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21. Ice Desert


♪ Sole Survivor – Blue Öyster Cult


Niall

Nachdem Louis unser Gepäck in den Wagen eingeladen hatte, der direkt vor dem kleinen Flughafengebäude parkte, ging es auch schon los.

„Wir müssen uns beeilen, der nächste Schneesturm wurde bereits vorhergesagt", lauteten seine deutlichen Worte.

Eine Aussage, die mich nicht gerade in Jubel ausbrechen ließ. Hoffentlich gehörten diese Stürme nicht zur Tagesordnung. Das würde das Ganze Dilemma noch schlimmer machen.

Ohne Probleme wühlte sich das Auto durch die weißen Massen, was aufgrund der Schneeketten, die ich bemerkt hatte als ich einstieg, jedoch nicht verwunderlich war.

„Wie lange wird unsere Fahrt dauern?", erkundigte sich Liam, der den Platz neben Louis belegte, während ich auf dem Rücksitz verweilte.

„Zehn Minuten. Barrow ist ein Nest", gab der Angesprochene grinsend zur Antwort.

Das hatte ich schon selbst bemerkt. Die kleine Stadt konnte man weder mit Oceanside, noch mit London vergleichen. Unser Leben würde einen tiefen Einschnitt erfahren und ich war der Erste, der in den Genuss kam, dies zu testen.

Während wir die schneebedeckte Straße entlangfuhren, betrachtete ich die Gegend. Manche Häuser wirkten gemütlich, andere eher kahl. Wir passierten eine Kirche, eine Tankstelle und einige Kneipen, sowie zwei der fünf Hotels, mit denen Barrow aufwarten konnte.

Ich fragte mich, was das Kaff sonst noch so zu bieten hatte. Man baute doch nicht fünf Hotels am Ende der Welt, in der Hoffnung, dass sich irgendwelche schneesüchtigen Touristen in diese Einöde verirrten. Erneut begann ich zu googeln, denn jetzt wollte ich wirklich mehr wissen.

Die ersten Sätze des Artikels, über den ich im Internet stolperte, waren nichts Neues für mich, weswegen ich die Zeilen schnell überflog.

„Barrow, ist die nördlichste Siedlung Amerikas, eine der am nördlichsten gelegenen Städte der Welt und eine der größten Inuitgemeinden, mit etwa 4600 Einwohnern. Sie ist Hauptsitz der 'North Slope' Gemeinde, die 88.000 Quadratmeilen groß ist"

Doch als ich den Inhalt der nächsten beiden Sätze verinnerlichte, sprang ich buchstäblich ins kalte Wasser. Das konnte nicht wahr sein.

„Im Sommer geht die Sonne vom 10. Mai bis zum 2. August nicht unter und scheint 82 Tage am Stück. Im Winter hingegen versinkt sie für 65 Tage (18/19 November - 22/23 Januar) hinter dem Horizont".

Sienna würde durchdrehen und auch für mich war es hart, 65 Tage ohne Sonne zu leben. Am Schlimmsten würde es jedoch für Kieran sein. Er liebte es, draußen herumzutollen und vor allem in der Wärme zu sein. Was hatte Alistair sich nur dabei gedacht?

Innerlich stöhnend und um mich von dieser niederschmetternden Nachricht abzulenken, führte ich mir den restlichen Artikel zu Gemüte.

„Besucher werden von den Inuit freundlich empfangen. In traditionellen Gewändern führen sie für die Besucher traditionelle Tänze auf und auch das typische 'Blanket Toss' kann hier bewundert werden. Die Inuit bieten ihren Besuchern auch handgefertigte Holzschnitzereien, Fellmasken und andere Artikel zum Kauf an.

Bei einer Wanderung entlang des arktischen Eismeers kommt man am 'nördlichsten Punkt' nicht nur der USA, sondern auch der westlichen Zivilisation vorbei. Auf geführten Touren kann man die Flora und Fauna der arktischen Tundra entdecken."

