XXXI. »Ladies first«
»You've got to change your evil ways, baby, before I start loving you.«
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Der bitterkalte Wind fegte über die Tundra und der Himmel war von dicken, weißen Wolken bedeckt; der Boden genauso, sodass man gar nicht mehr wusste, wo der Horizont endete und der Himmel began. Es war weiß. Kalt. Gottlose Leere.
»Schon was von Natasha gehört?« ihre schwarzen Haare wehten unter der Kapuze ihrer kugelsicheren Jacke hervor, während sie mit einem getönten Fernglas die Umgebung absuchte. Rogers' Antwort glich ihrer präzisen Analyse der Umgebung: Nichts.
Die Ukrainerin fluchte leise unter ihrem Atem; ließ das Fernglas sinken. »Wie kann man sechs schwerbewaffnete Helikopter in einer halben Stunde einfach so ins Nichts verschwinden lassen?«, fragte sie rhetorisch. »Barnes war genau hier.«
Steve, der neben ihr stand dachte kurz nach, bevor er Alisya das Fernglas wegnahm; sie protestierte milde. »Okay«, seufzte er und sah nun selbst durch die Linsen. »könnte Bucky irgendeine... Spur oder irgendwelche Hinweise für uns hinterlassen haben?«
Alisya schnaubte höhnend. »Etwa eine Spur aus Brotkrümeln wie in dem Märchen von-«, plötzlich hielt sie mitten in ihrem Satz inne und hob alarmiert den Kopf. »Riechst du das?«
Rogers ließ das Fernglas sinken und krümmte irritiert die brauen. »Was? Nein, ich rieche rein gar nichts... sollte ich?« trotz des Supersoldierserums fror Steve übel in der harschen Kälte, die seine verbesserten Sinne wie ein eine undurchlässige Decke abstumpfte und da erkannte er, was das neonblaue Serum in Alisyas Blut von dem unterschied, welches durch seine Adern floss: es war besser. Die letalen Umwelteinflüsse schienen so gut wie keinerlei Einfluss auf die Ukrainerin und ihre Fähigkeiten zu haben.
Ihre nächsten Worte ließen einen eisigen Schauer über seinen Rücken laufen, wie das Wetter es nie könnte. »Blut. Noch frisch.«
»Und du glaubst... ist es Buckys?«
Ihr Blick beantwortete seine Frage, bevor sie mit einem Finger nach Norden deutete. »Dort lang«, er folgte ihr, als sie durch die eisige Wüstenei lief, ein Ziel ganz klar vor Augen, »Ich weiß dass es seins ist. Ich habe es oft genug gerochen.«
Steve würde lügen, würde er sagen, dass dieser Fakt ihn nicht genauso unüberrascht wie auch paranoid traf.
Bogrovicz blieb stehen, ging in die Knie und räumte mit ihren Händen etwas Schnee zur Seite. Der Geruch nach Eisen wurde stärker. Sie hörte erst damit auf, als sie ihre Hand vor ihr Gesicht hielt und prüfend ihre Finger aneinander rieb; rot floss daran herunter, verdünnt von geschmolzenem Eis und Schnee. Sie sah über ihre Schulter zu Steve und stand auf, sodass sie ihren Weg, den sie anführte, mit eiligen Schritten fortsetzen konnten. »Ich muss zugeben, dein Freund hat es tatsächlich geschafft mich zu überraschen - und das passiert sonst niemals«, meinte Alisya während sie der Spur folgte. Der Schnee knirschte unter den Schritten der Beiden. »Er wusste wir würden ihn hier niemals finden, also hat er eine Spur gelegt, von der er wusste dass nur wir sie finden.«
»Er hat sich selbst verletzt, nur in der Hoffnung dass du ihn erschnüffeln kannst?« er spürte ihren düsteren Blick bevor er ihn sah. »Ja«, schnappte sie zurück. »das hat er.«
»Tut mir leid... war nicht so gemeint«, entschuldigte er sich ehrlich bei ihr, doch dann zog ein winziges Grinsen an seinen Mundwinkeln. »Vamp.«
Sie rollte ihre Augen mit einem minimalen Lächeln. »Pass lieber auf was du sagst, Steve. Vielleicht sauge ich dir bei lebendigem Leib dein Blut aus den Adern wenn du nicht hinsiehst.«
Nach seinem nächsten Schritt blieb Steve jedoch plötzlich stehen. Der Schnee knirschte nicht mehr. Mit einem Blick zu Alisya trat Steve erneut mit einem Fuß auf, diesmal stärker. Die Sohle seines Stiefels traf auf hartes Metall.
Die Beiden schoben den Schnee so gut sie konnten zur Seite, nur um eine in Betonboden eingelassene Stahltür freizulegen. »War hier nicht instabiles Gebiet?«
Steves Blick war beunruhigt. »Ja, sollte so sein...«
Ohne zu fragen griff die Ukrainerin nach dem vereisten Griff der Tür, doch bevor sie diese öffnen konnte, legte Rogers ihr eine Hand auf den Oberarm; sie hielt inne und sah auf.
