40. Guilty Plea
♪ Human – Rag'n'Bone Man
Sienna
„Kann mir bitte jemand sagen, was das hier soll?"
Wütend stemmte ich die Hände in die Hüften, während ich Niall anfunkelte. Ich war unglaublich sauer, verletzt und durcheinander – wobei Letzteres am meisten zutraf.
Was sollte ich denn von all dem halten, was die beiden besprochen hatten?
„Sienna, ich-."
Als Niall die Hände von der Blondine nahm, fauchte ich sofort wieder los und fiel ihm somit ins Wort.
„Ich will einfach nur wissen, was hier vor sich geht, Niall! Und bitte verkaufe mich nicht für dumm! Ich habe euer Gespräch am vergangenen Montag mitbekommen, als ich dich in der Kirche besuchen wollte. Und das heute, hat mir den Rest gegeben! Was planst du hinter meinem Rücken, verdammt? Und was hast du ihr versprochen?"
Es tat weh, Worte zu hören wie 'Wir schaffen das und dann werden wir beide ein gutes Leben haben'. Der Umstand, dass er sie 'Honey' nannte, machte es nicht besser und die Tatsache, dass diese Frau etwas mit Nicholas zu tun hatte, ebenfalls nicht. Sie war mir durch die Party, zu welcher er uns damals einlud, gut in Erinnerung geblieben. So ein hübsches Gesicht vergaß man nicht.
„Sienna, bitte! Beruhige dich."
„Das kann ich aber nicht! Du verheimlichst etwas vor mir, Niall! Diese Unterlagen, die sie (ich zeigte mit dem Finger auf die Blonde), dir gegeben hat, beweisen, dass hier Dinge im Gange sind, von denen ich nichts wusste! Und warum nennst du sie Honey? Das tut man für gewöhnlich nur, wenn man in jemanden verliebt ist, oder nicht?"
Bitter kamen die Worte über meine Lippen, gleichzeitig füllten sich meine Augen mit Tränen. Ich war so enttäuscht von Niall, so verletzt, dass ich nicht mehr ein und aus wusste. Das Ganze klang, als ob er ein neues Leben anfangen wollte, jedoch ohne mich und ohne Kieran, unseren Sohn.
„Honey, würdest du bitte gehen? Wir treffen uns übermorgen um die gleiche Uhrzeit wieder hier, ok? Ich danke dir für die Unterlagen."
Fassungslos hörte ich zu, wie Niall sich erneut mit dieser Blondine verabredete – vor meinen Augen. So viel Frechheit musste man erst einmal besitzen!
Ich schnappte nach Luft und hatte nur ein verächtliches Schnaufen für die Frau übrig, die nun die Sakristei verließ.
Niall und ich blieben alleine zurück. Eine unkomfortable Stille bereitete sich in dem kleinen Raum aus. Die Luft wirkte eisig und als Niall nach den Papieren griff, rannte eine Träne über meine Wange. Was war nur geschehen? Was bedeutete das alles?
„Setz dich, Sienna", wies er mich an.
Der Klang seiner Stimme zeugte von einer gewissen Unsicherheit und ich bemerkte, wie seine Hände zitterten, als er die Papiere zwischen den Fingern hielt.
„Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll", begann er, doch ich fiel ihm erneut ins Wort.
„Sag mir nur eines, Niall. Liebst du mich noch?"
Seine blauen Augen wichen meinem Blick nicht aus, als er antwortete: „Mehr als mein Leben, Sienna."
Ich schüttelte den Kopf.
„Diesen Eindruck habe ich im Moment nicht", stieß ich gekränkt hervor. „Und wie wäre es, wenn du einfach mit der Wahrheit anfängst?"
Das Beben meiner Lippen ignorierte ich geflissentlich, während ich auf eine Antwort wartete. Auf Erklärungen, die Licht in das Dunkel brachten, in welchem ich seit einer Woche tappte. Fast hätte ich es nicht mehr ausgehalten, doch etwas in mir sagte, dass ich warten sollte, bis ich die beiden erneut ertappte. Dies war heute der Fall.
Es schmerzte nicht minder, als beim ersten Mal – doch noch immer verwirrte mich das Ganze. Er küsste sie nicht, er hatte sie heute nur in den Arm genommen. Wenn man jemanden liebte, zeigte man dies deutlicher. Im Widerspruch dazu stand, dass er sie Honey nannte.
Mit klopfendem Herzen beobachtete ich, wie er die Papiere wieder zur Seite legte, auf den kleinen Tisch, der neben uns stand.
„Sienna." Niall griff nach meinen Händen, die sich fast genauso kalt anfühlten wie Eisklumpen. Und dann schmetterte er mir einen Satz entgegen, der mich noch mehr verwirrte.
„Die Wahrheit ist eine andere."
Das merkwürdige Glimmen in seinen Augen irritierte mich gewaltig.
„Was bitte meinst du damit?"
„Die Wahrheit über unser Leben hier."
Ein seltsames Gefühl beschlich mich. Ich schluckte kurz, schaute wieder in seine Augen und da bemerkte ich die ersten Tränen darin glitzern.
„Es tut mir so leid, Sienna. Aber ich hatte keine andere Wahl. Sie hatten Kieran und ich wollte ihn retten. Also unterschrieb ich den Vertrag."
Er machte eine Sekunde Pause, die ich nutzte, um eine Frage dazwischen zu werfen.
„Welchen Vertrag? Und was meinst du damit? Sie hatten Kieran?"
Und dann brach meine Welt ein wie ein wackeliges Kartenhaus.
„Der Vertrag mit der russischen Mafia. Sie entführten unseren Sohn, in Barrow. Dimitri gehört zu ihnen."
„Was? Nein!"
Qualvoll schlug ich die Hände vor das Gesicht, ich zitterte am ganzen Körper und obwohl ich die kompletten Zusammenhänge noch nicht kannte, so wusste ich doch, dass Niall mich in diesem Moment nicht anlog.
Als ich seine Umarmung spürte, da wollte ich nur noch weinen. Es konnte doch nicht sein, dass unser kleiner Junge das Ziel der Mafia geworden war. Er war ein unschuldiges Kind. Und wieso überhaupt die Russen? Was hatten sie damit zu tun?
Im Augenblick war ich nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen, sondern sackte in Nialls Arme, die mich zärtlich umfassten.
„Es tut mir so leid, Baby." Seine Stimme klang rau, aber dennoch hörte ich das Fünkchen Liebe heraus. „Ich wollte nicht, dass du es jemals erfährst und fast hätte ich es geschafft, aber..."
Er brach kurz ab, um sich zu sammeln.
„Aber nun werde ich dir alles sagen, damit du weißt, wie es um unser Leben und besonders um meines steht."
Langsam hob ich den Kopf, schaute ihn an und schluckte. Meine Stimme war ein Hauch ihrer selbst, als ich die Frage an ihn richtete.
„Was willst du damit sagen? Wie es um dein Leben steht?"
Sanft streichelte er mit seiner Hand über meine Wange, den intensiven Blick nicht von mir nehmend.
„Ich bin der Lockvogel der russischen Mafia für die Kolumbianer. Der Prinz will mich töten und die Russen wollen den Prinz. So greift Eines in das Andere über."
„N-Nein. N-Nein. Oh Gott, nein!"
Ich schrie diese Worte nur so heraus, als ich begriff, was dies bedeutete. Niall befand sich in Lebensgefahr. Er stand auf einem Präsentierteller für die Mafia. Schmerzvoller konnte die Wahrheit nicht sein.
„Warum nur?", hauchte ich verzweifelt, hoffend, dass ich gleich aus diesem Albtraum erwachen würde. Doch nichts tat sich. Niall und ich saßen in der kleinen Sakristei, in welcher er mir die volle Wahrheit offenbarte.
Stumm lauschte ich seinen Worten, als er über Kierans Entführung durch Dimitri, dem wir alle vertrauten, berichtete. Und ebenso wortlos nahm ich den nachfolgenden Part hin, als man ihn zur Kirche in Barrow lockte und ihm den Brief in die Hände spielte.
Niall war der Anweisung gefolgt. Er traf sich mit der russischen Mafia, um unseren Sohn zurückzuholen. Er kaufte ihn quasi frei – nur dass er kein Geld dafür einsetzte, sondern sein Leben. Grausamer ging es wohl kaum.
