21. Prearrangements
♪ Stop and Stare – One Republic
Niall
Grübelnd stand ich im Badezimmer und starrte auf die Nachricht von Nicholas. Er wollte mich morgen zu sich nach Hause einladen, alleine wohlbemerkt. Wie sollte ich Sienna das erklären, ohne dass sie misstrauisch wurde?
Heute hatte ich sie erneut angelogen, indem ich behauptete, dass die Nachricht, die ich auf dem Rückweg vom Swinger Club erhalten hatte, von Harry stammen würde.
Langsam wurde mir richtig übel zumute. Doch ich musste es auf meine Art und Weise durchziehen. Sie würde keine ruhige Minute mehr haben, wenn sie die Wahrheit herausfand. Alles war besser, als sie dieser seelischen Grausamkeit auszusetzen. Sienna durfte niemals erfahren, dass ich in absehbarer Zeit hin und wieder in Lebensgefahr schweben würde.
Vielleicht sollte ich Liam um Hilfe bitten, was das Treffen mit Nicholas anging.
Noch befand er sich in unserem Haus, denn er und Sophia unterhielten sich mit Sienna in unserem Wohnzimmer, während ich mich genötigt sah, auf Nicholas' Nachricht zu antworten.
Er wollte mich um fünf Uhr am späten Nachmittag empfangen. Ich sagte zu, ohne zu wissen, wer mir ein halbwegs vernünftiges Alibi zur Verfügung stellen konnte.
Mit einem tiefen Durchatmen verließ ich das Badezimmer und ging geradewegs in den Wohnbereich, um mich zu den anderen zu gesellen.
„Na, Niall, hast du dich mit deiner Frau im Black Room ordentlich ausgetobt?", wurde ich von Liam empfangen, der mich vielsagend angrinste.
Ihm würde das Lachen gleich vergehen, sobald ich ihn eingeweiht hatte.
„Ja, habe ich", erwiderte ich lässig. „Willst du auch ein Bier?", fragte ich im gleichen Atemzug.
„Ja, klar."
Mit dem Kopf in die Küche weisend, gab ich ihm das Zeichen, mir zu folgen. Liam tat dies mit einem ziemlich verwunderten Gesichtsausdruck.
„Was ist los, Niall? Gibt es irgendwelche Probleme?", erkundigte er sich leise, als wir vor dem Kühlschrank standen.
„Allerdings."
Ohne ein weiteres Wort ließ ich ihn die Nachricht von Nicholas lesen, was er mit einem lauten Seufzen quittierte.
„Und nun?", raunte er mir zu. „Was willst du Sienna sagen, wo du hingehst?"
„Keine Ahnung", murmelte ich, „ich dachte, du hättest vielleicht eine Idee. Wir könnten einen Männerabend machen, oder?"
Nachdenklich holte Liam sein Handy hervor, um im Internet zu googeln.
„Du meinst, wir denken uns etwas aus, wo die Frauen garantiert nicht mitwollen?"
„So ungefähr."
„Fein, dann lass uns gemeinsam schnell nachschauen."
Glücklicherweise mangelte es in New York nicht an Sportevents oder sportlichen Aktivitäten, denen man nachgehen konnte.
„Lass uns zum Wrestling gehen. Morgen findet eine Veranstaltung im Madison Square Garden statt. Sie startet um halb fünf und dauert eineinhalb Stunden. Wenn die Zeit nicht reichen sollte, erzählen wir, dass wir anschließend noch was Trinken waren. Sophia hasst Wrestling, sie würde sich das nie anschauen, aber ich will es schon lange mal live sehen."
„Die Idee ist super, auch wenn du nicht in den Genuss kommen wirst."
Er schmunzelte breit.
„Wer sagt das? Ich habe gerade eine Karte gekauft."
„Na super. Alles ohne mich", seufzte ich. „Ich hätte mir das auch gerne angeschaut."
„Tja, Pech für dich. Ich werde es filmen, ok?"
Liam klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter.
„Los, lass uns den Frauen erklären, dass sie morgen etwas zusammen machen müssen. Zumindest für einige Stunden."
Obwohl Sienna und auch Sophia recht überrascht bezüglich unserer spontanen Entscheidung, einem Wrestling Event im Madison Square Garden beizuwohnen, reagierten, stellte es für sie jedoch kein Problem dar, diese Zeit gemeinsam miteinander zu verbringen.
