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VII.*

Kapitel 7

Ich war es nicht gewohnt, bis in den Mittag zu schlafen. Meistens war mein Tagesablauf sehr stressig gewesen und wenn nicht, dann trotzdem ausgefüllt. Selbst wenn ich keinen Wecker gestellt hatte, war es immer normal für mich gewesen, dennoch relativ früh aufzustehen. Dass mein Frühstück aber mehr ein Brunch wurde, war definitiv keine Norm für mich. Es war allerhöchstens mal passiert, wenn ich in der Nacht zu viel Alkohol getrunken hatte.

Da ich am vorherigen Abend jedoch nur ein Bier getrunken hatte, konnte ich das nicht als Ausrede verwenden, als ich erneut so spät aufwachte. Ich war wieder alleine in der Wohnung, doch dieses Mal wusste ich, dass Charlie bei der Arbeit war. Deswegen wollte ich die Zeit, bis er zurückkam, intensiv für mich selbst nutzen.

Nachdem ich also gefrühstückt hatte, nahm ich mir Blätter und einen Stift und setzte mich an den Esstisch. Unruhig guckte ich mich um. Es war seltsam, in einer solch leeren Wohnung zu sein. Vor allem, wenn diese noch so unbekannt war. Auch war es seltsam, kein Handy mehr zu besitzen, da ich meins vor der Flucht zurückgelassen hatte. Es wäre schließlich auch sehr dumm gewesen, dieses mitzunehmen. Man hätte mich innerhalb von Minuten aufspüren können.

Ich seufzte und starrte das leere Blatt vor mir an. All die Zeit hatte ich gedacht, ich würde jetzt bahnbrechende Ideen haben, doch weiterhin blieb mein Kopf leer. Ich dachte mir, dass ich eventuell damit beginnen sollte, all die Informationen aufzuschreiben, die ich über Jannis hatte. So begann ich, vor allem die neuen Erkenntnisse aufzuschreiben. Ich schrieb aber auch weniger wichtige Dinge auf, wie Informationen über seine Familie, seine Freunde und seinen Lebenslauf.

Irgendwann kam ich jedoch zu einer Frage, die ich schlichtweg nicht beantworten konnte. Wieso war mir all das nicht früher aufgefallen? Wieso war er noch nicht gefasst geworden? Wieso hing all das von einem zufälligen Telefonat ab, das ich abgehört hatte? Was wäre passiert, hätte ich eben dieses Telefonat nicht gehört? Hätte ich ihn geheiratet?

Offensichtlich war das nicht nur eine Frage.

An Fragen fehlte es mir schließlich nicht. Es fehlte mir an Antworten. Denn ich konnte keine einzige dieser Fragen auch nur im Ansatz beantworten. Ich wusste in diesem Moment nicht einmal, ob all das, was ich glaubte, über Jannis zu wissen, überhaupt der Wahrheit entsprach. War alles andere etwa auch eine Lüge? Wussten seine Familie und Freunde über seine Geheimnisse Bescheid? Ich konnte es mir nicht vorstellen.

Es war anzunehmen, dass diese genau so wenig darüber wussten, wie ich. Wahrscheinlich noch weniger. Immerhin hatte ich mich mit dem Großteil seiner Freunde und auch seinen Eltern sehr gut verstanden. Seine Eltern waren immer sehr nett zu mir, hatten mich von Anfang an akzeptiert und hatten großen Wert auf eine gute Beziehung zu mir gelegt. Auch wenn sein Vater überaus streng war, das war ich schließlich von meiner Mutter gewohnt.

Doch die Fragen, die mich wohl am meisten quälten, waren folgende: Warum tat er all das? Waren da noch mehr Geheimnisse? Und vor allem: Wie konnte ich ihn auffliegen lassen?

