Arbeitstag
Sobald ich mich aus den nassen Pyjamas geschält hatte und in frischen Kleidern vor dem Spiegel Make-Up auftrug, war ich kurze Zeit später auch schon in einem Bus zur Overload Inc.. Die Busfahrt verlief soweit ohne spezielle Ereignisse, wofür ich auch dankbar war. Ich brauchte erst mal etwas Zeit zum Nachdenken. Das Wiedertreffen mit James und Daniel hatte wieder gewisse Gefühle hochgerufen, von denen ich lieber nichts wissen wollte.
Daniel war in der High School mein erster, fester Freund gewesen. Er hatte jedoch Schluss gemacht, da ich noch nicht bereit für Tieferes war und er meinte, gewisse Dinge gehörten eben zu einer Beziehung. Er brauchte zwar die mentale Nähe auch, aber ihm wäre die physische wichtiger.
Nach unserer Trennung blieben wir Freunde, aber ich hatte noch nie wirklich aufgehört ihn auf diese andere Art zu mögen.
Vielleicht lag es auch daran, dass er immer gemischte Signale von sich gab.
Entweder er baggerte mich an, oder er wollte mich zurück, oder es verblieb alles im freundschaftlichen Bereich. Aber eine Beziehung wollte ich mit Daniel Duncan nicht noch einmal führen.
Die Stimme des Busfahrers riss mich wieder aus den Gedanken. Nach einer 20 minütigen Fahrt hielt der Bus bei der Station an, an der ich ein paar weitere Meter zu Fuss zur Arbeit laufen musste. Ich stieg also mit den Kopfhörern in den Ohren aus und lief zum Overload Inc.-Gebäude, welches mir den Atem raubte. Das graue, Fensterreiche Gebäude strahlte alleine schon die Macht aus, für die Overload Inc. auch bekannt war.
Im Empfang Bereich schlenderte ich zur Rezeption, bei der eine Blondine hinter einem Computerbildschirm sass.
„Ich bin Skyla Anderson", stellte ich mich kurz vor. Mein Chef hatte mir nur gesagt ich solle meinen Namen erwähnen und man würde wissen, wer ich war.
Die Frau hinter dem Bildschirm sah zu mir und nickte. „Willkommen in der Firma Overload Inc., Miss Anderson. Im 12. Stockwerk wird Sie Herrn Brandon begrüssen." Ich nickte der braun-äugigen Blondine zu und machte mich auf den Weg zum Fahrstuhl. Nachdem ich den Knopf mit der Zahl 12 betätigte und der Fahrstuhl ins Bewegen kam, konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, dass mich irgendwer gerade beobachtete.
Mein Chef schien ziemlich nett und gut in seinem Job zu sein. Jedoch fand ich es nicht gut, dass er mir mehr Blicke zuwarf als ein Chef seiner Untergestellten zuwerfen sollte. Vor allem wenn er einen silbernen Ring an seinem Ringfinger trug und somit zur höchsten Wahrscheinlcihkeit eine Frau Zuhause hatte, die auf ihn wartete.
Mr. Brandon trug eine schwarze Brille auf der Nase, und seine blond-grauen Haare waren regelrecht dem Nacken entgegen geklebt. Es sah aus als hätte er kiloweise Gell ins Haar geschmiert während er den Kopf beim Zug fahren aus dem Fenster gestreckt hatte. In anderen Worten, er sah schlimm aus.
„Sie sind die Neue in der Telefonie-Abteilung, oder?"
Aller Anfang ist schwer, wie mein vorheriger Vorgesetzter immer gemeint hatte. Eine Stelle in der Telefonie-Abteilung war jetzt nicht gerade mein Traumberuf, aber ich hatte Chancen um Aufzusteigen. Ich musste nur stets freundlich sein und meinen Kunden gut helfen.
Ein Mann in meinem Alter mit dunkelblonden Haaren und braunen Augen lehnte sich nach einer kleinen Tour an meinen neuen Schreibtisch.
Deswegen erntete er auch dafür einen Super-Bösen-Blick meinerseits. Lächelnd verstand er warum ich ihn böse anguckte und stand wieder aufrecht hin, ohne meinen Schreibtisch zu berühren. Braver Junge.
