48. Darkness
Sienna
Dustin glitt aus und fiel der Länge nach auf den Boden. In diesem Moment wusste ich nicht, was mich mehr überraschte. Die Tatsache, dass er zu Kierans Taufe gekommen war, oder der Umstand, dass er seine Tollpatschigkeit sogar an solch einem Tag nicht ablegen konnte.
Als ich kurz zu Fionn schaute, sah ich, wie er die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Die restlichen Gäste blickten alle zu dem Lockenkopf, der sich schleunigst erhob, seinen schwarzen Mantel kurz begutachtete und dann zu strahlen anfing. So lange bis Kyle sagte: „Oh mein Gott, Dustin, nicht mal in einer Kirche kannst du dich benehmen."
Beinahe hätte ich laut losgelacht, ich konnte mich gerade noch beherrschen.
„Bin ich zu spät?", hörte ich Dustin fragen.
„Nein, ich habe extra auf dich gewartet", erklärte Fionn und wies nun dem Neuankömmling seinen Platz zu, welcher sich direkt neben mir befand. Als wir uns anschauten, mussten wir beide grinsen. In jenem Moment dachte ich an Irland, als er über den mit Holz beladenen Schubkarren gestolpert war und Fionn anschließend seinen Knöchel im Haus versorgte. Doch ich erinnerte mich auch daran, dass er meinem Mann das Leben gerettet hatte und dies machte ihn für mich zu einem ganz besonderen Menschen. Jemand, dem ich vertraute, egal, ob er manchmal über seine eigenen Füße stolperte oder nicht.
Als Fionn sich räusperte lenkten alle ihre Aufmerksamkeit automatisch auf ihn.
„Wir beginnen jetzt mit einem kleinen Gottesdienst und dann mit der Zeremonie", lauteten seine Worte, die er an uns richtete.
Es war wunderschön ihm zuzuhören und als er den Taufspruch für unseren Sohn aufsagte, welchen wir gemeinsam ausgesucht hatten, standen Tränen in meinen Augen.
„Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen."
Wir wollten ihn stets behüten, damit ihm nichts geschah.
„Darf ich den Taufpaten nun bitten vorzutreten?"
Hatte Fionn nicht gesagt, dass wir keinen Paten benötigten?
Als Dustin sich erhob, sah ich es ganz klar vor mir. Er wollte ihn, weil er ihm bedingungslos vertraute und ich würde das ebenso tun. Gemeinsam versammelten sich alle um das Taufbecken und ohne zu zögern drückte ich unserem Freund das Baby in die Arme.
„Vorsicht, und wehe, du lässt ihn fallen", konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen, worauf der Lockenkopf ein schelmisches Grinsen zeigte.
„Keine Angst, sowas tue ich nur, wenn es keiner von mir erwartet."
Dustin verhielt sich vorbildlich im Gegensatz zu unserem Sohn, der aus Leibeskräften schrie, als Fionn ihm das Wasser dreimal über den Kopf goss.
„Kieran, ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes."
Jetzt war es vollbracht, er gehört zu unserer Kirchengemeinde. Auch wenn ich nicht so gläubig war wie Fionn, so erachtete ich die Taufe dennoch als eine dringend notwendige und auch sehr schöne Sache.
Nachdem der Gottesdienst abgeschlossen war, fuhren wir auf direktem Weg zu unserem Heim. Kieran lag inzwischen in seiner Baby Schale und schlief. Den Schock des Nasswerdens hatte er wohl gut überwunden.
„Wann hast du das mit Dustin abgesprochen?", richtete ich die Frage an meinen Mann, der daraufhin spitzbübisch grinste.
„Gar nicht. Wir haben das alles über Alistair geklärt. Ich hatte ihn gefragt, ob es möglich sei, Dustin als Taufpaten zu bekommen und er antwortete mit einem Ja. Anschließend hat er Dustin drauf angesprochen und er war sofort damit einverstanden. Es sollte eine Überraschung für dich sein, Sienna."
„Die ist dir auch geglückt und ich finde sie wundervoll", seufzte ich lächelnd.
„Gut, dann bin ich vollauf zufrieden."
Als wir am Haus eintrafen, standen Kyle und Avril bereits davor.