Das klang zwar alles recht ansprechend, doch es konnte mich nicht über den Verlust der Sonne hinwegtrösten, vor dem es kein Entrinnen gab. Es sei denn, ich sträubte mich dagegen in Barrow zu bleiben. Dann allerdings musste ich mit dem Gedanken leben, Freiwild für die Mafia zu sein. Doch nicht nur ich, sondern auch Sienna und Kieran. Dieses Risiko würde ich niemals eingehen und so blieb nur der Verbleib in der Eiswüste.

Eis und Schnee, so weit das Auge reichte. Beide begleiteten mich bis zu unserem Ziel, ein großes Gehöft, ähnlich einem Blockhaus, jedoch in U-Form gebaut. Das Gelände, welches das Gebäude umgab, war relativ weiträumig und, wie zu erwarten, voller Schnee.

Zu meiner Überraschung stand ein einsamer Schneemann in der Nähe des Hauses und ich fragte mich, wer diesen wohl gebaut haben mochte. Bevor ich dazu kam, diese Frage zu stellen, wurde meine Aufmerksamkeit jedoch auf ein Rudel Huskys gelenkt, das aus der Scheune herausstürmte, sobald Louis den ersten Fuß auf den Boden gesetzt hatte.

Zögernd öffnete ich die Tür und schwang mich aus dem Wagen, um das Schauspiel zu beobachten.

Die anmutigen Tiere, sechs an der Zahl, umringten Louis, sprangen an ihm hoch und versuchten mit ihren Zungen über sein Gesicht zu schlecken. Fasziniert blieb ich einfach stehen, bis die Huskys von ihm abließen und zu heulen anfingen. Sie klangen wie Wölfe, was ich mehr als nur interessant fand.

„Ist ja gut, Jungs und Mädels. Kommt her, ich möchte euch meine Kumpels vorstellen."

Liam und meine Wenigkeit standen einfach nur abwartend da, als das Rudel sich neugierig näherte. Sie schnüffelte an unseren Schuhen, Hosen und Händen.

„Darf ich vorstellen, das sind Nanook, Anana, Chu, Suka, Tikaani und Sakari", grinste Louis.

Sofort bemerkte ich seinen Draht zu diesen wunderschönen Tieren, die ihm ohne Probleme zu folgen schienen. Ehe ich mich versah, wurden Liam und ich von den Huskys umringt, während sie unsere Hände ableckten. Mich störte das keineswegs, schließlich war ich mit Tieren aufgewachsen.

„So, nun kennen sie euch und alles ist in Butter", ließ Louis sich vernehmen, bevor wir zu Dritt in Richtung Haus marschierten.

Zugegeben, ich war neugierig, was mich gleich erwarten würde, doch als ein kleiner Junge, vielleicht ein oder zwei Jahre älter als Kieran auf uns zugelaufen kam, blieb mir erstmal die Luft weg. In diesem Moment realisierte ich, wie sehr ich unseren Sohn vermisste.

Unendliche Traurigkeit breitete sich in meinem Herzen aus. Es schmerzte zutiefst, schon so lange von ihm getrennt zu sein. Hoffentlich ging es ihm gut.

„Daddy, wer ist das?"

Der Junge wandte sich sofort an Louis, der grinsend antwortete: „Liam kennst du ja wohl und das andere ist ein guter Freund von uns. Er wird eine Weile hierbleiben."

„Cool!", rief der Kleine aus. „Baust du dann auch einen Schneemann mit mir?"

Nun war es offensichtlich, wer das weiße Ungetüm, das vor dem Haus stand, erschaffen hatte. Louis und sein Sohn.

„Na klar", beantwortete ich die Frage des Kleinen, der sich anschließend nach meinem Namen erkundigte.

„Wie heißt du denn?"

Jetzt wurde es ein wenig kompliziert, doch Louis rettete mich zum Glück aus der Misere.

