
20. Under Pressure
♪ Under Pressure - Queen
Sienna
Dumpf hallten die beiden Stimmen in meinen Ohren.
„Verdammt, sie sind uns entwischt! Und es war deine Schuld!"
„Halt's Maul, wir suchen einfach weiter! Irgendwo müssen sie ja sein!"
Verzweifelt griff ich nach Sophias Hand, die ihren Zeigefinger auf den Lippen platzierte, um mir so zu verstehen zu geben, dass ich Ruhe bewahren sollte.
Vor Angst begann ich zu schwitzen.
Ich wollte hier weg, raus aus dieser engen Toilettenkabine und zu Niall. Er war mein Fels in der Brandung. Warum konnte er nicht hier sein? Wieso hatte man uns getrennt? Wäre es nicht sicherer gewesen, zusammen mit zwei Top-Agenten unterwegs zu sein, anstatt jeder nur mit einem?
Die Fragen türmten sich in meinem Kopf, während ich versuchte, flach und gleichmäßig zu atmen.
„Und wo willst du suchen?", vernahm ich erneut eine der barschen, männlichen Stimmen.
„Im Bahnhof, wo sonst?"
Eindeutig handelte es sich hier um unsere Verfolger. Denn welcher Mann besuchte einfach so eine Damentoilette? Die Mafia musste ziemlich genau wissen, dass zwei Frauen alleine unterwegs waren, die sie vermutlich mühelos überwältigen konnten. Da nützte auch Sophias Pistole nichts, denn ich ging davon aus, dass unsere Widersacher ebenfalls mit Schusswaffen ausgerüstet sein würden.
Es war vorbei. Wir saßen in der Falle.
So hatte ich mir das Ende meines relativ kurzen Lebens nicht vorgestellt. Kierans Gesicht tauchte vor meinen Augen auf und ab da begann ich leise zu schluchzen. Ich liebte unseren Sohn über alles, er war mein Leben, genau wie Niall. Alle unsere Bemühungen der Mafia eines Tages zu entfliehen, waren umsonst gewesen.
Tränen rannen über meine Wange, ich blinzelte, um überhaupt noch etwas sehen zu können.
Jede einzelne Faser meines Körpers zog sich schmerzhaft zusammen. Ich wollte noch nicht sterben. Meinen Sohn heranwachsen zu sehen, bis er ein Mann wurde das war mein größter Traum. Mit Niall alt zu werden ebenso. Er war die Liebe meines Lebens, nichts würde das jemals ändern. Und nun würde alles vorbei sein.
Ausgelöscht, ohne die Chance den beiden nochmals in die Augen zu schauen. Ohne ihnen zu sagen, wie viel sie mir bedeuteten. Keine letzte Umarmung mehr, keinen Kuss, keine Liebe.
Der Tod nahte bald und ich konnte nur hoffen, dass es schnell gehen würde. Ein Kopfschuss, der das Gehirn augenblicklich ausschaltete. Der nicht zuließ, dass man noch das kleinste Maß an Schmerz empfand. Eine Kugel, die binnen einer Zehntelsekunde alles ausknipste. Meinen Herzschlag, meine Liebe, meine Seele, meine Träume.
Kieran würde es am Anfang nicht verstehen. Er würde glauben, dass ich eines Tages zurückkäme, um ihn in meine Arme zu nehmen.
Niall würde leiden wie ein Tier. Vielleicht würde er eines Tages eine neue Frau finden, mit der er glücklich wurde. Und wenn es nur halb so viel Glück sein sollte, wie das, was uns beschieden war, dann war das schon sehr viel.
Dankbarkeit, dass ich all die schönen Stunden gemeinsam mit ihm erleben durfte, stieg in mir auf. Reue, weil ich Einiges nicht gesagt hatte, was er eigentlich noch wissen sollte. Schmerz, bezüglich des unendlichen Verlustes. Freude, weil ich ihm einen Sohn geschenkt hatte, der ihn immer an mich und unsere Liebe erinnern würde.
Die Gefühle stürzten auf mich ein wie eine Lawine. Meine Atmung wurde heftiger, ebenso das Zittern, welches meinen Körper nun erfasste. Ich war am Ende meiner Kräfte. Mir war in den letzten Tagen so viel abverlangt worden, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte. So musste sich ein Mensch kurz vor dem totalen Zusammenbruch fühlen.
Doch ich wollte nicht zusammenbrechen.
