29. Intensiv
♪ Us and the night – 3 Doors Down
Sienna
Die Intensität mit der er mich zu sich zog, ließ mich spüren, dass Niall heute die Herrschaft über mich und meinen Körper haben wollte.
Er war wütend über den Blumenstrauß, das wusste ich genau. Seine Art dies zu kompensieren, gefiel mir jedoch. Für ihn fühlte es sich so an, als sei Nicholas in sein Revier eingedrungen, so gut kannte ich Niall. Und es schmeichelte mir, denn er zeigte damit, dass er mich noch immer liebte.
Was immer er heute Nacht vorhatte, ich würde alles mitmachen. Viel zu ähnlich waren unsere Geschmäcker, was guten Sex betraf, als dass der eine etwas von dem anderen verlangte, was diesem gar nicht gefiel. Viel zu lange waren wir schon zusammen, als dass in dieser Hinsicht etwas hätte schief gehen können.
Aber trotzdem gelang es Niall, mich hin und wieder zu überraschen.
Ich gehörte nicht zu den Frauen, die ständig das Gefühl brauchten, auf Händen getragen zu werden. Dafür war ich viel zu selbstständig und unabhängig. Selbst im Laufe unserer Ehe ging diese Einstellung nicht verloren und dass ich nun wieder einen tollen Job hatte, der mir enormen Spaß machte, verstärkte dies. Mein Selbstwertgefühl hob sich dadurch an.
Und Niall wusste dies. Ich spürte, dass auch er mich unglaublich begehrenswert fand und seine kleinen Eifersuchtsattacken bewiesen es nur zu gut. Aber heute Nacht gehörte ich nur ihm. Es gab nichts und niemanden, der sich meiner Gedanken und Gefühle bemächtigen konnte, außer ihm selbst.
Niall tat dies mit einer Intensität, dass mir fast die Sinne schwanden.
Noch immer hielt er meine Handgelenke fest umklammert, als er mit mir durch den Black Room lief. So eigenartig es klang, doch man prägte sich die Anzahl der Schritte ein, die man benötigte, um zu der Matratze zu gelangen.
Beim gedanklichen Zählen stellte ich sehr schnell fest, dass wir heute den unteren Bereich aufsuchen würden, denn nach zehn Schritten hatten wir das Ziel noch nicht erreicht.
Als ich die erste Stufe unter meinen Füßen spürte, bemerkte ich, dass Niall bereits eine Stufe tiefer stand. Wir hatten noch immer kein Wort miteinander gesprochen, doch dies empfand ich nicht als unangenehm. Seine leisen Atemzüge waren zu vernehmen, ebenso der Druck seiner Finger, die meine Handgelenke umfassten, während er mich durch die Dunkelheit führte. Ich vertraute ihm blind und doch löste seine Berührung ein extremes Kribbeln in meinem Bauch aus.
Sicher erreichten wir das Ende der Treppe, jetzt blieben noch fünf Schritte bis zum Betreten der Spielwiese im unteren Bereich. Auch diese Anzahl hatte ich mir genau gemerkt. Förmlich darauf wartend, dass Niall sich mit mir dort niederlassen würde, stand ich abwartend da. Er hatte gesagt, wir würden nach seinen Regeln spielen, danach richtete ich mich, zumindest im Moment.
„Bleib stehen!"
Sein rauer, leicht beherrschender Ton drang in meine Ohren und animierte mich kurz zum Schmunzeln. Gehorsam hielt ich die Füße still, wartete, was nun passieren würde und blickte in die vollkommene Dunkelheit.
Die Schwärze umhüllte mich, vermischte sich mit der kühlen Luft und der Wärme seines Körpers. Niall stand genau vor mir, ich spürte es in jenem Moment.
Seine Hände legten sich auf meine Schultern und drehten meinen Körper, sodass ich ihm nun den Rücken zuwandte. Ich spürte, wie er den Verschluss meines BHs öffnete, um diesen dann auszuziehen. Lächelnd registrierte ich, dass der Slip gleich folgte und hob meine Füße an, damit Niall diesen bequem ausziehen konnte.
„Bleib stehen, ich bin gleich wieder da", wies er mich an.
Alles was ich tat, war, mich auf mein Gehör zu konzentrieren. Niall entfernte sich von mir, doch er ging nicht nach oben, sondern in Richtung Matratze. Ich hätte es gespürt, wenn er an der Treppe an mir vorbeigeschlichen wäre.
