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14. Collapse

Parker an Anonym: „Haben bald einen neuen Schützling für dich. Vernehmung ist abgeschlossen, Unterschrift fehlt noch. Er hat sich Bedenkzeit erbeten.

Anonym an Parker: „Welche Stufe?"

Parker an Anonym: „Stufe 3, Schneefall im Spiel."

Anonym an Parker: „Fuck. Bin diese Woche mit meinem Newbie alleine, hoffentlich haut das alles hin."

Parker an Anonym: „Erfahrungsgemäß dauert es noch einige Tage, mach dich nicht verrückt."

Anonym an Parker: „Ok, werden uns bereithalten."

„Parker an Anonym: „Thanks and over."


Wir ritten zuerst im Trab und dann im leichten Galopp über das Feld, was ein Gespräch Gott sei Dank unmöglich machte. Mir war nicht nach Reden zumute, viel lieber wollte ich meine Gedanken ein wenig ordnen.

Dies gestaltete sich jedoch als äußerst schwierig, zumal dieser Traum immer wieder in meinem Gedächtnis auftauchte. Ich konnte Fionn nicht so einfach vergessen und schon gar nicht, wenn ich mich dazu zwang. Immerhin war ich schon einen Schritt weiter gekommen, denn ich hielt nicht mehr eisern daran fest, dass er sich auf jeden Fall melden würde.

Ich musste den Tatsachen ins Auge sehen.

Es bestand keine Möglichkeit, mit ihm in Kontakt zu treten und wenn er für sich entschieden hatte, den Swinger Club nicht mehr aufzusuchen (vielleicht hatte man ihm wirklich die Pistole auf die Brust gesetzt), dann musste ich das akzeptieren. Auch wenn es mir schwer fiel.

Ich bereute es im Moment nicht, nach Schottland geflogen zu sein, denn das Wochenende zerstreute meine Gedanken ein wenig. Es tat gut, auf Wotans Rücken zu sitzen, der sich vorbildlich benahm. Nach einer Stunde Ausritt erreichten wir wieder die Stallungen und Oliver kümmerte sich um das Absatteln.

„Geh du schon ins Haus, Sienna, ich mache das schon", erklärte er, als ich Anstalten machte, ihm zu helfen. Ich mochte ihn definitiv lieber als Tony, aber das war auch kein Kunststück.

Langsam schlenderte ich zum Haus zurück, zog in der Eingangshalle die Stiefel aus und lief auf Socken ins Obergeschoß, um dort die Reithose gegen eine Jeans zu tauschen. Gerade als ich aus dem Zimmer ging, kamen mir Gwenny und Tony entgegen.

„Du bist schon auf?", sagte meine beste Freundin erstaunt und haucht mir einen Kuss auf die Wange.

„Du siehst besser aus als gestern", fügte sie noch hinzu, was mir ein Lächeln entlockte.

„Ich fühle mich auch ein wenig besser", erwiderte ich. „Und ich war schon reiten!"

„Mit Oliver?" Es war Tony, der diese Frage stellte.

„Ja", antwortete ich knapp und ignorierte Gwennys vielsagenden Blick, den sie mir zuwarf.

Nach wie vor hatte ich kein Interesse an Oliver, oder an irgendeinem anderen Mann. Fionn besaß noch immer auf eine komische Art und Weise mein Herz, obwohl ich es hatte nie an ihn verschenken wollen. Manche Dinge passierten eben, ohne dass man sie kontrollieren konnte. Gefühle gehörten definitiv zu den Sachen, die nicht steuerbar waren. Ich hatte es mir nicht ausgesucht, mich in ihn zu verlieben, in einen Priester, der nur allzu gerne die Regeln brach, genau wie ich.

Minuten später trafen sich alle am großen Esstisch, um das Frühstück gemeinsam einzunehmen. Nach dem zweiten Toast hatte ich das Gefühl, dass mein Magen schon wieder rumorte. Außerdem begann meine Nase zu laufen, was darauf hindeutete, dass ich mir wahrscheinlich eine Erkältung eingefangen hatte. Das fehlte mir gerade noch!