»Hör zu«, fing er an. »was und wen auch immer wir da unten finden... halt es unter Kontrolle, okay? Ich bin da, die ganze Zeit und halte dir den Rücken frei. Egal wer - er muss zuerst an mir vorbei. Auch wenn es dir so vorkommen mag, es bist nicht nur du allein gegen den Rest der Welt«, ihre Gesichtszüge wurden weicher als sie sich zu Steve drehte, der Alisya nun mit beiden Händen hielt, »ich bin genau da mit dir. Und ganz egal was auch passiert, ich werde bleiben«, er nahm ihr Gesicht in seine Hände, es war eiskalt, »Ich werde bei dir bleiben.«
»Wird das hier jetzt die dramatisch-romantische Szene aus einem Aktionfilm in dem der Held seinem Mädchen einen letzten Kuss gibt nur um danach heroisch die Welt zu retten?«, fragte sie leise.
Steve ließ mit einem Lächeln seinen Kopf hängen und lachte leicht in sich hinein. »Nein, wird es nicht. Vamp.«
Sie ließ mit einem Rollen ihrer georgiablauen Augen von ihm ab und er öffnete die schwere Stahltür, die lediglich mit rostigen Steigeisen als Leiter den Eingang in schummrige Dunkelheit darstellte. Sie deutete Steve voranzugehen. »Ladies first«, sagte Alisya mit einem schiefen Grinsen.
♦
Sie landete lautlos auf dem Boden, gehüllt in die kugelsichere Jacke, Steve mit einem leisen dumpfen Aufschlag hinter ihr, Schild erhoben.
Die nackten Betonwände wurden von Neonröhren an der Decke erleuchtet und der Gang schien sich noch tiefer unter die schneebedeckte Oberfläche zu graben. »Wir befreien Barnes, töten den Pakhan und verschwinden vollkommen unbemerkt, sonst sind wir so gut wie tot«, flüsterte sie und Rogers nickte.
Leise schlichen die Beiden voran, durch das Labyrinth von uralten Gängen, welches sich vor ihren Augen entpuppte. Steve schluckte unwohl, als er realisierte, dass Alisya und er sich mitten in einem Bunker des zweiten Weltkrieges befanden.
Seine Anspannung stieg nur noch mehr, als Alisya sich auf einmal mit dem Rücken gegen eine Wand presste, ihm mit einer Hand deutete anzuhalten. Sie spähte um die Ecke und sah die beiden Soldaten, die mit Sturmgewehren patrouillierten; geladen und entsichert. Ihre einfachen Uniformen trugen nur allzu sichtbar das Zeichen, welches sowohl Alisya als auch Steve Alpträume aufzwang, auf den Oberarmen.
HYDRA.
»Denkst du, sie werden den Winter Soldier wieder reaktivieren?«, sagte der Eine. Steve und Alisya schlichen unbemerkt hinter ihnen her.
»Keine Ahnung«, der Andere zuckte seine Schultern, »bisher verhören sie ihn nur. Haben ihn ganz schön zugerichtet... redet immer noch nicht.«
Alisya merkte wie Steve sich neben ihr verspannte. Kein Wunder, wenn so abfällig über seinen besten Freund gesprochen wurde. Als die beiden Männer dann auch noch auflachten, war es um Captain America geschehen. Ein dumpfes Geräusch entstand, als Vibranium auf den Hinterkopf des einen Mannes traf, welcher keine Sekunde später bewusstlos auf den Boden fiel. Der Andere flog nach einem so heftigen Schlag gegen den Kiefer gegen die Wand und Steve stand düsterem Blick zwischen den Beiden. »Hovnyuk«, sagte Steve abfällig.
Alisya, die mit verschränkten Armen neben ihm stand, warf ihm einen fragwürdigen Blick zu. »Ich hätte dir das Wort vielleicht doch nicht beibringen sollen...«
»Wieso?«, er zog seine Brauen zusammen, während sie ihren Weg, tiefer in den Bunker, fortsetzten, »Du hast doch gesagt das heißt so viel wie 'auf Wiedersehen'?«
Sie warf ihm einen süffisanten Blick zu und sagte: »Steve, 'Hovnyuk' ist vielleicht das schlimmste Wort, welches du jemals in deinem Mund hattest.«
Er blieb stehen, Mund leicht geöffnet und sein Gesicht nachdenklich verzogen. »Huh, also deswegen wollte mich der Taxifahrer schlagen.« auf einmal ergab all das Sinn. Wenig wusste Rogers, dass eben dieses Wort eine der schlimmsten und gängigsten Beleidigungen in Russland war. Alisya konnte sich ein schiefes Lächeln nicht verkneifen, als sie ihm auf die Schulter klopfte und an ihm vorbei auf eine schwere Metalltür am Ende des Ganges zuging.
