24. Chaotic
♪ Danger – AC/DC
Liam
Als der erste Schuss fiel, glaubten alle noch, dass es sich um einen Effekt der Show handeln würde. Als der Zweite Sekunden später ertönte, wussten sie, dass es ernst wurde. Diesen hatte ich abgefeuert. Das Echo erfolgte prompt, denn der dritte Schuss traf mich.
Ich ignorierte es. Das Blut, das aus meinem Hemdsärmel lief, interessierte mich nicht die Bohne und der Schmerz, der mich eigentlich hätte zusammensacken lassen müssen, wurde durch meinen total überhöhten Adrenalinspiegel zur Seite gedrückt.
Ich musste zu Niall und feststellen, ob es ihm gut ging. Doch das war einfacher gesagt, als getan.
Panik brach aus.
Die Menschen schrien, sprangen auf und versuchten zu den Ausgängen zu gelangen. Jeder wollte der Erste sein, die Rücksichtslosigkeit griff um sich.
Dabei wäre es das Sicherste gewesen, wenn alle sich zu Boden geworfen hätten, wie die Stimmen aus den Lautsprechern es nun verlangten.
„Bitte bleiben Sie auf Ihren Plätzen! Wir haben alles unter Kontrolle!"
Ich hörte nicht hin, sondern stellte mich auf meinen Sitz, um besser nach meinem Freund Ausschau halten zu können. Aber die Menschenmassen versperrten mir trotzdem die Sicht.
Bei dem Versuch, über die Sitzreihen zu klettern, riss man mich um und ich landete auf dem Boden, wo mich beinahe ein drei Zentner schwerer Koloss von einem Mann zertrampelte. In letzter Sekunde rollte ich mich zur Seite.
Mir wurde schwarz vor Augen und das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen, trat immer stärker hervor. Doch ich wollte nicht aufgeben.
„Verdammt", murmelte ich. „Niall, wo bist du?"
Meine letzten Kräfte mobilisierend, rappelte ich mich auf und zog mich mit Hilfe einer Stuhllehne nach oben.
„Niall!" Immer wieder rief ich den Namen meines Freundes, in der Hoffnung, ihn zu finden, während um mich herum das Chaos tobte.
Sicherheitskräfte brüllten umher und versuchten so gut es ging, die Panik zu unterdrücken. Die Stimme aus den Lautsprechern forderte die Menschen erneut auf, auf ihren Sitzen zu verharren und jeder, der versuchte, in Richtung Ausgang zu fliehen, wurde gnadenlos zurückgedrängt.
Die amerikanischen Sicherheitsbeamten waren im Vergleich zu den europäischen nicht zimperlich. Sie scheuten sich nicht davor, ihre Schlagstöcke und andere Waffen zu benutzen. Laut Gesetz war dies hier auch erlaubt.
Das Klettern über die erste Stuhllehne schaffte ich noch spielend, bei der zweiten wurde es schwieriger und als ich die dritte erreichte, kam ich total aus der Puste. Noch zwei Reihen, die musste ich noch schaffen! Zwei Reihen, die mich von Niall trennten, von dem jedoch nichts zu sehen war. Vielleicht lag er schwerverletzt am Boden, vielleicht war er tot.
Jede Bewegung fiel mir schwerer, meine Kräfte schwanden im Sekundentakt dahin. Nur noch schemenhaft sah ich die Menschen vor mir, etwas Warmes rann meinen Arm hinab und das Pochen in meinem Kopf verstärkte sich. Der Adrenalinspiegel sackte langsam nach unten und der verfluchte, stechende Schmerz trieb mich fast an den Rand des Wahnsinns. Von einer zur anderen Sekunde war er plötzlich da und raubte mir fast das Bewusstsein.
„Niall." Meine Stimme glich nur noch einem Wimmern, einem dünnen Windhauch, der in der geballten Ladung eines Sturms unterging.
Ich wollte doch nur zu meinem Freund. Stattdessen umfing mich eine eigenartige Schwärze. Obwohl ich versuchte, diese zurückzudrängen, umhüllte sie mich immer stärker. Ich glitt in eine andere Welt.
