Anfang Part 2
Hier kommt nun ein etwas längerer alternativer Anfang, mit Prolog und dem ersten und zweiten Kapitel. Lasst mir gerne eure Worte hierzu da, wie ihr es findet ; )
Das Bild ist übrigens der zweite Entwurf des Covers zur Story.
Kapitel 1 (alternativ)
Meine Finger ruhten auf den Tasten des Laptops. Ich hatte gerade mal drei Wörter auf das weiße Blatt Papier zustande gebracht. Ich griff mir an den Kopf und massierte mir die Schläfe.
Jetzt konzentrier dich endlich Sherin. Was ist schon dabei, wenn man in seinem Traum nochmal etwas verarbeitet, dass vor 10 Jahren geschehen ist.
Ich rückte mit dem Hocker näher an den sterilen Schreibtisch heran, knackte mit Genick und Fingern und versuchte mich wieder auf meine Arbeit zu konzentrieren.
Doch ich war viel zu sehr mit meinem Traum beschäftigt, als dass ich ihn so einfach vergessen konnte. Und noch einmal durchlebte ich ihn, als wäre ich hautnah dabei:
Gespannt blicke ich in die dunkle Kristallkugel hinein. Meine großen grünen Augen blitzen mir in dem schwarzen Porzellan förmlich entgegen. Ich sehe mein 14 jähriges Ich dort sitzen, in voller Hoffnung darauf, was die alte Wahrsagerin mir wohl aus der Kugel über meine zukünftige Liebe berichten kann.
Sie rückt ihre Hornbrille zurecht und kneift konzentriert die Augen zusammen.
"Nun ja Kleines, leider kann ich dir keine großen Hoffnungen bereiten."
"Was sehen Sie denn?"
Aufgeregt rutsche ich auf dem Stuhl nach vorne.
"Was wolltest du nochmal wissen?"
"Wie sich mein Liebesleben entwickelt. Da ist dieser eine Kerl aus der Klasse..."
"Vergiss ihn."
"Aber ich finde ihn so süß."
"Nein, nein, nein. Das wird nichts geben. So etwas hat keine Zukunft. Nicht für dich."
Ich beobachte die Alte mit einem misstrauischen Blick.
"Sieh mich nicht so an. Du wolltest doch, dass ich dir deine Zukunft offenbare. Ich habe deine Zukunft nicht bestimmt, das warst ganz allein du."
"Wem werde ich denn dann mein Herz schenken?"
"Das wird noch eine Weile dauern. Aber ich kann dir sagen, wenn es geschieht, dann mit solch einem Schlag, dass du genau weißt, er ist der Richtige."
"Wie lange muss ich warten?"
Meine Ungeduld ist kaum zu übersehen.
"Nun bleib doch bitte sitzen Kleines. Lass mal sehen."
Sie blickt nochmals in die Tiefe der Kugel hinein.
"Herrje, du wirst bereits erwachsen sein ... halt, was sehe ich da ..."
"Ja, was sehen Sie. Raus damit!"
"Eine schwarze Feder..."
"Sherin ... hallo, Sherin! Bist du wieder am Träumen?"
Mit einem Mal wurde ich aus meinen Tagträumen gerissen. Grace hatte wirklich ein Talent dafür, in genau solchen Momenten in meinem Büro aufzukreuzen.
Bestürzt fuhr ich zusammen, und kam langsam wieder zur Besinnung.
"Mein Gott Grace. Du hast mich ganz schön erschreckt."
Ich knöpfte mir meinen weißen Arbeitskittel zu und nahm wieder vor dem Laptop Platz, um endlich die Ergebnisse des heutigen Tages zu dokumentieren.
"Dritter Tag. Die Basstölpel machen besondere Fortschritte beim Stoßtauchen", redete ich beinah mit mir selbst und tippte aufmerksam in die Tasten.
"Mich würde zu gerne interessieren, wo du gerade mit deinen Gedanken warst. Bei der Arbeit mit Sicherheit nicht."
"Da hast du wohl recht."
"Und? Wohin haben sich deine Gedanken verirrt?"
Erwartungsvoll schaute sie mich mit ihren schokobraunen Augen an, und wartete auf eine Reaktion.
"Es geht um einen Traum", brachte ich etwas unsicher aus meinem Munde.
"Ein Traum?"
"Ja."
"Und weiter?"
"Es hat etwas mit einer schwarzen Feder zu tun ..."
Grace verdrehte die Augen und wandte mir den Rücken zu. Sie knallte ihren Putzeimer auf den weißen Besprechungstisch und richtete erneut das Wort an mich.
