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15 - Villeneuve - Schweiz

Gaston Blanchet ist sich schlechte Kritik längst gewohnt und weiß damit umzugehen. Sein Arzt hat ihm geraten, sich nicht mehr aufzuregen. Heute Morgen sitzt der Patron in seinem Büro und hat soeben den zweiten Beta-Blocker eingeworfen. Die Wasserflasche steht unberührt auf dem Schreibtisch und Gaston nippt an seinem teuren Singlemalt aus den Highlands.

Vor ihm liegt die Tageszeitung mit dem Artikel über die Ungerechtigkeit der Kinderarbeit in Afrika; verfasst von einer dieser Möchtegernjournalistinnen, denen nach ihrem unnützen Studium offensichtlich langweilig ist. Zum wiederholten Mal liest er die Zeilen, auf welchen diese Frau Zaugg behauptet, eine große Schokoladenfirma aus der Schweiz sei indirekt an der Kinderarbeit in Côte d'Ivoire beteiligt und mitschuldig daran. Es werden noch keine Namen genannt, aber Gaston weiß, dass die Frau sich offensichtlich auf seine Firma eingeschossen hat.

Blanchet greift nach dem Telefon und wählt die Nummer seines Rechtsberaters. Ungeduldig wartet er auf die Antwort.

"Gaston, guten Tag. Was kann ich für dich tun?"

"An diesem Tag ist nichts gut. Hast du die Zeitung gelesen?"

"Ja. Und?"

"Wie kannst du nur so ruhig sein? Die meint uns, das ist doch klar."

"Es werden keine Namen genannt. Zudem sind ihre Argumente nicht stichhaltig. Sie kann nichts davon beweisen. Wenn sie uns namentlich nennt, werden wir sie verklagen. Sie wird fortan für uns arbeiten. Wir werden ihr gesamtes bescheidenes Vermögen einkassieren. Es besteht kein Grund zur Beunruhigung, mein Freund."

"Das sagst du so locker. Ein Wirtschaftsprüfer hat sich angemeldet. Er wolle unsere Importe und unsere Handelspartner überprüfen."

"Wann ist der Wisch gekommen?"

"Vor zwei Tagen, warum?"

"Dann ist es Zufall. Der Artikel ist erst heute in der Zeitung. Sie hätten die Information frühestens gestern erhalten. Schick mir den Brief, ich kümmere mich darum und mache einen Termin, an dem ich auch dabei sein kann."

"Da ist noch etwas ...", Gaston nippt an seinem Whisky.

"Was denn?"

"Mein Sohn scheint in die Sache verwickelt zu sein."

Am anderen Ende der Leitung wird es still. Gaston hört den Anwalt unruhig atmen. "Wenn das stimmt, dann hast du ein echtes Problem. Rede mit Serge, hörst du? Du musst alles erfahren. Wenn er da drinsteckt, dann können wir wenig für ihn tun."

"Was heißt das?" Gaston wird unsicher.

"Das bedeutet, dass du dich wirst entscheiden müssen. Dann wird es heißen, dein Sohn gegen deine Firma - das heißt das. Wann kannst du mit ihm reden? Ich will dabei sein."

"Er kommt nicht vor nächster Woche aus Afrika zurück."

"Du hast ihn runtergeschickt? Wozu?"

"Er soll vor Ort für geregelte Ordnung sorgen, deshalb."

Der Anwalt schnaubt. "Mein lieber Gaston, das war vielleicht falsch. Wenn dein Sohn drinsteckt, also ein sehr großes Wenn, dann könnte er versuchen, die Sache vor Ort zu vertuschen. Das könnte zu einer größeren Sauerei führen, als wir sie noch vertuschen könnten. Mit Verlaub, das war keine gute Idee."

"Soll ich ihn etwa zurückpfeifen?"

"Das würde ich dir empfehlen, ja."

"Also gut. Und was machen wir mit dieser Selina Zaugg?"

"Das lass mal meine Sorge sein. Ich werde mich erkundigen, wie seriös sie arbeitet und wo sie ihre Quellen hat. Die hat bestimmt Dreck am Stecken, wenn sie auf Sensationsjournalismus aus ist. Ich melde mich wieder."

Gaston Blanchet wirft das Blutdruck-Messgerät, welches der Arzt ihm gegeben hat, in eine Ecke des Büros und greift zum Whisky.

