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16. Knowledge


♪ Hard Times – AC/DC


Niall

Mit klopfendem Herzen legte ich das Handy zur Seite. Nicholas hatte mich gerade angerufen und nochmals an die Pokerrunde am kommenden Wochenende erinnert.

Mein Magen drehte sich im Kreis.

Wie viel würde ich dieses Mal verlieren? Und was bezweckte die Mafia damit?

Laut Liam musste ich das Spiel einstweilen fortführen und ihm Bericht über meine Verluste erstatten. Es war vorauszusehen, dass Sienna mich vierteilen würde, sollte sie das jemals erfahren.

„Ist alles in Ordnung, John?", wollte Kevin wissen.

Gerade hatte ich die Predigt für den nächsten Gottesdienst ausgearbeitet, bevor mich der Anruf des Mafia Bosses erreichte.

„Ja, es ist alles ok."

Mit einem erzwungenen Lächeln überreichte ich ihm das fertige Manuskript.

„Hier, ich bin durch."

„Dankeschön, John. Ich wüsste echt nicht, was ich ohne dich täte."

Vermutlich würde er am ausgestreckten Arm verhungern und als Penner durch die Straßen New Yorks streifen. Diesen Satz verkniff ich mir jedoch, denn ich wollte mich nicht unbeliebt bei Kevin machen, der wirklich zu den netten Menschen zählte.

„Ich trete jetzt den Heimweg an, oder gibt es noch irgendetwas Wichtiges, was wir besprechen müssten?", richtete ich meine Frage an ihn.

„Nein, John, geh' ruhig. Deine Frau und dein Sohn sollen auch noch etwas von dir haben."

„Ok, also dann bis morgen", verabschiedete ich mich und griff schnell nach meiner Jacke, um kurz darauf die Treppen nach unten zu laufen.

Wie zu dieser Zeit üblich, drängelten sich jede Menge Fahrgäste in die Bahn, doch da ich nur wenige Stationen darin verweilte, interessierte es mich nicht sonderlich. Der größte Andrang würde erst noch kommen, wenn die Bänker und Bürokräfte den Feierabend einläuteten.

Ich freute mich auf den heutigen Abend, den ich nur mit Sienna und Kieran zusammen verbringen wollte. Und doch gingen mir die Dinge, die ich letzte Nacht im Internet herausgefiltert hatte, nicht aus dem Kopf. Ändern tat sich meine Situation dadurch nicht und ob es mir etwas nützte, darüber Bescheid zu wissen, konnte ich im Moment nicht beurteilen.

An der nächsten Haltestelle musste ich aussteigen und deshalb schob ich meine Gedanken beiseite und drängte dem Ausgang entgegen. Mit der Masse wurde ich praktisch wie von selbst hinausbugsiert und als ich endlich den Ausgang zur Straße erreichte, atmete ich erleichtert auf. Frische Luft tat Not, denn im Bereich der U-Bahn war es oft stickig.

Die wenigen Schritte bis zu unserem Townhouse legte ich fast im Eiltempo zurück. Gleich würde Myles mich begrüßen, denn er rannte stets zur Tür, sobald ich aufschloss.

Ein zartes „Wuff" war zu vernehmen, als ich den Schlüssel herumdrehte und ehe ich mich versah, sprang das kleine Fellknäuel zwischen meine Beine.

Er jaulte und fiepte wie verrückt, so lange, bis ich ihn hochhob.

„Ist ja gut, Süßer", wisperte ich, während er meine Hand abschleckte.

„Sienna? Kieran?", rief ich durch den Flur, um anzukündigen, dass ich zuhause war.

Ein kurzes Poltern und Kieran kam die Treppe hinunter gerannt.

„Papi! Endlich bist du da!"

Das Strahlen in seinem Gesicht ließ mein Herz jedes Mal aufgehen. Unser Sohn war einfach ein kleiner Sonnenschein.

