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27. Test Run


♪ Talk to me – Stevie Nicks


Niall

Sorgsam verstaute ich mein Handy in der Armmanschette, die ich stets beim Joggen trug. Seit Sophia mir das neue Programm, welches unsichtbar im Hintergrund mitlief, aufgespielt hatte, war es wertvoller denn je. Erst vor zwei Tagen stattete ich ihr und Liam, dessen lädierter Arm stets bei alltäglichen Dingen zu einem Hindernis mutierte, einen Besuch zuhause ab. Den Termin hatte ich extra so gelegt, dass Sienna nicht mitkonnte, da es einiges zu besprechen gab. Dinge, die die Mafia oder besser gesagt, meinen Auftritt als Lockvogel, betrafen.

„Pass bloß auf das Handy auf", hatte Liam mir mit auf den Weg gegeben, während Sophia mir versicherte, dass sie mich nun stets im Blick haben würde.

Mit diesem Programm konnte man mich praktisch mühelos überwachen, sehen, wohin ich ging, hören, mit wem ich sprach. Siennas Bruder hatte damit eine Meisterleistung vollbracht.

„Wenn es soweit ist, Niall, haben wir dich quasi immer auf dem Schirm, vergiss das nicht", munterte mich Sophia auf.

Heute fand der erste Probelauf dafür statt. Da es galt einen vollen Terminplan zu bewältigen, passte dies ausgezeichnet zu unserem Vorhaben. Wechselnde Orte, Gespräche mit Menschen und Telefonate. Das Programm würde zeigen müssen, was es tatsächlich hergab.

Wie üblich wollte ich zunächst eine Runde Laufen, doch es gab Tage, auf die konnte man gerne verzichten. So einen erwischte ich wohl heute. Als ich mir die Joggingschuhe anzog, riss der Schnürsenkel beim Zubinden. Seufzend holte ich ein anderes Paar hervor. Nachdem ich dieses ohne Probleme angezogen hatte, machte ich mich auf den Weg nach draußen, wo ich beinahe auf einer Bananenschale ausrutschte, die jemand achtlos auf den Bürgersteig geschmissen hatte. Grummelnd hob ich diese auf, um sie in der nächstbesten Mülltonne verschwinden zu lassen und startete anschließend meine Runde.

Bei Harry angekommen, der wie üblich an seiner Ecke saß, ließ ich den Beutel mit dem Creamcheese Bagel in seinen alten, abgewetzten Hut fallen.

Ein leises „Danke", kam über seine Lippen, doch das war nicht das Einzige, was ich erntete. Kaum hatte ich mich zwei Meter entfernt, bekam ich etwas in den Nacken geworfen. Überrascht drehte ich mich um und erblickte ein zusammengeknäultes Blatt Papier, welches ich sogleich aufhob.

Harry grinste mich an, als ich in seine Richtung schaute. Beinahe unmerklich schüttelte ich meinen Kopf, zeigte ihm dann einen Vogel und lief einfach weiter, nachdem ich es in meiner Jackentasche verstaut hatte. Erst als ich um die nächste Straßenecke bog, stoppte ich kurz und glättete das weiße Blatt, sodass sich die Schrift darauf entziffern ließ.

„Ich muss dringend mit dir reden. 18 Uhr in eurer Kirche."

Das klang gar nicht gut. Was war jetzt schon wieder passiert?

Mit gemischten Gefühlen beendete ich meine Laufrunde und sprang sofort unter die Dusche, nachdem ich zuhause eingetroffen war. Harrys Zeilen verließen meine Gedanken nicht, weder beim Frühstück, noch, als ich mich für die Arbeitswelt bereit machte.

Ein letzter Blick in den Spiegel verriet, dass ich für den heutigen Tag perfekt gestylt war. Der Anzug saß tadellos, nur die Krawatte musste ich noch ein wenig zurechtrücken. Bevor ich dies jedoch in Angriff nehmen konnte, stand Sienna plötzlich neben mir, um es zu erledigen. Sie tat das nur zu gerne und ich musste lächeln, als ihre schlanken Finger sich kurz daran zu schaffen machten.

