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Kapitel 4

Die Tage vergingen. Doch sie fühlten sich jetzt anders an, hatten einen erfrischenden, kühlen Wind bekommen, der die Trockenheit und Hitze nun erträglicher machte. Tagsüber half ich meinem Vater wie gehabt auf dem Hof, doch im Hinterkopf sehnte ich nur den Abend herbei. Manchmal setzte ich mich schon direkt nach dem Abendessen vor den Rechner, nur um darauf zu warten, dass Leila online kam. In stillschweigender Übereinkunft hatten wir es uns zum Ritual gemacht, dass wir erst bei Einbruch der Nacht miteinander chatteten, und obwohl sie manchmal erst um ein oder zwei Uhr nachts online kam, weil sie bis dahin kellnern musste, konnte ich der Warterei zumindest einen kleinen Hauch tröstender Vorfreude abgewinnen. Es war schön, nach all der Langeweile etwas zu haben, worauf man sich freuen konnte, jemanden zu haben, auf den man sich freuen konnte, und vielleicht erging es Leila ja genauso; suchte sie nicht nach jemanden mit Verständnis? Nach jemanden, der sie akzeptierte? Beim Frühstück oder Mittagessen warfen meine Eltern mir hin und wieder seltsame Blicke zu, so als wüssten sie, dass ich mit dem Kopf woanders war; einmal riefen sie sogar meinen Namen und fragten mich, ob ich überhaupt zugehört hatte. Doch das hatte ich nicht, denn ich hatte an sie gedacht, an Leila, an ihr großes, imposantes Tattoo und ihrem halben Lächeln, das sie dem Betrachter ihres Profilbilds schenkte. Anstatt meinen Eltern jedoch mitzuteilen, dass ich im Internet ein Mädchen kennengelernt hatte, meinte ich bloß, die Hitze schlage mir wohl aufs Gemüt. Keine Ahnung, ob sie mir das abkauften.

Die Themen, über die ich mit Leila sprach, variierten von Nacht zu Nacht, verloren aber nichts von ihrer gemeinsamen ... nun, Absonderlichkeit? Sie glichen einem losen zusammenhängenden Netz aus Wasserpflanzen, die auf einem schwarzen Tümpel schwappten und allesamt derselben Strömung ausgesetzt waren. Unser Austausch über Serienkiller brachte uns dazu, über Folter zu sprechen. Und dann über die Todesstrafe. Und dann über Suizid. Und dann über Depressionen. Und dann über Drogen und Einsamkeit. Innerhalb einer Woche hatten wir ein Spektrum von Gesprächsthemen abgearbeitet, das in seiner Gesamtheit eigentlich so bitter und kalt schmecken müsste, dass einem unwohl zumute wurde, doch aus irgendeinem Grund geschah das genaue Gegenteil. Es tat gut, über diese Themen zu sprechen. Sich Luft zu machen. Die Ungezwungenheit unserer Worte verlieh diesen Dingen einen lockeren Touch und machte sie erträglich, und dass wir unter uns waren, bloß getrennt von einem Computerbildschirm, schweißte ein Band der Vertrautheit um uns, das sich, zumindest meinem Empfinden nach, sehr besonders und einzigartig anfühlte. Wir schirmten uns von der restlichen Welt ab, hüllten uns in unseren kleinen Blasen vor dem Rechner ein und machten alles, was außerhalb lag, für ein paar Stunden so bedeutungslos wie die geographische Entfernung, die zwischen uns lag.

»Ich möchte mal deine Stimme hören«, schrieb ich eines Abends. Es kam einfach aus mir heraus, ohne dass ich groß darüber nachdachte. Doch mein Herz klopfte, nachdem ich die Worte abgeschickt hatte, und es klopfte noch heftiger, als ihr Chatfenster danach für einige Zeit leer blieb.

Zu früh, du Idiot. Ich hätte mir auf die Zunge beißen können.

Aber dann antwortete sie doch: »Gib mir mal deine Nummer.«

»Klar.« So nonchalant dieses Wort im Chatfenster aussehen mochte, meine tatsächliche Reaktion war das genaue Gegenteil. Mein linkes Bein wippte vor Aufregung, während ich meine Handynummer mit verschwitzten Fingern abtippte und dann wartete. Ich grub die Zähne in meine Unterlippe, schmeckte das Salz meines Schweißes auf der Zunge.

Schließlich vibrierte mein Handy. Ein Kribbeln durchfuhr mich, als ich die unbekannte Nummer darauf las, mich räusperte ... und den Anruf entgegennahm.