„Weißt du, Freddie, es gibt Menschen, die haben mehrere Namen und mein Freund gehört dazu. Er kann sich nie entscheiden, wie man ihn nennen soll und möchte eigentlich einen seiner Namen geheim halten. Also wir dürfen diesen Namen nur benutzen, wenn wir hier im Haus, unter uns sind."

Freddie machte große Augen. „Echt? Das klingt super spannend!"

„Oh ja, das ist es auch und es ist wichtig, dass wir uns alle daran halten. Wenn wir im Haus sind, heißt er Niall aber wenn wir draußen sind, nennen wir ihn John."

„Ok." Freddie nickte begeistert, dann ließ er sich von Liam hochheben, der ihm sofort bescheinigte, wie groß und schwer er seit ihrem letzten Treffen geworden sei.

Ich mochte den kleinen Racker auf Anhieb und konnte mir vorstellen, dass er gut mit Kieran klar kam. Wenn nicht, würden wir ein Problem haben.

„Kommt, ich zeige euch das Haus", unterbrach Louis meine Gedanken.

Augenblicklich folgten wir ihm durch den Flur, um zunächst in einer riesigen Küche zu landen. Sowohl die lange Arbeitsfläche, als auch der Esstisch aus Holz, an dem bestimmt zehn Personen Platz hatten, ließen darauf schließen, dass dieses Haus für eine Großfamilie gebaut wurde. Meine Annahme bestärkte sich, als Louis uns in den angrenzenden Wohnraum führte, der trotz seiner imposanten Größe eine gewisse Gemütlichkeit ausstrahlte.

Auf dem Boden lag ein weißes Bärenfell und die Wärme, welche der Specksteinofen produzierte, schien regelrecht durch meinen Körper zu pulsieren. Sie setzte sich darin fest und somit entspannte ich mich vollkommen, als ich neben Liam meinen Platz auf dem Sofa einnahm.

„Briana kümmert sich gleich um das Essen", erklärte Louis.

Diesen Namen hatte ich definitiv schon einmal gehört. Vor einigen Jahren hatte Harry erwähnt, dass Briana Louis One Night Stand sei, aus dem ein Sohn hervorgegangen war. Freddie.

Wie auf Kommando öffnete sich plötzlich die Tür und eine junge Frau trat ins Zimmer. Sie war schlank, hatte braune, lange Haare und lächelte freundlich.

„Hey, du musst Niall sein, ich bin Briana."

Auf Anhieb wirkte sie sehr sympathisch auf mich und nachdem wir uns die Hände geschüttelt hatten, wurde sie sogleich von Liam umarmt. Er drückte sie fest an sich und ich hörte Briana sagen: „Na, Batman, wie geht es dir?"

„Super, und dir?"

„Na ja, die Kälte macht mir nach wie vor zu schaffen", erwiderte sie und mit einem Seitenblick auf Louis „von den anderen Dinge mal abgesehen."

Das roch eindeutig nach dicker Luft. Hoffentlich geriet ich nicht mitten in einen Rosenkrieg, denn darauf konnte ich gut verzichten.

Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, öffnete sich die Tür ein weiteres Mal. Erstaunt blickte ich auf die nächste junge Frau, die ins Zimmer gestürmt kam.

„Dieser rote Motorschlitten ist der Hammer! Anuun und ich waren Stunden unterwegs", rief sie.

Ihre braunen Augen strahlten vor Begeisterung und Louis begann zu lächeln.

„Ich wusste, dass du ihn lieben würdest, El. Aber jetzt solltest du Niall begrüßen."

Auch El, oder besser gesagt Eleanor, wie sie sich vorstellte, schien sehr nett zu sein. In ihrem Fall hatte ich allerdings das Gefühl, dass Louis und sie ein Herz und eine Seele waren.

Überhaupt verlegte ich mich in der nächsten Stunde eher auf das Beobachten. Ich musste die ganzen Abenteuer und Aufregungen die hinter mir lagen, erst langsam verarbeiten.