„Du siehst toll aus, Schatz", raunte sie in mein Ohr. „Bestimmt werden sich alle Frauen nach dir umdrehen."

Die Sanftheit, die von ihren Lippen ausging, als diese beinahe schon zaghaft mein Ohr berührten, hinterließ ein leichtes Brennen in meinem Innersten. Ob meine Frau eine Ahnung davon hatte, wie sehr ich sie nach all den Jahren noch immer begehrte? Leider konnte ich dies nicht so oft zeigen, wie ich es gerne wollte. Nicht selten waren wir beide nach einem langen Arbeitstag zu ausgepowert. Auch auf Sienna kam in Kürze sehr viel Arbeit zu, da demnächst eine Ausstellung in Millis Galerie stattfinden sollte. Dabei handelte es sich ausgerechnet um ihren Lieblingsmaler, Thomas Fabry. Und dafür musste alles perfekt sein, jedenfalls in den Augen meiner Frau.

Ich konnte ihren Enthusiasmus sehr gut nachvollziehen, denn sie ging voll in ihrem Job auf. Unser Leben hätte so einfach sein können, wenn die Mafia nicht ihre Hand darüber halten würde.

Innerlich seufzend schlüpfte ich in meinen warmen Mantel und schlang einen Schal um meinen Hals.

„Papi!" Kieran kam herbeigelaufen, um sich von mir zu verabschieden. Noch hatte der Kindergarten geschlossen, da die Weihnachtspause bis zum neunten Januar andauerte. Bis dahin mussten wir uns irgendwie durchschlagen. Glücklicherweise wollte Liam sich unserem Sohn annehmen, da er im Moment nur Tätigkeiten am Laptop oder Telefon verrichtete und somit größtenteils zuhause blieb. Außerdem bestand die Möglichkeit, Kieran hin und wieder in die Galerie mitzunehmen, wo Ruppert ihn mit Kakao sowie Malstiften und Papier versorgte.

„Wann kommst du wieder?", fragte unser Sohn neugierig.

„Heute Abend, Kieran. Zum Essen bin ich auf jeden Fall da."

Ich bückte mich kurz, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken, den er erwiderte.

„Tschüss, Papi!"

„Pass gut auf Mami auf, ja?"

„Ja! Ich bin doch schon groß! Und Myles passt auch auf."

„Na, dann kann ja nichts passieren."

Lächelnd verabschiedete ich mich noch von Sienna. Sanft legte ich meine Lippen auf ihre. „Bis später, Baby", hauchte ich ihr ins Ohr und ließ meine Hand kurz über ihren Po wandern.

„Bis später, Schatz", flüsterte sie aufreizend, mit einem verführerischen Blick, der mir den Rest gab.

Hoffentlich ging dieser Tag schnell vorüber.

An meinem Arbeitsplatz angekommen, drückte mir Kevin nach einer fröhlichen Begrüßung die Unterlagen in die Hand, welche ich für den anstehenden Besuch eines Mannes benötigte, der sich um die Taufe seines Enkels kümmern wollte. Normalerweise suchten die Leute uns auf, doch in diesem Fall ging es umgekehrt vonstatten. Der Kerl war stinkreich und konnte seiner Arbeit einfach nicht fernbleiben.

Mir war es relativ egal, wo ich die Besprechung durchführen musste. Ich besah mir kurz die Papiere, die er unterzeichnen sollte und machte mich anschließend auf den Weg.

Das Büro des Geschäftsmannes lag in Midtown, Manhattan, in der 27. Straße. Die CSA Associates galt als ein renommiertes Versicherungsunternehmen, in deren Geschäftsleitung Mr Burns tätig war. Da ich einen Termin hatte, meldete ich mich bei seiner Vorzimmerdame, einer netten Frau, um die Vierzig, an.

„Nehmen Sie bitte eine Sekunde Platz, Mr Miller."

