♕ Prolog ♕
Blut tropfte von seinen Händen, als er die Krone endlich zwischen ihnen hielt.
Es war nicht sein Blut, also konnte es ihm egal sein.
Ein breites Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab.
Beinahe schon barbarisch, skrupellos.
Vor ihm lag der leblose Körper. Die Kehle durchgeschnitten.
Das Blut breitete sich zu allen Seiten aus, bildete eine Pfütze unter seinem Schuh.
Doch die Krone funkelte. Sie glänzte, als wäre seiner der erste Kopf, der sie tragen durfte. Als hätte noch nie jemand anders diese Krone überhaupt angefasst.
Smaragdgrüne Steine zierten die Fassungen. In Silber gegossen sah sie aus wie das größte Symbol eines Herrschers.
Langsam ließ er sie auf seinen Kopf sinken. Spürte die Kälte, die von ihr ausging.
Und er genoss es. Er genoss das Kühle, die Schwere. Er genoss die Krone auf seinem unrechtmäßigen Kopf. Sog jede Sekunde in sich auf. In diesem dunklen Raum.
Bald würde die Zeremonie stattfinden. Pompös und riesig.
Er würde eine Rede für das Volk halten. Sich selbst als neuen, rechtmäßigen König und Herrscher bekanntgeben. Er sah es schon vor sich, so greifbar nah war die Tatsache bald auf dem königlichen Balkon zu stehen.
Von nun an gab es nichts mehr, dass ihn aufhalten könnte.
Ein Ruck durchfuhr ihn. Genauso langsam hob er die Krone wieder von seinem Kopf. Polierte sie mit dem Tuch, welches er aus seinem Mantel zog. Fingerabdrückte konnte er sich nicht leisten.
Niemand durfte wissen, dass er die Krone schon getragen hatte. Niemand durfte wissen, wie lange er schon in diesem Raum stand. Niemand außer der einen Wache vor der Tür, der er ein Leben in Reichtum versprochen hatte. Die Wache würde schweigen, oder sterben.
Selbstsicher ließ er sich auf seine Knie fallen. Das Blut tauchte seine weiße Leinenhose automatisch in ein helles rot. Alles war perfekt. Konnte kaum besser sein.
Er positionierte die Krone genau so, dass niemandem etwas auffallen würde.
Beim Taumeln nach hinten war sie ihm vom Kopf gerutscht. In dem Moment, als jemand seine Kehle aufgeschnitten hatte und er den Halt verlor.
Ein lauter, dunkler Schrei durchflutete das dunkle Zimmer.
»Hilfe! So hilf mir doch jemand!«
Augenblicklich wurden die Türen aufgerissen. Der gut bezahlte Wachmann stürmte hinein und tauchte den eben noch so dunklen Raum in ein goldenes Licht.
»Der König wurde angegriffen!«, schrie der Wachmann. Ließ sich ebenso auf die Knie fallen und legte schützend seine Arme um den amtierenden König.
»Wir müssen Sie in Sicherheit bringen, der Angreifer könnte noch hier sein!«, befahl der Wachmann. Eine Minute verstrich, laute Schritte hallten jetzt ebenfalls durch den Raum.
Ein letzter Schrei, ein letztes Wimmern.
Ein überzeugendes Schauspiel für einen tragischen Mord an seinem geliebten großen Bruder.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro