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♔ Siebzehn Gewitternächte

Mit zittrigen Fingern öffnete ich die Tür, die mich auf den Turm bringen sollte.
Collins Brief hatte ich dabei. Ich hatte mich nur noch nicht entschieden, ob ich ihn Nathaniel wirklich zeigen wollte oder nicht. Mein Herz kämpfte mit meinem Kopf, und es schien in einem Krieg zu enden den keiner gewinnen konnte.
Die Tür knarzte leicht, als ich sie aufdrückte. Vor mir lagen die gleichen Treppen wie vor zwei Wochen, doch es kam mir vor als sei seit dem eine halbe Ewigkeit vergangen.

Leise stieg ich die Treppen nach oben. Mein Atem ging flach, ich war nervös. Bei meinem Glück hatte Nat mich innerhalb von Sekunden durchschaut. Er würde rausfinden das etwas nicht stimmte, wenn ich es ihm nicht von selbst sagen würde.
Ich war schneller oben angekommen als es mir lieb war, und wie auch schon das Letzte Mal stand er mit dem Rücken zu mir gedreht am Geländer. Dieses Mal funkelte die Nacht jedoch nicht. Wolken waren aufgezogen und brauten ein Gewitter zusammen.

Der Wind pfiff mir um die Nase, doch ich fror nicht. Mein Blut kochte und wärmte mich von Innen.
"Du bist gekommen.", sagte Nathaniel leise, drehte sich aber nicht zu mir um. Er trug noch immer das gleiche weiße Hemd wie beim Essen, nur jetzt hatte er eine dunkelrote Weste darüber gezogen.
"Wieso sollte ich nicht?" Ich trat einen Schritt nach vorne, tastete nach dem Brief in meinem Ärmel.
"Aber nicht aus dem Grund, aus dem du denkst." Jetzt wandte er sich mir zu. Ich wünschte seine Augen sehen zu können, doch es war zu dunkel.

"Was meinst du?" Die Skepsis in seiner Stimme war nicht zu überhören. Ich wollte den Brief herausziehen, bis mir einfiel das er ihn hier oben sowieso nicht lesen konnte.
"Collin hat mich zu einer Verabredung eingeladen."
"Ich weiß." Meine Hände begannen immer mehr zu zittern. Wenn er davon wusste, wieso hat er es dann nicht verhindert?
"Er hat mir einen Brief geschrieben. In diesem Brief steht -."
Meine Stimme verlief sich im Wind, sackte ab. Dabei gab es kein zurück mehr, ich hatte angefangen, jetzt musste ich es auch zu Ende bringen.

"Was stand in dem Brief?", hakte Nathaniel nach und kam einen Schritt auf mich zu.
"Das du gefährlich bist. Und ich die Sachen, die du mir erzählst nicht glauben soll."
Für einen Moment schwiegen wir beide. Dann näherte ich mich ihm wieder einen Schritt.
Langsam, bedächtig. Ich konnte die Situation überhaupt nicht einschätzen.
"Deswegen lasse ich Bücher für mich sprechen.", sagte Nathaniel dann.
Ich brauchte einen Moment um zu verstehen, was er mir damit sagen wollte.

Aber es lag auf der Hand. Er konnte mir nicht die Wahrheit sagen, deswegen verschwieg er mir Sachen, log mich manchmal vielleicht sogar an.
Dabei wollte er es aber nicht belassen, also ließ er Bücher für sich sprechen. Bücher, die mir an seiner Stelle die Wahrheit sagen konnten.
Ich wusste nicht, wieso er es nicht konnte, oder was auf ihn zukommen würde, wenn er es doch tat. Wenn er mir die Sachen sagen würde, die verschwiegen bleiben sollten. Aber ich war froh, dass er einen Weg gefunden hatte, ehrlich zu sein.
Auch wenn es mir lieber wäre, es aus seinem Mund zu erfahren und nicht hinterfragen zu müssen, was von dem die Wahrheit ist und was nicht, wenn er mir etwas erzählt.

"Und wieso solltest du gefährlich sein? Für mich, oder irgendwen anders?"
Er machte noch einen Schritt auf mich zu, stand jetzt direkt vor mir.
Seine Hand strich sanft über meine Wange. Ich wünschte, ich könnte seine Augen besser erkennen. Sie spiegeln alles von ihm wieder, man kann seine Gefühle in den Farben lesen.
Und ich wüsste zu gerne, was er jetzt gerade fühlt. Er wollte seine Hand wieder wegziehen, doch ich bedeckte seine mit meiner. Ich wollte seine Haut auf meiner Haut spüren.
Seine kalte Hand war das perfekte Gegenstück zu meinem heißen Blut.