"Also geht es doch um die Arbeit."
"Nein, so hör mir zu ..."
"Ich versteh dich nicht Sherin. Du arbeitest beinah Tag und Nacht hier, und das für einen miesen Hungerlohn", unterbrach sie mich und ihr Gesicht offenbarte mir, dass sie Mitleid mit mir hatte.
Sie schüttelte ihren dicken schwarzen Lockenkopf und kam mit ihrer korpulenten Figur auf mich zu.
"Du solltest dir mal etwas Zeit für dich nehmen. Lass den Zoo einfach mal links liegen und flieg in Urlaub."
"Das geht nicht Grace. Die Entwicklung der Basstölpel ist für mich von höchster Wichtigkeit."
"Vögel hin oder her. Vor zwei Wochen waren es noch die Goldregenpfeifer, oder so. Wo soll das Ganze denn noch hinführen?"
"Mein Job ist das Einzige, was ich in meinem Leben habe."
"Eben, und genau deshalb ist eine Auszeit umso wichtiger. Sie können auch mal ein paar Wochen ohne dich als Orthopädin auskommen."
Ich geriet ins schmunzeln. Jedes Mal steckte sie mich ungewollt in eine andere Berufssparte.
"Ich bin Ornithologin, und keine Orthopädin."
"Bitte keine Fremdwörter, du weist ganz genau, dass ich das hasse. Ich bin nicht vom Fach. Ich mache nur die Scheiße dieser Viecher weg."
Ihre Ehrlichkeit und die direkte Ausdrucksweise waren manchmal sehr hart an der Grenze. Trotzdem schätzte ich sie sehr dafür.
Sie ließ sich vor meinem Schreibtisch in einen der Stühle fallen, wobei ihre Fettpolster an der Seite herausquollen.
"Gut, dann eben Vogelexpertin", korrigierte ich mich.
"Na also. Und? Worüber hat die Vogelexpertin denn nun eben WIRKLICH nachgedacht? Und jetzt schwindle mich bloß nicht an."
Sie beäugte mich kritisch.
Ich umkreiste meinen Schreibtisch, bis ich vor ihr stand.
"Ich habe dir doch von der schwarzen Feder erzählt, die ich letzte Woche im Fluss gefunden habe ..."
"Ja, und weiter."
"Ich hatte gestern Nacht einen Traum. Es ging um ein Erlebnis in meiner Jugendzeit. Damals war ich bei einer Wahrsagerin, die mir prophezeite, dass ich meine wahre Liebe erst kennenlernen werde, wenn ich erwachsen geworden bin. Zum Schluss formte sich in ihrer Kugel ein Bild einer schwarzen Feder."
Grace beeindruckte die Story überhaupt nicht.
"Sherin, das ist jetzt zehn Jahre her, und du denkst nun ernsthaft darüber nach, dass deine wahre Liebe dir erscheint?"
Grace musste mit einem Mal laut lachen.
"Tut mir leid Sherin, aber das ist wirklich zu komisch."
"Ich weiß, dass du an solche Dinge nicht glaubst."
"Und das werde ich auch niemals tun. Vielleicht liegt es einfach am Alter. Ich habe die Hälfte meines Lebens bereits gelebt und Erfahrungen gesammelt, aber ich wäre niemals auf die Idee gekommen zu solch einer Hokus Pokus Dame zu gehen. Und jetzt sei bitte mal ehrlich zu dir selbst. Du willst mir doch nicht erzählen, dass du noch keinen Mann hattest."
"Das nicht ..."
"Na also."
"Aber es hat immer irgendetwas gefehlt. Beim letzten Mann war ich wirklich glücklich, doch dann habe ich ihn mit einer anderen im Bett erwischt."
"Na das nennt man Pech."
"Oder eben Schicksal."
Grace rollte mit den Augen und befreite sich gleichzeitig mit ihrem schlabberigen Putzoutfit aus dem Stuhl.
"Bitte Grace, auch wenn du nicht dran glaubst, hör mir bitte kurz zu."
Sie stemmte die Hände in ihre mollige Statur.
"Dann auf, schieß los. Ich habe nicht ganzen Tag Zeit."
Nun war ich wieder in meinem Element. Ich zeigte ihr meine bisherigen Untersuchungen der Feder. Ich wusste, dass sie den überwiegenden Teil nicht verstand, aber eines konnte sie mit Sicherheit herausfiltern.
"Du willst mir also damit sagen, dass es diese Art von Vogel nicht gibt?"