Ich wollte kämpfen bis zum Schluss. Und Schluss würde erst sein, wenn ich in den Lauf einer Waffe blickte und niemand mehr da war, der mich retten konnte.
Ein Ruck ging durch meinen Körper.
Langsam hob ich meinen Kopf, blickte zu meiner Freundin, die vollkommen ruhig da stand. Die Stimmen waren verstummt und die Schritte entfernten sich. Als die Tür mit einem lauten Knall zuflog, atmeten wir beide erleichtert auf.
„Puh, das war heftig."
Obwohl wir uns nun alleine in der Damentoilette befanden, flüsterten wir.
„Oh Gott, ich hatte solche Angst, sie würden die Kabinen auseinandernehmen und uns abknallen", stieß ich hervor und wischte mir die restlichen Tränen aus den Augen.
Sophias Stimme klang relativ gelassen, als sie antwortete.
„Das wäre nicht passiert, Sienna. Wenn, dann hätten sie uns als Geisel genommen."
„Was macht dich da so sicher?"
„Sie wollen Niall und nicht dich, denn er hat den Prinzen quasi hinter Gitter gebracht."
Mit einem lauten Seufzen lehnte ich meinen Kopf gegen die Tür.
„Denkst du, wir kommen hier lebend raus?"
Bevor Sophia antwortete, holte sie ihre Pistole unter der Jacke hervor und überprüfte diese kurz.
„Ich bin Optimist, ich sage ja. Außerdem ist Basil auf dem Weg zu uns. Wir bekommen also Verstärkung."
„Wer ist das?"
„Er gehört zu unserem Netzwerk."
„Verstehe."
Immer öfter kam mir der Gedanke, dass dieses Netzwerk unendlich groß sein musste oder sehr organisiert. Alistair war es auf jeden Fall zuzutrauen, dass er das Unmögliche möglich machte und Verbündete wie ein Zauberer aus einem Zylinder hüpfen ließ.
„Wie lange müssen wir noch warten?", fragte ich leise.
Kurz blickte Sophia auf ihr Handy. „Basil sollte in einer Stunde hier sein."
Wir trauten uns nicht aus der Kabine heraus, obwohl wir Durst und Hunger hatten. Die letzten Trinkvorräte waren aufgebraucht und ich bekam leichte Kopfschmerzen.
„Zum Glück haben wir eine Toilette parat", sagte Sophia. „Ich muss nämlich mal."
Es wurde etwas eng in der Kabine, als sie sich setzte, um ihre Blase zu entleeren, doch auch das nahmen wir in Kauf. Bloß nicht nach draußen gehen und auffallen.
Einmal betrat jemand die Räumlichkeiten, worauf mir fast das Herz in die Hose sackte, doch als ich mitbekam, dass wirklich nur die Spülung der Toilette rauschte, atmete ich innerlich auf.
Die beiden Männer, die uns wohl verfolgten, schienen von Dannen gezogen zu sein. Zumindest tauchten sie nicht mehr in der Damentoilette auf.
„Ich hab Durst", murmelte ich. „Denkst du, ich kann es riskieren, zum Wasserhahn zu laufen?"
Ein wenig unschlüssig blickte Sophia mich an, doch dann gab sie grünes Licht.
„Geh, ich stehe neben dir und wenn einer kommt, der böse Absichten hat, macht er mit meiner Waffe Bekanntschaft."
„Du würdest denjenigen gleich niederschießen?" Erstaunt blickte ich sie an.
„Entweder das oder ich ziehe sie ihm über den Kopf, womit er ins Reich der Träume geschickt wird."
Es wunderte mich immer wieder, wie taff sich Sophia in ihrem Beruf gab. Ich kannte eine ganz andere Seite von ihr, die liebenswürdige und sanfte. Sie umsorgte ihren Lebensgefährten und zeichnete sich durch ihre Hilfsbereitschaft aus. Wann immer wir während unserer gemeinsamen Zeit in Oceanside einen Babysitter für Kieran brauchten, Sophia war stets zur Stelle gewesen. Sie und Liam ermöglichten Niall und mir damals einige schöne Abende im Kino oder in einem Restaurant.
Langsam und vorsichtig pirschten wir uns aus der Kabine. Schnell huschte ich zum Waschbecken, drehte den Wasserhahn auf und hielt einfach den Kopf darunter, um das kühle Wasser zu schlucken. Es tat so gut, die trockene Kehle und auch meine Lippen zu befeuchten.
„Willst du nichts trinken?", erkundigte ich mich, als ich mir den Mund mit dem Handrücken abwischte.