»Hallo?«

»Landrover_94 ...« Leise und langgezogen, mit jenem halben Lächeln in der Stimme.

Sie klang bei weitem nicht so extrovertiert, wie es ihr Profilbild vermuten ließ, eher ... feintönig. Zärtlich. Eine Tonlage wie bei Menschen, die vor großem Publikum standen und sich ihrer Stimmlage unsicher waren. »Love_centipede.«

»Diese Namen klingen echt albern, wenn man sie laut ausspricht.« Sie kicherte. Ein Kichern, das sich sofort in mein Hirn einbrannte, und obwohl mich meine Nervosität noch einmal zum Räuspern brachte, lächelte ich auch.

»Na ja, deiner passt ja.«

»Nicht besonders einfallsreich, wenn man bedenkt, was mir da über die rechte Hüfte kriecht.«

Unwiderruflich hatte ich sie in dünner Bluse und Rock vor Augen. »Es steht dir wirklich sehr gut.«

Erneut ein Kichern. »Komisch, oder?«

»Was?«

»Wieder diese Bagatellen, so als würden wir uns erst jetzt kennenlernen. Dabei kennen wir uns ja schon ein bisschen länger.«

»Na ja, bisher nur in Schriftform. Sich das erste Mal zu hören ... bleibt ja trotzdem ein bisschen befremdlich.«

»Mir gefällt deine Stimme jedenfalls«, sagte sie. »Klingt attraktiv.«

Ich hörte den Sarkasmus in ihrer Stimme und lachte. »Mach dich nicht über mich lustig.«

»Tu ich gar nicht.« Doch sie lachte auch, als sie das sagte.

»Deine Stimme mag ich ebenso«, sagte ich. »Du ... klingst ruhiger, als ich erwartet habe.«

»Ich kann auch sehr laut sein. In gewissen Momenten.«

Sie war absolut direkt. Kein Herantasten, kein Abwägen, einfach blindes, geradliniges Flirten. Es war schon fast ein bisschen einschüchternd, und ich räusperte mich erneut.

Meine Verlegenheit brachte sie zum Kichern. »Das war nur so daher gesagt, Steven. Nur ein Spaß. Wir haben uns auf einer Dating-Plattform kennengelernt, da muss ich mich nun mal so verhalten.«

»Ja. Sicher.« Super, Steven. Was für eine schlagfertige Antwort.

Doch sie fuhr bereits in lockerem Tonfall fort. »Weißt du, ich hatte auch schon seit ein paar Abenden mit dem Gedanken gespielt, dir meine Nummer zu geben. Außerhalb der Wochenenden ist es auf meiner Arbeit manchmal echt öde, und ich hatte mir schon oft gedacht, wie schön es wäre, jetzt mit dir zu schreiben. Die Gespräche mit dir sind schön.«

»Nun ... Danke.« In meinem Magen kribbelte es vor Wärme. »Es mangelt uns ja nicht an Gesprächsthemen.«

»Die Themen sind gar nicht so wichtig«, sagte sie. »Ich mag es einfach, mit jemandem über so was zu plaudern, der sich nicht verstellt, weil es ihm unangenehm ist. Der mir offen und ehrlich seine Meinung zu diesen Dingen sagt.«

»Und diesen Test hab ich bestanden?«

»Mit Bravour.«

Ich lachte. Ich stand auf und begann langsam in meinem Zimmer auf und ab zu gehen, eine Marotte, wie sie wohl jeder besaß.

»Es wäre jedenfalls schön, wenn ich auch auf der Arbeit mit dir schreiben könnte«, sagte Leila. »Oder ehrlich gesagt: Es wäre ein Trost. Du weißt ja nicht, mit was für Leuten ich mich da teilweise rumschlagen muss. Mit was für Männern ... vor allem die in unserm Alter ...«

»Ich kann's mir vorstellen.« Der Fluch der Jugend und Schönheit.

»Am besten sind die Kerle, die glauben, ich würde nicht bemerken, wie sie mich anstarren«, sagte sie. »Die halten sich für so schlau und gerissen, nur weil sie wissen, dass Fensterscheiben spiegeln.«

Ich musste daran denken, dass sie es nicht mochte, sich in großen Menschenmengen aufzuhalten. »Ist dir einer von denen schon mal ... also ...«

»Nähergekommen?«

Ich nickte, bis mir klar wurde, dass sie das nicht sehen konnte. »Ja.«

»Wenn man mal von den üblichen ekelerregenden Sprüchen absieht, die sie einen mit zu viel Bier intus an den Kopf werfen ... nicht wirklich, nein. Sie pfeifen einem hinterher, grinsen lasziv, wenn ich ihnen die Getränke serviere, versuchen es mit schlechten Sprüchen, die sie auswendig gelernt haben ... das ist widerwärtig, aber nicht allzu aufdringlich. Weißt du, Steven –«

(Meinen Namen erstmals aus ihrem Mund zu hören, mit dieser melodischen, zärtlichen Stimme, beförderte einen wohligen Schauer über meine Arme.)

»– ich glaube, mit diesem Gehabe versuchen Männer bloß ihre Unsicherheit zu kaschieren. Mit dieser Unaufrichtigkeit, meine ich, diesem ... diesem Machogehabe. Sie sind selbst nicht davon überzeugt, dass es ihnen auf diese Weise gelingt, bei einem Mädchen zu landen, und wenn doch, bekommen sie sofort Angst. Für Authentizität – für Verletzbarkeit – fehlt den meisten der Mumm.«

Gedankenversunken marschierte ich ans Fenster. Blickte einen Moment lang in die schwüle, heiße Nacht hinaus.

»Hast du dich deshalb auf dieser Datingseite registriert? Um zu schauen, ob es auch ... authentische Männer gibt?«

»Wie gesagt ... du hast mir von Anfang an einen guten Eindruck gemacht. Dein Bild, deine Wortwahl ... Du hast dich nicht hinter einer Maske versteckt.«

»Wir tragen doch immer Masken, Leila.« Ihr Name, aus meinem Mund. »Zumindest gegenüber anderen.«

Sie schwieg für ein paar Sekunden. »Soll ich dir mal ein Geheimnis verraten, Steven?«

Ich nahm das Handy von einem Ohr zum anderen. »Wenn das nicht wieder eines unserer Quid pro quo-Spielchen wird ...«

»Ich fantasiere manchmal ein bisschen rum, was ich mit diesen Typen machen würde«, sagte sie. »Die, die so richtig eklig sind, meine ich. Wenn ich im Pausenraum sitze und ein paar Minuten für mich alleine bin, wenn keine meiner Kolleginnen daherkommt und mich mit Smalltalk ablenkt ... dann stell ich mir manchmal vor, diese Kerle einfach dort kaltzumachen. Ein Tranchiermesser aus der Küche zu holen, zu ihnen ins überfüllte Lokal zu rennen und sie dort in Gegenwart ihrer Freunde abzustechen. Teilweise male ich mir bis ins Detail aus, wie ich vorgehen würde. Wie oft ich zustechen würde. Und wo. Ich stelle mir vor, ihnen in die Augen zu sehen, während sie sterben, sie dabei zu beobachten und anzulächeln. Hin und wieder tröstet mich diese Vorstellung«, endete sie. »Wenn der Abend mal wieder besonders lang ist oder ich mich langweile.«

Es blieb still zwischen uns. Meine Augen hatten einen Punkt irgendwo in der Dunkelheit fixiert, rührten sich kaum.

Ihr Kichern klang, als sei sie kein bisschen überrascht. »Jetzt hab ich dich doch noch erschreckt. Tut mir leid.«

»Nein. Keineswegs.« Noch ein Räuspern; bald würde sie noch glauben, ich ziehe mir trotz des Wetters eine Erkältung zu. »Ich kann das verstehen. Diesen ... Impuls.«

»Das ist kein Impuls«, sagte Leila. »Das ist nur eine Fantasie. Ein Ausdruck von Emotionen. Ich meine, damit geht doch jeder durch die Welt, oder nicht? Mit unterdrückter Wut und ... und so viel angestautem Frust ...«

Natürlich fühle ich mich unterdrückt, dachte ich an ihre Worte.

»Vielleicht solltest du einfach mal darüber nachdenken, dort zu kündigen. Dir etwas Neues zu suchen.«

Sie lachte; es war ein herzliches Lachen, eines, das ihren Worten wieder ein wenig das Gewicht nahm. »Oh, Steven, du bist süß. Wenn es doch nur so einfach wäre.«

»Tja, was soll ich sagen ... ich finde dich auch süß, Leila.«

»Du plapperst mir alles nach«, sagte sie lachend. In diesem Moment wurde mir erstmals klar, wie viel Vertrauen sie mir bereits schenkte, wie hoffnungsvoll sie an diese Sache in Wahrheit herangegangen war. Und irgendwie tat sie mir in diesem Moment auch ein bisschen leid. Ich konnte nicht einmal genau sagen, warum.