Das nächste, was ich mitbekam, waren Stimmen, die in mein Gehör drangen.
„Wir müssen versuchen, ihn zu stabilisieren-."
„Sein Kreislauf ist ziemlich am Arsch-."
„Sei froh, dass er noch lebt, nicht wie der andere-."
„Kriegt ihr ihn durch?"
Prompt glitt ich wieder in den schwarzen Raum. Er ließ mich einfach nicht los. Die Stimmen kamen nicht mehr an mich heran.
~~~~~~~~~
„Mr Payne?"
Verdammt! Konnte man mich nicht in Ruhe schlafen lassen? Ich war so unglaublich müde und wollte nur meine Ruhe.
„Mr Payne, können Sie mich hören?"
Die penetrante Stimme schlich sich in mein Bewusstsein.
„Hm", machte ich nur.
„Ah, er wird langsam wach, das ist gut."
Ob es gut war, würde sich noch herausstellen. Mein Kopf brummte wie ein Zuchthaus und ich hatte Schmerzen im Arm.
„Wo bin ich?", fragte ich mit geschlossenen Augen.
„Im Brooklyn Hospital."
Langsam kehrte meine Erinnerung zurück. Das Barclays Center, der Boxkampf, die Schüsse. Niall.
Oh Gott, hoffentlich war ihm nichts geschehen!
Mein Mund fühlte sich plötzlich ganz trocken an, ich begann zu husten und öffnete gleichzeitig meine Augen.
Eine hübsche Krankenschwester stand vor meinem Bett und direkt daneben ein junger Arzt. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich die Namen der beiden von den kleinen Schildern abzulesen, welche an ihren Kitteln befestigt waren.
Schwester Ruth (warum musste sie ausgerechnet Ruth heißen, wie meine ältere Schwester?) und Assistenzart Dr. Bower.
„Fühlen Sie sich in der Lage, sich aufzusetzen, Mr Payne?", erkundigte sich der Arzt freundlich.
„Ich denke schon."
Man half mir ein wenig, denn ich konnte den linken Arm nicht bewegen. Dieser befand sich in einer Schlinge, direkt an meinem Körper. Außerdem tat er höllisch weh.
„Haben Sie Schmerzen?"
Die fürsorgliche Frage von Schwester Ruth brachte mich nahezu auf die Palme.
„Natürlich! Ich bin angeschossen worden!", blökte ich.
„Sie können sich an alles erinnern?", wollte Dr. Bower wissen.
„So ziemlich."
„Das ist gut, dann brauchen wir Sie nicht zum Neurologen zu schicken."
Er schien sich darüber zu freuen, ich jedoch fragte mich, was mit Niall passiert war. Wenn ich meinen Erinnerungen Glauben schenken durfte, hatte es jemanden erwischt, die Frage war nur, wen?
Die Angst, dass Niall etwas geschehen sein könnte, schnürte meine Kehlte zu. Das durfte einfach nicht sein! Ich kam mir so erbärmlich vor. Ein Nichtsnutz, der seinen Freund hatte beschützen wollen – ich war zu einem Opfer mutiert.
Schwester Ruth reichte mir eine Tablette, bei der es sich vermutlich um ein Anti-Schmerzmittel handelte und die ich auch brav mit dem Glas Wasser, das sie mir hinstellte, hinunter schluckte.
„Sie hatten verdammtes Glück", unterbrach der Arzt meine Gedanken. „Ihr Arm wird nach Ausheilung keinerlei Beeinträchtigungen aufweisen."
Mein Scheiß-Arm interessierte mich im Moment überhaupt nicht. Alles was ich wissen wollte, war, ob Niall unversehrt geblieben war. Doch diesen Arzt konnte ich nicht danach fragen. Er würde mir keine Auskünfte erteilen.
Mit einem galanten Schwung warf Dr. Bower die Bettdecke zurück.
„Ich würde noch gerne kurz Ihre Reflexe testen."