„Es ist ja schön, dass ihr euch so schnell abgesprochen habt", lauteten Sophias Worte, denen Sienna zustimmte.
„Aber das macht gar nichts. Dann können Sophia und ich endlich mal einen Frauenplausch halten", tat sie ihre Meinung kund.
Ich war unglaublich erleichtert, dass die Sache so problemlos über die Bühne ging.
Der nächste Tag begann mit einem gemütlichen Frühstück zu dritt, sowie Gassi gehen mit Myles, dem man beim Wachsen beinahe zuschauen konnte. Er war jetzt einen Monat bei uns und hatte sich während dieser Zeit vollkommen eingelebt. Stubenrein zu sein, gehörte ebenso zu seinen Vorzügen wie die Tatsache, dass er ein unglaublich liebes und kuschelbedürftiges Tier war. Am liebsten wollte er uns auf dem Sofa Gesellschaft leisten, doch Sienna und ich waren gleich zu Anfang übereingekommen, dass unser Hund auf der Couch nichts verloren hatte.
Seine Decke lag neben dem Sofa, auf dem Boden und er fand sich dort regelmäßig ein, um uns Gesellschaft zu leisten, so, wie es sich für einen Familienhund gehörte.
Am Nachmittag, bevor ich den Weg zu Nicholas antrat, ging ich nochmals mit ihm vor die Tür, damit er sein Geschäft erledigen konnte. Der Hundepark lag Gott sei Dank relativ nahe, sodass ich mich nicht zu hetzen brauchte.
Als ich zurückkehrte, waren Liam und Sophia bereits anwesend. Mein Freund begrüßte mich mit einem spitzbübischen Grinsen, während seine braunen Augen unter dem Snapback herauslugten.
„Na, Niall, alles fit? Bist du bereit für den Madison Square Garden?"
„Und ob ich das bin", erwiderte ich grinsend, jedoch mit innerlichem Muffensausen.
Was würde mich bei Nicholas erwarten?
Da der Wrestling Event eine halbe Stunde eher startete, als meine Verabredung mit dem Mafioso, durfte ich auf der Straße warten, nachdem Liam sich verabschiedet hatte. Er nahm die U-Bahn, die ihn zu seinem Ziel brachte.
Ich hingegen stand mir die Beine in den Bauch und rauchte eine Zigarette, um mir die Zeit zu vertreiben. Marx würde mich um halb fünf abholen und gerade war es erst viertel nach vier. Sicherheitshalber hatte ich ihn angewiesen, am Ende der Straße zu warten, damit Sienna mich nicht sehen konnte, falls sie rein zufällig aus dem Fenster schaute.
Am liebsten wäre ich mit der Bahn zu Nicholas gefahren, doch er bestand darauf, dass Marx den Chauffeur spielte. Es war unglaublich, wie sehr die Mafia bereits mein Leben bestimmte.
Als ich die Zigarette zu Ende geraucht hatte, tauchte endlich die schwarze Limousine auf, was mich erleichtert aufatmen ließ.
Nach einer relativ entspannten Fahrt trafen wir vor Nicholas' beeindruckendem Townhouse ein. Wie zu erwarten, begleitete Marx mich weiterhin und er wich auch nicht von meiner Seite, nachdem ich das Haus betreten hatte.
„Niall, es freut mich, dass du kommen konntest."
Als Nicholas mir diesen Satz hinknallte, musste ich etwas entgegnen.
„Ach, mir war gar nicht bewusst, dass ich hätte absagen können", erwiderte ich ironisch und reichte Marx meine Jacke, da dieser gerade an der Garderobe verweilte.
Ein Lächeln umspielte die Lippen des Mafia Bosses, als er antwortete: „Ich liebe deinen Sarkasmus. Er zeigt, dass du kämpfst, Niall."
Da er mich mit meinem richtigen Namen ansprach, ging ich davon aus, dass wir unter uns sein würden, oder zumindest nur der innere Kreis anwesend war.
Ich täuschte mich keineswegs, denn als wir das Esszimmer erreichten, saßen die anderen vier Männer, mit denen ich bereits das Vergnügen auf seiner Party hatte, im Raum.
„Setz dich, Niall", wies Nicholas mich an, während die restlichen Gestalten mir zunickten.
Wodka wurde ausgeschenkt und Zigarillos gereicht, bevor das Gespräch startete, welches durch Nicholas geleitet wurde.
„Also, Niall, wir dachten, es wäre an der Zeit für deinen ersten öffentlichen Auftritt", begann er seine Rede.
