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VI.*

Kapitel 6

Erleichterung breitete sich in meinem Körper aus, als ich einen grimmig guckenden Charlie erblickte. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, packte dieser mich grob an meinem Ellenbogen und zerrte mich zur Eingangstür. Er öffnete diese mit seinem Schlüssel und schubste mich mit sich in hindurch. Ebenfalls ohne etwas zu sagen, zog er mich mit sich die Treppen nach oben. Ich versuchte, mich seinem Griff zu entwenden, doch er war zu stark.

„Lass mich los!", schrie ich mit brüchiger Stimme, was Charlie gekonnt ignorierte. In diesem Moment kamen wir an der Tür zu seiner Wohnung an, die ein wenig offen stand. Charlie schubste mich durch den Eingang und schloss die Tür hinter sich, was mich zusammenschrecken ließ, da es sehr laut war.

„Was um alles in der Welt läuft im deinem beschissenen Kopf schief?", brüllte er mich an. Seine Augen funkelten vor Wut und ich konnte erkennen, dass sein gesamter Körper angespannt war. Ich hätte niemals gedacht, dass Charlie so einschüchternd sein könnte, doch in diesem Moment fühlte ich mich kleiner und zerbrechlicher als jemals zuvor. „Wie kommst du nur auf diese hirnlose Idee, abzuhauen?"

„Ich-", setzte ich an, doch verstumme. Meine Stimme brachte keinen Laut hervor. Mein Gehirn fühlte sich wie leergefegt an, als ich ängstlich zu Charlie blickte und auf mir auf die Lippe biss. Ich wusste doch auch nicht, was ich tat! Ich wusste überhaupt nichts!

Charlie schnaubte verachtend. ,,Achso, ja klar, das erklärt einiges! Du kannst dich doch nicht selbst in so große Gefahr bringen, nur weil du so ein beschissen großes Ego hast! Du kennst dich hier überhaupt nicht aus. Was weiß ich hätte alles passieren können!" In diesem Moment war mir das alles zu viel. Charlie hatte recht. Das war mehr als dumm, es war leichtsinnig gewesen.

Doch so wütend wie er hier vor mir stand und mich einschüchterte, erinnerte ich mich an die Angst, die ich verspürte, als ich den Mann vorhin sah und das war zu viel des Guten. Tränen bildeten sich wieder in meinen Augen, die wie Lava meine Wangen herunter rannen. Ich versuchte einen Schluchzer zu unterdrücken, doch es war zu spät. In diesem Moment war ich schlichtweg zu ängstlich und aufgewühlt, als dass ich stark bleiben hätte könnten. Ich konnte mich nicht beherrschen, auch wenn ich nicht wollte, dass Charlie mich so sah.

Wieso passierte all das? Wieso fühlte ich mich wie ein kleiner Haufen Elend? Was war nur mit mir passiert? Wann hatte ich das Steuer verloren und war abgegleist?

„Oh fuck, weinst du jetzt?" Überfordert fuhr Charlie sich durch die Haare und guckte sich unwohl um.

Was er jedoch daraufhin machte, überrascht mich sehr. Ich konnte zwar nicht gut sehen, doch ich spürte, wie seine Anspannung sich löste und er auf mich zukam. ,,Hey, nicht weinen, alles ist gut", verlautete er in einem beruhigenden Flüstern und zog mich anschließend zu sich. Charlie schloss mich in eine feste Umarmung, wobei er seien Arme beschützend um mich hielt. Ich ließ all meinen Gefühlen freien Lauf und erwiderte die Umarmung, meinen Kopf an seine Brust anlehnend.

Wie schaffte Charlie es nur, meine Gefühle in so kurzer Zeit von hier nach da zu senden? Wie schaffte er es, dass ich mich plötzlich in seinen Armen geborgen und sicher fühlte, obwohl wir uns gerade eben noch bis auf's Letzte beleidigt hatten?