„Bedienen Sie sich", erwiderte ich und beobachtete, wie er mit einem Reflexhammer die Seiten meiner Knie berührte.
Das Zucken, welches daraus resultierte, stellte ihn wohl zufrieden.
„Sehr schön, alles ok", stellte er lächelnd fest.
Mein rechter, intakter Arm wurde als nächstes begutachtet. Auch hier gab es keinerlei Beanstandungen.
„Die Polizei wartet draußen, Mr Payne. Fühlen Sie sich in der Lage dazu, die Fragen zu beantworten?"
Als ich nickte, gab Dr. Bower der Krankenschwester einen Wink und beide verließen das Zimmer. Zehn Sekunden später öffnete sich die Tür erneut und ein Mann mittleren Alters trat ein. Er trug einen beigen Trenchcoat, welchen er jedoch auszog und ordentlich an einen der Haken hängte, die in der gegenüberliegenden Wand zum Bett verankert waren.
„Guten Tag, Mr Payne. Mein Name ist Inspektor Ward. Wie fühlen Sie sich?"
„Beschissen", entfuhr es mir leicht genervt.
„Das glaube ich Ihnen aufs Wort."
Er lächelte mir zu, als er sagte: „Sie hatten verdammtes Glück."
„Ich weiß", fiel ich ihm ins Wort. „Mein Arm wird keinerlei Beeinträchtigungen erleiden."
„Das auch, aber eigentlich meinte ich etwas anderes."
„Was denn?"
Etwas perplex schaute ich in seine Richtung.
„Nun, eigentlich ist dieses Krankenhaus nicht so besonders, aber was Schussverletzungen angeht, sind die top hier. Da konnten Sie kein besseres Hospital erwischen."
Ich schluckte kurz, um dann einen Satz herauszulassen, der den Inspektor zum Lachen brachte.
„Dann bin ich ja froh, dass ich mir nichts gebrochen habe. Wer weiß, ob mein Arm dann noch ohne Beeinträchtigung geblieben wäre."
Nach diesem ersten Wortwechsel wurde die Thematik merklich ernster.
„Sie wissen, dass ich Ihnen einige Fragen stellen muss, nicht wahr?"
„Da werden wir wohl nicht drum herum kommen", seufzte ich und versuchte eine bessere Sitzposition im Bett zu finden.
Noch immer trug ich eines dieser Engelshemden, wie sie meine Mum nannte. Hinten offen und vorne sah es aus wie ein riesiger Schlabberlatz, der fast bis zum Knie reichte.
„Also, Mr Payne, dann reden wir mal unter Kollegen."
Demnach wusste er über mich Bescheid.
„Hören Sie, ich kann Ihnen sagen, dass ich zu diesem Boxkampf gegangen bin und meine Waffe dabei hatte. Dies wurde jedoch zuvor geklärt."
„Ich weiß, und das interessiert mich auch gar nicht, um ehrlich zu sein. Ich möchte nur wissen, was genau passiert ist."
„Ich beobachtete, wie ein Mann plötzlich aufstand. Er hielt eine Pistole in der Hand und feuerte einen Schuss nach vorne, also in Richtung Boxring, ab. Daraufhin zückte ich ebenfalls meine Waffe und zielte auf ihn. Ich musste sicher gehen, dass er kein Blutbad veranstaltete."
„Mitten in der Arena, wo Sie Gefahr laufen mussten, jemand anderen zu erwischen?"
„Die saßen noch alle auf ihren Plätzen, weil sie dachten, der Schuss gehört zur Show."
„Verstehe, sowas hat man ja hin und wieder bei diesen großen Events."
Seufzend ließ ich mich in das Kissen zurücksacken.
„Was dann genau passiert ist, weiß ich nicht. Ich hörte einen Schuss, der mich am Arm erwischte und dann versuchte ich, mich nicht von der Meute erdrücken zu lassen. Ich wollte nach vorne, um zu schauen, ob es Verletzte gab, aber ich sackte irgendwann zusammen, weil mich die Kräfte verließen."