Eleanor und Briana schienen gut miteinander auszukommen und auch Freddie fühlte sich rundherum wohl. Das lag vermutlich auch daran, dass Liam ihn ständig bespaßte, sogar während des Essens.

Brianas Kochkünste waren wirklich hervorragend und ich sparte nicht mit Lob.

„Das war wirklich lecker", sagte ich lächelnd. „Danke, dass du dir solche Mühe gemacht hast."

„Ach was, das war doch nur ein normales Essen", erklärte sie leichthin, errötete jedoch vor Freude.

„So, Niall, nachdem du jetzt die Küche und das Wohnzimmer gesehen hast, werde ich dir die anderen Räumlichkeiten zeigen", ließ Louis sich vernehmen.

Er nickte Liam zu, der sich sofort wieder um Freddie kümmerte, bevor Louis und ich den Rundgang im Haus fortsetzten.

Zuerst zeigte er mir das Büro, in welchem er, Briana und Eleanor zugange waren. Dann kam das Bad, und zum Schluss die Schlafräume an die Reihe. Die beiden Frauen teilten sich ein Schlafzimmer, während Louis und Freddie jeweils ein eigenes kleines Gemach belegten.

„Und wo hausen wir?", erkundigte ich mich grinsend.

„Da lang." Louis ging vor und ich folgte ihm auf den Fersen in den benachbarten Wohntrakt.

Zu meiner positiven Überraschung gehörten nicht nur zwei Schlafzimmer, sowie ein Bad zu unserem neuen Reich, sondern auch ein kleines Büro.

„Du musst dich ja auch irgendwo zurückziehen können, um an deinen Predigten zu arbeiten", lautete Louis' Erklärung, als er meinen erstaunten Blick bemerkte.

„Das ist cool", sagte ich grinsend. „Und es steht sogar schon ein Schreibtisch drin."

„Den hat Anuun aufgetrieben, unser Verbündeter hier in der Eiswüste", erklärte Louis, bevor er mir auf die Schultern klopfte.

„Komm, Niall, ich zeige dir noch euer Bad und dann sind wir durch."

Das Badezimmer besaß eine Wanne, eine Dusche, ein Waschbecken und eine Toilette. Die rosafarbenen Fließen waren zwar für mich äußerst gewöhnungsbedürftig, doch es sollte ja nur seinen Zweck erfüllen. Und dies tat es auf jeden Fall. Sogar hier befand sich ein Specksteinofen. Das würde Sienna freuen, denn sie hasst kalte Bäder.

„Ich gehe davon aus, dass wir uns die Küche und das Wohnzimmer teilen müssen", sagte ich, worauf Louis nickte.

„Gut, wir werden wohl zurechtkommen müssen."

„Du sagst es aber ich denke nicht, dass es zu Problemen kommen wird. Schließlich müssen wir hier zusammenhalten wie eine Familie."

Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen, ertönte von draußen ein ohrenbetäubendes Donnern.

„Na wer sagt es denn, der nächste Schneesturm ist im Anmarsch", klärte Louis mich auf.

„Sind die Stürme hier heftig?", wollte ich wissen.

„Na ja, der letzte hat einen Funkmast umgenietet und somit das Telefon und Internet lahmgelegt. Das war nicht so prickelnd, zumal ich verzweifelt versuchte, Sophia zu erreichen. Wollen wir hoffen, dass es heute nicht so schlimm wird."

Nachdem ich meinen Koffer ausgepackt und alles verstaut hatte, begab ich mich ins Wohnzimmer, um den anderen Gesellschaft zu leisten. Nach wie vor heulte der Wind in einer beängstigenden Lautstärke, doch von Schneefall war nichts zu sehen.

„Möchtest du einen Tee trinken, Niall?", fragte Briana, was ich mit einem „Ja, gerne", beantwortete.

„Ich hätte auch gerne einen", meldete sich Liam zu Wort.

