Kapitel 3
Langsam wurde mir das alles zu viel. "Wie lange fahren wir denn noch?", fragte ich Sören leicht genervt und verzog mein gesicht. "Meine Güte, kom ner. Wir fahren noch ungefähr zwei Stunden." Genervt lies ichmich in meinen Sitz fallen. "Ist es denn sooo schlimm?", fragte Sören und schaute mich mit einer Mischung aus Unbeeindruckt und Genervt an. "Hm, also mit einem schreienden Baby und einem kläffenden Hubd im Waggon irgendwie schon.", pfefferte ich zurück, die Stimmung zwischen ums war offensichtlich angespannt. Wahrscheinlich hüpfte hier irgendwo so eine Fußhupe rum, so ein kleiner Kläffer, bei dem man während dem Putzen aufpassen muss, dass man ihn nicht platt tritt. Und die Mutter schienihr Baby nicht unter Kontrolle zu kriegen, mittlerweile standen sogar Leute im Gang zwischen den Sitzreihen, um überhaupt noch in den Zug zu passen.
"Warum ist hier denn so viel los?"
"Morgen ist Varpa. Da musst du einen Stein so nah wie möglich an einen Holzpflock werfen.", ergänzte er noch, als würde er meinen fragenden Blick bemerken. "Wird das oft in Schweden gemacht?" "Naja, hauptsächlich bei irgendwelchen Festen, aber es ist Sommer, und Midsommardagen, also Mittsommer, steht vor der Tür und dss heißt wiederrum Party in ganz Schweden." "Du kennst dich ja ganz schön aus!" "Ja klar! Ich bin da ja aufgewachsen." Aber wie kam es dann, dass er so gut deutsch konnte? Ach stimmt, er war ja Reisender. Bestimmt schnappte er hier und da mal was auf.
Langsam ging mir das Schreien des Kindes und das permanente Bellen des Hundes auf die Nerven, auch Sören hatte eine genervte Miene aufgesetzt. "Nur noch zwei Stunden....es sind nur noch zwei Stunden...", flüsterte ich leise vor mich hin, bis sich plötzlich ein "Zum Glück! Lang halte ich das nicht mehr aus!", dazwischen. Von Sören. Das hast du gehört?!", sagte ich aus Überraschung laut und spürte plötzlich die Blicke der umliegenden Leute. Nicht schon wieder. Wieso mussten mich immer alle anglotzen?! "Du hast das ernsthaft gehört?" "Ja klar", kam als Antwort,"was sehen angeht, bin ich zwar ne Niete, aber dafür glänze ich in Gehör und Riechen! Und all dem anderen Kram.", er betonte dabei das "glänze", er schien wirklich stolz darauf zu sein. Das entlockte mir ein kichern und ich schaute mich um. "Vielleicht wird das mit dir und Eilif ja doch noch ganz lustig.", ich lächelte selbstsicher und lehnte mich mit verschränkten Armen zurück. "Hast du gehört Eilif, du bist lustig! Warte.....was heißt hier vielleicht? Ich bin super lustig!" Ich kicherte wieder und hielt mir die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen.
Danach schauten wir für ein Weilchen nach draußen. Ich verfolgte die vorbeiziehende Landschaft mit den Augen, versuchte, einen festen Punkt zu fixieren.
Es kam irgendeine Zugmitteilung, auf Schwedisch. "Was hat sie gesagt?", ich verstand ja kaum etwas auf Schwedisch. "Warte....", er hob kurz die Hand und zeigte mir so, dass ich still sein sollte, da die Dame inmer noch redete. Er hatte es bestimmt nicht leicht, hier im waggon mit den ganzen Gesprächen der umstehenden Leute. Sörens Augen waren nach oben, schräg Richtung Decke gerichtet, er beendete sein Gehorche mit einem "Aha. Sie hat gesagt, wir müssen kurz anhalten, weil ein anderer Zug noch auf der Strecke ist und der nicht aus den Puschen kommt." "Achso. Ist ja wie zuhause...", murmelte ich. Das war mir von der DB schon bekannt.
Wir schwiegen füreine ganze Weile. Ich schloss erneut meine Augen, all diese Dinge, die vorbeiziehende Landschaft, die Menschen, nicht mal seinen eigenen Hund sehen zu können, diese Tatsache beunruhigte mich ein wenig. Sich nur an Geräuschen, Gerüchen, Geschmäcker und am Gefühlten orientieren zu können, das alles wirkte auf mich beklemmend. So auch die Dunkelheit unter meinen Augenlidern. Schnell öffnete ich meine Augen. Nun brannte mir eine Frage auf der Zunge, sie war zwar nicht so wichtig, aber interessieren tat es mich irgendwie schon. "Woher weißt du, was welche Farbe hat?", platzte ich unerwartet raus, Sören drehte sich erschrocken zu mir um, er schien damit echt micht gerechnet zu haben. Hm, damit hatteich wohl das Schweigen gebrochen, das nur..., ich schaute auf meine Uhr, eine halbe Stunde gedauert hatte. Immerhin, Rekord! Ja, das war von mir so ein Tick, diesselben Dinge vom Zeitaufwand her zu vergleichen.
"Äh, okay? Das kam jetzt ein bisschen plötzlich, aber gut...", er räusperte sich und richtete sich auf, da er die ganze Zeit durchgehangen hatte, "ich hab so ein Gerät, das erzählt mir, ob etwas braun oder türkis oder pink ist. Manchmal reagiert das Ding dann auch über, da zieh ich die Kleidung lieber nicht an. Damit würde uch wahrscheinlich auffallen wie ein bunter Vogel, und ich wüsste nicht mal, dass ich wie ein Kaubobon aussehe!" Ich konnte jetzt einfach nicht mehr und fing an zu lachen. Sein Tonfall! Während dem Kichern versuchte ich mich bei ihm für mein Lachen zu entschuldigen. "Ich....hihihi....es tut mir so lahhaheid!" Nun fing auch er an zu lachen und wir lachten uns gegenseitig über den anderen einen ab. Das die Leute im Zug uns alle anstarrten, störte uns schon längst nicht mehr.
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