„Ok, und wie soll dieser aussehen? Was erwartet mich dort?", stellte ich meine Frage in den Raum.
„Deine Präsenz hat den Zweck, die kolumbianische Mafia wissen zu lassen, dass du dich in New York aufhältst", erläuterte der Mafia Boss. „Dir droht also noch keine Gefahr, da der Prinz dich selbst erledige möchte. Das wissen wir aus sicherer Quelle. Außerdem sind wir alle bewaffnet und passen auf dich auf."
Obwohl Nicholas sehr ruhig klang, stellten sich meine Nackenhaare automatisch bei dem Gedanken daran, den Kolumbianern sozusagen angepriesen zu werden. Aber dies beinhaltete unser Deal, der es nicht gestattete, einen Rückzieher zu machen. Ansonsten würde ich Kieran in Gefahr bringen, dessen Leben mir wichtiger war als mein eigenes.
Nachdem ich einen großen Schluck Wodka zu mir genommen hatte, der in meinem Fall ausschließlich der inneren Beruhigung diente, setzte ich zum Sprechen an.
„Also gut. Wann soll das Spektakel über die Bühne gehen?"
„Nächsten Samstag im Barclays Center in Brooklyn. Dort findet ein Boxkampf der Premier Boxing Champions statt. Die Kolumbianer haben auf einen der Beiden gesetzt. Sie werden anwesend sein, um den Kampf zu verfolgen. Und rein zufällig wird sie jemand auf dich aufmerksam machen. So lautet unser Plan."
In meinem Kopf ratterte es sofort.
„Ihr habt einen Spion?", fragte ich, was Nicholas zu einem Grinsen animierte.
„Anders würden wir das nicht hinkriegen."
Der zweite Schluck Wodka war fällig, den ich mir, ohne mit der Wimper zu zucken, gönnte. Langsam wurde es ernst und der Plan der Mafia nahm eine konkrete Gestalt an.
„Ich nehme an, der Event findet am Abend statt?", erkundigte ich mich.
„Ja, um neun Uhr. Ich werde dich abholen, Niall. Du brauchst dir also keine Ausrede für deine Frau einfallen zu lassen."
Am liebsten hätte ich ihn für diesen Satz meine Faust spüren lassen, doch ich beherrschte mich eisern. Zumindest was eine körperliche Auseinandersetzung anging. Die Verbale konnte ich mir jedoch nicht verkneifen.
„Weißt du, Nicholas, wenn die Mafia wirklich so toll wäre, wie sie tut, würde sie mir für alle Verabredungen ein einwandfreies Alibi zur Verfügung stellen. Ihr solltet eure Hausaufgaben gründlicher machen, damit es nicht versehentlich zu einer Katastrophe kommt."
Entspannt lehnte ich mich im Stuhl zurück, um seine Reaktion zu beobachten. Nicholas Mundwinkel zuckten leicht, als er antwortete: „Eins zu null für dich, Niall. Ich werde mir das hinter die Ohren schreiben."
Mein Grinsen nahm kein Ende, als ich den restlichen Wodka trank und anschließend das Glas auf dem Tisch abstellte.
„Gibt es sonst noch etwas zu besprechen?", wollte ich wissen.
„Nein, das war es für heute. Marx wird dich nach Hause bringen."
Mit einem Blick auf meine Armbanduhr stellte ich fest, dass es viel zu früh war. Ich konnte jetzt keinesfalls nach Hause zurückkehren.
„Das geht nicht. Ich muss warten, bis mein Freund sich in der Nähe aufhält, damit wir gemeinsam daheim einlaufen", verkündete ich.
„Ok, dann bleibst du noch eine Weile hier."
Mit einem Schulterklopfen verabschiedete sich Nicholas von seinen Untergebenen, die mir alle brav die Hand schüttelten, bevor sie das Haus verließen. Nur Marx blieb zurück.
Kaum war das Pack verschwunden, wandte sich der Hausherr an mich.
„Möchtest du einen Kaffee, Niall? Oder lieber einen Espresso?"
„Espresso, extra süß, bitte."
Wir nahmen unsere Plätze im Wohnzimmer ein und gerade als ich nach Anastasia fragen wollte, erhielt Nicholas einen Anruf.
„Ja, sie sind weg. Du kannst mit ihr nach Hause kommen. Bis dann."
Unsere Blicke begegneten sich, was ihn dazu veranlasste, eine Erklärung abzugeben.