"Ich kann es dir nicht sagen, bitte zwing mich nicht dazu."
Seine Stimme war kaum hörbar, doch ich verstand jedes Wort. Ich drückte seine Hand fester gegen meine Wange. Nah war mir nicht nah genug. Das Flehen in seiner brüchigen Stimme ließ mich beinahe einknicken. Am liebsten hätte ich ihn an mich gezogen und alles geglaubt was er mir erzählte. Naiv, blind. Doch so war ich nicht, und so bin ich nie gewesen.
Doch ich entschied mich einen anderen Weg einzuschlagen.

"Sag mir alles Schreckliche, was du je getan hast, und lass mich dich trotzdem lieben."
Ich dachte gar nicht lange darüber nach. Ich liebte ihn nicht, noch nicht.
Aber ich würde es, da war ich mir sicher. Liebe wuchs über die Gefühle hinaus, die gerade für mich greifbar waren. Ich verstand sie selten, doch wollte sie unbedingt einmal fühlen.

"Edgar Allan Poe.", flüsterte er leise, legte die andere Hand auf meine freie Wange.
"Ich war schon immer eine gebildete Frau."
Ein Lächeln huschte über seine Lippen, bevor er wieder ernst wurde.
"Dies über alles: Sei dir selber treu. Und daraus folgt, so wie die Nacht dem Tage: Du kannst nicht falsch sein gegen irgendwen." Das nächste Zitat. Er hatte sie schon geliebt als wir noch Kinder waren und gerade erst das Lesen lernten. Shakespeare hatte ihn in seinen Bann gezogen wie sonst kein Schriftsteller.

"Shakespeare. Was soll das werden, Prinzessin?"
Jetzt blieb sein Lächeln etwas länger.
"Überzeugungsarbeit." Als sein Daumen über meine Lippen strich, schloss ich für einen Moment die Augen, genoss das Gefühl welches er in mir auslöste. Sollte ich vorsichtiger sein? Mit Sicherheit. Ging all meine Überzeugung gerade verloren? Auf jeden Fall.
Mein Kopf suchte nach weiteren Zitaten. Doch bevor mir ein weiteres einfiel, antwortete Nathaniel.

"Wohl dem, der gelernt hat, zu ertragen, was er nicht ändern kann." Seine Stimme war rau, aber schwach. Nicht so stark wie sonst. Er war unsicher, hatte Angst. Ich spürte das leichte Zittern seiner Finger unter meiner Hand.
"Schiller.", hauchte ich. Dichter und Schriftsteller begeisterten mich. Ich war froh, dass mir das Glück zuteil wurde, lesen und schreiben zu können. Denn ich wollte mir nicht ausmalen wie es war, in einer Welt zu leben in der man all diese bedeutsamen Worte nicht verstand.
Ich stellte sie mir trostlos vor.
Traurig. Aber dir kann nichts fehlen, was du nie gekannt hast.

"Alle Betrüger der Welt sind nichts im Vergleich mit Selbstbetrügern."
Wir unterhielten uns mit Zitaten. Und selbst wenn ich nicht schon ein Stück gefallen wäre, befände ich mit spätestens jetzt im freien Fall. Ich wollte seine Geheimnisse wissen, aber nicht um sie der Welt preiszugeben. Sondern um sie auseinanderzufalten, ihm zu zeigen, dass alles gut werden würde und um ihn Stück für Stück wieder zusammenzusetzen.

"Dickens? So hätte ich dich nicht eingeschätzt."
"Ich brauchte ein wenig Abwechslung, mir wurde langweilig."
"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr." Der Himmel wurde für einen Moment von einem Blitz erleuchtet. Für einen Moment erhaschte ich einen Blick auf Nathaniels Gesicht. Er sah aus, als würde er Schmerzen leiden. Als wollten die Worte die er aussprechen möchte nicht über seine Lippen kommen wollen.

"Demosthenes, oder? Ein Grieche?", fragte ich, obwohl ich die Antwort kannte.
"Wie kann jemand so schlau sein wie du?"
Donner krachte über die Felder, die hinter dem Schloss lagen, die Luft roch nach Regen.
Gewitter waren mir schon immer lieb gewesen. Sie sind laut, ungezähmt, beänstigend. Sie sind all das, was ich nie sein konnte. Ich sehe mich selbst in ihnen, eine Eadlyn, die es so nicht gibt, aber geben sollte. Viele Menschen fürchteten sich vor den Gewitterstürmen, doch ich hieß sie immer herzlich Willkommen.

"Sprich mit Collin. Ich schaffe es nicht. Ich kann nicht - ich kann es nicht laut aussprechen. Er wird es können. Es wird ihm ein leichtes sein. Aber denk an Edgar Allen Poe, wenn du erfährst was ich mich nicht traue zu sagen. Und versprich mir, dass du nicht gehen wirst."
Ich wusste, dass ich dieses Versprechen nicht geben sollte, weil ich nicht wusste was auf mich warten würde. Doch alles in mir schrie danach. Es war eine schlechte Idee, eine ganz dumme.
"Versprochen.", flüsterte ich.

Dann kolldierten unsere Lippen wie das Gewitter, welches um uns herum tobte.

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