Kapitel 2: Garage
Aus der Sicht von Sebastian Michaelis:
Ratlos stand ich am Fenster uns starrte betrübt auf die Straße hinab. Vor wenigen Minuten ist Darius mit Lady losgeflogen, um Eric zu suchen. Er meinte, das Wetter mache Lady nichts aus. Erics Auto stand noch in der Garage, was eigentlich dumm von ihm war. Er hätte es ja mitnehmen können und so wenigstens eine Unterkunft gehabt. Ich könnte losfahren und ihn suchen, aber ehrlich gesagt sind mir als Teufel diese menschlichen Fortbewegungsmittel einfach nur lästig. Ohne Auto würde ich schneller sein.
Ich beugte mich zu Cerberus, um ihn zu streicheln. "Du bleibst hier und passt auf die Wohnung auf, ich bin bald wieder da." Cerberus bellte. Ich öffnete das Fenster und sprang hinab auf die Straße. Der Regen hatte leider sämtliche Spuren verwischt, aber trotzdem gab ich mir Mühe, seine Fährte aufzunehmen.
Ich überlegte, wo Eric sich am besten vestecken könnte. Auf jeden Fall nicht im Hauptquartier, denn er wusste, dass ich ihn zuerst dort vermutet hätte. In der Hoffnung, er würde irgendwo draußen sein, irrte ich durch die Straßen und sah auch unter jede Brücke, an der ich vorbeikam, aber ich fand nichts. Dann kam mir eine Idee. Ich müsste wissen, wo John wohnt. Zuerst wollte ich den Undertaker fragen, aber das wäre nur Zeitverschwendung gewesen. Es musste jemand sein, der immer weiß, wo jeder wohnt... Ronald!! Ja, ich musste zu ihm. Er hat Lady mit der Nachricht zurückgeschickt, dass er später nochmal zu uns kommt, weil er nicht wusste, wo er wohnen sollte, bis William sich beruhigt hatte.
Dann sollte ich besser zurück zur Wohnung gehen und dort auf Ronald warten. Hach, das wird alles so anstrengend!
Aus der Sicht von Eric Slingby:
Ich schreckte hoch, als sich ein felliges Etwas an mich kuschelte. Ich bin wohl eingeschlafen! Eine schwarze Katze mit einem weißen Fleck auf der Stirn leistete mir Gesellschaft. Ist das nicht diese Katze, die Sebastian immer hinterherläuft? Hoffentlich ist er nicht in der Nähe.
Plötzlich hörte ich zwischen dem tosenden Regen eine Stimme zu mir durchdringen. "Eric? Hi!" Hastig drehte ich mich um. "Ronald?" rief ich überrascht. Da stand Ronald an die Brücke gelehnt. In seinen blonden Haaren glänzten Regentropfen, seine Uniform war durchgeweicht. Dann hatte er William wohl überlebt. Aber wo war Lady? "Was machst du hier?" Er duckte sich zu mir und streckte die Hand nach der Katze aus, die auf seinen Schoß hopste. "Ich treibe mich gerade so in der Gegend herum, damit William mich nicht findet. Ich will nicht zum Nordpol! Tja, und da ist mir Pünktchen über den Weg gelaufen und hat mich zu dir geführt." grinste er.
"Pünktchen?" Ich runzelte die Stirn. "Ja, wegen dem weißen Fleck nenne ich sie so. Sie ist süß, nicht wahr?" lachte er. Ich nickte. Nach wenigen Sekunden fragte er schließlich: "Und, warum bist du hier?" Ich suchte nach einer passenden Antwort. "Ich will auch nicht, dass William mich findet. Und ich suche Alan. Er ist verschwunden." "Was? Das ist ja furchtbar!" rief Ronald entsetzt. "Ähm, ja. Weißt du, wo John wohnt? Vielleicht ist Alan ja bei ihm... eine Übernachtungsparty... oder so." suchte ich nach einer Ausrede. Ich konnte ihm schlecht erzählen, dass John Alan entführt hatte.
Sofort begannen seine Augen zu leuchten. "Party? Er wohnt in der Shinistreet 5. Ich glaube, ich will mitkommen!" Oh nein. Das hätte ich nicht sagen dürfen. "Vielleicht wollen sie auch nur über Arbeit reden, was weiß ich!" meinte ich hastig. Ronald lachte auf. "Nein, so schnell wirst du mich jetzt nicht mehr los, sorry! Wir sollten warten, bis der Regen aufhört." Ich nickte zustimmend.
