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06. Outraged

God will not permit any troubles to come upon us, unless He has a specific plan by which great blessing can come out of the difficulty. - Peter Marshall


Als ich fühlte, wie seine Finger meine Handgelenke umfassten, klopfte mein Herz so schnell, dass es fast aus der Brust zu springen drohte. Was würde Fionn nun mit mir anstellen? Würde er mich ebenfalls fesseln wollen? War ich dazu überhaupt schon bereit?

Alle diese Gedanken schossen blitzartig durch meinen Kopf und machten mich schier wahnsinnig. Bevor ich einen Ton sagen konnte, berührte etwas Zartes die Haut an meinem Bauch. Es handelte sich nicht um Fionns Finger, dessen war ich mir bewusst.

„Was ist das?", stellte ich die Frage.

„Benutz' deine Fantasie, Sienna. Wir haben es neulich in der Kiste entdeckt", bekam ich zur Antwort.

Krampfhaft überlegte ich, was wir dort alles gefunden hatten und kam schließlich zu dem Entschluss, dass es die Feder sein musste. Es fühlte sich aufregend, angenehm und irgendwie erotisch an, als er mit dieser über meine Haut streichelte, vor allem, als die Feder plötzlich zwischen meinen Beinen landete. Sofort bäumte sich mein Unterleib kurz auf, ich konnte gar nichts dagegen unternehmen.

„Das tut gut, hm?", vernahm ich Fionns Stimme in der Dunkelheit.

In jedem Moment begriff ich, dass ich seine Stimme wirklich liebte, da er damit regelrecht spielen konnte. Manchmal klang sie rau, ein anderes Mal ganz sanft und zärtlich. Sie brachte die unterschiedlichsten Emotionen aus mir hervor, ließ mich innerlich taumeln, zittern, oder durchdrehen, so wie im Augenblick.

Meine Atmung beschleunigte ins Unermessliche, was Fionn auf jeden Fall zu hören vermochte. Und dann spürte ich plötzlich die Feder nicht mehr, sondern seine Hände, die meine Oberschenkel langsam, beinahe genüsslich auseinanderschoben.

„Hier waren wir beim letzten Mal stehengeblieben, Baby. Als ich dich verwöhnen wollte."

Genießerisch schloss ich meine Augen und ließ mich einfach von den Gefühlen treiben, die seine Lippen, sowie die Bewegungen seiner Zunge in mir auslösten. Dieser Mann bescherte mir wirklich den Himmel auf Erden und ich fragte mich, wer ihn geschickt haben mochte. Wenn es sich um den Zufallsgenerator eines Computers handelte, dann arbeitete dieser ziemlich effektiv und vor allem präzise. Fionn war wie für mich gemacht. Wir sollten uns einfach in diesem Black Room über den Weg laufen, davon war ich überzeugt.

Verzweifelt krallte ich meine Finger in den Stoff der Matratze, während ein Stöhnen meiner Kehle entwich. Es tat so verdammt gut, er sollte bloß nicht aufhören. Zum Glück dachte Fionn gar nicht daran, sondern er zog es bis zum Schluss durch. Bis mein Unterleib sich ihm erbarmungslos entgegenstreckte, um dann von dem unvergleichlichen Ziehen heimgesucht zu werden, das immer stärker wurde. Mein Denken setzte einfach aus, als alles in mir explodierte. Meine Atmung hatte sich noch nicht wieder normalisiert, als ich seine Finger spürte, die zärtlich über meinen Busen streichelten.

„Du bist wundervoll", flüsterte er.

Es tat gut, so etwas gesagt zu bekommen, aber eigentlich gebührte ihm dieses Kompliment. Schließlich hatte er mich gerade über die Klippe springen lassen und nicht umgekehrt.

„Nein, du bist wundervoll", entgegnete ich mit einem Seufzen.

„Ok, also einigen wir uns darauf, dass wir beide wundervoll sind, oder?", schlug Fionn lachend vor, worauf ich ein „Einverstanden", von mir gab.

„Weißt du", begann ich den nächsten Satz, „heute sind wir echt beide voll auf unsere Kosten gekommen."

„Das lag daran, dass wir nicht so viel geredet haben wie sonst", meinte Fionn.

Ich bildete mir ein, ein Schmunzeln aus seiner Stimmer heraushören zu können.

„Ja, das stimmt", gab ich zu. „Aber um ehrlich zu sein fand ich unsere Gespräche recht interessant."

„Auch das mit Jack the Ripper?", kam es prompt zurück.

„Nun ja, interessant war es wirklich, aber auch gruselig."

Natürlich brachte er einen Einwand „Vielleicht, weil es so dunkel hier ist, ansonsten wäre es sicher nur halb so gruselig gewesen."

„Das mag sein."

Plötzlich fiel mir ein, dass ich noch eine wichtige Frage hatte stellen wollen.

„Wie alt bist du eigentlich, Fionn?"

„Vierundzwanzig, und du?"

„Dreiundzwanzig."

„Das passt doch prima, oder?"

„Allerdings."

Ich hörte, wie er sich aufsetzte. „Was denkst du, wie viel Zeit wir noch haben?", fragte er.

„Keine Ahnung, ich glaube, nicht mehr viel und ich möchte auf keinen Fall mittendrin aufhören müssen", seufzte ich.

„Ich auch nicht."

Kaum hatte Fionn den Satz zu Ende gesprochen, ertönte das inzwischen schon vertraute Summen in unseren Ohren.

„Na wer sagt es denn, das haben wir perfekt abgepasst, oder?", meinte ich lachend.

„Ja, das haben wir."

Vorsichtig richtete ich mich auf, doch als ich in Richtung Treppe gehen wollte, spürte ich Fionns Hand an meiner Hüfte.

„Lass mich vorgehen, Sienna. Wenn du fällst, landest du auf mir, das wäre besser als umgekehrt."

Zweifelsohne zählte er zu den fürsorglichen Menschen, einen Charakterzug, den ich sehr mochte. Im Geiste zählte ich die Stufen und hörte, wie er sagte: „Ich bin jetzt unten, gib mir deine Hand."

Dieses Mal griff ich nicht ins Leere, denn ich hörte genau, aus welcher Richtung seine Stimme kam.

„Noch zwei Stufen", sagte ich und stieg diese mit Fionns Unterstützung hinab.

Es fühlte sich gut an, wieder ebenen Boden unter den Füßen zu haben und einfach nur geradeaus an einer Wand entlanglaufen zu können.

„Weißt du, was toll ist, Sienna?", hörte ich Fionn fragen.

„Was denn?"

„Dass wir jetzt keine ganze Woche warten müssen, bis wir uns wiedersehen. In fünf Tagen ist bereits Freitag und wir haben ein Date."

Innerlich geriet ich aus dem Häuschen, als er das erwähnte, denn es baute mich wirklich auf. Aber das war nicht das Einzige, was ich mit diesem Freitag in Verbindung brachte, sondern die überaus wichtige Tatsache, dass an diesem Tag die Beförderungen bekannt gegeben wurden.

„Hm, vielleicht haben wir kommenden Freitag sogar was zu feiern", ließ ich Fionn wissen.

„Oh, das klingt gut. Verrätst du mir auch was?"

„Meine Beförderung."

„Dann drücke ich dir ganz fest die Daumen, denn umso schöner wird dann wohl unser Zusammensein vonstattengehen", meinte er lachend.

„Das hoffe ich doch."

Nach diesen Worten verabschiedeten wir uns mit einem „Bye, bis Freitag", bevor jeden seinen Ausgang nahm.

Jetzt konnte ich nur hoffen, dass die Zeit bis dahin ganz schnell vorübergehen würde.

Als ich am nächsten Tag mit Gwenny telefonierte, verabredeten wir uns für donnerstags zum gemeinsamen Mittagessen. Sie hatte sich dazu entschlossen, am Freitag Urlaub zu machen und nach Schottland zu fliegen, weswegen dieser Tag nicht in Frage kam. Gerne hätte ich mit ihr auf meine Beförderung angestoßen, aber ich musste jetzt damit leben, dass Tony nun die erste Geige in ihrem Leben spielte. Trotzdem blieb sie meine beste Freundin, mit der ich alle Geheimnisse teilte. Ich konnte es kaum erwarten, ihr beim Mittagessen die Einzelheiten bezüglich des letzten Treffens mit Fionn im Black Room zu berichten. Und wie immer hörte Gwenny gespannt zu.

