
37. Was denkt sich dieser Bastard?
Der Fremde brachte mich mit seiner Antwort total aus dem Konzept. ,,Was meinst du damit? Du sollst mich zurück zu meinem Vater bringen!? Als ob er soetwas je in die Wege leiten würde!", schrie ich und war ziemlich verärgert. Mein Vater hat sich einen Scheißdreck um mich gekümmert.
Wieso also sollte er es nun tun?
Weiß er etwa, dass ich nicht mehr menschlich war? Wollte er nur durch mich an noch mehr Macht gelangen?
Fragen über Fragen schwirrten mir durch den Kopf, sodass ich den Rest meiner Umgebung ausblendete und gar nicht merkte, wie man mich immer weiter vom Gelände der Schule bzw. der Vampire wegbrachte.
Erst, als man mich in einen schwarzen Bus beförderte, erwachte ich aus meiner Trance.
,,Wo bin ich? Wo fahren wir hin?", fragte ich empört und zugleich etwas neugierig. ,,Mein Gott. Ich habe schon die Hoffnung gehabt, dass du endlich still geworden wärst!", meinte der Mann, der mich hierher gebracht hatte und strich sich dabei durch seine Haare. Gut aussehen tat er ja schon, aber das tat gerade nichts zur Sache. Kritisch musterte ich die Männer, die sich ebenfalls im hinteren Abteil des Busses befanden.
Alle hatten dunkle Mäntel an und sahen ziemlich gemeingefährlich aus.
,,Wirst du mich wirklich zu meinem Vater bringen!?", fragte ich nach einer Weile ernst, in der das Fahrzeug schon begonnen hatte, den Asphalt hinter sich zu lassen. ,,Ja!", antwortete Angesprochener und blieb für die restliche Fahrt still, was ich ihm gleich tat. Zu sehr war ich auf meinen Vater fokussiert. Und in meinen Gedanken traf ich die Entscheidung, ihn auf den Verbleib meiner Mutter anzusprechen. Vielleicht war sie ja noch am Leben und ich hatte einfach vor der Klippe des Todes halluziniert? Möglich wäre es schließlich.
Das dies eine ziemlich schlechte Idee gewesen war, erfuhr ich erst, als ich nach einer Weile aus dem Bus befördert und in ein großes Glasgebäude geführt wurde, wo ich schließlich in einem der luxuriösen Zimmer meinem Vater begegnete.
Alleine seine Miene sagte tausend Worte, die ich ihm gerne zurückgegeben hätte. Doch ich vergniff es mir und kam lieber gleich zur Sache:,, Sag mir alles, was du über Mutter weißt?" Mein Vater blieb still, sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich noch mehr -wenn dies überhaupt möglich war-
,,Du weißt, dass ich mit dir nicht über sie reden werde!", erwiderte er schließlich mit dunkler Stimme, welche mich damals bestimmt eingeschüchtert hätte, nicht mehr nachzufragen. Doch heute war ich jemand andres. Ich hatte mich verändert, bin stärker geworden.
Aus diesem Grund ging ich näher zu ihm und sagte noch einmal bedrohlich:,, Sag mir alles, was du über sie weißt!" Mein Vater hob überrascht seine Augenbrauen, ehe er sich wieder fing. ,,Wieso fängst du jetzt an dich gegen mein Wort aufzulehnen? Haben dir diese Drecksvampire den Verstand vernebelt? Denkst du, du könntest dich nun gegen mich stellen, nur weil du dein Äußeres verändert hast? Das ich nicht lache! Du bist nichts anderes als ein naives Kind, das längst gestorben wäre, hätte ich ihn nicht holen lassen!", meinte mein Vater und setzte sich dabei in seinen Schreibtischstuhl, um seine Machtposition noch deutlicher zu machen.
,,Das hat damit rein gar nichts zu tun. Dein 'naiver' Sohn wie du mich nennst, hat sich verändert. Er hat gemerkt, dass sein Vater nichts anderes als ein Arschloch ist, vor dem man keine Angst haben muss. Er ist erwachsen geworden!", erwiderte ich und verschränkte meine Arme vor meiner Brust, der Blick kalt und dominant auf dem älteren Mann vor mir haftend. Mein Vater schnaubte verächtlich und machte eine abwertende Handbewegung. Ich wusste nicht, was jene zu bedeuten hatte. Erst als die Tür aufging und der Junge von damals den Raum betrat, erkannte ich dessen Sinn.
,,Musst du dir jetzt schon einen Wachhund anlegen, um gegen mich anzukommen? Bist du etwa schon so alt?", sagte ich spöttisch und ließ mich von seinem Handlanger nicht beeindrucken. ,,Frech wie immer, aber das hast du wohl von deiner Mutter!", meinte er, worauf ich zum ersten Mal hellhörig wurde und keinen dummen Kommentar abgab.
,,Erzählst du mir jetzt alles?!", fragte ich etwas entspannter und nur noch halbwegs genervt. Der Ältere seufzte, schaute mir kurz innig in die Augen, bevor er nickte. ,,Ich werde dir alles erzählen. Auch, warum du nun so aussiehst. Aber dafür musst du mir eins versprechen!", meinte mein Vater, woraufhin ich fragte:,, Was?"
Mein Gegenüber fing an zu grinsen, ehe er fortfuhr:,, Du musst versprechen, mir dabei zu helfen, die Vampire auszurotten!"
Überrascht sah ich ihn an und überlegte. Viel Gutes haben mir diese Blutsauger sowieso nicht gebracht, also spräche ja nichts dagegen meinem Vater zu helfen, oder?