„Denkt bitte daran, dass ihr euch in Gegenwart von Patrick und seiner Frau mit Brenda und James anredet", erinnerte Kyle uns augenzwinkernd.
„Sag das lieber Dustin", entfuhr es mir.
„Wenn man vom Teufel spricht", kam es von Fionn, als ein großer, eleganter Wagen um die Ecke bog, hinter dessen Lenkrad der Lockenkopf saß.
Kaum hatte er das Auto abgestellt, trafen Patrick und Theresa ein. Somit waren alle komplett.
Eigentlich hatte ich mit nur wenigen Geschenken gerechnet, doch Dustin schleppte gemeinsam mit Kyle mehrere Pakete sowie seinen Koffer in unser Haus.
„Das wäre doch nicht nötig gewesen", sagte ich und errötete leicht.
Es lag mir fern, seine Gutmütigkeit sowie seinen Status als Taufpate auszunutzen. Doch er wehrte sogleich ab.
„Das ist nicht alles von mir. Einen Teil bekommt ihr jetzt und den anderen Teil, wenn wir unter uns sind."
Fragend schaute ich zu ihm, doch er schüttelte nur seinen Kopf, lächelte und sagte: „Lass uns zur Tagesordnung übergehen."
Anschließend griff er nach einem kleinen Päckchen, welches er Fionn und mir überreichte.
„Das ist für Kieran, von mir. Ich hoffe, es gefällt euch."
Neugierig machten wir uns daran es auszupacken.
„Oh mein Gott, wie schön!", rief ich freudig, als den goldenen Anhänger in Form eines Kreuzes erblickte. Dieser hin an einer feingliedrigen Kette.
„Ihr solltet noch warten, ehe ihr ihm das anzieht", meinte Dustin grinsend. „Nicht, dass er die Kette noch kaputt reißt."
„Wenn er so ist wie sein Patenonkel, passiert das bestimmt", sagte Fionn trocken, worauf alle zu lachen begannen.
„Danke, Dustin!" Freudestrahlend fiel ich ihm um den Hals und auch mein Mann bedankte sich artig.
Von Kyle und Avril bekam Kieran einen Sportdress im Miniformat geschenkt. Wenn wir Glück hatten würde er im Sommer passen. Auch Patrick und Theresa hatten etwas mitgebracht. Ein Buch mit Bibelversen sowie ein paar süße kleine Nike Schuhe.
Nachdem alles ausgepackt war, widmeten wir uns der Torte und den beiden Kuchen, die Avril gebacken hatte. Alles schmeckte vorzüglich und die Stimmung am Tisch hätte nicht besser sein können. Dustin, der Patrick und Theresa als Fionns bester Freunde aus London vorgestellt worden war, hatte seinen Platz am Kopfende eingenommen, wo jemand bereits ein Gedenk aufgelegt hatte. Ich vermutete, dass es sich dabei um Avril handelte und nun machte auch Fionns Vorschlag, den Tisch auszuziehen, Sinn. Bei Kaffee und Kuchen gab Patrick einige Anekdoten aus seinem Berufsleben zum Besten, die Fionn natürlich am meisten zum Lachen brachten.
Als er und Theresa sich gegen halb sechs verabschiedeten, geleitete mein Mann die beiden zur Tür, während ich nach Kieran schaute, der gerade erwachte und Hunger zu haben schien. Wir beide zogen uns in das Schlafzimmer zurück, damit er in Ruhe seine Mahlzeit genießen konnte.
„Du warst heute sehr brav, mein Süßer", wisperte ich, als seine kleinen Äuglein wieder vor Müdigkeit zufielen, nachdem er genügend getrunken hatte. Vorsichtig platzierte ich einen sanften Kuss auf seine Stirn und legte ihn anschließend in den Stubenwagen. Mit einem Lächeln auf den Lippen wanderte ich zurück ins Erdgeschoss, wo die anderen auf dem Sofa saßen und redeten.
„So, kommen wir nun zu den restlichen Geschenken", begann Dustin, als er mich erblickte und griff sogleich nach einem großen Päckchen, das neben seinem Koffer lag.
„Das ist von Alistair und Rosie."