Ein leises Klicken gab mir die Gewissheit, dass er die Spielkiste öffnete und meine innere Spannung stieg. Was würde er wohl daraus entnehmen?
Die Sekunden verstrichen, ließen mich ungeduldig an der gleichen Stelle verharren, während Niall noch immer in der Kiste wühlte. Ich konnte es deutlich hören. Vermutlich herrschte darin ein heilloses Durcheinander und durchtasten musste man sich sowieso.
Endlich schien er gefunden zu haben, wonach er suchte, denn mit einem lauten Knall, der mich zusammenzucken ließ, schloss sich der Deckel der Kiste. Förmlich auf seine Berührung wartend, stand ich mit klopfendem Herzen in der Dunkelheit.
Nach einer gefühlten Ewigkeit näherte er sich, denn ich nahm die Ausstrahlung der Hitze seiner Haut wahr, welche die kühle Luft ein wenig zurückdrängte.
„Nimm deine Hände über den Kopf, Baby", raunte er mir zu.
Ich tat, wie mir geheißen und wartete gespannt auf das, was nun kommen würde. Vorsichtig befeuchtete ich meine Lippen mit der Zunge, als ich die Arme nach oben streckte. Im selben Moment spürte ich, wie Niall sich auf die unterste Treppenstufe stellte, nach meinen Händen griff und einen Seidenschal darum wickelte. Dieses Utensil befand sich wohl in jedem Black Room, wir hatten es bereits bei einem unserer vorherigen Besuche in der Spielkiste entdeckt. Jetzt kam es endlich zum Einsatz.
Der Umstand, dass sich meine Hände gefesselt über dem Kopf befanden, machte die Sache sehr interessant. Ich war ihm ausgeliefert, doch genau dies puschte meine Emotionen in die Höhe. Meine Erwartungshaltung stieg ins Unermessliche und als er seine Hände auf meinen Hüften platzierte, spürte ich die Lust in mir aufsteigen. Auch Niall war bereits vollkommen nackt und ich spürte seine beginnenden Erektion an meinem Körper.
„Komm, Baby, ich geleite dich zur Spielwiese", flüsterte er mir ins Ohr.
Mir wurde jetzt schon unerträglich heiß, nur durch den Klang seiner Worte.
Widerstandslos ließ ich mich führen, alles in mir brannte darauf, endlich den Ort des Paradieses zu erreichen. Schritt für Schritt legten wir zurück und dann, ganz plötzlich, hob er mich hoch und warf mich beinahe auf die weiche, dicke Unterlage.
„So, Baby, hier wären wir nun. Ich möchte, dass du mir genau zuhörst."
Seine Lippen befanden sich direkt an meinem rechten Ohr, seine Hände streichelten an meinen Seiten entlang und der Druck, der sich kontinuierlich in mir aufbaute, wurde stärker.
Die Arme gefesselt über dem Kopf und keuchend vor Lust, lag ich da und wartete auf weitere Befehle. Diese Hilflosigkeit machte mich rasend, jedoch in positivem Sinne.
Langsam schloss ich meine Augenlider, als ich spürte, wie etwas Hartes die Innenseite meines Oberschenkels streifte.
„Mach die Beine breit, Baby."
Seine laszive Stimme bewirkte ein innerliches Aufbäumen.
„Niall-."
„Shhh, nicht reden, Baby. Genieße es einfach."
Gehorsam spreizte ich meine Schenkel und da fühlte ich es deutlich. Niall hielt einen Vibrator in seinen Händen.
„Oh Gott", keuchte ich voller Erwartung und Vorfreude.
Doch er tat mir den Gefallen, das Ding endlich einzuführen, nicht so ohne weiteres, sondern streifte nur vorsichtig meinen Eingang. Seine Hinhaltetaktik brachte mich beinahe um den Verstand. Verzweifelt versuchte ich, ihm meinen Unterleib entgegenzustrecken, doch er wich jedes Mal geschickt aus. Er schien zu spüren, welche Bewegungen ich als nächstes fabrizieren würde.
„Niall, bitte-."
„Nein, Baby, noch nicht."
Dumpf erklang seine Stimme in der vollkommenen Schwärze, die stets das Beste aus uns beiden hervorbrachte. Das Herz hämmerte so stark in meiner Brust, dass ich glaubte, es würde jeden Moment herausgesprungen kommen.
Als ich seine Finger spürte, die plötzlich Druck auf meinen empfindlichsten Punkt ausübten, biss ich mir verzweifelt auf die Unterlippe. Ein Vulkan begann in mir zu brodeln, das Feuer der Leidenschaft, dass nur er zu stillen wusste.
„Baby, du bist ja sowas von bereit."
Fast schon spottend erklang dieser Satz in meinen Ohren. Er gab mir dadurch nur noch mehr das Gefühl ihm vollends ausgeliefert zu sein. Und er hörte nicht auf, mich zu foltern. Immer tiefer drangen seine Finger ein, puschten mich vorwärts, ließen mich zittern und plötzlich hielt ich es nicht mehr aus. Ein gequältes Stöhnen entrang meiner Kehle und im gleichen Moment spürte ich, wie sich alles in mir zusammenzog. Ich kam mit aller Macht. Die Welle trug mich einfach davon.
Meine Beine zitterten noch immer, während ich versuchte, meine Atmung einigermaßen unter Kontrolle zu bringen. Da spürte ich auch schon seine Lippen auf meinen.
„War das gut, Baby?", wisperte er in unseren Kuss hinein.
„J-Ja." Meine Stimme klang holprig, doch er hatte mich verstanden.
„Willst du mehr davon? Sag es mir."
„Ja, ich will mehr."
Noch immer schwächelte meine Stimme, doch so langsam gewann ich wieder die Herrschaft über meinen Körper. Zumindest so lange, bis Niall den Vibrator ohne Vorwarnung zum Einsatz kommen ließ.
Lustvoll stöhnte ich auf, als ich das Teil an meinem Eingang spürte, doch wieder neckte er mich nur. Zum Teufel mit ihm! Er wusste genau, was er tat und auch warum er meine Hände so gefesselt hatte, dass ich rein gar nichts damit anstellen konnte. Sonst hätte ich schon selbst nach diesem Vibrator gegriffen, um ihn dorthin zu platzieren, wo er hingehörte. Nämlich da, wo seine Effektivität am besten zum Einsatz kam.
Ich wusste, dass Niall nur zu gerne mit meinen Emotionen spielte, wenn es darum ging, mich zum Höhepunkt zu bringen. Und nach seiner Eifersuchtsattacke kostete er dies reichlich aus. Beinahe unerträglich wurde das Warten, doch dann erlöste er mich ganz plötzlich. Für einen Moment hielt ich die Luft an, als ich den Vibrator in mir spürte, aber als Niall diesen einschaltete reagierte ich sofort darauf.
Mein Unterleib reckte sich ihm entgegen und schon wieder fühlte ich die lodernde Glut in mir aufsteigen. Noch war diese nicht abgekühlt, mein Körper sofort bereit für den nächsten Höhepunkt.
„Oh Gott", stöhnte ich völlig verzweifelt, da mich erneut eine Welle überkam.
Es war aus und vorbei, ich konnte mich nicht mehr halten, auch wenn ich versuchte, dagegen anzukämpfen. Niall hielt alle Trümpfe, im wahrsten Sinne des Wortes, in seiner Hand.
Schweiß perlte von meiner Stirn, meine Atmung ging hektisch und dann fühlte ich, wie er den Vibrator hinauszog und einen sanften Kuss auf meine Stirn hauchte.
„Na, wie fühlt es sich an, von einem künstlichen Exemplar befriedigt zu werden?"
„Du verdammter Scheißkerl", murmelte ich völlig fertig, was ihm ein kehliges Lachen entlockte.
Mit einem Grinsen im Gesicht nahm ich wahr, dass er die Fesseln von meinen Handgelenken löste. Alles war gut und ich wollte nur noch ihn.
„Baby, ich möchte, dass du mich berührst, mach mich heiß."
Ein Lächeln glitt über mein Gesicht, als ich mich langsam aufsetzte. Ich tastete mich an ihn heran, ließ meine Finger über seinen trainierten Körper wandern, bis ich letztendlich das Objekt meiner Begierde in den Händen hielt.
Langsam streichelte ich mit meinen Fingern über die bereits ausgeprägte Erektion.
„Oh, das fühlt sich gut an", flüsterte ich leise. „So schön hart und doch so zart."
Sanft ließ ich meine Lippen darüber wandern, was ihm ein lautes Stöhnen entlockte.
„Mach weiter, Baby", forderte er. „So lange, bis ich stopp sage."
Herzlich gerne tat ich ihm diesen Gefallen, brachte ihn erneut dazu, seine Lust heraus zu stöhnen, bis er mir plötzlich Einhalt gebot.
„Stopp, Baby", zischte er, „nicht weiter machen."
Für einen Augenblick war ich versucht, mich zu widersetzen, doch ich überlegte es mir anders. Denn das Gefühl, ihn gleich in mir aufnehmen zu können, war besser als jedes andere. Da musste der Blowjob hinten anstehen.
Hart drückte Niall mich in die Matratze, ich konnte förmlich spüren, wie dringlich es nun für ihn wurde. Automatisch spreizte ich meine Beine, um ihm den Zugang zu meinem Körper zu gewähren.
Verzweifelt grub ich meine Fingernägel in seinen Rücken, als er von mir Besitz ergriff. Unser Rhythmus wurde schneller, steigerte sich stetig und brachte uns einander der Klippe immer näher.
„Niall", hauchte ich, als mein Unterleib sich erneut zusammenzog.
Das süße Gefühl, nur ihm zu gehören, breitete sich in mir aus. Der Moment der vollkommenen Erlösung nahte und dann ließ ich los, gab mich einfach hin.
„Sienna." Ein Keuchen entschlüpfte seiner Kehle, als auch er den Höhepunkt erreichte und sein Körper kurz darauf erschlaffte.
Die ganze Anspannung, die sich aufgestaut hatte, entwich mit einem Mal. Glücklich kuschelte ich mich in seine Arme und wurde sofort durch seine Fürsorge umfangen.
„Das war toll, Baby", flüsterte er mir ins Ohr.
„Und schon lange überfällig", wisperte ich zufrieden.
Eine halbe Minute lagen wir einfach nur da, ohne ein Wort zu sagen, doch dann sprach ich eine Frage aus, die mich schon die ganze Zeit beschäftigte.
„Weißt du, was mich brennend interessiert?"
„Nein, was?"
„Welche Farbe das Teil hat."
Niall prustete sofort los. „Du meinst den Vibrator?"
„Ja, klar, was denn sonst", entgegnete ich grinsend. „Welche Farbe dein Teil hat, weiß ich ja wohl."
„Hm, wir könnten nachfragen, wenn wir den Swinger Club verlassen", schlug Niall vor.
„Ernsthaft?"
„Natürlich, ich mache das. Da hab' ich kein Problem mit", ließ er siegessicher verlauten.
„Na dann."
Ausgepowert aber unendlich glücklich legte ich meinen Kopf auf seine Brust, so lange, bis das Summen ertönte, welches das Ende der heutigen Stunde im Black Room ankündigte.
Jeder nahm seinen Ausgang, ich zog mich in der Schleuse an und hatte noch immer ein breites Lächeln auf den Lippen, als Niall mich draußen empfing. Das Taxi fuhr gerade heran, wir stiegen ein und prompt flüsterte er mir ins Ohr: „Er ist lila."
„Echt jetzt? Oh mein Gott, diese Vorstellung."
Mit größter Mühe verkniff ich mir das Lachen.
„Hättest du gerne eine andere Farbe, Baby?", wisperte Niall mir verführerisch ins Ohr.
„Knallrot oder grün", erwiderte ich wie aus der Pistole geschossen.
Sanft strich Niall die Haare aus meiner Stirn. „Mal schauen, was ich tun kann, Baby."
Was immer er damit meinte, ich würde mich überraschen lassen.
Nach einem überaus tollen Wochenende (Samstag schauten wir mit Kieran einen Disney Film an und den Sonntagnachmittag verbrachen wir im verschneiten Central Park), hieß es am Montag wieder arbeiten gehen. Auch für Kieran startete der Kindergarten, sodass ich mich bereits um halb zehn auf den Weg zu meinem Arbeitsplatz machte.
Heute begann die Galerie mit der die Ausstellung der Bilder von Thomas Fabry. Dies hatte zur Folge, dass sich meine beiden Gemälde des besagten Künstlers ebenfalls dort befanden. Bereits am Freitag hatte Milli die Werke eigenhändig abgeholt und nun hingen sie, dreifach gesichert und kameraüberwacht, zwischen seinen anderen Bildern. Ein Teil davon war käuflich, der andere (und dazu gehörten auch meine beiden), jedoch nicht.
Wie zu erwarten drängten sich die Kunstliebhaber in unseren Laden. Wir hätten binnen weniger Stunden zahlreiche Werke verkaufen können, denn Thomas Fabry erfreute sich gerade sehr großer Beliebtheit. Doch oftmals fragten die Kunden gerade nach jenen Gemälden, die nicht verkäuflich waren, unter anderem das Bild, welches ich von Alexander Rossi vor vielen Jahren zu meinem Geburtstag geschenkt bekam.
Dieses gehörte zu Fabrys frühen Werken und war demensprechend wertvoll.
Den frühen Werken eines Künstlers wurde immer erst genügend Beachtung geschenkt, wenn dieser bereits erfolgreich war. Da bildete Thomas Fabry keine Ausnahme.
Ich liebte dieses Bild über alles, denn hierbei handelte es sich um meine einzige physische Erinnerung an London und demnach an mein früheres Leben. Dass diesem Gemälde nun so viel Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde, erfüllte mich mit Stolz. Alexander hatte damals schon vorausgesagt, dass Thomas Fabry in einigen Jahren ein anerkannter Maler sein würde.
Dementsprechend schlecht schlief ich nachts, da ich befürchtete, eines Tages in die Galerie zu kommen, um festzustellen, dass man das kostbare Werk gestohlen hatte. Doch Milli beruhigte mich jeden Tag aufs Neue, wie toll die Sicherheitsvorkehrungen wären und dass ich mir keine Gedanken machen müsste.
Inzwischen hatte ich mich gut in meinem Job eingearbeitet. Ich ging mit Leidenschaft an die Sache heran und konnte gar nicht genug Neues lernen.
So sehr ich unseren auch Sohn liebte, aber für den Rest meines Lebens nur Ehefrau und Mutter zu sein, das konnte ich nicht. Kieran war schon so groß und für sein Alter überaus selbstständig. Da er regelmäßig den Kindergarten besuchte, blieb für mich jede Menge Zeit übrig. Stunden, die ich besser nutzen konnte, als diese im Haus beim Putzen zu verbringen. Wenn wir noch ein Kind bekommen sollten, sah dies freilich anders aus, dann wollte ich nur für das Baby da sein. Doch da sich bis jetzt noch nichts in dieser Hinsicht getan hatte, brauchte ich mir darum keinen Kopf zu machen.
Natürlich entbehrte Kierans nichts, denn wenn ich länger arbeitete (was im Moment öfter vorkam), machte Niall einfach früher Feierabend und holte ihn sogar vom Kindergarten ab. Einige Dinge, die seine Arbeit betrafen, konnte er auch von zuhause aus erledigen, zum Beispiel, an einer Predigt schreiben.
Genau dies tat er am Mittwoch, jenem Tag, an dem Milli einen Termin bei ihrem Anwalt wahrzunehmen hatte. Ich sagte ihr zu, dass ich so lange bleiben würde, bis sie wieder zurück sei, was voraussichtlich bis drei Uhr nachmittags dauerte.
Niall konnte Kieran um halb zwei vom Kindergarten abholen (ob mit oder ohne Marx überließ ich ihm) und ich musste kein schlechtes Gewissen haben.
Aufgrund der Ausstellung gab es so viel zu tun, dass sogar Ruppert vollauf beschäftigt war. Er servierte unseren Kunden nicht nur Kaffee, Tee, Espresso oder Cappuccino, sondern versorgte diese ebenso mit wichtigen Informationen, in Form von Broschüren, die Milli extra hatte drucken lassen. Außerdem beantwortete er Fragen nach des käuflichen Erwerbes der einzelnen Bilder.
Einige Kunstliebhaber ließen sich jedoch nicht so einfach abwimmeln, wenn Ruppert ihnen zu verstehen gab, dass genau das Gemälde, das ihr Interesse erweckte, nicht zu verkaufen war.
Täglich bekamen wir mehrere Anfragen zu meinem Bild, das Alexander Rossi mir damals zum Geschenk gemacht hatte und immer wieder boten die Leute unglaubliche Summen dafür. Ich hätte reich werden können, doch ich würde es niemals hergeben, zu sehr hing mein Herz daran – an meiner Vergangenheit und auch an den Menschen, welche in ihr eingeschlossen waren.
Konzentriert machte ich mich daran, die bereits erworbenen und noch nicht außer Haus gegebenen Gemälde aufzulisten und für die Mitnahme bereit zu machen. Sie mussten ordnungsgemäß verpackt werden, wobei Ruppert mir bei den größeren Exemplaren zur Hand ging. Im Augenblick hatte ich jedoch nur zwei Kleinere vor mir liegen, mit denen ich gut alleine zurechtkam.