„Nein, ich halte noch durch."
Kurz betrachtete ich mein Antlitz in dem Spiegel, der über dem Waschbecken angebracht war. Meine langen Haare hingen in Strähnen vom Kopf und auf meinen Wangen hatten sich rote Flecken gebildet, die im Kontrast zu der blassen Haut standen. Ich sah einfach nur jämmerlich aus.
Seufzend wandte ich mich an Sophia. „Ist dir bekannt, wie man auf unsere Spur gestoßen ist?"
Nickend erwiderte sie: „Es war meine Kreditkarte. Sie ist gehackt worden. Louis hat es mir vorhin am Telefon gesagt. Ich darf sie nicht mehr nutzen und dies ist auch ein Grund, weshalb er uns Verstärkung geschickt hat. Schließlich müssen wir irgendwie von hier wegkommen. Nur ohne genügend Bargeld oder Kreditkarte wird das schwierig."
Ich schluckte schwer und spürte die eigene Bitterkeit in meiner Stimme, als ich ihr antwortete.
„Es ist unfassbar, dass Niall und ich etwas zur Seite gelegt haben aber zurzeit nicht an das Geld herankommen. Ich fühle mich wie beschnitten, wie entmündigt."
„Ach Unsinn. Die Situation erfordert das nun mal. Das ändert sich schneller als du denkst. Sobald du am Zielort eingetroffen bist, hast du zu allen Dingen Zugriff, die du benötigst, um ein normales Leben führen zu können."
Hatte sie gerade normal gesagt?
Unser Leben bestand aus einer gefälschten Existenz und einer Vergangenheit, die unter allen Umständen unter Verschluss gehalten werden musste.
„Normal, dass ich nicht lache", stieß ich gequält hervor. „Wir besitzen falsche Namen, Pässe, Religionen –."
Bevor ich weiter sprechen konnte, packte Sophia mich plötzlich am Arm und zog mich in Richtung der Kabinen. Keine Sekunde zu früh verschloss sie die Tür, denn Schritte näherten sich. Fast schleichend, dennoch hörbar, weil wir mucksmäuschenstill an Ort und Stelle verharrten.
Meine Atmung ging flach und ich ballte die Hände zu Fäusten. Sollten sich unsere Widersacher erneut nähern, so war ich bereit für den letzten Kampf. Für Niall, für Kieran und letztendlich für mich selbst.
„Eins, zwei, Freddy kommt vorbei", vernahm ich eine tiefe Stimme, die zu einer mir bekannten Melodie sang.
Nightmare on Elmstreet, diesen Horrorfilm kannte ich genau, ebenso war mir die Melodie im Gedächtnis geblieben. Gwenny und ich hatten uns damals fast in die Hose gemacht, als wir ihn alleine anschauten.
Bevor ich Überlegungen anstellte konnte, warum die Person, die diese Räumlichkeiten betrat, das Lied sang, erfolgte Sophias singende Antwort.
„Drei, vier, schließ ab deine Tür."
Meine Kinnlade klappte nach unten und im selben Moment hörte ich die männliche Stimme erleichtert sagen: „Gott sei Dank, ihr seid wohlauf!"
Ohne eine weitere Erklärung abzugeben, öffnete Sophia die Tür.
„Basil! Das war allerhöchste Zeit!", rief sie dem Mann entgegen.
Ich schätzte ihn auf etwa Mitte vierzig. Seine kurzen, dunklen Haare waren an den Seiten leicht ergraut und sein Körper wirkte gut durchtrainiert. So stellte ich mir einen Bodyguard vor, vielleicht noch ein wenig breiter, doch seine Haltung entsprach exakt der eines Personenschützers.
„Hallo, ich bin Basil Whelan."
Als er mir seine Hand entgegenstreckte, schüttelte ich diese sofort.
„Kommst du aus Irland?", erkundigte ich mich augenblicklich, denn sein Akzent ließ dies vermuten.
„Klar, hört man das so stark?"
„Nun ja, ich bin mit einem Iren verheiratet, also sollte ich es wohl bemerken", erwiderte ich lächelnd.
„Stimmt, und dein Ire hat es faustdick hinter den Ohren. Er hat mich in einer katholischen Kirche provoziert, weil er dachte, ich gehöre der Mafia an."
Das klang irgendwie nach Niall. Die Kirche war sein Zuhause, ein Ort der Sicherheit.
„Die Zeit drängt, wir sollten uns auf den Weg machen", meinte Basil nun.