Trotzdem fuhr ich mit Gwenny und Tony in die Stadt Ayr, welche immerhin fünfzigtausend Einwohner besaß. Wir schlenderten durch die Straßen und betrachteten die Auslagen in den Geschäften. Es war entspannt, hier zu bummeln, denn in London bewegten sich stets Menschenmassen durch die Einkaufsmeilen, vor allem am Wochenende.

Schließlich schlug Tony vor, das Mittagessen in einem Pub einzunehmen, wogegen ich nichts einzuwenden hatte. Mein Hunger hielt sich zwar in Grenzen, doch ich bekam den Burger schließlich hinunter.

Anschließend liefen Gwenny und ich zum Strand, denn Ayr lag direkt am Firth of Clyde, einem Meeresarm, an der Westküste Schottlands, welcher durch die Halbinsel Kintyre vom Atlantik getrennt wurde. Dort setzten wir uns auf eine Bank und blickten in die Sonne, die zeitweise von Wolken umhüllt wurde.

„Was treibt Tony eigentlich in der Stadt?", erkundigte ich mich.

„Er wollte noch beim Juwelier vorbeischauen", antwortete Gwenny lächelnd.

Nach wie vor wirkte sie sehr glücklich, im Gegensatz zu mir. In ihrer Gegenwart kam ich mir plötzlich vor, wie ein totaler Verlierer. Selbst mein Date im Black Room hatte mich sitzen lassen. Was war nur mit dieser Welt los? Hatte ich Fionn wirklich so falsch eingeschätzt? Seit wann konnte ich mich nicht mehr auf meinen gesunden Menschenverstand verlassen?

Er gab sich so fürsorglich und liebenswert, wann immer wir uns in diesem schwarzen Raum trafen. Aber vielleicht war es möglich, seinen wahren Charakter in der Dunkelheit zu verstecken. Ich hatte mich so benommen, wie ich wirklich war. Doch er schien vielleicht genau das Gegenteil getan zu haben.

Mittlerweile zweifelte ich sogar daran, dass es sich bei ihm wirklich um einen Priester handelte. Erzählen konnte man in dieser Hinsicht viel, aber Beweise hatte ich keine.

Der Samstag verging relativ schnell und ehe ich mich versah, saßen wir am Abend vor dem großen Kamin, der so viel Wärme ausstrahlte, dass sogar ich nicht mehr fror. Mein Hals kratzte ein wenig, dafür hatte die Nase aufgehört zu laufen. Gwenny versorgte mich mit Hustenbonbons, wofür ich mich später erkenntlich zeigte, indem ich ihr versprach, dass wir demnächst wieder zusammen shoppen gehen würden, in London verstand sich, denn die Großstadt glänzte durch eine größere Auswahl in allen Bereichen.

Als Gwenny und Tony sich gegen halb elf verabschiedeten, begab auch ich mich in das obere Stockwerk, um mich direkt ins Bett zu begeben. Das Kratzen in meinem Hals war ein wenig besser geworden, doch das Ziehen in meiner Brust, welches ich seit heute Morgen verspürte, kam etwas stärker hervor. Vielleicht kündigte sich eine Bronchitis an. Fieber hatte ich jedenfalls keines, das war immerhin ein Vorteil.

In dieser Nacht blieb ich glücklicherweise von Träumen verschont und als ich am Morgen die Gardinen zurückzog, um einen Blick nach draußen zu werfen, fühlte ich mich psychisch gesehen etwas besser. Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee gewesen, Gwenny erneut nach Schottland zu begleiten.

Aufgrund der Erkältung besaß ich auch am heutigen Tag keinen großen Appetit. Nach einer Scheibe Toast hatte ich das Gefühl, nichts mehr essen zu können und schob den Teller von mir.

Gwenny warf mir einen besorgten Blick zu, sagte jedoch nichts. Erst, als wir das Zimmer verlassen hatten und in der Eingangshalle standen, fragte sie: „Geht es dir immer noch nicht besser, Sienna?"

Als Antwort zuckte ich nur mit den Schultern und gab ein flapsiges: „Was uns nicht tötet, härtet uns ab", von mir.

Von so einer kleinen Erkältung wollte ich mich keineswegs unterkriegen lassen. Deshalb zwängte ich mich in die Reitklamotten und suchte die Stallungen auf, um Oliver zu fragen, ob ich nochmals auf Wotan ausreiten könnte. Zum Glück bekam ich eine positive Antwort erteilt und zehn Minuten später befanden wir uns auf dem Rücken der Pferde.