„Er hat sich von dir fesseln lassen?", fragte sie erstaunt.

„Nicht so laut", zischte ich, da die Leute am Nachbartisch plötzlich zu uns herüberschauten.

„Sorry." Meine beste Freundin senkte nun ihre Stimme, als sie erneut zu sprechen begann. „Was hast du alles mit ihm angestellt?"

„Na was wohl, ich habe ihn eingeritten", erklärte ich augenzwinkernd.

„Das war er doch bestimmt schon vorher", ließ Gwenny verlauten, worauf ich erwiderte: „Das, meine Liebe, kannst du annehmen. Der Kerl verschafft mir in jeder Lage einen Orgasmus."

„Oh, wow, das klingt gut, zumal ihr gar nicht aufeinander eingespielt wart."

„Ich würde sagen, das brauchen wir auch gar, denn es klappt auch so."

Genießerisch tauchte ich die Gabel in den Salat und fischte eine Tomatenscheibe hervor, die ich beinahe schon andächtig aß. Früher, als wir noch zur Schule gingen, mochte ich keine Tomaten und gab diese immer heimlich an Gwenny ab, wenn die Lehrer beim Essen nicht hinschauten. Dafür bekam ich ihre Gurkenscheiben. Doch heute hatte sich das bei uns beiden gelegt. Gwenny aß Gurken und ich verschmähte die Tomaten nicht mehr. Was sich nicht verändert hatte, waren unsere Seelenverwandtschaft, und die bedingungslose Freundschaft zueinander.

Nachdenklich blickte ich in Gwennys hübsches Gesicht, als ich ihr eine Frage stellte. „Hast du dir das mit Tony auch gut überlegt?"

„Ich wusste, dass du mich das eines Tages fragen würdest, und ja, ich habe es mir gut überlegt. Schließlich sind wir schon seit über zwei Jahren zusammen. Ich möchte keine Fernbeziehung mehr, Sienna."

Sie wich meinem Blick nicht aus, was mich wissen ließ, dass sie es wirklich ernst meinte.

„Ach, Sienna", seufzte sie dann. „Ich wünschte, du würdest dich auch mal so in einen Mann verlieben, dass du ihm bis ans andere Ende der Welt folgst. Dann könntest du mich vielleicht besser verstehen."

Sekunden später stieß ich ein unkontrolliertes Lachen aus.

„Bis ans andere Ende der Welt? Ich würde ihm nicht einmal bis über die Grenzen unserer grünen Insel folgen, es sei denn, wir würden nach New York ziehen", erklärte ich.

New York war eine Klasse für sich. Vor drei Jahren hatte ich gemeinsam mit Seth und Harvey diese wunderschöne Stadt besucht und seitdem ließ sie mich nicht mehr los. Aber ich besaß überhaupt keinen Grund, London den Rücken zuzuwenden, zumal meine Familie, Seth und Harvey, sich hier aufhielt und mein Traummann noch lange nicht in Sicht war. Im Moment suchte ich auch gar nicht danach, sondern konzentrierte mich voll und ganz auf meine Karriere. Morgen würde es hoffentlich ein gutes Stück vorangehen, was das betraf.

Als ich mich nach einer guten Stunde von Gwenny verabschiedete, wünschte ich ihr ein schönes Wochenende in Schottland, während sie versprach, mir die Daumen für den morgigen Tag zu drücken.

Ein komisches Gefühl machte sich an jenem Abend in mir breit, als ich zu Bett ging. Hoffentlich ging morgen alles gut.

Der langersehnte Freitag begann ohne Regen und mit einer leichten Brise. Das war genau das Wetter, welches ich bevorzugte. Ich liebte es, mir den Wind um die Nase wehen zu lassen, zumindest so lange es sich nicht um einen Orkan handelte.

Als ich aus der Dusche zurück ins Schlafzimmer kehrte, stand ich eine Weile vor dem Kleiderschrank, um sorgfältig auszuwählen, was ich am heutigen Tage tragen wollte. Die lindgrüne Lieblingsbluse stach mir sofort ins Auge, dazu passte das schwarze Kostüm mit den zarten, lindgrünen Streifen. Ich wollte edel aussehen, wenn der Boss meinen Namen im Zusammenhang mit den Beförderungen verkündete.