Ich tat, wie mir geheißen und betrachtete die Bilder an der gegenüberliegenden Wand. Sienna würde jetzt sicher eine Bemerkung darüber machen und mich aufklären, welche Farben verwendet wurden und um welchen Stil es sich dabei handelte. Unweigerlich keimte ein gewisser Stolz in mir auf, als ich daran dachte, wie gut sie sich bereits in ihrem neuen Metier eingearbeitet hatte. Sie waren eben eine bemerkenswerte Frau.

„Mr Miller, kommen Sie bitte mit."

Die Stimmer der Vorzimmerdame ließ mich kurz aufschrecken. Dann jedoch erhob ich mich und marschierte mit meiner Aktentasche in Mr Burns Büro.

„Guten Morgen, Mr Miller. Es freut mich, dass Sie so schnell kommen konnten", begrüßte mich der ältere Mann."

„Guten Morgen, Mr Burns, das war gar kein Problem. Ich habe auch alles mitgebracht, was wir benötigen."

„Ja, ich weiß, das hat Kevin mich bereits wissen lassen."

Nachdem die Vorzimmerdame uns Getränke und Kekse serviert hatte, machten ich mich daran, ihm das zu erläutern, was ich mit Kevin besprochen zuvor besprochen hatte. Stets erfüllte es mich mit Freude, so etwas zu tun. Bei einer Taufe handelte es sich um eine ausgesprochen schöne Sache, im Gegensatz zu Beerdigungen, die leider auch auf unserer Bearbeitungsliste standen.

Mr Burns und Kevin schienen sich gut zu kennen, jedenfalls entnahm ich das seinen Äußerungen und somit war es nicht verwunderlich, dass wir alles relativ schnell abwickelten. Während unseres Beisammenseins erklärte er, dass sein Schwiegersohn sehr oft geschäftlich unterwegs sei und seine Tochter vollauf mit den Kindern beschäftigt, sodass er es ihr abgenommen habe, sich um die Taufe zu kümmern. In Amerika war das nicht unüblich, dass die Großeltern bei solchen Dingen mitmischten, weshalb es mich nicht erstaunte.

„Ich brauche nur noch Ihre Unterschrift, dann sind wir fertig", sagte ich nach dem Gespräch, welches ungefähr eine Stunde Zeit in Anspruch nahm.

Diese ganzen Vorbereitungen erinnerten mich an Kierans Taufe, die schon mehr als fünf Jahre zurücklag. Unglaublich, wie schnell die Zeit verging. Als ich darüber nachdachte, kam mir der Gedanke in den Sinn, wie lange wir schon nichts mehr von Louis gehört hatten. Hoffentlich war ihm nichts geschehen.

Schnell raffte ich die unterschriebenen Dokumente zusammen, verstaute diese in der Aktentasche und verabschiedete mich dann von Mr Burns.

„Es war mir ein Vergnügen, Mr Miller."

„Ganz Meinerseits, Mr Burns."

Als ich wenige Minuten später im Aufzug stand, warf ich einen Blick auf mein Handy. Ob das Programm wohl hielt, was es versprach? Eigentlich sollte dies der Fall sein, da Seth es ins Leben gerufen hatte.

Im Erdgeschoss angekommen, öffnete sich die Tür des Aufzugs, vor dem ein einziger Mann stand. Ich wollte achtlos an ihm vorübergehen, doch plötzlich blickte ich in sein Gesicht, das mir bekannt vorkam, sehr sogar. Daniel, der regelmäßig den Pokerrunden der Mafia beiwohnte, stand mir gegenüber. Auch er schien überrascht zu sein, jedenfalls deutete ich seinen Gesichtsausdruck so. Keiner von uns beiden sprach ein Wort, doch wir nickten uns kurz zu, bevor er im Aufzug verschwand.

Im Bruchteil einer Sekunde entschied ich mich dafür, stehen zu bleiben und beobachtete, in welchem Stockwerk der Aufzug hielt. Natürlich konnte es sein, dass zwischendurch noch jemand einstieg, doch vielleicht würde ich etwas herausfinden.