Niall erwähnte ich mit keiner Silbe, das ging ihn nichts an.
„Verständlich."
Der Inspektor lächelte mich kurz an, dann fragte er: „Kannten Sie den Mann?"
„Nein, ich habe ihn vorher noch nie gesehen", antwortete ich ehrlich.
„Er wurde getötet, jedoch nicht durch ihren Schuss. Sie verletzten ihn an der Schulter, Mr Payne. Die zweite Kugel, eines anderen Kalibers, traf ihn ins Herz."
„Weiß man, wer sie abgefeuert hat?", erkundigte ich mich.
„Einer der Sicherheitskräfte, die beim Boxkampf anwesend waren."
Ich nickte stumm.
„Haben Sie vielleicht noch eine Frage?", wollte der Inspektor wissen. Als ich verneinte, leitete er das Ende des Gesprächs ein.
„Gut, dann ist die Fragestunde beendet. Ihre Frau wartet ohnehin schon draußen, ich glaube, sie wird froh sein, sie endlich sehen zu können."
Sophia war nicht meiner Frau, doch in diesem Moment wünschte ich mir, sie wäre es. So schnell hätte alles vorbei sein können, so einfach war es, jemanden zu verlieren.
„Mr Payne, ich verabschiede mich nun und wünsche Ihnen alles Gute. Also bis dann."
Inspektor Wards Worte erklangen noch immer in meinen Ohren, als Sophia den Raum betrat.
„Oh Gott, Liam, ich bin so froh, dass es dir wieder besser geht!"
Mit drei Schritten war sie am Bett angekommen und umarmte mich ganz vorsichtig, bevor sie einen Kuss auf meinen Mund platzierte. Ihre vollen Lippen schmeckten so süß wie ihr Parfum und ihr langes Haar kitzelte meine Wangen.
Ich konnte sie nur mit einem Arm umfassen, was mich tierisch nervte und als sie sich leicht gegen meine rechte Schulter lehnte, spürte ich diese Vertrautheit zwischen uns. Für eine Sekunde dämmerte ich weg, doch dann wurde ich schlagartig in die Realität zurückgerissen. Der Gedanke an Niall bewirkte dies.
„Soph?"
„Ja, Liam?"
„Hast was von Niall gehört?"
„Ja, er kommt dich nachher besuchen."
Ein Stein fiel von meinem Herzen.
„Dann ist er also ok?"
„Ja, ist er."
Erleichterung machte sich in mir breit. Meinem Freund war nichts geschehen, das war die Hauptsache.
„Ich habe mit Alistair gesprochen."
Automatisch zog ich den Kopf ein, als der Name unseres Vorgesetzten fiel, der wahrscheinlich aufgrund der letzten Geschehnisse komplett ausgerastet war.
„Was sagt er denn?"
„Er wünscht dir gute Besserung und wird sich melden, sobald du wieder fit bist."
„Das kann er jetzt schon tun. Je eher, desto besser."
Mir grauste vor dem Anschiss, den ich bestimmt zu hören bekam.
Begleitet durch ein lautes Seufzen ließ ich mich erneut in das Kissen zurücksinken.
„Und das alles noch vor Weihnachten", entfuhr es mir.
„Ach, Weihnachten findet so oder so statt", meinte Sophia leichthin. „Und wir haben Gäste, was es umso lustiger werden lassen wird. Außerdem hast du dann ein wenig Beschäftigung und denkst nicht dauernd an deinen lädierten Arm."
„Das ist wohl wahr."
Insgeheim freute ich mich auf Eleanor, Briana und Freddie, die alle drei in unserer großen Wohnung übernachten würden. Wobei ich mir bei Freddie nicht sicher war. Bestimmt würde er Kierans Gesellschaft vorziehen, womit Sienna und Niall dann zwei Kinder an der Backe hatten.
