V. Die Testosteronbombe
» So many men have tried to seduce or to kill me, I don't remember all their names. «
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Natasha hatte nicht erwartet eine äußerst wütende Amalia anzutreffen, die in einen beigefarbenen Trenchcoat gehüllt, mit schwarzer Sonnenbrille und ebensolchen High Heels, seit Punkt fünf Uhr an ein und derselben Stelle wartete.
Inzwischen war es acht Uhr dreißig.
Die beiden Frauen sprachen kein Wort, als Natasha sie in Furys Büro führte. Der Director saß hinter seinem Glasschreibtisch und sah Amalia berechnend an. »Setzten Sie sich, Miss Blazkowicz.« Amalia tat was er sagte. »Abtreten, Agent Romanoff.«
Tashas Kopf schoss in Furys Richtung. »Was?!« wenn sie nicht anwesend war, würde Amalia den Director innerhalb von Minuten vollkommen auf ihre Seite gezogen haben.
Er sah sie ernst an und sprach bedrohlich langsam. »Abtreten, Agent Romanoff. Sie haben mich verstanden.«
Als Tasha den Raum verließ, bemerkte sie das kleine, hinterlistige Lächeln auf Amalias Lippen. Du weißt genau ich habe gewonnen. Genau dieses Lächeln.
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»Und? Hast du deinen Charme spielen lassen um dein egoistisches Leben etwas zu verlängern?«
Amalia legte ihren Kopf in den Nacken und atmete tief ein, bevor sie zu Natasha sah, die an einer Wand neben ihr lehnte und sie argwöhnisch musterte.
»Wir beide wissen, dass ich nur hier bin weil ich euch Informationen liefere, Natalia.«
Natasha hob misstrauisch eine Augenbraue, stieß sich von der Wand ab und lief neben der anderen Frau den Flur entlang. »Uns?«
»Fury hat mich bei SHIELD aufgenommen; ich bin jetzt nicht mehr...«, sie atmete erleichtert auf, »ich.«
Natasha lachte ironisch in sich hinein. »Für manche Menschen wirst du immer Amalia Blazkowicz sein.«
Die Schwarzhaarige sah auf die Sonnenbrille in ihren Händen, als die Beiden im Aufzug standen und auf die Skyline von Manhattan sahen. »Amalia Blazkowicz ist tot«, murmelte sie, ließ die Brille fallen und ein unausstehliches Knacken entstand, als sie mit dem Absatz ihres Schuhs darauf trat. Sie sah nach rechts zu Natasha. »Ich habe sie eigenhändig getötet und vergraben. Also nenn mich nicht mehr so.«
War das etwa der Anfang eines Versuches, das Geschehene wieder gut zu machen?
»Alisya Bogrovicz.« sie hielt Natasha ihre Hand hin.
Minutenlang starrte Tasha einfach nur auf ihre Hand. Dann nahm sie sie an. Und sie fühlte sich schrecklich.
»Natasha Romanoff. Willkommen bei SHIELD, Agent Bogrovicz.«
Die Schwarzhaarige sah etwas versteift aus dem Fenster. »Da gäbe es nur noch diese eine Sache...«
Tasha stöhnte genervt auf. »Was ist es jetzt schon wieder, Alisya?«
»Fury traut mir kein Stück, er hat mich unter Beobachtung gestellt; unter deine.«
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»Was machen wir hier?« Alisya stieg aus dem Taxi und wandte den Blick an dem imposanten Gebäude entlang, das hoch in den Himmel ragte. Sie sah zu Natasha, Beunruhigung in ihren Augen. »Was hast du vor Natasha?«
»Fury sagt du stehst unter meiner Aufsicht? Schön, aber ich werde dich nicht den ganzen Tag hinter mir herschleifen.«
Tasha lief auf den Eingang des Gebäudes in der Lexington Avenue zu, doch Alisya hielt sie plötzlich an der Schulter fest und drehte sie zu ihr; ihr Griff war fester als Tasha erwartet hatte.
»Bring mich nicht zurück zu Konstantin. Bitte Natasha.« ihre blauen Augen flehten stumm. Doch Tasha zog irritiert ihre Brauen zusammen.
»Er ist dein Bruder, Alisya. Er hat dir ein Zuhause gegeben.«
Alisya schluckte und ließ Natashas Schulter los. »Du weißt dass sie hinter mir her sind, die erste Spur wird sie direkt zu ihm führen. Ich will nicht dass er-«
»Das wird nicht passieren«, sagte Tasha fest als beide den Aufzug betraten. Alisya wirkte nervös.
»Und wenn doch?«, wandte sie leise ein und betrat das Appartement, Tasha blieb im Aufzug stehen und verschränkte ihre Arme vor der Brust.
»Dann bin ich ziemlich sicher dass du dich verteidigen kannst. Wir sehen uns morgen, Alisya.«
Die Türen des Aufzuges schlossen sich und Alisya sah stumm auf den Boden vor sich. »Das ist es ja - ich will nicht dass es dazu kommt.«
♦
»Das war ein Fehler«, seufzte Tasha erneut auf und lief eilig durch die Flure des Avengers Hauptquartiers, eine gelangweilte Alisya im Schlepptau. Vier Tage lang hatte sie Alisya von sich fernhalten können, bis Fury irgendwie davon Wind bekommen hatte und ganz und gar nicht begeistert davon war, wie viel Engagement die Black Widow bei der Durchführung der Operation zeigte, die inzwischen den Namen 'Black Bird' erhalten hatte.
Fury hatte Romanoff nachträglich eingeschärft, dass sie Alisya keine Minute aus den Augen lassen sollte, da sie zu wichtig war, als dass ihr irgendetwas geschehen könnte. Und Nat war nicht glücklich darüber. Im Gegenteil, jetzt musste sie Alisya den anderen des Teams aufdrücken und so wie sie Bogrovicz und außerdem Stark kannte, würde das in einer einzigen Katastrophe ausarten, die sich Tasha nur zu gut vorstellen konnte.
Schon von weitem hörte sie Tony und Steve lautstark diskutieren. Und tatsächlich, die Beiden standen sich wie ein streitendes Ehepaar gegenüber, während Clint, Thor und Sam auf einer Couch saßen und die Beiden dabei beobachteten und Bruce, der etwas abwesend daneben stand und nachdenklich aus dem Fenster starrte.
»Und jetzt willst du das Serum einfach irgendwohin schütten, so ganz nach dem Motto 'Mal sehen was draus wird'? Am Ende wirst du uns alle umbringen Stark!« Steve schien am Ende mit seinen Nerven. Doch Tony, der wild gestikulierend vor ihm stand, gab seine Idee nicht auf.
»Was sollen wir denn sonst tun? Einen Cocktail draus mixen und das Zeug selbst trinken? Banner und ich haben Tage lang geforscht und getan, was Wissenschaftler nun mal tun und sind bisher noch kein Stück weiter; im Gegenteil, wir haben nur noch mehr Fragen als vorher!«
»Ich sehe ihr seid in blendender Stimmung«, unterbrach Natasha den Streit, als sich Tony und Steve bedrohlich nahegekommen waren und sich mit Blicken gegenseitig abstachen. »Ich muss euch jemanden vorstellen, das ist Alisya, eine... Bekannte auf die wir gezwungenermaßen aufpassen müssen.« sie klang alles andere als begeistert, was Alisya dazu veranlasste ihre georgiablauen Augen zu rollen.
So viel zum guten ersten Eindruck, danke dafür Natasha.
Die Aufmerksamkeit aller flog zuerst auf Tasha, dann jedoch ziemlich schnell auf die schwarzhaarige Frau, die etwas hinter ihr stand und jetzt mit einem kleinen Lächeln vortrat.
Tonys Augenbrauen hoben sich und seine Augen weiteten sich, Sams Mund stand ein Stückchen offen, Clint pfiff leise und grinste schief, während Thor sie von oben bis unten intensiv betrachtete und Bruce, der seine Brille abnahm, sogar die wissenschaftlichen Berechnungen vergaß, die er eben noch im Kopf hatte. Steve sah sie einfach nur an, als wüsste er nicht wirklich was ihr plötzliches Auftauchen zu bedeuten hatte, obwohl er mit Natasha der Einzige im Raum war, der mehr wusste als Tasha eben gesagt hatte.
»Womit haben wir das verdient, Tasha?«, sagte Tony und war sofort zur Stelle, um Alisya charmant anzulächeln und ihr die Hand zu reichen. »Tony Stark. Genie, Playboy, Milliardär, Philanthrop und außerdem noch Ironman.«
Alisya schenkte ihm ein umwerfendes Lächeln. »Alisya Bogrovicz.«
Sie konnte förmlich sehen, wie die fünf Männer unter ihrem Akzent dahinschmolzen. Der nächste, der vor ihr stand, war Sam. »Hi, Sam Wilson.«
Auch ihn lächelte sie mit einer gewissen Bewunderung an und Natasha hätte sich am liebsten selbst geschlagen, da sie genau das befürchtet hatte; Alisya wickelte sie alle gnadenlos und so spielend einfach um ihren kleinen Finger, als wären die Männer vor ihr keine erwachsenen Superhelden, die die Welt retteten, sondern Kaugummi.
»Ich habe schon so viel von dir gehört, Sam. Ich bewundere deinen Mut als Falcon so sehr.«
Jetzt stolperte auch Bruce etwas ungeschickt ins Gespräch. »Bruce Banner, sie haben einen interessanten und wunderschönen Akzent, Alisya.«
Sie sah geschmeichelt zu ihm. »Vielen Dank Doctor Banner, ihre Abhandlungen über angewandte Physik sind unglaublich, ich habe nie bessere gelesen«, meinte sie und Bruce rückte sich seine Brille zurecht. Oh Jesus sie war nicht nur schön sondern auch noch intelligent...
»My Lady, Thor Odinson Gott des Donners.« Thor stand vor ihr und küsste sanft ihre Hand. Alisya strich sich eine Strähne ihres dunklen Haares aus dem Gesicht. »Ich habe noch nie zuvor solche Schönheit in irgendeiner Welt gesehen, Ihr seid etwas Besonderes, Lady Alisya.«
»Ich habe noch nie zuvor einen Gott getroffen«, sagte sie.
Clint verschränkte seine Arme vor der Brust. »Jetzt bedrängt sie nicht so Jungs, sonst ist sie schneller wieder weg als ihr gucken könnt.«
Alle schienen sofort etwas verlegen zu sein, doch Alisyas Kopf drehte sich in Clints Richtung und sie schlug ihre Augen auf um ihm einen intensiven Blick zuzuwerfen. »Barton. Clint Barton.«
Sie nahm seine Hand an und Clint unterdrückte sein breites Grinsen, als er die verdatterten Gesichter der anderen sah, da Alisya sich voll und ganz ihm zugewandt hatte.
Punkt für Barton.
Tony legte sich eine Hand gegen die Stirn und schüttelte seinen Kopf. »Er zieht doch grade echt die James Bond Nummer ab...«, murmelte er.
»Und es funktioniert auch noch«, merkte Sam ungläubig an, als sie Clint und Alisya leicht über etwas lachen sahen, was Barton eben gesagt hatte.
Doch so einfach gab keiner von ihnen auf. Die Testosteronbombe schien bei den fünf endgültig geplatzt zu sein. Tony erschien neben den Beiden und räusperte sich, sodass Alisya nun wieder zu ihm sah.
Er lächelte selbstsicher. »Hatte ich erwähnt dass ich New York vor einer Atomrakete gerettet habe und sie in ein gigantisches Wurmloch gelenkt habe?«
»Das war in der Tat ziemlich beeindruckend.« sie ließ zu, dass Tony einen Arm um ihre Taille legte.
Er zwinkerte ihr zu. »Wieso zeige ich dir nicht ein bisschen meinen Tower, hier kann man sich leicht verlaufen.«
Sie ließ ihren Blick kurz durch den großen Raum schweifen, Natasha war nirgends zu sehen, doch sie entdeckte eine weitere Person, die mit verschränkten Armen aus dem Fenster starrte. Sie erinnerte sich nur zu gut.
Mit einem letzten Lächeln zu Tony und den anderen, sagte sie: »Ein ander Mal vielleicht, entschuldigt mich.«
Und da hatte sie sich schon von Tonys Seite gelöst, sodass dieser ihr nur perplex hinterher starren konnte.
Alisya atmete auf. Natasha würde sie dafür hassen, aber es war wie ein Schalter der in Alisya umgelegt wurde, sobald sie in der Gegenwart von ihr fremden Menschen war. Sie wurde ihr Leben lang darauf trainiert die Sympathie von jedem zu gewinnen, sie konnte nichts dagegen tun. Am liebsten wäre sie jetzt bei Tasha und hätte mit ihr gesprochen; allein. Denn bei Menschen die sie kannte, war ihr Verhalten anders.
Sie blieb neben ihm stehen und vergrub ihre Hände in den Taschen ihrer Jeans. Einige Zeit lang betrachtete sie die atemberaubende Aussicht über Manhattan. Es war wunderschön.
»Schön ein bekanntes Gesicht zu sehen.«
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