52 - 쉰두
Jimin wusste nicht genau was erwartet hatte, aber definitiv nicht, dass er in der selben Sekunde, in der er durch den Türrahmen getreten war, sich sofort in der Unterwelt befand. Der Sprung war eine Sache von einem Augenblick gewesen, so langsam, dass Jimins Bauch zwar protestiert und die Übelkeit eingesetzt hatte, aber so schnell, dass seinem Kopf keine Zeit gelassen wurde, jene Erfahrung zu verarbeiten.
Die Übelkeit verschwand, dafür setzte ein brennendes Gefühl in seinem Körper ein, der sich jetzt wieder so anfühlte, als würden tausende Insekten auf der Innenseite seiner Haut entlang krabbeln.
Als er schließlich an sich herunterblickte, bemerkte er die vertraut rötliche Haut und die Krallen, die Leere und Wut war wieder allgegenwärtig.
"Alles gut?" Jimin hob den Kopf, für ein paar Sekunden konnte er die Stimme nicht zuordnen, doch als er in das Gesicht seines Vaters blickte, durchfuhr ihn eine Erleichterung. Er nahm sich einen Augenblick, um seinen Vater in seiner übernatürlichen Gestalt zu mustern.
Er sah genau so aus, wie Jimin selbst, mit dem kleinen Unterschied, dass sein Gesicht ungewöhnlich verzerrt war und als er lächelte, konnte Jimin spitze Reißzähne erkennen. Kurz glaubte sein Kopf Blut von ihnen tropfen zu sehen, doch als er sich kurz schüttelte, war da nichts.
"Keine Sorge, ich sehe furchteinflößender aus, als ich es wirklich bin." Jimin glaubte, dass Seokjin ihn anlächeln wollte, doch er fletschte lediglich Zähne.
"Meine Mimik ist leider ein wenig eingeschränkt, wie du siehst." Ein Hauch von Belustigung schwang in der Stimme seines Vaters mit und auf Jimins Lippen schlich sich ein kurzes Lächeln. Schließlich drehte er den Kopf und blickte direkt in die funkenden Augen eines weiteren Dämons.
Yujis dämonische Gestalt war bildhübsch, lediglich die wütenden Augen passten nicht zu ihrer so reinen Haut und die filigranen Rundungen und markanten Wangenknochen.
Kurz streifte Jimin der Gedanken, ob sie der selben Spezies wie Yoongi angehörte, er verwarf ihn allerdings keine Sekunde später wieder, als er Yujis Stimme hörte.
Sie passte so gar nicht zu ihrem auftreten und war so tief, dass sie Jimin glauben ließ, dass sie durch die Verwandlung ihr Geschlecht gewechselt hatte, falls es so was bei Dämonen überhaupt gab.
"Ab hier müssen wir leise sein und uns unauffällig verhalten, niemand macht Alleingänge, falls wir jemandem begegnen, lasst mich reden!" Jimins Aufmerksamkeit wurde kurz darauf auf etwas anderes gelenkt und fast wäre er vor der Gestalt zurückgezuckt, die sich im selben Moment aus dem Schatten einer Nische löste und auf sie zutrat.
Der Kopf des pink haarigen erkannte die Gestalt sofort. Müde Augen, geschwächter Körper und dennoch eine unglaubliche Ausstrahlung. Und auch wenn Jimin den Mann kannte, so wirkte er fremd auf ihn, ja fast schon furchteinflößend, die Tatsache, dass jener Mensch sein Vater sein sollte, machte das ganze irgendwie nicht besser.
Taehyung warf Seokjin einen warmen Blick zu, musterte die Frau, die bei ihnen war und trat schließlich zu Jimin. Er musste sich zurückhalten seinem Sohn nicht in die Arme zu fallen, jetzt, wo er ihn zum ersten Mal wahrhaftig und in voller Größe vor ihm sah.
Hätte Jimin anders auf ihn reagiert, so hätte er es vielleicht getan, doch sein Sohn roch nach Verwirrung und strahlte pure Unsicherheit aus.
"Ich bin Taehyung." Er verbeugte sich leicht und versuchte Wärme zu übermitteln, indem er Jimin kurz die Hand auf die Schulter legte. Es war ein komischer und verwirrender Moment, ein Moment, den der Dämon schon so oft in seinem Kopf durchgespielt hatte. Alle möglichen Versionen ihrer ersten Begegnung hatte er sich ausgemalt und dennoch fand sie nun so ganz anders statt, als er sich es vorgestellt hatte.
