32. Dorians Fähigkeit & seine persönliche Hölle
-----------------Sicht von Raven----------------
Nachdem wir wieder zu uns gekommen waren, befanden wir uns noch immer im selben Raum. Dorian war verschwunden, aber das Zimmer seltsam verzerrt. Seine Erscheinung war dunkler verglichen mit dem zuvor.
Mein Kopf pochte wie verrückt. Noch nie habe ich soetwas empfunden. Wir Vampire waren je praktisch gegen solche Mängel der Menschen imun. Aber wieso tat es dann so unheimlich weh?
Ich versuchte die Schmerzen in meinem Kopf zu unterdrücken und stand auf. Elvithan hatte mit den selben Problemen zukämpfen. Doch da wir beide schon schlimmeres hinter uns hatten, versuchten wir das Pochen einfach zu ignorieren.
,,Weißt du, was mit uns passiert ist?", fragte mich Elivthan, wobei ich seine Frage korrigierte:,, Du meinst wohl eher, was mit uns noch passieren wird?!"
Er nickte. Machte sich ebenfalls Gedanken um unsere Situation.
,,Lass uns erst einmal Leonardo aufsuchen!", fing ich an, wobei mein Bruder mir zustimmte. Als ich jedoch durch die offene Tür schritt und Richtung Ausgang des Gebäudes zusteuerte, so verschwand das seltsame Gefühl nicht. Stattdessen wurde es immer stärker. Es war deutlich, dass etwas nicht stimmte.
Nachdem ich schließlich durch dir Haustür geschritten war, erstarrte ich. Vor mir war nicht der Garten, den ich eigentlich erwartet hätte. Es war eine leere. Ein schwarzes tiefes Loch. ,,Hey, Elvithan siehst du das selbe wie ich?", fragte ich und wunderte mich darüber, dass keine Antwort kam. Als ich mich jedoch umdrehte, erkannte ich wieso. Der Gang, in welchem mein Bruder hätte stehen müssen, war verschwunden. Dort war ebenfalls eine Leere zurückgeblieben.
,,Was zur Hölle!!!", fing ich an, wurde aber von einem lauten Schrei unterbrochen. Sofort drehte ich mich um und erstarrte. Die Leere war verschwunden. Statt ihr erschien ein grausames Bild. Ich befand mich in einem unbekannten Zimmer. Auf dem Bett befanden sich zwei Personen. Die eine lag unten, während die andere über ihm lag. Beide waren nackt und je genauer ich hinschaute, desto genauer wurden die Umrisse der Personen.
Als ich sie erkannte, konnte ich es nicht fassen. Mein Bruder Elivthan machte sich über Leonardo her; der laut stöhnte. Elvithan stieß ohne Erbarmen und Kontrolle in das enge Loch von meinem Geliebten. Oder unserem.
Ich hörte wie Leonardo zwischen seinem Gestöhne, sagte, dass er Elvithan mehr liebte und begehrte als mich. Seine Worten waren so ehrlich und von Lust erfüllt, dass es mir einen Stich ins Herz jagte.
Meine innerste Furcht spielte sich vor meinem Auge ab, nämlich, dass Leonardo Elvithan mehr liebte als mich. Das er mich fallen lassen würde. Ich wollte nicht mehr mit ansehen; wie mein Bruder Sex mit Leonardo hatte. Ich wollte sie anschreien. Sie auseinander bringen.
Doch leider bewegte sich mein Körper nicht mehr. Als ich an mir hinab sah; erkannte ich auch wieso. Ich befand mich auf einem Stuhl. Arme und Beine waren an dessen Lehnen gefesselt.
Ich saß nur da und sah ihnen zu. Wut und Angst vereinten sich in mir. Ich fühlte mich zum ersten Mal komplett machtlos. Fast als wäre ich so schwach wie ein Mensch.
Ich war gezwungen immer und immer und immer wieder dabei zu zusehen, wie Elvithan in meinem Liebling zum Höhepunkt kam. Es tat so unglaublich weh, dass ich zu schreien anfing. Doch beide hörten mich nicht. Tränen rannten an meinen Wangen hinab. Es war die reinste Folter für mich. Erst recht, da Leonardos Augen die ganze Zeit über in meine Richtung blickten. Als forderten sie mich heraus und wollten mich mit ihren Blicken nur noch weiter quälen.
Ich hielt es nicht mehr länger aus.