Schnell schlüpfte ich in meine schwarzen Pumps, nachdem ich die Bluse, sowie das Kostüm angezogen hatte und suchte nach meinem Schal, der sich wie immer selbstständig gemacht hatte und vor dem Garderobenständer, auf dem Boden lag. Seufzend bückte ich mich danach, schlang ihn um meinen Hals und zog anschließend den Mantel über. Dann griff ich nach meiner Handtasche und warf einen letzten, prüfenden Blick in den Spiegel. Zufrieden mit meinem Äußeren, verließ ich das Apartment, um zur U-Bahn Haltestelle zu laufen. Es würde ein Wahnsinnstag werden, der bisher beste meines Lebens. Zuerst die Anerkennung im Job und dann eine Siegesfeier im Black Room. Fionn durfte sich auf einiges gefasst machen. Hoffentlich war er dem gewachsen, was ich plante.

Lächelnd betrat ich eine halbe Stunde später das Büro und wartete, bis unser Boss auftauchte. Sofort wurde es still in dem großen Raum und alle richteten die Blicke auf ihn.

„Guten Morgen allerseits", begrüßte er uns und verzog sein Gesicht zu einem kurzen Lächeln. „Ich weiß, dass einige schon sehnsüchtig auf das Verkünden der Beförderungen warten", sprach er weiter, während er seinen Blick in die Runde schweifen ließ.

Mein Herz schlug bis zum Hals und ich schluckte kurz. Gleich würde er die Namen nennen und meiner musste eigentlich zuerst fallen, denn er begann immer von unten nach oben. Als Juniorberaterin nahm ich einen der untersten Plätze in der Hierarchie ein, doch dies sollte sich gleich ändern.

„Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen, die erste Beförderung geht an Dan Smith."

Das musste ein Irrtum sein. Ich glaubte, mich verhört zu haben, doch als ich meinen Boss sah, wie er Dans Hand schüttelte, wurde mir bewusst, was soeben geschah. Die ganze Arbeit, die ich hier investiert hatte, wurde nicht anerkannt. Alles war umsonst gewesen. Es fühlte sich an, als hätte jemand einen Dolch in mein Herz gerammt, mit welchem jetzt noch darin herumgestochert wurde.

Alle gratulierten Dan und wenn ich mich nicht vollends blamieren wollte, sollte ich schleunigst das Gleiche tun. Mit aller Gewalt riss ich mich zusammen, doch mehr als ein „Ich gratuliere", brachte ich nicht über die Lippen. Es war so demütigend, als Verlierer aus der Schlacht hervorzugehen. Wie betäubt stand ich da und ließ die nächsten Minuten an mir vorüberziehen.

Insgesamt wurden vier Kollegen befördert, die anderen drei jedoch in wesentliche höhere Positionen, als es für mich in Frage gekommen wäre. Deshalb konnte ich dort guten Gewissens meine Gratulationen aussprechen, obwohl ich noch immer aufgewühlt war. Die Situation entschärfte sich auch nicht, als mein Boss mich anwies, ihn in sein persönliches Büro zu begleiten. Ich war noch immer auf hundertachtzig und gleichzeitig mehr als nur betrübt.

„Sienna, das hier ist für dich."

Er überreichte mir einen Umschlag. Ohne hineinzuschauen, wusste ich, dass es sich um eine Sonderzahlung handelte. Damit speiste er mich also ab. Doch ich wollte nicht zeigen, wie sehr ich verletzt war und nahm den Umschlag nur mit einem „Danke", entgegen.

„Willst du nicht hineinschauen?", erkundigte er sich erstaunt.

„Nein, das ist nicht nötig, denke ich."

„Also gut. Aber du sollst eines wissen. Ich bin mächtig stolz auf dich, aber Dan ist zwei Monate länger hier, deswegen war er dran mit der Beförderung. Du bist nächstes Jahr an der Reihe."

Zum ersten Mal am heutigen Tag sprach ich das aus, was mir in den Sinn kam.

„Zwei Monate? Eigentlich dachte ich, es geht hier nach Leistung und nicht nach der Zeit der Zugehörigkeit", meinte ich schnippisch.