„Wo ist Mami?", fragte ich verwundert, denn normalerweise begrüßte mich Sienna ebenfalls."

„Ich weiß nicht", antwortete er. „Ich hab in meinem Zimmer gespielt."

Vorsichtig setzte ich Myles wieder auf dem Boden ab, ging in die Hocke und gab Kieran einen Kuss, den er erwiderte.

„Dann gehe ich sie mal suchen. Bleib du bei Myles."

Zuerst marschierte ich in die Küche, riskierte von dort einen Blick in das Esszimmer, um festzustellen, dass sich dort niemand aufhielt. Auch im Wohnzimmer war Sienna nicht anzutreffen, weshalb ich die obere Etage aufsuchte.

„Baby, wo bist du?", rief ich bereits auf der Treppe stehend nach oben.

„In deinem Büro", kam es zurück.

Ihre Stimme klang merkwürdig, oder bildete ich mir das nur ein?

Als ich die Tür zu dem Raum aufstieß, in dem Sienna vor meinem Laptop saß, begegnete mir ihr argwöhnischer Blick, der nichts Gutes verhieß.

„Was ist los?"

Kaum hatte ich die Frage ausgesprochen, fiel es mir wie von selbst ein. Ich Trottel hatte am Abend zuvor vergessen, den Laptop herunterzufahren. Und sie schaute sich vermutlich genau die Seite an, welche ich zuletzt aufgerufen hatte.

Plötzlich wurde meine Kehle trocken und mein Hals rau.

„Das frage ich dich, Niall."

Ihre klaren, blauen Augen schauten auffordernd in mein Gesicht, aus dem unschwer abzulesen war, dass sie eine Erklärung forderte.

„Ähm, was genau meinst du?", versuchte ich es auf die unschuldige Art und Weise.

„Ach komm schon, verkaufe mich bitte nicht für dumm! Warum googelst du nach den Strukturen der russischen Mafia?"

Gott sei Dank wusste sie nicht, dass ich mir den ganzen Kram ausgedruckt, und in meinem Büroschrank verstaut hatte, um jederzeit einen Blick hineinwerfen zu können.

„Liam und ich hatten eine lange Unterhaltung", begann ich zögernd.

„Über die russische Mafia?"

„Auch. Ich erkundigte mich nach den Strukturen der kolumbianischen Mafia und Liam meinte, dass sie ein bisschen Ähnlichkeit mit denen der Russen hätten, wobei jede Mafia Besonderheiten in ihren Strukturen aufweist."

„Aha."

Mehr sagte sie nicht dazu, doch bevor sie sich eines Besseren besann, legte ich erneut los.

„Weißt du, wir leben jetzt schon so viele Jahre mit diesem Thema und da interessiert es mich, wie diese Organisationen aufgebaut sind. Die Sizilianer handhaben das ein wenig anders als die Russen. Die Amerikaner sind eher an die Sizilianer angelehnt und die Kolumbianer treffen sich sozusagen in der Mitte."

Ich war unglaublich froh, nicht nur die Strukturen der russischen Mafia, sondern auch die der Konkurrenten im Internet beäugt zu haben. Hoffentlich kaufte sie mir die Erklärung ab.

Im Moment beobachtete sie meinen Gesichtsausdruck, den ich versuchte, möglichst gleichgültig wirken zu lassen.

„Ein Glück kann Kieran noch nicht lesen", stieß meine Frau dann hervor. „Niall, du solltest wirklich darauf achten, dass du den Laptop ausschaltest, bevor du ins Bett gehst. Spätestens, wenn er in die Schule kommt."

Wenn das alles war, was sie dazu zu sagen hatte, dann konnte ich mich glücklich schätzen. Jedoch wollte ich das Thema nicht so einfach auf sich beruhen lassen.

„Hast du es dir auch genauer angeschaut?", wollte ich wissen.

„Nicht wirklich, ich war so schockiert. Ich habe nur mal wieder das Internet nach Stellenanzeigen durchforstet. Deswegen sitze ich hier."

