Kapitel 17
- Zu viele Neuigkeiten -
Sam nahm Jeremys Anwesenheit besser auf als Dean, doch mittlerweile war das meine geringste Sorge. Die Sache mit Gabriel und Sams Verschwiegenheit mir gegenüber, das war das, was mir auf dem Herzen lag und mich nachts nicht schlafen ließ.
»Also, ich hab' das alles noch einmal durchgesehen«, hörte ich Sam sagen, »und dann wieder und erneut ...«
Ich betrat den Hauptraum.
»Das Mal ist ein Fluch«, meinte Dean, der in Trainingsanzug und einer Thermoskanne in der Hand vor dem Tisch stand.
»Ja, kann man so sagen ...«
»Nein, Sam, es ist ... tatsächlich ein Fluch.«
»Woher weißt du das?«, verlangte ich zu wissen.
»Crowley hat's mir erzählt. Besser gesagt, Rowena hat's ihm erzählt, nach ihrem misslungenen Versuch, ihn zu töten.«
Fassungslos sah ich ihn an. »Ich glaub's nicht. Und du bist nicht auf die Idee gekommen, es uns zu erzählen?«
»Du warst beschäftigt mit deinem Bruder. Außerdem, na ja ... Keine Ahnung.« Er ließ sich neben Sam nieder. »Das Mal hat mich beschützt. Rowena hat eigentlich nichts gegen mich. Sie war nur sauer auf Crowley, weil sie denkt, dass er weich geworden ist.«
»Da hat sie nicht unrecht«, meinte Sam.
»Ja, na ja ... Nachdem er und seine liebste Mutter gestritten hatten -«
»Warte. Liebste Mutter?«, wiederholte ich.
»Rowena ist Crowleys Mutter«, stellte Dean klar und Sam und mir klappte die Kinnlade hinunter.
»Das soll doch wohl ein Scherz sein«, sagte ich.
»Erklär ich euch später. Jedenfalls hat er mir dann erzählt, was sie ihm gesagt hat. Das Mal ist tatsächlich ein Fluch.« Dean atmete tief durch. »Tut mir leid, das hätte ich euch wohl sagen sollen.«
Sam nickte. »Ja ...«
Sein Handy klingelte, doch bevor er reagieren konnte, ergriff Dean es und ging ran.
»Wirtschaftskanzlei Winchester, was kann ich für Sie tun?«, wollte Dean wissen. Jemand antwortete und sein Gesicht wurde blass. »Charlie?«
Hastig stellte er sie laut.
»Okay, okay. Jetzt atme tief durch. Wir können dich hören. Erzähl, was passiert ist. Wieso blutest du?«
»Ich ... ich wurde angeschossen ...«
Entsetzt sahen wir uns an.
»Wusstet ihr, dass man mit Zahnseide Wunden nähen kann? Ich war nur zweimal ohnmächtig, und ganz sicher wird meine Wunde jetzt besonders schnell heilen.«
»Charlie, besser wär's, du würdest ins Krankenhaus fahren«, meinte Sam.
»Nein, nein, es geht mir gut. Ich muss es nur zu einem sicheren Ort schaffen. Diese Typen sind immer noch hinter mir her.«
»Welche Typen?«, verlangte ich zu wissen.
Charlie seufzte. »Ein paar bescheuerte Vollidioten. Sie verfolgen mich, seitdem ich das Buch der Verdammten gefunden habe.«
»Du hast es gefunden?«, fragte Sam sofort nach. »Wo?«
»Nachdem ich einige Male dicht dran war und nach einigen Museumseinbrüchen, hab' ich ihn historischen Dokumenten Hinweise auf ein Kloster in Spanien gefunden. Es war vor ein paar Jahren angebrannt und stand leer, aber ich hatte da so ein Bauchgefühl. Und was soll ich sagen? Ich hatte recht.«
»Okay, Charlie, was steht da über das Mal drin?«, verlangte Dean zu wissen.
»Ich hab' nicht die geringste Ahnung. Die Sprache, in der es verfasst ist, so was hab' ich noch nie gesehen. Ich, äh, hab' ein paar Recherchenotizen in der Krypta des Klosters gefunden, von dem Mönch, der es da versteckt hat. Das Buch der Verdammten ist ein Zauberbuch, mit dem man jede Art von Verdammnis entweder kreiieren oder rückgängig machen kann. Wenn wir das übersetzen können, kannst du das Kainsmal vielleicht loswerden.«
Dean atmete erleichtert auf. »Charlie, du bist ein Genie.«
»Ein genialer Flüchtling«, verbesserte die Frau. »Ich ... Diese Kerle, die hinter mir her sind, haben's echt drauf. Einer von denen redet immer über seine Familie.«
»Kennst du den Namen?«, fragte der ältere Winchester.
