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06. Park Avenue


♪ Edge of a Revolution - Nickelback


Niall

Langsam machte es mich fertig, dass ich Sienna täglich eine neue Lüge auftischen musste. Mein schlechtes Gewissen ließ mich kaum noch zur Ruhe kommen. Natürlich war ich nicht mit Alistair verabredet, zumindest nicht am Morgen. Dafür jedoch mit der russischen Mafia.

Als ich pünktlich um zehn Uhr am Times Square stand, tauchte Marx plötzlich neben mir auf. Er trug eine Sonnenbrille, deren enorm dunkle Gläser seine Augen komplett verdeckten, und um ehrlich zu sein konnte man diese aufgrund des herrlichen Wetters durchaus gebrauchen.

„Bitte folge mir", bat er mich, worauf ich neben ihm herging.

Marx winkte im Laufen ein Taxi herbei, in das wir umgehend einstiegen.

„Keine Limousine heute?", richtete ich meine sarkastische Frage mit hochgezogenen Augenbrauen an ihn. „Ihr lasst nach."

Grinsend zuckte er mit den Schultern und nannte dem Fahrer anschließend eine Adresse. Ich wollte hoffen, dass ich am heutigen Abend wieder heil nach Hause kehren würde.

Trotz meiner Bedenken versuchte ich mich selbstsicher zu geben. Die Mafia sollte nicht glauben, dass ich vor ihnen kuschte. Sie durften mich als Lockvogel benutzen, so wie es in unserem Vertrag stand, doch zu mehr war ich nicht bereit.

Mühsam quälte sich das Taxi durch den zähen Verkehr und während ich aus dem Fenster blickte, um mir die Stadt anzuschauen, tippte Marx ständig auf seinem Handy herum.

„Wir werden schon erwartet", ließ er mich wissen, was ich mit einem Nicken zur Kenntnis nahm.

Man hatte mich bereits wissen lassen, dass die heutige Zusammenkunft sich mit meinem neuen Job, sowie Kierans Kindergartenplatz befasste. Die Mafia verkehrte stets per SMS mit mir, jedes Mal jedoch unter einer anderen Nummer. Vermutlich verhielt es sich genauso wie mit Alistair, wenn er seinen Namen und die Nummer nicht preisgeben wollte. Ich hatte also keine Chance mich bei ihnen zu melden, sondern konnte lediglich abwarten und auf die Nachrichten reagieren.

Da wir uns weiterhin im Schneckentempo durch die Straßen New Yorks bewegten, konnte ich mir eine Bemerkung nicht verkneifen.

„Ich wäre schneller gewesen, wenn ich zu Fuß gegangen wäre."

Marx tat dies mit einem Grinsen und den Worten: „Es hätte dir nichts genützt, da du das Ziel nicht kennst", ab.

„Ihr hättet mich schon irgendwo aufgegabelt, davon bin ich überzeugt", schoss ich zurück.

Das Ganze ging mir tierisch auf die Nerven. Diese innere Unruhe, die sich von Minute zu Minute steigerte, ließ mich fast die Decke hochgehen. Dann ganz plötzlich, löste der Stau sich auf und der Taxifahrer bretterte wie ein Irrer voran. Mir wurde angst und bange, als ich sah, wie nahe er an den anderen Autos vorbeirauschte oder auch, als er eine rote Ampel eiskalt überrollte. In New York Auto zu fahren, war definitiv nichts für schwache Nerven, das stellte ich gerade fest. Gott sei Dank würde ich wohl eher nicht in diesen Genuss kommen, denn wir hatten nicht vor, uns in naher Zukunft einen Wagen anzuschaffen. In einer Stadt wie New York war dieser auch nicht von Nöten.

Nach weiteren zwanzig Minuten standen wir endlich vor unserem Ziel, einem imposanten fünfstöckigen Haus, in einer äußerst ansprechenden Gegend. Die hellen, großen Backsteine verliehen dem Anwesen ein ausgesprochen edles Flair und auch der Bereich des Eingangs fügte sich nahtlos darin ein.

