Kalter Schweiß tropfte mir von der Stirn, hinab auf den sandsteinfarbenen alten Kellerboden. Keiner äußerte sich auf meine Feststellung hin. Langsam erhob ich mich und bemerkte erst dann, wie unsicher ich auf meinen Beinen war. Ich zitterte und wäre beinahe wieder in mich zusammengesackt, wäre da nicht eine Hand gewesen, die mich von dem Fall auf den Boden abhielt. Erwartungsvoll hoffte ich in Torbens Gesicht zu blicken, doch es war Sole, die mir nach oben half. Torben, Artis und Levente, blickten mir mit eiserner Miene entgegen. Nur Sole machte ein besorgniserregendes Gesicht, das mich zum Nachdenken veranlasste.
"Ich glaube, wir sollten uns in Remmes Büro unterhalten", war das Einzige, was sie darauf erwiderte. Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, nahm sie mein Handgelenk, und innerhalb weniger Sekunden befanden wir uns in Remmes Büro.
Wie ich diese Art des Reisens verabscheute. Danach fühlte ich mich immer so, als wäre ich besoffen, und würde jeden Moment umkippen. Da es mir bereits vorhin nicht sehr gut ergangen war, durch das Anfassen der Feder in die Vergangenheit, setzte ich mich auf den schwarzen Stuhl vor dem massiven Kiefernschreibtisch. Sole nahm in dem lindgrünen Sessel hinter dem Schreibtisch Platz und fixierte mich eingehend. Doch ich war nicht sonderlich begeistert von einer Konfrontation per Augenkontakt und ließ aus diesem Grund meine Blicke im Raum umherschweifen. Bisher war ich noch nie in Remmes Büro gewesen. Es wunderte mich, das Sole es immer noch als Remmes Büro bezeichnete, wo SIE doch jetzt die Anführerin war.
Das Kaminfeuer links an der Seite, verschaffte dem Büro eine behagliche Atmosphäre. Ich entdeckte die Bilderrahmen, die teilweise mit Bildern aus Remmes Vergangenheit gefüllt waren.
"Er kam leider nicht mehr dazu, die Bilderrahmen mit seinen Bildern zu füllen, oder vielleicht hat er sich auch nicht getraut, sie aufzuhängen", durchbrach Sole die peinliche Stille.
"Jedenfalls dachte ich, es wäre eine gute Idee seine leeren Bilderrahmen, mit den Bildern zu füllen, die er seit Ewigkeiten in seinem Schreibtisch versteckte."
Ich hörte, wie Sole mit ihren Fingern knackte, als ich aufstand, um mir ein Foto etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Remmes stand in der Mitte mit einigen Männern, Jungs und zwei Mädchen. Insgesamt zählte ich neun Personen auf dem Foto. Sie alle standen vor einem Farmerhaus und strahlten über beide Ohren.
"War das seine Familie?", fragte ich unsicher und war begeistert über das Bild, da ich Remmes noch nie so glücklich erlebt hatte, wie auf jenem Foto.
"Seine Brüder und Schwestern."
"Was ist mit ihnen passiert?"
"Sie wurden bei lebendigem Leib verbrannt."
Schockiert starrte ich Sole an, die keine Miene verzog.
"Und seine Eltern?"
Sie wandte den Blick ab und ich wusste, dass auch sie das Feuer getroffen hatte.
"Wie schrecklich. War er deshalb immer so ... verschlossen?"
Sie nickte.
"Wir erzählen alle nicht viel über unser früheres Leben. Jeder von uns sitzt seine Strafe hier oben im Himmelreich ab, um dieses Mal das Richtige zu tun."
Ich wandte meinen Blick erneut zu Sole.
"Heißt das etwa, ihr alle seid in Ungnade gefallen?"
"So könnte man es ausdrücken, ja."
"Das kann ich mir bei Remmes gar nicht vorstellen. Was bitteschön, sollte er schlechtes getan haben?"
Sole schaute mich an, als stünde ich auf dem Schlauch.
"Was glaubst du denn? Denkst du ernsthaft, Remmes hätte die Soldaten einfach so ziehen lassen, nachdem sie seine Familie getötet haben?"
Ich schüttelte den Kopf. Sole steckte sich ihr kurzes Haar hinter die Ohren.
"Hör mal, Sherin ..."
"Und warum hat Gott Torben nicht vergeben? Warum musste er ihn verbannen?"
"Das ist etwas völlig anderes. Torben hat mit uns Seite an Seite gekämpft. Hier oben gibt es allerdings einige Regeln zu beachten. Das oberste Gebot lautet, keinen deinesgleichen zu töten, tja, und Torben war so voller Zorn, dass er nicht zu bremsen war."
Ich verstummte und schaute mir die anderen Fotos von Remmes an.
"Sag mal Sherin, dein Vater, was weißt du alles über ihn?"
Ich überlegte kurz.
"Nicht viel. Er ist mit meiner Mutter bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen."
"Und das glaubst du noch? Nach allem, was du bisher mit uns erlebt hast?"
Ich zögerte.
"Ich bin mir nicht ganz sicher, denn die Erinnerung der Feder, handelt von einer Szene im Flugzeug. In dieser Erinnerung haben Kopponen das Flugzeug belagert. Mein Vater hat gegen sie gekämpft, aber es waren so viele, dass es für ihn keine Chance auf einen Gewinn gab. Und meine Mutter hat sich geopfert. Sie ist ohne Fallschirm aus dem Flugzeug gesprungen."