***

Côte d'Ivoire. Der Stadtteil Plateau liegt auf einer der zahlreichen Halbinseln mitten in der Stadt Abidjan. Hier thronen viele Luxushotels, Serge hat ein Zimmer im Mövenpick gebucht; ganz der Schweizer. Nach dem Einchecken lässt er sich mit einem gelb-blauen Taxi zum Treffpunkt einmal quer durch die Stadt fahren. Er hat keine Ahnung, wo er sich befindet. Es ist eine schummrige Bar, in welcher sich Serge mit Bono und Cyril Goude trifft. Ein Türsteher führt den Schweizer zu einem Vorhang, hinter welchem sich eine Tür befindet. Er klopft kurz an, lässt den Gast danach eintreten.

Der Raum dahinter sieht sauber aus, ist modern eingerichtet und mit einer eigenen kleinen Baar ausgestattet. Die zwei Männer warten bereits auf bequemen Sesseln. Serge lässt sich ein Bier bringen und setzt sich dazu.

"Bonjour! Sie sind also der Schokoladenfabrikant aus der Schweiz, ja?"

"Der bin ich. An Ihrer Stimme erkenne ich, dass Sie Monsieur Goude sein müssen, dann bist du wohl Bono. Freut mich."

"Warum sind Sie hier? Was denken Sie hier tun zu müssen, das Sie nicht auch von Europa aus tun können?"

"Mein Vater, der Besitzer der Firma, muss periodisch überprüfen lassen, wie auf unseren Plantagen gearbeitet wird. Ich brauche Beweise, dass die Richtlinien bezüglich der Kinderarbeit eingehalten werden." Serge nimmt einen Schluck Bier um seine Lüge runterzuspülen.

Bono stellt seinen Drink auf den Tisch. "Das hast du bereits am Telefon gesagt. Gleich danach hast du nach neuen Arbeitskräften verlangt. Raus mit der Sprache: Was willst du hier?"

Während des ersten Teils dieses Gespräches hat Goude bloß amüsiert zugehört. Nun richtet er seinen Blick auf Bono: "Ich glaube, der elegante Juniorchef möchte seinen Vater hintergehen. Ich vermute, er möchte uns ein Geschäft vorschlagen; liege ich da richtig, Monsieur Blanchet?"

"Ich will Ihnen ein Geschäft vorschlagen, ja. Ob ich damit meinen Vater hintergehe oder nicht, weiß ich nicht. Ich bin hier, damit wir die Sache so diskret wie möglich organisieren können. Es sind Zeitungsberichte aufgetaucht, welche meinen Vater beunruhigen. Ich bin hier, um diese Sache zu bereinigen."

"Sie wollen billigen Kakao in guter Qualität, richtig?"

"Richtig. Darüber hinaus will ich Papiere, welche die faire Produktion dieses Kakaos belegen. Und ich muss einige vorzeigbare Fotos machen können, die wir danach auf unserer Homepage posten dürfen."

"Mit zufriedenen, erwachsenen Arbeitern, nehme ich an."

"Das wäre der Sinn, ja."

Goude nimmt einen Schluck Wasser. "Was meinst du Bono? Kriegen wir das für Monsieur Blanchet hin?"

Bono hat längst bemerkt, dass Goude sich über den Schweizer lustig macht. Er spielt mit. "Ja, das kriegen wir hin, Chef. Unser Gast wird zufrieden sein."

"Und nun berichten Sie mir bitte, was in Kongo geschehen ist."

"Was soll denn da geschehen sein?" Goudes Stimme wird leiser.

"Man spricht von einem toten Kakaofarmer."

"Der Kongo ist weit weg. Wieso sollten wir wissen, ob dort ein Farmer gestorben ist?"

"Sie sollten mir die Wahrheit berichten. Hören Sie, ..."

"Nein, jetzt hören Sie mir ganz genau zu, Monsieur. Ein Anruf von mir genügt, und Ihr Vater wird Sie nicht zurückhaben wollen. Sie wollen die Wahrheit hören? Gut. Die Wahrheit ist, dass es Sie einen feuchten Affendreck interessiert, was im Kongo passiert ist. Sie interessiert bloß, ob dadurch Ihr Name durch den Dreck gezogen wird, aus dem Sie hervorgekrochen sind. Sie interessieren sich weder für die Herkunft Ihrer Ware noch für die Probleme hier in Afrika. Sie interessieren sich nur für das Geld, welches Sie mit unserem Produkt verdienen. Also stellen Sie keine Fragen, die Sie nicht interessieren."