-----------------Sicht von Dorian-----------
Ich sah Raven dabei zu wie er verzweifelte. Er lernte nämlich gerade mein Individium kennen. Ich konnte in den Geist eines jeden Lebewesen eindringen und ihn nach Belieben manipulieren. Leider hasste ich diese Fähigkeit genauso wie die, welche ihr zum Opfer fielen.
Meine Kraft zeigte die innersten und tiefsten Ängste eines Menschen bzw. eines Vampirs. Leider war ich keine Ausnahme.
Man könnte sagen, dass ich mich in meiner persönlichen Hölle befand. Denn wohin ich auch sah, erblickte ich meine tiefsten Ängste. Nach meiner Zähmung waren meine Träume nur so von ihnen überflutet, dass ich den Verstand verloren hatte. Sie wurden immer schlimmer und grausamer, bis ich schließlich genauso grausam wurde und begann die Gefühle meiner Mitmenschen zu beeinflussen und sie auszunutzen.
Ich wollte, dass sie meine Welt sahen. Miterlebten was ich Tag für Tag sah. Wie ich mich fühlte. Die Welt verabscheute. Meine Fähigkeiten verabscheute.
Ich wurde von den Schreien Ravens aus den Gedanken geholt. Mir war nur allzu bewusst, wie schlimm es war seine Angst mitanzusehen. Ohne dagegen etwas auszurichten. Doch ihm damit helfen kam nicht infrage.
Ich stand eigentlich direkt neben meinem Bruder, doch sehen konnte er mich nicht. Ein Vorteil meiner Kraft.
Plötzlich verschwomm das Bild und Elivthan erschien. Auch er erlebte seine tiefste Angst, die jedoch etwas anders war als Ravens.
--------------Sicht von Elivthan-----------
Ich wachte auf in einem Raum, der nur von zwei Kerzen beleuchtet wurde. Die Luft roch modrig. Als wäre der Tod persönlich hier gewesen. Raven war verschwunden. Ich hörte Schreie, die ich überall hätte wieder erkennen können. Zwar war ich mir bewusst, dass etwas nicht stimmte, doch die Sorge um Leonardo war zu groß. Sofort rannte ich in die Richtung, in der er sein müsste. Als ich ihn sah, konnte
ich es nicht glauben. Sein nackter Körper war an einem Kreuz angebracht. Seine Beine waren gespreizt und an seinen Innenschenkeln lief Blut hinab. Seine schöne Haut war mit unzähligen blauen Flecken und Blutergüssen bedeckt. Seine Augen waren verbunden und seine Finger-sowie Fußnägel waren brutal entfernt worden.
Besorgt näherte ich mich ihm. Sofort befreite ich den Jungen von seinen Ketten, um ihn in die Arme zu nehmen und ihm die Augenbinde abzunehmen.
Seine Augen waren halb geöffnet und halb geschlossen. Doch, als er mich erblickte, riss er ängstlich seine Augen auf, fing an zu schreien und drückte mich von sich.
,,Was ist los? Was hast du?", fragte ich Leonardo, doch leider ging er nicht auf meine Fragen ein. ,,Bitte...bitte...tu mir nichts! Ich halte es nicht mehr länger aus....bitte...ich flehe dich an...tu mir nicht mehr weh!" Leonardo weinte wie noch nie zuvor. Ich verstand seine Worte nicht. Wieso reagierte er so seltsam auf mich?
Ehe ich ihn beruhigen konnte, befand ich mich einen Meter weiter von ihm weg. Konnte mich nicht bewegen. Als wäre ich gelähmt. Verwirrt und verwundert musste ich mitansehen, wie ein zweites Ich vor Leonardo erschien. Sein Grinsen war finster und diabolisch.
Seine Aura zeigte deutlich seine Mordlust.
Leonardo schien mich und meine Rufe nicht zu bemerken. Sein Blick war ängstlich gegen mein anderes Ich gerichtet. Ich schrie und schrie, doch niemand nahm mich wahr.
Mein anderes Ich packte Leonardo grob an den Haaren und riss ihn an sich heran. Nur, um sich danach wie ein wildes Tier erbarmungslos über ihn herzumachen. Seine Schreie wurden immer lauter.
Bis sie schließlich nur noch ein Wimmern waren. Das mein Anderes ich das Innere Leonardos ruinierte, schien ihm egal zu sein.
----------------- Sicht von Dorian-------------
Ich hatte es endlich geschafft. Meine beiden Brüder waren ihren tiefsten Ängsten ausgesetzt und versanken immer mehr in der Verzweiflung, während ich ihnen dabei zusah.
Und sie würden dort niemals ohne Hilfe hinauskommen.
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