6. Kein Entkommen
Wir saßen nicht lange im Klassenzimmer bis die Lautsprecheranlage anging und eine Stimme zu uns sprach:,, Liebe Schüler und Schülerinnen, ich bitte sie sich in der Aula zusammenzufinden." Verwundert und etwas irritiert standen wir nacheinander auf und gingen zur Aula. Viele andere Schüler haben sich ebenfalls dort versammelt und diskutierten eifrig darüber, was die Ansprache zu bedeuten hatte. Als der Saal gefüllt war, wurden die Türen verschlossen. Die Lichter verloschen kurzzeitig, ehe sie nach vorne auf das Pult, welches auf einer kleinen Bühne stand, gerichtet wurden. Es stand eine ältere Person hinter dem Pult, der uns mit seinen roten Augen gefährlich musterte. Irgendwie kam er mir sehr bekannt vor, doch ich wusste nicht woher. Meinen Mitschülern erging es anscheinend ebenso, denn sie begannen leise über ihn zu flüstern.
Angestrengt dachte ich nach, bis es mir wieder einfiel. Meine Augen weiteten sich mit jeder weiteren Sekunde, die ich damit verbrachte jedes einzelne Detail von dem Mann an dem Podest in mir aufzunehmen. Ich machte daraufhin ein paar Schritte zurück. Ängstlich und vorsichtig. Er war nämlich kein normaler Mensch. Er war Vladimir Scheschin! Ein Vampir! Der Mann in den Nachrichten. Jetzt fiel mir ein, wen Elvithan gemeint hatte.
Plötzlich kamen die Gestalten hinter ihm ebenfalls zum Vorschein. Meine Kinnlade fiel hinunter. ,,DU!", sagte ich etwas zu laut, sodass mich sofort mehrere Blicke verwirrt und überrascht ansahen. Peinlich berührt, hielt ich mir die Hand vor den Mund. Leider hatte der Vampir mich schon bemerkt. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, was mir einen eiskalten Schauer einjagte. Seine Augen glühten gefährlich auf, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Kurz war ich wie erstarrt, bis ich mich wieder zusammenriss und zum nächsten Ausgang eilte. Auch andere versuchten ihr Glück und begaben sich zu den Ausgängen.
Leider waren alle Türen, aus denen wir hätten fliehen können, verschlossen. Selbst die Lehrer konnten diese nicht aufschließen, denn aus einem unbekannten Grund passten die eigentlich dafür vorgesehenen Schlüssel nicht mehr. Als ich meine aussichtslose Flucht erkannte, drehte ich mich um und wollte nach einem anderen Weg suchen, um hier herauszukommen. Doch genau, als ich meinen Kopf zurück wandte, sah ich in seine roten Augen. Als nächstes kam sein diabolisches Grinsen zum Vorschein gefolgt von seinem wunderbaren Körper und seinen schwarzen Haaren, die wie dunkle Federn im Licht schimmerten. ,,Da bist du ja wieder, Leonardo!", sagte Elvithan und berührte meine Wange. Ich zuckte unter seiner Berührung zusammen, da ich an den Schmerz zurückdenken musste, welcher er mir erst vor Kurzem zugefügt hatte.
Mein Blick war gesenkt. Ich traute mich nicht ihm in die Augen zu sehen. Leider zwang er mich dazu, indem er mir mit einer unheimlichen tiefen und keineswegs menschlichen Stimme ins Ohr flüsterte:,, Sieh mich an!" Ich wusste nicht was danach mit meinem Körper geschehen war. Die Schwerkraft um mich herum wurde erdrückend stärker. Auf meinen Körper wurde ein noch nie zuvorer Druck ausgeübt, sodass ich gezwungen war vor dem Vampir auf die Knie zu gehen. Ich wusste nicht, was er mit meinem Körper gemacht hatte, doch eins war ich mir sehr sicher: Er hatte meinen Körper unter seiner Kontrolle. Zudem glaubte ich tief in meinem Inneren, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis ich genau wie mein Körper es getan hatte, ihm verfiel. Ich hatte eine unangenehme Vorahnung, die mit jedem Atemzug -der sich anfühlte als würde man mir die Luft aus den Lungen pressen- stärker wurde. Wütend, gedemütigt und von Furcht gepeinigt sah ich zu Elvithan hinauf.
Ein Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. Ihm gefiel es anscheinend mich so gedemütigt zu sehen! In diesem Moment wurde ich mir bewusst, in welche Situation wir nur geraten waren. Sie hatten die komplette Kontrolle über uns Menschen und zeigten es auch dementsprechend. Sie wollten uns nicht nur mit dem schlimmsten, was einem Lebewesen passieren kann, drohen: Dem Tod!
Sie wollten uns leiden lassen, unsere Herzen brechen, der Menschheit zeigen, wie sehr wir ihnen, den Vampiren, doch unterlagen. Sie wollten uns gefügig machen! Uns zu ihren Sklaven machen! Der Tod war nur etwas mit dem sie uns einschüchtern wollten, denn das wahrhaftig Schlimme würde uns noch erwarten. Nämlich die Tatsache wie wir unsere eigene Zivilisation zerstörten, nur um dafür am leben gelassen zu werden. In den kalten Augen Elivthans erkannte ich leider, dass ich kein leichtes Leben mehr haben werde. Denn fortan schien ich sein Interesse sehr erweckt zu haben.
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