„Ich halte Anastasia so gut wie möglich von all dem fern. Sie soll in einem normalen Umfeld aufwachsen. Die Kriminalität braucht sie noch nicht zu kennen. Ich liebe mein Kind und dafür ist sie eindeutig noch zu jung."
Manchmal gab Nicholas mir Rätsel auf. Natürlich konnte ich verstehen, dass er seine Tochter aus seinen illegalen Machenschaften heraushalten wollte. Jeder Vater, der sein Kind liebte, würde das tun. Aber irgendwann würde auch sie in diesem Horrorszenario ihren Platz finden. Und sei es als Mafia Braut, die einen anderen Mafioso heiratete. Das kleine Mädchen tat mir jetzt schon leid. Sie würde niemals ein normales Leben führen. Geld, Kriminalität und etwaige Rachefeldzüge waren das, was ihre Zukunft ausmachte. Davor konnte sie niemand bewahren, selbst Nicholas nicht.
Langsam trank ich meinen Espresso und grübelte währenddessen über die Mafia nach. Was würde passieren, nachdem ich meine Aufgabe erfüllt hatte? Würde man mich dann gehen lassen? Oder hatte man ein anderes Schicksal für mich auserkoren? Eines, das den Tod bedeutete? War ich nur ein Spielball oder jemand, den man ernst nahm und respektierte?
Bei Nicholas hatte ich stets das Gefühl, dass er mir Respekt entgegenbrachte. Allerdings konnte er mich mit seinem Verhalten Sienna gegenüber, sehr leicht auf die Palme bringen. Ich traute ihm in dieser Hinsicht nicht und deshalb war ich froh, dass Harry ab und zu ein Auge auf den Mafioso warf, wenn dieser sich mit meiner Frau traf.
„So nachdenklich, Niall?", holte Nicholas Stimme mich in die Realität zurück.
„Hin und wieder, ja. Ich habe schließlich allen Grund dazu", erwiderte ich.
„Du solltest dich nicht zu verrückt machen. Am Samstag passiert gar nichts. Sie werden lediglich diese Information an den Prinz weiterleiten. Und der wird irgendwann reagieren."
Ich schaute Nicholas direkt in die Augen, als ich meine Frage stellte.
„Was glaubst du, wie lange das dauern wird?"
„Einige Wochen. Er wird sich zunächst versichern, dass dies der Wahrheit entspricht, also seine engsten Kundschafter rausschicken. Danach wird er gemeinsam mit ihnen einen Schlachtplan entwerfen. Wir hingegen werden ihm nur ganz bestimmte Informationen zukommen lassen. Er wird nicht herausfinden, wo du wohnst, sondern nur, wo man dich in der Öffentlichkeit antreffen kann."
„Wie wollt ihr das denn verhindern?"
Verblüfft schaute ich ihn an.
„Unser Spion kümmert sich darum, keine Sorge."
Er klang so zuversichtlich, trotzdem bekam ich Magendrücken. Was, wenn er mich aus dem Weg räumen wollte, um ungehindert an Sienna heranzukommen?
Meine schrecklichen Gedanken behielt ich in seiner Gegenwart für mich, denn ich gönnte ihm keinerlei Triumph. Stattdessen stellte ich eine Frage, die in eine komplett andere Richtung ging.
„Seit wann lernt deine Tochter Taekwondo?"
„Seit fast einem Jahr. Sie wurde gerade vier, als ich sie dafür angemeldet habe. Ich finde, ein Mädchen muss sich verteidigen können."
Dieser Aussage stimmte ich uneingeschränkt zu. Auch Sienna hatte in Oceanside einen Selbstverteidigungskurs besucht, was ich damals stets unterstützt hatte.
„Wird dieser von der Mafia angeboten?"
„Nein, es ist eine hervorragende private Kampfsportschule, die den Kurs anbietet. Kinder ab vier Jahren können daran teilnehmen. Natürlich gibt es auch Kurse für Erwachsene. Falls du daran Interesse haben solltest, kann Marx dir gerne einen Flyer mitbringen."
Der Angesprochene nickte, während ich den Satz „Ich überlege es mir", herausbrachte.
Nach diesen Worten erhob ich mich, da ich gerade eine Nachricht von Liam erhalten hatte. Er war auf dem Weg nach Hause und wollte sich mit mir an der U-Bahn Haltestelle Christopher Street treffen, damit wir von dort aus gemeinsam nach Hause laufen konnten. Marx sollte mich dort absetzen.
