Kapitel 27: Kuchenrutscherei
Aus der Sicht von Eric Slingby:
Alan hatte mir noch immer nicht erzählt, was auf dem Zettel stand, das ist komisch. Sonst sagt er mir immer alles. Aber wenn...
Meine Gedanken wurden durch ein Knacken hinter mir unterbrochen. Erschrocken riss ich die Augen auf und fuhr herum. Sebastian trat hinter dem Gebüsch auf den kleinen Gartenweg hervor. Erleichtert lehnte ich mich wieder zurück. Ich hatte schon befürchtet, dass es Claude oder John hätten sein können. "Störe ich?" Sebastian kam auf mich zu und ließ sich neben mich auf die Bank gleiten. Ich schüttelte den Kopf. "Hast du jemand bestimmtes erwartet?" "Nein," antwortete ich. "Naja, doch. Vielleicht Darius." fügte ich nach kurzem Überlegen hinzu. "Ich habe das Gefühl, dass er mir etwas sagen will, aber er kann nicht." Mein Butler nickte. "Weißt du, Eric, er hat dir viel zu sagen, aber bis jetzt noch keine passende Gelegenheit dafür gefunden." Nachdenklich betrachtete er die weißen Rosen am Strauch neben uns. Ronald und William haben einen schönen Garten. William kümmert sich um die Blumen und Bäume, und Ronald um den Rasen, dafür hatte er auch einen guten Mäher. Death Scythes sind sehr vielfältig.
Eine Weile lang sagte niemand von uns etwas, bis Sebastian das Schweigen brach. "Wenn ich da an die Blumen von meinem jungen Herrn denke, muss ich schon sagen, die sahen etwas gepflegter aus..." murmelte er vor sich hin. "Was?" fragte ich verwirrt. "Ach, nichts. Ich denke nur gerade an meinen früheren Herrn, Ciel Phantomhive. Aber mit dir ist es glücklicherweise nicht so anstrengend. In der heutigen Zeit ist ein Butler selten geworden. Man spricht die Leute nicht mehr ganz so förmlich an wie damals, und ich bin dir sehr dankbar, dass ich nicht immer diesen Anzug tragen muss. Seit damals ist alles viel lockerer geworden." Ich musste lachen. Sebastian dagegen seufzte deprimiert. "Ich fürchte, in weiterer Zukunft bin ich als Butler arbeitslos. Dann muss ich mir einen anderen Job suchen."
Es wäre lustig, wenn der Teufel später wirklich einmal als Shinigami arbeitet. Vielleicht bleibt ihm keine Wahl. Grinsend stand ich auf und sah zum Haus zurück, hinter dem schon fast die Sonne aufzugehen schien. "Wie lange musst du denn noch in diese Ausbildungsstunden?" Wollte ich beiläufig wissen. "Keine Ahnung, ich denke, ich bin bald fertig. Ich habe schließlich schon eine eigene Death Scythe und eine neue Brille." Stolz rückte Sebastian die Brille zurecht, die an ihm wirklich gut aussah. Vielleicht würde er es als Shinigami doch noch zu etwas bringen. Seine Totenkopfsense, die mich irgendwie an die von meiner Mutter erinnert, hatte Sebastian das erste man verwendet, um mich vor Claude zu retten. Keine schöne Erinnerung, aber die Grillparty danach war lustig.
Gemeinsam machten wir uns auf den Rückweg zum Haus, um Alan zu suchen. Darius wollte schon früher nach Hause gehen. Ich hielt nach John Ausschau, konnte ihn aber nirgends entdecken. Allerdings war ich sehr überrascht, zu sehen, wie ein sehr zerrupfter William sich auf die Bühne kämpfte, um die Musik leiser zu drehen und das Mikrofon an sich zu nehmen. "Meine Herrschaften, es ist Montagmorgen und Zeit, zur Arbeit zu gehen. Es war ein Fehler, die Nacht durchzufeiern, ich hoffe, ihr seid arbeitsfähig. Also, worauf wartet ihr? Zurück an die Arbeit! Oder wollt ihr etwa Überstunden in Kauf nehmen?!" Das ist typisch für William. Inzwischen ist Ronald hinter ihm aufgetaucht, der ihm das Mikrofon aus der Hand riss. "Die Obrigkeit wird es sicher verstehen, dass wir mal einen freien Tag brauchen. Jetzt lassen wir es krachen! Die Party hat noch nicht mal angefangen!" Das gesamte Publikum jubelte. "Mr. Knox, was..." begann William. Ronald schubste ihn grinsend von der Bühne, sodass William über die feiernde Menge getragen wurde. "DAS IST UNERHÖRT! Ich werde den Abteilungsleiter über Ihr Verhalten informieren, Mr. Knox! Ich..." er wurde durch die laute Musik übertönt.