Ehe ich jedoch weiter denken konnte, fielen mir Elvithan und Raven ein und mein Herz krümmte sich krampfhaft zusammen, bei dem Gedanken sie zu töten. Dennoch riss ich mich zusammen und stimmte meinem Vater zu. Ob dies letztendlich der Wahrheit entsprach oder nicht, musste er ja nicht erfahren. ,,Gut. Nicolas, bringe ihn bitte in das Zimmer!", befahl mein Vater, was der Mann namens Nicolas sogleich tat.
Mein Vater blieb zurück, was mich verwunderte. ,,Was wollen wir in diesem komischen Zimmer und wieso kommt er nicht mit?", fragte ich, während mein Begleiter bzw. Entführer Nicolas mich durch verschiedene Gänge führte. ,,Du bist so nervig. Dachte schon, dass ich dich los wäre. Wärst du nicht der Sohn meines Meisters und nicht nur 'er', wie du ihn eben bezeichnet hast, hätte ich dich schon längst von der Klippe des Todes springen lassen. Dein Gelaber kann man ja nicht ertragen. Alleine deine Stimme, jagt mir Kopfschmerzen ein!", knurrte der gutaussehende Mann, worauf ich still war. Im Geiste jedoch warf ich ihm lauter Schimpfwörter an den Kopf, die mir spontan so einfielen. Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich nicht merkte, wie Nicolas vor einer Tür stehen blieben. Und wie das Schicksal es so gewollt hatte, rannte ich direkt in ihn hinein. Hinfielen taten wir zwar nicht, aber seinen tödlichen Blick konnte ich leider nicht entkommen. Gerade, als ich mich schließlich zu einer Entschuldigung durchgerungen hatte, machte er die Tür auf und schob mich ins Innere.
Noch immer konnte ich seinen Blick auf mir spüren, was mir eine Gänsehaut einjagte. Noch nie hat mich jemand so verabscheut, obwohl ich ihn ja noch nicht einmal einen Tag kannte.
Was war also sein Problem?
Hatte er Aggressionnstörungen, oder was?
In der Gegenwart angekommen, da ich mich dazu entschieden hatte, nicht weiter über einen solchen Idiot wie ihn nachzudenken, sah ich mich im Zimmer um. Die Fenster waren mit Vorhängen bedeckt, die an einigen Stellen schon zerrissen waren. Der Putz der Wände war ziemlich mitgenommen und der Raum insgesamt sehr verstaubt und vermodert. Spinnennetze hingen in allen Ecken des Zimmers und der Gestank nach Verwesung lag in der Luft. Ein Bild hing an der gegenüberliegenden Wand, war jedoch größtenteils von einem Vorhang verdeckt. Es befanden sich keine Möbel im Zimmer, einzig alleine eine Sarg zierte das Zentrum.
Auf jenem hölzernen Kasten lagen weiße Blumen, die das einzige im Zimmer waren, was noch neu und frisch war.
Verwundert drehte ich mich zu Nicolas um, der jedoch kein Wort äußerte. Erst nach einer Weile, in der ich ihn die ganze Zeit über eindringlich anstarrte, sagte er etwas:,, Da du wohl nie damit aufhören wirst mich abzustarren -was ehrlich gesagt ziemlich nervig ist- werde ich dir das Erzählen, nach dem du die ganze Zeit über schon strebst!" Dankbar sah ich ihn an. ,,Bild dir ja nichts ein. Wenn du mich auch nur ein einziges Mal unterbrichst, wird kein Wort mehr über meine Lippen kommen!", fügte er drohend hinzu.
Ich schluckte und nickte demütigst.
,,Gut. Dann fangen wir an!", sagte Nicolas und schloss die Tür hinter sich zu, was mich nervös machte.
Er kam auf mich zu und blieb so nah vor mir stehen, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Ich konnte seinen Duft einatmen, der nach Kamille roch und ich konnte seine Augen bewundern, die gefühlt bis in mein Innerstes sahen. Eine Weile änderte sich nichts, bis er seine Hand auf meine Wange legte und mich küsste. Ja, er küsste mich. Wie erstarrt stand ich da, doch als ich es realisierte, wollte ich ihn von mir stoßen. Es fühlte sich widerwärtig an. Anders als bei Raven oder Elvithan.
Leider hatte er mein Handgelenk so stark in seinem Griff, das ein Entkommen unmöglich war. Wütend sah ich ihn an, doch seine Augen veränderten sich nicht. Sie waren so mystisch wie eh und je. Ich konnte nicht einen Gedankengang von ihm nachvollziehen.
Wieso zur Hölle küsste er mich? Er konnte mich doch keineswegs ausstehen!
Nach einer ganzen Weile, die ich damit verbringen musste, meinen Mageninhalt nicht der Welt zu präsentieren, löste er sich schließlich von meinen Lippen. Sofort brachte ich eine erhebliche Distanz zwischen uns und rieb mir danach mehrmals mit der Hand über den Mund, als hätte ich etwas schlechtes gegessen.
,,Was sollte das?", keifte ich Nicolas aufgebracht an. Jener wandte sich von mir ab und meinte:,, Mir gefällt es genauso wenig wie dir, aber anders wirst du es nicht sehen können!" Verwundert sah ihn an.
,,Was meinst du damit?", fragte ich. ,,Was soll ich sehen können?"
☆☆☆☆☆☆☆
Hey, liebe Leser.
Hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. Würde mich mal wieder über Feedback freuen. Es ist nämlich sehr demotivierend, wenn man ein Kapitel postet und man kein einziges Kommi zurück bekommt. Dann denke ich nämlich, dass euch meine Story gar nicht wirklich interessiert.
Und die Story neigt sich jetzt langsam dem Ende zu. ;)
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