»Keine Sorge, svitlo moyo zhyttya, das nächste Mal bringe ich dir richtiges Russisch bei.«
»Sag mir Bitte dass du mich grade nicht beleidigt hast.«
Sie drehte sich erneut von der Tür weg und lächelte mysteriös. »Nein, hab ich nicht«, sagte sie und öffnete die schwere Tür.
Alisya und Steve gefroren auf der Stelle, als sie sahen was sich im angrenzenden Gang befand. Ein leises 'Hovnyuk' fiel von den Lippen der Ukrainerin; vor ihr befand sich ein großer Raum, welcher in einen weiter Gang mündete. Rund ein Dutzend HYDRA-Soldaten starrten für einige Sekunden genauso verdutzt zurück, bevor sie zu ihren Waffen griffen und sie auf Captain America und Alisya Bogrovicz richteten.
»Ladies first«, sagte Steve.
♦
Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen sah er stumm auf den Überwachungsmonitor, vor dem einer seiner Männer saß und wie die anderen Anwesenden und er ebenfalls auf den Monitor im Kontrollraum sah. Auf dem leicht flackernden Bildschirm waren Amalia Blazkovicz und Captain America zu sehen, wie sie gemeinsam gegen die Soldaten kämpften. Die Männer schienen weder für Rogers noch Blazkovicz ein großes Hindernis darzustellen: wann immer Blazkovicz zu sehr damit beschäftigt war, Knochen zu brechen und Gliedmaßen auszurenken, war Rogers zur Stelle um ihr den Rücken freizuhalten und jedem, der ihr für seinen Geschmack zu nahe kam, seinen Schild über den Schädel zu ziehen.
Immer wieder zuckten die Männer zusammen, verzogen ihre Gesichter schmerzverzerrt oder wendeten ihre Blicke ab.
Alle außer einem.
Der Pakhan stand regungslos vor dem Monitor und zuckte nicht einmal mit der Wimper, als er ohne zu blinzeln dabei zusah, wie Blazkovicz wie ein Raubtier über seine Männer herfiel als wären sie ihre Beute.
»Pakhan«, einer der Offiziere sah mit verzogenem Gesicht weg, »wir sollten den Bunker evakuieren, bevor sie hier her-«
Der Pakhan hob lediglich eine Hand. Der Offizier verstummte sofort. Er rückte seine Krawatte zurecht, bevor er seine Hände wieder hinter dem Rücken verschränkte. »Niet«, verneinte der Pakhan gelassen, wandte seine Aufmerksamkeit nicht einmal von dem Bildschirm ab. »Riegelt den B Sektor des Bunkers ab und macht die Chloroformtanks bereit.«
Der Offizier nickte scharf. »Ja, Pakhan.« er verließ den Raum.
Keine fünf Minuten später betrat er den Kontrollraum wieder und nickte erneut. »Die Tanks sind angeschlossen, der B Sektor vollständig abgeriegelt. Alles ist bereit und wartet auf Ihren Befehl, Pakhan.«
Der blonde Mann mit dem stechend grünen Augen drehte langsam seinen Kopf zur Seite und warf dem Offizier einen harten Blick zu, der selbst den Teufel neidisch machen würde.
»Räuchert sie aus.«
»Ja, Pakhan.«
Der Offizier verließ den Kontrollraum erneut um den Befehl seines Pakhans auszuführen. Dieser betrachtete weiterhin die Szene auf dem Monitor - Blazkovicz hatte gerade dem letzten Soldaten das Genick gebrochen. Sein Mundwinkel zuckte deswegen kaum merklich nach oben, als seine Augen ihrer schlanken Silhouette folgten.
Dann plötzlich drehte sie ihren Kopf in eine Richtung, die die Kamera nicht erfasste. Gemeinsam mit Rogers rannte sie aus dem Radius der Kamera, aber er wusste ganz genau, sie würden nicht weit kommen. Der B Sektor war komplett abgeriegelt.
Dann sah er es. Das Gas.
Eine weiße Wolke rollte wie eine bedrohliche Welle in die Richtung, in die der Captain und Amalia geflohen waren. Geisterhaft und unaufhaltsam kroch sie immer weiter, immer weiter, weiter.
Als der Monitor nur noch weißen Nebel zeigte, bildete sich ein dunkles Lächeln auf seinen Lippen. Er wandte sich ab und lief auf die Tür zu. »Bringt ihn zu mir und steckt sie in das Loch.«
Die Soldaten nickten. Er verließ den Raum, sein Blick düster. Düster und kalt, doch gleichzeitig schien etwas in seinen Augen zu brennen. Pure Dunkelheit.
»Oh ptitsa, endlich bist du hier...«
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Macht euch schon mal ein bisschen mit Alisyas echtem/altem Namen vertraut; Amalia Blazkovicz
May I introduce: Jensen Ackles as 'the Pakhan'.
WHO LOVES DEAN WINCHESTER? ♥
Ps: You'll hate him. With a passion.
~May&Bae
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