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V.*

Kapitel 5

Als ich aufwachte, war die Wohnung leer. Noch auf dem Sofa liegend, benötigte ich erstmal ein wenig Zeit, um die Ereignisse des gestrigen Tages wirklich zu realisieren. Anschließend fiel es mir genau so schwer, mich überhaupt von der Couch aufzurichten, was, wie ich später feststellte, wohl daran lag, dass ich viel zu lange geschlafen hatte. Denn es war bereits nach 12 Uhr. Nachdem ich Charlie zwei Mal gesucht hatte, war ich mir sicher, dass er wohl nicht da war, was mich verwunderte, denn wo sollte er an einem Sonntag Morgen sein? Oder eher gesagt Mittag. Wieso hatte er mich eigentlich nicht geweckt?

Schließlich zog ich mich um, immerhin konnte ich nicht den ganzen Tag in Charlies Shirt verweilen, welches mir gerade so über den Hintern ging. Nachdem ich frustriert das Bad verlassen hatte, da ich keine Schminksachen besaß und mich mehr als unwohl in meiner Haut fühlte, fragte ich mich wirklich, wo Charlie nur so lange sein konnte. So lange wie er weg war, hätte ich es als angemessen empfunden, hätte er mir einen Zettel hinterlassen.

Vielleicht hatte er aber nur kurz weggehen wollen und etwas war vorgefallen? Diese Möglichkeit abwegend begab ich mich zur Tür, um zu gucken, ob er diese abgeschlossen hatte. Sie ließ sich sofort öffnen. Hätte Charlie sie denn nicht geschlossen, wenn vorhatte, über einen langen Zeitraum wegzugehen? Oder hatte er es vielleicht nicht getan, weil ich noch da war?

„Charlie! Hey Charlie!" Ein Ruf von außen unterbrach meinen Gedankengang und hielt mich davon ab, die Tür wieder zu schließen. Ich erblickte einen relativ kleinen und ründlichen Mann mit Dreit-Tage-Bart, der wohl von oben kam, da er gerade die Treppe verließ und auf mich zukam.

Kaum dass er mich erblickt hatte, grinste er dreckig und meinte: „Du bist offensichtlich nicht Charlie. Ist er da?" Vollkommen perplex versuchte ich die Reaktion des Mannes zu deuten, war jedoch mehr als überfordert mit der Situation. Er dachte wohl kaum, dass ich-

Nein, das konnte nicht sein.

Doch wieso sonst hätte er so grinsen sollen? „Ähm, hast du mich gehört?", hinterfragte der Mann vor mir verwirrt, was mich aufschrecken ließ.

„Ähm ja. Charlie ist nicht da. Kann ich etwas ausrichten?"

„Warum zum fick solltest du was ausrichten? Wenn ich ihm was Wichtiges zu sagen hätte, könnte ich ihn einfach anrufen. Du kannst mich aber reinlassen, ich hab nichts mehr zu essen."

„Wer sind Sie überhaupt? Ich lasse doch nicht einfach einen Fremden herein!"

„Und du bist wohl nicht fremd? Also nur weil du seinen Schwanz gesehen hast, macht dich das nicht zur Vertrauten!"

„Bitte was?", empörte ich mich wütend. Er dachte wirklich, ich wäre eines von Charlies Flittchen! „Also damit das klar ist, ich war nicht mit Charlie im Bett! Mir so etwas zu hinterstellen ist mehr als frech, also verziehen Sie sich jetzt."

„Und was machst du dann hier? Ist nicht so, als dass Charlie Familie hätte oder Freunde, von denen ich noch nichts gehört habe. Mal so nebenbei, weißt du, mit wie vielen von dir ich schon Konversationen gefürt habe? Jetzt im Ernst, das ist ja auch nichts Schlimmes, immerhin leben wir im 21. Jahrhundert, nicht im Mittelalter", verteidigte sich der Mann weiterhin verwirrt, doch nun auch ein wenig angereizt. Charlie hatte keine Familie? Was war mit seiner Familie? Waren seine Eltern gestorben?

Kopfschüttelnd unterbrach ich meinen Gedankengang. Wieso interessierte mich das nur so sehr? „Ich bin...aus anderes Gründen hier. Und nur weil Charlie freizügig lebt, muss man man das nicht gleich mir unterstellen! Solage Sie sich also nicht entschuldigen, sich vorstellen und mir beweisen, dass sie Erlaubnis haben, diese Wohnung zu betreten, werde ich Sie nicht hereinlassen!"

Der Mann seufzte und verdrehte seine dunkelbraunen Augen, die im Verhältnis zu dem Rest seines Gesichtes sehr klein waren. ,,Ich bin Jan. Jan Dietrich, wenn du es geanau wissen willst. Und du kannst mich gerne duzen, denn ich bin Charlies bester Freund. Mal so nebenbei klingt es seltsam."

„Oh und weil du mir jetzt sagst, dass du Charlies bester Freund bist, soll ich dir das sofort glauben? Du könntest ein Verbrecher sein, der diese ganze Scheiße geplant hat!"

„Sag mal was ist falsch mit dir? Wo hast du denn bitte gelernt, Menschen zu vertrauen!? Charlie und ich sind beste Freunde seit wir...ach keine Ahnung, wie alt wir waren. Irgendwas um die 14, ich erinnere mich nicht so gut an diese Zeit. Wir haben seit dem alles, und ich meine wirklich alles, miteinander getan. Ich glaube ich habe kaum einen Tag gelebt, ohne ihn zu sehen! Und wenn du jetzt endlich aufhörst mit der Scheiße und mich reinlässt, dann wäre ich eventuell nicht so unleidig, weil ich Hunger habe!"

Eine Antwort auf diesen Vortrag blieb mir glücklicherweise erspart, da Jan und ich gleichzeitig Schritte auf der Treppe hörten. Wir erblickten Charlie, der mit seinem Handy in der Hand uns erst nicht bemerkte, doch sobald er aufguckte, verzog er sein Gesicht unleidlich. „Das sieht gar nicht gut aus", bemerkte er, als er neben Jan ankam und mein verärgertes Gesicht versuchte, zu deuten. „Bitte Jan, sag mir nicht, dass du sie für...naja die Art von Gast gehalten hast, die ich normalerweise habe."

Da ich jedoch meinen Mund zu einem gezwungen Lächeln zog und Jan unschuldig seinen Hinterkopf kratzte, seufzte Charlie und meinte: „Lasst uns erstmal reingehen."

Ich öffnete daraufhin die Tür und ließ Jan, der wohl nicht gelogen hatte, und Charlie herein. „Charlie willst du mir jetzt erklären, wer das ist?", fragte Jan ein wenig genervt und schmiss sich auf das Sofa, welches inzwischen keinen Bettbezug mehr hatte. Ich setzte mich auf einen Stuhl am Esstisch und beobachtete Charlie, der sich im Gegensatz zu Jan die Schuhe auszog.

„Jan, das ist Victoria, sie ist abgehauen und wohnt bei mir, um nicht entdeckt zu werden. Victoria, das ist Jan, mein bester Freund. Ihr beide werdet euch öfter sehen, es wäre also cool, würdet ihr euch nicht vollkommen hassen."

Jan und ich schauten beide unleidlich, da wir keinen guten Start gehabt haben und jetzt beide zu stolz waren, irgendetwas an unserem Eindruck zu verändern. Ich hatte schon ernsthafte Probleme dabei, Charlie ausstehen zu können, doch Jan schien mir noch unverschämter zu sein. Ich war mir nicht sicher, ob ich das so schnell vergessen konnte.

„Hast du was zu Essen?", fragte jedoch Jan vollkommen kontextlos, was mich erfreute, da ich keinerlei Lust hatte, dieses Thema weiter zu verfolgen. Charlie nickte und begab sich in Richtung Küche, woraufhin Jan ihm folgte.

