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7 - Nardò - Italien

Isabella und Umbigwe sind nach der Beisetzung Marias nicht gleich zurückgefahren. Sie haben beschlossen, noch einige Tage im Agriturismo zu bleiben. Vor allem für Isabella ist das Familienleben eine willkommene Ablenkung. Sie spielt den ganzen Tag mit Enzo, der sichtlich Spass daran findet. Er quiekt und lacht.

"Unser Söhnchen hat sich eine zweite Nonna geangelt", Elena zeigt auf die zwei und drückt Marco einen Kuss auf die Wange. "Es ist gut, dass sie noch bleiben."

"Auf jeden Fall. Schade, hat Java schon wieder fahren müssen. Umbigwe vermisst sie schon."

"Und du?", stichelt Elena.

"Ich finde es grossartig, dass meine beste Freundin und mein bester Freund zueinander gefunden haben. Das ist für uns alle ein Gewinn."

"Und ich finde es toll, diese liebe Person nun endlich etwas besser kennenzulernen. Java ist eine wunderbare Frau, voller Energie."

"In dieser Hinsicht ist sie wie du", bestätigt Marco, "aber singen kann sie deutlich besser."

Elena wirft ihrem Mann einen Putzlappen ins Gesicht. "Los, ab mit dir! Geh was putzen, mach dich nützlich."

Er lacht und küsst sie, bevor er nach draussen geht. Draussen ist es angenehm windstill und warm. Ein herrlicher Tag für die Arbeit im Olivenhain. Unter den Pinien, beim grossen Steintisch, sitzt Umbigwe und hält sich sein Mobiltelefon ans Ohr. Er wirkt sehr geknickt, ist bleich im Gesicht.

Marco eilt zu ihm und setzt sich wortlos daneben.

"... wie ist das passiert?" - "Aber warum?" - "Wieso haben die Männer entwischen können?" - "Wer waren diese Männer?" Langes Schweigen. "Ich werde kommen! Ich nehme den nächsten Flug. Ich komme, Malaika, ich komme." Umbigwe legt das Mobiltelefon weg, schweigt und starrt Marco an.

"Umbigwe! Mein Freund, du machst mir Angst. Was ist los?"

"Mein Bruder ... er ist tot!"

"Was sagst du da? Wie konnte das passieren?"

"Sie haben ihn getötet!"

"Wer? Wieso?"

Umbigwe stützt seinen Kopf auf, ein heftiger Weinkrampf erschüttert ihn. Marco legt den Arm um seinen Freund.

"Ich muss hinfahren. Malaika hat angerufen. Ich muss sofort nach Afrika fahren."

"Das tut mir unglaublich leid, Umbigwe. Dein Bruder war ein sehr guter Mann. Ich fühle mit dir."

"Vor wenigen Tagen haben wir unsere Freundin Maria beerdigt; und nun das! Mein Bruder! Ich kann es nicht glauben. Umgebracht von Söldnern! Er war doch ein friedlicher Mann, der niemandem etwas antun konnte!"

Marco weiss nicht, was er in dieser Situation sagen könnte. Er hält seinen Freund fest; zusammen sitzen sie minutenlang einfach da und lassen die Umgebung wirken. Zikaden zirpen in den Zypressen, Insekten summen, irgendwo schreit ein Fasan, ansonsten Stille.

"Ich werde mit dir reisen, mein Freund. Ich begleite dich."

"Auf keinen Fall. Du hast eine Familie hier. Das Agriturismo, das Museum, die Oliven."

"Da gibt es nichts, das wir nicht hinkriegen", sagt Elena, die sich zu ihnen gesetzt hat. "Wenn du nach Afrika fahren musst, Marco, dann tu das."

"Das ist lieb, mein Schatz, aber eins nach dem andern. Wir müssen das gut organisieren. Geht es wieder, Umbigwe? Wir sind deine Freunde, wir helfen dir. Du solltest Java anrufen."

Umbigwe nickt. Marco und Elena stehen auf und geben ihm den nötigen Abstand. Sie bleiben vor dem Haus stehen. Elena blickt ihren Mann fragend an.

"Sein Bruder ist ermordet worden."

Elena verdeckt ihr Gesicht mit den Händen. "Was? Wieso? - Das ist ja schrecklich!"

"Ich weiss noch nicht wieso. Umbigwe ist voll von der Rolle. Ich möchte ihn begleiten, wenn er zu seiner Familie fährt."

"Tu das, wie gesagt. Momentan läuft nicht viel, weil wir noch geschlossen haben. Die ersten Touristen kommen erst in zwei Wochen wieder. Isabella kann noch hierbleiben und mir mit Enzo helfen. Den Rest erledigen die Angestellten. Du kannst deinen Freund begleiten."