„Bitte, nach dir." Mit diesen Worten geleitete Marx mich die Stufen nach oben, welche ich mit gemischten Gefühlen erklomm.

Gleich hinter der Tür befand sich ein Empfangstisch, hinter welchem ein Mann stand, der sofort aufschaute, als wir eintraten. Ohne Umschweife ging Marx auf ihn zu.

„Ich bringe den Gast für Mr Romanow."

„Gut, ich muss allerdings den Namen notieren", sagte der geschniegelte Typ hinterm Tresen, wobei er in meine Richtung blickte.

„Ähm, mein Name ist John Miller."

Marx, der abwartend daneben stand, fummelte schon wieder an seinem Handy herum.

„Gut, Sie können dann weitergehen", ertönte die Stimme des Türstehers, oder als was auch immer man diesen Hampelmann bezeichnen mochte.

Mein Herz klopfte automatisch schneller, als ich begriff, wo ich hier hingeraten war. Ein exklusiver Privatclub, den man eigentlich nur als Mitglied betreten durfte. Da ich jedoch als ein geladener Gast eines vermutlich wichtigen Teilhabers hier auftauchte, gelangte ich ohne Probleme hinein. Direkt in die Höhle des Löwen, denn dieses Establishment befand sich wahrscheinlich zu hundert Prozent in der Hand der Mafia.

In meinem hellgrauen Anzug kam ich mir nicht ganz so deplatziert vor, doch mir fehlten die protzigen Uhren und Schmuckstücke, welche die Herren, die mich prüfend anschauten, trugen.

Zeit, den gediegenen Club genauer in Augenschein zu nehmen blieb mir nicht, denn Marx führte mich sofort zu einem runden Tisch, an dem ein Mann saß, der sich in gesitteter Manier allerlei Köstlichkeiten munden ließ.

Lachs, Kaviar und Austern fand man ebenso hier vor wie pochierte Eier aus dem Glas, überbackene Auberginen, Rühreier mit Krabben sowie Hummerschwänze.

„Ah, da sind Sie ja, Mr Miller", begrüßte mich der große, schwarzhaarige Mann, den ich etwa auf Mitte dreißig schätzte. Gekleidet in einem feinen Anzug, wirkte er wie ein Geschäftsmann. Und so benahm er sich auch.

„Mein Name ist Romanow. Nehmen Sie doch bitte Platz und leisten Sie mir beim Brunchen Gesellschaft."

„Nein, danke, ich habe keinen Hunger", entfuhr es mir prompt.

Die Lippen des Schwarzhaarigen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln.

„Regel Nummer eins, John. Ich darf Sie doch John nennen, oder?"

Hörbar zog ich die Luft ein, nickte jedoch gleichgültig und setzte mein Pokerface auf.

„Fein, also Regel Nummer eins, John. Lehne nie die Einladung eines Mitglieds ab. So steht es in dem Vertrag, den Sie und mein Vater unterschrieben haben."

Am liebsten hätte ich ihm für diese Bemerkung den Hals herumgedreht, doch jetzt war meine Beherrschung gefragt. Schließlich saß man nicht alle Tage dem Spross eines hochkarätigen Mafia Oberhauptes gegenüber.

„Also gut, dann nehme ich den Hummer."

Grinsend lehnte er sich in seinem Sessel zurück. „Ich wusste, Sie sind ein Mann mit Geschmack."

Zu meinem Leidwesen schmeckte der Hummer wirklich ausgezeichnet, sodass ich mir noch eine zweite Portion einverleibte, bevor wir zum eigentlichen Kernpunkt unseres Treffens gelangten.

„Nun, John, wie gefällt Ihnen Ihre bescheidene Bleibe?", begann der Schwarzhaarige das Gespräch.

„Das Haus ist durchaus annehmbar", lautete meine kühle Antwort, worauf er ein kurzes Lachen ausstieß.

„Annehmbar also, das freut mich."