Es tat gut, Sophia bei mir zu haben. Ich genoss es, von ihr verwöhnt und umsorgt zu werden. Sie schenkte mir Tee ein und half mir das Essen kleinzuschneiden. Außerdem erzählte sie mir, welche köstlichen Dinge zu Weihnachten auf unseren Tisch kommen würden. Bei dem schrecklichen Krankenhausfraß lief mir jetzt schon das Wasser im Mund zusammen.
Sophia blieb bis zum späten Nachmittag und wurde praktisch durch Niall abgelöst, der gegen halb fünf auftauchte.
„Meine Güte, Liam! Ich bin so froh, dass dir nichts Schlimmes passiert ist!", brachte er sorgenvoll hervor, als er mich vorsichtig umarmte.
„Sag mir, was danach los war", forderte ich meinen Freund ohne Umschweife auf.
Wir schauten uns an, dann begann er zu erzählen.
„Als der erste Schuss fiel, zog Nicholas mich zu Boden. Wir hörten weitere Schüsse und blieben so lange unten, bis die Meute anfing loszurennen. Es war grauenvoll, jeder wollte nach draußen, doch die Sicherheitskräfte hielten alle zurück. Später erfuhren wir, dass der Mann, der den ersten Schuss abgab, getötet wurde. Jedoch nicht durch die erste Kugel, die ihn erwischte, sondern durch eine zweite."
„Ich weiß, das hat der Bulle, der mich hier besucht hat, bereits erzählt."
Niall musterte mich genauer.
„Aber er hat dir nicht gesagt, wer der Typ war, oder?"
„Nein, weißt du es etwa?"
Ein kurzes, sarkastisches Lachen seinerseits erfolgte.
„Weißt du, ich war mit der russischen Mafia unterwegs, da erfährt man so Einiges."
„Los, spuck' es aus."
„Ich würde behaupten, ich hatte Glück. Die Chancen, dass der Anschlag mir galt, stehen fünfzig zu fünfzig. Der Kerl gehörte zu den Kolumbianern, war wohl noch ziemlich neu und ist nervös geworden. Sein Schuss ging in den unteren Teil des Boxrings. Es ist nicht klar, ob er einen der Boxer oder mich treffen wollte."
„Schöne Scheiße, was sagen die Russen dazu?"
„Sie müssen warten, bis sie ihren Agenten treffen, was erst in einigen Tagen stattfinden wird."
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
„Du bist gut informiert, Kumpel. Könntest glatt die Seiten wechseln."
„Niemals!"
Kurz beäugte ich Niall, der keinerlei Anzeichen von Nervosität zeigte. Vielleicht versteckte er dies auch nur sehr gut.
„Hast du deine Waffe dabei?", erkundigte ich mich.
„Ja, habe ich, warum?"
„Weil ich in diesem verdammten Krankenhaus liege und dich zurzeit nicht beschützen kann", fluchte ich, was ihn zu einem breiten Grinsen animierte.
„Sophia ist auch noch da und außerdem werden die Russen es nicht zulassen. Sie brauchen mich für den Prinz, also bewachen sie mich auch gut."
Als er Sophias Namen aussprach, bekam ich erneut ein komisches Gefühl in der Magengegend. Alles hätte vorbei sein können.
Meine Gedanken bewegten sich immer in die eine Richtung und schließlich bat ich Niall um einen Gefallen. Er hörte aufmerksam zu, nickte und versprach, das zu tun, was ich ihm aufgetragen hatte.
„Du kannst dich auch mich verlassen, Liam. Ich kriege das schon hin."
„Fein, es wäre mir nämlich sehr wichtig", brachte ich hervor. „Weißt du-."
„Es ist schon ok, ich habe dich verstanden und würde es vermutlich genauso handhaben", unterbrach er meine Rede.
Anschließend tätschelte er meine Hand und sagte: „Ich muss jetzt leider gehen, Liam. Sienna macht sich sonst Sorgen. Übrigens soll ich dich von ihr grüßen."
„Danke, Grüße zurück."
Er klopfte mir kurz auf die Schulter, bevor er aus dem Zimmer verschwand. Seufzend schaute ich ihm hinterher und wünschte mir nichts sehnlicher, als aus dem Krankenhaus entlassen zu werden.
