jeder leichtesten Berührung mit Töpfen, Pfannen, Backblechen oder gar Herdplatten, die sich leider beim blinden Kochen nicht ganz vermeiden ließen. Ansonsten klappten Gerichte, die ich schon kannte, überraschend gut, auch ohne sehen zu können, was ich gerade tat. Jetzt allerdings hatte ich noch ungefähr viereinhalb Minuten, um meinen Freund und Lebensgefährten zu begrüßen, dessen vertraute Schritte soeben durch den Flur hallten und herauszufinden, warum er heute schon so früh Zuhause war. Hätte ich das gewusst, hätte ich etwas besseres zum Essen gemacht und nicht nur einfache Nudeln.

»Tiiiiiim«, hörte ich auch in diesem Moment schon die Mädchen vom Sofa aufspringen und auf meinen Freund zurennen, der beide hochhob und sie freudig begrüßte. Die Kleinen nannten uns meistens einfach beim Vornamen, einzig Louna nannte uns manchmal ›Papa‹. Tim und ich waren uns sofort einig geworden, dass es so besser wäre, zum einen wäre es doch recht verwirrend, nicht zu wissen, wer von uns beiden denn jetzt mit ›Papa‹ gemeint war, zum anderen wollten wir vermeiden, dass Mina sich irgendwie nicht zugehörig fühlte, weil wir eben »nur« ihre Onkels waren, auch wenn sie für uns schon lange wie eine Tochter war. Langsam trat auch ich in den Türrahmen, der Küche von Flur trennte und lehnte mich an das Holz, auf dem zu beiden Seiten mit Bastelkleber Striche gezogen waren, um die Größe der Mädchen zu dokumentieren. Extra für mich war Tim auf die Idee gekommen, die einfachen Kugelschreiberstriche mit Bastelkleber nachzufahren, da so zwar das Holz nicht beschädigt werden würde, ich es aber trotzdem erfühlen könnte. Für solche Aktionen liebte ich Tim. Besagter hörte gerade Mina und Louna zu, die ihm eifrig von ihrem Tag erzählten und ein leichter Stich von Eifersucht überkam mich. Ich hatte bei uns von Anfang an klar die Mutterrolle übernehmen, unter der Woche war ausnahmslos ich es, der sich den ganzen Tag über um die Kleinen kümmerte, Essen für sie und Tim machte und sich um den restlichen Haushalt kümmerte. Durch meine Blindheit wäre es viel schwerer für mich geworden, Arbeit zu finden als es für Tim war und durch das Blindengeld, das ich bezog, waren wir nicht darauf angewiesen, beide berufstätig zu sein. Insofern war vom ersten Tag an die Rollenverteilung unter uns klar gewesen und bis jetzt hatte es mich auch nie gestört. Jetzt aber, da die Mädchen Tim so euphorisch begrüßten und ihm freudig von Dingen erzählten, die sie mir gegenüber nicht einmal erwähnt hatten, kam doch Eifersucht in mir auf. Dadurch, dass Tim so selten abends vor der Bettgehzeit Heim kam und danach nur noch kurz in die Zimmer schaute und den Kleinen gute Nacht wünschte, war seine Anwesenheit etwas besonderes und tolles, wohingegen ich einfach nur da war. Als ich den Timer meines Handys in der Hosentasche vibrieren spürte, wandte ich mich wortlos dem Geschehen wieder ab und griff nach der Gabel, die fein säuberlich zwischen Herd und Schneidebrett lag, fischte eine Nudel aus dem Wasser und probierte sie, bevor ich die Gabel wieder an ihren Platz legte. Zwischen Herd und Schneidebrett, der Ort, an den benutztes Besteck während dem Kochen gehörte. Ich war etwas enttäuscht. Ich war doch etwas länger dort gestanden und mir absolut sicher, dass Tim mich gesehen hatte und doch hatte er mich mit keinem Wort bedacht. Bewusst blendete ich seine Stimme und die der Kinder aus, die immer noch fröhlich von direkt vor der Küchentür erklangen, wo sie standen. In meinem Inneren fühlte sich etwas leer an. Ich konzentrierte mich vollkommen darauf, die Nudeln in ein Sieb zu schütten, das schon vorbereitet im Spühlbecken stand und beide Herdplatten auszuschalten, dass ich nicht bemerkte, wie Tim hinter mich trat. Überrascht zuckte ich zusammen, als er von hinten seine Arme um mich schlang. Aus dem Wohnzimmer konnte ich die Mädchen diskutieren hören.