„Es geht auch nach Leistung, denn wenn du in diesen Umschlag schaust, wirst du merken, wie viel mir deine Arbeit bedeutet."

Das Gesülze konnte er sich wirklich sparen. Der Kloß in meinem Hals wurde immer größer, als ich sein Büro verließ, doch ich war nicht fähig zu weinen. Es fühlte sich an wie eine Sperre, die in mir drin war und die jegliche Gefühlsregung nach außen unterdrückte. Ich war kalt wie ein Stein, stumm wie ein Fisch und hart wie Stahl. Doch ich würde mich niemals unterkriegen lassen.

Nachdem ich den Umschlag in meinen Schreibtisch gelegt hatte, schloss ich diesen in aller Seelenruhe ab, zog meinen Mantel über, schnappte meine Tasche und rief meinem Kollegen zu: „Ich gehe heute früher und wünsche dir ein schönes Wochenende."

Mit einem lauten Knall flog die Bürotür hinter mir zu. Heute hatte ich hier nichts mehr zu suchen.

Auf der Straße angekommen, wusste ich zunächst nicht, in welche Richtung ich gehen sollte, doch dann fiel mir ein, dass Seth freitags meistens von zuhause aus arbeitete und nur im äußersten Notfall einen Kunden besuchte. Schon immer hatte ich mich bei meinem großen Bruder ausgeheult, wenn es um Dinge wie Schule, Studium, oder Beruf ging. Für Herzensangelegenheiten hingegen war Gwenny zuständig. Ein wenig umständlich kramte ich das Handy aus der Tasche, um Seth anzurufen, der sogleich das Gespräch entgegennahm.

„Hey, Schwesterherz, kann man gratulieren?"

„Nein, und genau deswegen wollte ich fragen, ob du zuhause bist", erwiderte ich dumpf.

Mein Körper zitterte wie Espenlaub, doch noch immer kam keine Träne hervor. Die Blockade in meinem Innersten erreichte gerade die Größe eines Wolkenkratzers.

„Ja, das bin ich."

„Gut, ich komme in zwanzig Minuten vorbei."

Obwohl Seth mich zur Begrüßung sehr liebevoll umarmte und auf beide Wangen küsste, konnte ich immer noch nicht weinen, obgleich mir danach zumute war. Das war früher schon so gewesen. Ich heulte so gut wie nie, dafür sah es in mir aus wie auf einem Schlachtfeld. Herz und Kopf kommunizierten nicht vernünftig miteinander, was zur Folge hatte, dass ich mich auf nichts konzentrieren konnte.

„Sienna, das tut mir echt leid für dich, aber es ist doch kein Weltuntergang. Du bist beim nächsten Mal dran, das hat dein Boss doch gesagt."

„Ich will aber nicht beim nächsten Mal dran sein! Ich habe es verdient, dieses Jahr befördert zu werden!", herrschte ich meinen Bruder an, der weiß Gott nichts dafür konnte.

Im gleichen Augenblick tat es mir schon wieder leid, dass ich ihn so angepflaumt hatte. Aber Seth nahm es mir nicht übel, er kannte mich eben gut genug, um zu wissen, dass ich es nicht böse meinte.

Nach einer halben Stunde guten Zuredens hatte ich mich so weit gefasst, dass ich den Weg nach Hause antreten konnte. Dort angekommen, ließ ich mir ein Bad ein und holte anschließend eine Tiefkühlpizza aus dem Gefrierfach. Heute stand mir nicht der Sinn nach Einkaufen oder Kochen. Nachdem ich die Pizza verdrückt hatte, pflanzte ich mich auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. So verbrachte ich die Stunden bis zum Abend.

Als ich das erste Mal auf die Uhr blickte, zeigte diese kurz nach neun. Nachher hatte ich ein Date im Black Room, doch ich wusste nicht, ob ich mich in der Lage dazu fühlte, dieses anzutreten. Vielleicht sollte ich es besser absagen. Doch je länger ich darüber nachdachte, umso absurder fand ich die Idee. Fionn konnte schließlich nichts dafür und wenn ich mich jetzt einigelte, bedeutete dies nur, dass ich mein Privatleben durch die Ereignisse im Büro bestimmen ließ. Soweit wollte ich es auf keinen Fall kommen lassen.