Und doch sickerte das in mein Bewusstsein, was ich schon immer fühlte. Niall liebte Kieran und mich mehr als sein Leben. Er hätte das Gleiche für mich getan, sein Leben für meines gegeben.
Leise weinte ich vor mich hin, während seine Arme mich fest umschlangen. Seine Lippen berührten mein Gesicht, platzierten sanfte Küsse, voller Verzweiflung, darauf.
„Baby, es ist nicht so schlimm, wie du denkst. Louis ist hier, Harry und Eleanor auch, neben Sophia und Liam. Sie passen alle auf uns auf."
Im ersten Moment glaubte ich nicht, was ich da hörte.
„Harry ist hier? Wie lange schon?"
„Fast so lange wie Liam und Sophia. Aber er ist Undercover tätig, deshalb konnte er Kieran nicht offiziell besuchen."
Ich erfuhr die Geschichte von Harriet, die wir im Park kennengelernt hatten und je länger ich überlegte, desto mehr erkannte ich Harry unter diese Perücke. Selbst die Tollpatschigkeit konnte er als Frau nicht ablegen.
Dennoch blieben unzählige Fragen offen. Zum Beispiel, was es mit dieser Honey auf sich hatte.
„Niall, wer ist diese Frau?", erkundigte ich mich leise, hoffend, dass ich weitere Zusammenhänge erfuhr.
Das tat ich auch, mit dem Effekt, dass meine Welt erneut in ihren Grundfesten erschüttert wurde.
„Sie arbeitet für die russische Mafia, also für Nicholas."
Das gab mir den Rest.
„Nicholas gehört zur Mafia?" Völlig aufgebracht spie ich die Worte heraus. „Und ich dachte, er sei ein Freund! Oh Gott, ich fasse es einfach nicht! Bin ich wirklich so blind?"
„Nein, er ist nur ein verdammt guter Schauspieler", entgegnete Niall ruhig. „Mach dir keine Vorwürfe, Sienna. Wenn, dann musst du sie mir machen. Ich wollte dich schützen, dir ein schönes, halbwegs sorgenfreies Leben in New York ermöglichen. Leider kann ich das nun nicht mehr."
Er drückte mich an sich und flüsterte mir ins Ohr: „Sienna, ich wünschte, es wäre alles vorbei. Ich wünschte, wir könnten morgen nach London fliegen."
„Hast du das mit dem guten Leben gemeint?", wisperte ich konfus.
Meine Nerven lagen blank und der Knoten, der sich in meinem Magen zusammenballte, wurde immer größer. Nialls Blick ruhte auf mir, als er vorsichtig eine Haarsträhne aus meinem Gesicht strich.
„Honey, das ist übrigens ihr Spitzname, hilft mir dabei. Auch sie ist nur eine Marionette der Mafia und mit dem, was ich plane, wird sie frei sein – und wir auch."
Langsam griff sie Wärme seines Körpers auf mich über. Ich fror nicht mehr so stark, trotzdem zitterten meine Hände unaufhörlich.
„Heißt das, die Mafia würde dich nicht gehen lassen, sobald du deinen Teil vom Vertrag erfüllt hast?"
Der nächste Hammer ließ nicht auf sich warten. „Ich habe Spielschulden bei ihnen."
Die Achtung und Freundschaft, die ich einst für Nicholas empfunden hatte, verwandelte sich nun in Abscheu, Ekel und Hass. Er war der skrupelloseste Mensch, dem ich jemals begegnet war und ich bezweifelte langsam, ob er seiner verstorbenen Frau wirklich hinterher trauerte. Vielleicht starb sie nicht durch ein Krebsleiden, sondern die Mafia hatte sie auf dem Gewissen. Wer wusste das schon?
„Ich möchte nicht, dass Kieran weiterhin mit Tia verkehrt."
Als ich diesen Satz aussprach, blickte Niall mich an und schüttelte leicht den Kopf.
„Sienna, so sehr ich dich in diesem Punkt verstehe, aber Tia ist ein kleines Mädchen. Ein Kind, das ohne Mutter und nur mit der Liebe seines Vaters aufwächst."
„Du glaubst, dass er seine Tochter liebt?", brachte ich keuchend hervor.
Und wieder erstaunte mich Niall mit seiner Antwort.
„Wenn ich an nichts glaube, Sienna, aber daran. Nicholas liebt Tia, da kannst du sicher sein. Es würde ihr sehr wehtun, wenn sie Kieran nicht mehr sehen dürfte und auch unserem Sohn."
Ein Ausdruck der Verzweiflung glitt über mein Gesicht.
„Niall, was verlangst du von mir?"
Seine Miene wirkte ernst, als er antwortete: „Nichts, zu was du nicht fähig wärst, Sienna. Ich denke, es ist sicherer, wenn du so tust, als wüsstest du von nichts. Nicholas wurde darüber in Kenntnis gesetzt, dass es sich so verhält und ich denke, er könnte misstrauisch werden, wenn ich dir plötzlich alles erzähle."
„Aber-."
Bevor ich protestierte, unterbrach ich mich selbst. Niall hatte alles für uns getan – für unser Kind, für mich. Wie konnte ich mich nun gegen seinen Wunsch stellen? Das wäre nicht fair. Ich sollte wütend sein, weil er mir alles verschwieg, stattdessen tat sich ein ganz anderes Gefühl in meinem Herzen auf. Grenzenlose Liebe.
Niall opferte alles für meinen Seelenfrieden, er ließ mich in dem Glauben, dass alles ok sei, das wir nichts zu fürchten hätten. Ich verbrachte eine wundervolle Zeit in New York, machte mir wenig Gedanken, da ich uns in Sicherheit währte. Doch nun wendete sich das Blatt. Ich wurde Teil der grausamen Welt, in der er seit Monaten lebte, ohne dass ich auch nur die geringste Ahnung davon hatte.
Erneut liefen Tränen über meine Wangen, doch ich begriff, dass ich ihm helfen musste so gut es ging. Ich wollte ihm zur Seite stehen. Nur so würden wir gewinnen.
„Niall?"
„Ja?"
„Ich werde es tun, ich werde so tun, als wüsste ich von nichts, auch wenn es mir schwerfällt. Aber ich weiß nicht, ob ich mich noch mit Nicholas treffen kann."
„Sienna, der nächste Showdown wird vermutlich in einigen Tagen stattfinden. Wer weiß, ob Nicholas bis dahin noch Zeit findet, sich mit dir zu unterhalten. Und wenn alles gut geht und der Prinz niedergestreckt wurde, lasse ich die Bombe platzen. Allerdings weiß bisher nur Harry von der Sache, also sieh dich vor, wenn du mit Liam und Sophia sprichst."
Überrascht zog ich die Braune nach oben. „Warum die Heimlichtuerei?"
„Weil das eine Sache zwischen mir und Nicholas ist. Ich habe lediglich Harry eingeweiht, um einen Verbündeten zu haben. Das war mir wichtig."
Nickend nahm ich es hin. Zu viel hatte ich am heutigen Tag schon gehört, als dass ich mir um alles Gedanken machte und jedes kleine Detail hinterfragte. Eines interessierte mich aber noch.
„Wie lange ist Louis schon hier? Ich nehme an, er arbeitet auch Undercover?"
„Ja, das tut er aber anders, als du denkst und als wir es ahnten. Er hat sich selbst bei der kolumbianischen Mafia eingeschleust."
Erschrocken schlug ich die Hand vor den Mund, meine Augen waren vor Entsetzten geweitet.
„Aber, das ist lebensgefährlich! Weiß Alistair davon?"
„Um ehrlich zu sein, tappe ich, was Louis betrifft, selbst im Dunkeln. Er tauchte ganz plötzlich auf, als ich mich in das Rockefeller Center rettete."