„Dann werde ich mal die große Kanne aufsetzen." Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer. Nachdenklich schaute ich ihr hinterher. Irgendwie schien sie das Mädchen für alles zu sein.

Louis, der meinen Blick auffing, setzte schließlich zu einer Erklärung an.

„Briana arbeitet nur halbtags. Die restliche Zeit kümmert sie sich um Freddie und den Haushalt."

Da Freddie in seinem Zimmer spielte, konnten wir nun ungestört unterhalten. Auf diesem Wege erfuhr ich, dass die Überwachung der von Briana eingeteilten Areale in Eleanors Tätigkeitsbereich fiel. Anuun unterstütze sie dahingehend und auch Louis machte sich manchmal, mit einem Schlittenhundegespann auf den Weg. Ich musste zugeben, dass es mich reizte, sowohl mit dem Gespann, als auch mit dem Motorschlitten die Gegend zu erkunden.

„Mit dem Gespann können wir zu zweit unterwegs sein, mit dem Motorschlitten darfst du alleine fahren", erklärte Louis sofort. „Wir haben hier drei Stück herumstehen. Briana mag die Dinger nicht, deswegen kannst du einen für dich beanspruchen. Du musst ja auch irgendwie zur Arbeit gelangen."

Das war mein Stichwort.

„Apropos Arbeit, wann beginne ich eigentlich mit meinem neuen Job?"

Fragend schaute ich zu Louis, der sich ein wenig verlegen am Hinterkopf kratzte. Den Grund dafür sollte ich sogleich erfahren.

„Erst im nächsten Monat, ab dann wird die Stelle frei. Bis dahin kannst du dich noch ein wenig ausruhen. Und es gibt etwas, dass ich dir diesbezüglich noch sagen muss."

„Was denn?"

Mit klopfendem Herzen schaute ich in seine Augen, aus denen der Schalk hervorblitzte.

„Es gibt hier ein kleines Problem bezüglich der Vakanzen. Die Leute hier brauchen einen katholischen Priester. Da du dich ja in diesem Metier bestens auskennst, dürfte das aber kein Hindernis für dich sein, oder?"

Das Entsetzen stand mir wohl im Gesicht geschrieben, denn Liam konnte sein Grinsen kaum noch unterdrücken.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?", fragte ich perplex.

„Doch, Niall."

„Und wie bitte soll ich das meiner Frau und meinem Sohn erklären? Sie wird mich umbringen!"

„Falsch", mischte Liam sich ein, „sie wird Louis umbringen."

„Aber-."

„Keine Sorge, Niall. Die Menschen hier sind viel aufgeschlossener als anderswo. Der Priester vor dir hatte zwei Kinder mit einer Frau und niemand hat sich daran gestört, wenn sie zusammen, sozusagen als Familie auftauchten. Der Zölibat ist irgendwie nicht so das Ding der Inuit, habe ich das Gefühl."

Kleine Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn, als ich es wagte, zu widersprechen.

„Aber ich sündige, wenn ich als katholischer Priester mit einer Frau zusammenlebe."

Augenblicklich brachen Liam und Louis in schallendes Gelächter aus.

„Das mein Lieber", sagte Louis nonchalant, „hast du bereits getan, als du Sienna in diesem Black Room genagelt hast."

Dieser Satz spiegelte seinen Charakter wider. Louis war mindestens so direkt wie ich aber damit konnte ich bestens umgehen. Allerdings verfluchte ich Alistair für eine Sekunde, weil er seinen Mitarbeitern diesbezüglich alles auf die Nase gebunden hatte.

„Ich glaube, wir müssen uns mal in Ruhe unterhalten", sagte ich zu Louis, dessen Grinsen immer breiter wurde.

„Das auf jeden Fall, aber zuerst solltest du mit Kieran skypen."

Darauf freute ich mich am meisten, doch leider zu früh. Denn kaum hatte El den Laptop eingeschaltet, der auf ihrem Schoß thronte, begann sie laut zu seufzen.

„Wir haben kein Internet."

„Verdammt!", fluchte Louis, der gleichzeitig sein Handy hervorholte, um zu checken, ob wenigstens das Telefon funktionierte.

Doch auch hier herrschte Funkstille.

„Das kann echt nicht wahr sein! Sophia und Basil können uns demnach auch nicht erreichen", seufzte er laut.

„Und was machen wir jetzt?", fragte ich mit klopfendem Herzen.

Ich wollte mit meinem Sohn sprechen und außerdem wissen, ob es Sienna gut ging. Wie auf heißen Kohlen rutschte ich auf dem Sofa hin und her und meine innere Anspannung vergrößerte sich stündlich. Wir konnten nichts anderes tun als warten und reden, um die Zeit totzuschlagen.

Der Sturm verging, doch das Internet und das Telefon versagten nach wie vor den Dienst. Es war wirklich wie verhext.

Ein wenig Licht in das Dunkel brachte Anuun, der Verbündete, auf den Louis mich bereits hingewiesen hatte. Dieser stattete uns am Abend einen Besuch ab. Ich mochte ihn auf Anhieb gut leiden, er wirkte ehrlich und zuverlässig.

„Es hat den nächsten Mast erwischt aber dieses Mal richtig", klärte er uns auf. „Und es wird mindestens zwei Tage dauern, bis alles wieder normal funktioniert."

Louis raufte sich die Haare und ich war nahe daran zusammenzubrechen. Alles was ich wollte, war, zu wissen, ob es Sienna gut ging. Ich sorgte mich um sie, sehnte mich nach ihr und wollte sie in meine Arme nehmen, um ihr zu sagen, wie sehr ich sie liebte. Doch dies blieb mir leider verwehrt. Ebenso das Gespräch mit Kieran. Ich wusste nicht, wie ich die nächsten beiden Tage herumkriegen sollte, ohne durchzudrehen.

Zum Glück beschäftigte mich Louis immens. Gemeinsam mit ihm und Liam schaufelten wir den Gehweg bis zur Scheune frei und sogar noch ein kleines Stück im Hof, damit Freddie sich ein wenig austoben konnte. Zu viert bauten wir eine komplette Schneemannfamilie, was Freddie außer Rand und Band gerieten ließ.

Außerdem zeigte mir Louis, wie man mit dem Motorschlitten umging. Dies war gar nicht so schwer und ich fand wirklich Gefallen daran, mit dem blauen Blitz, wie ich ihn nannte, durch die Gegend zu düsen.

Meine erste Fahrt führte mich und Louis, der mich natürlich begleitete, zu der katholischen Kirche in Barrow. Schließlich wollte ich meine neue Arbeitsstätte besichtigen. Nach wie vor war es mir ein Rätsel, wie Louis es geschafft hatte, mich hier als Priester unterzubringen. Vermutlich wurden erneut Unterlagen gefälscht, welche bescheinigten, dass ich die Weihen und all das hinter mich gebracht hatte.

Ein komisches Gefühl breitete sich in mir aus, als ich vor dem Altar stand und meinen Blick durch das Gotteshaus schweifen ließ.

„Hier bin ich also jetzt zuhause", sprach ich.

„Ja, aber du wirst das schon hinkriegen. Alistair hat mir versichert, dass du sehr flexibel bist."

Langsam glitten meine Hände über den Altar. Der kühle Stein fühlte sich gut an. „Er weiß also davon."

„Natürlich, er ist mein Boss und auch wenn er mir hier in Alaska ziemlich viele Freiheiten lässt, bedeutet das jedoch nicht, dass ich ihn nicht über alles informiere, oder Dinge mit ihm abkläre."

Ich nickte als Zeichen der Zustimmung und des Verstehens. Es gab wohl im Moment keine andere Möglichkeit, als in dieser Eiswüste unsere Leben zu schützen. Damit musste ich mich wohl oder übel abfinden.