»Hallo, Schatz«, murmelte mein Freund leise an mein Ohr, bevor er einen sanften Kuss in meinen Nacken hauchte. Eine kribbelige Gänsehaut überkam mich. Es war wirklich verwunderlich, was Tim in mir auslöste, nach all den Jahren noch, in denen wir nun schon zusammen waren. Das war der Moment, in dem ich beschloss, ihn auf das anzusprechen, was mich bedrückte.

»Wie war dein Tag? Warum bist du schon so früh da?«, fragte ich vorsichtig, während ich mich in seinen Armen umdrehte.

»Anstrengend. Wir haben Mal wieder neue Aufträge reinbekommen. Aber ich habe früher Schluss gemacht. Und du? Wie geht es dir? Alles gut? Mit den Kleinen?«

Ich nickte, schüttelte dann den Kopf, nur um erneut zu nicken. Ich wusste nicht, wie ich ihm meine Gefühle erklären sollte. Tim schien meine Unsicherheit zu spüren.

»Was ist los, Dino?«, fragte er besorgt. Ich musste leicht lächeln, wenn ich daran dachte, wie lange er mich jetzt schon bei diesem Spitznamen nannte. Ich mochte es immer noch.

»Lass uns nach dem Essen reden, okay?«, fragte ich schweren Herzens und spürte, wie er nickte, bevor er seine Lippen kurz auf meine legte.

»Aber dann erzählst du mir, was dich bedrückt, versprochen?«, hakte er nach und ich nickte.

»Versprochen.«

Nachdem Tim und ich den Tisch gedeckt und die Mädchen an den Küchentisch geholt hatten, war ich echt froh, dass Emilio so einen tiefen Schlaf hatte. Bei dem Radau, den die beiden Älteren veranstalteten, war es mir aber auch so ein Wunder, dass er noch nicht zu schreien begonnen hatte, zumal die Tür zum Schlafzimmer nur angelehnt war. Ich war allerdings zu erschöpft und zu angespannt des Gesprächs, das Tim und ich führen würden wegen, um sie zu ermahnen, leiser zu sein. Zum Glück griff mein Partner irgendwann ein und rief beide zur Ordnung. Seinen Worten nach bespritzten sie sich gerade gegenseitig mit Tomatensoße. In solchen Momenten war ich manchmal froh, blind zu sein und das alles nicht wahrnehmen zu müssen, einfach abschalten zu können. Natürlich ging das nur, wenn Tim da war, der trotzdem ein Auge auf das Geschehen hatte und darauf achtete, dass es nicht eskalierte. Kurz überkam mich ein schlechtes Gewissen, dass ich Tim gerade alles allein machen ließ, obwohl doch er der war, der den ganzen Tag auf der Arbeit verbracht hatte, jedoch verdrängte ich es schnell wieder. Nur heute einmal. Ausnahmsweise. Ich wusste selbst nicht, warum ich so schlapp war, hatte ich doch nicht viel heute gemacht. Nach dem Essen wollte ich gerade die Teller abräumen, als ich Tims Hand auf meiner spürte.

»Lass gut sein. Ich mach schon. Setz dich einfach aufs Sofa, ich mach eben die Küche und bring dann die Kleinen ins Bett. Und dann reden wir.«

Ich wollte gerade protestieren, sagen, dass er das nicht zu tun brauche, jedoch schnitt er mir das Wort ab. Schließlich gab ich doch nach und bedankte mich dutzende Male, bevor ich mich im Wohnzimmer auf das Sofa fallen ließ. Nur wenige Minuten später hörte ich Tim aus der Küche treten und die Mädchen bettfertig machen, bevor er zuerst Mina und dann Lou in ihre Zimmer brachte und einige Minuten dort blieb. Ich musste lächeln wenn ich an die liebevolle Art dachte, wie er mit den Kleinen umging. Ja, Tim konnte gut mit Kindern, er war das ideale Vaterbild. Der Papa, der zwar tagsüber arbeiten ging, aber abends und an den Wochenenden der Großzügige und Gönnerhafte war, der eher einmal etwas erlaubte und mit dem man Spaß haben konnte. Sanft konnte ich spüren, wie sich das Polster neben mir senkte, als Tim sich darauf niederließ, bevor er mich sanft in seine Arme zog. Ich lehnte mich genießerisch an seine warme Brust und wieder einmal wurde mir bewusst, dass solche Momente viel zu selten waren.

»Also, Stegi, was ist los? Irgendetwas stimmt doch nicht mit dir?«, erkundigte sich Tim besorgt, was mich leicht lächeln ließ. Er sorgte sich um mich. Immer noch, nach all den Jahren, sorgte er sich um mich und kümmerte sich um mich, wenn ich es brauchte. Ich atmete tief durch und sein Geruch drang in meine Nase.