„Ich muss gehen, Nicholas", sagte ich.
„Ok, Niall. Bis bald."
Er geleitete mich und Marx noch zur Tür, wo wir uns endgültig verabschiedeten.
Da die schwarze Limousine selbstverständlich mit einer Standheizung ausgerüstet war, fühlte sich der Innenraum des Wagens angenehm warm an, als ich einstieg. Die Lichter New Yorks, welche zur Weihnachtszeit noch vielfältiger und heller strahlten, als normal, vermittelten den Eindruck, dass es gar nicht richtig dunkel sei.
Während ich aus dem Fenster blickte, um die bunte Leuchtdekoration zu betrachten, kündigte mein Handy den Eingang einer E-Mail an. Was kam nun schon wieder?
Mein Herz schlug schneller, als ich den Text des unbekannten Absenders überflog.
„Und der HERR sprach zu Mose: Sage Aaron: Nimm deinen Stab und recke deine Hand aus über die Wasser in Ägypten, über ihre Bäche und Ströme und Seen und über alle Wassersümpfe, dass sie Blut werden; und es sei Blut in ganz Ägyptenland, in hölzernen und in steinernen Gefäßen. Mose und Aaron taten, wie ihnen der HERR geboten hatte, und er hob den Stab auf und schlug ins Wasser, das im Strom war, vor Pharao und seinen Knechten. Und alles Wasser ward in Blut verwandelt. Und die Fische im Strom starben, und der Strom ward stinkend, dass die Ägypter nicht trinken konnten das Wasser aus dem Strom; und es war Blut in ganz Ägyptenland."
Verdammt! Hatte Liam nicht gesagt, dass Seth sich darum kümmern wollte, den Absender ausfindig zu machen?
Die Texte, welche aus der Bibel stammten, gaben mir Rätsel auf. Irgendjemand erlaubte sich einen Scherz, davon war ich überzeugt.
Seufzend verließ ich an der U-Bahn Haltestelle den Wagen. Liam winkte mir bereits freudestrahlend zu, als ich über die Straße lief.
„Hey, Niall, alles klar? Das Wrestling war super! Du solltest nächstes Mal unbedingt mitkommen."
„Scherzkeks, das hätte ich liebend gerne getan", kam es leicht brüskiert von mir.
„Und? Hast du Neuigkeiten?"
„Nächste Woche, Samstag, im Barclays Center in Brooklyn, findet der Vorgeschmack auf meine Hinrichtung statt", erwiderte ich sarkastisch.
„Tolle Location, würde mir auch gefallen. Ist ein Boxkampf angesagt?"
„Ja."
„Gibt es noch Tickets?"
„Keine Ahnung."
Es wunderte mich sowieso, dass Nicholas mir diesen Ort bereits jetzt genannt hatte, denn er musste davon ausgehen, dass ich meine Freunde aus dem Zeugenschutz einweihen würde. Aber vielleicht wollte er gerade das erreichen.
„Ok, ich habe ein Ticket für mich gekauft", vernahm ich Liams Stimme.
„Echt? Das ist cool. Aber ich bin gespannt, wie die Mafia darauf reagieren wird."
„Wenn es ihnen Probleme bereiten würde, hätten sie es dich nicht wissen lassen."
Liam vergrub die Hände tief in seinem Parka, nachdem der das Handy weggesteckt hatte. Es war empfindlich kalt geworden, das spürte ich ebenfalls.
Während wir durch die Straßen gingen, begann er ein Gespräch.
„Ich habe auch Neuigkeiten für dich, Niall. Briana und Eleanor möchten über Weihnachten hierher kommen."
Etwas perplex starrte ihn meinen Freund an.
„Und Freddie?"
„Der natürlich auch. Ich glaube, Kieran wird sich riesig freuen."
„Darauf kannst du wetten."
Nachdenklich schaute ich zu Liam.
„Und wer ist dann in London? Alistair und Seth?"
„Ja, die Notbesetzung sozusagen. Und falls alle Stricke reißen, muss eben jemand den nächstbesten Flug nach London nehmen. Aber davon gehe ich nicht aus."
„Meine Güte, dann sind wir fast wieder eine große Familie."
„Ja, fast."
Die Trübsinnigkeit mit welcher Liam das aussprach, ließ mich wissen, wie sehr er Louis vermisste. Ich verstand das total, denn mir ging es nicht anders. Liebend gerne hätte ich mit unserem Freund gesprochen, doch leider befand er sich außerhalb meiner Reichweite.