Diese Aussage beruhigte mich einigermaßen, aber nur für einen kurzen Augenblick. Denn mit dem nächsten Satz, den sie aussprach, hätte ich bereits wieder an die Decke gehen können.

„Nicholas hat mir seine Hilfe bezüglich eines Jobs angeboten. Er sagt, er könnte vielleicht etwas für mich tun."

Auf der Stelle sah ich Rot. Mein Blutdruck schoss ungesund in die Höhe und ich stieß sauer hervor: „Das kommt überhaupt nicht in Frage!"

Erstaunt sah Sienna mich an. „Und wieso nicht? Sag mir einen vernünftigen Grund!"

„Er ist unser Vermieter, Sienna. Ich möchte nicht, dass wir uns in irgendeiner Art und Weise abhängig von ihm machen. Das könnte böse enden."

Noch mehr Abhängigkeit von Nicholas konnte ich beim besten Willen nicht ertragen.

„Sag mal, was ist denn in dich gefahren? Ich dachte eigentlich, ihr würdet euch super verstehen. Schließlich geht ihr auch zusammen zum Pokern. Dagegen könnte ich jetzt auch Einwände haben", schoss sie verbal zurück.

„Ich bitte dich! Das ist doch etwas ganz anderes. Wie setzen nur Cent-Beträge", log ich ohne mit der Wimper zu zucken. Gleichzeitgig schickte ich ein Stoßgebet gen Himmel, dass mein Boss dort oben mir verzeihen möge. Ich befand mich wirklich in einer Notsituation.

Wütend stemmte Sienna ihre Hände in die Hüften, ihre roten, langen Haare flogen nur so umher, als sie ungläubig den Kopf schüttelte.

„Niall James Horan, ich glaube nicht, was ich da höre! Denkst du denn nicht, dass dieser Mann in Ordnung ist? Immerhin hat Alistair das Haus für uns aufgetrieben. Er hat ihn sicher auf Herz und Nieren überprüfen lassen."

„Das wage ich gar nicht anzuzweifeln."

Alistair würde versuchen, alles über Romanow in Erfahrung zu bringen, da war ich mir absolut sicher. Nur vage war meine Vorstellung, was er wohl alles an kriminellen Machenschaften entdecken würde und genau deswegen wollte ich Sienna so weit wie möglich von ihm fernhalten. Nicht auszudenken, wenn sie in einem seiner Unternehmen tätig sein würde, das Geldwäsche betrieb. Bei dem Gedanken daran stellten sich automatisch meine Haare zu Berge.

Aber wenn ich jetzt dagegen schoss, würde sie vielleicht misstrauisch werden; eine Sache, die ich keinesfalls riskieren konnte. Deswegen begnügte ich mich mit einem einfachen Satz.

„Vielleicht findest du trotzdem alleine eine Stelle und wenn nicht, kann Nicholas ja immer noch den Samariter spielen."

Und schon tat sich die nächste, verbale Attacke auf.

„Du klingst echt eifersüchtig, Niall! Dabei hast du gar keinen Grund dazu."

Viel zu spät fiel mir ein, dass die Mafia unser komplettes Gespräch abhörte und Nicholas somit wusste, was ich über ihn dachte. Aber im Prinzip konnte mir das egal sein. Er sollte ruhig mitkriegen, dass ich nicht mit mir umherspringen ließ und er sich alles herausnehmen durfte. Vor allem nicht, wenn es um Sienna ging.

Doch heute schien irgendwie nicht mein Tag zu sein.

Nachdem ich der Eifersuchtsfrage keinerlei Beachtung schenkte, ließ Sienna die nächste Bombe hochgehen.

„Übrigens hat Nicholas vorgeschlagen, dass Kieran demnächst bei Tia übernachten soll. Sie hat sich das gewünscht und ich denke, das ist ok. Dann haben wir auch mal wieder Zeit für uns."

