36. Rockefeller Center
♪ Livin' on a Prayer – Bon Jovi
Niall
Die Mafia wollte einen Film – und sie bekam ihn.
Die Tatsache, dass es sich bei Honey wirklich um einen Profi handelte, ließ die Szene aussehen, als sei sie echt. Ich lag mit meiner Boxershorts bekleidet auf dem Sofa und die Blondine thronte auf mir. Die Decke drapierte sich um unsere Körper, sodass ihr nackter Hintern zu sehen war. Wenn man es nicht wusste, wirkte es tatsächlich so, als hätten wir Sex.
Zuerst bewegte sie sich geschmeidig, dann wilder. Ich hingegen verzog das Gesicht, als ob ich gleich kommen würde und stöhnte dabei kräftig, wobei Honey mit einstimmte.
„Oh, ja, Niall."
Ihre Stimme klang so, als würde sie ebenfalls gleich kommen und keine Sekunde zu früh spielten wir der Mafia den perfekten Höhepunkt vor.
Als Honey die Kamerafunktion an ihrem Handy ausschaltete, mussten wir an uns halten, um nicht in Gelächter auszubrechen. Wir konnten schließlich nichts riskieren und wer wusste schon, ob sich vielleicht jemand vor der Tür positioniert hatte, um zu lauschen?
„Teil eins wäre erledigt", flüsterte ich leise, was sie zu einem Nicken animierte.
„Wann soll ich am Montag zu dir in die Kirche kommen?"
„Sei bitte um halb zwölf vormittags dort", raunte ich ihr zu.
Die Fakten, die Harry mir über Honey hatte zukommen lassen, reichten aus, um ihre Loyalität nicht in Frage zu stellen. Eine Hand wäscht die andere – so lautete in diesem Fall das Motto.
Honey war meine Fahrkarte nach draußen und ich war ihre.
Stumm zog ich mich an und verließ als Erster den Raum, um Nicholas aufzusuchen, doch er glänzte durch Abwesenheit.
„Er ist schon gegangen. Ich habe die Anweisung erhalten, dich nach Hause zu bringen", erklärte Marx, der einzig nüchterne Kerl unter zwanzig Russen, die soffen, was das Zeug hielt.
„Gut, ich bin dann soweit", erklärte ich.
Wenige Minuten später kutschierte Marx mich durch die beleuchteten Straßen. Unzählige Gedanken schossen durch meinen Kopf. Was, wenn Honey doch einen Rückzieher machte? Teil der Mafia zu sein, oder im engsten Kreis für diese zu arbeiten, wie die Blondine es tat, bedeutete, sich innerhalb dieser Schutzmauer zu befinden – einem Wall, der so dick war, dass man Kanonen benötigte, um diesen ein wenig zu beschädigen.
Aber die Mauer bröckelte mit der Zeit und Zeit spielte für Honey eine große Rolle. Je älter sie wurde, desto nutzloser würde sie für die Mafia sein. Und sie wusste dies ebenso gut wie ich.
Zuhause angekommen, lief ich leise durch den Flur. Alle schliefen schon, nur Myles wurde wach und erhob sich kurz, um mich zu begrüßen, bevor er sich wieder in sein Körbchen legte.
Meine Familie war total ahnungslos und ich versündigte mich jeden Tag aufs Neue, indem ich ihnen die Lügen auftischte. Doch ich tat es, weil ich sie liebte und nicht leiden lassen wollte. Sienna würde durchdrehen, sollte sie von meinem Lockvogeleinsatz erfahren. Diese seelischen Schmerzen wollte ich ihr unter allen Umständen ersparen. Und die Sache, dass ich im Drogenrausch von einer Nutte sexuell missbraucht wurde, würde ich ihr nicht erzählen. Es sei denn, Romanow plante in dieser Hinsicht schlimme Dinge, doch dann ging so oder so alles den Bach hinunter. Ich musste den Mafioso in Sicherheit wiegen, deshalb tat ich im Moment alles, was er von mir verlangte.
Leise zog ich mich ins Schlafzimmer zurück, nachdem ich einen kurzen Blick in Kierans Reich geworfen hatte. Ich war verdammt glücklich mit meiner Familie, ich liebte Sienna und Kieran von ganzem Herzen und würde absolut alles tun, um die beiden zu schützen.
„Niall?" Die schläfrige Stimme meiner Frau erklang in der Dunkelheit.