Serge schwitzt. Er lehnt sich zurück und sagt kein Wort, dann trinkt er sein Bier aus. Als er hinausgeht, wird er von Goude nochmals zurückgehalten.

"Seien Sie morgen pünktlich um zehn in der Hotellobby. Sie werden abgeholt. Danke, dass Sie uns besuchen kommen, Monsieur Blanchet." Vom Gefühlsausbruch ist nichts mehr zu spüren, die Freundlichkeit in der Stimme ist wohlwollend. Bono grinst breit, als er den Schweizer nach draußen begleitet.

***

Gaston Blanchet sitzt im Büro seines Anwaltes Pierre Miauton, ein Penthouse-Büro mit Sicht auf den Lac Léman. Die Herren haben eine Tasse Tee vor sich stehen, der Konferenztisch ist mit Papieren und Zeitungen übersäht.

"In welchen Zeitungen hat sie das verbreitet?"

"Zuerst ist es in Kongo erschienen, wo sie Beziehungen zu haben scheint, zudem sind die Nachrichten dort regional wichtig. Ndembo war ein wichtiger und vor allem geschätzter Arbeitgeber, in ganz Zentral- und Westafrika. Später war es auch in den Zeitungen in Ghana und Côte d'Ivoire." Miauton reicht seinem Freund eine kongolesische Zeitung.

"Das hat uns noch gefehlt. Wäre mir lieber, wenn der Bauer ein Niemand gewesen wäre."

Miauton schüttelt den Kopf. "Du schickst kein Kind quer durch den halben Kontinent zu einem Niemand. Die Mutter wusste, was sie tat. Ich habe über diesen Ndembo Informationen eingeholt: Er war ein Vorzeige-Kakaobauer mit weltweiten Beziehungen. Doch das ist nicht alles. Er hat einen Bruder, der für die Sizilianische Mafia gearbeitet hat; er heißt Umbigwe Ndembo und betreibt heute ein eigenes Ferien-Resort auf Sizilien."

"Auch das noch. Das darf doch nicht wahr sein. Mitten in ein Wespennest."

"Das kann auch Vorteile haben. Es könnte uns gelingen, den Mord den Sizilianern unterzujubeln; dann wären wir fein raus. Momentan erscheint dein Name noch in keinem Zusammenhang, aber das ist wohl bloß eine Frage der Zeit."

"Wenn wir Glück haben, sind unsere Papiere inzwischen vernichtet. Dann gibt es keinen Bezug mehr zu dieser leidlichen Geschichte. Wir pflegen keine Geschäfte mit Kongo. Wir beziehen unseren Kakao ausschließlich aus Ghana und Côte d'Ivoire. Und Serge bringt uns die Bestätigungen für faire Produktion mit."

"Vertraust du deinem Sohn?"

Gaston rührt seinen Tee, er denkt lange nach - zu lange, wie es scheint. "Er war ziemlich aufgebracht über die Erb-Klausel, die wir eingebaut haben."

"Verständlich. Aber vertraust du ihm?"

"Nein. - Verdammt, er ist mein Sohn und ich kann ihm nicht vertrauen. Das ist schlimm genug."

"Hast du jemals darüber nachgedacht, deinen Kakao aus kontrollierten Anbaugebieten zu beziehen?"

"Seit wann gibt es da Unterschiede? Die Bauern sollen das Zeug anbauen; schließlich liefere ich ihnen gutes Geld dafür, dass sie den halben Tag faul unter den Bäumen liegen."

"Mit dieser Einstellung, mein Freund, kommst du heute nicht mehr weit. Das Afrika, das du kennst, gibt es nicht mehr. Heute musst du berechnende Geschäfte machen. Die Einweg-Lieferung aus der Kolonialzeit ist längst überholt und durch Strukturen ersetzt, die man kennen muss."

"Ja, ja, schon gut. Dafür habe ich dich angestellt. Du überprüfst doch alle Lieferantenverträge sorgfältig, bevor ich unterschreibe."