Sein russischer Akzent war, anders als bei seinem Vater, fast nicht vorhanden, was mich vermuten ließ, dass er sich bereits seit längerer Zeit in den USA aufhielt.

Auf seinem Gesicht zeigte sich plötzlich ein breites Grinsen.

„Wir beide wissen, dass Sie sich solch eine Bleibe in New York niemals leisten könnten, zumindest nicht mit dem Gehalt eines Vikars."

Sofort spitzte ich meine Ohren. „Vikar? Lautet so meine neue Berufsbezeichnung?"

Mein Gegenüber nickte kurz, bevor er zu einer Erklärung ansetzte.

„Da Sie verheiratet sind und einen Sohn haben, wäre es nicht angemessen, Sie als katholischer Priester arbeiten zu lassen. Wir sind hier nicht in Barrow, sondern in New York City."

Diese Begründung verstand ich durchaus und sie würde Sienna sogar sehr entgegenkommen. Das Versteckspiel um unsere Ehe hatte somit ein Ende. Bevor ich noch weiter nachdenken konnte, fuhr Mr Romanow fort.

„Allerdings kennen wir einen Bezirk, dessen Priester eine Niete ist. Er braucht Hilfe bei den Predigten. Ich habe mir sagen lassen, dass dies eine Ihrer Stärken sei."

Mit einer eleganten Bewegung ließ er seine Serviette auf den Tisch fallen.

„Bring uns Wodka, Marx", forderte er seinen Untergebenen auf, der zwar unsere Unterhaltung belauschen durfte, jedoch kein Wort äußerte. Auch jetzt hielt er sich zurück, nickte nur und erhob sich, um das Getränk für uns zu besorgen.

Diese Zeit nutzte ich, um die Fronten zu klären.

„Verstehe ich das richtig? Ich soll für diese Null die Predigten verfassen?"

„Ja, und ihm auch sonst ein bisschen unter die Arme greifen. Eine Art Hilfspriester also."

„Wenn das Gehalt stimmt, tue ich es", erwiderte ich großkotzig, um ihm nicht das Gefühl zu geben, dass ich mich mit allem bedingungslos einverstanden erklärte.

„Sie werden genauso viel verdienen, wie ein richtiger Priester, John. Geld ist nicht das Problem."

„Ich vergaß, Sie handeln ja mit Drogen", konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen.

„Unter anderem, ja und ich bevorzuge im Übrigen die Bezeichnung berauschende Substanzen."

Eines musste man ihm lassen. Er besaß eine gewisse Klasse und behandelte mich wie einen Geschäftspartner. Im Grunde genommen war ich das auch. Wir hatten einen Deal.

Inzwischen war Marx mit drei Gläsern und einer Flasche Wodka aufgetaucht. Hoffentlich kam ich mit einem Glas des hochprozentigen Gesöffs davon. Ich hatte keine Lust, Alistair stark alkoholisiert entgegenzutreten, zumal wir wichtige Dinge zu besprechen haben würden.

Mr Romanow bediente sich am Wodka und versorgte mich und Marx ebenfalls damit.

„Cheers."

Kurz stießen wir an, und ich kippte die klare Flüssigkeit mit zusammengekniffenen Augen den Schlund hinab. Es brannte wie Feuer, doch ich hatte nichts anderes erwartet und deshalb verzog ich keine Miene, sondern stellte das leere Glas gelassen auf dem Tisch ab.

„Schmeckt Ihnen der Wodka, John?"

„Er ist nicht übel."

„Das freut mich."

Mr Romanow grinste und rückte seine Pink gestreifte Krawatte zurecht. Als mein Blick darauf fiel, konnte ich mir eine Bemerkung nicht verkneifen.

„Sie beweisen Mut zur Farbe, Mr Romanow."

Mit einem leisen Lachen lehnte er sich kurz nach vorne, um dann zu antworten.

„Manchmal muss man Mut an den Tag legen, um im Leben vorwärts zu kommen, John. Aber ich denke, niemand weiß das besser als Sie."