Ob ich wohl zur Polizei gehen sollte? Oder hatte er diese auch unter seiner Kontrolle? Womöglich war er mächtiger, als ich mir vorstellte. Mein einziger Vorteil war, dass er nicht wusste, warum ich abgehauen war. Er wusste nicht, dass ich sein Telefonat abgehört hatte. Wahrscheinlich dachte er, ich hätte kalte Füße bekommen. War es dann aber nicht besonders dumm, mich hier zu verstecken? Das war schließlich sehr auffällig. Ich schluckte, als mir bewusst wurde, dass ich mich ihm nicht stellen könnte, selbst wenn es eigentlich klüger wäre. Ich war zu schwach.

Ich musste aber eine Lösung finden.

Ich brauchte einen Plan und zwar so schnell wie möglich. Doch auch nach drei Stunden, in denen ich versuchte, mehr Informationen durch das Internet zu gewinnen, war ich kein Stück weiter. Dabei musste ich zugeben, dass ich wohl die Hälfte dieser Zeit damit verbracht hatte, in die Luft zu starren. Das machte es jedoch nicht besser. Frustriert versteckte ich die Blätter in der Rille des Sofas und schenkte mir ein Glas Wasser ein. Ich brauchte erstmal eine kurze Pause.

Mein Blick fiel in diesem Moment auf Charlies Zimmertür. Neugierig überlegte ich, wie es hinter dieser wohl aussah. Ob dort auch ein leichtes Chaos herrschte, wie hier? Ich konnte es mir gut vorstellen. Es war zwar nicht so, als dass Charlie unsauber wäre, er war aber dennoch ein wenig unorganisiert. So zum Beispiel fehlte ihm ein Schuhschrank, was mich immer noch stark beschäftigte. Oder auch, dass er seine Bücher überall herumliegen ließ und nicht in die Regale einräumte. Genau so, seine Küche keinerlei System hatte. Die Regale waren wahllos und undurchdacht eingeräumt.

Ob es ihn stören würde, wenn ich hier ein bisschen aufräumte? Bestimmt nicht, immerhin würde ich ihm einen Gefallen tun. Und mir würde es bestimmt einen klaren Kopf verschaffen.
So entschied ich mich dagegen, Charlies Zimmer zu betreten und ging in Richtung Wohnzimmer. Ich wollte nicht in seine Privatsphäre eindringen, das wäre nicht fair.

So begann ich, seinen Bücherschrank aufzuräumen und die Bücher nach Farben zu sortieren. Schließlich folgten ein anderes Regal und die Schuhe im Eingang. Nachdem ich diese versucht hatte, systematisierter anzuordnen, überlegte ich, ob es einen anderen Ort für diese geben könnte. Dabei fiel mein Blick auf eine Tür, die aussah, als würde sie in eine Besenkammer führen. Und tatsächlich, dahinter befand sich eine kleine Kammer, die fast komplett mit Jacken und Putzutensilien gefüllt war. Oder besser gesagt überfüllt.

Dennoch eine komische Kombination.

Da mir das aber dann doch zu viel war, schloss ich die Tür wieder und begab mich in die Küche. Dort begann ich, jegliche Regale neu einzuräumen und zu systematisieren. Das Gefühl, Ordnung zu schaffen, war mehr als befriedigend und beruhigte mich enorm. So war es schon immer bei mir gewesen. Wenn mein Kopf einmal zu unordentlich war, musste ich mein Zimmer aufräumen und schon ging es mir besser. Ich konnte sofort wieder klare Gedanken fassen.

Ich hatte mir damals auch eingeredet, dass das der Grund sei, weswegen ich die Weltreise machte. Ich wollte mich selbst finden und eine Auszeit von meinem Leben nehmen. Doch jetzt war ich bereits seit einem Jahr wieder hier und hatte mein Leben nicht in den Griff bekommen. Ich hatte all meine Energie auf meine Beziehung mit Jannis verschwendet, was mir jetzt wie der größte Fehler meines Lebens vorkam. Es war pure Zeitverschwendung gewesen. Denn in dieser Zeit hätte ich etwas deutlich Sinnvolleres machen können.