„Ja, Baby, ich bin hier."
Sanft platzierte ich meine Lippen auf ihren, gab mich diesem süßen Kuss hin und schob die negativen Dinge, die mein Leben beeinflussten, für einen Moment zur Seite.
Sofort kuschelte sich Sienna in meinen Arm und schlief prompt wieder ein. Ich hingegen lag noch eine ganze Weile wach, um nachzudenken. Wenn alles so klappte, wie ich es mir vorstellte, würde die Mafia den größten Fick ihres Lebens erhalten.
Der nächste Morgen begann mit der üblichen Routine, welche sich ebenfalls während der Arbeit fortsetzte. Wie jeden Freitag brach Kevin bereits gegen elf Uhr in Richtung Harlem auf, während ich noch bis halb eins die Stellung in Hell's Kitchen hielt. Währenddessen schrieb ich eine Notiz an Harry, die ich ihm wie üblich, später zusteckte. Diese enthielt außer der Information, dass Honey auf meinen Deal eingegangen war, noch die Mitteilung, dass ich die Blondine am Montag in der Kirche treffen würde. Somit setzte ich Harry über alles Wesentliche in Kenntnis.
So sehr ich mich stets auf das Wochenende freute, so sehr sehnte ich dieses Mal den Montag herbei.
Doch vorher verlebten Sienna und ich am Freitagabend eine wunderschöne und aufregende Stunde im Black Room. Es tat gut, von der eigenen Frau berührt und liebkost zu werden, was die Gedanken an das schreckliche Ereignis total zurückdrängte. Am heutigen Abend ließ ich mich von ihr verführen und genoss dies unendlich. Ich war das erste Mal, seit meiner Vergewaltigung, von der ich glücklicherweise so gut wie nichts mitbekommen hatte, dass ich mit meiner Frau schlief. Ich wollte nicht aufhören sie zu küssen, zu streicheln und ihr zeigen, wie sehr ich sie liebt, aber auch wie sehr ich sie brauchte.
Als ihre Lippen über meinen Körper wanderten, genoss ich dies unendlich. Manchmal wollte auch ich zärtlichen Sex und Sienna schien gerade heute Abend dazu bereit zu sein. Ihre Liebkosungen stachelten mich an, ließen das Feuer in mir auflodern, dass ich nur für diese Frau brennen ließ. Sie war alles für mich. Mein Leben, meine Liebe, meine Unendlichkeit.
„Niall, ich brauche dich jetzt", raunte sie mir verführerisch ins Ohr und drängte sich mir entgegen.
Die aufkommende Hitze in ihr war förmlich zu spüren, ebenso die Nässe, die sie zusehends entwickelte. Der Wunsch, in die einzudringen wuchs stetig heran und Sienna tat ein Übriges, als sie sanft über meine Erektion streichelte.
„Oh, da ist schon jemand gierig", schnurrte sie in mein Ohr, bevor sie Lippen an meinem Hals entlangwandern ließ.
Lange konnte ich nicht mehr warten, dann würde sie endlich mein sein. Und mit dem nächsten Wimpernschlag ergriff ich von ihrem Körper Besitz, ganz sanft und zärtlich.
Ihr Becken folgte meinen langsamen Bewegungen, ihre Atmung erklang rascher in der Dunkelheit und sie schlang ihre langen Beine um meine Hüften.
Genüsslich und ohne Eile trieb ich uns ein wenig voran. Jede Sekunde wollte ich auskosten, jeden Stoß genießen, jedes Stöhnen von ihr in mir aufnehmen. Sienna gab sich mir total hin und ich gab ihr alles, was in meinem Herzen lebte. Pure Liebe, tiefe Leidenschaft und den Kern meiner Seele.
Wir verschmolzen zusammen, wurden eins und als ich spürte, wie sie dem Höhepunkt entgegensteuerte, ließ ich mich innerlich fallen und gab nach. Es war ein wunderschöner Augenblick, ihr so nahe zu sein, absolut alles von ihr zu haben. Besser hätte es nicht sein können.
Schwer atmend lagen wir da, sie in meinen Armen, den Kopf auf meine Brust gebettet.
„Niall?"
„Hm?"
„Das war wunderschön."
Sanft streichelte ich durch ihr langes Haar.
„Ich liebe dich, Baby. Das werde ich immer tun", flüsterte ich leise.
„Daran werde ich auch niemals zweifeln, Niall."
Es tat gut, diese Worte von ihr zu hören, nach all dem, was ich hinter mir hatte.
Im Gegensatz zum Freitag verursachte der Samstag einiges an Magendrücken in mir. Kieran war zu Anastasias Geburtstagsfeier eingeladen und übernachtete sogar dort. Ich würde unseren Sohn erneut in die Höhle des Löwen schicken. Dennoch machte ich gute Miene zum bösen Spiel. Ich durfte mich nicht auffällig verhalten, indem ich ein plötzliches Misstrauen an den Tag legte. Nicholas würde sofort Lunte riechen, schließlich gehörte dieser Mann zu den intelligenten Zeitgenossen.
Gegen zwei Uhr nachmittags wurde Kieran von Marx abgeholt und wir sahen ihn erst am Sonntagnachmittag wieder. Immerhin kam er heil und mit guter Laune zurück.
„Mami, Papi, ich hab ganz viel Kuchen gegessen! Und Tia hat sich voll über ihren Flieger gefreut!"
Unser Sohn hatte der Kleinen ein Flugzeug aus Papier gebastelt, so wie Harry es ihm einst beibrachte. Noch immer fand ich es schön, dass wenigstens die Kinder ihren Spaß hatten und sich gut verstanden. Ihre kleinen Seelen waren rein und böse Hintergedanken waren ihnen fremd. Tia und Kieran mochten sich einfach.
Doch wenn alles gut ging, würde er für immer von ihr Abschied nehmen müssen. Als Trost bekam er dann jedoch seinen besten Freund, Freddie, zurück. Das Leben bestand stets aus Geben und Nehmen – auch diese Erfahrung würde Kieran nicht erspart bleiben.
Als der Montag endlich anbrach, war ich zu einem halben Nervenbündel mutiert. Glücklicherweise hatte Kevin am Vormittag einen Auswärtstermin, der über die Mittagszeit andauerte, sodass es nicht auffiel, wenn ich die Kirche am heutigen Tag zweimal in Augenschein nehmen würde.
Um Punkt halb zwölf rief ich unserer Assistentin zu, dass ich mir etwas zu essen holen würde, schnappte meinen Mantel und lief nach draußen.
Es war nicht mehr so kalt wie noch vor einigen Tagen. Trotzdem blies mir der Wind ins Gesicht und zerzauste meine Haare, als ich über die Straße eilte. Die Kirche im Blick, vergrub ich die Hände tief in den Manteltaschen, bis ich den Eingang erreichte. Knarrend ließ sich die schwere Tür öffnen und als ich vorsichtig in das Innere spähte, erblickte ich langes, blondes Haar, welches aus einer schwarzen Mütze hervorlugte.
Honey saß vorne in der zweiten Reihe und rührte sich nicht. Zumindest so lange, bis ich vor ihr Halt machte und sie mit einem leisen „Hallo" begrüßte.
„Hallo", antwortete sie beinahe schüchtern.
Man spürte genau, dass dies hier mein Territorium war und nicht ihres.
„Komm bitte mit", wies ich sie an und lenkte meine Schritte sogleich in die Sakristei, deren Tür ich nur anlehnte, um unliebsame Besucher sofort hören zu können.
„Setz dich."
Nachdem die Blondine auf einem der Stühle Platz genommen hatte, musterte ich sie eingehend.
„War die Mafia mit unserer Aufnahme zufrieden?"
„Oh ja. Es ist niemandem aufgefallen, dass die Szene gestellt war."
„Gut, dann hat Teil eins unseres Planes ja geklappt."
„Das hat er in der Tat und jetzt werde ich meinen Teil dazu beitragen."
Sie lächelte kurz, bevor ich eine Frage an sie richtete.
„Wie bist du zu Nicholas gekommen?"
Dies ging aus den Unterlagen, die Harry mir hatte zukommen lassen, nicht hervor und ich brannte darauf, es zu erfahren.
Graziös schlug Honey ihre langen Beine übereinander, dabei heftete sich ihr Blick auf mein Gesicht.
„Ich war sein Geschenk."
„Sein Geschenk? Das musst du mir genauer erklären."
„Das ist ganz einfach. Als Nicholas' Frau starb, dachte sein Vater, es sei eine gute Idee, seinem Sohn jemanden zur Seite zu stellen, der ihn sexuell befriedigt. Nichts anderes sollte ich tun. Aber Nick-."