"Das ist richtig. Aber du unterschreibst immer erst dann, wenn der Kakaopreis tief genug ist. Beides geht nicht. Du kannst nicht faire Ware bestellen und nichts dafür bezahlen wollen. So funktioniert das nicht mehr."

"Was schlägst du also vor?"

"Serge wird vermutlich schöne Papier mitbringen, die nichts wert sind, weil sie gefälscht sind. Wir sollten einen Liefervertrag mit einer anerkannten Organisation, wie zum Beispiel Max Havelaar, abschließen. Dann dürfen wir deren Logo auf die Verpackung drucken."

"Was wird uns das kosten?"

"Auf jeden Fall weniger, als wenn dein Name im Zusammenhang mit Kinderarbeit in den Zeitungen erscheint; so viel ist sicher."

"Ich will eine Zahl sehen. Erst dann kann ich entscheiden, ob ich mir das leisten will oder nicht. Was machen wir nun mit diesem Wirtschaftsprüfer?"

"Nichts. Er soll kommen und deine Buchhaltung überprüfen. Da ist alles wasserdicht. Er wird nichts finden. Vielleicht wird er aufgrund des Artikels in der Zeitung einige Fragen stellen, dann zeigst du ihm die Bestätigungen und Dokumente, die du schon hast."

"Dann wollen wir mal hoffen, dass der Artikel dieser Frau Zaugg keine großen Wellen schlägt. Ich will unsere Schokolade nicht aus den Regalen nehmen müssen."

Miauton trinkt seinen Tee aus. "In zwei Tagen wird niemand mehr über diesen Artikel reden. Die Menschen hier wollen keine Probleme hören, die sie in ihrem Konsumverhalten einschränken könnten. Die Europäer sind wenig daran interessiert, woher ihr Luxus kommt. Hast du Serge erreicht?"

"Ja. Er kommt morgen zurück. Er hat bereits eine unserer Farmen besucht, Fotos für die Webseite gemacht und die Bestätigungen erhalten, sagt er."

"Diese Papiere will ich umgehend sehen. Ich muss sie auf Echtheit überprüfen. Die Fotos kannst du meinetwegen auf deine Homepage stellen. Sieh zu, dass man keine Gesichter erkennen kann, von denen du keine schriftliche Genehmigung für die Veröffentlichung hast."

"Die sehen eh alle gleich aus da unten."

"Mein Freund, du musst an deinem Rassismus arbeiten. Irgendwann wird dich jemand deswegen verklagen."

Gaston murrt, bedankt sich für den Tee und verlässt das Büro seines Anwalts. Miauton setzt sich an den Computer und bewegt die Maus. Der Bildschirm erwacht und zeigt die angefangene Mail an eine gewisse Frau Kathrin Zürcher.

***

"Mein Sohn, zeige mir, was du alles mitgebracht hast. Setz dich auf den Stuhl da."

Serge legt die Aktenmappe auf den Schreibtisch im Büro seines Vaters am Hauptsitz der Firma. Dann setzt er sich wie angeordnet auf den Besucherstuhl.

Gaston überfliegt die Papiere. "Und das ist alles amtlich bestätigt? Die Papiere sind echt?"

"Vater! Du traust mir zu, ich würde mit gefälschten Papieren zu dir kommen? Du enttäuschst mich."

"Du mich auch, aber lassen wir das. Man kann heute niemandem mehr trauen. Sie könnten dich hintergangen haben. Warst du dabei, als die Papiere unterzeichnet wurden?"

"Nein, war ich nicht. Man hat sie mir im Büro auf der Plantage gegeben."

"Siehst du? Und schon gibt es da eine Unsicherheit. Ich werde die Papiere unserem Anwalt zeigen."

"Sieh dir die Fotos an. Alles Erwachsene; keine Kinder."

"Gut. Ich werde sie an die IT-Abteilung liefern - die sollen einen hübschen Bericht über die Herkunft unserer Ware erstellen. Das kommt auf die Homepage."

"Was geschieht nun mit unseren Lieferanten?"

"Was soll mit ihnen geschehen? Sie liefern uns den Kakao, wir bezahlen sie. Fertig. Wenn deine Papiere echt sind, dann haben wir nichts verbrochen. Wenn nicht, dann werde ich mir überlegen, was ich mit dir anstellen soll."

Serge schluckt. Sein eigener Vater wird zusehends zu einem Problem.

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