"Exakt. Ich habe Stunden, wenn nicht sogar Tage damit verbracht, diese Feder einer entsprechenden Vogelart zuzuordnen, und ich bin jedes Mal gescheitert."
"Und was jetzt?"
"Ich weiß es nicht. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass die Vogelart noch nicht entdeckt wurde, oder die Feder stammt nicht von dieser Welt."
Das war zu viel für Grace Nerven.
"So, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um mich zu verabschieden. Das wird mir hier alles viel zu strange. Du kannst die Geschichte ja gerne heute Nachmittag den Studenten erzählen."
Bestürzt über die aufkommende Erkenntnis, hielt ich mir die Hand vor den Mund.
"Ach du meine Güte. Der Vortrag! Den habe ich vollkommen vergessen."
Grace lachte erneut.
"Vielleicht solltest du dich doch wieder an deine eigentliche Arbeit begeben, und nicht solch einem Hirngespinst von Feder hinterherjagen."
Ich suchte mir meine Unterlagen zusammen und begann sofort den Vortrag über die seltensten Vogelarten Deutschlands zu überarbeiten.
Glücklicherweise schaffte ich meine Korrekturarbeiten noch rechtzeitig.
Ich war bereits einige Minuten früher im Vorlesungsraum, um noch gewisse Vorkehrungen zu treffen.
Ich stimmte mich kurz mit dem Rektor ab, der seinen Platz ganz hinten in der Reihe wählte.
Die Ausbeute der Interessenten war leider etwas dürftig.
Dennoch begann ich mit meinem Programm.
Während meiner Vorlesung kamen und gingen die Leute. Ein Mann jedoch, erweckte mein Interesse. Er wählte seinen Platz in der dritten vorderen Reihe etwas abseits. Durch sein extravagantes Kostüm fiel er sofort in der Menge auf, egal wo er sich seinen Sitzplatz suchte.
Sein nackter braungebrannter Oberkörper strotzte nur so, voller Muskelstränge.
Genau dorthin verirrten sich meine Blicke, bis sie schließlich in sein engelsgleiches markantes Gesicht sahen.
Mit seinen hellgrauen wilden Augen beobachtete er mich auf eine Art und Weise, die mich auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle schickte. Ich fühlte mich, als würde er jede meiner Bewegungen speichern und verinnerlichen. Sein schelmisches Grinsen, sorgte in mir für Verwirrung und ich vergas augenblicklich meinen Text.
Die anwesenden Studenten warfen mir fragende Blicke entgegen.
Es wurde unruhig, als ich hektisch meine Unterlagen durchblätterte, um wieder einen roten Faden in meine Vorlesung zu bringen. Der Unbekannte vor mir grinste amüsiert.
"Ähm, es tut mir leid, ich bin wohl etwas aus dem Konzept geraten."
Es standen bereits Leute auf, um sich nach draußen zu stehlen.
Aufgewühlt blätterte ich weiter nach hinten und lies einfach einen Part weg. Somit konnte ich einige Besucher vor dem Gehen bewahren.
Ich hatte ab und an komische Leute in meinen Vorlesungen, aber so etwas war mir bisher noch nicht passiert.
Ein Mann, der mich völlig aus der Bahn warf. Meine gesamte Vorlesung über, verschwendete ich keinen weiteren Blick mehr an den mysteriösen Unbekannten. Die Gefahr war viel zu groß, dass ich mich wieder verzettelte.
Schließlich beendete ich meine Vorführung.
"Ich hoffe Ihnen hat es gefallen und Sie können einige nützliche Tipps mit nach Hause nehmen, oder in Ihr Studium mit einbinden. Für weitere Fragen stehe ich Ihnen natürlich gerne zur Verfügung."
Ich war gerade dabei alles zusammen zu räumen, als sich tatsächlich einige Studenten an meinem Pult versammelten.
Erfreut konnte ich Jedem behilflich sein, bis auf den Letzten, den ich bereits in mein Visier genommen hatte, und er mich ebenfalls.
Ein Blick so elektrisierend scharf, dass meine Glieder beinah vor Überwältigung einknickten.
Eine solche männliche Schönheit war mir bisher noch nie unter die Augen gekommen.