Eigentlich hätte ich mir denken können, dass die beiden uns etwas für Kieran zukommen ließen. Die Bauklötzchen, welche zum Vorschein kamen, würden ihn sicher freuen. Ebenso das große Stoffnilpferd, das sich total flauschig anfühlte. Aber Dustin hatte noch weitere Geschenke in seinem Gepäck.
Als er mir das nächste Präsent überreichte, veränderten sich seine Gesichtszüge. Er wirkte ernst und gefasst und gleich sollten wir erfahren, warum.
„Sienna, das hier ist von deinem Bruder und seinem Lebensgefährten. Alistair steht mit ihnen in Kontakt und hat mir die Sachen übergeben."
Sofort spürte ich den Kloß in meinem Hals, der sich unweigerlich ausbreitete, als ich mit zitternden Händen nach dem Päckchen griff. Ich war nicht in der Lage, meine Finger unter Kontrolle zu halten und deswegen öffnete Fionn letztendlich das Geschenk. Zum Vorschein kamen die süßesten Babyklamotten, die ich jemals gesehen hatte. Seth und Harvey mussten sich unglaubliche Mühe beim Aussuchen gegeben haben. Tränen kullerten meine Wangen hinab, die ich mit einer fahrigen Handbewegung wegzuwischen versuchte. Doch es krochen immer wieder neue hervor. Vor allem, als ich die kleine Karte entdeckte, die dem Geschenk beigefügt worden war. Bevor ich diese öffnen konnte, drang Dustins Stimme zu mir durch.
„Sienna, du musst die Zeilen nachher vernichten. Am besten verbrennst du es im Kamin, denn niemand darf eine Verbindung zu dir und deinem Bruder herstellen können. Hast du das verstanden?"
Als ich nickte, spürte ich plötzlich Fionns Hand auf meinem Arm. Blind vor Tränen schaute ich in seine Augen, die so viel Schmerz und Mitgefühl ausdrückten wie nie zuvor. Er wusste, dass ich gerade durch die Hölle ging. Nach einem tiefen Durchatmen begann ich die wenigen Sätze zu lesen.
„Liebe Sienna, lieber Fionn, wir wünschen euch alles Glück der Erde mit Kieran, eurem Sohn. Möge Gott euch immer behüten. In Liebe, Seth und Harvey."
Schluchzend sackte ich in Fionns Armen zusammen, unfähig zu sprechen.
„Alles gut, Baby, ich bin da", vernahm ich sein raues Flüstern, bevor er mich zärtlich zu küssen begann.
Es tat weh und doch wurde mein Herz durch einen kleinen Hoffnungsschimmer erfüllt. Seth und Harvey wussten, dass ich einen Jungen zur Welt gebracht hatte. Auch wenn sie ihn nicht sehen konnten, würde es ihre Seelen stets erfreuen. Doch wenn ich glaubte, das Schlimmste überstanden zu haben, so hatte ich mich getäuscht. Dustin holte nämlich ein weiteres Präsent aus seinem Koffer hervor, das er mir in die Hand drückte. Etwas in meinem Innersten sagte mir, dass es von Gwenny stammte. Und ich hatte Recht. Kaum befreite Fionn das Geschenk von der Verpackung, stieß ich einen kleinen Schrei aus. Es war so Gwenny-like, was ich erblickte. Sieben kleine Lätzchen, bestickt mit den Wochentagen, sowie eine gelbe Quietsche-Ente, die den Namen Kieran trug. Erneut begann ich zu weinen, vor Freude und vor Trauer. Wie gerne hätte ich meine beste Freundin jetzt in den Arm genommen, doch dies würde wahrscheinlich nie mehr geschehen.
Hilflos klammerte ich mich an Fionn, der plötzlich ein kleines Kärtchen zwischen den Lätzchen hervorzog. Ich hätte es glatt übersehen, weil es wirklich winzig war. Mein Herz pochte wie verrückt, als ich die Zeilen meiner Freundin las.
„Wo immer du auch sein magst, meine Gedanken sind stets bei dir. Ich liebe dich, Sienna. Das werde ich immer tun, so, wie ich es dir einst versprochen habe. Alles Liebe für Kieran, Fionn und dich, Gwenny."