Es fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Unser Sohn sollte im Haus eines Mafia Bosses nächtigen, schlimmer ging es wirklich nicht mehr. Da ich mir die Suppe jedoch selbst eingebrockt hatte, musste ich diese auch selbst wieder auslöffeln. Ich hatte mich dafür entschieden, Sienna nichts davon wissen zu lassen und so sollte es auch bleiben.

Dass ich damit alleine auf weiter Flur stand, war mir noch nie so bewusst gewesen, wie in jenem Augenblick. Ich konnte mich ihr nicht anvertrauen, und das brachte mich innerlich fast zum Ausrasten.

„Niall?" Ihre Stimme verflocht sich mit meinen Gedanken, die immer nur in eine Richtung wanderten. Ich durfte ihr nicht sagen, welcher Gefahr ich mich aussetzen würde, sobald die Kolumbianer in New York aufschlugen.

„Ja, Baby?"

Meine Stimme klang leise, als ich meinen Blick auf ihr hübsches Gesicht richtete.

„Ist es ein Problem für dich, wenn Kieran bei Tia übernachtet?"

Es war ein gottverdammtes Problem, doch das schluckte ich in diesem Moment hinunter, obwohl ich Nicholas am liebsten für diesen Vorschlag an die Wand geklatscht hätte.

Innerlich zählte ich bis zehn, ehe ich eine Antwort gab.

„Ich denke nicht, Baby."

Bei unserem nächsten Treffen würde ich ihm den Hintern aufreißen, und zwar gewaltig!

„Dann hält sich deine Eifersucht also in Grenzen?", zog sie mich auf.

„Meine Eifersucht ist nicht existent!", blökte ich ungehalten zurück. „Auf was sollte ich denn eifersüchtig sein? Etwa darauf, dass er mit dir im Park spazieren war, während ich mich mit einer Predigt herumschlagen musste? Glaube mir, bei dem schönen Wetter wäre ich auch lieber draußen gewesen. Aber ich gönne es dir, dass du die Sonne genießen konntest."

„Mit Nicholas, dem Arschgesicht", setzte ich in Gedanken hinzu.

Siennas taxierte mich mit ihren blauen Augen und sagte grinsend: „Dann brauche ich ja kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn wir das noch einmal wiederholen sollten."

Der Zeitpunkt, die Diskussion zu beenden, war genau jetzt gekommen. Wenn ich es nicht tat, würde ich womöglich etwas aussprechen, was ich später mit Sicherheit bereuen würde. Gott sei Dank kam Kieran in diesem Moment ins Zimmer gestürmt und ersparte mir somit eine peinliche Antwort.

„Papi, schau mal, was Myles gemacht hat!"

Alarmiert schauten Sienna und ich uns an, bevor wir die Treppe nach unten rannten. Das Bild, das sich uns bot, ließ mich innerlich die Hände über dem Kopf zusammen schlagen.

Myles lag in seinem Körbchen, doch neben ihm ein zerfetzter Schuh. Und wieder war es meiner.

„Das reicht jetzt", schnaufte ich und schnappte mit der einen Hand den Welpen, mit der anderen Hand den lädierten Schuh.

„Schau dir das an, Myles", sprach ich eindringlich. „Das macht man nicht, das ist pfui! Hast du das verstanden?"

Um meiner Aussage noch mehr Gewicht zu verleihen, ließ ich den Schuh ganz nahe vor seiner Schnauze baumeln. Der kleine Kerl jaulte, was mir in der Seele wehtat, und mich letztendlich dazu brachte, ihn wieder zurück in sein Körbchen zu legen. Anschließend entsorgte ich den kaputten Schuh im Müll.

„Wenigstens hat er nicht meine Hose vollgepinkelt", sagte ich sarkastisch, wobei mir ein leichtes Grinsen entwich.

Myles war einfach zu süß und obwohl er noch nicht allzu lange zu unserer Familie gehörte, wollte ich ihn schon jetzt nicht mehr missen.

