XXXV. Black Swan
»What doesn't kill me better run. And run fast.«
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Die Vibraniumtür wurde buchstäblich aus ihren Angeln gesprengt und prallte mit einem lauten Knall gegen die gegenüberliegende Wand. In der Mitte so verformt, als hätte ein einziger Tritt dies angerichtet. Natasha und Sam, ein paar Meter entfernt von der Gletscherzelle, waren gerade noch rechtzeitig etwas in Deckung gegangen.
»Heilige Scheiße«, murmelte Wilson. »Was macht dieses Zeug aus deiner Freundin? Einen Ninja-T-Rex?!«
Natasha warf ihm einen Blick zu. »Blutdurstiger Berserker trifft es eher.«
Beide, Romanoff und Wilson, sahen unisono in die Richtung, aus der die Stimme kam. Mit einem dunklen Lächeln auf den Lippen und einer blutigen Hand auf ihrem Bauch stand sie da. Alisya Bogrovicz nickte Tasha dankbar zu. »Was hat so lang gedauert, Natalia?«
Die Rothaarige zuckte ihre Schultern. »Ich wusste nicht ganz wie ich das dem russischen Zoll erklären sollte.«
Sie sah zu Alisyas blutiger Hand, die auf die tiefe Wunde gedrückt war -waren das dort etwa Reste des Serums und Glassplitter?- und absolut tödlich wirkte, genau wie die Ukrainerin selbst.
Bogrovicz ließ ihre Hand unbekümmert sinken und lief an den Beiden Avengers vorbei, als wäre nichts geschehen; Sam könnte schwören dass er aus dem Augenwinkel gesehen hatte, wie Alisyas Wunde sich eben von allein geschlossen hatte. Es war kein Kratzer mehr davon zu sehen.
»Und was jetzt?«
Alisya drehte sich zu den Beiden um. »Jetzt töten wir Sevastien Medvedev, den mächtigsten Mann dieses Kontinents.«
Sams Augenbrauen verschwanden beinahe in seinem Haaransatz. »Ja klar, ich hab ja auch nichts Anderes an meinem Samstagabend vor.«
Er tat es Natasha nach, die jetzt neben Alisya den Gang hinunter lief. Vier Soldaten kamen ihnen mit erhobenen Waffen entgegen, doch die Schwarzhaarige lächelte nur dunkel.
»Dass du deinen Seelenverwandten gefunden hast sollte eigentlich ein Scherz sein...«, sagte Natasha.
Alisya nahm mit zwei großen Schritten Anlauf, bevor sie über die Wand Schwung holte und einem Soldaten ihre Faust gegen den Kehlkopf schlug, der daraufhin röchelnd zurückstolperte, einem Anderen einen Tritt gegen die Brust verpasste, sodass er nach hinten taumelte. Ohne zu zögern fiel sie über die anderen Beiden her, als wäre sie ein ausgehungertes, blutdurstiges Tier.
Sam, der niemals vermutet hätte, dass tatsächlich eine so brutale Killerin in Alisya Bogrovicz steckte, beobachtete die Szene in atemlosem Entsetzen, als sie das Magazin aus einem Gewehr fallen ließ und es mit perfekter Präzision gegen die Stirn eines Soldaten trat; der Mann kippte rückwärts zu Boden.
Sie duckte sich unter dem Schlag des letzten Soldaten hinweg, konterte seine Aktion mit einem Tritt auf das Knie. Es brach. Er schrie. Sie brach ihm das Genick.
Alisya schloss kurz ihre Augen und atmete tief durch ihre Nase ein. »Ironisch, nicht?« sie bezog sich auf Tashas letztes Statement. Sie spürte es in ihren Adern brodeln, doch es war auszuhalten. Fast war sie verleitet sich dem hinzugeben was bevorstand.
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»Die sind auch hier?« sie setzte die nächsten zwei Soldaten neben sich spielend leicht außer Gefecht, bevor sie anklagend zu Natasha Romanoff sah, die gerade einem Angreifer einen Tritt verpasste, sodass er sofort Tony Starks metallische Faust spürte und bewusstlos zu Boden ging.
»'Die' hätten überhaupt nicht hier sein müssen, Schätzchen.«
Alisya lachte sarkastisch auf und duckte sich gerade noch rechtzeitig, als keine Sekunde später Kugelhagel genau dort in die Betonwand einschlug, wo eben noch ihr Kopf gewesen war. »Zieh erstmal deine Ritterrüstung aus, Stark, dann unterhalten wir uns wieder«, sie sah zu Tasha, »Ich sagte nur, dass du mir das Serum bringen solltest - nicht diese... diese...«, sie gestikulierte mit einer Hand in Richtung der anderen Avengers, die gerade die letzten HYDRA-Soldaten im Kontrollraum neutralisierten, »Kostümierten Typen.«
Natascha wollte gerade etwas erwidern, doch stattdessen legte sie nur eine Hand auf Alisyas Schulter und drückte sie nach unten. Der Pfeil zischte nur Zentimeter über ihre Köpfe hinweg und bohrte sich in den Hals des letzten Soldaten. »Das haben wir gehört.«
Die Ukrainerin sprang auf und warf einen wütenden Blick zu Barton. »Hey! Leg das weg, männliche Katniss, das ist nur für ausgebildete Profis.«
Clint Barton verzog genervt sein Gesicht, als er neben der Black Widow stehen blieb, die gerade einen Aktenschrank durchsuchte und immer wieder einzelne Papiere herauszog, um sie schnell zu überfliegen. »Nicht noch eine von der Sorte...«, seufzte Barton leise.