»Keine Ahnung ... Aber na ja, einer von denen hatte ein Tattoo. Ist vielleicht sein Familienwappen. Sah irgendwie okult aus. Sobald ich das Buch hatte, waren sie hinter mir her. Ich weiß nicht, wie lange ich noch so weitermachen kann. Sie scheinen das Buch irgendwie verfolgen zu können.«
»Alles klar, Charlie«, sagte Sam, »dann müssen wir dich verschwinden lassen. Wo genau bist du?«
»Äh, etwas südlich von Des Moines.«
»Ähm, okay, weißt du was?«, fragte Dean. »Unser Freund Bobby hat im ganzen Land Hütten für Jäger gebaut, damit sie sich ausruhen können. Dort findest du etwas Ausrüstung und Bücher, damit dir nicht langweilig wird.«
»Okay. Und bringt Snacks mit«, sagte Charlie, »und jeden Männer der Schriften Dekodierer, den ihr finden könnt. Dieses Buch ist alt und angsteinflößend. So was hab' ich noch nie gesehen.«
Mit diesen Worten legte sie auf.
»Okay, ich pack dann mal meine Sachen«, sagte ich und wandte mich zum Gehen.
»Nein, du bliebst hier«, hielt Dean mich zurück, und verwirrt sah ich ihn an.
»Warum?«
»Weil wir deinen Bruder nicht allein hierlassen.«
»Dann kommt er eben mit«, entgegnete ich mit gerunzelter Stirn.
»Nein.« Deans ernster und fester Blick schien mich zu durchbohren.
»Wieso nicht?«, verlangte ich zu wissen und verschränkte meine Arme vor der Brust.
»Weil das unsere Sache ist, unsere Aufgabe. Wir ziehen ihn nicht mit rein.«
Bevor ich etwas erwidern konnte, kam Sam mir zuvor.
»Was hältst du davon, wenn du und Jeremy nach dem Wappen suchen, was der Typ, der Charlie verfolgt, als Tattoo trägt«, schlug er vor. »Und vielleicht suchst du nach jemanden, der das Buch vielleicht übersetzen kann.«
Genervt warf ich die Arme in die Luft. »Klar. Es ist ja auch super einfach, nach einem Wappen zu suchen, was man noch nie zuvor gesehen hat, und einen Übersetzer aufzuspüren, wenn du nicht mal weißt, in welcher Sprache das Buch verfasst ist.«
Dean erhob sich und setzte seine sarkastische Miene auf. »Wir werden dir Fotos schicken, wenn wir bei Charlie sind.«
Mit diesen Worten ging er davon.
Ich saß vor dem Laptop und ging verschiedene okulte Familienwappen durch. Irgendwann betrat Jeremy den Raum, eine Tasse in der Hand haltend.
»Morgen!«, begrüßte er mich freudestrahlend und ließ sich mir gegenüber nieder.
Mit finsterer Miene hob ich den Kopf. »Es ist ein Uhr nachmittags«, erinnerte ich.
Jeremy zuckte nur belustigt mit den Achseln und trank einen Schluck von seinem Kaffee. »Was machst du da?« Er deutete mit der Tasse auf den Laptop, den ich sauer zuschlug.
»Okay. Zuallererst sollten wir über dein Verhalten reden. Du bist jetzt schon einige Tage hier, und jedes Mal schläfst du bis in die Puppen. Das hier sollte kein Urlaub sein. Du bist hier, weil du Aufgaben zu erleidigen hast.«
»Also bin ich jetzt dein Sklave, oder was?«, gab Jeremy prompt zurück.
Fassungslos sah ich ihn an. »Nein, du bist ein Jäger. Deswegen bist du hier. Deine Aufgabe ist es, die Menschen da draußen zu beschützen. Aber du hast nicht einmal den Finger krumm gemacht, seit du hier bist. Dich scheint alles einen Dreck zu interessieren.«
Der Mann stellte langsam die Tasse ab und straffte seine Haltung. »Ja, seit ich hier bin, hab' ich nichts gemacht. Warum wohl? Du schließt mich doch von allem aus. Du und diese Winchesters.« Ein verachtender Ton schwang in seiner Stimme mit, der mir sofort auffiel.
»Ey, pass auf, wie du über Sam und Dean redest.«
»Ich kann sie nicht leiden«, gab Jeremy zu. »Und Dean kann mich nicht leiden. Sam versucht seine Meinung mir gegenüber noch zurückzuhalten, aber, na ja, ich durchschaue die beiden.«
Wie im Paralleluniversum, schoss es mir nur durch den Kopf.
»Okay«, sagte ich schließlich. »Es gibt einige Dinge, die solltest du nicht wissen - zu deiner eigenen Sicherheit. Aber um ein wenig zu erklären, was los ist ... Dean steht unter eine Art Fluch, und wir versuchen den rückgängig zu machen. Eine Freundin von uns, Charlie, wird von einigen Typen verfolgt, und ich soll herausfinden, wer die sind.«
Ich öffnete wieder den Laptop und Jeremy setzte mich neben mich.
