Kapitel 2
Finkenjunges wachte auf und gähnte erstmal. Seine bernsteinfarbenen Augen blickten suchend herum, doch in der Kinderstube war sonst niemand außer ihm. Verwundert tappte er nach draußen und hielt nach seiner Familie Ausschau. Da waren sie! Bei der Stelle wo Fineknjunges gestern graben gelernt hatte. Noch immer klebte feuchte Erde zwischen seinen Krallen und wenn er seinen Kopf drehte, hörte er Sandkörner durch sein Ohrenfell rieseln. Fichtenschweif bedachte ihn mit einem enttäuschten Blick, während Bleichjunges neben ihm Erde aus einem Loch warf. Verständnislos kniff der kleine Kater die Augen zusammen. Graben war nunmal nicht sein Ding, wieso sollte er sich dafür schämen?
"Was ist denn los Finkenjunges?", Rotpfote kam auf ihn zu. Er war ein Moorschüler, sein Fell war glatt angelegt und gepflegt, seine Beine lang und die Muskeln spielten beim Gehen unter der Haut.
"Ach nichts. Papa mag nicht dass ich nicht graben will."
"Willst du lieber Moorläufer werden als Tunnelwächter?"
"Auf jeden Fall. Ich halte es unter der Erde nicht aus."
"Naja am besten sagst du das Blitzstern bevor du Schüler wirst. Wenn du ihn bittest dich zum Moorschüler zu machen, wird er dir den Wunsch sicher nicht abschlagen."
"Aber was ist mit meiner Familie? Sie werden mich hassen. Ich werde nie mit Bleichjunges trainieren."
Der dunkelrote Schüler setzte sich neben ihn und starrte in die Ferne.
"Weißt du, ich denke es wäre besser wenn du das tust was du möchtest, anstatt dass du unglücklich bist um deiner Familie eine Freude zu machen."
Finkenjunges blickte zu dem Schüler hoch. Seine Worte klangen so weise als wäre er schon ein Ältester. Das Junge erkannte eindeutig was Rotpfote meinte, aber er wollte seine Familie nicht verlieren. Nicht den stolzen Blick den Fichtenschweif ihm zuwarf wenn er einen Moosball fing und nicht Dunstwolkes sanftes Schnurren wenn sie ihn wusch.
"Danke für den Rat, Rotpfote, aber ich denke ich versuche es nochmal, bevor ich sage dass graben schlecht ist."
Rotpfote nickte ihm zu und stupste ihn in Richtung von Bleichjunges kleinen Tunnel. Stolpernd kam Finkenjunges bei seinen Eltern an.
"Darf ich es auch versuchen?"
Ein kleiner Hoffnungsschimmer blitzte in Fichtenschweifs Augen auf.
"Natürlich, versuch es hier!", der gestreifte Kater deutete zu einer Stell mit lockerer Erde.
Langsam schob Finkenjunges seine schwarze Pfote in die Erde und schöpfte einen Brocken heraus. Als das Loch größer wurde, musste der kleine Kater wieder hineintauchen um die Erde heauszuholen. Da klang plötzlich ein Geräusch in sein Ohr. Etwas schabendes, kratzendes direkt neben ihm. Erschrocken fuhr er aus dem Loch und flüchtete sich hinter seine Mutter. Die weißen Flecken auf seinem Fell waren erdverklebt und über seiner Schnauze hing ein Wurm den er eilig abschüttelte.
"Da ist was in dem Loch drin!", wimmerte er und zeigte mit einer hakenförmigen Kralle auf das Erdloch.
Fichtenschweif warf einen Blick in besates Loch und schmunzelte.
"Ja, da hast du eines der gefährlichsten Tiere unter der Erde aufgespürt."
Quiekend versteckte Finkenjunges sich unter dem Schweif von Dunstwolke. die Pfote des Tunelwächters schoß vor und brachte ein Tier zum Vorschein. Es war kaum so groß wie Bleichjunges, graubraun und hatte im Verhältnis zu seinem Körper riesige Schuafelkrallen. Mit einem brutal klingenden Knacken brach Fichtenschweif dem Tier das Genick.
"Papa, was ist das?", Finkenjunges traute sich noch nicht hinter seiner Mutter hervor.
"Das ist ein Maulwurf, Kleiner. Sie graben Gänge unter der Erde, wo sie auch wohnen. Wenn wir Tunnelwächter auf solche Gänge stoßen, müssen wir sehr vorsichtig sein, da dann die Erde instabiler ist."
Zweifelnd blickte das Junge auf den toten Maulwurf. Er hatte sich so erschreckt, sein Herz schlug immer noch wild gegen seine Rippen. So schnell seine Pfoten ihn trugen, floh er in die Kinderstube. Bleichjunges belustigter Blick hatte ihm den Rest gegeben. Dunstwolke folgte ihm.
"Hey, mein Kleiner. Was ist denn los? Es war doch nur ein kleiner Maulwurf."
"Ihr versteht das nicht!", winselte Dunstwolkes Sohn.
"Ich hasse Löcher und die Dunkelheit unter der Erde und die stickige Luft und ich hasse es Steine herumzuschleppen und Sand in den Ohren und Dreck zwischen meinen Zehen. Ich hasse einfach alles an den Tunneln!"
Ein zutiefst enttäuschter Blick bohrte sich durch Finkenjunges, direkt in seine Seele, und dort brannte er wie ein Feuer, das nicht gelöscht werden konnte.
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