Die darauffolgende Nacht und auch der Tag danach, waren die Hölle für mich. Ständig wartete ich auf die Nachricht, dass das Internet oder Telefon verfügbar sei, doch nichts tat sich.

„Wenn es bis morgen nicht funktioniert, mache ich mich auf den Weg in ein Gebiet außerhalb der Schneestürme", erklärte Louis beim Abendessen.

„Da musst du aber weit fahren", bemerkte Anuun, der uns am heutigen Abend mit seiner Anwesenheit beehrte und der genau wie ich, Brianas Kochkünste lobte.

„Es ist mir egal, wie weit ich fahren muss", kam es von Louis, bevor er einen großen Schluck von seinem Bier nahm. „Aber wir müssen wissen, was los ist. Ich kann weder mit Alistair, noch mit Sophia oder Basil Kontakt aufnehmen."

„Vielleicht solltest du Rauchzeichen senden", meinte Liam trocken.

Obwohl die ganze Situation nicht als lustig zu bezeichnen war, lachten alle am Tisch über seine Bemerkung. Manchmal brauchte man diesen Galgenhumor, um die Stimmung aufzulockern.

Liam und die beiden Frauen gingen an diesem Abend etwas früher zu Bett, während ich noch mit Louis und Anuun beisammen saß. Der Inuit verabschiedete sich um kurz vor Mitternacht und versprach, am morgigen Tag wieder vorbeizuschauen.

„Und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend?", fragte ich seufzend und mit der Gewissheit im Bauch, dass mich die Schlaflosigkeit heimsuchen würde, sobald ich einsam in meinem Bett lag.

Sofort blicken Louis' Augen schelmisch drein. „Hast du Bock auf ein Lagerfeuer und ein Gespräch unter Männern?"

„Sicher."

„Gut, dann zieh dich warm an und folge mir."

Louis führte mich in den hinteren Bereich des Grundstücks, wo jede Menge Holz, geschützt unter dem Dach eines kleinen Schuppens, lagerte. Als ich mich umschaute, bemerkte ich eine kreisrunde Feuerstelle, die unlängst benutzt wurde.

„Manchmal sitze ich hier und denke nach", sagte Louis, bevor er sich anschickte, einige Holzscheite aufzutürmen, welche er anschließend gekonnt in Brand steckte.

Dann verschwand er im Schuppen, um zwei große Felldecken zu holen, die wir als Sitzgelegenheit nutzen.

Das Feuer wärmte immens und es fühlte sich komfortabel an, hier zu sitzen und bei einer Falsche Bier ein Gespräch zu führen.

„Du bist früh Vater geworden, genau wie ich", begann Louis unsere Unterhaltung.

„Ja, ich war fünfundzwanzig."

„Und ich vierundzwanzig. Briana und ich hatten einen One Night Stand."

„Ich weiß."

Es rutschte mir einfach so heraus, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte.

Doch Louis nahm mir das nicht übel, im Gegenteil. Er begann zu lachen und sagte: „Das kann nur Harry erzählt haben, unser kleiner Tölpel."

Lächelnd antwortete ich: „Ja, so ist es gewesen. Das war an dem Tag, als wir zusammen im Knast saßen."

„Oh, so eine Knastbruderschaft verbindet, oder?", zog er mich auf.

„Und wie, wir sind seitdem beste Freunde."

„Und Liam?"

„Meine Freundschaft zu Liam ist anders als die zu Harry, was aber nicht heißt, dass ich ihn nicht genauso gern habe. Liam ist wie ein großer Bruder für mich, der mir manchmal sagen muss, wo es langgeht. Harry hingegen ist der kleine Bruder, dem ich oftmals erklären muss, was Sache ist."

Louis tiefgründiges Lächeln war im Schein des Feuers genau zu erkennen, als er zu reden begann.

„Dann fehlt dir nur noch ein Bruder, der dir ebenbürtig ist und dich in vielen Dingen versteht, weil er Ähnliches durchmachen musste."

