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15 | von ungewollten Einladungen

Selbst in den friedvollsten Familien grenzt es nahezu an eine Tradition, dass an Weihnachten plötzlich die Stimmung kippt und ausgerechnet zur besinnlichsten Zeit sämtliche Streitigkeiten aufkommen - anders als bei den Belardos und ihrer üppigen Verwandtschaft.

Die Belardos sind das ganze Jahr über eine sehr impulsive, laute Familie. Es wird sich gerne leidenschaftlich gezankt und kurz darauf wieder versöhnt, doch um Weihnachten herrscht innerhalb der Familie stets Harmonie.

Viola ist sich allerdings sicher, dass sich das dieses Jahr ändern sollte und sie wesentlich dazu beitragen wird.

Sie macht sich auf alles gefasst, als sich ihre Eltern nachmittags im Papageno eingefunden haben und ihr erwartungsvoll entgegenblicken.

»Was gibt's, Liebes? Ich muss bald in die Küche, also bitte schnell«, drängelt Antonio und wirft hektisch einen Blick auf die Uhr. Das Restaurant öffnet erst in knapp einer Stunde, um 17 Uhr, aber er hat noch Einiges vorzubereiten.
Schnell war aber ohnehin Violas Vorsatz - kurz und schmerzlos will sie ihnen ihr Anliegen vortragen.

»Ich will mir eine kleine Auszeit nehmen«, verkündet sie die Schlagzeile, die sie hier überhaupt erst zusammengebracht hat. »Ein paar Monate.«

Zwei irritierte Augenpaare blicken ihr entgegen.
»Auszeit? Eine Auszeit wovon?«
Eine vernichtende Frage, die Viola einmal mehr zeigt, dass ihre Umwelt nicht versteht, welch selbstauferlegter Druck auf ihr lastet.

»Von allem hier. Vom Papageno. Von Zuhause. Von -«
Viola wagt es nicht, das Wort Partnersuche auszusprechen.
»Vom Warten auf meine Zukunft«, sagt sie stattdessen. »Ich will gerne mal was anderes machen.«

Die Gesichter ihrer Eltern sprechen Bände.
Sie können weder verstehen, was Viola ihnen soeben vermitteln will, noch woher dieser Gedanke plötzlich kommt. Sie kennen ihre Tochter gut genug, um zu wissen, dass sie kein Mensch ist, der »gerne mal was anderes machen« und von der Abenteuerlust getrieben ist.

»Was genau stellst du dir denn vor?«, hakt Antonio weiter nach, in der Hoffnung, dass sich Viola vielleicht doch noch einmal Gedanken um ihre Zukunft gemacht hat.
Er ist nach wie vor der Meinung, ein Studium würde ihr guttun.

Seufzend atmet Viola durch.
»Vor einem halben Jahr hab' ich einen Freund kennengelernt. Sein Name ist Harry. Er ist recht erfolgreich und viel unterwegs. Ich hab' eine Menge mit ihm gesprochen und er hat mir angeboten, mich eine Weile mitzunehmen.«

Jedes Mal, wenn Viola denkt, ihre Eltern könnten nicht noch überraschter und verwirrter gucken, beweisen sie ihr das Gegenteil.

»Harry? Den Namen hör ich zum ersten Mal.«
»Erfolgreich? Was heißt denn erfolgreich?«
»Ein Freund, von dem wir noch nie gehört haben?«
»Wo hast du ihn kennengelernt?«
»Woher kennst du diesen Harry?«
»Viel unterwegs?«
»Dich mitnehmen? Wohin denn?«

Die Fragen ihrer Eltern häufen sich und jede davon ist berechtigt.

Endlich, ein halbes Jahr zu spät, fängt Viola an, ihnen von Harry zu berichten. Und als der Name Harry Styles nicht Hinweis genug ist, beschreibt sie ihnen den Menschen, der ihr plötzlich solche Flausen in den Kopf gesetzt hat.

Sie erzählt, dass Harry sein Geld mit Musik verdient und mit einer Band Erfolge feiert. Dass er bald auf Welttournee gehen wird und sie seine Stimme bestimmt schon des Öfteren im Radio gehört haben.

»Moment«, hakt Violas Vater irgendwann nachdenklich ein. »War das der Kerl, der mal hier bei uns im Laden war, dort drüben gesessen und dich nach Hause gebracht hat?«

Mit aufgerissenen Augen guckt ihre Mutter zwischen den beiden hin und her. »Was? Er war sogar schon hier im Restaurant? Wieso hast du uns nie davon erzählt, Viola? Oder ihn mal vorgestellt?«

»Weil er einfach nur ein Freund ist und ihr ihn bestimmt direkt als potenziellen Verehrer gesehen hättet.«

Weder Antonio noch Francesca können dem widersprechen. Seitdem sie einen männlichen Namen aus Violas Mund gehört haben, waren sie sich sicher, Harry wäre mehr als nur ein Freund für sie. Francesca ist sogar schon so weit, dass sich Eifersucht in ihr breitmacht, weil ihr Mann im Gegensatz zu ihr schon einen Blick auf besagten Harry erhascht hat.

