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♔ Einunddreißig gemalte Bilder

Nathaniel war verschwunden, in der Sekunde, in der die Worte über meine Lippen gekommen waren. Er hatte sich ohne etwas zu sagen, von mir abgewendet.
Ich spürte das feuchte Gras erst unter meinen Händen, als ich auf dem Rasen zu Boden ging.
Tränen über Tränen liefen über mein Gesicht, suchten sich den Weg über meine Wange, meine Lippe, bevor sie stumm auf die Grashalme fielen. Ich hatte das Bedürfnis, mir die Seele aus dem Leib zu schreien, um mich zu schlagen, um mein ganzes Leben bis auf die Grundmauern niederzubrennen. Doch das hatte ich bereits getan. Ich hatte alles zerstört, was mir lieb war. Hatte dem Mann, den ich heiraten wollte, das Herz gebrochen.

Und jetzt lag ich, erbärmlich wie ich nun einmal gerade war auf dem Rasen des Schlossgartens und weinte mir alles aus dem Leib, was sich noch darin befand.
Ich wusste nicht, wie lange es dauerte, bis mein zitternder Körper sich wieder unter Kontrolle bringen ließ. Wie lange es dauerte, bis die Tränen abebbten und nichts mehr übrig war, was ich ausweinen konnte. Der Mond war jedoch ein wenig gewandert, als ich vor mir schwere Schritte wahrnahm. Dann ließ sich jemand neben mich auf die Knie fallen. Warme Arme umschlungen meinen völlig kalten Körper, doch ich schaffte es nicht, meine Augen zu öffnen. Ich wollte hier liegen bleiben, solange bis das Schicksal sich dazu entschloss, dass mein Leben hiermit endgültig vorbei war.

„Hab dich, gioia mia", sagte Collins vertraute Stimme leise an mein Ohr, bevor ich den Boden nicht mehr unter mir spürte. Er drückte mich gegen seine Brust, ich konnte seinen Herzschlag hören. Ich öffnete die Augen, erhaschte einen Blick auf sein Gesicht. Seine Lippe war aufgeplatzt, das Blut daran noch frisch. Auch über seiner Augenbraue befand sich eine blutende Wunde. Der Mond fiel auf seine hellen Locken, die ihm zerzaust in die Stirn hingen.
Als er bemerkte, dass ich ihn ansah, bildete sich ein kleines, freches Lächeln auf seinen Lippen. Collins Lächeln.

Ohne zweimal darüber nachzudenken, streckte ich meine Hand nach seiner aufgeplatzten Lippe aus, wischte das Blut vorsichtig mit meiner Fingerspitze weg.
„Was ist passiert?", fragte ich, doch meine Stimme war gebrochen, kaum hörbar.
„Du hast mir Ärger eingebracht, gioia mia."
„Was bedeutet das? Du nennst mich viel zu oft so, und ich weiß nicht einmal, was du da sagst." Ich wollte nicht darüber nachdenken, was passiert war. Wollte nicht darüber nachdenken, dass Nathaniel bei Collin gewesen war. Ihn geschlagen hatte, meinetwegen.

„Es heißt mein Sonnenschein. Weil du das bist. Das Licht in meinem Leben."
Eine Wache öffnete uns die große Tür, und auch wenn ich wusste, dass sie schweigen würde, zog sich mein Herz etwas zusammen. Hatte Nathaniel Collin erzählt, was ich gesagt hatte? Ging er davon aus, dass ich Gefühle für ihn hatte? Und waren da welche?
Erneut schloss ich meine Augen, um meinen Gedankenfluss zu unterbrechen. Ich wollte nicht mehr nachdenken. Es war zu viel. Zu viel für eine Nacht, zu viel für eine Woche, zu viel für ein Leben.

„Ich bin unendlich müde, Collin.", flüsterte ich, während ich mich noch etwas enger an seine Brust schmiegte. Sein Herzschlag beruhigte mich, seine Atmung ließ mich daran denken, dass auch ich weiteratmen musste. Ich hatte gar keine andere Wahl.
„Ich bringe dich ins Bett, in Ordnung?", flüsterte er. Seine Schritte hallten von den Wänden wider. Niemand außer uns war zu dieser Zeit noch im Schloss unterwegs.

„Wo ist er?" Collin stieß eine Tür auf und warme Luft strömte mir entgegen.
„Ich weiß es nicht. Er ist gekommen, hat mich verprügelt, und ist wortlos wieder verschwunden. Aber ich bin mir sicher, dass es etwas mit dir zu tun hatte."
Langsam und vorsichtig ließ er mich aus seinen Armen auf mein weiches Bett gleiten, ich spürte Wärme und Geborgenheit.
Doch als Collin seine Arme von meinem Körper nahm, kam die Leere zurück.