Im achten Stock, jener Etage, in der die Versicherungsgesellschaft ansässig war, blieb die Leuchtanzeige stehen und als ich auf den Knopf drückte, kam der Aufzug prompt nach unten gefahren. Vielleicht arbeitete Daniel dort. Die Information musste ich auf jeden Fall so schnell wie möglich an Sophia und Liam weitergeben. Vielleicht fanden sie etwas heraus.

Bereits eine halbe Stunde später befand ich mich wieder in meinem Büro im Pfarrhaus. Kevin belegte mit mehreren Priestern unser Besprechungszimmer und holte mich dazu.

„John, ich möchte dir unsere Gäste vorstellen."

Zehn seiner Kollegen blickten mich freundlich an. Heute war die Zusammenkunft für den Kirchentag, den wir schon seit längerem planten. Da ich selbst in dieser Angelegenheit wichtige Aufgaben zu übernehmen hatte, freute ich mich umso mehr, die Priester kennenzulernen. Sie stammten aus unterschiedlichen Staaten Nordamerikas. Bei einem der Männer handelte es sich um Kevins guten Freund aus seiner Studienzeit. Er lebte und arbeitete nun im Staat Vermont, in einer Stadt namens Weston. Da George über Nacht bei Kevin blieb, hatten wir Gelegenheit uns länger zu unterhalten.

„Sie sollten einmal nach Vermont kommen, es ist landschaftlich wunderschön dort", schlug George vor, was Kevin sofort bestätigte.

„Vielleicht werde ich das einmal tun", erwiderte ich.

Ein seltsamer Gedanke beschlich mich plötzlich. Es gab noch so Vieles, was ich gerne mit Sienna und Kieran machen wollte. Hoffentlich würde ich noch die Gelegenheit dazu haben und wurde nicht vorher das Opfer der Mafia.

Zum Schluss händigte mir George seine Visitenkarte aus, wofür ich mich herzlich bedankte.

„Wir sehen uns bald", verabschiedete ich mich und zog mich wieder in mein Büro zurück.

Dort bereitete ich die nächste Predigt vor und als es viertel vor sechs war, nahm ich den Mantel und huschte in Richtung der Kirche.

Als ich die schwere Tür öffnete, gab diese wie immer ein starkes Knarren von sich. Dadurch ließ der einzige Besucher sich jedoch nicht stören. Harry saß still in der Bank, seine Hände lagen gefaltet in seinem Schoß und er trug eine schwarze Wollmütze auf seinem Kopf. Als ich mich zu ihm gesellte, verharrten wir kurze Zeit stumm nebeneinander. Dann begann ich leise zu sprechen.

„Geh zum Beichtstuhl, ich komme nach."

Er tat, wie ihm geheißen und als er in dem hölzernen Möbelstück verschwunden war, nahm ich den Platz des Priesters in selbigem ein. Es gehörte sich zwar nicht, doch da ich Harry keine Beichte abnahm, sah ich das nicht so eng.

„Was ist los?", flüsterte ich.

Seine Antwort ließ mich kreideweiß werden.

„Ich bin im Hilton Hotel mit Nicholas Romanow zusammengestoßen."

„Oh Gott! Und nun?", wisperte ich leicht angespannt.

„Wir haben uns angesehen, dann entschuldigte ich mich. Maggie und ich sind dann gegangen."

„Denkst du, er hat dich erkannt?"

„Ich hoffe nicht und wenn, dann hat er sich nicht anmerken lassen. Aber die Sache ist die, ich kann und will ihm nicht mehr als Harriet unter die Augen treten. Das Risiko ist mir zu groß. Auch Alistair ist dieser Ansicht. Sienna hat mich schon beim letzten Mal so komisch gemustert. Vielleicht ahnt sie etwas. Aber das wäre nicht so schlimm. Wenn Romanow es allerdings herausfindet, wäre das ungünstig."