Der Gedanke, die beiden Karten verbrennen zu müssen riss ein tiefes Loch in mein Herz, doch mir blieb keine andere Wahl. Es ging um unsere Sicherheit, um unser aller Leben. Ohne zu zögern erhob ich mich, strich nochmal mit den Fingern sanft über die Karten jener Menschen, die ich unendlich vermisste, um sie dann dem Feuer zu übergeben. Sie zerfielen zu Asche, doch das Geschriebene setzte sich in meinem Herzen und in meiner Seele fest.
Es war ein langer Tag, der friedlich zu Ende ging und es war schön, als Fionn und ich endlich alleine waren und Kieran betrachteten, der selig vor sich hinschlummerte. Er war das größte Glück für uns, entstanden in einem schwarzen Raum.
„Würdest du es rückgängig machen, wenn du könntest?"
Als Fionn diese Frage an mich richtete, lächelte ich und sagte: „Niemals. Er ist das Beste, was uns je passiert ist. Und wie sieht es bei dir aus?"
„Keine Chance, euch beide gebe ich nicht mehr her."
Sein Grinsen wirkte spitzbübisch, als er den nächsten Satz formulierte.
„Wenn ich ehrlich bin, vermisse ich den Black Room manchmal."
Ein Seufzen entwich meiner Kehle. „Ich auch."
Fionn legte seine Arme um mich, brachte seinen Lippen zu meinem Ohr und flüsterte verführerisch: „Vielleicht finden wir irgendwann einen, Baby."
Mit dieser Aussage sowie seiner Geste brachte er mich fast zum Durchdrehen. Seit Kierans Geburt hatten wir noch nicht wieder miteinander geschlafen. Mein Körper benötigte noch Zeit, um sich zu regenerieren, doch irgendwie kam es mir so vor, als ob dies bald geschehen würde. Ich fühlte mich von Tag zu Tag besser und gewisse Regionen meines Körpers taten das auch. Aber ich wollte nichts überstürzen und hatte Gott sei Dank einen verständnisvollen Mann an meiner Seite, der mich in dieser Hinsicht nicht bedrängte. Wir kuschelten jeden Abend vor dem Einschlafen zusammen und da Kieran mittlerweile vier Stunden am Stück durchschlief, hielt sich mein Schlafentzug in Grenzen. Bald würden Fionn und ich hoffentlich wieder auf unsere Kosten kommen.
Der Heilige Abend war in diesem Jahr etwas Besonders für uns. Wir verbrachten ihn zum ersten Mal zusammen und zudem noch mit unserem Baby. Gemeinsam hatten wir den Tannenbaum schon vor einigen Tagen geschmückt, damit es so gut wie möglich stressfrei für uns blieb. Gegen sechs Uhr aßen wir zu Abend und um zehn musste Fionn die Messe halten, welche eine Stunde dauerte. Während dieser Zeit war ich mit Kieran alleine zu Hause. Um kurz vor elf bekam er seine Spätmahlzeit und anschließend legte ich ihn in sein Bettchen, wo er sofort einschlief. Gegen viertel vor zwölf tauchte Fionn schließlich auf. Er hatte noch die Kirche abschließen müssen und außerdem jedem ein frohes Fest gewünscht.
„Hey, Baby", begrüßte er mich und hauchte einen Kuss auf meine Lippen.
Mein Körper war bereit für ihn – ich spürte es in jener Sekunde. Als ich mich in seine Arme presste und den Geruch seines Aftershaves wahrnahm, flüsterte ich: „Fionn, ich will dich."
„Jetzt?" Ein wenig erstaunt zog er seine Augenbraune nach oben.
„Ja, jetzt. Kieran schläft, er wird bis halb vier morgens durchhalten. Es wäre also die Gelegenheit."
Sein verführerisches Lächeln bewirkte, dass ich ungeduldiger wurde. Doch als ich versuchte, die Knöpfe an seinem Hemd zu öffnen, griff Fionn blitzschnell nach meinen Händen, um diese festzuhalten.
„Nicht so schnell, Baby. Wir sollten uns Zeit lassen."
„Zeit? Ich will nicht länger warten!" Empört schaute ich in seine blauen Augen, die ein wenig schelmisch dreinblickten.
„Das ist schön, Baby, aber lass mich erst kurz nach unserem Sohn schauen, ok? Ich bin gleich wieder da."
Fionn beeilte sich wirklich, doch ich fragte mich, was er vorhatte. Denn dass er etwas im Schilde führte konnte ich an seinem Blick erkennen. Noch immer stand ich im Wohnzimmer, unschlüssig, was ich nun tun sollte, als er auf mich zukam. Langsam zog er das Shirt aus meiner Hose, ließ seine Finger am Bund der Jeans entlangwandern und schaute dabei in meine Augen. Ich schluckte. Wenn er diesen Blick draufhatte, konnte ich mich fast nicht mehr beherrschen.
„Baby, weißt du noch, was du heute vor einem Jahr gerne machen wolltest?", raunte er mir ins Ohr.
„Heute vor einem Jahr?", sinnierte ich nachdenklich.
„Ja, am Heiligen Abend vor einem Jahr."
„Ähm, ich.... Moment mal!" Überrascht starrte ich ihn an. „Heute vor einem Jahr, wollte ich mich gerne mit dir im Black Room treffen. Aber das ging ja nicht, weil du arbeiteten musstest."
„So, wie heute auch", setzte Fionn überflüssigerweise hinzu.
„Ja, aber nun wohnen wir zusammen und können deshalb tun und lassen was wir wollen."
Neckisch griff ich nach dem Reißverschluss seiner Jeans, um diesen zu öffnen. Dieses Mal hatte er nichts dagegen einzuwenden, im Gegenteil. Er half mir noch dabei und machte sich im Gegenzug an meiner Hose zu schaffen. Wenige Minuten später standen wir nur mit Unterwäsche bekleidet voreinander.
„Jetzt brauchen wir eine Schleuse", wisperte Fionn, bevor er meine Hand ergriff und mich mit sich zog.
„Die Schleuse ist oben, Fionn, vor der Schlafzimmertür", entgegnete ich lachend, als ich bemerkte, dass er mich in Richtung Flur zog.
„Nein, Sienna, lass dich überraschen. Ich habe eine andere Schleuse entdeckt."
Mit klopfendem Herzen verharrte ich vor der Kellertür.
„Schließ deine Augen, Baby und mach sie erst wieder auf, wenn ich es dir sage."
Seine erotische Stimme produzierte eine gewaltige Gänsehaut auf meinen Armen. Da ich kein Spielverderber sein wollte, tat ich, was mein Ehemann verlangte. Fest presste ich die Lider aufeinander und spürte im gleichen Moment seine Hand, die meine umklammert hielt. Ich hörte, wie die Kellertür geöffnet wurde und dann stiegen wir zusammen die Stufen hinab. Noch immer hielt ich meine Augen geschlossen und wartete einfach ab, was passieren würde.
„Baby, du kannst jetzt die Augen aufmachen", sagte Fionn, nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte.
Dunkelheit umfing mich. Vollkommene Schwärze, wie einst im Black Room. Es gab nicht eine einzige Lichtquelle in diesem Raum. Für für einen kurzen Moment spürte ich ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust, welches jedoch binnen Sekunden der Aufregung und Vorfreude wich, die nun von mir Besitz ergriffen.
„Oh mein Gott, Fionn! Was hast du getan?"
Ich spürte den Teppichboden unter meinen Füßen und hörte an der Akustik im Raum, dass der Keller keineswegs nackt und kahl war.
„Ich habe unseren eigenen Black Room gebaut, Baby", kam es wie selbstverständlich zurück.
Seiner Stimmlage nach zu entnehmen war er mächtig stolz darauf und das war ich auch.
„Das ist super! Oh mein Gott, das ist grandios!", wisperte ich total überwältigt.
Wie sehr hatte ich mir gewünscht, noch einmal in einen Black Room mit ihm zu sein und jetzt wurde der Traum wahr. Hinzu kam, dass wir diesen in Zukunft nutzen konnten, so oft wir wollten.
„Wie hast du das gemacht?"
„Ich war ungefähr jeden zweiten Tag im Baumarkt, um das Material zu besorgen. Immer wenn Kieran und du geschlafen habt, war ich hier unten, und habe daran gearbeitet."
„Und du konntest das ohne Probleme?"