Warum umarmte er mich überhaupt? War er nicht eine Minute zuvor so verdammt wütend gewesen? Hatte er mir nicht gerade den Kopf abreißen wollen, weil ich mich so dumm verhalten hatte?

Ich verstand in diesem Moment, dass Charlie sich Sorgen um mich gemacht hatte, was ein Wärmegefühl durch meine Adern fließen ließ. Dass jemand auf mich Acht zu geben schien und gerade für mich da war, erfüllte mein Herz mit Ruhe.

Charlie wollte nicht, dass mir etwas passierte.

Mein Magen krampfte sich zusammen, als mir bewusst wurde, dass der Mann mir trotzdem hätte folgen können. Somit wusste er fast, wo ich mich befand. Meine Atmung wurde noch unregelmäßiger und ich drückte mich fester an Charlies warmen Körper.

Nach kurzer Zeit des Schluchzens, brachte ich die ersten Worte hervor: ,,Da war dieser Mann", nuschelte ich unverständlich und sah langsam zu Charlie auf. Dieser wischte mit seinen Fingern über meine Wangen und schaute mich geduldig an. Verwirrt versuchte ich auszublenden, dass seine Berührung einen Schauder in meinem Körper verursachte und mein Magen sich zusammenzog. Mir war plötzlich heiß und kalt gleichzeitig. „Als ich draußen war", erklärte ich mich genauer. „Er stand an der Bushaltestelle und hat mich beobachtet."

Ein weiterer Schluchzer der Angst entkam mir, sodass ich mich gleich wieder an Charlies Brust anlehnte. Dieser verfestigte seinen Griff um meine Taille und strich mir beruhigend über den Rücken. Er sagte nichts weiter zu den wirren Worten, die ich von mir gab. Die Stellen, die er berührte, fühlten sich plötzlich unglaublich heiß an, was mich zwar beruhigte, aber auch auf eine andere Weise aufwühlte.

Ich wusste nicht, wie lange wir so dastanden. Doch nach einiger Zeit beruhigte ich mich wieder ein wenig und löste mich von Charlie, weil ich das Schlimmste überstanden hatte. Ich wischte mir selbst ein weiteres Mal über die Wangen und begab mich langsam zum Esstisch, wo ich mich auf einen der Stühle setzte. Ich spürte genau, dass Charlies Blick mich skeptisch verfolgte, er jedoch erstmal auf der Stelle stehen blieb.

Erst als unsere Blicke sich über die Entfernung hin trafen, seufzte er, zog seine Schuhe aus und kam auf mich zu. Ohne ein Wort zu sagen, setzte er sich auf den Stuhl neben mich. Niemand von uns sagte etwas, da wir wohl beide noch nicht bereit dazu waren. Oder Charlie wartete, bis ich bereit war, da ich wohl sehr fragil wirkte. Doch so viel Rücksicht traute ich ihm nicht wirklich zu. Auch wenn er gerade bewiesen hatte, dass er sehr taktvoll sein konnte. Und nicht nur ein nerviges Arschloch. 

Ich biss mir auf die Lippen, als ich schließlich aufguckte und einen besorgten Blick in Charlies Augen entdeckte. Das Haselnussbraun wirkte in diesem Falle viel wärmer als vorhin, was mir Kraft gab. „Es tut mir Leid, dass ich so eine Scheiße gebaut habe." Meine Stimme war immer noch brüchig, doch nach einem kurzen Räuspern fuhr ich fort: ,,Ich sollte nicht so impulsiv handeln."

Charlie nickte daraufhin langsam und seufzte. „Mir tut es auch Leid, dass ich gerade so grob war. Das war nicht fair."

Er hatte wohl noch die Wut von unserem Streit zuvor angestaut gehabt. Bei mir war diese inzwischen vollkommen verflogen. Es kam mir vor, als wäre dieser Streit Ewigkeiten her gewesen, was sehr seltsam war, immerhin war der Streit ziemlich heftig gewesen. Normalerweise war ich deutlich nachtragender.