»Ich vermisse dich, Tim«, erklärte ich schließlich und begann langsam zu erzählen, was mir in den letzten Tagen bewusst geworden war, während er einfach nur zuhörte. Er sagte nichts, als ich ihm erzählte, dass es mich stören würde, dass er so viel unterwegs war, sagte nichts, als ich berichtete, wie einsam ich mir teilweise vorkam, sagte nichts, als ich ihm gestand, dass ich mich unbeachtet fühlte wie heute als er heimkam und fast fünf Minuten kein Wort zu mir gesagt hatte und sagte nichts, als ich ihm beichtete, wie eifersüchtig es mich machte, wenn sie ihn so freudig begrüßten und mich... eben nicht. Erst als ich endete, zog er mich immer noch wortlos näher zu sich und drückte mich beruhigend. Ich vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge, er war zu meiner Sicherheit geworden in den letzten Jahren.

»Es tut mir leid, Stegi, das wusste ich nicht«, murmelte er ernst. Sein Tonfall klang nachdenklich.

»Ich werde versuchen, weniger Überstunden zu machen. Ich möchte dich auf keinen Fall verlieren und erst recht nicht, dass du unglücklich bist. Es ist mir wichtig, dass du auch weiterhin zu mir kommst, wenn dich etwas bedrückt, okay?«

Ich nickte leicht und war froh, dass er nicht sauer zu sein schien. Schließlich arbeitete er jeden Tag für uns und ich machte ihm jetzt auch noch Vorwürfe deswegen.

»Und ansonsten... Was die Kleinen angeht: Das ist doch kein Grund, eifersüchtig zu sein. Glaub mir, ich beneide dich darum, dass du sie jeden Tag stundenlang sehen kannst, auch wenn das nicht immer stressfrei ist. Aber du wirst immer ihre erste Bezugsperson bleiben, nicht ich. Du bist genauso ihr Papa wie ich.«

Wieder nickte ich. So hatte ich das tatsächlich nicht gesehen.

»Danke, Tim«, murmelte ich leicht verschämt.

»Trotzdem. Ich werde morgen meine Mutter anrufen, sie wird die drei bestimmt gerne übers Wochenende zu sich nehmen. Dann machen wir beide uns wieder einmal eine schöne Zeit. Zu zweit.«

Ich hob meinen Kopf, wandte mein Gesicht ihm zu.

»Wirklich?«, fragte ich ungläubig.

»Natürlich. Das letzte Mal ist schon viel zu lange her. Wir werden das in Zukunft öfter machen.«

Ich nickte leicht und drückte dann mein Gesicht an seins.

»Danke, Tim.«

»So lange ich dich damit ein bisschen glücklich machen kann«, hörte ich das Lächeln aus seiner Stimme. Eifrig nickte ich.

»Du machst mich immer glücklich, Timmi. Ich liebe dich.«

»Ich dich auch, Kleiner. Ich liebe dich auch.«

Sanft griff ich nach Tims Hand, der soeben aus dem Auto stieg, mit dem er gerade in unserer Einfahrt vorgefahren war. Wir hatten den heutigen Tag, seinen Geburtstag, bei seinen Eltern verbracht, wo wir schließlich unsere Kinder über Nacht gelassen hatten, um gemeinsam Essen gehen zu können. Jetzt waren wir gerade wieder Zuhause angekommen und Tim hatte sich vermutlich schon auf einen ruhigen Ausklang des Abends zu zweit eingestellt. Was er allerdings nicht wusste war, dass in unserem Wohnzimmer fast fünfzig Leute gerade im Dunkeln auf seine Ankunft warteten, um mit uns zu feiern. Schnell drückte ich ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen, bevor ich ihn zu unserer Haustür zog und ungeduldig wartete, bis er endlich aufschloss. Er bemerkte meine Unruhe natürlich, schien sie allerdings auf etwas anderes zurückzuführen. Ich konnte fast schon sehen, wie er anzüglich grinste. Noch ahnte er nicht, dass der Abend noch lang werden würde. Ich schnappte mir seine Hand, nachdem ich meine Schuhe von den Füßen gestriffen hatte und zog ihn ins dunkle Wohnzimmer. Mit meiner freien Hand tastete ich nach dem Lichtschalter und in dem Moment, in dem ich ihn umlegte, ertönte ein vielstimmiges »Überraschung« von allen Seiten. Ich lachte glücklich auf und fiel meinem Freund um den Hals, der vollkommen überrascht regungslos dastand. Nach einigen Sekunden erwiderte er meine Umarmung.

»Stegi, du bist unglaublich«, flüsterte er leise. Ich drückte mich an ihn.