Nun war ich 21 Jahre alt, hatte immer noch nicht begonnen, zu studieren und wohnte bei einem Fremden, weil ich mich meinem Leben noch nicht stellen wollte. Erschreckend kam mir der Gedanke, dass ich wohl ebenfalls hier war, um mich zu verstecken. Ich wollte es zwar die ganze Zeit leugnen, doch es war eigentlich so. Ich war weggerannt. Auch wenn es dieses Mal klug war, so war es ebenfalls aus Angst. Und wenn ich nicht bald handelte, dann blieb ich hier aus eben dieser Angst, ohne mich jemals Jannis zu stellen. Und das durfte auf keinen Fall passieren.

Zufrieden betrachtete ich das Ergebnis meines Aufräum-Wahnes und grinste erleichtert. Immerhin eine Sache in meinem Leben funktionierte. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es bereits später Nachmittag war, also sollte Charlie wohl bald kommen. Hatte ich etwa so lange zum Aufräumen gebraucht?

Ich entschloss mich kurzerhand, eines von Charlies Büchern zu lesen, da ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte. Und so las ich, bis das Schloss in der Tür knackte und Charlie eintrat. Er trug, wie meistens, schwarze Jeans, und irgendein Bandshirt. Hin und wieder trug er auch andere Shirts, doch die Struktur seiner Outfits änderte sich nie. Er sah ein wenig gestresst aus, als er seine Schuhe von den Füßen streifte und mich erblickte.

„Hey", sagte ich schlicht und schluckte, als ich sah, dass Charlies Augen ein wenig Zeit brauchten, bis sie eine Emotion zeigten. Letztendlich lächelte er zart und begrüßte mich ebenfalls. Er trug eine Tüte in der Hand, die er auf einem der Stühle am Esstisch abstellte und schließlich in die Küche verschwand.

„Ich habe dir ein bisschen Kleidung mitgebracht", verlautete er zuvor noch mit kratziger Stimme. Neugierig stand ich auf und musterte den Inhalt der Tüte. Darin befand sich Unterwäsche, eine weitere schwarze Jeans, eine Jogginghose und drei schlichte Shirts. Erleichtert stelle ich fest, dass das endlich normale Kleidung war, die mir wohl auch gut passen würde.

So schrie ich: „Danke!", damit Charlie es auch hörte. Dieser erschien ein paar Sekunden später aus der Küche und musterte mich verwirrt.

„Was hast du mit meiner Küche gemacht?", fragte er skeptisch und strich sich die wirren Haare aus dem Gesicht.

„Ich...habe sortiert. Und aufgeräumt", gab ich verlegen zu. Es war doch schon ein wenig unangenehm, dass ich ihn vorher nicht gefragt hatte.

„Aber...warum?"

„Weil diese Küche unordentlich und systemlos war. Außerdem musste ich mich beruhigen und aufzuräumen hat dabei sehr geholfen."

„Bist du ein Psychopath oder was? Ich mochte meine Küche so wie sie war und nicht...systematisiert." Charlie sah nicht wütend aus, mehr wie ein Kind, das keine Erlaubnis bekommen hatte, Schokolade zu essen. Ich lachte zaghaft auf.

„Wer ist hier der Psychopath? Du wirst dich ja wohl an eine neue Küchenordnung gewöhnen können."

Charlie drehte sich zu mir um und unsere Blicke verhakten sich. Es war stets noch dieser trotzige Gesichtsausdruck in seinen Augen. „Normalerweise würde ich jetzt diskutieren, aber ich bin schlichtweg zu müde dafür. Und du tust mir doch schon ziemlich leid. Also verzeihe ich dir."

„Ich tue Dir leid? Wow, das macht die Dinge wirklich besser", bemerkte ich schnippisch, jedoch ebenfalls nicht wütend. Ich biss mir auf die Lippen, als ich bemerkte, dass weder Charlie noch ich versuchten, unseren Augenkontakt zu brechen. Denn dieser wurde mir definitiv zu intensiv.

Es gab jedoch Erlösung.

Erlösung in Form des Geräusches der Türklingel, das Charlie und mich auseinanderschrecken ließ. Ich schüttelte verwirrt meinen Kopf, als Charlie zur Tür ging, entschied mich jedoch, in der Küche zu bleiben, um mir ein wenig Ruhe zu verschaffen.