Plötzlich fiel mir die mysteriöse E-Mail wieder ein.
„Liam?"
„Ja?"
„Ich habe wieder eine E-Mail bekommen."
Der Hauch unserer Atemzüge war deutlich in der kalten Luft auszumachen, als wir sprachen. Langsam schaute ich zu, wie sich die kleinen, wabernden Wolken verflüchtigten, während ich auf seine Reaktion wartete.
„Ach, verdammt! Nicht schon wieder! So einen kranken Bibeltext?"
„Ja, genau. Seth hat noch nichts herausgefunden, oder?"
„Nein, er sagte, es gäbe Schwierigkeiten, den Absender zu verfolgen."
„Wenn ein Computerfreak wie er schon Probleme hat, was steckt dann dahinter?"
Inzwischen erreichten wir das Haus und ich holte den Schlüsselbund hervor. Wir schwiegen, als wir den Flur betraten, erst als ich den Mantel auszog, machte ich mich bemerkbar, indem ich nach Sienna rief.
„Wir sind im Wohnzimmer, Schatz!", kam es zurück.
„Wir sollten kurz nach oben gehen, nachdem wir die Frauen begrüßt haben", wisperte ich Liam zu, der als Zeichen seines Einverständnisses nickte.
„Und, wie war das Wrestling?", wollte Sophia wissen.
Ich überließ Liam das Reden und begnügte mich mit Worten wie 'toll' und 'super', während er alles haarklein erläuterte. So lange, bis Sophia und Sienna gelangweilt dreinblickten. Diese Chance ergriff ich prompt.
„Ihr habt doch sicher nichts dagegen, wenn ich mit Liam kurz in mein Büro gehe, oder?", lautete meine Frage, die ich nebenbei einfließen ließ.
„Nein, ganz und gar nicht", erwiderte Sienna sofort.
Beinahe gleichzeitig erhoben wir uns von den Plätzen, um dann gemeinsam den Raum zu verlassen.
In meinem Büro angekommen, klappte ich den Laptop hoch und startete das E-Mail Programm.
„Hier ist sie."
Liam runzelte seine Stirn, als er die kuriosen Zeilen erblickte.
„Was zur Hölle soll das? Das klingt, als ob sich jemand einen Scherz erlaubt", brummte er.
Wie auf Bestellung meldete sich in diesem Moment sein Handy.
„Das ist Seth", flüsterte er leise, um sogleich das Gespräch entgegen zu nehmen.
„Hey, hast du Neuigkeiten für mich? - Wo ich bin? – Im Haus von Niall und Sienna. – Ja, es geht beiden gut. – Was? Na dann spuck' es aus!"
Der Gesichtsausdruck meines Freundes nahm plötzlich eine seltsame Mimik an. So, als ob man ihm erklären wollte, dass die Welt ab heute nicht mehr rund, sondern eckig sei.
„Ok, ich werde es ihm zeigen. Ja, bis dann."
Unruhig trommelte ich mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. Ich wollte verdammt nochmal wissen, was los war. Aber ich musste mich so lange gedulden, bis Liam mir sein Handy vor die Nase hielt. Anscheinend hatte Seth ihm einen Link per E-Mail zukommen lassen. Diesen öffnete mein Freund vor meinen verdutzten Augen und im selben Moment kam ich mir regelrecht verarscht vor.
Ich starrte auf die Seite einer Dating-Plattform.
Und Liams nächste Worte rundeten das Chaos perfekt ab.
„Da kommen die komischen E-Mails her."
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Bäng! Nun würde ich zu gerne eure Gesichter sehen. :D
Denkt ihr, dass sich jemand einen Scherz mit Niall erlaubt, oder steckt vielleicht doch etwas ganz anderes dahinter?
Langsam wird es ernst. Niall wird sozusagen den Kolumbianern präsentiert. Ich hoffe, ihr freut euch schon auf diesen Moment.
Und ja, Freddie, Eleanor und Briana kommen nach New York. Man hat lange nichts mehr von ihnen gehört. Kreddie sind dann mal wieder vereint. ♥
Vielen lieben Dank für die tollen Kommentare zum letzten Kapitel. Es war wie immer sehr unterhaltsam, sie zu lesen. Danke, dass ihr mich weiterhin so unterstützt.
Das nächste Update plane ich für Freitag.
LG, Ambi xxx
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