Ich hingegen blieb sitzen, stützte meinen Kopf auf die Hände und massierte meine Schläfen. Von Minute zu Minute kam mir all das hier surrealer vor. Diese Welt war so anders als die, die ich gewohnt war. Ich konnte mich kaum zurechtfinden, so unwohl und zusammenhanglos fühlte ich mich. Und Charlies unverständliche Art machte das nicht unbedingt leichter.

Was hatte er überhaupt gemacht? Wo war er gewesen? Und warum war ich nicht in der Lage, mich normal zu verhalten? Hätte ich nicht einfach nett zu Jan sein können?

Ich hielt meinen Gedanken genau da fest und stoppte ihn. Nett zu jeglichen Menschen zu sein, war noch nie meine Stärke gewesen. Und ich wollte definitiv nicht hier herumlaufen und versuchen, Freunde zu finden, wähend ich bedeutend Besseres zu tun hatte.

Ich nahm mir vor, auf einem höflichen Niveau zu versuchen, mit Jan zu kommunizieren, doch das war es auch. Denn ich brauchte weder neue Menschen in meinem Leben, noch dass ich dafür Zeit hatte. Es war bestimmt schon mittags und ich hatte immer noch keinen Plan aufgestellt, noch mich überhaupt mit dem Grund befasst, aus dem ich überhaupt erst abgehauen war.

„Aber sie ist doch nicht etwa-", hörte ich plötzlich die leicht erhöhte Stimme Jans. Dies machte mich aufmerksam auf das Gespräch der Beiden in der Küche. Bis jetzt hatten sie wohl stets geflüstert gehabt, oder ich war so tief in Gedanken gewesen, dass ich sie nicht gehört hatte.

Doch Charlies Reaktion erinnerte mich stark an den vorherigen Tag, als wir bei Rita gewesen waren. Denn er sagte schlichtweg „Jan" in einem warnenden und vorwurfsvollen Ton, woraufhin Jan kurz verstummte. Verwirrt runzelte ich meine Stirn, ließ mir aber nicht anmerken, dass ich den Beiden zuhörte. Warum reagierte Charlie auf diese Frage nur so? Oder ging es diesmal um etwas vollkommen Anderes und ich hatte es mir nur eingebildet? Das machte doch alles keinen Sinn!

„Naja, jedenfalls danke für das Essen, Man. Ich muss jetzt los, Natalie hat wieder irgendein Eifersuchtsproblem, das ich kaum deuten kann. Ich glaube ich mache Schluss, darauf habe ich echt keine Lust mehr."

Charlie lachte daraufhin warm auf, was seine Grübchen zeigte. „Schon mal daran gedacht, diese ganze Beziehungsscheiße zu lassen?"

„Jaja ich weiß, wenn du eine Person nur körperlich attraktiv findest, dann schlaf nur mit ihr und binde dich nicht, weil das nervt. Aber ich kann mir so einen Luxus nicht leisten, wie du, immerhin werde ich nicht von jeder Frau angehimmelt."

„Oh glaub' mir, ich kenne da eine, der es überhaupt nicht so geht", bemerkte Charlie spöttisch und ich verstand sofort, dass ich gemeint war. Darauf konnte er Gift nehmen! Ich fand das mehr als unverschämt, dennoch zog sich mein Bauch in diesem Moment zusammen. Ich schüttelte meinen Kopf auf diese Reaktion meines Körpers hin und stand auf, um mich abzulenken.

Jan hingegen lachte über Charlies Bemrekung, als er in Richtung Tür lief und meinte: „Wir müssen mal wieder ausgehen, immerhin bin ich bald ein freier Mann. Man sieht sich, Victoria!" Schließlich verließ er die Wohnung und ließ Charlie und mich alleine und vollkommen perplex stehen.

Eine peinliche Stille breitete sich aus, bis ich mich schließlich zu Charlie drehte und eine Augenbraue vorwurfsvoll hochschob. „Wo warst du so lange?", fragte ich und beobachte Charlie dabei, wie er zwei Tassen aus dem Schrank holte, warscheinlich, um Kaffee zu machen.

„Ist nicht wichtig. Ich frage mich wohl eher, wie du es nach einer solch kurzen Zeit geschafft hast, dich mit jemandem anzulegen. Und dann auch noch mit Jan...es gibt eigentlich niemanden, der sich nicht mit ihm verstseht."

„Er war unverschämt. So wie so ziemlich jeder hier", bemerkte ich arrogant. Ich hasste es, wenn Menschen meine Fragen nicht beantworteten und sich dann auch noch die Freichheit nahmen, eine vorwerfende Gegenfrage zu stellen.

„Was soll denn das bitte heißen", wollte Charlie empört wissen und schaute auf, sobald er einen Knopf auf der Kaffeemachine betätigt hatte. Ich zog daraufhin provokant meine Augenbraue hoch, da ich keineswegs auf Charlies Frage antworten wollte. „Du glaubst wohl, dass du und deine Welt viel besser sind, weil ihr reicher und mächtiger seid?" Charlie lachte ironisch auf. ,,Glaubst du wirklich, du wärest besser, als wir?"

„Das habe ich nicht gesagt", behauptete ich abweisend und verdrehte meine Augen. Ich hatte es vielleicht nicht direkt gesagt, aber so wie es Charlie ausdrückte, erkannte ich einige meiner Gedanken und vor allem die meiner Mutter wieder. Doch das war nicht wichtig. Er hielt sich doch auch für etwas Besseres, dieser Idiot!

„Oh du hast es aber gedacht, Victoria und das wissen wir beide. Hierbei frage ich mich aber: Wer ist diejenige, die vor ihrer Welt wegrennt? Wer stellt sich nicht seinen Problemen und versteckt sich hier? Es muss wohl einen Grund dafür geben!"

Und damit hatte Charlie einen wunden Punkt getroffen. Einen sehr, sehr wunden Punkt. Denn das Wegrennen war immer mein Problem. Doch ich rannte dieses Mal nicht weg, oder? Ich wollte mich meinen Problemen stellen, so war es nur klüger...

„Du hast überhaupt keine Ahnung", verlautete ich mit angespannter Stimme und starrte Charlie wütend nieder. Wie konnte er es überhaupt wagen, so etwas zu sagen! Woher nahm er sich das verdammte Recht, mir vorzuwerfen, ich würde vor meiner Welt wegrennen?! Das hatte nichts mit meiner Welt zu tun, sondern etwas mit Jannis!

„Oh, ich habe keine Ahnung? Immehin halte ich mich nicht für etwas Besseres, nur wegen meines sozialen Standes. Ich lasse mich von Menschen wie dir nicht beleidigen, verstanden?" Charlie verschränkte seine muskulösen Arme vor der Brust und musterte mich arrogant. Ich kam mir in deinem Moment besonders klein vor. Doch meine Wut war größer:

„Von Menschen wie mir? Du denkst doch genau das Gleiche! Du denkst, dass ich und alle von uns schrecklich sind! Du denkst, wir wären alle reiche, eingebildete Verbrecher, nur weil wir Geld haben! Was kann ich dafür, dass du keins hast? Das war nicht meine Schuld, sondern deine! Vielleicht hättest du mal besser in der Schule aufpassen sollen! Und jetzt redest du dir tatsächlich im, ihr normalen Bürger, ihr wäret viel besser! Aber glaub' mir, wenn ich dir sage, du bist keineswegs besser!"

„Oh, besser als du allemal!" Charlie ging einen Schritt auf mich zu und baute sich groß vor mir auf, als würde er so einen Machtkampf gewinnen. Sein Blick war finster auf mich herab gerichtet und sein gesamter Körper angespannt. Er lächelte schließlich kalt und triumphierend: „Immerhin hätte ich nicht fast dieses Arschloch geheiratet und kriege mein Leben auf die Reihe." Das war ja wohl die Höhe!