Da klingelte mein Handy. Ein Foto von Dean. Er hatte mir ein Bild von dem Wappen der Familie geschickt.
»Na, dann lass uns herausfinden, wer diese Mistkerle sind«, murmelte ich an mich gewandt und gab eine Beschreibung im Internet ein.
Stunden vergingen. Jeremy und ich suchten mittlerweile in den Büchern der Männer der Schriften nach, und irgendwann wurden wir endlich fündig.
Ich rief Dean sofort an, der Ordner der Familie auf meinem Schoß liegend.
»Hey, Dean, wir haben was gefunden«, erklärte ich, als er abnahm. »Die Leute, die Charlie verfolgen, sind von der Styne-Familie, eine uralte Familie, verteilt über mehrere Generationen. Laut den Akten der Männer der Schriften existieren sie seit dem frühen 19. Jahrhundert. Sie praktizieren Magie, um Krankheiten zu heilen, um die Märkte zu verunsichern, und sie haben sogar mit den Nazis zusammengearbeitet. All die Zauber standen in einem Buch voll von unausprechlichem Bösen, dass sie vor fast hundert Jahren verloren haben.«
»Okay, danke«, sagte Dean, und er wirkte auf einmal niedergeschlagen.
»Und was ist an denen jetzt so schlimm?«, hörte ich Sam fragen. »Wir hatten es schon mit Schlimmerem zu tun.«
»Sam, die Leute praktizieren dunkle Magie. Das endet nie gut«, meinte Dean. »Das Buch ist böse. Ich spüre es, seit ich es zum ersten Mal gesehen hab'. Das Mal ruft danach, und es will es nicht zum Guten. So schön sich das auch anhört, wir sollten das Buch vernichten. Verbrennt es, schmeißt es weg. Wir müssen einen anderen Weg finden, das Mal loszuwerden.«
»Also gibst du auf?«, bemerkte Charlie.
»Nein, ich geb' nicht auf.«
»Für mich klingt das aber so«, bemerkte ich.
»Ich wünsch' mir nicht den Tod. Und wenn es auch so wäre, ich kann nicht sterben. Nicht, mit diesem Ding auf dem Arm. Ich werde dagegen ankämpfen, bis -«
»Bis was?«, hakte Sam nach. »Sag es mir. Bis was? So lange, bis ich wieder sehe, wie du dich in einen Dämon verwandelst? Bis dahin? Das kann ich nicht, und das werd' ich auch nicht.«
»Tja, dann musst du mich wohl einsperren. Sperr mich in den Bunker, wie beim letzten Mal ...«
»Das ist doch auch keine Lösung«, sagte Charlie.
»Lass uns erst mal das Buch übersetzen«, warf Sam ein. »Und finden wir darin eine Heilung, nutzen wir sie, um die Konsequenzen kümmern wir uns später. Ich will dich nicht verlieren. Wir wollen dich nicht verlieren.«
»Wirklich?«, hakte Dean nach.
»Wirklich.«
»Hast du deine Meinung geändert? Beim letzten Mal klang das etwas anders.«
»Ach, komm schon, Mann, so war das nicht gemeint -«
»Nein, das ist mein Schicksal, dem ich mich stellen muss. Meins! Und dieses Buch ist nicht die Lösung. Wir müssen es zerstören, bevor es in die falschen Hände fällt, und damit mein' ich auch mich!«
Ich wollte etwas erwidern, doch da brach Dean den Anruf ab. Vollkommen verzweifelt schmiss ich das Handy und die Akte auf den Tisch und vergrub meinen Kopf in meinen Händen. Jeremy fragte, ob alles in Ordnung wäre, ich ignorierte ihn.
Dean Winchester machte einem das Leben schwer.
Als Dean, Sam und Charlie zum Bunker kamen, war Dean glücklich. Nicht nur, weil Cas seine Gnade zurückhatte, sondern auch, weil das Buch der Verdammten zerstört war. Wir verbrachten einen tollen Abend, alle zusammen, mit Cas und Jeremy. Doch während ich in die Runde sah, fiel mir Sams Blick besonders ins Auge. Irgendetwas lastete auf ihm. Vielleicht war es dasselbe wie bei mir - ich war zutiefst zerstört und verzweifelt, weil eine weitere Heilung für das Mal verbrannt war. Vielleicht war es aber auch etwas, was er uns allen verschwieg.
1848 Wörter
Letztes Kapi für heute, da die Kommentare schon wieder nicht funktionieren ...
Was könnte Sam verschweigen?
Und wie fandet ihr Jeremys und Cats kurze Diskussion?
Danke für die ganzen Kommentare und die Votes ❤ und es sind jetzt schon über 1k Reads :3 Danke *-*
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