Ich erfuhr das letzte Quäntchen Wahrheit, nämlich, dass bereits ein Lockvogeleinsatz, wie Niall es nannte, stattgefunden hatte. Dieser schlug jedoch fehl, da ein unkontrollierter Schuss fiel. Als ich das hörte, wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. All das war an mir vorbeigegangen, während man mich in Sicherheit wiegte. Und je länger ich über die Dinge nachdachte, desto schwerer wurde mein Herz. Fortan würde ich keine ruhige Minute mehr in New York haben. Doch genau diese Erkenntnis ließ mich spüren, dass Nialls Schweigen nur auf einer Sache basierte: Er hatte mich vor all dem schützen wollen.
Bis heute war ihm dies gelungen, aber nun war ich Mitwissende. Nichts brachte mir die halbwegs heile Welt zurück, in der ich so lange schwebte.
„Jetzt weißt du alles, Baby", vernahm ich sein raues Flüstern. „Und ich hoffe, dass du mir noch immer vertraust und mich liebst. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich täte."
„Du zweifelst doch nicht wirklich daran, oder? Oh Gott, Niall, ich liebe dich so sehr aber jetzt, da ich alles weiß-."
Ich schluckte kurz, um mich zu sammeln und die aufkommenden Tränen hinunterzuwürgen.
„Es wird schwer werden, dich aus dem Haus gehen zu lassen, ich weiß nie, ob du wiederkommst."
Seine Antwort erklang leise und voller Gewissensbisse in meinen Ohren. „Mir fällt es auch jedes Mal schwer, zu gehen, denn ich weiß nie, ob ich dich und Kieran wiedersehen werde. Aber ich versuche positiv zu denken und sage mir immer wieder, dass es gut ausgeht. Ansonsten schaffe ich es nicht."
Seine Lippen suchten nach meinen, wir versanken in einem langen, intensiven Kuss, der nicht enden wollte. Heiße Tränen liefen über meine Wangen – ich liebte ihn so sehr, es durfte nichts passieren, alles würde gutgehen. Kieran brauchte seinen Vater und ich brauchte meinen Mann.
Niall war der Dreh- und Angelpunkt meines Lebens. Und sollte ihm etwas geschehen, dann würde mein Herz zerbrechen.
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Erleichtert atmete ich auf, als Niall an diesem Abend von der Arbeit nach Hause kehrte. Wir begrüßten uns mit einem langen Kuss und als ich in seine Augen schaue, da erkannte ich die Liebe darin. Sie umsorgte mich in jenem Augenblick, ließ mich wissen, dass ich ihn brauchte.
„Papi!" Kieran kam mit Myles im Schlepptau angerannt und beide nahmen Niall sofort in Beschlag. Der Hund sprang an ihm hoch, während unser Sohn sich an ihn schmiegte.
„Hey, Großer." Liebevoll nahm Niall Kieran hoch, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und streichelte Myles, nachdem unser Sohn wieder auf dem Boden stand.
„Das Essen ist fertig", ließ ich die beiden wissen, worauf wir das Esszimmer aufsuchten.
In Kierans Gegenwart gaben wir uns unbeschwert, lachten und scherzten. Unser Sohn sollte nicht merken, wie schlimm es um unser Leben stand, das war unser oberstes Gebot. Wir hielten uns daran, erst als wir später im Bett lagen, nahmen wir das Gespräch nochmals kurz auf.
„Wie oft siehst du Harry?", wollte ich wissen.
„Täglich, außer am Wochenende."
„Bitte richte ihm Grüße von mir aus."
„Das werde ich, Baby."
Als Niall einen sanften Kuss auf meinen Lippen platzierte, spürte ich die Sehnsucht in mir aufsteigen. Jede Minute, die wir miteinander verbrachten, sollte sinnvoll sein. Zeit wurde zu unserem kostbarsten Gut. Liebe zu dem, was wir uns geben sollten, wann immer es noch möglich war.
„Niall?"
„Ja, Baby?"
Er spielte mit meinen Haaren, was ein kleines Lächeln auf mein Gesicht zauberte.
„Jede Nacht könnte theoretisch unsere letzte sein."
Sanft fuhren meine Finger an der feinen Haarlinie entlang, die in seiner Boxershorts endete, um ihm zu verstehen zu geben, was damit ausdrücken wollte.
„Ja, Baby, jede Nacht könnte unsere letzte sein", wiederholte er.
„Dann lass sie uns genießen."
Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, befand ich mich auch schon in seinen Armen. Er ergriff von mir Besitz und ohne Zeit zu verlieren, drängte ich mich ihm entgegen. Mein Slip flog in hohem Bogen durch das Zimmer, das Negligé gleich hinterher, ebenso seine Boxershorts.
Seine Lippen hinterließen eine brennende Spur voller Sehnsucht, wo auch immer sie mich berührten. In meinem Nacken, auf meinen Brüsten, dem Bauch und letztendlich meinem empfindlichsten Punkt. Ein wohliges Stöhnen entrang aus den Tiefen meiner Kehle, als er mich mit seiner Zunge verwöhnte. Niall kannte jeden Zentimeter meines Körpers, trotzdem fühlte sich unser Sex niemals langweilig an. Denn er puschte mich immer wieder in die Höhe, ließ mich spüren, wie sehr wir einander begehrten und brachte mein Inneres zum Glühen.
Ich ließ mich treiben, bis ich die Wellen in mir fühlte, die meine Beine zum Zittern brachten. Schweiß stand auf meiner Stirn, doch er ließ mir keine Zeit zum Verschnaufen. Ein paar Atemzüge später befand Niall sich über mir. Der intensive Blick seiner blauen Augen, die mich fixierten, brachte mich innerlich zum Beben. Ohne zu zögern packte er mich an der Hüfte und drehte uns, sodass ich auf dem Bauch lag.
„Komm hoch, Baby."
Rau erklang seine Stimme in meine Ohren und Sekunden später befand ich mich auf den Knien. Deutlich spürte ich seine Erektion an meiner Haut, die tiefer wanderte, bis er endlich in mich eindrang. Es fühlte sich schon fast wie eine Erlösung an und als seine Bewegungen schneller wurden, reagierte jede Faser meines Körpers sofort darauf.
Ich genoss es über alle Maßen wie tief er in mich hineinstieß und wie genüsslich er sich wieder aus mir herauszog. Langsam näherte ich mich wieder dem Punkt, der alles aus mir hervorbrachte. Das Gefühl, wenn sich alles in mir zusammenzog, war mit nichts zu vergleichen.
„Niall." Lustvoll stöhnte ich auf und dann kam ich auch schon – fast zeitgleich mit ihm.
Unsere erhitzten Körper brauchten einen Moment, um abzukühlen. Zittern kuschelte ich mich in seine Arme, fühlte seine Lippen auf meiner Stirn.
„Baby, du bist wundervoll", flüsterte er.
„Du auch."
Mit geschlossenen Augen lauschte ich seinem Herzschlag, der mich stets beruhigte. Ich wollte ihn niemals missen. Niemals.
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Nach dieser emotionalen Nacht fühlte sich der nächste Morgen sehr ernüchternd an. Kieran wurde von Marx abgeholt, der ihn zusammen mit Anastasia in den Kindergarten brachte. Wie immer verabschiedete sich Niall sehr liebevoll von unserem Sohn, bevor er sich selbst auf den Weg zur Arbeit machte.
Lange blickten wir uns in die Augen, doch ich zeigte mich stark.
„Bis später, Niall."
„Bis später, Baby."
Ein inniger Kuss erfolgte, dann zog er die Tür hinter sich zu. Als ich den Windhauch spürte, der durch den Flur zog, begann ich innerlich zu frösteln und die Erkenntnis, dass es jeden Tag geschehen konnte, ließ meine Seele schmerzvoll aufschreien. Mit zitternden Beinen lief ich zurück in die Küche, wo ich weinend auf einem Stuhl zusammensackte.
Jeder Tag konnte der letzte sein.
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Uff, es war eine schwere Geburt, Sienna alles zu erzählen. Ich denke, dieses Kapitel braucht keinen Cliffhanger, denn der letzte Satz ist schlimm genug. Die Spannung wird, glaube ich, nicht weniger.
Danke für das tolle Feedback zum letzte Kapitel. Ich liebe eure Kommentare!
Die Widmung dieses Kapitels geht an horansuniverse die die tolle Collage oben erstellt hat. Danke Liebes!
Das nächste Update kommt am Wochenende, Samstag oder Sonntag.
LG, Ambi xxx
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