»Was genau erwartest du gerade von uns, Kind?«, nimmt Antonio wieder das Ruder in die Hand und fordert konkrete Ansagen. »Du bestellst uns hier her, berichtest von irgendeinem ominösen jungen Mann und willst  jetzt mit ihm durchbrennen?«

»Nicht durchbrennen!«, schüttelt Viola erschrocken den Kopf. »Er führt nur eben ein ganz anderes Leben als ich. Mit viel Abwechslung und Reisen. Und daran möchte er mich etwas teilhaben lassen. Alles, was ich also von euch will ist, dass ihr mich versteht, im Papageno auf mich verzichten könnt und mich gehen lasst.«

»Du bist erwachsen, Viola«, zuckt Antonio mit den Schultern.
Viola könnte schwören, ein leichtes, stolzes Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen. Er hat den Stillstand und den verbissenen Fokus im Leben seiner Tochter immer mit Skepsis beobachtet. Dass nun Bewegung hineinkommt und sich Viola doch etwas Autonomie wünschen könnte, nimmt er gerne zur Kenntnis.
»Aber wenn du hier nicht arbeitest, hast du auch kein Geld. Das ist dir hoffentlich bewusst. Ansonsten kannst du tun, was du willst.«

»Antonio!«, fährt ihn seine Frau erschrocken an. »Du kannst sie doch nicht mit einem wildfremden Kerl durch die Welt geistern lassen!«

»Er ist nicht wildfremd, ich hab ihn schon mal gesehen. Und Matteo auch. Und die Kosten unterwegs würde Harry übernehmen - als Freund.«

»Ich will ihn kennenlernen«, schüttelt Francesca stur den Kopf. »Ich lasse mein Kind nicht mit einem wildfremden Kerl losziehen, von dem sie sich auch noch finanzieren lässt. Ich will ihn vorher unter die Lupe nehmen.«

Harry Styles hätte lauthals gelacht, hätte er mitbekommen, wie oft er in den vergangenen Minuten als »wildfremd« bezeichnet wurde.

»Francesca, Viola ist kein Kind mehr. Sie kennt ihn und kann ihn einschätzen. Wir -«

Während Viola noch darüber staunt, wie vernünftig und erwachsen ihr Vater sie neuerdings behandelt, verwickelt ihn ihre Mutter bereits auf italienisch in eine hitzige Diskussion.

Diese Schlacht war bereits verloren, ehe sie überhaupt richtig angefangen hat.
Francesca will Harry kennenlernen und in ihrer Familie ist das Wort der Mutter stets Gesetz.

Augenrollend lenkt Antonio schließlich ein und schwenkt im Geiste die weiße Fahne.
»Na schön, dann soll dieser Harry eben kurz vorbeischauen, ehe du mit ihm wegfährst«, verkündet er endlich, unter nachdrücklichem Nicken seitens Francesca, die Entscheidung. »Nur um sicherzugehen, dass er ein anständiger junger Mann ist.«

Seufzend lässt Viola den Kopf in den Nacken fallen. Sie hat es geahnt.
Vor ihrem geistigen Auge hatte sie seltsamerweise immer schon Harry mit ihren Eltern am Küchentisch sitzen sehen.

»Er hat viel zu tun!«, versucht sich Viola an einem letzten, kläglichen Versuch, sich aus dieser Misere herauszuwinden, obwohl sie längst weiß, dass ihre Mutter ihm begegnen will - und der Wille ihrer Mutter zählt.

Wer italienische Familien kennt, weiß um deren Gastfreundschaft, aber auch um die Skepsis, sobald es darum geht, ihnen jemanden aus der Familie anvertrauen zu müssen.
Francesca wird ihre Tochter niemandem überlassen, den sie nicht vorher geprüft hat - selbst wenn es sich dabei um Harry Styles handelt und ihn Viola als einfachen Freund angekündigt hat.

»Er hat genug Zeit, dir die Welt zeigen zu wollen, also ist wohl auch Zeit für ein gemeinsames Essen«, ist sich ihre Mutter, die kurzerhand zum Familienoberhaupt mutiert ist, sicher.

»Na schön. Ich kann ja mal hier im Papageno mit ihm Essen gehen. Dann könnt ihr ihn ja kurz kennenlernen«, bietet Viola einen Plan an, mit dem sie sich halbwegs arrangieren könnte.