Ein paar Minuten saßen wir schweigend da. Dann räusperte Ronald sich. "Du, was ist eigentlich los? Ich habe vorhin Sebby gesehen, er hat ganz verzweifelt die Stadt durchsucht, und du versteckst dich hier...?" Ich wollte etwas antworten, da packte mich Ronald am Arm und zog mich schnell nach oben, dicht unter die Brücke. Ich sah nur den großen Schatten einer fliegenden Katze, die über uns hinwegflog. Als Lady außer Sichtweite war, atmete ich erleichtert auf. "Also? Warum versteckst du dich?" Sein Blick bohrte sich in meinen. Ich erwiderte ihn gelassen. "Sorry, das ist etwas Privates. Ich will dich nicht anlügen, deshalb sage ich besser nichts." Er seufzte. "Diese ganze Geheimnistuerei. Ich habe ohnehin schon lange das Gefühl, dass ihr alle etwas verbergt." Ich lächelte entschuldigend. "Tut mir leid. Aber es ist nicht so wichtig. Irgendwann wirst du es alleine herausfinden, da bin ich mir sicher."
Eine Weile lang saßen wir noch so da. Ich bemühte mich, nicht ein weiteres Mal einzuschlafen, während ich in Gedanken dabei war, einen Rettungsplan für Alan auszuarbeiten. Die kleine Sense, die ich seit jener Nacht besaß, spürte ich deutlich an meiner Seite. Ich hoffte nur, dass sie nicht tatsächlich zum Einsatz kommen musste.
Ronald spielte ganz gelassen mit Pünktchen, aber ich hielt die Warterei einfach nicht mehr aus. "Es bringt doch nichts, wenn wir hier sitzen bleiben. Können wir nicht woandershin gehen?" fragte ich schließlich nervös. "Hm, okay. Ich wohne hier gleich um die Ecke, wenn wir durch das Fenster in mein Zimmer steigen, bemerkt William uns nicht. Ist doch egal, ob wir hier warten oder drinnen, wo es warm ist." Ronald stand auf und setzte die Katze vor sich ab. "Echt, hier wohnst du?" Erstaunt sah ich mich um. Er musste lachen. "Ja, mann! Weißt du nicht einmal, in welcher Straße du gerade bist?! Du bist heute echt verwirrt!" Darüber hatte ich tatsächlich nicht nachgedacht. Jetzt kam mir die Gegend bekannt vor. "Und, willst du mit?" Ronald streckte eine Hand nach mir aus. "Ja. Aber wenn Will uns entdeckt, ist das deine Schuld." grinste ich und ließ mich von ihm hochziehen.
Er hielt seine Jacke wie einen Schirm und rannte mit Pünktchen auf dem Arm durch den Regen. Ich zog mir die Kapuze über den Kopf und beeilte mich, ihm nachzukommen. Wir kamen am großen Haus an, das vollständig beleuchtet war. William schien zu warten. "Vielleicht ist die Garage besser!" schrie mir Ronald über den prasselnden Regen hinweg zu. Er öffnete das Garagentor einen Spalt weit, sodass wir unbemerkt hineinschlüpfen konnten, und machte es gleich wieder zu. Er betätigte einen Lichtschalter, der mehrere Girlanden und Lampions erhellte. Drinnen war es ähnlich wie in einem flauschigen Wohnzimmer eingerichtet.
Als Ronald bemerkte, wie ich mich erstaunt umsah, erklärte er: "Ich habe ja nur ein Motorrad, aber die Garage ist so groß, dass noch mehr reingepasst hat. Also habe ich mich hier häuslich eingerichtet. So ähnlich wie mein zweites Zimmer." In der Ecke lehnte ein silbernes Motorrad. "Weiß William, dass du hier sowas hast?" wollte ich neugierig wissen. "Natürlich, ich schließe mich oft hier ein, wenn ich meine Ruhe haben will. Das weiß er, aber er kommt nie hier her. Er hält es für meinen Privatbereich." Ronald öffnete eine Minibar und warf mir eine Coladose zu, die ich mit einer Hand auffing. Ich ließ mich neben ihm auf ein Plüschsofa fallen. Es gab Heizungen, einen kleinen Fernseher, einen weichen Teppich, eine Minibar, Poster an den Wänden und an der Torinnenwand und überall lagen Zeitschriften und Pizzaschachteln herum. Die Garage wurde von Lampions und Lichterketten beleuchtet.