„Na ja, ich bin gelernter Bauzeichner. Ich besitze genügend Vorstellungskraft, um ein Zimmer zu verändern, dass es meinen Ansprüchen genügt. Und ich bin handwerklich nicht ganz unbegabt."
Ich war baff, denn ich hatte alles erwartet, jedoch das nicht. Umso ungeduldiger wurde ich nun.
„Das, mein Lieber, werden wir gleich testen."
„Ja, aber zuerst erkunden wir unseren Black Room."
Langsam und vorsichtig tastete ich mich an der Wand entlang. Sogar diese war mit Stoff bekleidet, wie das Vorbild in London.
„Das Bett ist leider nicht ganz so groß und es gibt auch keine Wendeltreppe."
Fionn flüsterte automatisch, wie ich auch.
„Das ist nicht schlimm, ich bin mir sicher, wir werden auch ohne den ersten Stock unseren Spaß haben."
„Ja, denn es gibt eine Kiste mit diversen Spielsachen."
Sein Grinsen war förmlich zu spüren und als ich meine Finger vorsichtig über sein Gesicht wandern ließ, fühlte ich es ganz deutlich. Fionn strahlte so sehr, weil er sich freute, dass ihm die Überraschung für mich gelungen war.
Er nahm mich wieder an die Hand und führte mich ein kleines Stück in den Raum hinein. Als meine Füße den Widerstand spürten, ließ ich mich vorsichtig auf der Matratze nieder und er gesellte sich zu mir. Wir begannen uns gegenseitig zu entkleiden.
„Du musst keine Angst haben, Baby, ich werde vorsichtig sein."
„Das weiß ich, Schatz."
Langsam zog er mich näher zu sich heran, setzte seine Hände ein, um meinen Körper zu verwöhnen, wie einst im Black Room des Swinger Clubs. Meine Finger streichelten über seine Wangen und schließlich vergrub ich den Daumen der rechten Hand in seinem Grübchen am Kinn, das ich so sehr liebte.
„Du bist verdammt sexy", raunte ich ihm ins Ohr.
„Du auch, Baby."
Sanft drückte er meinen Körper in die Matratze und begann mich zu küssen. Seine Lippen strahlten ein unstillbares Verlangen aus, gepaart mit der Glut eines Feuers. Das Necken seiner Zunge zu spüren, die vorwitzig in meinen Mund eindrang, ließ mich automatisch grinsen. Doch nur für einen Moment, dann wurde mein Körper von einer Hitzewelle erfasst und ich stöhnte leise auf.
Unbeirrt wanderten Fionns Lippen nach unten, umfassten ganz vorsichtig meine Brustwarzen, um dann den Weg in Richtung Bauchnabel anzutreten. Mit den Händen fuhr ich durch sein dichtes Haar und streichelte den Ansatz in seinem Nacken, was ihm kurz ein Stöhnen entlockte. Wenige Augenblicke später drückten seine Hände meine Oberschenkel auseinander. Vorsichtig und langsam drang seine Zunge in mich ein und trieb mich binnen Sekunden an den Rand des Wahnsinns. Mein Unterleib streckte sich ihm entgegen, bereit sich allem hinzugeben. Verzweifelt krallten sich meine Finger in den Stoff der Matratze, während ein Keuchen meiner Kehle entwich.
„Fionn", stöhnte ich, in der Hoffnung, dass ich nun das bekam, wonach mir gelüstete.
Doch er hatte andere Pläne. Ohne Vorwarnung tauschte er die Zunge mit den Fingern, welche jedoch extrem vorsichtig zu Werke gingen. Es fühlte sich verdammt gut an.
„Nicht aufhören", presste ich hervor, aber wieder kam eine Planänderung von ihm.
Er zog seine Finger zurück und mir entwich ein entrüstetes Schnaufen. Doch als ich das Rascheln des Kondomtütchens hörte, begann ich zu grinsen.
„Keine Angst, Baby, ich bin gleich bei dir", flüsterte er in die Dunkelheit hinein.
