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》21 - Kindheitserinnerungen《

Ich lege meinen Zeigefinger an die Lippen und verklare Tara somit, dass wir ab nun leise sein sollten. Sie nickt zustimmend, bevor sie sich an mir festhält und hinter mir her trottet, jederzeit bereit, mich als Schutzschild zu benutzen. Ich führe sie ohne Hemmungen und leicht bergauf durch die Baumstämme hindurch. Bevor der Untergrund wieder abfällt, bleibe ich stehen, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Denn mein Gehör hat mich nicht getäuscht.

Als Tara hinter mir hervorlugt, reagiere ich zum Glück blitzschnell und halte ihr die Hand vor den Mund, der sich bereits einen Spalt geöffnet hat, um einen Schrei loszulassen. „Shhh“, zische ich so leise und so nah an ihrem Ohr wie nur möglich.

Taras Augen weiten sich gewaltig, als ihr bewusst wird, dass wir es hier tatsächlich mit einem Elch in freier Wildbahn zu tun haben. Mit dem riesigen Geweih auf seinem Schädel dürfte er es geradeso durch die Baumreihen schaffen ohne anzuecken. Momentan jedoch steht er still, den Blick direkt auf uns gerichtet, während er nebenher genüsslich an einem Kieferntrieb herumkaut.

„Du brauchst keine Angst haben“, hauche ich einfühlsam und drücke Taras Hand. „Wenn sie sich nicht bedroht fühlen, gibt es auch keinen Grund für die Tiere, sich zu wehren. Ob du es glaubst oder nicht, mit einer Menge Geduld und einer respektvollen Haltung kann man sich ihnen sogar bis auf wenige Meter nähern.“

Tara wirft mir einen skeptischen Blick zu. Selten habe ich sie so unsicher, wenn nicht sogar ein bisschen ängstlich erlebt.

Sichtlich muss ich mich beherrschen, nicht in lautes Gelächter aufgrund ihrer amüsanten Miene auszubrechen. „Was ist denn los? Keine gute Überraschung?“, hake ich nach und kratze mich beschämt an Bart, als mir bewusst wird, möglicherweise zu viel versprochen zu haben.

„Doch, ich bin nur…“, sie starrt für ein paar Sekunden einfach nur geradeaus, „überwältigt. Ja, das ist das richtige Wort. Dieses Tier ist… riesig.“

„Tatsächlich?“

„Haha“, brummt sie und verdreht die Augen.

Ohne zu zögern lege ich Tara den Arm um die Schulter und ziehe sie feixend an meine Brust. „Ein bisschen Spaß muss sein, oder?“

„Stimmt schon“, bestätigt sie und lächelt leicht zu mir hoch. „Ich weiß ja, dass Elche groß sind, aber SO groß. Das kann man sich irgendwie erst vorstellen, wenn man es live erlebt hat.“

„Ja.“ Ich nicke. „Sie sind wirklich imposante Tiere. Die größte Hirschart der Welt.“

„Schlaumeier“, bemerkt Tara und verwandelt ihr Lächeln in ein schelmisches Grinsen.

Ich ziehe überrascht die Augenbrauen hoch. „Auf irgend einem Gebiet muss ich mich ja besser auskennen als du, oder?“

„Wenn’s nach mir geht, nicht.“

„Typisch Frau.“

Tara schnaubt gespielt. „Typisch du!“

Aufgrund unseres kleinen Wortgefechts, ist keinem von uns beiden aufgefallen, dass uns der wissenschaftlich genannte alces alces den Rücken gekehrt hat und die Wasseransammlung im Tal des weitläufigen Kraters, in dem wir uns befinden, anvisiert. Der Schnee ist bereits stellenweise aufgetaut und macht einem morastigen Untergrund Platz. Den Elchen scheint es zu gefallen, denn an dem Tümpel haben sich zwei weitere Tiere eingefunden, wie ich nach zweimaligen Hinschauen erfreut feststellen kann.

„Wir sollten ihnen folgen“, schlage ich voller Euphorie vor, werde jedoch von Taras Zögern gedämpft, weshalb ich noch ein leises „natürlich nur, wenn du möchtest“ hinterher schiebe.

Meine letzte Zusammenkunft mit den stattlichen Vierbeinern ist viel zu lange her. Es brennt mir deshalb tierisch in den Fingern, wagemutig zu handeln und die Nähe zu den Elchen bis aufs Letzte herauszufordern. Mit Tara an meiner Seite wäre das allerdings eine nicht so gute Idee. Sie würde mir die Hölle heiß machen oder vor Panik einen Herzinfarkt erleiden, wobei ich ihren Respekt absolut nachvollziehen kann. Im Grunde ist ihr Verhalten ziemlich löblich, wobei mir längst bewusst ist, dass sie, ebenso wie ich, eine große Liebe zur Natur und der darin lebenden Artenvielfalt hegt.

„Benjamin?“ Eine herumwedelnde Hand vor meinem Gesicht lässt mich in die Realität zurückkehren.

„Hm?“

Tara lacht leise auf. „Die haben’s dir ja wirklich angetan. Träumst sogar schon von ihnen.“

„Ja, so ungefähr“, gestehe ich und zucke entschuldigend mit meinen Schultern.

„Wie kommt‘s?“, fragt Tara, bevor sie sich in Bewegung setzt und somit still und leise meiner Aufforderung folgt. Sie ist wirklich gerissen und weiß offenbar ganz genau, wie sie mich langsam aber sicher dazu bringt, zu reden.

Ich seufze, weil irgendwie alles, was ich mit Tara erlebe, mit meiner Kindheit und den Jahren danach verwoben ist. Vielleicht ist das ein Zeichen, der Apell an meine Seele, sich endlich zu öffnen. Obgleich ich mir der Wichtigkeit einer ehrlichen, offenen Kommunikation bewusst bin, fällt es mir ziemlich schwer, mich mit meiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Doch irgendwann, und das weiß ich sehr genau, ist es für uns alle an der Zeit, sich den eigenen Dämonen zu stellen und ihnen den Kampf anzusagen.

„Weißt du eigentlich wie schlau du bist?“, frage ich meine Begleitung deshalb.

„Warum?“

„Weil du es immer wieder schaffst, meine Meinung zu ändern. Mich irgendwie dazu bringst, mich dir öffnen zu wollen.“

Obwohl sich an ihrem Gesichtsausdruck, im Vergleich zu davor, nichts verändert, erkenne ich den sich steigernden Glanz in ihren Augen. Meine Worte berühren sie, schenken ihr Hoffnung.

„Ist das nicht der Sinn der Seelenverwandtschaft? Dass wir uns kennenlernen?“, hakt sie nach.

„Schon.“

„Na also. Los, erzähl mir alles, was du über Elche weißt und warum sie dich so faszinieren.“

Noch bevor ich überhaupt starten kann, schmunzelt Tara wie eine Verrückte, was mir angesichts ihrer bisherigen Unsicherheit etwas Angst macht.

„Was ist?“ Bestimmt gaffe ich ebenso idiotisch zurück.

Tara grinst noch breiter. „Ach, nichts besonders. Ich liebe es bloß, wenn sich meine Hartnäckigkeit bezahlt macht.“

Bei solch einem Menschen voller Ehrgeiz wundert mich das nicht. Und so kommt es, dass ich vor ihr mein Wissen ausbreite, derweilen wir uns mit langsamen Schritten wieder dem Ursprung unseres Gespräches nähern.

„…wird das Geweih zwischen Januar und Februar abgeworfen, weshalb man aufgrund deren Größe keine Rückschlüsse auf das Alter der Tiere ziehen kann. Die kleinen Härchen darauf sind übrigens ziemlich flauschig. Fühlt sich an wie Samt.“

„Recherche oder Mundpropaganda?“

Tara blickt mich interessiert an, ich grinse, schüttle den Kopf. „Nichts von beidem. Ich habe es am eigenen Leib gefühlt.“

„In der freien Natur?“, keucht Tara auf und macht somit ihren Respekt noch einmal ziemlich deutlich.
Ich bejahe ihre Frage.

„Man könnte meinen ich war lebensmüde als Kind.“

Für einen Moment stoppe ich und denke an die Zeit zurück, als ich alleine durch die Wälder gestreift bin, ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Angst vor den dort auflauernden Gefahren.

„Ja, das trifft es ganz gut. Aber anstatt zur Bedrohung zu werden, haben mich der Wald und die Erlebnisse darin irgendwie… gerettet.“

Mein Mund fühlt sich furchtbar pappig an, wenn ich nur daran denke, darüber zu sprechen.

„Wie meinst du das?“

„Elche sind Einzelgänger, weißt du. An einer Wasseransammlung wie dieser“, ich deute nach vorne, „kann es sein, dass sich mehrere ihrer Art treffen. Grundsätzlich leben sie aber eher zurückgezogen. Ich konnte mich als Kind ziemlich gut mit ihnen identifizieren. Den genauen Grund für mein Interesse an den Tieren weiß ich gar nicht mehr so genau. Aber ich weiß definitiv, dass sie mich schon lange faszinieren.“

„Das heißt“, Tara blickt zu mir auf, ehrliches Mitgefühl in den Augen, „du warst ein einsames Kind? Ein Einzelgänger?“

Ich lache kurz auf. Frustriert und verbittert, ehe ich meine Kiefer aufeinander mahle. „Kann man so sagen.“

Wenngleich ich bemerke, dass Tara mittlerweile zittert, versucht sie es mit aller Kraft zu verheimlichen. Aufgrund der eisigen Temperaturen, kann man ihr die körperliche Reaktion nicht verdenken. Mir hingegen machen die Minusgrade nicht so viel aus, denn die Kälte in meinem Inneren ist noch viel beißender, als die auf meiner Haut. Die spitzen Eiszapfen bohren sich durch jede Arterie und jede Vene meines Leibes.

„Warum?“ Taras Stimme ist ein Hauch von nichts, als würde ihr die Frage mindestens so viel Angst bereiten wie mir die Antwort. Aber es wird Zeit zu reden, denn wenn jemand mein Vertrauen verdient hat, dann ist es definitiv Tara.

Ich seufze tief, bevor ich meinen Blick an den Elchbullen kette und ihn mit einer Mischung aus Wehmut, Schmerz und Dankbarkeit anstarre.

„Ich war ein ungewünschtes Kind und das habe ich auch zu spüren bekommen. Bitte denk nicht, meine Eltern hätten mich geschlagen, denn das ist nie passiert. Ich war versorgt. Ich hatte immer genug zu essen, saubere Kleidung und ein eigenes Zimmer. Ein ziemlich großes sogar. Aber sie haben sich einfach nicht um mich gekümmert, sondern nur das Nötigste getan. Fragen zur Schule wurden so kurz abgehandelt wie möglich. Gemeinsame Ausflüge gab es so gut wie nie. Ich musste mich immer mit mir selbst beschäftigen und war oft alleine zuhause. Auch nachts. Denn sie wollten ihre Freiheit nicht verlieren, nur weil ein Knirps im Haus herumläuft. Der beste Vergleich ist wohl der mit einem Dekostück. Sie haben mich hin und wieder abgestaubt und darauf geachtet, dass ich nicht in einer Kommode versauere. Aber den Rest des Jahres gab es nicht viel Aufmerksamkeit für mich. Irgendwann hat mich diese Leere und Ignoranz aufgefressen, mich in meinem Zuhause ersticken lassen.“ Das Wort Zuhause spucke ich voller Abscheu heraus. „Also bin ich davongelaufen. Zu Freunden konnte ich nicht, da wir total abgeschieden gelebt haben. Alleine der Weg in die Schule betrug mit dem Auto eine halbe Stunde. Aber ich musste raus, mir irgendeine Beschäftigung suchen, sonst wäre ich wahrscheinlich durchgedreht. Also blieb nur noch eine Möglichkeit…“

„Der Wald“, schlussfolgert Tara und blickt mir mit schmerzverzerrter Miene entgegen. Ich senke den Kopf, da ich ihr Mitleid nicht ertrage.

„Richtig. Im Grunde hat mich ja auch niemand davor gewarnt, wie es fürsorgliche Eltern tun würden. Also bin ich einfach losspaziert und auf die verschiedensten Getiere gestoßen. Eichhörnchen, Füchse, Rehe, Hirsche und natürlich auch Elche. Sogar Bären und Wölfe konnte ich ausmachen.“

Taras Blick liegt schockiert auf mir, weswegen ich kurz auflachen muss. „Keine Sorge, Kleine. Zu denen habe ich immer genügend Abstand gehalten, die waren selbst mir zu gefährlich. Auf jeden Fall kann ich gar nicht sagen, wie oft ich im Gestrüpp umhergelaufen bin. Beinahe jeden Tag. Und jedes Mal habe ich mich ein bisschen näher an die Tiere herangewagt. Anfangs sind sie stets davongelaufen, aber mit der Zeit müssen sie mir irgendwie vertraut haben, denn irgendwann konnte ich mich ihnen bis auf wenige Meter nähern und sie schlussendlich sogar anfassen. Jederzeit hätten sie mich niedertrampeln können, doch ich hatte keine Angst davor, denn sie waren alles andere als meine Feinde. Stattdessen wage ich zu behaupten, wir hätten sowas wie eine Art Freundschaft aufgebaut. Es war mehr als bloß ein respektvoller Umgang miteinander.“

Mit klopfendem Herzen schlage ich die Lider nieder.

„Wow“, haucht Tara neben mir. „Das ist schön und traurig zugleich. Weißt du eigentlich wie mutig du bist?“

„Leichtsinnig trifft es eher“, werfe ich ein und beiße mir auf die Innenseiten meiner Wangen.

„Nein!“ Energisch schüttelt die den Kopf. „Gib nicht dir die Schuld. Deine Eltern waren leichtsinnig. Es wäre ihre Aufgabe gewesen, dich vor den Gefahren zu wahren. Du hingegen hast Mut und Kraft bewiesen und dir bloß ein Ventil gesucht, um nicht zu zerbrechen. Niemand hat es verdient, ungeliebt und einsam zu sein. Es tut mir sehr leid, dass du so aufwachsen müsstest, Benjamin.“

Gen Ende bricht ihre Stimme immer mehr. Instinktiv frage ich mich ob der Inhalt Ihrer Worte oder die Kälte dafür verantwortlich ist. Die bläuliche Verfärbung von Taras Lippen verheißt allerdings nichts Gutes und lässt mich eher auf Letzteres schließen.

„Du frierst. Wir sollten zurückgehen“, schlage ich deshalb vor und mache somit auch deutlich, dass das Thema für mich beendet ist. Zumindest vorerst. Denn immerhin waren die Fluchtversuche in den Wald nur der Anfang meiner persönlichen Misere oder eher gesagt die Rettung meiner dunklen Kindheit. Darüber zu reden hat mich Unmengen an Kraft gekostet, wenngleich es nur ein minimaler Funke meiner Seele war.

„Aber du wolltest sie doch eigentlich wieder berühren, oder?“

„Es wäre zu gefährlich. Es sind komplett fremde Tiere. Annäherungsversuche dieser Art brauchen Zeit. Ich wollte ihnen bloß noch einmal so nah wie möglich sein, denn der letzte Besuch ist viel zu lange her.“ Ich werfe dem Wild einen letzten sehnsuchtsvollen Blick zu, ehe ich mich umdrehe und Tara dazu auffordere, mitzukommen.

„Danke, dass du es mir erzählt hast“, flüstert sie, als wir uns auf dem Rückweg zum Chalet machen.
Ich antworte nicht. Doch das kurze Drücken ihrer Hand ist hoffentlich Zuspruch genug, denn ich danke ihr ebenso. Für ihre Geduld, ihr Verständnis und vor allem für die Tatsache, dass mich das Gewicht auf meinen Schultern nun ein bisschen weniger zu Boden drückt.

Aww mein Baby, ich würde ihn gern umarmen, wenn ich könnte 🥺

Hat jemand schon etwas in die Richtung geahnt? Oder hattet ihr komplett andere Vorstellungen von Benjamins Vergangenheit/Kindheit? 🤔

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