"Cool! Aber was machst du, wenn du mal aufs Klo musst?" fragte ich, während ich misstrauisch einen Plüschaffen mit gelber Rippbrille betrachtete, der mich von einem Sitzsack aus angrinste. "Normalerweise gehe ich dann in den Garten. Das mag William überhaupt nicht. Ich kann ihn einfach nicht verstehen, das ist guter Dünger für seine Bäumchen!" kicherte er und lehnte sich gelassen zurück. Meinte er das ernst? Scheint so. Igitt. "Draußen ist es momentan aber etwas ungemütlich. Wenn du mal pinkeln musst, da hinten liegen noch ein paar leere Flaschen rum." "Zum Glück muss ich nicht," murmelte ich.
Wir beschlossen, unsere Klamotten zum Trocknen über die Heizung zu legen. Als Ronald nach einer Decke kramte, stutzte er. "Oh, moment mal, was ist denn das... Ach herrje! Ich hatte die ganze Zeit einen Regenschirm in der Tasche, ich Dummerchen!" Lachend zog er einen Klappschirm hervor. Ich stöhnte auf. "Das hätte dir ruhig früher einfallen können!" Vorsichtig breitete ich meine Jacke aus. Nicht, dass sie noch in Pizzareste getunkt wurde, denn davon klebte schon der Boden...
"Aber mal ehrlich, dein Leben hier kommt mir sehr hippiemäßig vor." bemerkte ich, mit dem Blick auf das Blümchenregal, neben dem eine Gitarre stand. Ronald wrang seine Weste über einem Eimer aus, ein halber Teich quoll hervor. "Naja, was soll ich sagen. Das hier ist eben mein persönliches Wohnzimmer. Um ehrlich zu sein bist du der Erste, der außer mir jemals diese Garage betreten hat." "Ist das dein Ernst?!" "Absolut. Nicht einmal das heißeste Mädel hat es bis hierher geschafft. Also, ehhm. Nicht falsch verstehen, hehe."
Ich nickte. Unglaublich, das konnte ich mir kaum vorstellen. "Genieß es, du bist sozusagen in der VIP-Zone. Ich hab auch Donuts und jede Menge DVDs hier." Er zeigte mir seine Sammlung, die zum größten Teil aus Animes oder Horrorfilmen bestand. Nach kurzem Überlegen entschieden wir uns für Death Note. Ich war glücklich. Für diesen einen Moment hatte ich Alan mitsamt meinen Sorgen völlig vergessen. Und so erschrak ich heftig, als mitten im Film mein Handy zu vibrieren begann. Ich klappte es auf und las die Nachricht. Ronald schaute mir neugierig über die Schulter. "Alan?" riet er. "Nein. Darius. Er hat mir schon mehr als 70 Nachrichten geschickt." Schnell scrollte ich alles durch. Es war so etwas wie:
"Sebby meint, ich soll dich mal in Ruhe lassen, aber ich muss dir einfach schreiben. Gehts dir gut? Ich kann dich nirgends finden, komm bitte zurück, wenn nicht, dann antworte mir wenigstens!"
"Bitte komm zurück!!!!! ;-;"
"Eriiiic? Antworte doch wenigstens :0"
"Ich mache mir ernsthaft Sorgen um dich! Schick uns doch wenigstens Alans Nummer >.<"
Seufzend steckte ich mein Handy ein. "Ich soll dir Grüße ausrichten. Darius hat geschrieben, dass er gerade Lady füttert und Fernsehen schaut, nichts Besonderes." log ich. Ronald drückte auf die Wiedergabetaste. "Ach, das ist ja schön. Nur komisch, dass er weiß, dass du bei mir bist." Ich wurde rot. "Vielleicht hat er uns gesehen, wer weiß." Ronald warf mir kopfschüttelnd einen belustigten Blick zu, bevor er sich wieder dem Bildschirm zuwandte. Ich tippte noch schnell eine Nachricht an Alan, dass er mich über seine Lage auf dem Laufenden halten soll, dann lenkte ich mich wieder mit Death Note ab.
Ronald wird mich zu John führen können.
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Huhu, Leser! ^-^
Ein riesiges Sorry, dass es sehr lange gedauert hat. Eigentlich wollte ich schon am Wochenende schreiben, aber da sind meine Freunde mit Lasertag dazwischen gekommen, und gestern hatte ich keine Zeit und jetzt ist jetzt.... >.<
Hoffentlich habt ihr mein Buch noch nicht aufgegeben ;)
(Wer von euch hat auch schon mal Lasertag gespielt? :D)
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