Doch als ich Charlie verwirrt fragen hörte, wurde ich neugierig: ,,Kann ich Ihnen helfen?" Kannte er die Person an der Tür etwa nicht?

,,Kann ich reden, bitte! Ich will auch mal so einen kompetenten Satz sagen", hörte ich ein Flüstern, welches von einer Frau zu kommen schien.

,,Wir machen keinen kompetenten Satz und jetzt benimm dich!", flüsterte daraufhin ein Mann mit leicht scharfem Ton zurück. Schließlich seufzte jemand und die Männerstimme fuhr fort: ,,Guten Tag. Die Störung tut mir sehr leid, aber wir sind auf der Suche nach Victoria von Baden."

Ich erstarrte in meiner Bewegung, als der Satz in meinem Gedächtnis ankam.

Sie suchten nach Victoria von Baden.

Sie suchten nach mir.

Kaum Luft gelang in mein Lunge, als ich leise weiter in die Küche schlich, um zu verhindern, gesehen zu werden.

Das konnte doch nicht wahr sein, oder?

Ich bekam gerade noch so mit, wie Charlie fragte: ,,Sucht nicht grade jeder nach der? Warum klingeln Sie da ausgerechnet an meiner Haustür? Ist ja nicht so, als dass ich sie kenne."

,,Sie sind ein ausgezeichneter Lügner, aber wir wissen beide, dass sie hier ist. Wir sind keine Spione oder Detektive, die von ihren Eltern engagiert wurden. Wir sind auch nicht von der örtlichen Polizei. Wir wollen nur mit Frau von Baden reden, da wir Informationen brauchen", erklärte der Mann, was mich jedoch keineswegs beruhigte. Woher wusste er so genau, dass ich hier war? War er etwa der Mann, den ich gestern gesehen hatte? Hatte er mich die Straße entlang rennen sehen?

,,Also das würde ich jetzt auch sagen, aber wie gesagt, sie ist nicht hier! Ich kann Ihnen leider nicht helfen."

,,Es bringt nichts, uns anzulügen. Ganz im Gegenteil, es wird Ihnen Probleme machen", verlautete der Mann darauf gereizt.

,,Sag ihm doch, wer wir sind!", hörte ich da wieder die Frau flüstern.

,,Weil das ja auch etwas bringt", brummte der Mann spöttisch. Kurz herrschte Stille, dann hörte man ein Seufzen und schließlich sagte der Mann: „Aber na gut. Mein Name ist Edward Edwards und ich bin Agent der Division zum Schutz Deutscher Bürger, kurz: DSDB. Sie haben bestimmt schon etwas von uns gehört, vor zwei Jahren gab es sehr viel Tumult um uns in den Medien. Meine Partnerin hier ist Felicia Dumont. Die DSDB kümmert sich vor allem darum, dass deutsche Bürger vor innlänischen Bedrohungen sicher sind, die jedoch nicht von der Kriminalpolizei behandelt werden. Und das ist genau der Grund, warum wir hier sind. Wir möchten Victoria von Baden nicht ausliefern, sondern lediglich Gebrauch von ihrem Wissen machen, aufgrund einer Bedrohung, die zu stoppen ist."

Ich wusste nicht, wieso ich so reagierte. Vielleicht weil der letzte Satz des Mannes so klang, als würde er über Jannis reden. Denn anders konnte ich mir nicht erklären, wie ich dieser Person plötzlich zu vertrauen schien. Dabei hatte ich keine halbe Minute zuvor gedacht, der Mann würde mich ausliefern und mein Leben wäre beendet.

Doch ich trat, ohne weiter darüber nachzudenken, aus der Küche und ging in Richtung Haustür, während ich sagte: ,,Ich bin hier!"