Kurze Zeit später tauchte auch Grell wieder auf, der sich kreischend einen Weg durch die Menge bahnte, als er Sebastian erblickte. Grell sah schon ziemlich mitgenommen aus: seine verrutschte Frisur und sein verschmiertes Make-up waren mit Farbe und Konfetti vermixt, er hatte nur noch einen Schuh und sein Kleid hing in Fetzen herunter. Bei Grells schrecklichem Anblick verkroch sich Sebastian sofort unter einem der vielen Tische, aber da blinkte die Hundeleine auf, die Ronald an einem anderen Tisch festgebunden hatte.
Wütend zog der rothaarige Shinigami an der Leine, er wollte unbedingt zu Sebastian, der sich erleichtert wieder aufgerichtet hatte und sich unbewusst die Haare zurückstrich. Diese eine Bewegung löste etwas in Grell aus, er wurde so rasend, dass der Tisch, an dem die Leine festgebunden war, zu Beben begann. Sebastian sah für Grell wohl ungewollt gut aus, besonders, als er sich die Sahne von der Hand leckte, mit der er vorhin besprüht wurde. Dann begann er lächelnd, sich die Jacke auszuziehen, weil sie ebenfalls vollgeschmiert war.
Grell stieß einen markerschütternden Schrei aus, während er sich wie ein wildes Tier nach vorne stürzte. Der Tisch mit der Leine kippte um und wurde von Grell hinterher geschleift. Das Essen und Die Gläser fielen vom Tisch und wurden über die Tanzfläche geschmettert. Das rothaarige Monster rannte auf Sebastian zu, das Möbelstück flog hinterher. Oje. Sebastian floh, so schnell er konnte, in den Garten hinaus. "Wir treffen uns später!" schrie er mir noch zu, bevor er verschwand.
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Der Zwischenfall scheint die Party nicht beeinträchtigt zu haben. Das Essen, die Gläser, das gesamte Zeug vom Tisch ist schon längst zwischen den tanzenden Verrückten verschwunden, ab und zu flog etwas in der Luft.
Als ich zurück zur Bühne sah, konnte ich hinter Ronald endlich Alan entdecken. Er stand weiter hinten und schien Ronald zuzuschauen. "Alan!" schrie ich und winkte. Aber die Musik war zu laut, er konnte mich nicht hören. Ich wollte zu ihm hinrennen, rutschte aber auf halber Strecke auf einem am Boden liegenden Windbeutel aus. Mit rudernden Armen schlitterte ich geradeaus und konnte mich an einem Mann abfangen, der vor mir stand. "Sorry!" schrie ich. Als sich der Mann umdrehte, sah ich, dass es William war. "Eric! Warum bist du denn noch hier? Du musst zur Arbeit gehen! Alle hier müssen zur Arbeit gehen!" brüllte er über die Musik hinweg. Er wollte mich festhalten, aber als er einen Schritt nach vorne machte, rutschte er auf einer Serviette aus. Ich wollte ihn auffangen, aber weiter hinten lag eine angefressene Sushirolle auf dem Boden. Meine Güte, kam das etwa alles nur von Grells Tisch?!
Ich knallte nach hinten in ein Tortenbuffet, William landete direkt auf mir drauf, sodass mir die Luft aus den Lungen gepresst wurde. "Geh runter!" keuchte ich. Er versuchte aufzustehen, aber der Boden war so glibbrig von der Sahne und was weiß ich noch allem, dass wir beide nur unbeholfen herumschlittern konnten und versuchten, uns gegenseitig abzustützen. "Wenn das hier vorbei ist, bringe ich Grell um!" schwor William wutentbrannt. Ich zog mich an einem der Neonleuchtsessel hoch und streckte meine Hand nach William aus, der im Kuchen kniete. Als ich währenddessen wieder einen Blick zur Bühne warf, sah ich, wie Alan gerade gehen wollte. "Alan! Warte!" Ich winkte heftig, nur um anschließend wieder auf William zu landen, der es fast geschafft hatte, zu stehen.