Mit geschlossenen Augen und klopfendem Herzen wartete ich auf den Moment, in dem er in mich eindrang. Ganz sachte und vorsichtig, so als ob er Angst hätte mir wehzutun. Aber ich spürte keinen Schmerz, im Gegenteil. Alles in mir schrie nach ihm, es fühlte sich absolut toll an, endlich wieder mit ihm zu schlafen; endlich wieder auf diese Art und Weise vereint zu sein. Der sich stetig steigernde Rhythmus, welchem wir uns nun hingaben, peitschte mein Verlangen unstillbar in die Höhe. Der Siedepunkt kam immer näher, unaufhaltsam und in einer Stärke, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellte. Unsere Finger waren miteinander verschlungen und unsere erhitzten Körper befanden sich in totalem Einklang; perfekt aufeinander abgestimmt, wie vom ersten Moment an. Als der Augenblick der inneren Explosion kam, hatte ich nur einen Wunsch: Es sollte nie vorbeigehen.
Verschwitzt lagen wir auf der Matratze, umhüllt durch die vollkommene Dunkelheit. Mein Kopf befand sich auf seiner Brust und Fionn hatte eine Decke über uns gelegt, welche unsere Körper ein wenig von der kühlen Luft des Kellers schützte. Noch immer hatten sich unsere Atemzüge nicht normalisiert, doch wir begannen trotzdem zu sprechen.
„Das war toll, Baby", flüsterte er mir ins Ohr.
„Ja, das fand ich auch", wisperte ich leise, mit geschlossenen Augen.
„Ach", seufzte ich in die Dunkelheit hinein, „ich könnte jetzt die ganze Nacht hier mit dir verbringen."
Fionn lachte leise, bevor er sagte: „Kieran wird uns erfolgreich davon abhalten, ob wir wollen oder nicht. Ich hab das Baby Phone mitgenommen."
„Wo ist es denn?"
„Es liegt neben der Matratze, eingepackt in einem schwarzen Samtbeutel. Aber man kann es hier hören, ich habe das bereits getestet."
Genüsslich wanderten meine Finger an seinem Bauchnabel entlang, was ihn leicht zusammenzucken ließ.
„Wie lange hast du das schon geplant?"
„Unser kleines Event am Heiligen Abend? Ich würde sagen, vor einigen Wochen fing es an. Als ich zum ersten Mal Material in diesem Raum lagerte. Dann habe ich gegoogelt, wie lange wir nach der Geburt mit dem Sex aussetzen müssen. Die Zeitspanne vier bis sechs Wochen passte hervorragend zu meinen Vorstellungen."
Eigentlich hätte ich es mir denken können, dass er solche Dinge nachlas, was ich wie immer total süß und fürsorglich fand.
„Du bist ausgebufft."
„Ich bin erfinderisch."
„Das auch."
Unsere Lippen fanden sich zu einem Kuss, der nicht enden wollte und der unsere Gefühle schon wieder mächtig in Wallung brachte. So lange, bis das Baby Phone sich meldete.
„Das war's dann wohl für heute", kommentierte Fionn seufzend, während ich mich erhob, um zur Tür zu laufen.
Mein Herz rutschte buchstäblich in die Hose, als ich den Knauf betätigte und die Tür sich nicht öffnen ließ.
„Das ist nicht witzig, Fionn", empörte ich mich.
„Was?"
„Die Tür geht nicht auf! Rück sofort den Schlüssel raus!"
„Ich habe nicht abgeschlossen!"
Seine Körperwärme war zu spüren, als er seine Hand ausstreckte, um mir zu beweisen, wie unfähig ich in dieser Hinsicht war. Doch auch er scheiterte.
„Das gibt's doch gar nicht. Warum lässt sich das verdammte Ding nicht öffnen!?"
So sehr Fionn an der Tür zu rütteln versuchte, nichts tat sich. Kierans Weinen, das durch das Baby Phone deutlich und immer stärker zu vernehmen war, verschlimmerte die Situation um ein Vielfaches.
Wir waren gefangen, in unserem eigenen Black Room.
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Hallo ihr Lieben, ich weiß, ich habe lange nichts mehr hochgeladen und ich hoffe, ihr lest die Geschichte trotzdem noch zu Ende. Als Entschädigung bekommt ihr den Rest nun heute in geballter Ladung. Nach diesem Kapitel folgt nämlich nur noch der Epilog.
Danke an alle, die noch hier sind.
LG, Ambi xxx
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