22. Können Vampire auch geliebt werden -Teil 2-
Ravens Erzählung schien noch etwas länger zu dauern, weshalb er sich zu mir ins Bett gesellte und erst wieder
damit fortfuhr, als er sich an mich geschmiegt hatte. Zuerst wollte ich seine Berührungen nicht. Seine Nähe war mir unangenehm und ließ mein Herz schneller schlagen, weshalb ich nervös wurde und nicht wusste, was dieses Gefühl zu bedeuten hatte. Zum Glück ließ seine Stimme mich etwas von der seltsamen Wärme in meinem Herzen abzulenken:,, Sie starrte eine Weile die eiserne Tür an, hinter der Sascha gefangen gehalten wurde. Die lauten, unmenschlichen Schreie
von ihm waren nicht zu überhören. Aus diesem Grund konnte ich die Frau nicht einfach wieder gehen lassen. Die Möglichkeit, dass sie etwas über uns an die Öffentlichkeit brachte, war zu groß. Doch auch, als ich sie am Arm packte, starrte sie nur gebannt gegen die eiserne Tür. Leise fragte sie, ob Sascha dahinter wäre. Ich konnte ihr nicht antworten, sondern wandte den Blick ab.
Dies schien sie als ein ,,Ja" zu deuten, weshalb sie mich von sich stieß. Ich habe erwartet, dass sie die Chance nutzen würde, um sich aus den Staub zu machen. Zu meiner Verwunderung jedoch schnappte sie sich den Schlüssel der Tür, welcher ab der Wand neben ihr hing und öffnete die Zelle. Nur um anschließend hindurch zu schreiten.
Zu dieser Zeit konnte ich zum ersten Mal die Tat eines Menschen nicht nachvollziehen. Alles sprach dagegen.
Du musst nämlich wissen, dass ich damals nicht viel von euch gehalten habe. Ihr wart Insekten für mich -so wie Elvithan, Dorian und viele andere Vampire heute noch von euch denken.
Jene Frau hat mir gezeigt, wozu ein Mensch alles fähig waren. Das Gefühle wichtig und entscheidend waren. Bedeutungsvoll. Kostbar.
Sie hat meine Einstellung euch gegenüber komplett geändert. Das ist auch der Grund, weshalb ich manchmal ziemlich kühl wirke, es aber eigentlich gar nicht bin.
Naja nicht mehr.
Jedenfalls wollte ich nicht, dass die Situation noch mehr eskalierte als ohnehin schon. Aus diesem Grund stürmte ich ebenfalls ins Zellinnere. Erstarrte jedoch sofort.
Sascha, der in Ketten lag, um seine Bewegungsfreiheit einzuschränken, umarmte die Frau und weinte, während er seine Fangzähne in ihrem Hals versenkte.
Nachdem ich mich wieder gefangen hatte, rannte ich zu den beiden und wollte sie voneinander trennen, als Sascha seit langem wieder etwas Verständliches sagte. Seine Worte waren:' Nimm sie mir nicht weg!'
Dabei hatte er mich ziemlich flehend angesehen. Wie noch nie zuvor. Seine Augen wurden somit immer klarer und letztendlich wieder normal. Sein Blutdurst war ebenfalls gestillt. Seine Fänge ließen von dem Hals der Frau ab, doch jene machte keine Anstalten aufzustehen und davon zurennen. Beruhigend strich sie Sascha über den Rücken,um ihm zu zeigen, dass alles in Ordnung sei. Dass er nichts falsch gemacht hatte.
Einige Tage später wurde er schließlich von uns freigelassen. Es stellte sich heraus, dass die beiden sich während der Zeit im Krankenhaus kennengelernt hatten und sich mit der Zeit auch Gefühle zwischen ihnen entwickelt hatten. Fortan waren sie ein Pärchen. Glücklich wie eh und je. Etwas, was ich nicht von einer Menschensfrau erwartet hätte.
Sascha hatte sein inneres Wesen mit der Hilfe von ihr komplett verdrängt. Nach diesem Ereignis durfte er weiterhin als Arzt arbeiten. Uns es geschah nichts weiter erwähnenswertes mehr.
Man könnte es als Happy End betrachten."
,,Sind die beiden noch immer zusammen?", fragte ich wobei sein Blick trauriger wurde und er den Kopf schüttelte. ,,Nein, leider nicht. Sie ist vor einiger Zeit schon gestorben. Der Tod von ihr ist auch der Grund, warum Sascha von deiner Situation so dermaßen enttäuscht und verletzt war!", beantwortete Raven mir meine Frage, wobei er aber sogleich erneut meine Neugier schürfte.
Ich konnte der Frage nicht widerstehen:,, Wie ist sie gestorben?"
Zuerst schien Raven mit meiner Frage überfordert zu sein, doch nach kurzem Schweigen erzählte er es mir:,, Weißt du, nicht alle haben die Beziehung zwischen den beiden gutgehießen. Ein Vampir und ein Mensch....war nicht gerade das perfekte Paar. Zumal ihre Kinder nicht mehr reines Blutes wären.
Mein Vater machte sich deswegen Sorgen. Aber vielleicht war es auch die Angst davor, dass andere Vampire Saschas Beispiel folgen würden.
Naja jedenfalls wollte er, dass die beiden sich trennten. Sascha war davon keineswegs erfreut. Jetzt da er endlich sein Glück, seinen Lebenssinn gefunden hatte, wollte man ihm diesen wieder wegnehmen. Ich hatte versucht Vater zu überreden, doch er wollte nicht auf mich hören.
Was die Folge seiner Angst und Verzweiflung war, brach Sascha das Herz. Mein Vater veranlasste nämlich den Mord seiner Freundin, weil jenes Pärchen keine Anstalten gemacht hatten, voneinander zu gehen.
Die letzten Worte von Saschas Geliebten waren, dass er weiterleben sollte. Dass er sein Glück nicht wegschmeißen sollte.
Dass auch Vampire geliebt werden könnten. Einestages.
Sascha weinte an jenem Tage so schlimm wie noch nie zuvor. Er hatte sogar in seiner blinden Wut versucht meinen Vater zu ermorden. Doch man hielt ihn auf. Ich schaffte es schließlich ihn von seiner Rache abzubringen. Das er die Worte seiner Geliebten schätzen sollte. Dass sie nun an einem besseren Ort war."
,,Also hat er noch Hoffnung in uns. Das wir einestages lernen eures Gleichen zu lieben und ihr es akzeptieren würde!", schlussfolgerte ich und war irgendwie über den Hintergrund von Sascha gerührt. Wie stark er sein musste, um seine Rache aufzugeben und weiter zu leben, obwohl der wichtigste Mensch in seinem Leben gestorben war.
Welchen Sinn hatte es da noch weiterzuleben?
Ravens Räuspern holte mich aus den Gedanken. Meine Frage ließ er offen.
,,Ich lass dich jetzt noch eine Weile schlafen. Heute abend komme ich mit Elvithan wieder und nehmen dich mit zu einem wichtigen Dinner. Alle meine Brüder und Verwandten werden anwesend sein.
Zudem sind unter ihren Sklaven bestimmt Freunde von dir", sagte Raven und verließ das Bett, wobei sich eine Leere neben mir bildete.
Erst, als er mich alleine gelassen hatte, merkte ich wie kalt es nun war.
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Hey, Leute.
Hoffe, dass es nicht zuviel Hintergrundinfos waren.
Würde mich über Feedback freuen^-^
Und welches Bild habt ihr nun so von den Charakteren? Hat es sich überhaupt verändert, oder blieb eurer Eindruck gleich?
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