Sie brach kurz ab. „Nicholas hat zweimal mit mir geschlafen und dann festgestellt, dass er das nicht kann. Er liebte seine verstorbene Frau und so gingen wir einen Deal ein. Ich habe ihn gebeten, mich nicht wegzuschicken und er willigte schließlich ein. Dabei trafen wir das Übereinkommen, dass ich hin und wieder für die Klienten der Mafia bereitstehen sollte. So lange ich das tue, ist alles in Ordnung. Außerdem passe ich hin und wieder auf Anastasia auf. Ich mag die Kleine und sie mag mich, was es einfacher macht. Sein Vater erklärte sich mit allem einverstanden. So lange ich der Mafia nützlich bin, ist alles gut. Aber eines Tages wird das vorbei sein. Ich werde nicht jünger, Niall."
Ich nickte stumm und machte mir meine eigenen Gedanken. Honey sah die ganze Sache sehr realistisch. Das machte Vieles einfacher.
„Sag mir jetzt genau, was ich tun soll, Niall", unterbrach die Blondine die Stille zwischen uns.
Und dann erklärte ich ihr meinen Plan. Sie hörte zu, stellte kurze Zwischenfragen, um sich zu vergewissern, dass wir nicht aneinander vorbei redeten und versprach schließlich, alles zu tun, was ich ihr aufgetragen hatte.
„Ich habe trotzdem ein wenig Angst, Niall. Was ist, wenn die anderen etwas merken und uns auf die Schliche kommen?", sprach sie ihre Bedenken aus.
„Keine Sorge, Honey, das wird nicht passieren, nicht, wenn wir es geschickt anstellen. Du musst mir vertrauen, so wie ich dir vertraue."
„Niall, ich habe bisher einmal in meinem Leben einem Mann richtig vertraut und es ist fürchterlich schief gegangen", kam es leise zurück.
„Irgendwann ist immer das erste Mal, Honey. Du kannst dich auf mich verlassen. Ich werde dafür sorgen, dass wir beide danach ein tolles Leben führen. Denn wenn-."
Kurz brach ich ab, weil ich mir einbildete ein Geräusch gehört zu haben. Langsam und fast lautlos schlich ich zur Tür, öffnete diese und trat aus der Sakristei in die Kirche. Weit und breit war keine Menschenseele in Sicht, vermutlich war es nur der starke Wind, der diese Töne fabriziert hatte.
„Alles in Ordnung, da ist niemand", beruhigte ich die Blondine, die etwas aufgeregt wirkte.
„Ich werde jetzt gehen, Honey. Wir treffen uns nächste Woche, am Montag, wieder hier, ok?"
„Um welche Uhrzeit?"
„So wie heute, halb zwölf."
„Ok, bis dann, Niall."
„Bis dann, Cassandra."
Ich konnte es mir nicht verkneifen, ihren richtigen Namen zu nennen. Vielleicht, um sie daran zu erinnern, dass sie den Deal unbedingt einhalten musste.
Es fiel nicht auf, dass ich am Nachmittag nochmals die Kirche aufsuchte, um mich mit Harry zu treffen, der bereits ungeduldig wartete.
„Und, wie ist es gelaufen?", wollte er wissen, als wir uns in der Sakristei niederließen.
„Ich denke gerade darüber nach, zwei bequeme Sessel für diesen Raum anzuschaffen", sprach ich meine Überlegung laut aus. „So oft, wie ich mich hier mir Gästen zum Reden aufhalte, würde das durchaus Sinn machen."
Kurz verzog Harry sein Gesicht zu einem überbreiten Grinsen.
„Eines muss man dir lassen, Niall. Deinen Humor verlierst du nicht, egal wie knüppeldick es für dich kommen mag."
„Das ist wohl wahr."
Ich berichtete ihm, wie es mit Honey gelaufen war und dass wir uns nächsten Montag erneut treffen würden.
„Bis dahin hast du ja Zeit, die Sessel zu besorgen", zog Harry mich liebevoll auf.
Dann wurde er jedoch ernst.
„Niall, du musst verdammt aufpassen, ok?"
„Das werde ich, versprochen."
Begleitet durch ein Seufzen stieß ich den Satz aus, der fast täglich in meinem Kopf herumspukte, seit der Prinz sich in New York aufhielt.
„Ich wünschte, mein Einsatz als Lockvogel wäre schon vorbei."