»Also, ich habe abends in der Regel Zeit«, kam ich wieder aufs Thema zurück. »Solange ich nicht zuhören muss, wie du jemanden umbringst, bin ich dabei.«

Erneut ein Kichern. Diesmal jedoch klang es leiser, tiefer, ein bisschen rauer ... und so tat es auch ihre Stimme. »Ist das deine Fantasie?«

Ich schmunzelte, obwohl ich zugleich die Stirn runzelte. »Was?«

»Einem Mädchen dabei zuhören, wie es jemanden tötet. Dabei zusehen.«

»Das wäre ... abstoßend. Und zutiefst verkommen.«

»Manchmal kann verkommenes sehr reizvoll sein.«

»Nicht das. Das wäre einfach nur ... böse.«

Eine längere Pause. Ich versuchte ihrem Atem zu lauschen, doch konnte ich ihn durchs Handy nicht hören.

»Verrat mir deine Fantasien, Steven.« Etwas hatte sich geändert. Sie behielt ihn bei, diesen rauen Unterton. Sprach jetzt sogar noch gedämpfter ins Telefon. »Verrat mir deine, und ich verrat dir meine.«

Es war dieser Augenblick, in dem ich einen Ständer bekam. Ganz unverhofft, ganz ungewollt, doch sie entwaffnete mich so mühelos mit dieser Tonlage wie ein Profibasketballer einen Schüler, der nur auf der Ersatzbank hockt. Für Mädchen wie sie waren Jungs wie ich leicht zu knacken.

»Komm schon, Steven ... ich bin neugierig.«

»Kein Ahnung ...« Ich schluckte.

»Das erste, was dir in den Sinn kommt.«

»Augenbinden.« Das Wort kam einfach heraus, irgendwo aus dem gedankenlosen Äther meines Kopfes. Mein Mund wurde so trocken wie die Luft im Zimmer.

»Augenbinden«, wiederholte sie. »Du magst es, wenn man dir beim Sex die Augen verbindet?«

»Ich ... es klingt verlockend, schätze ich ...«

»Und Fesseln auch?«

Ich schluckte. »Keine Ahnung. Vielleicht.« Mein Schwanz pochte enorm.

»Stell dir vor, ich fessle dich.«

Ich schloss die Augen, leckte mir den Schweiß von der Lippe. »Leila ...«

»Das würde mir gefallen, glaube ich. Ich hätte die Kontrolle über dich. Und könnte mich austoben.«

Es war irrsinnig, doch mir traten die Bilder jener Tumblr-Blogs vor Augen; Menschen, die sich ans Bett gefesselt in Blut und Exkrementen wanden. Die ausgepeitscht und gefoltert wurden. Es war Blödsinn, dass mir das genau jetzt in den Sinn kam, doch ich konnte es nicht ändern.

»Ich mag Nadeln«, sagte Leila. »Nicht die vom Arzt, nicht das Spritzen – ich mag's, wenn etwas dünnes, spitzes meine Haut berührt. Wie bei Akupunktur. Nähnadeln oder Heftzwecken oder so was. Sie dürfen nicht zu weit reinstechen, nur so viel, dass es ein ganz bisschen piekst. Nicht zwingend mit Blut – obwohl ich da auch nichts gegen habe. Auf diesen Schmerz steh ich.«

Ich wusste, dass sie mir den Ball zuspielte. Dass sie mir noch mehr verraten würde, ins Detail gehen würde, wenn ich nur dranblieb. Darum ging es hier. Dieses Gespräch war kein bloßes Sexting – es war ein Vertrauensbeweis. Ein Zulassen von Verletzbarkeit.

»Leila ... ich muss langsam auflegen.«

»Oh.« Diesmal war sie es, die sich räusperte. »Okay. Schade.«

»Tut mir leid.«

»Es fing grad an, lustig zu werden.«

»Was das anbelangt, bin ich nicht so ... also, bisher habe ich das noch nie wirklich ...«

»Keine Sorge«, sagte sie, und nun vernahm ich wieder jenes halbmündige Lächeln in ihrer Stimme. »Dafür haben wir noch genug Zeit, wenn ich mich auf der Arbeit langweile.«

»Äh ...«

Sie lachte. »Gute Nacht, Steven. Schön, mal deine Stimme gehört zu haben. Und deine Fantasien.«

Sie legte auf.

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