"Und du? Hast du auch wirklich nichts dagegen?"

Elena lacht, sie legt ihre Arme Marco um den Hals. "Hhm, lass mich überlegen. Der Gärtner sieht ganz gut aus, dann der Winzer sowieso und einer von den jungen Jägern könnt auch auf knackiges Wild wie mich stehen. Mir wird bestimmt nicht langweilig." Sie legt keck den Kopf schräg zurück und blinzelt Marco an.

Er küsst sie. "Dann bleibe ich hier und verteidige mein Revier!"

"Hau schon ab, du Schelm. Mir passiert schon nichts. Aber sieh zu, dass auch dir nichts passiert. Ich will dich in einem Stück zurückhaben, hörst du? Enzo braucht noch ein Schwesterchen!"

Umbigwe hat seinen Anruf beendet und schleicht auf die beiden zu. "Java kommt mit. Sie will übermorgen hier sein, damit wir fahren können. Ihr seid die besten!"

"Setzen wir uns an den Tisch. Erzähle, was ist passiert."

"Malaika hat mir berichtet, es seien Männer auf das Grundstück gekommen, Söldner. Sie hätten einen Jungen gesucht, der ihnen Papiere gestohlen habe. Der Neffe unseres Vorarbeiters, ein Junge von etwa zehn Jahren, ist mit den Papieren ganz allein quer durch halb Afrika gereist, um sie seinem Onkel und Omari zu geben."

"Weisst du, was in diesen Papieren steht?"

"Nein. Und die Söldner haben den Rucksack mitgenommen, nachdem sie meinen Bruder erschossen haben."

"Auf jeden Fall müssen das sehr wichtige Papiere gewesen sein. Immer wenn Nonna wegen irgendwelchen Papieren nervös wurde, handelte es sich dabei um Beweise. Also können wir davon ausgehen, dass in den Papieren etwas geschrieben steht, was die Männer schwer belastet."

Marco staunt seine Frau an. "Ich vergesse immer wieder, dass du aus diesem Milieu kommst."

"Hey, das war nicht ich. Nur meine Familie. Und so, wie du das sagst, klingt es abschätzig."

"Entschuldige, mein Schatz, ich habe es nicht so gemeint."

"Dieser Familie und ihrer Geschichte verdankst du immerhin deinen heutigen Reichtum. Ich bin auch nicht auf alles stolz, was meine Familie gemacht hat."

"Ich weiss, sorry." Marco senkt sein Haupt.

"Schon gut - du hast ja auch recht damit." Elena lächelt wieder. "Umbigwe, was läuft in deinem Land, das ähnlich wie unsere Mafia organisiert ist?"

"Bei uns ist es nicht so tragisch. Die Nachbarstaaten sind schlimmer dran. In der Hauptstadt und an der Küste, wo die Touristen sind, gibt es schon Diebstahl, aber nicht organisiert. Ich vermute, da stecken die Schlepper aus Ghana oder der Elfenbeinküste dahinter. Der Junge wohnt mit seiner Mutter in Ghana."

"Schlepper? Menschenhandel?"

"Sie entführen Kinder, bringen sie in ein Nachbarland und verkaufen sie als Kindersklaven für die Arbeit auf den Kakaofarmen."

"Das klingt grausam. Was unternehmen die Regierungen?"

"In den meisten Ländern sind die Regierungen weitgehend machtlos. Die Armut der Bauern ist zu gross. Sie sind auf billige Arbeitskräfte angewiesen. Es ist ein Teufelskreis, aus dem es fast kein Entrinnen gibt."

"Aber bei euch ist das anders?"

"Die grossen Kakao-Anbaugebiete sind in Ghana, der Elfenbeinküste und in Guinea. Auf unserer Farm gibt es keine Kinderarbeit. Wir haben einen Vertrag mit einer Fair-Trade Organisation. Viele Bauern haben das nicht."

Elena, Marco und Umbigwe schweigen für einen Moment. Sie gehen ihren eigenen Gedanken nach.

"Was willst du tun, wenn du zuhause bist?", fragt Elena schliesslich, ohne Umbigwe dabei anzuschauen.

"Ich werde mich zuerst einmal von meinem Bruder verabschieden. Danach werde ich meiner Schwester und meinem Schwager helfen, die Farm neu zu organisieren. Omari hatte keine Frau. Wir müssen die Arbeiten neu verteilen. Das sind wir unseren Arbeitern schuldig. Es muss weitergehen. Die Familien sind auf die Arbeit angewiesen."