In Gedanken erlebte ich nochmals die Szene, die mir eine Gänsehaut bescherte. Sole nickte mir etwas geistesabwesend zu. Langsam bröckelten die Worte aus meinem Mund heraus, die ich mir bereits schon im Kindesalter über, stellte.
"Es war kein Unfall ... mein Vater wurde umgebracht, nicht wahr?"
Sole nickte wortlos. Schnell verwandelte sich die Erkenntnis in eine geballte Ladung Wut, die nur noch darauf wartete, freigelassen zu werden.
"Dein Vater besaß, genauso wie du jetzt, die Macht der silbernen Schlange. Da du sein Blut in dir trägst, bist du auch die Einzige, die diese Waffe beherrschen kann."
Ich hob meinen linken Arm in die Höhe und sprang schockiert von meinem Stuhl auf, als ich registrierte, dass ich auf meinen nackten Arm starrte.
"Wo ist deine Waffe?"
Sole starrte entgeistert auf meinen Arm, als wolle sie der ganzen Sache keinen Glauben schenken. Sie strich einer ihrer schwarzen Strähnen hinter ihr Ohr, als sie mich mit einer weiteren Frage konfrontierte:
"Wann hattest du sie zum letzten Mal im Einsatz?"
Ich überlegte kurz.
"Bei dem Späher, in Moeshas Haus."
"Ist dir irgendetwas seltsam vorgekommen?"
"Der Kampf war ungewöhnlich einfach."
Jetzt stand auch Sole abrupt auf und raufte sich die Haare.
"Das war kein Zufall."
"Wie meinst du das?"
"Moesha war nicht das Ziel. Der Späher hatte es die ganze Zeit über auf die Schlange abgesehen."
"Aber ich habe den Späher doch zurück in die Hölle befördert."
"Ja, aber mit ihm auch deine Waffe. Keine Ahnung, was Liam damit im Schilde führt, aber es ist definitiv nichts Gutes. Ich kann nur hoffen, dass wir Remmes noch in Ruhe beerdigen können, bevor uns seine Attacke trifft. Immerhin sind wir nun vorgewarnt."
"Es tut mir leid. Ich hatte ja keine Ahnung, dass ..."
"Ist schon gut", unterbrach sie mich. "Du siehst aber, welche Auswirkungen dein kurzer Abstecher zu Moesha verursacht hat."
"Ich weiß", gab ich kleinlaut von mir. Vorwurfsvoll betrachtete mich Sole.
"Ich hatte dich ja bereits gewarnt, dass du die Konsequenzen hier oben zu tragen hast. Bist du bereit für deine Strafe?"
Mit großen Augen starrte ich ihr entgegen. Ich nickte, war aber insgeheim so gar nicht darauf vorbereitet.
"Gut. Ich werde es morgen vor versammelter Mannschaft bekanntgeben."
Sole stellte sich mir gegenüber und ließ ihre Hand auf meiner Schulter nieder.
"Aber zuerst einmal möchte ich dir nun die Nachricht von Remmes übermitteln, die er mir kurz vor seinem Ableben, über meine Gedanken geschickt hat. Dein Vater hat für die andere Seite gearbeitet."
"Was? Das kann nicht sein."
Aufgebracht versuchte ich mich zu rechtfertigen, aber wie? Ich habe den Mann, der mein Vater sein sollte, als auch ein Krieger des Himmels, nicht gekannt. Trotzdem spürte ich tief in meinem Inneren, dass es nicht wahr war, was Sole hier behauptete.
"Seine Waffe, die Eisenschlange, war ein Geschenk der Hölle an ihn. Passend, wie bei Adam und Eva", fuhr Sole mit dem Gespräch fort.
"Die Schlange hat nur auf sein Blut reagiert und war seit seinem Tod bereits Ewigkeiten in der Truhe gefangen gewesen, bis du kamst. Die Neigung zum Bösen schlummert auch in dir."
"Das glaube ich nicht. Er hat seine Frau, meine Mutter, in dem Flugzeug um sein Leben verteidigt! Er hat gegen die Kopponen gekämpft! Jemand, der sich für die andere Seite entschieden hat, würde das niemals tun!"
"Denke, was du willst. Ich war nur der Überbringer der Nachrichten."
"Nachrichten? Es gibt noch mehr Neuigkeiten?"
"Ja. Ich habe noch eine Weitere für dich."
"Und die wäre?"
Insgeheim wollte ich die Nachricht nicht hören, denn die Erste über meinen Vater, reichte mir vollkommen aus. Noch dazu, dass meine Schlange nun nicht mehr ein Teil von mir war und ich nicht einmal bemerkt hatte, wie man sie mir entfernt hatte. Ohne meine Waffe fühlte ich mich irgendwie hilflos. Naja, immerhin hatte ich noch meine übersinnlichen Fähigkeiten.
"Du darfst deine Kräfte nicht noch einmal einsetzen, sonst stirbst du."
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Das ist nun mein vierter Versuch, das Kapitel so zu veröffentlichen, wie ich es sonst auch immer mache, und ich hoffe, dass diesmal alles korrekt ist. Wattpad hat mir gestern Abend einen Strich durch die Rechnung gemacht, indem es einige Wörter zusammengeschrieben hat, die gar nicht zusammen gehörten. Ich konnte es leider nicht abändern und habe das Kapitel schließlich nochmal komplett gelöscht. Hier also die Neuauflage.
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