Während ich das sündhaft teure Kristallglas betrachtete, aus welchem ich soeben den Wodka getrunken hatte, kam ich zu der Überzeugung, dass er Recht hatte. Und nicht nur das. Im Prinzip gab er mir damit zu verstehen, dass er mich auf eine gewisse Art und Weise akzeptierte – so wie ich es bei ihm ebenfalls tat.

„In welchem Bezirk arbeite ich eigentlich?", erkundigte ich mich beiläufig, während ich mit der linken Hand nach einem Stück Weißbrot langte.

Es duftete herrlich und war total frisch, fast noch lauwarm. Da mein Magen inzwischen das Zepter in die Hand genommen hatte, fühlte ich mich genötigt, ein Stück davon zu kosten.

Mein Gegenüber lächelte wissend, als er antwortete: „In Hell's Kitchen.

„Na das passt ja", entfuhr es mir sarkastisch. „Ich arbeite sozusagen in Teufels Küche."

„Eigentlich heißt der Bezirk heute Clinton, aber die meisten nennen ihn noch immer Hell's Kitchen, wie früher, als er durch Einwanderer und Kriminelle geprägt wurde", erklärte Mr Romanow freimütig.

Nickend hörte ich weiter zu. „Hell's Kitchen liegt nicht weit entfernt von Ihrer Wohnstätte, John. Ein paar Stationen mit der U-Bahn und Sie sind schon da. Allerdings fahren wir heute mit meiner Limousine dorthin. Ich möchte Sie dem Priester vorstellen, denn Sie werden Ihren Job schon sehr bald antreten."

„Wann genau?"

„In drei Tagen. Bis dahin sind Sie mit allem soweit vertraut und kennen sich aus."

Was im Einzelnen er damit meinte, legte er in diesem Augenblick nicht dar, denn sein Handy meldete sich und unterbrach somit unser Gespräch.

„Ja? - Natürlich, das war doch so abgesprochen. Ich werde sie um halb vier abholen. - Gut, bis dann."

Aus den Worten konnte man absolut nichts entnehmen, nur, dass er jemanden oder etwas um halb vier abzuholen gedachte. Darum machte ich mir jedoch keine weiteren Gedanken.

Zehn Minuten später brachen wir auf nach Hell's Kitchen. Marx steuerte die große Limousine, die mir bereits bekannt war, während Mr Romanow sich zu mir auf die Rückbank gesellte.

„Wie gefällt Ihnen New York, John?"

„Bis jetzt finde ich es fantastisch", gab ich zur Antwort. „Und um ehrlich zu sein, meine Frau fühlt sich hier sehr wohl."

„Das höre ich gerne." Er lächelte mich an. „Sie lieben ihre Frau und ihren Sohn sehr, nicht wahr?"

„Natürlich, ich besitze ja ein Herz", gab ich zurück.

„Auch wenn Sie es vielleicht nicht vermuten, ich ebenfalls", erklärte er mit ernster Miene.

Sorgfältig studierte ich seine Gesichtszüge. Diese wirkten edel, dennoch sehr männlich und komischerweise war da nichts von Falschheit zu lesen, sondern eher Entschlossenheit sowie Tatkraft. Eigentlich hätte ich mich in seiner Gegenwart unwohl fühlen sollen, doch das tat ich keineswegs. Alles, was ich in meinem Innersten spürte, war der Wunsch, diese Sache anständig über die Bühne zu bringen. Am besten so schnell wie möglich. Dennoch konnte ich mir vorstellen, dass es einige Zeit dauern würde, bevor der Prinz aus seinem Versteck kam, um mich niedermetzeln zu wollen. Aber wir hatten alle Zeit der Welt. Es kam nicht auf eine Woche an und vermutlich auch nicht auf einen Monat.

„Wir sind gleich da", unterbrach Mr Romanow meine Gedanken.

Neugierig schaute ich aus dem Fenster des Wagens, als wir vor einem schmalen Haus parkten.

„Das ist das katholische Pfarramt des Bezirks Hell's Kitchen", sagte Romanow grinsend. „Und der Priester erwartet uns schon."

Es entzog sich meiner Kenntnis, wie jemand, der nicht in der Lage dazu war, eine Predigt zu schreiben, überhaupt seine Prüfung zum Priester bestehen konnte. Das jedoch sollte nicht mein Problem sein. Immerhin garantierte mir die Unfähigkeit des Mannes, der sich als Kevin Willard vorstellte, einen angenehmen Job.

Die Formalitäten waren schnell erledigt und somit traten wir nach einer guten Stunde den Weg zum Kindergarten an. Dieser lag im Bezirk Greenwich Village, welcher direkt an West Village angrenzte. Allerdings bekam ich die Institution an diesem Tag nur von außen zu Gesicht.

„Sie brauchen keine Angst um Kieran zu haben, John. Er ist hier bestens aufgehoben. Marx wird ihn jeden Morgen hierher bringen und auch nachmittags wieder abholen."

„Und wenn wir das selbst erledigen möchten?", stellte ich meine provokante Frage.

„Das wird zeitlich kaum möglich sein, zumindest nicht für Sie. Bei Ihrer Frau kommt es natürlich darauf an, ob und welchen Job sie einmal ausüben wird. Grundsätzlich spricht natürlich nichts dagegen, dass er von Ihnen abgeholt wird."

Ich verstand durchaus, was er mir damit sagen wollte und als ob er meine Gedanken erahnte, setzte er noch eins obendrauf.

„Meine Tochter besucht diesen Kindergarten ebenfalls."

„Sie haben eine Tochter?" Ich musste sehr erstaunt gewirkt haben, denn er begann plötzlich zu schmunzeln.

„Auch Mitglieder der Mafia haben Kinder. Unsere Familie ist uns heilig, das sollten Sie nie vergessen, John. Seien Sie ohne Sorge, wir werden gut auf Kieran achten."

„Sie haben ihn entführt!", schnaubte ich ungehalten.

„Wir mussten irgendwie an Sie herankommen und das war der einfachste Weg."

„Aber... Sie würden ihn töten, wenn ich nicht das verlange, was Sie möchten."

Romanow schüttelte den Kopf. „Nein, aber Sie würden ihn nie wieder sehen. Wir würden ihn großziehen und einen hervorragenden Mafioso aus ihm machen."

Das war keine wirkliche Alternative und es zeigte mir, wie ernst die ganze Sache war. Zeit, um noch eine Frage zu stellen, bekam ich nicht, denn Mr Romanow verabschiedete sich nun von mir.

„Es war mir eine Ehre, Sie ein wenig mit den Gegebenheiten bekannt machen zu dürfen, John. Wir sehen uns bald wieder."

Als er mir zum Abschied seine Hand reichte, spürte ich den festen Druck, so wie es sich für einen Mann gehörte, der mit beiden Beinen im Leben stand. Ich wich seinem Blick nicht aus, sondern antwortete: „Ob es mir eine Ehre war, das weiß ich noch nicht, Mr Romanow. Und was unser baldiges Wiedersehen angeht, das wird sich wohl zwangsläufig ergeben."

Dann drehte ich mich um und lief in Richtung U-Bahn, um meine Verabredung mit Alistair wahrzunehmen. Im ersten Moment musste ich überlegen, wohin ich fahren sollte, doch ich fand mich anhand des Planes, den ich einstecken hatte, recht schnell zurecht.

Als Treffpunkt hatten wir den Central Park auserkoren, am Denkmal von John Lennon, dem ehemaligen Mitglied der Beatles. Diesen Teil des Parks nannte man Strawberry Fields, ich hatte das im Internet nachgeschaut. Eigentlich musste ich nur auf die gegenüberliegende Seite der riesigen Grünanlage gelangen, um zu meinem Ziel zu kommen.