Kurz darauf rief Charlie aus: ,,Sag mal bist du verrückt?", doch das war zu spät. Ich stand bereits neben ihm und musterte die zwei Agenten, die tatsächlich ein Mann und eine Frau waren. Sie sehen beide noch sehr jung aus, was mich überraschte. Der Mann hat einen ernsten Gesichtsausdruck und trug einen schwarzen Anzug. Er strahlte Kompetenz und Sicherheit aus, als könnte nichts ihn aus der Bahn werfen, nicht einmal mein plötzlicher Auftritt.

Dieser schien die Frau sehr zu überraschen, was sie ohne Scheu in ihrer Mimik zeigte. Die Agentin trug ebenfalls einen Anzug, jedoch für Frauen, der gut mit ihren dunklen Haaren harmonierte. ,,Wow, das hier wird ja echt immer cooler."

,,Ich entschuldige die Inkompetenz meiner Partnerin, diese ist ihre erste offizielle Mission", verlautete daraufhin der Mann, was die Frau mit einem Augenverdrehen beantwortete. Mir wurde sofort bewusst, dass sie mir sehr sympathisch war, da sie eine sehr offene Ausstrahlung hatte.

,,Frau von Baden, würde es Sie stören, wenn wir kurz reinkommen würden? Wir hätten ein paar Fragen an sie, die wirklich wichtig sind", wandte sich der Mann schließlich an mich und musterte mich geduldig.

,,Ich denke, das wäre kein Problem", verlautete ich darauf mit zittriger Stimme. Die Angst stand mir wohl auf der Stirn geschrieben. Zwar war ich inzwischen wieder heruntergekommen, doch der Schock saß immer noch tief in meinem Gemüt.

Ich wollte grade einen Schritt auf die Seite machen, um den Eingang freizumachen, da unterbrach Charlie mich: „Nun, ich habe aber ein Problem damit." Ohne mit der Wimper zu zucken, guckte er dem Mann selbstbewusst in die Augen und starrte ihn damit regelrecht zu Tode. Verwirrt runzelte ich über Charlies Leichtsinn die Stirn. Zwar war er größer als der Mann, doch in jeder anderen Hinsicht musste er klein beigeben. Denn ganz abgesehen davon, dass Charlie einen genten vor sich stehen hatte, der wahrscheinlich Waffen mit sich trug, war der Agent auch deutlich muskulöser als Charlie.

In diesem Moment fiel mir auf, wie seltsam der Name dieses Mannes war. Falls ich mir das richtig gemerkt hatte, hieß er Edward Edwards. Wie konnten seine Eltern nur begeistert von diesem Namen gewesen sein? Wenn ich mich ebenfalls nicht täuschte, hieß die Frau neben ihm Felicia. Ihr Nachname war irgendetwas Französisches, woran ich mich jedoch nicht erinnern konnte.

Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich wohl eher etwas gegen Charlies Aussage sagen sollte, anstatt über die Namen der Agenten nachzudenken. Doch da sagte Edward Edwards bereits: ,,Wir kennen Ihre Akte und damit meinen wir nicht die von Ihrer Freundin bearbeitete Version. Würden wir Sie als Gefahr sehen, hätten Sie schon längst etwas mit uns zu tun gehabt und das kann sich logischer Weise schnell ändern. Wenn Sie uns nun also durchlassen würden?"

Verblüfft starrte ich den Mann an, der Charlie ruhig und bedacht, jedoch genau so bedrohlich entgegen guckte. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, die beiden stritten sich um ihre Männlichkeit. Womöglich war dem sogar so. Denn Charlies Gesicht zeigte keine Emotion. Ich spürte nur, wie er sich anspannte und langsamer atmete.

Nach einer gefühlten Minute, in der die beiden sich nicht geregt hatten und Felicia und ich verzweifelte Blicke ausgetauscht hatten, lächelte Charlie freundlich, was mich vollkommen aus der Bahn brachte. Er machte schließlich in der Tür Platz und meinte überfreundlich: ,,Treten Sie nur ein und nehmen Sie an dem Tisch Platz." Edward Edwards nickte darauf ernst, doch ich konnte genau erkennen, wie ein selbstgefälliges Schmunzeln auf seinen Lippen lag.