„Auf dem Rückweg hier her habe ich einen Mann gesehen", wiederholte ich meine Worte von vorhin, diesmal deutlich ruhiger. „Es könnte sein, dass es Einbildung war, doch ich wurde so panisch und bin hierher zurück gerannt. Was ist, wenn es ein Spion war?" Ängstlich und erwartend blickte ich in Charlies Augen, doch dieser hatte inzwischen wieder eine Fassade aufgesetzt, denn man erkannte keineswegs, was in seinem Kopf vorging. Womöglich war das auch gut, dann das hätte mich wieder in Panik versetzen können, falls er die Situation als gefährlich einstufte.

Es war eine Weile lang still, bevor Charlie meinte: „Du bleibst erstmal ein paar Tage hier drinnen, in der Zeit werde ich herausfinden, ob man weiß, wo du dich aufhältst. Ich würde es als wahrscheinlich sehen, dass das Einbildung war, denn in einer allzu guten Verfassung warst du nicht. Trotzdem telefoniere ich mit Rita und frage sie, ob sie irgendetwas abhören konnte und ich gucke mir nachher die Umgebung an. Falls Sie Bescheid wüssten, wäre das relativ schnell zu erkennen."

Nach einem knappen Nicken, flüsterte ich: „Danke", was Charlie mit einem zarten Lächeln beantwortete. Er stand auf und zog sein Handy aus der Hosentasche. Wahrscheinlich, um Rita anzurufen. Doch darauf konzentrierte ich mich nicht weiter. Stattdessen verharrte mein Blick auf dem Tisch, doch eigentlich starrte ich ins Leere. Ich hätte wohl auch erwartet, dass ich in diesem Moment krampfhaft über das Geschehene nachdenken würde, doch dem war keineswegs so.

Mein Kopf war leergefegt.

Ich starrte ins Leere und dachte nicht. So etwas war mir noch nie passiert. Ich wusste nicht, wie lange ich in dieser Position verharrte. Doch letztendlich schlug Charlie vor, Essen zu machen, was mir mehr als willkommen war, denn ich war sehr hungrig. Während wir beide kochten, erklärte er mir, dass Rita das Programm verschärfen würde und auch jegliche Textnachrichten nach meinem Namen filtern würde. Ich wusste gar nicht, dass Hacker einen so guten Zugriff auf die Privatsphäre hatten.

Doch abgesehen von sachlichen Dingen, waren Charlie und ich still. Auch beim Essen wurde nur hin und wieder ein Wort gewechselt. Bis Charlie schließlich sagte: „Du siehst sehr aufgewühlt aus."

Ich verharrte in meiner Bewegung und blickte zu Charlie auf, der mich skeptisch musterte. Er saß gegenüber von mir und lehnte sich, seine Arme vor der Brust verschränkend, an den Stuhl an. Sein Teller war bereits leer. Ich ließ meine Gabel sinken und biss mir nervös auf die Unterlippe. Schließlich wurde ich das los, was die ganze Zeit meine Gedanken beansprucht hatte: „Ich habe Angst." Ein einziger Satz. Drei Worte. Doch diese beschreiben meinen Zustand besser, als alles andere.

Und damit meinte ich nicht nur meinen jetzigen Zustand. Mir war nicht aufgefallen, dass dem schon seit ein paar Tagen so gewesen war. Vor allem seit der Hochzeit. Ich hatte Angst. Schon die ganze Zeit. Doch jetzt gerade war diese an ihrem Höhepunkt angelangt. Ich hätte zwar nie gedacht, dass ich so etwas mal denken würde, doch ohne Charlie wäre ich wahrscheinlich hyperventiliert. Und erwischt worden.

Charlie atmete auf meine Aussage hin tief durch und meinte schließlich: „Das ist verständlich." Ich blickte wieder auf und schaute ihm genau in die Augen. Unsere Blicke verhakten sich, was einen Schauder über meinen Rücken sendete. „Ich denke mal, wir müssen dich ein wenig ablenken", verlautete Charlie aufmunternd lächelnd.