Bevor ich mich endgültig auf den Weg machte, rief ich Alistair kurz an.

„Wo bist du, mein Junge? Ist alles in Ordnung?"

„Ja, ich bin auf dem Weg zu unserem Treffpunkt."

„Gut, ich warte dort auf dich."

Schon von weitem machte ich Alistair aus, der mir zuwinkte. Er trug einen Strohhut, eine helle Hose aus Leinen sowie ein helles Hemd mit zarten Streifen. Damit wirkte er beinahe wie ein Tourist, der sich New York anschauen wollte.

„Ich war heute shoppen", sagte er, als ich ihn auf seine eher sommerliche Kleidung ansprach. „Irgendwie musste ich ja die Zeit totschlagen."

„Also ob du nicht etwas anderes zu tun hättest", grinste ich.

Kurz winkte er ab, um dann zu sagen: „Lass uns ein Stück spazieren gehen, mein Junge."

Kaum hatten wir uns in Bewegung gesetzt, begann ich zu sprechen.

„Ich hatte heute das Treffen mit der Mafia, wie du ja weißt."

„Wie ist es gelaufen?"

„Nicht schlecht, würde ich sagen. Der Typ ist übrigens der Sohn jenes Mannes, mit dem ich den Vertrag unterzeichnet habe."

„Also der Sprössling eines Oberhauptes. Das ist gut, dann wirst du gleich von der Elite bedient und bist mittendrin im Geschehen."

„Könnte man so sagen. Wir hatten ein nettes Gespräch beim Brunchen in einem Privatclub in der Park Avenue."

Abrupt blieb der laufende Meterfünfzig stehen und schaute in meine Augen.

„Pass gut auf, mein Junge. Die Mafia wird dich total überwachen. Ich gehe davon aus, dass euer Townhouse von oben bis unten komplett verwanzt ist. Also hüte dich davor, irgendetwas in meiner Gegenwart zu sagen, was unsere Aktivitäten angeht, wenn wir uns in eurem Haus aufhalten."

In diesem Moment wurde mir klar, dass es wieder keine Privatsphäre für mich und Sienna geben würde. Aus war der Traum, unbeobachtete zu sein, aber eigentlich hätte ich mir das denken können.

Begleitet durch ein tiefes Seufzen antwortete ich: „Ich werde mich daran halten, versprochen."

„Gut." Alistair nickte mir zu, bevor wir unseren Spaziergang im herbstlichen Park fortsetzten.

Das Rascheln des Laubes unter unseren Füßen erklang hin und wieder. Ich liebte dieses Geräusch, schon als Kind hatte ich das getan und auf wundersame Art und Weise landeten meine Gedanken plötzlich in Irland. Seit mehr als fünf Jahren war ich nicht mehr dort gewesen und es war fraglich, ob ich überhaupt jemals meine Heimat wiedersehen würde. Ich konnte genauso gut der kolumbianischen Drogenmafia zum Opfer fallen, sollten die Russen nicht schnell und präzise genug sein. Mein Leben lag in der Hand von Verbrechern – egal von welcher Seite aus man es betrachtete.

Und doch gab es einen Lichtblick: Alistairs Team würde mich nicht im Stich lassen. Den laufenden Meterfünfzig hier in New York zu wissen, ließ mich ruhiger werden. Und selbst wenn er zurück nach London kehrte, so würde mich ein anderer aus seinem Team betreuen.

„Was habt ihr alles besprochen?", vernahm ich Alistairs Stimme.

Präzise gab ich die Unterhaltung mit Mr Romanow wieder, ebenso erzählte ich von unserem Besuch im katholischen Pfarramt sowie das Anschauen des Kindergartens, zumindest den äußeren Bereich.

Nachdem Alistair voll im Bilde war, machte er eine abschließende Bemerkung.

„Die Mafia weiß auf jeden Fall, dass wir uns treffen und du mich über alles informierst. Doch sie werden dir keine näheren Informationen geben, die uns von Nutzen sein könnten, was den Prinzen angeht. Wir dürfen nicht darauf hoffen, von ihnen gespoilert zu werden und deswegen muss ich mir etwas einfallen lassen."