"Du weisst, dass du jederzeit auf unsere Hilfe zählen kannst. Deine Familie ist auch unsere Familie, Umbigwe. Am Geld wird es ganz bestimmt nicht scheitern."

"Danke, Elena, das ist lieb von dir. Es wäre mir jedoch lieber, wir würden es aus eigener Kraft schaffen."

"Das verstehe ich gut. Ich wollte dir nur sagen, dass du jederzeit zu uns kommen kannst. Was nützen uns die Millionen, wenn sie bloss herumliegen? Dazu sind Freunde da."

Marco nickt und dankt seiner Frau mit einem Blinzeln. "Als erstes müssen wir dich nachhause bringen. Ich habe da schon eine Idee. Wartet kurz, ich bin gleich wieder da." Er steht auf und eilt ins Haus. Umbigwe und Elena schauen ihm verwirrt nach.

"Mein Mann, der perfekte Organisator! Er hätte Reiseleiter werden sollen."

"Bloss nicht! Dann stünden im ganzen Land stehengelassene Mietwagen herum, die niemand mehr zurückholt!"

Elena lacht über Umbigwes Anspielung darauf, dass Marco vor einigen Jahren, als sie sich kennenlernten, im Hafen von Napoli einen Mietwagen stehenlassen und vergessen hatte, was sehr hohe Strafkosten auslöste. "Er hat Fortschritte gemacht."

"Ich war so viele Jahre nicht mehr zuhause. Es ist eine Schande, dass ich es erst schaffe, wenn mein Bruder stirbt."

"Du darfst nicht so hart zu dir selbst sein, Umbigwe. Du hast dein eigenes Leben, du hast ein Kulturzentrum auf Sizilien und bist an unserem Agriturismo hier beteiligt. Du lebst hier, in Italien."

"Ich weiss, aber Familie bleibt Familie. Die sollte man doch ab und zu besuchen."

"Ich war auch viele Jahre unterwegs. Und denk an Java; sie war noch viel länger nicht mehr zuhause als du. Wir sind Erdenbürger. Zuhause ist da, wo dein Herz ist, sagt man."

Marco kommt aus dem Haus zurück. Isabella begleitet ihn. Sie setzen sich an den Tisch, Isabella nimmt Umbigwe in den Arm.

"Mein herzlichstes Beileid, mein lieber Freund. Dein Verlust schmerzt auch mich."

"Danke, Isabella, das ist lieb von dir."

"Marco sagt, ihr wollt nach Kongo fliegen. Ihr nehmt meinen Jet, das ist gar keine Frage! Die Piloten werden auf euch warten und euch zur Verfügung stehen."

"Das kann ich unmöglich annehmen, Isabella."

"Doch kannst du! Danach kochst du hundert Jahre lang für mich." Alle lachen über Isabellas Scherz, der die Stimmung lösen kann.

"Danke, Isabella. Du bist die Grösste! Lass dich drücken, du verrückte, alte Frau!"

"Endlich hat er begriffen, was ich wollte. Komm her, hübscher Mann!" Sie umarmen sich. "Weisst du, Geld haben ist nur dann lustig, wenn du es auch auszugeben weisst."

"Ihr seid die Besten. Ich werde auf immer und ewig in eurer Schuld stehen."

"Also ich nenne den Ort, wo du stehen wirst, Küche, mein Lieber."

"Und wie kommst du nach Palermo zurück?"

"Marco hat mir angeboten, etwas länger hierbleiben zu dürfen. Ich werde Elena helfen. Zuhause erwartet mich ein leeres Haus. Diskutieren kann ich bloss mit meinem Personal. Die Abwechslung hier tut mir gut. Ich kann mit Klein-Enzo spielen und fühle mich um Jahre jünger."

"Du bist herzlich willkommen", fügt Elena an. "Meine Eltern leben auch nicht weit, wir werden viel Spass haben. Und ihr seid gefälligst vorsichtig, hört ihr? Mit skrupellosen Verbrechern ist nicht zu spassen."

Isabella lacht. "Wir müssen es ja wissen, Elena!" Sie zwinkert ihr zu.

***

Zwei Tage später trifft Java ein. Umbigwe hat sie am Flughafen in Taranto abgeholt.

"Danke, dass du meinetwegen deine Tour unterbrichst. Es tut sehr gut, dass du hier bist."

"Hey - das ist doch selbstverständlich. Meine Tour kann warten, das hier geht vor. Wie geht es Malaika?"