Ich hob meine rechte Augenbraue in die Höhe und guckte ihn verwirrt an. Worauf wollte er hinaus? Ein verschmitztes Grinsen setzte sich auf Charlies Gesicht fest: „Also, ich könnte dich zwar mit ein paar Kommentaren wieder zur Weißglut bringen, aber das scheint mir gerade noch nicht sehr passend." Ich verdrehte daraufhin meine Augen.

„Du denkst wohl, einen größeren Einfluss auf mich zu haben, als du tatsächlich hast", verlautete ich schnaubend, woraufhin Charlies Grinsen nur noch breiter wurde.

„Oh glaub' mir, ich kenne meinen Einfluss auf dich perfekt, Prinzessen."
Charlie starrte mir verschmitzt in die Augen, was mich dazu brachte, diese zu verdrehen.

„Hör auf, mich so zu nennen", zischte ich, doch kurz darauf wurde mir bewusst, was er gerade getan hatte. Charlie hatte genau gewusst, dass ich so reagieren würde. Das zeigte sich auch, als er belustigt auflachte und ich ihm einen tödlichen Blick zuwarf. Er war so ein Idiot. Doch sein Lachen war irgendwie ansteckend. Gerade so unterdrückte ich mir ein genervtes Schmunzeln. Hoffentlich bemerkte er das nicht.

Charlies Lachen verhallte im Raum, als er sagte: „Wie wäre es damit, ich lade ein paar Freunde ein und wir machen sowas wie einen Spieleabend. Da ich davon ausgehe, dass du sehr ehrgeizig bist, sollte das doch eine gute Ablenkung sein."

Ich zog meine Augenbrauen nach oben und lächelte ein wenig. „Ich bin nicht nur ehrgeizig, ich gewinne auch. Und zwar immer." In diesem Moment fragte ich mich, woher Charlie wusste, dass ich sehr ehrgeizig war. Vor allem bei Sport oder Gemeinschaftsspielen war ich mehr als wettkampfsuchend. Es gab eigentlich nichts, was mich mehr erfüllte, als zu gewinnen.

Charlies Gesicht nahm herausfordernde Züge an, als er sagte: „Na das kann interessant werden. Denn eigentlich gewinne ich immer."

Jetzt breitete sich auch auf meinem Gesicht ein herausforderndes Lächeln aus. „Wir werden ja sehen." Charlie hätte ich diese Eigenschaft nun wirklich nicht zugetraut. Doch inzwischen sollte ich mich daran gewöhnt haben, dass ich ihn einfach nicht einschätzen konnte. Etwas, was ihm bei mir jedoch sehr leicht zu fallen schien. War ich etwa ein so offenes Buch?

Es war erschreckend, wie schnell die Zeit verging. Um 17 Uhr kamen nämlich die Freunde, die Charlie eingeladen hatte. Doch ich konnte mir schlichtweg nicht vorstellen, dass es bereits so spät war. Der Tag hatte doch gerade erst begonnen, oder?

Zuallererst erschien ein mittelgroßer Mann mit südlichem Taint. Er war mir deutlich sympathischer als Charlies bester Freund, Jan. Dieser war zu spät, obwohl er in einer Wohnung über uns wohnte, was mein Unbehagen von heute morgen noch mehr unterstützte. Der Mann mit den schwarzen Haaren stellte sich mir jedoch charmant vor und wirkte definitiv so, als hätte er Anstand. Womöglich war ich davon aber nur so begeistert, weil Charlie und Jan so wenig davon hatten.

Wie sich herausstellte, hieß der Mann Titus und wohnte in dem gleichen Gebäude wie Rita und Lucie. Er kannte Charlie durch Rita, doch er und Charlie schienen auch gut befreundet zu sein. Titus teilte uns ebenfalls mit, dass Rita sich verspäten würde, weil sie noch etwas Wichtiges zu tun hatte. Immerhin hatte sie eine Ausrede, im Gegensatz zu Jan.

Dieser erschien schließlich, jedoch in Begleitung, wovon ich nichts gewusst hatte. Charlie anscheinend auch nicht, denn er schaute mehr als überrascht, als eine kleine Frau neben Jan vor der Tür stand. „Oh Natalie, schön dass du auch kommst", begrüßte Charlie sie jedoch, sobald er die Überraschung überwunden hatte. Titus und ich saßen beide noch auf der Couch, unterbrachen aber unsere Konversation.

Titus flüsterte mir in diesem Moment ins Ohr: ,,Charlie kann sie nicht ausstehen." Das merkte man Charlie überhaupt nicht an, wie ich überrascht feststellte. Die beiden traten ein, wobei mir auffiel, wie klein sie neben Charlie wirkten. Dieser war nämlich sehr groß. Jan hingegen sollte sogar kleiner sein, als ich. Und Natalie war nochmal gute 15 cm kleiner als Jan. Ich würde sie auf 1,60 Meter schätzen.

Neben ihrer Größe machte sie generell einen sehr zierlichen Eindruck, denn sie war ebenfalls sehr schlank und wirkte zurückhaltend. Sie kam lächelnd auf uns zu und stellte sich höflich vor, was ich erwiderte. Jan hingegen tauschte noch ein paar Worte mit Charlie aus.

Als jeder mit einem Getränk versorgt war und bereits diskutiert wurde, was wir spielen sollten, erschien auch Rita, die ohne irgendjemanden direkt zu bemerken, die Wohnung betrat und sich dabei beschwerte: „Es gibt nichts Schlimmeres als Menschen, die sich für etwas Besseres, als mich halten! Vor allem Hacker, denn es gibt nichts Besseres als mich! Doch dieser beschissene Typ, der bringt mich irgendwann noch in den Wahnsinn mit seinem bescheuerten...ach keine Ahnung, ich weiß ja gar nicht, wie er aussieht."

Inzwischen hatte sie ihre Schuhe ausgezogen und stand inmitten der Wohnung, wobei jeder sie beobachtete. „Oh Hi, ich wusste gar nicht, dass so viele kommen", bemerkte Rita schließlich ein wenig freundlicher und ließ sich auf den Platz neben mir am Esstisch fallen. Um die Ecke, doch auch neben mir, saß Titus, mit dem ich mich bereits sehr gut verstand. Mir und Rita gegenüber saßen Jan und Natalie. Der Einzige, der stand, war Charlie.

Dieser schloss in diesem Moment die Tür und begab sich in die Küche. „Was möchtest du trinken, Rita?", fragte er dabei.

„Etwas Hartes, wenn's geht", verlautete diese daraufhin und massierte sich die Schläfen.

„Es ist noch nicht einmal abends und du willst schon beginnen?", wollte daraufhin Titus belustigt wissen, der jedoch auch Alkohol trank. In diesem Falle aber Bier, was natürlich nicht mit Wodka oder Ähnlichem zu vergleichen wäre.

Charlie kam schließlich mit einem Bier für Rita zurück und setzte sich auf den letzten freien Platz, gegenüber von Titus. „Also, ich wäre für eine Runde Monopoly, dann bestellen wir Pizza und danach spielen wir irgendwas anderes", legte Charlie schließlich seinen Plan dar. Da mir im Moment alles lieb war, was mich ablenkte, war ich sehr zufrieden damit. Mal ganz davon abgesehen war ich auch sehr gut in Monopoly.

Für einen kurzen Moment bekam ich jedoch ein schlechtes Gewissen, als mir bewusst wurde, dass ich immer noch keinen Plan aufgestellt hatte. Doch nach meinem Ausbruch heute Mittag konnte ich wohl sowieso keinen klaren Gedanken fassen. Mal so nebenbei fand ich es besser, wenn Charlie währenddessen nicht da war. Ich nahm mir also vor, damit zu beginnen, wenn Charlie morgen bei der Arbeit war.

Schon nach kurzer Zeit des Spielens wurde mir bewusst, dass Charlie es wirklich darauf anlegte, zu gewinnen. Demzufolge war es wohl zu erwarten, dass das Spiel früher oder später in einem Streit ausartete. Es fing alles damit an, dass Charlie und ich versucht hatten, uns gegenseitig zu vernichten. Doch schon nach kurzer Zeit folgten Beleidigungen und bissige Kommemtare. Daraufhin folgte, dass Charlie sich Geld aus der Bank klaute, um mich zu besiegen, was ich jedoch bemerkte. Und irgendwann waren alle anderen so angepisst davon, dass Charlie und ich für Verlierer erklärt wurden, obwohl wir beide mit Abstand die Besten waren.

„Also ich brauche jetzt Pizza", bemerkte Rita, sobald sie mich davon abgehalten hatte, die Spielsteine auf Charlie zu werfen. Zu meiner Verteidigung hatte er zuvor begonnen, mich mit dem Monopoly-Geld abzuwerfen, also war es nicht meine Schuld.

„Wir haben sie vor einer halben Stunde bestellt, bestimmt kommt sie gleich an", meinte daraufhin Charlie, der sich grade wieder auf seinen Stuhl setzte. Er funkelte mich stets noch ein aggressiv an, doch es war eine angenehme Spannung, die zwischen uns herrschte. Wir waren nur genervt voneinander, nicht ernsthaft böse.

„Wie wäre es, wenn wir danach Tabu spielen?", fragte Jan, der seinen Arm um Natalie hatte und abwechselnd durch die Runde guckte. Meine Sympathien zu ihm hatten sich nicht unbedingt geändert, auch wenn ich zugeben musste, dass er nicht ganz so schlimm war, wie anfangs gedacht. Natalie war an sich ganz nett, doch trotzdem ein wenig anstrengend. Ihr Lachen war ungefähr eine Oktave zu hoch und ihr Humor mir ein wenig zu primitiv.

„Ich hasse Tabu", verlautete Charlie, der damit meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Er nahm einen Schluck von seinem Bier und stellte es wieder ab. Dabei sah man, wie sich seine Kieferknochen anspannten, was ich komischerweise unglaublich attraktiv fand. Charlies Augen streiften durch die Runde und blieben an mir hängen. Meine Wangen färbten sich rosa, als ich bemerkte, dass ich ihn angestarrt hatte und er es bemerkt hatte. Wie Peinlich! Ein selbstgefälliges Schmunzeln bildete sich jetzt auf seinen Lippen, als er eine Augenbraue nach oben schob und mich musterte.

Aus diesem Grund überspielte ich diesen Moment, indem ich gleichgültig mit den Schultern zuckte und meinen Blick von ihm nahm. Er wat so ein arrogantes Arschloch, man konnte es kaum glauben!

„Charlie, du hasst Tabu nur, weil du kein guter Team-Player bist", bemerkte Titus belustigt, was ich als perfekte Ablenkung ansah. Charlie war also kein guter Team-Player. Wer hätte das gedacht.

„Oh dafür habe ich eine gute Lösung", bemerkte in diesem Moment Rita. Sie schmunzelte. „Wir stecken Charlie und Victoria in ein Team. So verhindern wir, dass sie sich gegenseitig zerstören, weil sie schließlich beide gewinnen wollen."

Ich lachte daraufhin belustigt auf. „Das ist keine gute Idee. Ich werde ihn zerstören wollen, weil er mich wahnsinnig macht." All die Aufmerksamkeit richtete sich in diesem Moment auf mich. Charlie konnte ein Lachen kaum verkneifen und musterte mich amüsiert, wobei eines seiner Grübchen zu sehen war. Seine Augen funkelten vor Belustigung, als unsere Blicke sich kreuzten.