Ich wusste, dass er auf unsere frühe Vaterschaft anspielte und er hatte Recht. Weder Liam noch Harry konnten in dieser Hinsicht richtig nachvollziehen, wie mein Leben sich dadurch verändert hatte.

Plötzlich war ich Alistair unglaublich dankbar, dass ich Louis kennenlernen durfte. Dass er es war, der uns in Barrow betreute. Nicht zuletzt wegen Kieran, der einen Spielkameraden haben würde, denn auch für Sienna war es wichtig, weibliche Wesen an ihrer Seite zu haben. Briana und Eleanor besaßen durchaus das Potenzial, in die Freundesliste eingegliedert zu werden. Beide Frauen waren liebenswürdig, wenn auch in manchen Dingen total unterschiedlich. Briana war eher die Vorsichtige und Eleanor der Draufgänger. Erst heute Morgen hatte ich sie mit dem roten Motorschlitten davonbrausen sehen. Sie fuhr wie der Teufel. Briana hingegen bevorzugte die Sicherheit des Autos. Auch zeigte sie sich übervorsichtig, was ihren Sohn anging, das hatte ich schon bemerkt.

Meine Gedanken wanderten zu Sienna. Ob es ihr wohl gut ging? Inbrünstig hoffte ich, dass das Internet oder das Telefon morgen wieder funktionieren würde, sonst kam ich wirklich am Rande des Wahnsinns an.

„Louis?"

„Hm?"

„Kann ich morgen mit dir fahren, wenn das Telefon und Internet noch immer streiken?"

Vehement schüttelte er seinen Kopf. „Das geht nicht, Niall. Du musst einstweilen in Barrow bleiben. Hier wissen wir, dass du sicher bist."

Ein wenig geknickt trank ich den letzten Rest meines Bieres aus und erhob mich dann.

„Ich glaube, ich versuche jetzt zu schlafen."

„Warte, ich komme mit."

Gemeinsam verstauten wir die Decken im Schuppen, löschten das Feuer und machten uns auf den Weg in Richtung Haus. Bevor wir dort ankamen, packt Louis mich plötzlich am Arm.

„Hörst du das?"

„Was?"

„Das Flugzeug."

Er schaute nach oben und ich tat es ihm gleich. Das Erste, was mir auffiel, waren die unendlich vielen Sterne, denn es hatte total aufgeklart. Von den Wolken und dem Sturm war nichts mehr zu erkennen. Dafür konnte man tatsächlich ein kleines Flugzeug im nächtlichen Himmel ausmachen. Es flog tief, was darauf schließen ließ, dass es hier, in Barrow, landen würde.

„Das ist ein Wasserflugzeug", klärte Louis mich auf. „Die Dinger sieht man öfter hier, sie können auch auf dem Eis landen, was sie für Nord Alaska unentbehrlich macht."

Sein nächster Satz ließ mich jedoch sofort unruhig werden.

„Für gewöhnlich fliegen sie Barrow aber nicht nachts an. Ich hoffe, das hat nichts Schlimmes zu bedeuten."

„Und was machen wir jetzt?", erkundigte ich mich mit klopfendem Herzen.

„Ich werde Liam und Eleanor wecken, dann polieren wir unsere Knarren und harren der Dinge, die da kommen."

Mein Puls begann erneut zu rasen. Was, wenn die Mafia mich nun hier gefunden hatte?

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Was mag wohl jetzt passieren?

Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen, ich hatte jedenfalls mega Spaß beim Schreiben. :) Ihr glaubt gar nicht, wie froh ich bin, dass Niall jetzt in Barrow ist. ^^ Ich liebe es, über die Eiswüste zu schreiben. Das obige Foto zeigt übrigens den kleinen Flughafen von Barrow.

Vielen, vielen Dank für die tollen Kommentare zum letzten Kapitel, das war mal wieder der Hammer von euch!

LG, Ambi xxx

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