"Wir telefonieren täglich. Sie fühlt sich bereits etwas besser. Sie können jedoch nicht mehr lange warten. Die Beerdigung ist vielleicht schon vorüber, bis wir eintreffen. Wir haben ausgemacht, dass wir in diesem Fall noch ein grosses Erinnerungsfest an Omari feiern werden."

"Wir können sofort losfahren, wir müssen auf niemanden mehr warten. Dann schaffen wir es vielleicht noch."

"Wir dürfen Isabellas Jet nehmen."

Java schüttelt den Kopf und lacht. "Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen, dass meine besten Freunde sich nie über Kosten Gedanken machen müssen."

"Ich auch nicht. Aber sie sind so einfach geblieben, trotz ihrer Millionen."

"Marco wird sich hüten, sich zu verändern. Den würde ich windelweich prügeln, wenn er sich zu einem Snob entwickeln würde - und das weiss er!"

"Wie lange kennt ihr euch eigentlich schon?" Umbigwe schaute konzentriert auf die Strasse und blickt seine Freundin nur kurz von der Seite an.

Sie schmunzelt. "Wir waren noch halbe Kinder, wir kennen uns ewig. Das verbindet."

"Wart ihr mal zusammen?"

Java legt ihre Hand auf seinen Arm. "Nein. Es hätte passieren können, sicher. Wir waren auf Anhieb voneinander fasziniert. Der zurückhaltende Schweizer war wohl der Grund, weshalb es nie zum Sex kam, denke ich. Liebe ja, aber eine Liebe ohne Lust, eine tiefe Verbindung."

"Wie Familie, das ist schön. Bereust du es?"

"Nein. Marco und ich kennen uns auswendig. Wir sind miteinander verbunden. Und daran, mein attraktiver Löwe, wird sich nichts ändern. Du wirst damit leben müssen."

Umbigwe lacht. "Marco ist auch mein Freund. Ich werde sehr gut damit leben können, meine schöne Kaffeeblüte."

Die Fahrt von Taranto nach Nardò dauert etwas mehr als eine Stunde. Sie erreichen das Agriturismo kurz nach Mittag. Obwohl man sich freut, sich nach so kurzer Zeit wiederzusehen, bleibt die Stimmung getrübt.

Marco und Umbigwe haben bereits gepackt und Java stellt ihren Koffer bloss zum Rest des Gepäcks.

"Etwas essen solltet ihr noch, vor der Abfahrt. Ich habe eine Gazpacho vorbereitet, es hat noch Rosmarinbrot, Käse, Prosciutto und Früchte. Setzt euch", Salvatore weist ihnen den Tisch unter der mächtigen Pinie.

Isabella hält den kleinen Enzo auf dem Arm und setzt sich ganz am Ende hin. "Mein Flugzeug steht in Lecce, das ist näher als Taranto. Ihr werdet nach Jaunde fliegen und danach einen Hubschrauber nehmen. Es gibt keinen näheren Flughafen in der Region, wo eine grössere Maschine landen kann."

"Macht euch auf ein Land ohne jeden Komfort gefassst, meine Freunde. Unsere Regierung ist korrupt und die Landesinfrastruktur kommt nicht voran."

"Mit Korruption können wir umgehen, denke ich", scherzt Marco, was ihm einen Klaps von Elena auf die Schulter beschert.

"Hey! Das ist nicht nett - selbst wenn es stimmt."

"Aber auf unserer Farm haben wir schon fast europäische Verhältnisse. Es gibt reines Wasser, Duschen und Toiletten. Wir haben zuverlässige Elektrizität und sogar Internet. Die Häuser sind trocken und frei von Ungeziefer." Umbigwes Augen strahlen. "Unsere Farm ist eine kleine Oase des Friedens. Ich freue mich darauf, euch das alles zu zeigen."

"Ich bin sehr gespannt darauf", meldet sich Java, "und mit Armut kenne ich mich aus. Ihr baut Kakao an?"

"Ja, aber nicht nur. Wir machen auch Maniok und Kochbananen. Der Kakao ist für den Export, alles andere für den Inlandmarkt und die Selbstversorgung."

"Meine Familie produziert Kaffee, in Bolivien, in Südamerika. Es wird sehr spannend sein, mehr über dein Land zu erfahren, mein Freund. Sehr schade, dass unser Reisegrund ein trauriger ist."

Salvatore hat unterdessen aufgetischt. Die Freunde essen und plaudern von weniger belastenden Dingen. Als sie aufbrechen verabschiedet sich Marco lange von seinem Sohn. "Soll ich dir aus Afrika einen kleinen Elefanten zum Spielen mitbringen? Ich werde sehen, was ich finden kann. Mein Kleiner, du fehlst mir jetzt schon."