Der letzte Student entfernte sich gerade aus meinem Blickfeld. Nun hatte ich freie Sicht auf den mir unbekannten Mann. Was ich eben noch von weiter Ferne aus betrachtet hatte, wirkte mit einem Mal zum Greifen nahe und so unglaublich anziehend. Ich starrte regelrecht auf seine nackte muskulöse Brust. Es dauerte ein wenig, bis ich mich davon befreit hatte. Sein Grinsen wurde breiter, doch er sagte kein Sterbenswörtchen. In abgenutzten schwarzen Stiefeln und einer ebenfalls dürftigen abgetragenen Hose, stand er vor mir in seinem Kämpferoutfit. Sein strähnenartiges, dunkelbraun langes Haar hatte er teilweise nach hinten gebunden. Dunkle Bartstoppeln zeichneten sich auf seinem Kinn und an den seitlichen Konturen der Wange ab. Wie ein Amboss positionierte er sich vor dem Pult und erinnerte mich irgendwie an einen Krieger aus dem früheren Jahrhundert.
"Was kann ich für Sie tun", brachte meine Stimme mit einem kaum wahrnehmbaren Ton heraus.
Er raubte mir förmlich den Atem. Erst jetzt fiel mir auf, dass er um seine Brust eine Art Gürtel geschnallt hatte, die zwei Kampfschwerter hinten auf seinem Rücken verschnürten.
Ich schluckte den schweren Kloos, der sich nun in meinem Hals bildete, hinunter, und hoffte darauf, dass diese Schwerter nur eine Attrappe darstellten. Wieder einmal musste er grinsen und richtete dabei den Blick erneut auf mich. Seine seltsamen hellgrau leuchtenden Augen verunsicherten mich in meiner kompletten Verhaltensweise. Er schaute mich nicht nur an, sondern es kam mir so vor, als würde er in meine Seele hineinblicken.
"Mister? Kann ich Ihnen helfen?"
"Sherin?"
Der Rektor kam gerade die Stufen hinab.
Ich wandte mich für einen kurzen Moment von diesem mysteriösen Mann ab.
"Ja?"
"Mit wem reden Sie?"
"Mit diesem Mann ..."
Doch er war nicht mehr da.
"... hier", beendete ich den Satz verblüfft.
Dann schoss mir eine Erinnerung durch den Kopf, und ich musste herausfinden, ob sie der Wahrheit entsprach.
Mir war, als hätte ich am Rücken des Fremden Etwas unbewusst aus dem Augenwinkel wahrgenommen. Ich vertraute auf meine Instinkte, die mir den Impuls dazu gaben, mich auf dem richtigen Weg leiten zu lassen. Der neutrale Flur führte zu einem Ausgang. Die Rufe des Rektors nahm mein Ohr nur noch in einem gedämpften Modus wahr, als ich mich zur offenen Notfalltür schlich.
Auf dem Boden lag ... eine schwarze Feder.
Kapitel 2 (alternativ)
Ich hatte die gesamte Nacht über, kein Auge zugemacht. Die gewaltige schwarze Feder, die nun auf meinem Nachtisch lag, hielt mich davon ab. Immer wieder spielte ich die Szene im Vorlesungsraum gedanklich durch.
Wer war dieser mysteriöse Mann?
Da ich sowieso keinen Schlaf finden konnte, ging ich zwei Stunden früher ins Büro, um mit den Forschungen der Feder weiterzumachen.
Grace war die Einzige, die so früh im Zoo ihrer Beschäftigung nachging.
Als sie merkte, dass ich bereits mit meiner Arbeit begonnen hatte, konnte sie nicht anders, als mir einen Besuch abzustatten.
Ich war viel zu vertieft in meine Aufzeichnungen, um zu registrieren, dass sie sich in mein Zimmer gestohlen hatte.
"Es wird wohl auch immer früher bei dir."
Mein Blick wanderte am Rechner vorbei, zu Grace hinüber.
"Guten Morgen Grace."
Als sich meine Augen wieder zurück auf den Bildschirm hefteten, wurde mir bewusst, was ich eben vor mir gesehen hatte.
Es war Grace, keine Frage, doch in gewissen Situationen, hatte sich tatsächlich ihr Gesicht zu einer undefinierbaren hässlichen Fratze verändert.
Jetzt war es nicht mehr die Feder, der ich meine volle Aufmerksamkeit schenkte.
Ein unbehagliches Gefühl breitete sich in mir aus, als ich aufstand und erneut Grace Gesicht betrachtete. In einem Bruchteil von wenigen Sekunden, erfolgte eine Verzerrung ihrer Gesichtszüge, und darunter verbarg sich eine abscheuliche Gestalt. Mit einem Mal war ihr Antlitz wieder vollkommen normal. Grace erzählte und erzählte, doch ich hing viel zu gebannt an ihrer Fassade, als dass ich ihren alltäglichen Dingen Gehör schenken konnte.