Nachdem ich dies endlich erledigt hatte (zwischendurch musste ich noch zwei wichtige Telefonate mit Millis Spezialkunden führen), klopfte es an der Bürotür und Ruppert trat ein.
„Jenny, unten ist Kundschaft, die an einem deiner Bilder interessiert ist. Ich habe mehrfach gesagt, es sei unverkäuflich, bin jedoch auf taube Ohren gestoßen. Da ich ungerne jemanden aus unserem Laden werfe, wäre es toll, wenn du das übernehmen könntest. Dir glaubt man sicher mehr, als dem Mädchen für alles."
Dass Ruppert sich selbst als Solches bezeichnete, sagte eine Menge über ihn aus. Er war ein toller Mensch, ein super Mitarbeiter, der sich Geld zu seiner Rente hinzuverdiente, die ansonsten nicht ausgereicht hätte, um anständig über die Runden zu kommen.
„Schick den Kunden hoch, ich kümmere mich darum", bat ich ihn, da das Telefon erneut läutete. „Aber lass dir noch zwei Minuten Zeit, das ist Mr Sinclair, auf dessen Rückruf ich gewartet habe."
Ruppert nickte, doch anstatt sich sofort zurückzuziehen, schenkte er mein leeres Glas mit Wasser voll.
„Du solltest mehr trinken, sonst macht dein Kreislauf irgendwann schlapp."
„Ja, Papa", grinste ich, bevor Mr Sinclair sich am Telefon anhören durfte, dass die Zollformulare für eines der Bilder, das nach Übersee verschifft werden sollte, nicht die richtigen seien.
„Ich sagte nicht Südostasien sondern Südeuropa, Mr Sinclair", erklärte ich, wobei ich versuchte, meine Stimme nicht gereizt klingen zu lassen.
„Das tut mir leid, Mrs Miller, ich werde mich sofort darum kümmern", antwortete er.
„Danke, Milli läuft sonst Amok und unser Kunde auch."
Wir beendeten das Gespräch und ich erhob mich kurz und griff nach dem Wasserglas, um einen Schluck daraus zu trinken. Ein Geräusch, das durch das Öffnen der Tür herrührte, deutete an, dass Ruppert wohl den Kunden zu mir gebracht hatte.
„Hier entlang, bitte", vernahm ich seine Stimme. „Das ist Mrs Miller, die Ihnen versichern wird, dass das Bild wirklich nicht käuflich ist. Ich werde mich nun wieder nach unten begeben."
Ich hörte, wie er die Tür hinter sich schloss und begann schon zu sprechen, bevor ich mich umdrehte.
„Hören Sie, Ruppert hat Ihnen keine Lüge erzählt. Das Bild von Thomas Fabry steht nicht zum Verkauf. Es ist mein Privatbesitz. Ich-."
„Sienna?", wurde ich durch eine zitternde Stimme unterbrochen.
Der Moment, in welchem ich wie vom Donner gerührt nach vorne blickte, ließ meine Welt aus den Fugen geraten. Das Glas entglitt meinen Händen und hinterließ ein dumpfes Geräusch, als es auf dem weichen Teppichboden landete.
Meine Stimme war nur noch ein Hauch ihrer selbst, als ich den Namen der Person aussprach, die vor mir stand.
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Cliffhanger! Ambi meldet sich zurück. Mit zwei ganz speziellen Dingen, die die Black-Reihe ausmachen: Sex im Black Room und Cliffhanger.
Ich hatte irre Spaß, dieses Kapitel zu schreiben. Die Szene im Black Room hat ca. 2000 Wörter, krass, oder? Und der Rest.... Ich habe lange daraufhin gearbeitet, ab dem ersten Teil sozusagen, denn da hatte ich diese Szene, die ich euch als Cliff serviert habe, bereits im Kopf. - Das Bild ist immer mitgewandert, von London nach Oceanside, von dort nach Barrow und schließlich nach New York. Vielleicht war es für euch eine belanglose Sache und ihr habt großzügig darüber hinweggelesen, um jetzt mit voller Wucht von den Ereignissen eingeholt zu werden.
Wer mag da wohl vor Sienna stehen?
Ich freue mich wirklich sehr auf eure Kommentare zu diesem Kapitel - sowohl was den Black Room angeht, als auch den Cliffhanger. :D und ich danke euch für euren einzigartigen Support!
Das nächste Update kommt am Wochenende, Samstag oder Sonntag.
LG, Ambi xxx
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