Während Charlie fragte, ob er den Agenten etwas zu Trinken anbieten könne, setzte ich mich nervös an den Tisch. Ich konnte in diesem Moment schlichtweg nicht länger stehen, denn meine Beine waren schwach und zittrig. Mein gesamter Körper fühlte sich an, als würde ich gleich zusammenbrechen.

Doch trotzdem konnte ich nicht anders, als über die Worte des Agenten nachzudenken. Was war denn in Charlies Akte? Hatte er etwas Illegales getan und wurde erwischt? Ich konnte es mir definitiv vorstellen. Aber warum hatte Charlie darauf so ruhig reagiert? So übermäßig ruhig. Sein Verhalten war nicht impulsiv und laut gewesen, wie sonst. Ich hätte wahrscheinlich vermutet, dass er einen Streit anzetteln würde.

Oder eine Prügelei.

Und was hatte der Agent mit beabeiteter Akte gemeint? Ob Rita hierbei eine Rolle spielte? Bestimmt. Vielleicht wollten sie verhindern, dass Charlie ins Gefängnis kommt.

Was mich jedoch am meisten an dieser Sache wunderte war, dass ich keinerlei Abneigung gegenüber Charlie verspürte. Dass er auf der falschen Seite des Rechtes stand, machte mir mehr Sorgen, als dass ich schlecht von ihm dachte. Ganz im Gegenteil. Aus einem mir wirklich suspekten Grund, fand ich das attraktiv. Ich fand es verdammt attraktiv. Dabei passte das wirklich nicht zu mir. Nicht zu dem Geschmack, den ich sonst bei Männern hatte. Es war vollkommen bizarr.

Noch seltsamer war, dass in dieser Situation meine Gedanken an Charlie hingen und an dieser Akte. Zwei Agenten waren hier, um mich wahrscheinlich über Jannis auszufragen. Oder sie wollten mich tatsächlich entführen. Wie auch immer, es war von großer Wichtigkeit. Und ich verschwendete meine Gedanken an Charlie. Das sollte sich definitiv ändern.

So riss ich mich zusammen, sobald sich die zwei Agenten gegenüber von mir an dem Tisch niederlassen hatten. Es war wichtig, mich jetzt zu konzentrieren, denn mein weiteres Leben sollte hiervon abhängen.

Charlie kam in diesem Moment auf den Tisch zu und setzte sich neben mich. Verwirrt guckte ich ihm in die Augen, die jedoch weiterhin nichts ausdrückten. Er erwiderte meinen Blick starr. ,,Ist es denn für Sie okay, wenn er dabei ist? Solche Befragungen werden meistens alleine geführt?", fragte daraufhin Edward, wie ich entschied, ihn zu nennen und deutete auf Charlie.

Dieser spannte sich in diesem Moment erneut an. Ich hätte um ehrlich zu sein nicht erwartet, dass er zuhören möchte, doch vielleicht war er schlichtweg neugierig. Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich wollte, dass er zuhört. Ich hätte erwartet, dass ich etwas dagegen hätte. Doch  ich empfand gerade das sogar als angenehm. Ich wollte eigentlich nicht wirklich, dass Charlie von all dieser Scheiße über Jannis erfuhr. Oder von meiner Familie.

Doch er gab mir Sicherheit.

Denn die Agenten waren beide so einschüchternd. Genauer gesagt: Der Mann schüchterte genug für beide ein. Und sie waren mir beide fremd. Charlie hatte tatsächlich den Mut, Edward zu widersprechen. Auch wenn wir uns erst seit ein paar Tagen kannten, kam es mir vor, als wäre er mir vertraut. Und aus diesem Grund sagte ich ruhig:

,,Nein, ich möchte, dass er hier bleibt." Daraufhin nickte Edward und ich wandte meinen Blick weg von Charlie, um seine Reaktion nicht zu sehen.

,,Dann wollen wir mal beginnen. Wie Sie sicher wissen, geht es in unserer Befragung um Jannis Lilienfeld."

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