Harry flüsterte sehr leise, doch ich verstand jedes Wort. Und ich stimmte mit ihm überein. Er konnte sich nicht mehr als Harriet blicken lassen. Das war zu gefährlich.

„Du hast dich ganz schön erschreckt, was?"

„Als erstes habe ich überprüft, ob meine Nägel auch nicht mehr lackiert sind, dann musste ich mich erinnern, ob ich nun den Damen- oder den Herrenduft aufgetragen hatte. Und zum Schluss musste ich mich zwingen, nicht wie Harriet zu sprechen, denn das tue ich automatisch, wenn ich ihn sehe."

Obwohl die Sache nicht zum Lachen war, formten sich meine Lippen zu einem kleinen Grinsen. Harry hatte bestimmt die Hosen voll gehabt. Ehrlich gesagt, hätte ich nicht in seiner Haut stecken wollen.

„Was hat Romanow dort gemacht? Weißt du das?"

„Gefeiert, wie wir auch. Und das war das Gute daran, denn ich konnte später heimlich ein paar Bilder von ihm und seinen Leuten machen. Vielleicht kennst du jemanden davon."

Das klang überaus interessant und deshalb beschloss ich, mir die Fotos anzuschauen.

„Lass dein Handy im Beichtstuhl liegen und setz dich wieder in eine der Bänke", forderte ich meinen Freund auf, bevor ich den obligatorischen Satz aussprach, den der Priester nach der Beichte verwendete: „Deine Sünden seien dir vergeben."

„Ja, ja, du mich auch, Niall", zischte Harry leise, wobei sein Glucksen, das von einem unterdrückten Lachen heraus resultierte, nicht zu überhören war.

Ich wartete einige Sekunden, dann erhob ich mich, zog den Vorhang zur Seite, bückte mich und hob Harrys Handy auf. Da die automatische Sperre sich noch nicht wieder aktiviert hatte, blieb mir der Zugriff auf die Bilder nicht verwehrt. Ich erkannte Teile des inneren Kreises. Gus, Mason, Rick, Corey und Marx. Doch es war noch jemand dabei. Die hübsche Frau mit den langen, honigblonden Haaren, die mir auf der Party von Nicholas bereits aufgefallen war. Noch wusste ich ihren Namen nicht, aber Nicholas hatte mich bereits wissen lassen, dass ich sie bald näher kennenlernen würde. Ich war gespannt, welche Rolle sie in seinem Leben und auch innerhalb der Mafia spielte.

„Ich kenne alle", wisperte ich leise, als ich Harry sein Handy wieder übergab. „Ich kann dir auch die Namen sagen, zumindest die Vornamen. Außer den der jungen Frau, die wurde mir noch nicht vorgestellt."

Harry tippte die Namen in seine Notizen auf dem Handy ein, bevor er sich erhob.

„Ich verschwinde jetzt, Niall", wisperte er.

„Gut, wir sehen uns. Halte die Ohren steif."

Nachdem Harry die Kirche verlassen hatte, suchte ich die Sakristei auf, um zu überprüfen, ob alles für den nächsten Gottesdienst vorhanden war. Dort verweilte ich ungefähr zehn Minuten und trat den Heimweg an.

Es roch bereits nach Essen, als ich durch den Flur lief, was ein automatisches Magenknurren bei mir auslöste. Myles kam mir entgegengelaufen und auch Kieran ließ nicht lange auf sich warten.

„Papi, da bist du ja!", rief er erfreut.

Lachend hob ich ihn hoch, wirbelte ihn durch die Luft und sagte: „Komm, wir gehen in die Küche zu Mami."

Obwohl ich etwas später als erwartet zurückkehrte, wurde ich trotzdem freudig durch meine Frau begrüßt. Allerdings verging mir ein Teil dieser Freude wieder, als ich erfuhr, dass sie sich morgen mit Nicholas im Park treffen würde. Da die Kinder jedoch dabei waren, konnte ich schlecht etwas dagegen sagen. Trotzdem kroch die Eifersucht in mir hoch.