Dann wurde es still und ich sah, dass mich Grace nur noch anstarrte, genauso, wie ich es bei ihr tat.
"Was ist los mit dir Sherin?"
Ich griff mir angespannt an die Stirn.
"Ich weiß auch nicht. Ich habe letzte Nacht nicht sonderlich viel geschlafen. Wahrscheinlich ist das der Grund."
"Lass mich raten wieso? Es liegt direkt vor dir."
Ich schenkte der Feder, die vor mir auf dem Schreibtisch lag, kurz Beachtung, doch dann musste ich erneut Grace ansehen.
Ich hatte gehofft, dass diese schrecklichen Bilder ihrer Visage verschwinden würden, doch sie waren noch immer zu sehen.
Eilig räumte ich meine Sachen zusammen.
"Was tust du?"
Ich hoffte inständig, dass sie meine Angst nicht spürte. Immerhin redeten wir hier von Grace, mit der ich bereits seit über einem Jahr im Zoo arbeitete.
"Das, was ich schon die ganze Zeit hätte tun sollen. Ich nehme mir ein paar Tage frei."
"Wieso der plötzliche Sinneswandel?"
Interessiert setzte sie sich mit ihrem massigen Körperbau auf meine Schreibtischkante und beäugte mich. Ich hatte das Gefühl, als wollte sie nicht, dass ich gehe.
Unsinn, was du dir mal wieder einbildest, versuchte ich mich innerlich wieder etwas zu beruhigen.
"Du hast mir doch selbst dazu geraten."
"Seit wann hörst du auf mich?"
"Seitdem ich die Zeit für die Forschung der Feder benötige. Bitte entschuldige mich Grace, aber ich muss jetzt los."
"Wie willst du Urlaub beantragen, wenn noch keiner im Hause ist?"
Ihre fiese Grimasse starrte mich lange gebannt an. Der Mund hing schief nach unten, als wäre eine ihrer Gesichtshälften gelähmt. Ihre Haut war so weiß und blass, dass man annehmen konnte, sie wäre nicht mehr am Leben. Brandnarben verunstalteten ihr Gesicht, und die übrige, viel zu lang gezogene überdehnte Haut, bedeckte beinah ihr rechtes Auge. Am liebsten hätte ich geschrien, doch aus irgendeinem Grund, glaubte ich, dass es diesmal nicht der richtige Weg war, mit der Wahrheit herauszurücken.
"Ich werde später meinen Chef anrufen. Wir bleiben in Kontakt Grace."
"Oder auch nicht."
Meine Emotionen spielten völlig verrückt. Ich musste unbedingt aus diesem Gebäude verschwinden. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
Ohne auch nur einen weiteren Blick an Grace zu verschwenden, schnappte ich meine Tasche, und flüchtete nach draußen in den Korridor. Das Licht fing plötzlich an zu flimmern und ich beschleunigte meinen Schritt. Ein letztes Mal wagte ich einen Blick über die Schulter, was ich sofort darauf bereute. Grace folgte mir in einem gemütlichen Spaziergang, doch ihre Augen waren starr auf mich gerichtet. Als hätte sie nur ein Ziel. MICH. Sie wusste scheinbar genau, dass meine Chancen ihr gegenüber, schlecht aussahen. Erschrocken sah ich in die pechschwarzen Augen. Sie griff sich mit einer Hand an die Schläfe und fing an, etwas in einer alten Sprache zu murmeln. Das war zu viel für mein Nerven. Mir war es egal, was Grace nun über mich dachte. Sie war nicht die, für die ich sie gehalten hatte. Ich fing an zu rennen. Wie eine Irre stürmte ich die Treppenstufen hinab ins Freie. Einige Arbeitskollegen, die nun ihren Dienst im Zoo aufnahmen, sahen mich völlig verwirrt an. Ich wusste, dass mir nicht viel Zeit blieb, um mich vor diesem Ding zu verstecken.
Der tosende Straßenverkehr hielt mich davon ab, die Straße risikofrei zu überqueren.
Gestresst schielte ich auf meine Armbanduhr. Halb Neun.
Vielleicht hat Milo die Bar bereits geöffnet.
Mein verzweifelter Blick richtete sich zum Pub "The Brush" auf die gegenüberliegende Seite.
Tja, den kommenden Part im "The Brush" kennt ihr ja bereits. Kommentare und Anregungen sind wie immer herzlich willkommen ; )
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