„Kannst du bleiben?" Die Frage war ausgesprochen, bevor ich richtig darüber nachgedacht hatte. Für einen Moment herrschte Stille, bevor ich ein Gewicht neben mir spürte.
„Lass mich das hier nicht bereuen, Sonnenschein." Seine Stimme war rau und dunkel, als er seine Arme erneut um mich legte und mich an seine Brust zog.
„Ich kann dir nichts versprechen.", murmelte ich. Seine Hand strich sanft über meine Haare, gab mir ein Gefühl der Sicherheit, welches ich in meinem Leben noch nicht oft gespürt hatte.
„Alles wird gut.", hauchte er. Die nächsten Worte die er sagte, verstand ich schon nicht mehr. Ein traumloser Schlaf holte mich, und ich war dankbar für jede Minute, in der ich nicht nachdenken musste.

Als Madga mich am nächsten Morgen weckte, war das Gewicht neben mir weg. Von Collin fehlte jede Spur und es blieb nichts, außer sein Geruch von Pfefferminz und Lavendel in meiner Nase. Madga trug Tag für Tag ein Lächeln auf ihrem Gesicht, doch heute fehlte davon jede Spur. Sie sah besorgt aus, und ich brauchte nicht in den Spiegel zu sehen um herauszufinden, woran das lag.

„Sie sehen nicht gut aus, Miss."
„Du sollst mich Eadlyn nennen, Madga." Sie legte die frischen Anziehsachen an das Ende des Bettes, bevor sie sich daneben setzte. Ihre hellen Augen sahen mich einfach nur an.
„Ich werde dich für heute entschuldigen. Es tut mir leid, aber du siehst furchtbar aus. Wo bist du gewesen? Hast du geweint?" Ihre Hände verknotete sie in ihrem Schoß, ich sah ihr an, dass sie solche Fragen sonst nicht stellte. Aber sie sorgte sich um mich, und aus verschiedenen Gründen fühlte sich das wirklich gut an.

„Ich kann es dir nicht erzählen, tut mir leid.", sagte ich, und versuchte mich ein wenig aufzurichten. Ein schmerzhaftes Zucken durchfuhr meinen Körper, und ich ließ mich zurück in meine Kissen fallen. Mein Körper zahlte den Preis für meinen nächtlichen Ausflug in den Schlossgarten. Und wenn ich genauso furchtbar aussah, wie ich mich fühlte, war es wohl das Beste, mein Zimmer heute nicht zu verlassen. Auch wenn mir diese Tagesplanung nicht gefiel. Denn alleine in diesem großen Zimmer hatte ich viel zu viel Zeit, meine Gedanken schweifen zu lassen. Das würde alles nur noch viel schlimmer machen, als es sowieso schon war.

„Ich denke, es ist gut, wenn du mich für heute entschuldigst. Aber kannst du mir vielleicht noch einen Gefallen tun?"
„Natürlich. Sag mir nur, wie ich helfen kann."
„Kannst du mir etwas bringen, mit dem ich malen kann? Eine Leinwand, ein paar Farben und Pinsel?"
Ihre Augen leuchteten bei meiner Frage kurz auf.
„Du malst?", fragte sie aufgeregt und sprang auf. Ich nickte, doch selbst diese kleine Bewegung schmerzte.
„Für mein Leben gern, ja." Ihre Augen strahlten plötzlich eine angenehme Wärme aus.
„Ich auch! Du kannst meine Utensilien benutzen, ich werde dir alles bringen!", sagte sie erfreut. Malen um meinen Gefühlen helfen, sich zu sortieren. Es war schon immer ein Ventil für mich gewesen, wenn mir alles über den Kopf wuchs. Ich wollte den Garten malen, um etwas zu haben, woran ich mich erinnern konnte. Etwas, das davon zeugte, dass ich ein Teil meines Lebens und meines Herzens in diesem Schloss lassen würde, wenn ich ging.

Als Madga wieder verschwand, schaffte ich es, mich aus dem Bett zu quälen. Nichts tat schlimmer weh, als mein Herz. Ich hatte das Gefühl, es schaffte kaum noch, das Blut durch meinen Körper zu pumpen.
Ich liebe dich auch, Nathaniel.
Das hätte ich sagen sollen, während die hundert Kerzen um uns tanzten und er mir glücklich den Ring an den Finger steckte. Wieder schwallten Tränen in mir auf, die ich nur schwer unterdrücken konnte. Selbstmitleid war keine Option, denn das war der Weg, für den ich mich entschieden hatte. Vielleicht hätte ich seine Geliebte werden können, doch das hätte uns beiden überhaupt nichts gebracht. Ich hätte mich mein Leben lang vor mir selbst verstecken müssen, denn das wäre kein Leben, das mein jüngeres Ich sich für mich gewünscht hätte.

Als ich mich selbst im Spiegel erblickte, erschrak ich. Meine Augen waren gerötet, die Haut darunter stark angeschwollen. Wie lange war ich dort draußen in meinen Tränen versunken?
Meine Haare waren stumpf, ein wenig Dreck hatte sich in ihnen verklebt.
Seufzend strich ich mir mit den Händen über die fahle, blasse Haut. Dieses Schloss hatte mir meinen Glanz geraubt, mir meinen Funken genommen. Das Mädchen, welches mir aus dem Spiegel entgegen schaute, war kein Sonnenschein. An ihr schien nichts mehr Gold, nichts schimmerte. Ich verstand nicht, wieso Collin mich noch immer so nannte.