„Immerhin habe ich was? Sag mal spinnst du? Was denkst du eigentlich, wer du bist! Jannis mag zwar ein Arschloch sein, aber er ist längst nicht so ein Hurensohn wie du!" Ich schnaubte sarkastisch. „Und immerhin habe ich einen Schulabschluss und lebe nicht in einer solchen Bruchbude, weil ich verdammt nochmal zu faul bin!" In Charlies Augen blitzte etwas Undefinierbares auf, doch kurz darauf verfinsterte sich sein Blick wieder. Die Wärme, die diese Augen normalerweise ausstrahlten, war vollkommen verschwunden.

„Oh ja, ich bin also faul? Nur weil du Mama und Papa hast, die im Notfall sogar mal schnell ein gepimtes Abi herzaubern, bist du nicht besser als ich! Verdammt, wie kannst du überhaupt denken, dass das was du hast, besser sei. Ich würde dieses scheiß Geld nicht mal wollen! Du bekommst doch sowieso nur alles von deinen Eltern in deine scheiß Chanelschuhe geschoben!"

„Erstens: Schuhe trage ich lieber von Prada. Und zweitens: mein Leben war kein Regenbogenland, wie du dir es vorzustellen scheinst! Der Unterschied von uns beiden ist lediglich, dass ich mich angestrengt habe und du nicht!" Ich kam Charlie immer näher und blieb nun direkt vor ihm stehen, während ich ihn voller Wut böse anfunkelte. Mein ganzer Körper war wie elektrisiert.

„Oh wirklich nicht? Gibt es vielleicht in deinem Leben so etwas wie Probleme oder Verluste?" Charlie kam mir noch näher und blickte arrogant auf mich herab, sodass ich seinen Herzschlag spürte. Dieser war viel zu rasant, genau so wie meiner. „Ach nein, da fällt mir ja ein: Du rennst ja vor allem weg, also ist alles gut. Weißt du, Prinzessin, du hast all den Reichtum gar nicht verdient. Eigentlich hast du überhaupt nichts verdient!" Ein höhnisches Grinsen bildete sich auf Charlies Lippen, was mich zum eingebildeten Aufschnappen brachte. Er war so ein unverschämtes Arschloch! Warum verdammt musste er genau das mit dem Wegrennen sagen! Woher wollte er überhaupt irgendetwas über mich wissen?!

Die Spannung zwischen uns wurde unterbrochen, als wir beide bemerkten, dass viel zu viel Kaffee in die Tasse gelaufen war, aus der nun langsam die Flüssigkeit auf die Küchentheke tropfte. Charlie sprang auf und brachte die Maschine zum Stoppen. Die Distanz zu ihm gab mir schließlich den letzten Ruck.

„Du bist das Letzte", bemerkte ich, dann drehte ich mich dramatsich um und verließ die Wohnung, wobei ich die Tür laut hinter mir zuknallte.

Unwissend, was ich gerade wirklich tat, rannte ich die Treppen hinunter und verließ hastig das Gebäude. Ich wischte mir Tränen aus den Augen, um immerhin ein wenig zu sehen, sobald ich draußen war.

Verdammt, Charlie war so ein Arschloch!

Es war mir in deisem Moment vollkommen egal, was ich gerade tat und wie undurchdacht das tatsächlich war. Ich rannte und rannte in irgendeine wahllose Richtung. Und das nicht nur wortwörtlich, sondern auch metaphorisch. Denn in meinem Leben beschreitete ich gerade ebenso einen Weg, von dem ich keine Ahnung hatte, wo er mich hinführen würde. Ich ging entlang einer Richtung, die ich noch nie überhaupt in Erwägung gezogen hatte. Doch stand ich nun hier auf dieser Straße, vollkommen aufgelöst und alleine.

Ein Auto hupte, was mich dazu brachte, schnell zum Bürgersteig zu wechseln und diesen nun schnell gehend entlangzulaufen. Doch das brachte mich dazu, über den Streit mit Charlie nachzudenken. Es war kein banaler Streit gewesen, der schlichtweg dadurch geschuldet war, dass wir beide dickköpfig waren. Denn Streite dieser Art hatten wir gestern genügend gehabt.