»Alles Gute«, wünschte ich ihm erneut leise, bevor ich ihm sanft einen Kuss auf die Lippen hauchte. Erst dann machte ich Platz für die Welle an Umarmungen, die Tim überrollte. Lächelnd trat ich ein paar Schritte zur Seite, bis mehrere Schritte auf mich zukamen. Darunter Patricks Stimme, der mich ansprach.

»Stegi, ich hab hier die Jungs. Tobi, Veni und Smurf. Die alte Truppe. Bis jetzt konnte ich sie vor Tim versteckt halten, ich dachte, du solltest dabei sein, wenn er sie wiedersieht, schließlich gehörst du auch dazu. Ich nickte.

»Hi, Leute«, murmelte ich leicht schüchtern in die Richtung meiner ehemalig guten Freunde, die ich so lange nicht mehr gesehen hatte. Die Situation war merkwürdig. Auch sie begrüßten mich alle und Freddie umarmte mich zögerlich zur Begrüßung.

»Ich würde ja sagen, dass ihr euch alle verändert habt und ganz anders ausseht als früher, aber...« Ich zuckte mit den Schultern bei dem Versucht, die Situation ein wenig zu lockern. Erfolgreich, denn sofort fingen alle an, zu lachen.

»Wenigstens hast du dir deinen Humor behalten«, bemerkte Veni und ich lächelte.

»Klaro«, stimmte ich ihm zu.

»Jo, ich glaube, zu Tim zu gehen erledigt sich gerade. Das Gebrutstagskind steuert gerade genau auf uns zu.«, bemerkte Palle in diesem Moment.

»Ich glaub, ich spinn«, hörte ich auch sofort Tim murmeln, bevor er wortlos einen nach dem anderen umarmte, zum Schluss sogar Patrick und mich. Ich beschloss kurzerhand, ihn erstmal nicht mehr freizugeben und behielt meine Arme um ihn, was ihn aber nicht zu stören schien. Tim war wirklich überrascht, hatte niemals damit gerechnet. Aber er schien sich zu freuen, was mich wiederum glücklich machte. Sofort verfielen wir alle in ein Gespräch und eine halbe Stunde später plauderten wir immer noch, wobei wir inzwischen auf den Sofas saßen, ich immer noch an Tim gekuschelt, der locker einen Arm um meine Taille geschlungen hatte.

»Also, wie siehts aus? Was ist geworden aus euch?«, erkundigte ich mich gerade neugierig und sofort begann Palle zu erzählen:

»Ob dus glaubst oder nicht, Tobi ist immer noch Single. Langsam glaub ich, der Junge tendiert zu eurem Ufer«, lachte er, woraufhin besagter sich sofort empörte:

»Hey! Ich hatte in den letzten Jahren mehrere Freundinnen! Ich bin ja mal sowas von hetero!«

Wieder lachten alle, dieses Mal antwortete Smurf:

»Jaaa, das behaupten sie alle. Ich meinerseits kann behaupten, in einer glücklichen Beziehung zu sein.«

Kurzes Schweigen, nachdem sich alle vom Lachen beruhigt hatten, bevor ich erneut nachfragte:

»Und du, Veni?«

Besagter konnte gar nicht schnell genug antworten, bevor Palle schon wieder das Wort ergriff:

»Ja, Raffi ist uns je einer der besten. Der Junge hat inzwischen geheiratet!«

Ich war baff.

»Wirklich? Krass. Glückwunsch, Junge. Seit wann?«, erkundigte Tim neben mir sich.

»Ein gutes Jahr. ich habe sie im Studium kennen gelernt«, hörte ich ih antworten und musste lächeln, als ich feststellte, wie glücklich er dabei klang.

»Und ihr?«, fragte jetzt Tobi weiter, an Tim und mich gerichtet, »Alles noch so schön wie damals bei euch?«

Ich lächelte, wandte mein Gesicht meinem Freund zu und nickte.

»Ja. Wir sind ziemlich glücklich zusammen«, bestätigte ich, was ich im Moment dachte. Auch Tim nickte spürbar.

»Ja, ich liebe diesen Jungen einfach über alles. Und ich werde ihn für immer lieben.«

Mit diesen Worten vereinte er unsere Lippen und sofort erwiderte ich.

Für immer.

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Ja, hier der erste, wirklich lange OS. (5869 Wörter)

Danke für all die lieben Kommentare, die ihr mir geschrieben habt!

Meine neue FF ist auch seit wenigen Minuten online, schaut dort vorbei, wenn ihr wollt:(https://www.wattpad.com/story/71381341-daunted-and-broken) Wie viele Aufrufe, denkt ihr, schaffen wir bis morgen dort?

Morgen kommt dann das 20-Words-Special hierzu, wer diese Art nicht kennt: Es wird ziemlich selbsterklärend sein, keine Sorge.

Liebe Grüße, minnicat3

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