Atemlos wälzte ich mich von ihm herunter. Der Shinigami fluchte, als er sich aufrichten wollte und dabei in einen Ketchupfleck langte. "Alan, warte doch auf mich!" schrie ich verzweifelt. Er konnte mich aber noch immer nicht hören, also kroch ich durch die Menge unter den Leuten in Richtung Alan. "Hey! Moment, du musst zur Arbeit!" William rutschte mir hinterher und konnte nicht anhalten. So kam es, dass wir beide einen weiteren Tisch umwarfen und eine Cocktaildusche abbekamen. Fluchend rappelte ich mich auf, um nicht in der Schüssel zu ertrinken. William hat sich an meinem Bein festgehalten, ich taumelte über die Muffins und knallte wieder auf den klebrigen Boden. Mit dem Gesicht voran in eine Salamipizza. "Alan...!" rief ich noch einmal verzweifelt. Da hörte ich Ronalds Stimme vom Mikrofon.
"Sehr geehrte Gäste! Hier kommt die Auswertung des Tanzwettbewerbs! Die meisten Stimmen wurden abgegeben für das reizende Tanzpärchen: William T. Spears und Eric Slingby! Herzlichen Glückwunsch!" Ein Scheinwerfer wurde auf uns gerichtet. wie wir da ganz nass und voller Kuchen auf dem Boden rumzappelten. Das wird immer peinlicher! Für ein paar Sekunden jubelten die Leute uns zu, dann wurde das Licht wieder abgewendet. William war so wütend wie noch nie. "Mr. Slingby, erinnern Sie mich bitte daran, dass ich Grell später eine Torte ins Gesicht klatsche!" fauchte er, rappelte sich auf und schritt mürrisch in Richtung Ausgang. Ich seufzte.
Eine Hand streckte sich nach mir aus, um mich hochzuziehen. "Ihr habt ja wunderbar getanzt, mein Herr!" grinste Sebastian. "Klappe!" knurrte ich. "Ich hätte dir ja gerne geholfen, aber es war nicht so einfach, Grell abzuhängen." erklärte mein Butler entschuldigend. Trotzdem konnte ich ein Lachen heraushören. Eine Salamischeibe hing an einem Käsefaden von meinem Gesicht. Ich musste furchtbar aussehen...
"Ach, und wie schafft man es, Grell loszuwerden?" fragte ich neugierig, als ich mir die Brille an meinen Klamotten abwischte. Das brachte nicht viel. Sebastian lachte auf. "Er hat sich mitsamt dem Tisch in den Gartenbäumchen verheddert. William wird nicht sehr erfreut über ihn sein." Jetzt musste auch ich grinsen. "Er ist jetzt schon nicht über Grell erfreut. Meinst du, wir sollten ihn vorwarnen?" Sebastian tat so, als müsste er nachdenken. "Hmmmm... nein. ich denke, er hat es verdient. Wo ist eigentlich Alan?" Wenn ich das wüsste! "Er ist wahrscheinlich rausgegangen. Komm, wir holen jetzt Alan und dann gehen wir endlich nach Hause." Es war unbeschreiblich, wie sehr ich mich jetzt nach einer Dusche sehnte. "Sehr wohl."
Wir winkten Ronald zum Abschied zu, dessen Sonnenbrille zusammen mit seinen blonden Haaren im Scheinwerferlicht flackerte, als er lächelnd zurückwinkte. Das war irgendwie ein anstrengender Tag.
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Hi, liebe Leserchen ^-^
Endlich mal ein neues Kapitel zwischen dem ganzen Stress, der mich leider wieder lange vom Schreiben abgehalten hat. Hoffentlich versteht ihr das!
Auch dieses Kapitel hat wieder weniger Handlung, aber ihr könnt beruhigt sein. Ronalds Party ist endlich vorbei, auch wenn es Spaß gemacht hat, die Party zu beschreiben :D
Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen!
Grüßchen, eveyama ^-^
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