Dieser verdammte Mafioso sollte die Finger von meiner Frau lassen! Was bezweckte er mit diesen Treffen? Das Schlimme war, dass Harrys Kontrollfunktion jetzt ausfiel, eine echt üble Sache. Warum musste er auch ausgerechnet in Romanow hineinrennen? Hätte es nicht jemand anders sein können?

Direkt nach dem Essen zog ich mich kurz in mein Arbeitszimmer zurück, um in Ruhe meine E-Mails zu lesen. Die Überraschung war auf meiner Seite, als ich erneut den unbekannten Absender der Datingplattform erblickte, der mir einen neuen Bibeltext hatte zukommen lassen.

„Die Rache ist mein; ich will vergelten. Zu seiner Zeit soll ihr Fuß gleiten; denn die Zeit ihres Unglücks ist nahe, und was über sie kommen soll, eilt herzu."

„Na super", murmelte ich vor mich hin, griff nach meinem Handy und lief nach draußen, auf den Balkon, um Liam über die neue E-Mail in Kenntnis zu setzen. Bei dieser Gelegenheit ließ er mich wissen, dass die neue Software, die Seth programmiert hatte, bisher einwandfrei funktionierte.

Im Zuge unseres Gesprächs bat ich ihn, sich der Sache mit Daniel anzunehmen und Liam versprach, alles an Seth weiterzugeben, der sich vermutlich ohne große Probleme in das System der Versicherungsgesellschaft würde einhacken können.

„Das mit Harry ist natürlich dumm gelaufen", sagte Liam. „Er hat uns schon davon erzählt."

„Ich könnte die Decke hochgehen", blökte ich. „Romanow trifft sich morgen schon wieder mit meiner Frau. Und ich habe niemanden, der das kontrolliert."

„Reg dich ab, Niall. Immerhin erzählt sie es dir. Wenn sie es allerdings eines Tages nicht mehr tut, dann solltest du dir Gedanken machen."

„Vermutlich", brummte ich unmotiviert.

Allerdings schien Nicholas sich auch um mein Wohlergehen kümmern zu wollen. Kaum hatte ich das Telefonat mit Liam beendet, erreichte mich sein Anruf. Und wie es der Teufel wollte, lud er mich zu einer neuen Pokerrunde ein. Ich sagte zu, eine andere Möglichkeit hatte ich ja nicht und ärgerte mich insgeheim, dass ich ihm so ausgeliefert war.

Die Pokerrunde fand, ganz unüblich, an einem Donnerstagabend im Privatclub der Mafia statt. Es erübrigte sich zu erwähnen, dass Marx mich abholte und nicht von meiner Seite wich. Zumindest so lange, bis ich Nicholas gegenüberstand, der mich freundlich begrüßte.

„Es ist schön, dass du kommen konntest, jetzt ist unsere Runde fast komplett."

Als ich mich umschaute, bemerkte ich, dass Toba noch fehlte. Sicher würde er gleich eintreffen.

Während wir warteten, schenkte Nicholas den Alkohol aus und ich nutzte die Gelegenheit, mich nach dem ersten Glas hochprozentigem Gesöff kurz mit Daniel zu unterhalten.

„Das neulich war ja ein unerwartetes Zusammentreffen", sagte ich lächelnd.

„Ja, das stimmt. Arbeitest du dort?"

„Nein, ich habe einen Klienten besucht, und du?"

„Ich arbeite dort."

Bevor ich noch weitere Fragen stellen konnte, öffnete sich die Tür und Toba trat ein. Allerdings nicht alleine, denn die honigblonde Schönheit ging an seiner Seite. Am heutigen Abend trug sie ein schwarzes, enges Kleid im One-Shoulder-Look.

„Hey, Honey", begrüßte Nicholas die Frau und küsste sie auf beide Wangen, sodass ihre blauen Augen zu strahlen begannen.

Augenblicklich hob ich meinen Kopf. Handelte es sich bei ihr etwa doch um seine Bettgespielin?