Also motivierte ich mich selbst, indem ich nach der schönsten Unterwäsche schaute, die sich in meiner Kommode im Schlafzimmer befand. Schwarz mit roter Spitze. Fionn mochte Rot, also sollte er wohl auch damit zufrieden sein. Eigentlich war es ja lächerlich, da wir nichts sehen konnten, aber ich legte trotzdem Wert darauf, dass diese Dinge passten.

Je näher es auf Mitternacht zuging, desto nervöser wurde ich allerdings. Konnte ich die ganzen negativen Gedanken, welche mich in den letzten Stunden unaufhörlich beschäftigten, einfach so ablegen? Oder würde ich diese mit in den Black Room nehmen? Um das herauszufinden, musste ich den Schritt nach vorne wagen.

Es tat gut, die kühle Nachtluft einzuatmen und als ich endlich vor dem rückwärtigen Eingang zum Swinger Club stand, machte sich Erleichterung in mir breit. Der Gang zur Schleuse und das Ausziehen darin rief eine gewisse Spannung in mir hervor. Wie sollte ich Fionn gleich erklären, dass es nichts zu feiern gab?

Mit klopfendem Herzen betrat ich schließlich den Black Room, dessen vollkommene Dunkelheit ein kurzes, beklemmendes Gefühl in mir auslöste. Langsam tastete ich mich an der Wand entlang und wartete nach sechs Schritten, ob sich etwas tat.

„Sienna?"

Als ich Fionns Stimme vernahm, wollte ich mich am liebsten in seine Arme sinken lassen und alles vergessen, was am heutigen Tag geschehen war. Ich hörte, dass er näher kam und spürte kurze Zeit später seine Hand auf meiner.

„Hey", flüsterte er. „Alles ok, Baby?"

Es erstaunte mich, dass er diese Frage stellte, denn ich hatte noch keinen Ton von mir gegeben.

„Warum fragst du?"

„Weil du mir nicht geantwortet hast. Also sag schon, ist alles ok bei dir?"

Er klang besorgt aber nicht aufdringlich, eine neue Facette in seiner Stimme, die urplötzlich jene Emotionen in mir aufsteigen ließ, die ich den ganzen Tag verdrängt hatte. Es fühlte sich an, als ob er die Blockade in mir löste. Die ersten Tränen krochen aus meinen Augen hervor und purzelten über meine Wangen. Es tat so gut, in seiner Gegenwart weinen zu können. Fionn konnte es nicht sehen, aber er spürte es, was mich ungemein verblüffte.

„Was ist los, Sienna?"

Sanft legte er seine Arme um meinen Körper und als ich mich hilflos gegen ihn lehnte, hob er mich hoch und trug mich zur Matratze. Dort ließen wir uns nieder, wobei Fionn mich vorsichtig in seine Arme schloss. Noch immer weinte ich leise, doch das Schluchzen wurde zusehends lauter und unkontrollierter. Ich verstand nicht, wieso ich ausgerechnet in seiner Gegenwart Tränen vergießen konnte, aber es spielte in jenem Augenblick auch keine Rolle, denn es erleichterte mich ungemein.

„Baby." Ein nie gekanntes Gefühl stieg in mir auf, als ich spürte, wie er mein Gesicht in seine beiden Hände nahm. Schwindel, Verwirrtheit, Geborgenheit und Trost stürzten auf mich ein und machten es schwer, klar zu denken.

„Du kannst mir alles sagen, ich bin hier und höre dir zu", vernahm ich sein raues Flüstern, das ich so sehr liebte.

„Sie..., sie haben mir nicht die Beförderung gegeben, sondern..., meinem Kollegen", schluchzte ich mit zittriger Stimme.

Ich war auf vieles gefasst, aber nicht auf das, was nun passierte. Fionns Lippen lagen plötzlich auf meinen. Mit einem immensen Herzflattern in der Brust, schloss ich meine Augen und hörte einfach auf zu denken, als ich seinen unvergleichlichen Kuss spürte. So zärtlich, so sanft und doch so heiß und besitzergreifend. Damit zog er buchstäblich den Dolch aus meinem Herzen.