„Ich frage mich, wie es überhaupt dazu kommt, dass du gerade bei ihm wohnst. Es wirkt mir nicht so, als wäret ihr gut befreundet oder so", verlautete Natalie skeptisch. Dies führte zu einem weiteren verlegenen Blickkontakt zwischen mir und Charlie. Offenbar kannte sie nicht den wahren Grund für meine Anwesenheit hier. Was wohl auch gut so war.

„Victoria und ich haben eine sehr ungewöhnliche Freundschaft, das stimmt. Aber es ist und bleibt eine Freundschaft, nicht wahr?" Skeptisch musterte ich Charlie. Etwas Überzeugenderes hätte er sich nicht ausdenken können?

„Ja, so könnte man es wohl sagen. Tief im Inneren wissen wir beide aber, dass wir nicht ohne einander leben können", hing ich also an, was Charlie zum Husten brachte. Ich ignorierte seinen belustigten Blick, konnte mir jedoch ein Lächeln nicht verkneifen.

Und so kam es dazu, dass Charlie und ich ein Team bei Tabu waren. Zwei überehrgeizige Menschen, die keine fünf Minuten im gleichen Raum sein konnten, ohne sich gegenseitig an den Hals zu gehen. Und tatsächlich funktionierte das relativ gut. Da Jan und Natalie zusammen außerordentlich schlecht waren, war unsere einzige Konkurrenz das Team von Titus und Rita. Diese kannten sich zwar gut und griffen demzufolge auf viele Insider zurück, waren aber dennoch sehr faul. Wiederum ein Vorteil für Charlie und mich.

Und bis auf ein paar Ausnahmen, wo wir uns anschreien, weil der jeweils andere nicht verstanden hatte, welches Wort beschrieben wurde, lief es sehr flüssig. Das zumindest bis zur letzten Runde. Denn zuvor rechnete ich aus, dass wir in dieser fünf Wörter erraten müssten, um zu gewinnen. Waren es nur vier, so würde es einen Gleichstand zwischen uns und Rita und Titus geben.

„Also Charlie, streng dich beim Erraten an!", forderte ich ihn deswegen auf, während ich mir den Stapel Karten zurechtlegte.

„Ist klar, Prinzessin", erwiderte dieser jedoch nur und grinste frech. Ich wurde diesen Spitznamen wohl nie los. Die ersten drei Wörter waren leicht zu erklären. Charlie erriet meine Umschreibungen innerhalb kürzester Zeit. Als ich jedoch begann, das Wort Weißglut zu umschreiben, brachte Charlie mich mal wieder zur Weißglut.

Was für eine Ironie.

„Ähm, das ist eine Zustand", stammelte ich, nicht sicher, wie man es umschreiben könnte. ,,Du bringst mich immer dazu."

„Zum Kotzen?", fragte Charlie blöd, woraufhin ich meine Augen verdrehte.

„Du machst es gerade eben. Du bringst mich immer zur...wenn ich in deiner Nähe bin!", rief ich aggressiv aus. Das konnte ja wohl kaum so schwer sein!

„Du redest wohl kaum von Lust, oder?"

Das war der Moment in dem ich all meine Geduld verlor. „Es hat etwas mit dem Gegenteil von schwarz und Feuer zu tun, du hirnloser-"

„Zeit ist um", berichtete in diesem Moment Natalie, was mich gerade so davon abhielt, auf Charlie einzuschlagen.

Dieser konnte sich kaum davon abhalten, zu lachen. Er fand sich wohl besonders lustig! Arschloch. Ich starrte Charlie, der weiterhin laut lachte, böse an und verschränkte meine Arme vor der Brust. Weil er diese eine Runde nicht ernst genommen hatte, haben wir verloren! Was lief nur falsch in seinem winzigen Gehirn?

Aufgrund der ein wenig gekippten Stimmung, packten wir das Spiel zusammen und die anderen verließen die Wohnung. Es war auch tatsächlich bereits 22.30, also wäre es sowieso Zeit gewesen. Immerhin mussten die anderen morgen arbeiten.

Sobald nur noch Charlie und ich da waren, begannen wir schweigend, in der Küche aufzuräumen. Ich war immer noch wütend auf Charlie, weswegen ich auch keineswegs vorhatte, mit ihm zu reden. Warum sollte ich auch? Er hatte sich mal wieder wie ein unreifes Arschloch verhalten. Es machte mich wahnsinnig, dass er so ignorant und besserwisserisch war!

Womöglich ein wenig zu laut, stapelte ich die Gläser aufeinander und brachte sie in die Küche, was Charlie aufseufzen ließ. „Jetzt sei mal nicht so aggressiv, es war doch nur ein Spiel", brummte er und beobachtete mich dabei, wie ich besagte Gläser in die Spülmaschine einräumte. Ich ignorierte ihn, auch als er auf mich zukam und sich an die Theke neben mir anlehnte und seine Arme vor der Brust verschränkte. „Was war überhaupt das Wort?", fragte er schließlich, woraufhin ich zu ihm aufblickte.

„Es war Weißglut", teilte ich ihm knapp mit, während ich die Spülmaschine schloss. Charlie lachte auf, was dazu führte, dass ich ebenfalls meine Arme verschränkte, jedoch mit einem eingeschnappten Blick in den Augen.

„Darauf hätte ich tatsächlich kommen können", gab er zu, woraufhin ich ironisch schnaubte. Na super! Ich biss mir auf die Lippe, als sich mein Blick mit Charlies verhakte und ich bemerkte, wie nah wir uns waren. Dies schien er ebenfalls zu realisieren, denn er kam noch einen weiteren Schritt auf mich zu. Nach hinten ausweichend, lehnte ich mich an die Theke an. Dies verunsicherte Charlie jedoch überhaupt nicht. Er kam mir noch näher und blieb schließlich unmittelbar vor mir stehen.

Ich konnte genau seinen Atem auf meiner Haut spüren, als ich seinen starrenden Blick ohne Angst erwiderte, mich jedoch am ganzen Körper anspannte. Auf Charlies Lippen bildete sich nun ein Schmunzeln. Er fuhr mit seiner Hand über meine Wange, was ein Kribbeln hinterließ. Wie eingefroren starrte ich ihn weiterhin an und bewegte mich nicht vom Fleck. Mein Herz schlug laut in meiner Brust, als ich stockend einatmete.

Schließlich flüsterte Charlie mir ins Ohr: „Wir wissen beide, dass ich in Dir noch einen anderen Zustand hervorrufe." Ein Kribbeln durchfuhr meinen ganzen Körper und ich schluckte. Wie schon so oft heute, fühlte sich jeder Teil meines Körpers wie unter Strom gesetzt. Doch nicht aus Wut. Nein, den beschissenen Grund kannte ich nicht einmal.

Als mir bewusst wurde, was Charlie da gesagt hatte, schob ich ihn angeekelt von mir weg und brachte Abstand zwischen uns. „Du bist ein ekelhaftes Schwein!", rief ich aus, drehte mich um und verzog mich im Badezimmer. Mit klopfendem Herzen schloss ich die Tür hinter mir und schaute mich skeptisch im Spiegel an.

Was war das gerade?

Nachdem ich mich bettfertig gemacht hatte, verließ ich das Bad und erblickte Charlie am Esstisch. Er richtete seinen Blick von seinem Handy und stand auf, anscheinend, um ebenfalls ins Bad zu gehen. Schweigend gingen wir aneinander vorbei, aufgrund dessen ich seufzte. Schließlich blieb ich stehen und rief: „Charlie!"

Dieser drehte sich um und musterte mich erwartend. Wir standen ungefähr einen Meter voneinander entfernt. Ich brachte ein zartes Lächeln hervor und meinte: „Danke, für die Ablenkung." Charlie nickte daraufhin und erwiderte mein Lächeln überrascht. Und damit verschwand er im Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Ich seufzte nur.

Einen normalen Tag würde ich in nächster Zeit wohl nicht mehr erleben.

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