~~~
Es war am Mittwoch, als ich von der Arbeit nach Hause kehrte und mir bereits im Flur zwei bekannte Stimmen entgegenschlugen. Sienna und Nicholas.
Sofort ballte sich eine Faust in meinem Magen, während ich versuchte, cool zu bleiben.
„Oh, hallo Nicholas, was verschafft uns die Ehre?", begrüßte ich den Mafioso, nachdem ich meine Frau demonstrativ vor ihm geküsst hatte.
„Er wollte sich von mir die Erlaubnis einholen, dich entführen zu dürfen", klärte Sienna mich auf.
„Jetzt gleich?"
„Ähm, wir essen schnell noch etwas, die Kinder sind nämlich oben. Anastasia bleibt so lange hier, bis ihr wieder zuhause seid."
Argwöhnisch blickte ich zu Nicholas, dessen Gesichtsausdruck jegliche Regung entbehrte. Doch an seinen Augen glaubte ich erkennen zu können, dass es ernst wurde.
Würde der Lockvogel-Einsatz tatsächlich heute geschehen?
Geistesabwesend schaufelte ich das Essen in mich hinein. Vielleicht war dies sogar meine Henkersmahlzeit, die ich keinesfalls genießen konnte.
Direkt nach dem Essen ging es auch schon los. Sienna wünschte uns viel Spaß und ich schaute ihr lange in die Augen, als ich mich verabschiedete.
„Bis später, Baby."
Der Kloß in meinem Hals wurde dicker. Es war kein schönes Gefühl, das sich in mir ausbreitete und ich brannte darauf, endlich mit Nicholas unter vier Augen sprechen zu können.
Diese Möglichkeit hatte ich endlich, als wir alleine im Wagen saßen.
„Es passiert heute, oder?", fragte ich mit belegter Stimme und klopfendem Herzen.
„Ja, aber du brauchst keine Angst zu haben, Niall. Es wird gut gehen. Wir schauen jetzt kurz im Club vorbei und dann geht es los."
Wie auf heißen Kohlen sitzend, verbrachte ich die Fahrt, die mir am heutigen Tag doppelt so lange vorkam als sonst. Tausend Gedanken schossen durch meinen Kopf.
Die Mafia ließ mir wirklich keine Zeit, meine Freunde zu informieren. Knall auf Fall stellte man mich vor vollendete Tatsachen. Doch das Gute daran war die Software auf meinem Handy. Ich verließ mich darauf, dass man mich immer im Blick hatte und sich wenigstens einer von Alistairs Team in meiner Nähe aufhielt.
Im Club angekommen, wurde mir kurz das Handy abgenommen. Vermutlich wollte man checken, ob ich eine Nachricht an jemanden geschickt hatte. Doch dahingehend würde die Mafia zum Glück nichts finden. Dann übergab Nicholas mir einen Mini-Funkheadset, welches im Ohr platziert wurde.
„Hierüber werden wir mit dir kommunizieren, Niall. Also verliere es bitte nicht. Du kannst das Teil gleich befestigen, dann testen wir, ob alles gut funktioniert, während wir zu unserem Ziel fahren."
Vom Privatclub aus ging es schließlich weiter und während die Limousine durch New York rollte, sprach Marx mit mir, der in einem anderen Wagen saß.
„Kannst du mich hören, Niall?"
„Ja, kann ich."
„Gut, dann passt ja alles."
Wie zu erwarten, waren die Straßen zu dieser Uhrzeit stark verstopft und es dauerte eine ganze Weile, ehe wir an unserem Ziel, dem Rockefeller Center, eintrafen. Dort fand seit einigen Tagen eine Ausstellung statt, welche im Freien, vor dem beeindruckenden Gebäude, aufgebaut war. Ich hatte darüber gelesen und tatsächlich in Erwägung gezogen, genau diesen Event zu besuchen, gemeinsam mit Sienna, natürlich.
Nun stand ich hier, einsam und verlassen, obwohl sich hunderte von Menschen um mich herum drängten. Die Ausstellung zeigte Steinskulpturen aus aller Welt, die interessant anzuschauen waren und durch ihre tolle Beleuchtung, die am Abend erstrahlte, bestachen. Dennoch hatte ich keinen Blick dafür.
Nachdem Nicholas mir zugeflüstert hatte, wohin ich mich bewegen sollte, verschwand er in der Menge.
Wie in Trance lenkte ich meine Schritte zu der Skulptur, die mein Ziel sein sollte. Dort nahm ich eine der Broschüren in die Hand und begann zu lesen. Zumindest tat ich so, denn die Buchstaben verschwammen förmlich vor meinen Augen, während meine Kehle sich so trocken wie die Sahara anfühlte.
Gleich würde es soweit sein. Der Prinz sollte hingerichtet werden, bevor er mich erwischte. Und ich hatte mich nicht einmal richtig von meiner Familie verabschieden können. Wenn etwas schief ging, würden ihre Herzen für immer gebrochen sein.
Innerlich betend, dass Sophia, Harry oder Eleanor sich hier irgendwo aufhielten, versuchte ich meine innere Ruhe zu gewinnen. Es brachte nichts, wenn ich zu einem Nervenbündel mutierte, denn ich benötigte meine Kräfte, um zu überleben.
Ich zitterte, nicht vor Kälte, sondern vor Aufregung, als ich die Seiten der Broschüre langsam umblätterte. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich die Menschen, die an mir vorübergingen. Keiner von ihnen wusste, dass es hier bald zu einer Hinrichtung kommen würde. Niemand hatte auch nur die leiseste Ahnung davon.
Die Minuten zogen vorüber, aber die Zeit schien für mich still zu stehen. Bis zu dem Moment, als ein Schuss ertönte.
Wie ein Déjà-vu zogen die nächsten Sekunden an mir vorüber. Panik brach aus, wie damals bei dem Boxkampf, als Liam angeschossen wurde. Ich verspürte keine Schmerzen, fühlte nur das Adrenalin, welches durch meine Adern schoss.
„Niall, du musst dich in Sicherheit bringen, lauf schnell in das Innere des Rockefeller Centers, der Prinz ist uns entwischt", vernahm ich die Marx' Stimme plötzlich in meinem Ohr.
„Ok", antworte ich knapp.
„Du erhältst dann weitere Anweisungen."
Ich rannte, so schnell mich die Beine trugen, auf den Eingang zu. Die kreischende Menschenmenge flüchtete nach allen Seiten. Links, rechts und vor mir erblickte ich die Leiber, die sich rücksichtlos überrannten. Keuchend quetschte ich mich vor einem dicken Mann durch den Eingang und spurtete einfach vorwärts.
Das Gebäude war riesig und ich hatte keine Ahnung, wohin der lange Gang führte, den ich als Weg auserkoren hatte. Als ich das Schild für den Notausgang zur Feuerevakuierung erblickte, lenkte ich meine Schritte schnell dorthin, um der Masse zu entkommen.
Warum zum Teufel meldete Marx sich nicht? Sollte er mir nicht weitere Anweisungen erteilen? Waren die Russen am Ende durch die Kolumbianer niedergestreckt worden?
Fragen über Fragen türmten sich in meinem Kopf auf, doch ich hechtete weiter voran. Schließlich erreichte ich die rettende Tür, welche zur Treppe führte. Mit einem Ruck riss ich die schwere Tür auf und flüchtete zwei Stockwerke höher, um dort wieder in den Hauptgang zu eilen, den ich keuchend erreichte.
Völlig ausgepumpt lehnte ich den Kopf kurz an die Wand, um ein wenig Atem zu schöpfen. Mein Herz schlug noch immer wie verrückt und meine Knie drohten jede Sekunde nachzugeben.
Todesangst, das war es, was ich fühlte. Wenn die Kolumbianer mich erwischten, war mein Leben dahin.
Gerade als ich mich von der Wand abstoßen wollte, um nach vorne zu blicken, vernahm ich eine Stimme hinter mir. Pure Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper, als ich den festen Griff fühlte, mit dem er mich gleichzeitig umfasste.
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mir den Showdown mit dir entgehen lasse?"
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Uhh, die Spannung steigt! Ich habe drauf gebrannt, dieses Kapitel hochzuladen. Leider habe ich es gestern Nacht nicht mehr geschafft, es fertig zu stellen. Aber da heute ja immer noch Dienstag ist, bekommt ihr es nur mit einigen Stunden Verspätung.
Ich hoffe, ihr mochtet und seid nun gespannt, wie es weitergeht.
Was denkt ihr über Honey, nachdem ihr erfahren habt, dass sie ein Geschenk für Nicholas sein sollte?
Das nächste Update kommt am Wochenende, Freitag oder Samstag.
LG, Ambi xxx
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