Sein Kuss stoppte nicht, doch meine Tränen versiegten. Als Fionn dies bemerkte, fühlte ich sein Lächeln, welches hervorkam, als er mit seinen Lippen kurz meine Stirn berührte. Mein Kopf lag auf seiner Brust, während ich mich an ihn kuschelte und erstaunt nahm ich wahr, dass er gekonnt eine Decke über uns warf. Vermutlich lag diese auf der Matratze und Fionn hatte sie in der Dunkelheit ertastet. Binnen Sekunden wurde mir klar, dass er im Moment keinen Sex wollte, was ich ihm sehr hoch anrechnete.

„Geht es dir ein bisschen besser?", erkundigte er sich leise.

„Ja."

„Ok, dann können wir also reden?"

Plötzlich fand ich es unglaublich süß, wie er sich um mich kümmerte. Nicht jeder Mann hätte das getan. Immerhin zahlte er hundert Pfund für eine Stunde, in der wir eigentlich körperlichen Aktivitäten nachgehen sollten. Aber Fionn zeigte mir gerade, dass es ihm wohl nicht ausschließlich darauf ankam.

„Ja, wir können reden", antwortete ich gefasst.

„Gut, dann erzähl mir alles. Wo du arbeitest, und wie lange du dort bist, und warum dein Kollege die Beförderung bekommen hat."

Es waren viele Dinge, die ihn kümmerten, aber ich ließ nichts aus.

„Ich arbeite bei einer Unternehmensberatung als Juniorberaterin. Dort bin ich seit der Beendigung meines Studiums angestellt, also seit fast zwei Jahren. Dan ist im Prinzip auf der gleichen Stufe, denn auch er muss seinen Master noch abschließen. Aber mein Boss hat ihm die Beförderung zugesprochen, weil er zwei Monate länger in der Firma ist als ich", schloss ich meinen Bericht.

„Und das ärgert dich?"

„Ich finde es nicht fair!"

„Ok, aber was wäre, wenn du diese Beförderung aus einem anderen Grund nicht bekommen hast?", stellte er seine nächste Frage, die mich stutzig machte.

Auf was wollte er hinaus?

„Wie meinst du denn das?", erkundigte ich mich und bemerkte gleichzeitig, dass unsere Finger miteinander zu spielen begonnen hatten.

„Sienna, nicht alles läuft im Leben nach Plan, zumindest nicht nach unseren eigenen Plänen. Vielleicht ist dir ein ganz anderer Weg vorherbestimmt."

Fionns Worte verwirrten mich zusehends.

„Ich verstehe nicht ganz, was du meinst", gab ich offen zu.

Sein leises Seufzen drang durch die Dunkelheit. „Ok, dann muss ich wohl deutlicher werden."

„Das solltest du unbedingt."

„Also gut. Was wäre, wenn Gott etwas anderes für dich geplant hat, als in der Unternehmensberatung tätig zu sein?"

„Gott?", entwich es mir verwundert, worauf er nur entgegnete: „Ja, Gott, den meinte ich."

„Weißt du was, Fionn, du hörst dich gerade an, wie ein Priester", entfuhr es mir ohne darüber nachzudenken.

„Wiederhole das bitte noch einmal."

„Du hörst dich gerade an wie ein Priester", sagte ich lachend.

Fionn stimmte kurz in das Lachen mit ein, bevor er erneut sprach. „Du hast mich vor einiger Zeit nach meinem Beruf gefragt, Sienna. Und heute muss ich dir sagen, dass du den Nagel auf den Kopf getroffen hast."

Sofort fuhr ich aus meiner bequemen Liegeposition hoch und starrte in die Dunkelheit.

„Das ist nicht wahr, oder? Du bist ein Priester?"

Als Fionn den nächsten Satz aussprach, ließ ich mich schockiert und zugleich fasziniert auf seine Brust zurücksinken.

„Doch, ich bin einangehender katholischer Priester, Sienna."

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Bähm! Jetzt ist es raus, welchen Beruf Fionn ausübt. Wer von euch hätte das gedacht?

Ich bin sehr auf eure Kommentare gespannt und bedanke mich für eure Unterstützung.

LG, Ambi xxx

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