Während Antonio gerade einverstanden nicken wollte, schüttelt seine Frau bestimmend den Kopf.
»Nein, das ist zu unpersönlich. Er soll zu uns nach Hause kommen. Wann immer er will, er ist eingeladen.«

Geknickt versinkt Viola etwas unter der Tischplatte. Das letzte Wort ist gesprochen und die Entscheidung gefällt.

Harry Styles soll ihnen einen Besuch abstatten und Viola ahnt, dass sie selbst das größere Problem damit hatte.

Ohne große Widerworte fügt sich Viola ihrem Schicksal. Sie will keinen Streit innerhalb der Familie, nur weil sie ein Treffen zwischen Harry und ihren Eltern vermeiden will.


Kaum hat sie wieder einen Fuß auf die Straße vor dem Papageno gesetzt, tippt sie auf ihrem Handy sofort auf den Hörer neben Harrys Namen. Immerhin ist er einer der Hauptdarsteller dieses Theaters, das ihre Mutter unbedingt aufführen will.

Überraschenderweise nimmt Harry den Anruf auch tatsächlich entgegen. In der Regel ist er telefonisch kaum erreichbar, insbesondere seitdem das Album fertig ist.

»Hey«, hört Viola seine Stimme unter deutlichem Straßenlärm. »Was gibt's?«

Harry klingt selten hektisch, er ist stets die Ruhe selbst. So auch heute, im Gegensatz zu seiner Umgebung. Dennoch fühlt sich Viola sofort, als würde sie ihn ausgerechnet jetzt mit Nichtigkeiten belästigen.

»Oh, wo bist du denn?«, fragt sie vorsichtig. »Stör ich?«

»Nein, nein. Ich bin in New York. Haben ein paar Talkshow-Aufzeichnungen, um Weihnachten ist immer viel los. Ich kann dir gar nicht sagen, wieviele schreckliche Weihnachtspullis ich inzwischen schon anziehen musste«, erzählt er gelassen und lacht amüsiert. »Was ist bei dir so los?«

Dass Harry einfach so mir nichts, dir nichts nach New York jettet, um dort zu arbeiten, ist für Viola immer noch ungewöhnlich. Aber Harry erzählt, als wäre er eben kurz in den Nachbarsort gefahren, um Brötchen zu holen.

»Ich werd mir deine Outfits gerne im Internet ansehen«, lacht Viola ebenfalls, bis ihr wieder einfällt, weshalb sie ihn angerufen hat. »Ich hab gerade mit meinen Eltern geredet und... sie wollen dich tatsächlich persönlich kennenlernen.«

Als hätte sie soeben die schrecklichste aller Hiobsbotschaften verkündet, wartet Viola unwohl auf Harrys Reaktion.
Entgegen ihres Erwartens bekommt sie allerdings vorerst nur ein triumphales Auflachen zu hören.

»Ich wusste es! Sie wollen mich erstmal durchleuchten!«, freut sich Harry lachend, ehe seine Stimme in einen spöttischen Unterton verfällt. »Wie alt bist du noch gleich, Viola?«

»Ha-ha. Ich weiß, sie behandeln mich wie ein kleines Kind. Aber ich will einfach keinen Unfrieden zuhause. Wenn du aber keine Zeit hast, kann ich das auch voll und ganz verstehen, ich wollte dir nur -«

»Ach Quatsch«, redet Harry dazwischen. »Meine Mum wäre bestimmt genauso, hätte ich einen anderen Job. Ist doch irgendwie niedlich, dass sich deine Eltern so um dich sorgen.«

Im Moment kann Viola seinen Worten wenig abgewinnen. Im Moment zerren die Forderungen ihrer Eltern bloß an ihren Nerven.

»Und außerdem«, redet Harry weiter und klingt, als würde er soeben etwas in sich hineinstopfen. »Wie gesagt, ich bin über Weihnachten eh Zuhause und wollte dich abholen. Da kann ich auch genauso gut noch reinkommen und deine Familie von mir überzeugen«, sagt er kauend.

Er klingt schon wieder so unbesorgt und leicht, dass es Viola rasend macht.
Für Harry scheint auch dieses Treffen nichts als ein weiteres Abenteuer zu sein, das er nur zu gern auf sich nimmt und alles auf sich zukommen lässt.

Weshalb sich Viola so sehr dagegen sträubt, kann sich die junge Frau selbst nicht erklären.

Fakt ist, dass sie dem Weihnachtsfest im Hause Belardo noch nie so zwiegespalten gegenübergestanden hatte wie dieses Jahr - dank Harry.

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