Jimin biss ich in jenem Moment auf die Lippe, um ein mehr oder weniger trotziges "ich weiß" zurückzugeben. "Ich weiß alles, jeder verdamme Lüge, die ihr mir vorgelebt hatte", dachte er und ignorierte die bittere Galle, die er auf seiner Zunge schmeckte. Am liebsten hätte er Taehyung, seinen "Vater" angeschrien, ihm gesagt, wie viel Scheiße er durchmachen musste und wie sehr es wehtat, wenn der eigene Vater bei ihrer ersten Begegnung einfach nur ein "Ich bin Taehyung" hervorbrachte. Keine Entschuldigung, keine Reue, nichts.
Doch eigentlich konnte er nichts dafür, wie Jimin sich später bewusst machte, niemand konnte etwas dafür, bis auf Hoseok vielleicht und wenn er einmal die Chance haben würde, den Rothaarigen zu treffen, so würde er ihn sowas von spüren lassen, dass er wütend war.
Sein Kopf malte sich schon die grausamsten Dinge aus, die er mit ihm und Yoongi anstellen würde und für einen Moment hieß Jimin jene Gedanken freudig willkommen, bevor ihn wieder die Furcht vor sich selbst packte und er sie aus seinem Kopf verbannte.
"Jimin", murmelte er schließlich und musterte das warm lächelnde Gesicht seines Vaters. Die Wärme kam nicht bei ihm an, was nicht verwunderlich war, sein Körper war der Inbegriff der Leere und der Kälte, der Inbegriff der Wut und der Zerstörung, da war kein Platz für positive Gefühle, auch nicht, wenn sie von seinem leiblichen Vater kamen.
Er konnte die Enttäuschung seines Gegenübers spüren, doch es wurde ihm keine Zeit gegeben darauf einzugehen, denn im selben Moment nahm Yuji wieder das Wort an sich.
"Wir nehmen euch in unsere Mitte, wenn jemand fragt, seid ihr Gefangene, das ist am einfachsten zu erklären, okay?" Kurz zogen sich Jimins Augenbrauen zusammen, der Gedanke gefiel ihm nicht sonderlich, doch wenn er eine Chance haben wollte, hier lebend herauszukommen war es wohl das beste, auf Yuji zu hören, immerhin kannten sie sich augenscheinlich am besten aus.
Und so fand er sich schließlich in der Mitte von Yuji und Seokjin wieder. Taehyung lief neben ihm her, den Kopf ergeben auf den Boden gerichtet, er schien so schon vollends in seiner Rolle als Häftling eingefunden zu haben, Jimin hingegen, fühlte sich unwohl bei dem Gedanken daran und er hoffte inständig, dass sie niemanden begegnen würden, der ihr Dasein anzweifeln würde.
Sie liefen schnellen Schrittes durch den Palast, stiegen ein paar Treppen hinauf und wieder runter und je länger sie liefen, desto normaler und bodenständiger schien ihre Umgebung zu werden.
Die güldenen Ornamente waren von Schmutzflecken abgelöst worden und die Kronleuchter durch Kerzen ersetzt worden, es war als seien sie in eine komplett andere Zeit getreten.
"Wir kommen jetzt zu den Gemächern der höheren Arbeitern, das sind Hexer und andere Magier, bis zu Shuha ist es nicht mehr so weit", erklärte Yuji leise, während sie mit gehobenen Schultern voranschritt.
Jimin konnte sie sich gut und gerne als eine dieser bösartigen Wächterinnen vorstellen und er war ein weiteres Mal froh, dass die Dämonin auf ihrer Seite und nicht auf der von Hoseok und Yoongi stand.
Seine Atmung hatte sich inzwischen wieder ein wenig beruhigt, dennoch war er nicht sonderlich entspannt, ganz im Gegenteil. Seine Sinne waren wachsam, er suchte die Umgebung nach möglichen Gefahren ab und seine Augen huschten wachsam hin und her.
Dennoch sah und hörte er den Ghoul nicht kommen, umso mehr erschreckte sich, als seine herrische Stimme durch den Gang hallte.
"Was macht ihr da?"
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