Elena fährt die kleine Reisegruppe danach mit einem Kleinbus nach Lecce. Umbigwe sitzt hinten, schaut wortlos aus dem Fenster. Die hügelige, karge Landschaft zieht an ihm vorüber; es hat kaum Bäume, vereinzelte Büsche. Die pfeilgerade Strasse durchschneidet die Hochebene unnatürlich und dennoch eingebettet, unspektakulär. Umbigwe denkt an sein Land, an die schlammigen oder staubigen Strassen ohne Asphalt, an den dichten Regenwald. Dass die Freunde im Bus fröhlich plaudern, hört er nicht.

"Alles in Ordnung, mein Lieber?", Java legt ihre Hand auf seinen Arm.

Er erwacht aus seinen Gedanken. "Ja, geht schon. Ich habe daran gedacht, dass wir in eine vollkommen andere Welt reisen - ich weiss nicht, ob ihr euch dessen bewusst seid. Nichts in meiner Heimat ist mit dem, was wir hier haben, vergleichbar. Ausser vielleicht, dass auch dort Menschen leben, und mit dem, was sie haben, zufrieden sind."

Elena lenkt den Bus auf die Stadtumfahrung im Süden, Richtung Flughafen, der im Südosten der Stadt liegt.Das weisse Flughafengebäude ist Abflughalle und Tower in einem. Daneben stehen drei Hallen mit rot-weissen Dächern, auf welchen kürzlich Solarzellen installiert wurden. Ansonsten wirkt die Anlage alt, eher ungepflegt. Das Tor steht offen, ein Wärter grüsst. Elena fährt nicht auf den Parkplatz für die Touristen, sondern direkt auf das Flugfeld zu Isabellas Maschine. Sie lächelt und geniesst den Einfluss, den sie dank ihrer Familie noch immer hat.

Die Piloten warten bereits, begrüssen ihre Fluggäste und verladen das Gepäck. "Wir rechnen mit einer Flugzeit von etwa sechs Stunden. Ihr solltet, wenn möglich, versuchen zu schlafen. Das Wetter ist gut."

"Schlafen? Das werde ich mit Sicherheit nicht tun! Wir überfliegen die Sahara, da werde ich rausschauen müssen", freut sich Marco.

"Der grösste Sandkasten der Erde, mein Freund, ist uninteressant, langweilig, öde. Da hat es bloss Sand und Steine." Umbigwe klopft ihm auf die Schulter.

"Na und? Ich komme aus einem Land mit Grünflächen, Städten und Schneebergen - da ist alles andere interessant."

Marco umarmt Elena zum Abschied.

"Du freust dich riesig auf diese Reise, ich weiss. Ich käme gerne mit. Bitte seid vorsichtig. Gerade du solltest wissen, dass man mit skrupellosen Verbrechern nicht spassen kann."

"Wir werden nichts Gefährliches tun, versprochen. Wir unterstützen Umbigwes Familie und schauen uns seine Heimat an. Das ist alles."

"Bitte überlasst die Suche nach diesen Papieren den lokalen Behörden. Ich möchte nicht, dass ihr ins Kreuzfeuer von Menschenhändlern geratet."

"Wir versuchen zu helfen, mehr nicht. Ich melde mich, sobald ich wieder Verbindung habe. Solange du nichts hörst, ist alles in Ordnung, abgemacht?"

"Ja, sicher. So macht man das, wenn man verreist. Ich freue mich, wenn ich erste Bilder erhalte." Sie küssen sich. Als Elena zu ihrem Wagen zurückkehrt, hat sie Tränen in den Augen. Tief im Innern spürt sie eine Unruhe. Ihre Freunde und ihr Mann reisen in ein unsicheres Land und werden sich mit unbekannten Verbrechern anlegen. Sie hat Angst.

Als sie den Wagen vom Rollfeld fährt, dröhnen die Turbinen des Flugzeuges bereits. Langsam rollt die Maschine von ihrem Parkplatz zur Startbahn, kommt mit einem leichten Einfedern der vorderen Räder zum Stehen. Dann heulen die Turbinen auf, die Maschine beschleunigt, zieht die Nase hoch und steigt mit einer leichten Rechtskurve in den azurblauen Himmel.

Elena beschliesst, mit ihrem Cousin Kontakt aufzunehmen und ihre Organisation zu bitten, auf die kleine Reisegruppe achtzugeben, soweit es in ihren Möglichkeiten liegt. Dann startet auch sie den Motor und fährt nach Nardò zurück. Das Flugzeug ist bloss noch ein kleiner Punkt am Horizont.

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