Der restliche Abend gestaltete sich eher ruhig. Nachdem wir gegessen und Kieran zu Bett gebracht hatten, tranken Sienna und ich ein Glas Rotwein, während wir das Feuer des inzwischen aktivierten Kamins im Wohnzimmer betrachteten.

„Hast mal wieder was von Alistair gehört?", wollte sie wissen.

„Nein, aber wir könnten Liam fragen, ob es etwas Neues in London gibt."

Nachdenklich drehte Sienna ihr Glas in der Hand.

„Ich würde gerne wissen, wie es Louis geht. Wir haben seitdem nichts mehr von ihm gehört."

„Das ist wohl wahr."

Um ehrlich zu sein, machte ich mir ziemliche Sorgen um meinen Freund. Hoffentlich ging es ihm gut.

Es war kurz vor Mitternacht, als wir zu Bett gingen und sechs Stunden Schlaf waren mir sicher.

Seit ich morgens wieder regelmäßig joggte, stand ich Punkt sechs Uhr auf, zog meine Sportklamotten an und düste los.

Genau das tat ich, nachdem der Wecker mich unbarmherzig aus dem Schlaf gerissen hatte. Voller Elan schlüpfte ich in meine Joggingschuhe und schmierte in der Küche einen Bagel mit Creamcheese, den ich anschließend gut verpackte.

Mit dem der Tüte in der Hand drehte ich meine übliche Runde und als die Ecke erreichte, an der Harry campierte, platzierte ich das gut verpackte Frühstück in seinen abgewetzten Hut.

Obwohl es noch dunkel draußen war, konnte ich das Leuchten in seinen Augen erkennen. Es war nicht so, dass Harry in seiner Rolle als Penner nichts zu essen bekam, nur, er liebte diesen Creamcheese abgöttisch. Mir machte es sogar Spaß, jeden Morgen einen Bagel für Harry zu schmieren. Es fühlte sich an, als würde ich meinen kleinen Bruder versorgen. Jedoch nicht nur mit Essen.

Für gewöhnlich befand sich nämliche ein Zettel mit einer Nachricht zwischen Papier und Bagel. So funktionierte unser täglicher Informationsaustausch, ohne dass es auffiel. Ich ging nämlich nicht davon aus, dass die Mafia mich meine Joggingrunden ohne Beobachtung drehen ließ. Ganz sicher waren die Penner mir auf den Fersen, wenn ich durch die Straßen rannte, um meine Kondition zu verbessern.

Am heutigen Tag hatte ich keine großen Neuigkeiten für Harry; lediglich die Mitteilung, dass am kommenden Samstag die nächste Pokerrunde stattfinden würde, vor der ich schon reichlich Schiss hatte.

Manchmal notierte ich auch Fragen auf dem Zettel, welche dann entweder durch Liam, Sophia oder Harry bei der nächsten Obdachlosenspeisung beantwortet wurden. Wer immer sich das ausgedacht hatte, im Zweifel Alistair, konnte durchaus den Titel Intelligenzbestie für sich beanspruchen. Es funktionierte wirklich reibungslos.

Am heutigen Morgen hatte ich die Frage gestellt, wie er Sienna und Nicholas überwachte, denn ich war wirklich neugierig, wie Harry das bewerkstelligte. Auf eine Antwort würde ich wohl bis Freitag warten müssen, doch das nahm ich in Kauf.

Mir grauste bereits vor der nächsten Runde Poker, denn ich war mir absolut sicher, dass ich dieses Mal noch mehr als siebzig Dollar verlieren würde. Und welche Rolle dieser ominöse Daniel dabei spielte, lag ebenfalls noch im Dunkeln.

Es wurde schneller Freitag, als ich es mir erträumen konnte und die nächste Obdachlosenspeisung stand an. Der Bohneneintopf mit Speck, welcher heute ausgegeben wurde, roch sehr lecker und die hungrigen Menschen standen Schlange, als sei es ihre letzte Mahlzeit.