Am nächsten Tag erreichte mich Alistairs Anruf per Skype. Mit einem leichten Drücken im Magen und aufs Schlimmste gefasst, nahm ich diesen entgegen.
„Hallo Liam du siehst ja schon ganz munter aus", begrüßte mich mein Boss.
„Ja, ich werde übermorgen entlassen, muss dann regelmäßig zur Nachsorge."
Der Arzt hatte mir das heute Morgen bei der Visite eröffnet.
„Das klingt gut", kam es von Alistair, auf dessen Donnerwetter ich nun wartete.
„Los, fang an", sagte ich deshalb.
„Womit?"
„Mit der Moralpredigt."
Sein meckerndes Lachen trieb mir Schweißperlen auf die Stirn. Ich fühlte mich wirklich gerade ziemlich schlecht, weil ich nicht abschätzen konnte, wie er reagieren würde. Seine nächsten Worte verblüfften mich jedoch völlig.
„Nun, Liam, ich würde behaupten, du hast alles richtig gemacht. Niall ist noch am Leben, einer der Schurken ist tot und du hast dir lediglich eine Schussverletzung eingefangen, die dich einige Zeit außer Gefecht setzen wird. Aber für diesen Fall habe ich bereits vorgesorgt."
„W-Was?", stotterte ich ungläubig.
„So lange du deinen Arm nicht richtig nutzen kannst, wird Eleanor in New York bleiben. Sie trifft ohnehin in den nächsten Tagen bei euch ein und freut sich schon darauf, euch länger Gesellschaft leisten zu dürfen."
„Ähm, und wo bleibt jetzt meine Standpauke?"
„Es gibt keine. Ich bin froh, dass dir und auch Niall nichts geschehen ist. Du hast sehr schnell und umsichtig gehandelt. So, wie ich es von meinen Leuten erwarte. Und Schussverletzungen gehören nun mal zu unserem Job. Sie zeigen uns, dass wir Menschen sind und keine Maschinen. In diesem Sinne wünsche ich dir weiterhin gute Besserung. Wir hören uns in den nächsten Tagen."
Nach diesen Worten beendete er die Skype-Session, während ich eine halbe Minute fassungslos auf mein Telefon starrte. Alistair überraschte mich immer wieder aufs Neue.
Bevor ich mich so richtig von der Unterhaltung erholt hatte, klopfte es an der Tür.
Niall trat ein, sein Gesicht durch ein breites Grinsen geziert.
„Ich habe alles erledigt, Liam. So, wie du es mir aufgetragen hast."
„Danke, das ist nett von dir."
Wir gaben wir uns ein High-Five, dann drückte er mir einen Zettel in die Hand.
„Hier, verliere ihn nicht. Den brauchst du."
Niall ließ sich auf den Stuhl neben dem Bett fallen und schaute prüfend in meine Augen.
„Was ist?", fragte ich skeptisch.
Sein Schmunzeln wurde immer breiter.
„Wenn du wüsstest, was ich dir zu Weihnachten gekauft habe", ließ er verlauten.
So sehr ich ihn auch versuchte auszuhorchen, er verriet es mir nicht.
Drei Tage vor Christmas Eve wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Ich hatte Sophia gesagt, dass ich mir ein Taxi nehmen würde, damit sie nicht extra in Brooklyn antanzen musste.
Ich nahm mir zwar ein Taxi, doch ich ließ mich nicht nach Hause bringen. Mein Plan sah andere Dinge vor.
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So.... ganz ehrlich: Wer hat geglaubt, dass der Schuss zur Show gehört hat?
Denkt ihr, Niall ist wirklich so geschillt wie er sich Liam gegenüber gibt? Und wem glaubt ihr, galt der Schuss wirklich? Niall oder einem der beiden Boxer?
Und was mag Liam jetzt vorhaben? Fragen über Fragen, die einer Klärung bedürfen.
Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen und freue mich wie immer sehr über eure Kommentare.
Das nächste Update kommt am Samstag.
LG, Ambi xxx
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