»Wir müssen Steve und Sevastien finden«, sagte Alisya fest und zog sich ihre kugelsichere Jacke an, die achtlos in einer Metallkiste lag, zusammen mit ein paar Combatmessern, die sie ebenfalls mitnahm. »So schnell wie möglich, bevor er uns entwischt - wenn er nicht schon auf der Flucht ist.«
»Warte mal kurz, ich erinnere mich nicht daran, dass dir das Kommando übergeben wurde, Schneewittchen. Also schalte mal einen Gang runter und arbeite mit uns, nicht ohne uns«, sagte Stark und baute sich in seinem Iron Man-Anzug mit verschränkten Armen vor der Ukrainerin auf, die gerade zu der Wand gehen wollte, an der ein großer Plan des Bunkers hing.
Romanoff erstarrte kurz in ihrer Bewegung, sogar Thor sah mit einem warnenden Blick zum Milliardär und sein Griff um seinen Hammer wurde bewusst etwas fester, sollte er ihn benutzen müssen.
Alisya Bogrovicz hob ihren Blick und sah eiskalt zu Stark. Mit zwei langsamen Schritten blieb sie vor ihm stehen. »Ein gut gemeinter Rat, Tony«, sagte sie gefährlich ruhig, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. »Stell dich mir niemals wieder in den Weg.«
»Meinen Berechnungen zufolge, könnte Miss Bogrovicz Sie in nur wenigen Sekunden außer Gefecht setzten, Mister Stark.«
Dass Jarvis Kommentar in Tonys Ohr kein bisschen beruhigend war und Tony lediglich beunruhigt Schluckte, schien der künstlichen Intelligenz egal zu sein.
Die Schwarzhaarige schob sich an Iron Man vorbei und betrachtete den Plan. Ihre georgiablauen Augen huschten innerhalb von Sekunden über den Plan. »Hier«, sie deutete mit einem Finger auf einen Raum, »Dort sind die Beiden.«
Das Team nickte und folgte der Ukrainerin, als sie die Avengers durch das Tunnellabyrinth führte, als würde sie es in- und auswendig kennen. Und das tat sie auch; der Grundriss des Bunkers war nun in ihrem Gedächtnis verankert.
Natasha holte zu ihrer Freundin auf. »Ich habe in den Akten immer wieder den Namen 'Black Swan' gelesen. HYDRA und insbesondere Medvedev scheinen dahinter her zu sein«, sie sah zu Alisya, »Irgendeine Ahnung wer oder was das ist?«
Die beiden Frauen teilten einen Blick, bevor Alisya Tasha deutete stehen zu bleiben und selbst auf eine schwere Tür zuging. Mit einem Blick über ihre Schulter sagte sie: »Weil ich es bin.«
Sie erinnerte sich noch genau daran, wie Stanis, der Mann der ihren Bruder Konstantin ermordet hatte, sie das erste Mal so genannt hatte. Danach war es stets Sevastien gewesen, der den Namen benutzt hatte und sie aufgrund der ganzen Folter nicht mehr gewusst hatte, ob er es als Codenamen oder doch krankhaft liebevoll meinte. So ganz war sie sich immer noch nicht sicher, aber sie setzte auf Letzteres.
Sie zog mit einem Ruck an der Stahltür, die mit einem unausstehlichen Geräusch aus der Verankerung gerissen wurde. Alisya ließ sie achtlos zur Seite fallen, als wöge sie nichts, und lächelte die Elite-Soldaten an, die gerade zwei Männer aus dem Büro des Pakhans eskortierten, jedoch sofort ihre Waffen auf die Ukrainerin richteten.
»Wollt ihr etwa gehen ohne euch zu verabschieden, Jungs?«
Sevastien rollte seine Augen und machte eine abwertende Handbewegung. »So langsam reicht es mir, Amalia. Na los, ich will dieses stickige Betonskelett endlich verlassen.«
Gerade als die Avengers und -an ihrer Spitze- Bogrovicz auf den Trupp des Pakhans losgehen wollten, stoppte sie so abrupt, dass sie beinahe gestolpert wäre.
Mit Augen voller nackter Angst sah sie geradeaus zu Steve, der immer noch mit Vibraniumfesseln inmitten der Soldaten stand. Eine Handfeuerwaffe gegen seine Schläfe gepresst, von keinem Anderen als James Buchanan Barnes dessen Augen geradeaus ins Leere starrten.
Sie hätte am Liebsten geschrien. Da stand Steve. Keine zehn Meter von ihr entfernt und doch so unerreichbar. Alisya wusste ganz genau, dass wenn sie auch nur einen Finger rührte, sie noch einen geliebten Menschen beerdigen konnte. Doch das würde sie nicht zulassen. Nicht noch einmal.
»Überraschung«, sagte Medvedev ironisch und lehnte sich in den Türrahmen seines Fluchtweges. Er warf Alysia einen letzten Blick zu, wie er sie immer angesehen hatte.
»Wisst ihr, es ist nicht leicht skrupellos zu sein.« Er drehte sich um und ging einfach. Die Tür fiel hinter ihm zu, als würde sie das endgültige Ende von all dem einläuten.
Ein zuschlagender Sargdeckel.
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Eigentlich sollte das hier das letzte Kapitel sein...
Aber ich habe das komplette Ende nochmal überarbeitet, weil es mir nicht gefallen hat.
Jetzt gefällt's mir. So richtig.
~May&Bae
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