Nein, dieses Mal hatte er mich wirklich verletzt. Vielleicht mehr als ihm bewusst war, doch es war schrecklich. Ich gab zu, ich hatte einige unschöne Dinge gesagt, doch Charlie hatte sie verdient. Und ich würde mich auch nicht in irgendeiner Weise entschuldigen oder sagen, er hätte Recht gehabt. Denn das stimmte auf keinen Fall. Charlie war der arroganteste und eingebildetste Idiot der ganzen Welt!

Ich fragte mich nur, warum er so negativ gegenüber reichen Menschen eingestellt war. Woher er all die Wut und Beleidigungen hatte. Warum er überhaupt so sehr ausgerastet war. Denn im Gegensatz zu ihm hatte ich nicht damit begonnen, seinen wundesten Punkt zu treffen.

Charlie hatte aber doch nicht Recht oder? Ich war vielleicht früher oft weggerannt, aber davon sollte er eigentlich nichts wissen. Er wusste nur, dass ich vor meiner Hochzeit weggerannt war. Und dennoch deutete er sofort, dass ich ein Feigling war? Dass ich mich meinen Problemen nicht stellte?

Doch dieses Mal war ich das doch nicht, oder?

Ich war durchdacht und klug, das war alles. Ich würde mich Jannis stellen. Und dann mein geplantes Leben weiterleben. Oder eher gesagt, das von meinen Eltern geplante Leben. Aber das war ein anderes Thema. Gerade ging es nur um Jannis, der beseitigt werden musste. Und um meine Sicherheit.

Ich musste endlich einen kühlen Kopf bekommen. Dafür war der Aufenthalt bei Charlie womöglich mehr als kontraproduktiv, denn er machte mich wahnsinnig. Seine gesamte Art trieb mich in den verdammten Wahnsinn!

Vor allem seine beschissenen Augen. Die Erinnerung an den Hass, mit dem diese mich vorhin angefunkelt hatten, war in mein Gehirn eingebrannt. Noch immer spürte ich diesen wuterfüllten Blick auf mir, als stünde Charlie direkt vor mir.

Ich blieb wie eingefroren stehen, als ich realisierte, was ich hier gerade machte. Aufgrund meines großen Egos und eines Streites, brachte ich mich selbst in Gefahr. Und damit nicht nur mich selbst, sondern auch die Wahrheit. Denn ich war die Einzige, die Jannis entblößen konnte. So etwas sollte ich nicht riskieren, auch wenn Charlie mich so verdammt aggressiv machte! Wenn ich jetzt darüber nachdachte, kam es mir sogar so vor, als wäre ich dazu bestimmt gewesen, ihn in der Gasse zu treffen. Denn ohne ihn hätte ich es nie geschafft, zu fliehen und ich würde es nicht schaffen, versteckt zu bleiben.

Es war also höchste Zeit, mich verdammt nochmal zusammenzureißen. Ich drehte mich auf der Stelle um und beeilte mich, zurück zu Charlies Wohnung zu kommen. Zum Glück war ich größtenteils geradeaus gelaufen, was es nicht so kompliziert machte, den Weg zurückzufinden. Doch als ich gerade die Straße zu der Siedlung überquerte, entdecke ich einen Mann, der mich beobachtete. Panik breitete sich in meinem Kopf aus, als ich versuchte, nach außen hin ruhig zu bleiben.

Das ist alles nur Einbildung.
Das ist alles nur Einbildung.
Das ist alles nur-

War es denn das? Meine Schritte beschleunigend, warf ich einen weiteren Blick zu dem Mann, der an der Bushaltestelle stand. Er fing meinen Blick auf. Panisch drehte ich meinen Kopf wieder nach vorne und lief weiter. Der Mann war schlicht gekleidet. Vielleicht ein wenig zu schlicht. Mein Puls stieg immer höher, als ich die Plattenbauten entlang lief. Was war, wenn der Mann ein Spion war? Sie hatten diese mit Garantie überall in der Stadt aufgestellt.