Meine Gedanken flogen zu dem Mann mit den strahlend grünen Augen. Ich wusste nicht, was ich ihm gegenüber fühlte. Ob da etwas war, was uns verband, uns die Möglichkeit gab, mehr zu sein, als nur leidende Seelen.
Konnten wir uns wirklich ein Leben aufbauen? Gemeinsam? Würden wir es schaffen irgendwann glücklich zu werden?
Ich hatte mir vorgenommen, mehr über Collin zu erfahren. Mehr über sein Leben im Schatten, über seine Verbindung zu Edward und allem, was er durchleiden musste um heute hier zu stehen. Ich wollte wissen, wovon er träumte, wovor er Angst hatte, was ihn antrieb oder runterzog. Er war interessant. Doch ließ mich das gleich etwas fühlen?

Einige Zeit später kam Madga wieder. Das Lächeln in ihrem Gesicht strahlte heller als sonst. Sie war wunderschön, und ich hoffte, sie wusste das. Ihre dunkle Haut war makellos, ihr schwarzes Haar hüpfte in Locken um ihr schmales Gesicht. Ihre sonst eher bedeckten Augen glänzten jetzt in einem goldenen braun. Aufregt stellte sie mir die Leinwand vor mein Fenster, breitete Pinsel, Farben und ein Glas mit Wasser auf dem Fensterbrett aus.

„Darf ich es später sehen? Ich kenne niemanden sonst, der gerne malt. Wenn du magst, kannst du auch ein paar meiner Werke sehen. Auf einige bin ich wirklich stolz.", grinste sie. Langsam nahm ich einen der dickeren Pinsel in die Hand, ließ ihn durch meine Finger gleiten. Wie sehr ich dieses Gefühl vermisst hatte, wurde mir erst jetzt bewusst. Schon immer war das Malen oder Zeichnen meine Zuflucht gewesen, es war nie möglich, dass zu viele Gefühle sich in mir aufstauten. Denn immer, wenn dort zu viel war, malte ich es heraus. Es blieb nie lang genug, um Schaden anrichten zu können. Ich hatte die Hoffnung, dass es auch dieses Mal so sein würde.

„Liebend gerne.", sagte ich, konnte meinen Blick aber nicht von den Farben vor mir abwenden.
„Ich schaue später wieder nach dir. Viel Spaß!", sagte Madga, lächelte mich ein letztes Mal an, bevor sie den Raum wieder verließ.
Ohne eine weitere Sekunde darüber nachzudenken, tunkte ich den Pinsel erst in das Wasser. Die kleinen, dünnen Haare saugten das Wasser auf. Ich entschied mich für das helle Blau, welches mich an Collins Augen erinnerte. Die Augen, an die ich jedes Mal denken musste, wenn ich den Himmel sah. Meine Hand tauchte den Pinsel in die grüne Farbe. Vermischte den Himmel mit dem Gras, vermischte Collins Augen mit meinen. Sie gaben eine wunderschöne Kombination ab. Man könnte denken, sie war gewöhnlich, denn man sah sie überall. Der Himmel, der auf die Wiese trifft, auf den Wald, auf die grünen Hügel. Doch sie war nicht gewöhnlich.

Mein Kopf gab die Kontrolle ab, ließ den Pinsel einfach über die Leinwand gleiten, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, was ich überhaupt malen wollte. Denn darum ging es. Mein Unterbewusstsein wusste am besten, was ich verarbeiten musste. Was auf dieser Leinwand verewigt und aus meinem Kopf verschwinden sollte.
Die Sonne stand hoch am Himmel, als die letzten Striche mein erstes Bild seit Wochen vollendeten. Als ich alles zusammensetzte, musste ich kurz laut auflachen. Es gab so viel, worüber ich nachdachte, so viel was mich beschäftigte.

Doch auf dieser Leinwand war ausgerechnet Collin gelandet. Mit mir zusammen, um genauer zu sein. Wir standen am Ufer des Sees, an dem wir bisher nur einmal trainiert hatten. Dieser Tag schien soweit weg zu sein, dabei lag er noch nicht lange zurück. Wir waren seitdem nicht wieder dort gewesen, vielleicht hat Collin nach allem keinen Nutzen mehr darin gesehen, mich körperlich zu trainieren. Ich war sowieso der Meinung, Geheimnisse und Wissen war meine viel bessere Waffe.

Ich ließ den Pinsel in das Wasser sinken, trat einige Schritte zurück.
Ein lautes Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Mein Blick glitt wieder zu meiner bemalten Leinwand, Röte schoss mir ins Gesicht. Ob Madga erkennen konnte, dass es sich hierbei um Collin und mich handelte? Mit zwei Schritten war ich bei der Leinwand, da schwang die Tür jedoch schon auf.
Erschrocken wirbelte ich herum, platzierte meinen Körper vor dem Bild. Doch zu meinem Entsetzen schaute ich nicht in die braunen Augen von Madga, sondern in die blauen von Collin.

Das macht es jetzt sogar noch etwas peinlicher.


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