„Zwei Männer waren hier in der Toilette, ich gehe davon aus, dass sie uns suchen. Wir sollten auf der Hut sein, wenn wir durch das Bahnhofgebäude laufen", erklärte Sophia ernst.
„Zwei Männer, sagst du? Wie sahen sie aus?"
„Das weiß ich nicht, denn sie kamen in die Toilette gestürmt, als wir uns bereits in einer der Kabinen aufhielten."
Als Sophia die Konversation der beiden wiedergab, begann Basil schallend zu lachen. Noch während er sich die Tränen aus den Augen wischte, stieß er hervor: „Das waren zwei kleine Dealer, die sich gerade mit irgendwelchen Schlampen, denen sie Drogen verkauft haben, mitten im Bahnhofsgelände prügelten. Die Polizei hat sie festgenommen, als ich dran vorbeigelaufen bin. Der Mafia gehörten die aber nicht an. Dafür verhielten sich die armseligen Würstchen nicht professionell genug."
Schlagartig entspannte sich mein Körper, ich seufzte erleichtert auf und blickte zu Sophia, deren Mundwinkel sich nach oben zogen.
„Und wir dachten, sie verfolgen uns. Oh Gott, bin ich dämlich!"
„Nein, Sophia, du bist nur vorsichtig, von dämlich kann da keine Rede sein", entgegnete Basil in seiner trockenen Art.
Ich mochte ihn auf Anhieb. Vielleicht lag es daran, dass er aus Irland stammte und ich deswegen mit seinem Humor gut klarkam.
„Lasst uns losziehen, Mädels."
Trotz unserer männlichen Begleitung schauten wir uns öfter um, als wir durch das Bahnhofsgebäude marschierten. An jeder Ecke glaubte ich einen Verfolger zu sehen, doch wir gelangten ohne Probleme nach draußen.
Basil führte uns auf den nahegelegenen Parkplatz, auf welchem sein Wagen stand.
Sophia stieg vorne ein, während ich es mir auf der Rückbank bequem machte.
„Und nun? Wo fahren wir hin?", fragte ich neugierig.
„Immer Richtung Nordwesten, wir werden nicht wirklich Pause machen, also nicht zum Schlafen. Nur zum Tanken und um unsere Vorräte aufzufüllen. Ihr solltet euch jetzt beide ausruhen, ich fahre bis ich müde werde, dann tauschen wir."
Das war eine klare Ansage. Wir mussten abhauen, so schnell es ging und so weit weg, wie nur möglich.
Total geschafft, mummelte ich mich in die Decke, die auf dem Rücksitz lag. Ich war so müde, dass mir binnen kürzester Zeit die Augen zufielen.
Als ich wieder erwachte, war es stockdunkel draußen. Wir befanden uns auf einer Interstate und Basil saß noch immer hinterm Lenkrad. Auch Sophia schien völlig fertig zu sein, denn sie schlief momentan. Ich hatte etwas von Niall geträumt, konnte mich jedoch nur sehr schemenhaft an den Inhalt des Traumes erinnern. Lediglich der Schluss tauchte in meinen Erinnerungen auf. Er hatte mich geküsst und gesagt, dass er mich liebte. Verstohlen wischte ich die kleinen Tränen weg, die sich in meinen Augen bildeten. Ich wollte nicht weinen, nicht jetzt.
Nachdem ich mich ein wenig gefangen hatte, streckte ich mich langsam aus, setzte mich hin und blickte in den Himmel. Weder Mond noch Sterne waren zu sehen. Demnach musste es ziemlich bewölkt sein.
Basil, der mein Erwachen wohl bemerkte hatte, schaute in den Rückspiegel und schmunzelte leicht.
„Gut geschlafen, Sienna?"
„Ja, das habe ich."
„Fein, denn unsere Reise wird nicht so bald zu Ende sein."
Ich zog die Decke enger um meinen Körper, da ich ein wenig fror. „Darf ich erfahren, wohin es geht?"
„Noch nicht."
Mit einem lauten Seufzen ließ ich mich zurück auf die Bank gleiten.
„Warum nicht?"
„Kannst du es dir nicht denken?" Die leise Stimme gehörte Sophia, die inzwischen wieder unter den Lebenden weilte.
Als ich mich aufsetzte, drehte sie sich um, damit wir uns anschauen konnten. Ihr Blick wirkte ernst.