Als Harry endlich vor mir stand, zitterten seine Hände wie üblich. Insgeheim fragte ich mich, wie lange und intensiv er dies geübt hatte. Auf jeden Fall war der Schauspielunterricht, den er genossen hatte, bewundernswert.

Vorsichtig überreichte ich ihm die Schale, gefüllt mit Eintopf. Ebenso behutsam nahm er diese entgegen und schob mir gleichzeitig eine kleine, zusammengeknüllte Papierkugel in den Ärmel meines Hemdes. Niemand fiel diese Handlung auf, keiner kümmerte sich um den vermeintlichen Junkie, denn jeder hier hatte sein eigenes Päckchen zu tragen. Harry und ich sprachen nie miteinander, außer das obligatorische Bitte und Danke.

Ungeduldig wartete ich, bis die Töpfe sich leerten und erst, nachdem der letzte Obdachlose sein Essen erhalten hatte, trat ich den Weg zu den Toiletten an. Dort angekommen, holte ich vorsichtig die Papierkugel aus dem Hemdsärmel, pulte diese nach und nach auf und las schließlich die Zeilen, die Harry geschrieben hatte.

Gott sei Dank konnte im Moment niemand mein Gesicht beobachten, denn das drückte so Einiges aus. Mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Schock verließ ich die Toilettenräume, um langsam in den großen Saal zurückzukehren. Die Töpfe mussten schließlich noch gesäubert werden, doch so richtig bei der Sache war ich an diesem Abend nicht mehr.

Wenn ich Harrys Adresse gekannt hätte, wäre ich auf der Stelle zu ihm gefahren. So nahm ich jedoch den üblichen Weg zur U-Bahn Station in Harlem. Obwohl ich mir sicher war, dass die Mafia mich beobachtete, lief ich mit einem unguten Gefühl durch die Gegend. Dieses verstärkte sich, als ich bemerkte, dass ein schwarzer Wagen auf mich zukam. Er fuhr direkt auf den Bürgersteig und versperrte mir den Weg.

Sofort tastete ich nach dem Pfefferspray in meiner Jackentasche, das ich seit dem Vorfall mit Harry stets bei mir trug, und wappnete mich für das Schlimmste.

Allerdings war die Überraschung auf meiner Seite, als Marx grinsend aus dem Wagen stieg.

„Steig ein, John. Ich habe Anweisung vom Boss erhalten, dich ab jetzt jeden Freitag hier abzuholen, damit du sicher nach Hause gelangst."

Da hatte wohl jemand Angst, dass ich nicht zur nächsten Pokerrunde antreten konnte und sah womöglich schon seinen Gewinn wegschwimmen.

Wortlos ließ ich mich auf dem Beifahrersitz nieder, da setzte sich da Auto auch schon in Bewegung. Ich schwieg die ganze Zeit, erst als Marx vor unserer Haustür parkte, bedankte ich mich.

„Bis morgen", verabschiedete er sich von mir.

„Bis morgen", erwiderte ich und nickte ihm zu.

Der Samstag begann und ich wurde zunehmend unruhiger. Heute ging es um die Wurst, das wurde mir immer klarer.

Wie viel Geld sollte ich mitnehmen? Würden wir wieder mit dem gleichen Einsatz spielen wie beim ersten Mal? All diese Fragen tauchten immer wieder in meinem Kopf auf und beschäftigten mich bis zum Abend.

Unverschämt wie Nicholas war, betätigte er nicht nur die Klingel, sondern ließ es sich nicht nehmen, Sienna ausgiebig zu begrüßen, bevor wir uns auf den Weg machten. Am liebsten hätte ich ihm in sein Hinterteil getreten, doch ich machte gute Miene zum bösen Spiel.

Erst als wir in der Limousine saßen und uns von Marx durch die Gegens kutschieren ließen, kroch mein Sarkasmus langsam an die Oberfläche. Dabei vermied ich das Thema Eifersucht, denn ich wollte nicht zu einer Lachnummer für ihn werden. Stattdessen konzentrierte ich mich auf das, was ich im Internet über die russische Mafia in Erfahrung gebracht hatte.

„Hat der Wor dir die Anweisung gegeben, mit mir Poker zu spielen?"

Nicholas schaute mich lange an, dann begann er zu schmunzeln.

„Da hat sich jemand kundig gemacht, würde ich sagen."

„Oh ja, denn ich möchte gerne wissen, mit wem ich es zu tun habe. Außerdem konnte ich dein mitleidiges Lächeln und die Anspielung, dass ich nicht über eure Strukturen Bescheid wüsste, nicht länger auf mir sitzen lassen."

Nicholas fixierte mich mit seinem Blick, als ob er noch weitere Ausführungen erwartete. Und ich gab sie ihm.

„Lass mich raten, Suka und Toba sind die beiden Spione, die dich, den Brigadier, überwachen und dem Wor, also deinem Vater, Bericht erstatten, ob du alles zu seiner Zufriedenheit erledigst."

„Du bist durchtrieben und äußerst Intelligent, Niall. Es ist schade, dass du zur falschen Seite gehörst, denn ich bin mir sicher, wir würden sehr gut zusammen arbeiten."

„Den Spruch mit der falschen Seite kenne ich bereits, den kannst du dir sparen", gab ich unverblümt kontra, worauf Nichols nur ein Schmunzeln entwich.

„Also, was weißt du noch?", ermutigte er mich zum Weiterreden.

„Du umgibst dich nur mit den obersten Bossen, also mit denen, die für die einzelnen Sparten, oder wie immer man das nennen mag, verantwortlich sind. Dazu zählen Drogenhandel, Waffenschieberei, Prostitution und Geldwäsche. Das gemeine Fußvolk, das der Polizei zuerst zum Opfer fällt, kennst du nicht. Die Spuren werden geschickt verwischt, sodass niemand bei dir landet. Dein Name taucht nirgendwo auf, du hast eine weiße Weste."

Anerkennend nickte der Mafioso mir zu.

„Ich bin beeindruckt, Niall, sehr sogar."

Es stand eins zu null für mich, die Frage war nur, wie lange noch.

Inzwischen hatten wir unser Ziel erreicht. Die Limousine stoppte vor dem beeindruckenden Gebäude, in welchem gleich unsere Pokerrunde stattfand.

„Warte, Niall", sprach Nicholas und hielt mich am Arm fest, als ich aussteigen wollte.

„Was ist denn noch?", brummte ich beinahe schon ungehalten.

„Bitte versprich mir etwas, bevor wir in den Club gehen und das Spiel starten."

Erstaunt sah ich ihn an. Was bezweckte er mit solch einer Bitte?

„Also gut", schnaufte ich, „was willst du von mir?"

„Nur eine einzige Sache. Egal, was passiert, vertraue mir."

Es fühlte sich an, als ob der Teufel mich bat, auf Gott zu vertrauen.

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Uhhh, es geht in die nächste Runde. Denkt ihr auch, das Niall Nicholas vertrauen sollte?

Und was stand auf dem Zettel, den Harry Niall zugesteckt hat?

Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen, denn ich habe mal wieder genossen, die Szenen mit Nini (Niall & Nicholas) zu schreiben. Und wie so oft, habe ich die Strukturen der russischen Mafia gegoogelt. Sie unterscheidet sich in vielen Dingen von der Sizilianischen.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die schon so lange dabei sind und die Black Reihe nach wie vor lesen. Es ist nicht selbstverständlich, dass man seine Leser behält und doch sind hier so viele, die der Reihe treu geblieben sind. Das bedeutet mir wirklich so viel und wollte euch das nochmal wissen lassen.

Das nächste Update kommt am Wochenende, ich schätze am Samstag oder Sonntag.

LG, Ambi xxx

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