Oliver ritt generell eine braune Stute, die sehr edel wirkte. Doch Wotan war mein Liebling. Mit einem Stich im Herzen dachte ich plötzlich an Fionn. Es war so süß und lustig gewesen, als er sich über Wotan aufregte, weil er ihn für einen Russen hielt, mit dem ich ihn betrogen hatte. Es zeigte mir, dass ich ihm nicht egal war – zumindest hatte ich das immer gedacht.

Aber warum ließ er mich dann einfach im Ungewissen sitzen? Wieso meldete er sich nicht im Swinger Club? So sehr ich danach suchte, ich fand keine Antworten auf die Fragen, die ständig in meinem Kopf herumschwirrten wie ein Schwarm unzähliger Kolibris.

Um auf andere Gedanken zu kommen, beobachtete ich die Pferde. Wotan und Shirin, die Stute, trabten gemächlich nebeneinander her, was mir ein Lächeln entlockte. Oliver musste dies gesehen haben, denn er sprach mich an.

„Du solltest öfter lächeln, Sienna. Das steht dir nämlich gut."

„Schleimer." Ich sprach oftmals aus, was ich dachte und vor Oliver nahm ich schon lange kein Blatt vor den Mund.

Er lachte jedoch nur und trieb Shirin plötzlich an.

„Folge mir, Sienna, Wotan muss heute noch ein bisschen laufen."

Ich gab dem Hengst einen Schenkeldruck, damit er einen Zahn zulegte. Schließlich sollte Oliver mir nicht davonreiten. Nach einem kurzen Sprint ließen wir es gut sein und verfielen erneut in einen gemächlichen Trab.

„Wann fliegt ihr denn wieder zurück?", erkundigte sich Oliver, als wir später vor den Stallungen standen.

„Um sechs. Wir müssen also spätestens um drei hier weg."

Die Zeit verging rasend schnell. Nach dem Mittagessen packten Gwenny und ich unsere Sachen zusammen und spazierten anschließend eine Runde um das Haus.

„Fliegst du nächstes Wochenende wieder hierher?", erkundigte ich mich, worauf sie nickte.

„Warum fragst du? Möchtest du mitkommen?"

„Nein, ich glaube nicht", erwiderte ich ehrlich.

„Aber es hat dir gut getan, oder?"

„Das schon, aber zu viel Landluft ist nichts für mich. Wie du siehst, bin ich krank geworden", scherzte ich.

„Oh, da kann ich dich beruhigen. Tony und ich bleiben nächstes Wochenende in seiner Wohnung in Glasgow."

„Bisschen Großstadtluft schnuppern, hm?"

„Ja, das tun wir. Schließlich möchte er nicht die ganze Zeit mit seiner Familie abhängen und ich auch nicht. Wir brauchen auch ein wenig Freiraum für uns alleine."

„Das sehe ich ein und genau deshalb wäre es nicht gut, wenn ich mitkäme", untermauerte ich ihre vorangegangene Aussage, was Gwenny mit einem Nicken zur Kenntnis nahm.

Obwohl das Wochenende mich oftmals von meinen trüben Gedanken ablenkte, war ich heilfroh, als ich um kurz nach neun meine Wohnung in Greenwich betrat. Es war schön, wieder in den eigenen vier Wänden zu sein und sich gehen lassen zu können.

Als mein Blick auf das Handy fiel, welches ich nun aus der Tasche hervorholte, umfing mich eine große Melancholie. Warum meldete sich Fionn nicht beim Swinger Club? Vielleicht tat ich ihm ja doch Unrecht und er hatte sich beim Joggen gehörig verletzt. So sehr, dass es ihm nicht möglich war, anzurufen.

Der Kloß in meiner Kehle wurde immer dicker und ich versuchte die Tränen, die sich nun in meinen Augen bildeten, herunterzuschlucken. Doch es gelang mir nicht. Seit wann war ich so nahe am Wasser gebaut?