„An was genau dachtest du?"

„Ich weiß es noch nicht genau, mein Junge. Aber du wirst es erfahren, wenn es soweit ist."

Wir verabschiedeten uns per Handschlag und Alistair versprach, sich morgen wieder zu melden.

Schnell huschte ich in Richtung U-Bahn, um nach Hause zu fahren. Sienna und Kieran warteten sicher schon auf mich und ich wollte so viel Zeit wie nur möglich mit den beiden verbringen. Allerdings schwebte seit dem Gespräch mit Alistair eine ganz bestimmte Idee in meinem Kopf, deren Ausführung jedoch eine gute Planung voraussetzte.

Als ich an der Haltestelle Christopher Street/Sheridan Square ausstieg, waren es nur noch einige Minuten bis zu unserem Zuhause zu laufen. Ich legte die Strecke im Rekordtempo zurück und als ich endlich die Haustür öffnete, rief ich in den Flur hinein: „Baby, ich bin wieder da!"

Zunächst kam keine Antwort, doch dann vernahm ich Siennas Schritte.

„John! Schön, dass du endlich hier bist! Wir haben Besuch."

Schon alleine der Umstand, dass sie mich John nannte, versetzte mich in Alarmbereitschaft.

„Wer ist da, Baby?", flüsterte ich leise.

„Der Typ, dem das Haus hier gehört", wisperte sie zurück.

Sofort versteifte ich mich innerlich, versuchte mir jedoch nichts anmerken zu lassen und sagte in lässigem Tonfall: „Dann will ich ihn mal begrüßen."

Noch bevor wir das Wohnzimmer erreichten, stürmte Kieran in den Flur, gefolgt von einem kleinen Mädchen. Als sie mich erblickte, blieb sie abrupt stehen und senkte ihren Blick schüchtern zu Boden. Trotzdem hatte ich ihre hübschen, dunkeln Augen erkennen können, die zu ihrem schwarzen Haar, das zu Zöpfen geflochten war, passten.

„Nanu, wer bist du denn?" Ich ging vor ihr in die Hocke und lächelte.

„Das ist Tia", posaunte Kieran, „wir sind jetzt Freunde."

„Oh, Tia, also. Das ist aber ein hübscher Name."

Ich war mir sicher, dass dies eine Abkürzung darstellte, denn Kieran war oftmals zu bequem, einen langen Namen auszusprechen, was jedoch eher aus einer Unsicherheit, diesen falsch zu sagen, heraus resultierte.

Das kleine Mädchen, das sich etwa in Kierans Alter befand, versteckte sich halb hinter unserem Sohn, worauf ich mich wieder Sienna zuwandte. Gemeinsam betraten wir das Wohnzimmer, in welchem der Hauseigentümer vor der Terrassentür stand und uns den Rücken zuwandte. Sienna räusperte sich kurz, worauf der große, dunkelhaarige Kerl sich umdrehte. Als ich ihm ins Gesicht schaute, traf mich fast der Schlag und unsere gegenseitige Vorstellung kam einer Farce gleich.

„Hallo, ich bin Nicholas. Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mr Miller."

„Sagen Sie einfach John zu mir."

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Bähm! Ich glaube, ihr habt verstanden, wer da vor Niall steht.^^

Gott, ich hatte so tierischen Spaß, dieses Kapitel zu schreiben, das glaubt ihr gar nicht. Ich liebe es, wie Niall und Nicholas miteinander reden.

Die Widmung des heutigen Kapitels geht an @schokohoran - von ihr stammt das Fancover, das ich unten eingefügt habe. Vielen Dank dafür!

Und danke vielmals für eure mega tollen Kommentare und Votes. Ihr macht mich echt glücklich damit. ;)

Das nächste Kapitel kommt am Montag oder Dienstag.

LG, Ambi xxx

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