Sie erwiderte seine Küsse auf beiden Wangen und lächelte dann freundlich in die Runde.

„Honey, setz dich hier hin, zwischen John und mich."

Nicholas schob einen der gepolsterten Stühle direkt neben mich und die Blondine nahm prompt ihren Platz ein. Aufreizend warf sie ihre langen Haare zurück, bedachte mich mit einem koketten Lächeln und sprach: „Ich hätte gerne einen Wodka, Nick."

„Den kriegst du."

Diese Frau war atemberaubend schön und obgleich sie das sicher wusste, ging ein natürlicher Charme, fast schon ein Liebreiz, von ihr aus. Sie prostete mir zu und ich hob mein Glas.

Das Ritual der Kartenverteilung begann und die Schönheit zu meiner Rechten hatte noch kein Wort mit mir gesprochen. Doch sie beobachtete mich andauernd, warf mir interessierte Blicke zu, obwohl Nicholas hin und wieder seine Hand auf ihren Oberschenkel legte. Ganz sicher hatten die beiden etwas miteinander.

„Honey, möchtest du heute Abend wieder die Glücksfee für jemanden spielen?", erkundigte sich Toba grinsend.

Langsam dämmerte es mir. Es handelte sich dabei wohl um einen Kosenamen, aber ich wurde die Idee nicht los, dass Honey Nicholas nicht gleichgültig war. Ein fieser Plan reifte in meinem Kopf heran, ein Gedanke, den ich in die Tat umsetzte. Was er konnte, das konnte ich schon lange.

Als ich das Blatt aufnahm und in meinen Händen hielt, rückte ich mit dem Stuhl ein weniger näher an sie heran.

„Da ich gerne die Gastfreundschaft in Anspruch nehmen würde - hast du etwas dagegen, mich zu unterstützen, Honey?"

„Nein, ganz und gar nicht."

Ihre Stimme klang angenehm und sexy.

Ich grinste und ließ sie das Blatt sehen.

„Uh", machte sie und zog ihre geschwungenen Augenbrauen ein Stück nach oben. „Das riecht nach Erfolg", flüsterte sie mir ins Ohr.

„Denkst du?", wisperte ich zurück.

„Ja. Ich bin heute Abend dein Glücksbringer. Du wirst nicht verlieren."

Erneut entschloss ich mich, zum Angriff überzugehen.

„Nennt man dich Honey wegen deinen honigblonden Haaren oder weil du so süß bist?", fragte ich ohne mit der Wimper zu zucken.

Dabei richtete sich mein Blick auf Nicholas, der ein wahres Pokerface aufgesetzt hatte.

Honeys leises Lachen erklang in meinen Ohren.

„Vielleicht findest du das irgendwann heraus", antwortete sie mit einem koketten Augenaufschlag.

Der Teufel ritt mich ein weiteres Mal, als ich antwortete.

„Vielleicht tue ich das tatsächlich irgendwann."

Nicholas Romanow kochte vermutlich in seinem Innersten, doch ich lachte mir ins Fäustchen. Unser Spiel konnte beginnen und zwar in jeglicher Hinsicht.

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Ohhh, was sagt ihr zu Nialls Benehmen? Er zahlt es Nicholas ja ganz schön heim. Wie das wohl ausgeht? Ob Mr sexy Mafioso sich wohl rächen wird? Wer mag dieses "Spiel" wohl gewinnen?

Was haltet ihr von Honey? Sie wird übrigens durch Blake Lively verkörpert. Ich habe oben ein Bild von ihr eingefügt, obwohl ich vermute, dass ihr sie alle kennt.

Und wie hat euch die Szene von Narry im Beichtstuhl gefallen?

Ihr glaubt gar nicht, wie ich mich über die Kommentare zum letzten Kapitel gefreut habe. Sie waren echt toll! Danke fürs Lesen, voten und kommentieren.

Das nächste Update kommt Montag oder Dienstag.

LG, Ambi xxx


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