„Sienna, wenn ich dir jetzt sage, wo es hingeht und die Mafia würde dich schnappen, wäre das nicht gut. Sie würden versuchen, herauszukriegen, wo Niall sich aufhält und dich so lange foltern, bis du es preisgibst."
Das klang durchaus einleuchtend. Da ich nicht noch mehr Schwierigkeiten heraufbeschwören wollte, als wir ohnehin schon am Hals hatten, beschloss ich dahingehend nichts mehr zu sagen. Es war wirklich besser, wenn ich die Unwissende blieb.
An der nächsten Raststätte wurde das Auto getankt und Basil tauschte mit Sophia den Platz. Er wollte sich ausruhen, was ich gut nachvollziehen konnte. Sowieso wunderte es mich, dass er so lange hinterm Steuer saß, ohne sich zu beklagen.
Des Rätsels Lösung, warum er allerdings diese Ausdauer besaß, erklärte Sophia mir, während Basil bereit schlief und wir wieder auf der Interstate unserem Ziel entgegenfuhren.
„Basil hat mal an einem 24-Stunden-Rennen in Le Mans teilgenommen. Soweit ich weiß, belegte das Team, für das er gefahren ist, sogar den dritten Platz. Es dauert unsagbar lange, bis er müde wird."
„Was uns natürlich zugutekommt", vervollständigte ich den Satz.
„Allerdings."
Da sich mein Magen bemerkbar machte, wühlte ich in der Tasche mit den Essensvorräten, welche wir gerade an der Tankstelle aufgefüllt hatten. Ich nahm mir ein Sandwich mit Putenbrust, Käse und Salat. Es schmeckte frisch, wie ich es eigentlich nicht erwartet hätte.
Während ich aß, standen meine Gedanken nicht still. Sie wanderten zu Kieran, der noch immer in London verweilte und keine Ahnung hatte, in welcher Gefahr wir schwebten. Es musste schlimm für ihn sein, so lange nichts von mir zu hören. Hoffentlich durfte er mit Niall skypen.
Niall. Wie schwer musste es für ihn sein, unserem Sohn eine Lüge aufzutischen? Schließlich hatte er keine Ahnung, ob es mir gutging oder ob ich überhaupt noch am Leben war. Erst am nächsten Tag, gegen Nachmittag, würde Sophia wieder Kontakt mit Louis aufnehmen. Das war noch verdammt lange hin.
Ob Niall sich wohl inzwischen in Sicherheit befand? Ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben, dass wir es schafften. Dass wir schon bald wieder vereint sein würden. Alle drei, Niall, Kieran und ich.
Lustlos knüllte ich die leere Sandwichpackung zusammen, um diese in unserer Mülltüte zu verstauen, welche sich im Rucksack befand.
„Sienna?"
Der Ton in Sophias Stimme ließ mich sofort aufschauen.
„Was ist denn?"
„Siehst du das Blaulicht da vorne?"
„Ähm, ja."
Ihr abgrundtiefes Seufzen war nicht zu überhören.
„Hoffentlich ist da kein schlimmer Unfall passiert, sonst sitzen wir für einige Zeit fest", sagte ich stirnrunzelnd.
Inzwischen stand unser Wagen in einer langen Autoschlange, die sich bis zu dem Blaulicht erstreckte.
„Was ist los?" Müde rieb sich Basil die Augen.
„Ach du Scheiße", entfuhr es ihm. „Das hat uns gerade noch gefehlt."
„Oh ja", kommentierte Sophia seine Aussage.
Basil gurtete sich los und meinte: „Ich geh mal nachschauen, was Sache ist. Vielleicht finde ich etwas heraus."
Wir warteten geschlagene zehn Minuten, ehe er wieder auftauchte.
„Und?" Synchron kam dieses eine Wort über Sophias und meine Lippen.
„Es ist kein Unfall passiert, sie machen Fahrzeugkontrollen", lautete seine Erklärung, die mich im ersten Moment ein wenig erleichtert aufatmen ließ. Zumindest für einige Sekunden.
Dann allerdings haute Sophia einen Satz heraus, der mir alle Illusionen nahm.
„Hoffentlich wurde das nicht von der Mafia eingefädelt."
____________________
Ähm ja, das war mal wieder ein Cliffhanger nach Ambi-Art. Habt ihr ihn beim letzten Kapitel vermisst? ;)
Das nächste Update kommt am Wochenende!
Vielen lieben Dank für die Wahnsinns Kommentare beim letzten Kapitel! Ich wurde überflutet und fand es total super!
GLG, Ambi xxx
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro