An einem schönen Wintermorgen schaute Black Beard aus dem Fenster. Er blickte über die weite schneeweiße Landschaft. Große Hügel, vereinzelt ein schneebedeckter Baum, doch erfreuen konnte er sich an dieser Aussicht nicht. Er wollte wieder aufs Meer hinaus. Abenteuer erleben. Seine Summer besuchen. Doch das war nicht möglich. Summer war weit unten am Meeresboden und eine Eisschicht trennte sie von ihm. Warum war es nur so kalt? Der Winter war einfach nicht ideal für einen Piraten. Mit einer heißen Schokolade setzte er sich vor den frisch angezündeten Kamin und genoss das leichte Knistern des Feuers. Es war zwar erst morgens, aber die Schokolade und die Wärme des Kamins machten ihn so schläfrig, dass er wieder ins Traumland driftete.

"Hoch auf hoher See ein Seemann voller Liebe zu dem Meer.

Ich hol mir die schönsten Schätze und ein liebes Mädchen her."

Laut trällerte Black Beard seinen Song, während er auf seinem Schiff das Meer beobachtete. Die Aussage „Seemann“ passte zwar nicht, weil er natürlich ein mutiger und stolzer Pirat war, aber so klang das Lied einfach besser. Und wer hörte ihn hier draußen schon, außer den Fischen, um dann auch noch seinen Gesang zu kritisieren? Das machte er ja wohl als einziger!

"Hey, wenn du doch ein Seemann bist, warum hängt dann an deinem Mast eine Piratenflagge?", rief eine Stimme aus dem Wasser zu ihm hoch. Er hätte das gerade nicht denken dürfen, jetzt sprachen die Fische wirklich zu ihm. Er wurde eindeutig verrückt. "Warum ignorierst du mich? Noch nie was von Respekt gehört", zeterte die Stimme laut, und ehe er sich versah, stand eine junge Frau auf seinem Schiff. Sie hatte ihre Arme wütend in die Seiten gestemmt und funkelte ihn aus blauen Augen an. Ihre blonden Haare fielen ihr nass über die Schultern. Auch ihre Kleidung, ein blaues, langes Hemd, welches bis zu ihren Knien reichte, war triefend nass und tropfte auf das Schiffsdeck.

"Du bist ja komplett nass! Was hast du überhaupt im Wasser gemacht? Bist du eine Schiffbrüchige?"

Die Fragen prasselten nur so auf sie ein, bis sie genug hatte und ihn unterbrach. "Red doch nicht gleich so viel, ich kenne ja noch nicht mal deinen Namen. Ich bin Summer, wie heißt du?" Sie streckte ihm ihre Hand hin, und kaum nahm er sie und sagte seinen Namen, bildete sich ein warmer Nebel um die beiden und Summer wurde wieder trocken. Ganz erschrocken fragte Black Beard, was das gerade sei, denn auch er spürte nun eine Wärme, die vorher nicht da gewesen war.

Glockenhell lachte Summer auf und antwortete: "Ich bin eine Meerjungfrau. Hätte mich sofort trocknen können, aber ich finde die Reaktion von euch Menschen immer so lustig. Manche denken sogar, sie selbst waren es und hätten magische Kräfte."

Fasziniert schaute der Pirat sie an. Sie war einfach noch schöner, kaum dass sie lachte. Davor war sie bereits bildschön, aber jetzt? Einfach wow. Dieses Strahlen in ihren Augen verlieh ihrem Lachen etwas Magisches. Er wollte sie immer wieder zum Lachen bringen. Wollte sie niemals alleine lassen und immer für sie da sein. Black Beard war verliebt. Und er wünschte sich, dass sie seine Gefühle erwiderte. Natürlich unvorstellbar, er war schließlich nicht in einem Märchen, auch wenn er es sich gerade wünschte.

Da Black Beard jedoch ein absoluter Charmeur war, schaffte er es, Summer zu überzeugen, bei ihm zu bleiben, damit er nicht so alleine war.

Während all der Wochen auf dem Meer, freundeten sich die beiden auch an und sie verbrachten viel Zeit zusammen. Eines Nachts, als beide nebeneinander unterm Sternenhimmel lagen, hielt der Pirat es nicht mehr aus. Er musste es ihr einfach sagen. Voller Aufregung schaute er sie an und sagte zu Summer: "Ich liebe dich." Diese war unglaublich glücklich und antwortete, dass sie ihn auch liebte und so froh sei, dass er ihre Liebe erwidere. Das Strahlen in ihren Augen war nun stärker als jemals zuvor, und als Black Beard sich nach vorn lehnte und seine süße Meerjungfrau küsste, da wusste er einfach, dass ihre Liebe für ewig hielt.

Langsam wachte Black Beard wieder auf. Er vermisste Summer so sehr, dass er nun auch noch von ihrer ersten Begegnung geträumt hatte. So lange war es nun her, doch es fühlte sich an wie gestern und seine Liebe zu ihr war nie schwächer geworden. Er musste nur noch ein paar Wochen warten, dann war das Eis über dem Meer verschwunden und der Pirat sah seine Meerjungfrau wieder.