Tränen der Panik bildeten sich in meinen Augen und verschwommen meine Sicht. Inzwischen konnte ich nicht anderes, als zu rennen und meine Schnappatmung und das Seitenstechen zu ignorieren.

Verdammt, das war mein Ende.

Verdammt, wieso war ich nur so leichtsinnig gewesen? Verdammt, wieso musste das jetzt passieren? Konnte ich nicht ein Mal in meinem Leben Glück haben? Was hatte ich gaten, dass mir all das passierte?

Mein Kopf begann in diesem Moment zu schmerzen, was mir den letzten Ruck gab. Ich brach auf dem Weg zusammen und blieb auf dem Boden sitzen. Meine Kleidung würde komplett dreckig sein. Doch das war mir egal. Die Tränen strömten aus meinen Augen und ich fand keine Ruhe.

Was würden nur Mutter und Vater sagen? Würden sie mich anschreien? Wie sollte ich irgendjemandem erklären, was passiert war? Warum ich abgehauen war? Und wie verdammt sollte ich Jannis zur Strecke bringen? Wie sollte ich jemals schlafen können, wissend, dass er jeden Moment da sein könnte?

Mein Körper zog sich zusammen.

Doch plötzlich fiel mir auf, wie dumm das hier war. Ich musste mich verstecken und nicht wie eine Zielscheibe auf dem Boden liegen. Schnell stand ich auf und drehte mich um meine eigene Achse. Welches dieser Häuser war nochmal das, in dem Charlie wohnte? Sie sahen alle so gleich aus! Die Panik breitete sich erneut in meinem Körper aus. Ich begann zu frieren, obwohl es draußen über 25 Grad waren. Krampfhaft versuchte ich, mich daran zu erinnern, welches der Häuser es war, doch mein Kopf war so leergefegt, dass ich große Probleme dabei hatte.

Nach kurzer Zeit entschied ich mich für ein Haus auf meiner linken Seite. Ich war mir sogar fast sicher, dass es dieses war. Schnell stürmte ich auf den Eingang zu, als mir auffiel, dass ich Charlies Nachnamen nicht kannte. Wie sollte ich dann nur seine Klingel finden? Ich scannte die Liste der Namen und stellte glücklich fest, dass nur eines ein C als vorderen Buchstaben hatte. C. Lothar. Lothar? Irgendwie passte das nicht. Doch das war mir egal.

Ohne weiter nachzudenken, betätige ich die Klingel hektisch, während ich mich panisch umschaute. Ich wartete schon darauf, dass der Mann erschien und mich entführte. Oder was auch immer ein Spion mit mir machen würde. Ein Schauder überfiel meinen Rücken. Was war, wenn Jannis mit mir etwas Schlimmes anstellen würde, weil er erfahren hatte, dass ich ihm auf die Schliche gekommen war? War er dazu im Stande? Oder müsste ich mich nur meinen Eltern stellen?

Ich wurde ein wenig panischer, als ich bemerkte, dass sich im Haus nichts regte. Wo war Charlie nur? Er konnte doch wohl kaum so lange brauchen, um die Tür zu öffnen! Oder war es gar nicht seine Wohnung? Vielleicht war auch die Klingel kaputt. Möglich wäre dies auf jeden Fall. Mir blieb jedoch keine Zeit, länger darüber nachzudenken, denn in diesem Moment hörte ich schnelle Schritte, die immer lauter wurden. Sie kamen in meine Richtung.

Mein ganzer Körper gefrierte und ich drehte mich um, als die Schritte unmittelbar bei mir verstummten.

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Ich weiß nicht, ob irgendjemand dieses Buch noch liest, das letzte Update sollte ein Dreiviertel Jahr her sein. Doch ich bin sehr optimistisch, dass es jetzt wöchentlich weitergeht. Das ist jedenfalls der Plan. Jeden Sonntag ein Kapitel.

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