Es konnte nicht wahr sein, dass ein Mann, den ich kaum kannte, diese Gefühle in mir auslöste. Aber Fionn bewirkte dies in mir, egal, ob er durch Anwesenheit glänzte, oder ob ich nur an ihn dachte. In seinen Armen hatte ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder richtig weinen können. Wegen einer missglückten Beförderung, die damals wie ein Weltuntergang anmutete. Und heute stand ich hier und heulte, weil Fionn seit Tagen verschwunden war. Zwei Wochen hatte ich ihn nun schon nicht mehr gesehen. Und diese Zeit kam mir vor wie eine Ewigkeit.

Punk zehn lag ich in meinem Bett, ich war todmüde und driftete in einen unruhigen Schlaf. Es war wie verhext, denn in dieser Nacht träumte ich erneut von Fionn. Wir lagen im Black Room, ich spürte seine Hände, die zärtlich über meinen Körper glitten, seine Lippen, die mich verführerisch küssten, ich fühlte sogar seinen Atem in meinem Nacken. So deutlich, dass ich prompt aufschreckte, weil ich für eine Sekunde der Täuschung erlag, dass es sich um die Realität handelte.

Mit pochendem Herzen und schweißnassen Haaren saß ich aufrecht in meinem Bett. Dieser Traum erschütterte meine Seele in ihren Grundfesten. Ich war noch lange nicht soweit, Fionn vergessen zu können, oder zumindest zu versuchen, mir einzureden, dass ich nichts für ihn empfand. Dass es sich nur um eine Sexbekanntschaft in einem Swinger Club handelte.

Mein unruhiger Blick wanderte zu der Leuchtanzeige des Weckers, was mir ein Seufzen entlockte. Es war erst kurz nach fünf und ich hätte eigentlich noch schlafen können. Doch daran war jetzt nicht mehr zu denken.

Also erhob ich mich, um unter die Dusche zu springen, wo ich mir jedoch sehr viel Zeit ließ. Das Kratzen in meinem Hals tauchte wieder auf, ebenso das Ziehen in meiner Brust. Vielleicht sollte ich doch einen Arzt aufsuchen oder die Apotheke um die Ecke. Mit einer richtigen Bronchitis war nicht zu spaßen und wenn Fieber hinzukommen sollte, würde ich auf jeden Fall ein Antibiotikum benötigen. Wenn es ganz schlimm wurde, musste ich sogar der Arbeit fernbleiben.

Noch vor einigen Wochen hätte ich das als eine Katastrophe angesehen, doch seit Dan befördert wurde und ich lediglich eine Sonderzahlung für meine Leistungen erhielt, juckte mich das nicht. Dann war ich eben krank und lag im Bett, sollte mein Boss doch sehen, wer den Kram erledigte. Dan verdiente ja nun mehr, also konnte er einen Teil meiner Arbeit mitverrichten.

Manchmal fühlte es sich gar nicht so schlecht an, einen gesunden Egoismus in seine Gedanken einfließen zu lassen. Es half mir auf jeden Fall an diesem Morgen auf die Beine und als ich den ersten Schluck Tee im Mund hatte und herunterspülte, spürte ich, wie die Flüssigkeit mich innerlich erwärmte.

Ich band mir einen dicken Schal um den Hals, bevor ich aus dem Haus ging, um sicher zu gehen, dass ich mich nicht noch mehr erkältete. Im Büro achtete ich darauf, keiner Zugluft ausgesetzt zu sein, aber leider ließ sich das nicht immer vermeiden. Trotzdem hielt ich bis zum Abend durch. Allerdings ging ich auch früh zu Bett, telefonierte jedoch vorher mit Gwenny, die sich nach meinem Befinden erkundigen wollte.

„Danke, es geht. Ich glaube, wenn ich es langsam angehen lasse, wird es recht schnell besser werden", antwortete ich.

„Dann wünsche ich dir weiterhin gute Besserung, aber ruf mich sofort an, wenn es dir schlechter geht und du etwas brauchst, ok?"

In solchen Momenten spürte ich immer, dass wir beste Freundinnen waren. Wir würden uns niemals hängen lassen und der anderen stets zur Seite stehen.

Am nächsten Tag kämpfte ich noch ein wenig mit Schluckbeschwerden und ließ deshalb, wie am Tag zuvor, das morgendliche Frühstück ausfallen. Ich trank nur eine Tasse Tee und schob ein Salbeibonbon in meinen Mund. Angeblich sollte Salbei gut gegen Halsbeschwerden sein, das hatte ich gestern nachgelesen. Ich raffte mich auf, zur Arbeit zu fahren und war froh, dass ich während der letzten Nacht nicht von Fionn Träumen heimgesucht wurde.

Dies änderte sich jedoch in der darauffolgenden Nacht schlagartig.

Dieses Mal besuchten wir gemeinsam eine Kirche, was äußerst merkwürdig war, da ich sein Gesicht nie sehen konnte. Wie auch? Wenn man sich immer nur im Dunkeln begegnete, bremste das selbst die größte Fantasie aus.

„Baby", hörte ich Fionn in meinem Traum sagen. „Sieh dir nur die Kirche an, wie schön sie ist."

Es fühlte sich grotesk und gleichzeitig so vertraut an, von ihm zu träumen. Seine Stimme zu hören, war alles, was ich wollte, denn unsere Gespräche fehlten mir sehr. Mit Tränen in den Augen führte der Weg mich in die Küche, diese Träume raubten mir noch den Verstand. Das einzig Gute an diesem Morgen war die Tatsache, dass meine Halsschmerzen verschwunden zu sein schienen. Somit aß ich einen Toast mit Butter und Erdbeermarmelade. Doch so schnell, wie ich diesen gegessen hatte, kam er auch wieder hoch. Mein Magen begann heftig zu rebellieren, was mich zu der Ansicht brachte, dass ich mir weitaus mehr als nur eine harmlose Erkältung eingefangen hatte. Vermutlich war ein Virus im Umlauf. Binnen einer halben Minute entschied ich mich dazu, heute nicht zur Arbeit zu gehen und später Gwenny anzurufen.

Den halben Vormittag verbrachte ich im Bett, nachdem ich mich krank gemeldet hatte und schickte später eine Nachricht an Gwenny, die sofort zurückrief.

„Sienna, was ist los? Soll ich nachher vorbeikommen?"

„Lieber nicht, es könnte sein, dass ich mir einen Virus eingefangen habe", erwiderte ich sofort.

Ich wollte vermeiden, dass meine beste Freundin sich ansteckte, zumal sie am Wochenende wieder zu ihrem Verlobten fliegen wollte.

„Hast du Fieber?"

„Nein, zum Glück nicht."

„Gut, aber wenn es schlimmer werden sollten, dann lass es mich wissen, ok? Ich rufe dich nachher wieder an", versprach sie.

„Danke, du bist ein Schatz."

Den Nachmittag verschlief ich in Etappen und als ich am Abend aufstand, bemerkte ich wieder dieses komische Ziehen in meiner Brust. Mein kompletter Körper schien gegen den Verlust zu rebellieren, dagegen, dass ich Fionn nicht mehr hören, fühlen und riechen konnte.

Früher hatte ich es immer als Unsinn abgetan, wenn Menschen erzählten, dass physische Erkrankungen mit der Psyche in Zusammenhang standen. Jetzt hingegen konnte ich das zu hundert Prozent bestätigen.

Auch am Donnerstag erbrach ich mein Frühstück und konnte bis zum Mittag gar nichts zu mir nehmen. Die Erkältung schien zwar das Weite gesucht zu haben, aber ich fühlte mich noch immer hundeelend. Um es genauer zu formulieren: Schlimmer als vor zwei Tagen.

Nur mit größter Mühe gelang es mir, Gwenny davon abzuhalten, vorbeizuschauen. Ich versicherte ihr, dass es mir ein wenig besser ging.

„Ok, also dann fliege ich morgen nach Glasgow. Bist du dir wirklich sicher, dass ich dich alleine lassen kann?"

„Ja, Gwenny, und zur Not sind immer noch Seth und Harvey da", erklärte ich, was sie letztendlich beruhigte.

„Aber ich melde mich, wenn ich in Glasgow bin, ok?"

„Das kannst du gerne tun."

Am Freitagmorgen war ich nahe daran, Gwenny anzurufen, denn mir war speiübel. Aber ich wollte ihr das Wochenende nicht verderben. Es reichte, wenn einer von uns beiden leiden musste, was die Männerwelt anging.

Fionn spukte noch immer in meinem Kopf umher. Ich dachte an all die schönen Stunden, die wir miteinander verbracht hatten, an unser eigenes Gelübde, die Ewigkeit, die für immer andauern sollte. Nichts war daraus geworden, alles lag im Dunkeln, so wie der Black Room.

Der Vergleich schien mir sehr passend zu sein, denn ich fühlte mich buchstäblich in ein schwarzes Meer getrieben, dessen Ufer ich nicht zu sehen vermochte. Egal, wohin ich schwamm, ich kam nirgendwo an. Egal, wohin ich schaute, ich konnte nichts erkennen. Egal nach wem ich rief, niemand hörte mich. Ich hatte Fionn verloren und ich verlor mich selbst in der Dunkelheit. Und genau deswegen musste ich anfangen, ihn zu vergessen.

Der Freitag verging nur langsam, immer wieder blickte ich auf die Uhr, schlich mich in die Küche und aß schließlich gegen Mittag eine Suppe, die auch in meinem Magen blieb. Vielleicht ging es ja doch aufwärts.

Als ich am späten Abend auf den Kalender blickte und die Tage von Fionns Abwesenheit zählte, wurde ich traurig. Neunzehn Tage lag unser letztes Treffen zurück. Neunzehn verfluchte Tage. Die Zahlen auf dem Kalender schwirrten in meinem Kopf, verhinderten ein klares Denken und das Ziehen in meiner Brust wurde wieder stärker.

Zehn Minuten später stand ich in der Apotheke und verließ diese mit einer großen Tüte in der Hand. Vitamintabletten und Mineralien stapelten sich kurze Zeit später in meiner Küche. Den restlichen Einkauf deponierte ich im Badezimmer, bevor ich mich zitternd ins Bett legte. Ich wünschte mir nichts mehr, als Gwennys Anwesenheit, doch sie lag mit Sicherheit gerade mit Tony im Bett.

Wie sehr ich mich in dieser Hinsicht irren sollte, erfuhr ich am nächsten Morgen.

Gegen neun Uhr klingelte es Sturm an meiner Tür. Ich war seit einer halben Stunde auf und versuchte meine Gedanken zu sammeln und genau in diesem Moment störte mich jemand.

Der Augenblick in dem mein Leben anders wurde.

Ich wollte hoffen, dass derjenige einen guten Grund vorweisen konnte, weshalb er gerade jetzt hier auftauchte. Als ich zur Sprechanlage ging und ein unmotiviertes „Hallo, wer ist da?" von mir gab, vernahm ich die Stimme meiner besten Freundin.

„Ich bin's, Sienna. Bitte mach auf."

Alarmiert betätigte ich den Türdrücker, denn Gwennys Tonlage ließ mich sofort wissen, dass etwas nicht in Ordnung war. Zwei Minuten später stand sie mir ihrem kleinen Koffer und verschmierter Wimperntusche vor mir. Ihre Augen wirkten total gerötet, vermutlich vom Heulen. Für diesen Moment vergaß ich meine eigenen Sorgen.

„Um Gottes Willen Gwenny! Was ist denn los?"

Schluchzend fiel meine beste Freundin mir um den Hals.

„T...Tony...", stammelte sie verzweifelt.

„Ist ihm etwas passiert?"

Ich spürte, wie schnell ihr Herz schlug, als ich sie in meinen Armen hielt und vorsichtig über ihr blondes Haar streichelte.

„Er..., er hat mich betrogen."

„Dieser Scheißkerl!", entfuhr es mir hart.

Dann führte ich Gwenny zum Sofa, um mich mit ihr dort niederzulassen. Völlig fertig berichtete sie mit zitternder Stimme, was sich zugetragen hatte.

„Ich bin gestern Abend nach Glasgow geflogen, aber ich habe eine Maschine eher genommen, weil ich ihn überraschen wollte. Mit dem Taxi war ich vom dortigen Flughafen aus in einer Viertelstunde bei ihm. Wie du dir denken kannst, besitze ich einen Schlüssel für sein Apartment."

Sie wischte sich die Tränen aus den Augen, als ich stumm nickte.

„Ich habe mir Mühe gegeben, leise zu sein, weil ich ihn ja überraschen wollte und dann..."

„Und dann?", hakte ich nach, während ich beruhigend über ihren Rücken streichelte.

Gwenny schlug die Hände vors Gesicht und begann erneut zu schluchzen.

„Oh Gott, Sienna, ich hätte auf dich hören sollen! Du besitzt eine viel bessere Menschenkenntnis als ich! Das Schwein lag mit einer anderen im Bett! Im gleichen Bett, in dem er es immer mit mir getrieben hat! Ich hasse ihn so sehr!"

„Hast du die beiden am Leben gelassen, oder muss ich einen Staranwalt beauftragen, um einen Freispruch zu erwirken, weil du sie getötet hast?", erkundigte ich mich sarkastisch.

„Nein, sie leben beide noch, die sind es doch nicht Wert, dass ich mich in den Knast setze", murmelte Gwenny noch immer unter Tränen.

„Hier."

Ich reichte ihr ein Taschentuch, bevor ich sie leicht auf die Stirn küsste, um dann zu fragen: „Aber wenn das gestern passiert ist, wo warst du dann die ganze Zeit?"

Gwenny putzte geräuschvoll ihre Nase, bevor sie zu einer Antwort ansetzte.

„Nachdem die Tussi aus Tonys Wohnung verschwunden ist, habe ich ihm gehörig die Meinung gesagt und den Verlobungsring vor seine Füße geworfen. Dieser Idiot kann mich mal! Er hat sich natürlich entschuldigt und gesagt, dass es ein Fehler war, bla, bla. Ich hasse ihn so dafür!"

„Das ist dein gutes Recht."

„Lange Rede, kurzer Sinn, ich habe mir ein Hotelzimmer genommen, da sämtliche Flüge nach London ausgebucht waren und bin dann erst heute Morgen zurückgeflogen."

Sanft streichelte ich über ihre Wange. Sie sah müde aus und blass, vermutlich ebenso käsig wie ich, obwohl meine bleiche Gesichtsfarbe einem anderen Grund zuzuführen war.

„Sienna, ich wollte dich fragen, ob ich nicht vielleicht..."

Bevor Gwenny weiter redete, vollendete ich den Satz. „Ob du nicht vielleicht einige Tage hierbleiben kannst? Ich würde mich wirklich sehr darüber freuen, denn..."

Nun unterbrach ich meine Rede und schaute in ihre Augen, die mich genauestens musterten.

„Du siehst nicht gut aus, Sienna. Warum hast mich nicht angerufen?"

„Du hättest sowieso nicht eher zurückkommen können", erinnerte ich sie mit einem leichten Seufzen.

Gwenny griff nach meinen Händen, die sich eiskalt anfühlten. Anschließend fasste sie an meine Stirn.

„Wenigstens scheinst du kein Fieber zu haben, aber irgendetwas stimmt trotzdem nicht mit dir, das sehe ich."

Langsam spürte ich, wie der Kloß in meinem Hals dicker wurde. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich bekam kaum noch Luft. Jetzt, da meine beste Freundin sich mir annahm, konnte ich endlich jemandem die Wahrheit sagen. Die Wahrheit, dich ich vor einer halben Stunde herausgefunden hatte und die mein komplettes Leben auf den Kopf stellte.

„Gwenny, ich muss dir was sagen", begann ich.

„Was auch immer es ist, Sienna, ich bin für dich da."

Ich nickte, wischte mir die Tränen aus den Augen, um dann den essentiellen Satz zu formulieren, der Gwennys Augen groß und rund werden ließ.

„Ich bin schwanger."

Als ich dies aussprach, wurde mir bewusst, dass mein Vorsatz, Fionn zu vergessen, nicht mehr funktionierte.

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Klischee! - Genau das werden jetzt einige denken, aber hey, es kommt immer darauf an, was man daraus macht. Manchmal hat ein Klischee einen bestimmten Zweck zu erfüllen und dann hat es auch eine Daseinsberechtigung. Ob und wie das hier der Fall ist, werdet ihr erfahren, wenn ihr dran bleibt.

Fassen wir zusammen: Fionn ist ein angehender katholischer Priester und Sienna hat keine Ahnung, wo sie nach ihm suchen soll..., geschweige denn weiß man, was mit ihm passiert ist.

Danke für eure tollen Kommentare und Votes.

LG, Ambi xxx


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