„Und Sie sind..."
„Mike Grey, es ist mir eine Ehre Sie kennen lernen zu dürfen, Miss Anderson", stellte er gehaben vor und verliess Momente später meine Kabine.
Na das war ja mal ganz der Gentleman. Zum Zehnten mal heute fuhr ich mit meinen Fingern über meinen weiss gestrichenen Schreibtisch, welcher ganz allein mir gehörte.
Obwohl diese Kabine in der ich gerade sass, viel zu eng für mein Wohlhaben war, liebte ich es, einen eigenen Schreibtisch zu haben. Die glänzende Holz-Oberfläche fühlte sich unglaublich sanft unter meiner Fingerkuppe an. Ich wusste dass ich etwas überreagierte, schliesslich war es doch nur ein Schreibtisch.
Aber ich freute mich trotzdem darüber, da ich im vorherigen Geschäft ständig von Tisch zu Tisch wandern musste da wir nicht für alle Mitarbeiter genügend zur Verfügung hatten. Bis das Telefon klingelte, dauerte es erst ein paar Sekunden ehe ich abheben konnte.
Als die Mittagspause endlich näher rückte, freute ich mich schon dass ich endlich aus dieser blöden Kabine konnte. Gerade als der grosse Zeiger bei der Zahl 12 für eine Minute stehen blieb und ich aufstehen wollte, klingelte das dämliche Telefon wieder. Ich seufzte genervt und führte ein weiteres sinnloses Gespräch mit einem Kunden über die Routine des Depots.
Da das Gespräch mehr als 10 Minuten dauerte, verkürzte es somit meine Mittagspause worüber ich noch verärgerter wurde. Genervt suchte ich mir die Cafeteria, die ich aber nicht zu finden schien. Da ich Hunger hatte und ich diese verdammte Cafeteria nicht finden konnte, stürmte ich nun wutgeladen zu meinem Chef der gelassen an seinem Schreibtisch ein Sandwich ass.
„Mr. Brandon, könnten Sie mir vielleicht sagen wo die Cafeteria ist?"
Mr. Brandon lächelte schelmisch bevor er aufstand und mich an der Hand berührte. Ich riss meine Hand abrupt zu mir und zog die Augenbrauen zusammen. Was hätte das denn bitteschön sein sollen? Mr. Brandon ignorierte meinen komischen Blick und führte mich durch die Gänge. Anscheinend hatte ich mich wirklich nur dumm gestellt. Die Cafeteria war praktisch im Raum neben an.
„Dankeschön", murmelte ich und wandte mich zur Theke.
„War mir eine Ehre", sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen und seine Augen wanderten zu meinem Ausschnitt. Mein Gesicht vor Ekel verzogen drehte ich mich zur Kantine und drängelte durch die ganze Schlange die sich mittlerweile gebildet hatte. Und da ich zu spät dran war, hatte ich auch nur noch eine minimalistische Auswahl zur Verfügung.
„Hey! Hier wird nicht gedrängelt!" rief mir eine Stimme hinterher.
Als ich mit einem bösen Ausdruck auf dem Gesicht zur Stimme drehte, entdeckte ich eine Frau mit roten, kurzen Haaren die zu einem Bob geschnitten waren.
Die feuerroten Lippen der Frau waren vor Wut zu einem dünnen Strich zusammen gepresst. Ich zuckte nur provozierend mit den Schultern und warf ihr mein bestes Killer-Lächeln entgegen. So machte ich mir hier zwar keine Freunde, aber das war mir so etwas von egal. Dann drehte ich mich zurück zur Auswahl.
„Skyla, vielleicht war es nur ein schlechter Tag. Sehr wahrscheinlich hab ich mehr dazu beizutragen als du denkst. Sorry wegen heute Morgen."
Ich lächelte erschöpft und sank meinen Kopf ins Kissen.
„Ich hasse meinen Job jetzt schon", murmelte ich und driftete in den Schlaf. Wurde jedoch Sekunden später durch das Klingeln der Türe wieder aus dem Schlaf gerissen.
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